2015 - Universität Mannheim

Erfahrungsbericht
Studiengang:
MA. Political Science
Austauschjahr/Semester:
2014/2015
Gastuniversität:
Johns Hopkins University
Stadt:
Baltimore
Land:
Maryland, USA
Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht die Meinung der
Universität Mannheim wider. Jeder Bericht wird vor der Veröffentlichung geprüft; die Universität behält sich das Recht zur Kürzung vor.
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Auslandsamt eine Anfrage an den Verfasser des Berichts versenden, in welcher dieser gebeten
wird, sich mit dem Interessenten/der Interessentin in Verbindung zu setzen.
1. Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule) und Ankunft…
Meine Bewerbung für das Austauschprogramm mit der Johns Hopkins University (JHU) verlief für mich parallel zur Bewerbung für den hiesigen Masterstudiengang in Political Science.
Ich hatte sogar eine Zusage für die JHU bevor überhaupt klar war, ob ich nach dem Bachelor
in Mannheim bleiben könnte – auch wenn die Beteiligten mir gegenüber deutlich machten,
dass ich damit ein „gutes Argument“ an der Hand habe. Entsprechend ging ich zunächst mit
etwas „gebremstem Schaum“ in die Vorbereitung, trieb sie aber entschlossener voran, als ich
auch die Zusage für den Mannheimer Master in der Tasche hatte.
Durch die einzelnen Schritte des nicht ganz übersichtlichen Prozesses geleitete uns Studiengangsmanagerin. Mir ihr stand uns eine kundige Hilfe zur Seite, die uns sicher durch das Anmeldeverfahren navigierte. Gleiches gilt für ihr Gegenüber auf Seiten der JHU. So aufregend
und anstrengend es ist, den Papierkram zu erledigen, so wenig fühlte ich mich an irgend einer
Stelle verloren – die beiden leisteten einfach gute Arbeit darin, uns einen Überblick zu geben,
welche Dokumente wann wofür nötig waren. Und dazu gehörten so einige Formulare, auch
etwa Bankauskünfte und ein schriftliches Statement der Eltern, im Falle eines Falles finanziell
geradezustehen. Für mich war das mein erstes Jahr in den USA, entsprechend einschüchternd
war der kleine Stapel an Dokumenten. Angesichts der großartigen Betreuung durch beide Seiten war das aber vollkommen unnötig.
Etwas mehr auf mich gestellt fühlte ich mich dabei, mich um ein Studentenvisum für die USA
zu bemühen. Den groben Ablauf hatte man uns zwar skizziert. In welcher exakten Reihenfolge aber welche Dokumente besorgt werden mussten, um sie später beim Termin im USKonsulat vorzuzeigen, das bedurfte einiger Stunden Recherche. Im Internet lassen sich dazu
allerdings natürlich einige Materialien dazu ansehen. Und wahnsinnig hilfreich war es zu diesem Zeitpunkt auch, sich mit den beiden Mitstreitern austauschen zu können, ob man selbst
vielleicht etwas übersehen hat.
Unterkunft (Kosten, Unterbringung allgemein, etc.)…
Daneben stand auch schon die Kontaktaufnahme mit dem Vermieter an. Traditionell beziehen
die Austauschleute das schon legendäre „Mannheim Apartment“. Tatsächlich scheint der Name fest in der Partyhistorie von Charles Village verankert, wo sich der Homewood Campus
der Uni befindet. Jedenfalls waren viele, mit denen man sprach, schon früher einmal Gast in
den vier Wänden, die jetzt unsere waren. Den Kontakt zu Vermieter Mani Pulimood hatten
wir über unsere Vorgänger bekommen, denen gegenüber wir auch gleichzeitig die drängends-
ten Fragen zum Leben in den USA loswerden konnten. Schließlich flatterte der Mietvertrag
per Flugpost herein. Die Kosten pro Zimmer lagen bei 495 Dollar im Monat, Wasser inbegriffen. Strom und Gas hingegen mussten wir separat bezahlen. Allerdings hatten wir nach unserer Ankunft Ende August aufgrund der langen, warmen Sommertage in Baltimore etwas Zeit,
den lokalen Energieversorger zu kontaktieren, Baltimore Gas and Electric (BGE). Die Kosten
dafür schwanken mit den Außentemperaturen, waren im Sommer schon einmal bei etwa 50
Dollar, erreichten im Winter aber auch locker die 160. Geteilt durch drei müssen solche Beträge aber nicht schrecken.
Ein weiterer Kostenpunkt ist das W-Lan in der Wohnung. Das lag letzthin bei etwa 110 Dollar monatlich, worin aber standardmäßig ein TV-Premium-Paket enthalten ist – so waren einige faule WG-Abende mit unseren Lieblingsserien schon einmal gesichert. Als letzter großer
Kostenblock kam außerdem der Handyvertrag hinzu. Etwas nachlässig in der Recherche
schlossen wir einen Vertrag im ersten Laden ab, den wir betreten hatten: Mit rund 150 Dollar
war der family plan von T-Mobile ein zuverlässiges Rundum-sorglos-Paket, aber sicherlich
nicht die günstigste Alternative.
Allerdings konnten wir diese Kosten von unserem Stipendium recht locker bedienen, das bei
1000 Euro monatlich lag. Anfangs genossen wir einen mit circa 1,30 Dollar pro Euro recht
günstigen Wechselkurs. Der erledigte sich aber mit dem Fortschreiten der Griechenlandkrise
schleichend von selbst, im Winter war fast schon Parität erreicht, bevor er sich wieder auf
etwa 1,12 Dollar pro Euro erholte. Das hatte unmittelbare Auswirkungen auf unsere Monatskalkulation, auch wenn wir uns zu keinem Zeitpunkt Sorgen ums Abendbrot machen mussten.
