Spieluhr fürs Kind, Sanduhr für die Eltern Mithilfe einer Sanduhr können Eltern die vorgegebenen Wartezeiten beim Einschlaf-Training besser einhalten - und so laut Dr. Ulrich Rabenschlag ihr Kind ab einem Jahr daran gewöhnen, alleine einzuschlafen Einschlaf-Training mit Sanduhr Es sind quälende Minuten, die man als Eltern Abend für Abend vor der Kinderzimmertür verbringt, während das Kind drinnen schreit und weint, weil es nicht alleine einschlafen möchte. Dreißig Sekunden fühlen sich an wie zwei Minuten und schon steht man schneller als gewollt wieder am Kinderbettchen. Der Schlafforscher Dr. Ulrich Rabenschlag rät Eltern deshalb, für das Einschlaftraining ein Hilfsmittel zu benutzen: eine Sanduhr. Sie ist einfach zu bedienen, in jedem Kaufhaus erhältlich und mit ihr lässt sich das vorgegebene ZeitSchema leicht einhalten: Ob das Zimmer nach drei, sechs oder neun Minuten wieder betreten und dem Kind Trost gespendet wird – der rieselnde Sand lenkt ab und beruhigt die Wartenden. Das Ziel: Kann das Kind alleine einschlafen, ist es normalerweise auch nachts fähig, sich selbst zu beruhigen. Gesunde Kinder ab einem Jahr Die Methode von Dr. Ulrich Rabenschlag eignet sich frühestens für Kinder ab einem Jahr (je nach Entwicklungsstand). Zudem sollte das Baby gesund sein, denn ein krankes Kind braucht die Nähe seiner Bezugspersonen. Eine weitere Voraussetzung für das Programm ist, dass das Kind sich auch tagsüber gut von den Eltern trennen bzw. kurz alleine ohne Schreien im Zimmer bleiben kann. Auch der erfahrene Kinder- und Jugendpsychiater kann kein hundertprozentiges Erfolgsrezept vorweisen, in neun von zehn Fällen wurde allerdings das Ziel erreicht. Sein Einschlaf-Training ähnelt dem Ansatz von Dr. Richard Ferber, bei dem Eltern das weinende Kind zum Einschlafen alleine lassen und nach bestimmten Zeitintervallen wieder an sein Bettchen kommen. Schlafentzug macht Mütter krank Erweiternd hat Dr. Rabenschlag festgestellt, dass hinter nächtlichen Schlafstörungen fast immer ein Trennungsproblem von Mutter und Kind stecke. Mütter machen das nächtliche Theater häufig mit, da sie Angst hätten, ein radikales Eingreifen könne dem Kind schaden. Tatsächlich würden sich Mütter dabei aber vor allem selbst schaden, erklärt Dr. Rabenschlag. „Schlafentzug kann auf Dauer zu schwerer Erschöpfung und Depressionen führen“, weiß der Experte und plädiert dafür, als Mutter mehr auf sich zu achten, denn: „Nur, wenn es der Mutter gut geht, kann sie sich liebevoll um Ihr Kind kümmern“. Die Art Schlaftherapie von Dr. Ulrich Rabenschlag hat deshalb drei Schritte: 1. Entlastung für die Mutter Nachts mit dem Partner abwechseln Jedes Elternteil braucht mal eine Pause, um sich zu erholen. Deshalb ist es nur fair und gesund, wenn sich auch der Partner mindestens zwei, besser drei Nächte pro Woche um das Kind kümmert. Das heißt, er steht auf, wenn das Kind nachts schreit und beruhigt es. Die Mutter bleibt liegen und schläft im besten Fall weiter. Falls für sie auch dann kein Zur- Ruhe-Kommen möglich ist, kann der Arzt ihr evtl. ein Präparat mit Johanniskrautextrakt oder Baldrian verschreiben. Regelmäßige Auszeit am Tag Ein paar Stunden oder einen fester Nachmittag pro Woche sollte die Mutter sich gönnen. In dieser Zeit kann sie machen, was ihr guttut: Etwas mit der Freundin unternehmen oder alleine einkaufen, zum Yoga, etc. gehen, denn das hebt die Isolierung auf, die viele Mütter spüren. Oft bleiben sie mit dem Kind zuhause, während der Partner arbeitet, und haben so den ganzen Tag wenig Ansprache. Das kann sehr belastend sein und macht dünnhäutig bei Schlafproblemen und Machtkämpfen mit dem Kind. Hass- und Schuldgefühle sind keine Seltenheit. Es lohnt sich also, eine Betreuungsmöglichkeit zu suchen, ab und an einen Babysitter oder die Oma hinzu zu ziehen. 2. Ursachen der Schlafprobleme herausfinden Wenn Kinder abends partout nicht ins Bett gehen wollen, dann ist das keine böse Absicht. Ein Kind in dem Alter will und kann seine Eltern nicht vorsätzlich ärgern. Was sind also die Ursachen für das widerwillige Einschlafverhalten bzw. die nächtliche Unruhe? Oft sind es Ängste des Kindes. Kandidaten hierfür sind vor allem Babies, die gerade zu krabbeln oder zu laufen beginnen: Ihnen eröffnet sich eine völlig neue Welt, die faszinierend ist, aber auch beängstigend. Wenn sie also nicht gerade hellwach und voller Tatendrang sind, klammern sie gerne mal, und das ist meistens abends und nachts. Eltern, die darauf liebevoll eingehen, helfen ihrem Kind, diese Ängste zu überwinden. Auch verstärkter Körperkontakt am Tag schafft beim Kind Vertrauen und Selbstbewusstsein, denn es fühlt sich dadurch geborgen und sicher. 