Schwabo 09.10.2015 Schreckmoment beim Sa[...]

 Rottweil
Schreckmoment beim
Saukirbeumzug
Schwarzwälder-Bote, 09.10.2015 16:20 Uhr
Beim Saukirbeumzug in Göllsdorf sind dieses Jahr die Pferde der Kutsche ausgebrochen.
Archiv-Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote
Von Anja Schmidt
Rottweil-Göllsdorf. Bei der Saukirbe scheuten die Pferde. Passiert ist nichts,
doch der Vorfall weckt tragische Erinnerungen an den Narrensprung in
Rottweil-Altstadt vor 40 Jahren.
Der Göllsdorfer Ortsvorsteher Wolfgang Dreher will daraus kein Drama
machen. Der Pferdekutscher hatte die scheuenden Pferde während des
Umzugs im Griff, und nachdem sie nicht beruhigt werden konnten und sogar
gestiegen waren, wurden sie bei der Wende aus dem Zug genommen, sagt er.
Seit jeher begleitet die Kutsche mit Landrat, Oberbürgermeister, Pfarrer und
Ortsvorsteher den Saukirbeumzug am Sonntagnachmittag. Ebenso wie in
Rottweil beim Narrensprung Rösser durch die Zuschauer laufen.
Dennoch weckt der Vorfall in Göllsdorf Erinnerungen an den Narrensprung in
der Altstadt vor 40 Jahren. Ein Pferd scheute und trampelte zwei Kinder einer
Familie zu Tode. In der Altstadt wurde fortan auf die Begleitung von Pferden
verzichtet. In Rottweil laufen sie weiter. Allerdings werde das Thema jedes Jahr
vor dem Narrensprung diskutiert, sagt Alt-Narrenmeister Georg Schumacher,
und die Sicherheitsaspekte erneut beleuchtet. Das Pferd sei ein Fluchttier, das
die Flucht nach vorne antrete. Somit sei für die Narrenzunft ein äußerst
wichtiges Kriterium, genügend Abstand zwischen den Pferden und den
vorausgehenden Narren zu erreichen. Weiter würden auf den Rücken der Tiere
ausschließlich "äußerst erfahrene Reiter" sitzen, begleitet von einem Helfer,
der notfalls das Pferd am Zaumzeug packen könne. Jegliche Wartezeit zwischen
den Narren und Zuschauern werde vermieden, damit keine Unruhe entstehe.
"Wir machen alles logistisch Machbare dafür, dass wir die Pferde im Sprung
beibehalten können", so Schumacher.
Wolfgang Dreher war damals Zeuge des schrecklichen Ereignisses in der
Altstadt. Nach seinen Erinnerungen waren es keine Pferde aus dem Rottweiler
Reitstall, sondern Pferde von einem auf dem Altstädter Sportplatz gastierenden
Zirkus. "Seither habe ich einen Heidenrespekt vor Pferden und gehe ihnen
möglichst aus den Weg."
Nach dem ersten Durchlauf des Saukirbezuges fuhr das Gespann eine größere
Runde, damit sich die Tiere beruhigen konnten. Aber beim Weg zurück zu den
Zuschauern brachen die Tiere aus und rannten in einen Garten, wo sie sich mit
ihrem Zaumzeug verfingen. Dreher entschied, die Pferde nicht mehr auf den
Rückweg des Zuges zu lassen.
Dem Saukirbeumzug schadete es nicht. Landrat Wolf-Rüdiger Michel,
Oberbürgermeister Ralf Broß, Pfarrer Thomas Böbel und Dreher, die bis dahin
winkend auf der Kutsche saßen, suchten gerne die Nähe zu den Bürgern. "Wir
kamen kaum vorwärts und waren ständig auf der Suche nacheinander", erzählt
Dreher amüsiert. Über die Zukunft der Pferdekutsche werde im Saukirbeteam
debattiert. Entweder werden in zwei Jahren neue Pferde mitgehen oder ganz
auf die Kutsche verzichtet. Eine Lösung müsse jedenfalls gefunden werden.