2. Studium an der Gasthochschule…
In meiner bisherigen Unikarriere war dieses Auslandsjahr der absolute Höhepunkt – und das
liegt in erster Linie daran, dass wir sowohl vonseiten unserer Kommilitoninnen und Kommilitonen als auch unserer Professorinnen und Professoren mit wahnsinnig inspirierenden Menschen umgeben waren. So bot das Jahr in vielen Belangen einen wohltuenden Kontrapunkt
zum Mannheimer Unibetrieb: Als Wochenlektüre standen vermehrt Buchkapitel auf dem
Plan, vereinzelt sogar ganze Schmöker. Im Klassengespräch mit dem Professor setzten wir
uns dann mit der Qualität des Arguments auseinander, suchten nach Querverweisen, Schwächen und Einordnung. In einem Seminar zog sich so ein merklicher roter Faden durch das
Semester, wie er aus Paper-Einerlei einfach nicht gesponnen werden kann.
Dazu durften wir alle Annehmlichkeiten einer privaten Universität genießen: ein schöner
Campus, der auch mal zum Abhängen in den Liegestühlen im Park einlädt. Daneben eine gut
organisierte Bibliothek mit einem großen, gemütlichen Lesesaal. Auch außerakademisch bieten die zahlreichen Groups und Societies Abwechslung im studentischen Alltag. Die Uni verfügt über ein großes, kostenloses Sportangebot – und natürlich haben wir auch das JHUeigene Football-Team angefeuert, wenn es im heimischen kleinen Stadion antrat.
Alltag und Freizeit…
Baltimore ist eine tolle Stadt mit vielen Freizeitmöglichkeiten. Vordergründig denkt man da
zum Beispiel an den Inner Harbour, wo man vorzüglich shoppen kann. Dort finden sich auch
zahlreiche Clubs und Bars, aber auch sonst sehr schöne Ecken, die einfach nur so zum Verweilen einladen. Im etwas kultigeren Mount Vernon gibt es hippe Pubs und Bars sogar in etwas größerer Nähe zum Homewood-Campus. Und nicht zuletzt ist Baltimore auch die Heimstätte traditionsreicher Baseball- und Football-Teams. Allein schon wegen der Atmosphäre,
des amerikanischen Drumherums, sollte man eine Partie auf jeden Fall mal erleben.
Fazit (beste und schlechteste Erfahrung; Abschlusswort an Ihre Nachfolger)…
Am besten gefallen hat mir der vertraute, persönliche Umgang mit Professorinnen und Professoren.
Zum einen liegt das an den kleinen Seminaren: wenn 15 Leute denselben Kurs belegen, ist das schon
eine Menge. Einen Kurs teilte ich nur mit einem weiteren Kommilitonen (auch wenn das zugegeben
eine Ausnahme war und der Kurs deshalb kurz auf der Kippe stand, verdeutlicht sie doch nochmals
die finanziellen Möglichkeiten). Zu dieser warmen Atmosphäre trugen aber auch die zahlreichen Veranstaltungen des PolSci-Departments bei, Kolloquien etwa, bei denen die Profs ihre neueste Arbeiten
vorstellen. Auch bei sonstigen Feierlichkeiten kommt man schnell ins Gespräch miteinander, spricht
einander mit Vornamen an. Im eher distanzierten deutschen Uni-System war ich das so nicht gewohnt.
Negative Erfahrungen kann ich dagegen so leicht keine benennen. Am ehesten noch die Tatsache, dass
man als Mannheimer eben mit einer gewissen Brille in eine fest gefügte Kultur tritt – Politikwissenschaft an der JHU ist eben theorielastig und etwas abseits vom quantitativen Mainstream, wie ihn die
flagship journals zelebrieren. Da fand ich mich des Öfteren in der Rolle desjenigen wieder, der rational choice-Ansätze und den „naturwissenschaftlich“ inspirierten Zugang zur Politik verteidigte, obwohl ich mich aus Mannheimer Sicht keinesfalls als „Hardliner“ bezeichnen würde. Aber je mehr ich
lesen, je tiefer ich eintauchen durfte in dieses Universum, umso mehr habe ich gelernt – und umso
radikaler hat dieses Jahr mein eigenes Verständnis davon verändert, was ich eigentlich studiere.
Jetzt, zurück in Deutschland, da mich meine Nachfolger um Ratschläge bitten und da ich diese Zeilen
schreibe, steigt Wehmut in mir hoch. Würde man mir die Gelegenheit bieten, dieses Jahr zu wiederholen: ich würde keine Sekunde zögern.
An der ausländischen Partnerhochschule besuchte Kurse:
KursKurs
bezeichnung
AS.230.605 Categorical Data Analysis
SWS/ Anerkennung an der UniCredits
versität Mannheim
6
Ja
AS.190.602
Introduction to Quantitative Methods
6
Ja
AS.190.622
Contemporary Theories of International
6
Ja
Relations
AS.190.686
Institutions of Capitalist Democracy
6
Ja
AS.190.625
Theories of Comparative Politics
6
Ja
AS.190.683
Research Seminar on Political Parties
6
Ja
SWS = Semesterwochenstunde
Bemerkungen