3. Ängste bewältigen Jedes Kind hat die angeborene Gabe, sich selbst zu beruhigen und ohne fremde Hilfe (wieder) einzuschlafen – darauf können Eltern ruhig vertrauen. Es gilt also, dem Kind beizubringen, seine Trennungsangst auch nachts zu bewältigen. Dafür muss das Kind allerdings eine Chance dazu bekommen, das heißt: Zu schneller Beistand beim Weinen oder das Ins-eigene-Bett-holen bringt zwar sofortige Ruhe und baldiges Wiedereinschlafen, das Kind gewöhnt sich aber daran und das Grundproblem bleibt bestehen. Also: Nicht nachgeben, sondern nach und nach dem Kind beibringen, alleine in seinem Bettchen einzuschlafen. Doch erst mal sollten Eltern sich eines klar machen: Alleine im eigenen Bettchen einschlafen ist für das Kind eine große Leistung. Wurde diese Hürde jedoch genommen, kann das Kind sich auch bald nachts selbst beruhigen, weiß Dr. Ulrich Rabenschlag. Damit die Trennung leichter fällt, sollte der kleine Mensch vorm Einschlafen also nochmal richtig viel Nähe und Geborgenheit tanken. Dafür sind ruhige Einschlafrituale bestens geeignet. Außerdem bieten sich Orientierungshilfen wie Spieluhr, Nachtlicht oder Schmusetier an, so dass das Kind sich an einem vertrauten Platz weiß, der trotz Dunkelheit nicht unheimlich ist. Kommt das Kind dennoch in der Nacht angelaufen oder stellt sich ans Gitter, sollte es wieder ruhig aber bestimmt in sein Bettchen zurückgebracht werden – wenn nötig mehrmals hintereinander. Auch hier ist die Konsequenz der Eltern der Schlüssel zum Erfolg. Die Freiburger-Methode Diese Methode empfiehlt ein höchstens 30-minütiges harmonisches Zubettgeh-Ritual aus Reden, Singen, Vorlesen und Schmusen, während das Kind bereits in seinem Bett liegt. Nach dem Gute-Nacht-Kuss verlässt Mama bzw. Papa das Zimmer und kommt erst nach einer vorher festgelegten Wartezeit wieder, auch wenn das Kind weint. Dieser Vorgang sollte wiederholt werden, bis das Kind eingeschlafen ist. Die empfohlene Staffelung der Wartezeiten sieht folgendermaßen aus: 1. 2. 3. 4. Wartezeit Wartezeit Wartezeit Wartezeit 1. Nacht 3 Minuten 3 Minuten 6 Minuten 6 Minuten 2. Nacht 3 Minuten 6 Minuten 6 Minuten 9 Minuten 5. 3 Minuten 6 Minuten 9 Minuten 9 Minuten 8. 6 Minuten 6 Minuten 9 Minuten 9 Minuten 9 Minuten 9 Minuten 9 Minuten 9 Minuten 3. – Nacht 6. – Nacht danach Für den Aufenthalt am Kinderbett zwischen den Wartezeiten wird eine Dauer von höchstens drei Minuten empfohlen. Und da ist die Devise: langweilig sein. Beruhigendes Summen, Köpfchenstreicheln, etc. statt Sprechen oder gar aus dem Bettchen heben. So wird verhindert, dass das Kind neue Trennungsängste aufbaut und denkt, die Eltern würden sich jetzt stundenlang mit ihm beschäftigen wie früher. Das Kind wird der neuen Einschlafprozedur wahrscheinlich erst mal feindselig gegenüberstehen und protestieren. Die Sanduhr hilft dem wartenden Elternteil, zu entspannen. Durchrieseln dauert drei Minuten, das Rinnen des Sandes beruhigt. Wem die Wartezeit dennoch unerträglich vorkommt, der sollte den Partner oder eine Freundin zur Hilfe nehmen. Einmal angefangen muss dieses Ritual konsequent verfolgt werden. In vielen Fällen haben 3-4 Nächte gereicht, um einen Effekt zu erzielen. Natürlich kann es auch länger dauern, maximal aber drei Wochen. Dabei bitte beachten: Die Unterbrechung oder der Abbruch des Trainings machen Probleme langfristig gesehen auf keinen Fall leichter! Aber es gibt Ausnahmesituationen, in denen die Eltern dem Kind lieber noch ein bisschen Zeit geben sollten: im Urlaub, beim Umzug, wenn ein Geschwisterchen geboren wurde oder es Probleme zwischen den Eltern gibt. Auch wenn die Mutter das Kind den ganzen Tag nicht sieht, weil sie arbeitet, ist diese Methode nicht empfehlenswert. Oder wenn es den Eltern zu schwer fällt, das Kind für kurze Zeit alleine zu lassen, sprich, wenn die Belastung der Eltern durch das Training zu groß wäre. Deshalb ist es ratsam, vor Beginn den Entwicklungsstand des Kindes genau zu begutachten und die momentanen Lebensumstände der Familie mit einzubeziehen.
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