Han Yangling 汉阳陵 - Mausoleum des vierten Kaisers der Han

Forschungsbericht Exkursion Xi‘an 2015
Han Yangling 汉阳陵 - Mausoleum des vierten Kaisers der HanDynastie
Marina Saal und Laura Maas
Das Han Yangling ist ein dem vierten Kaiser der Han-Dynastie, Han Jingdi 汉景帝, gewidmetes Mausoleum, das in der damals üblichen Art als Hügelgrab erbaut wurde.
Die Regierungszeit dieses Kaisers umfasste 17 Jahre und wird heute gern, so auch von der
chinesischen Touristenführerin vor Ort, mit der seines Vaters Han Wendi 汉文帝 zusammengefasst, als „Goldene Ära der Harmonie“ bezeichnet.
Die 20 Quadratkilometer große Grabstätte befindet sich nördlich von Xi’an und wurde zwischen 152-126 v. Chr. erbaut. Das eigentliche Grab des Kaisers ist von 81 mit Grabbeigaben
gefüllten Gruben und Gruben, die kleine Tonsoldaten enthalten, umgeben. Auf dem Gelände
sind außerdem die Grabstätten der Kaiserin, zweier Konkubinen und etwa 10.000 Beamter zu
finden. Auch ein Grab für Kriminelle ist vorhanden, dessen Existenz während der Vorbereitung auf die Exkursion Rätsel aufwarf, die jedoch während des Aufenthaltes in China geklärt
werden konnten.
Nach dem Fund der Stätte während der Bauarbeiten für den Flughafen in Xi’an, wurde 1999
ein unterirdisches Museum eröffnet, das Einblicke in einige der freigelegten Beigabengruben
erlaubt. Es gilt als das größte unterirdische Museum Chinas. Abgesehen von der Schutzhalle
über den Beigabendepots, gehören auch eine Ausstellungshalle mit Fundobjekten, eine nachgebaute Tempelanlage und eine Schutzhalle über der südlichen Toranlage zu den Museumsgebäuden.
Von besonderem Interesse vor Besuch des Museums war die Frage danach, weshalb die
Grabanlage Han Jingdis, aber nicht die seines – zumindest in Europa – bekannteren Vaters,
untersucht worden war. Es stellte sich heraus, dass die Untersuchung der Anlage durch den
Ausbau der Infrastruktur für den Bau des Flughafens eher notgedrungen in die Wege geleitet
wurde und dass das eigentliche Grab Han Jingdis, genau wie das seines Vaters, zum Schutz
der Artefakte weiterhin verschlossen bleiben soll.
Auf der Homepage des Museums gibt es nur wenige Angaben über die genaue Aufteilung der
Bereiche und die in ihnen ausgestellten Fundstücke, die allerlei Lebensbereiche abdecken.
Feine Stoffe, Lebensmittel, Tonbehälter, Waffen, Schmuck und die tönernen Figuren von
Menschen und Tieren wurden unter den Grabbeigaben entdeckt.
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Im Webauftritt des Museums wird die ursprüngliche Anordnung dieser Objekte nicht deutlich, im Laufe der Führung durch das Museum stellte sich jedoch heraus, dass die Gruben
immer einem Ministerium gewidmet waren, das administrativen Aufgaben wie der Schneiderei, dem Schmieden, der Beschaffung von Nahrung oder der Zucht von Tieren nachkam. Die
Länge der Gruben, die sehr unterschiedlich ausfällt, gibt dabei das Ansehen der Minister wieder. Der Großteil der Fundstücke besteht aus Ton und war, ähnlich der Terrakotta-Armee,
bemalt. Einige der menschlichen Figuren trugen Kleidungsstücke aus Stoff, welche nach der
Lagerung in der Erde jedoch nicht mehr vorhanden sind. Auch die hölzernen Arme und die
Kisten in denen die Statuetten gelagert wurden, sind inzwischen verrottet.
Abb.1: Die Tonfiguren ohne Arme, angeordnet, wie sie in den Kisten standen.
Die Museumsbeschriftung der einzelnen Objekte war durch Angabe des Fundortes und eine
einfache Beschreibung des dargestellten Stückes gekennzeichnet.
Abb. 2: Einige der tönernen Tiere, hier nicht, wie ursprünglich in Reihen der gleichen Art aufgestellt, sondern
nebeneinander ausgestellt. An der Kuh können noch Farbreste erkannt werden.
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Bezüglich der Darstellung der Exponate ist auffällig, dass sie als perfekte, mit höchster
Handwerkskunst geschaffene Stücke beschrieben werden und ihre Individualität hervorgehoben wird.
Nicht nur auf der Homepage des Museums sondern auch während der Führung wurde dieses
Narrativ verfolgt. Im Vergleich zum Internetauftritt waren bei der Führung jedoch deutlich
mehr Informationen geboten. Außer der Frage nach der Länge der Gruben, konnte auch beantwortet werden, weshalb auf dem Gelände ein Grab für Kriminelle vorhanden war. Dabei
handelt es sich um ein Massengrab, in dem solche Verbrecher verscharrt wurden, die, obwohl
zum Tode verurteilt, zunächst noch als Zwangsarbeiter bei dem Bau der Grabanlage eingesetzt wurden.
Interessant war die Tatsache, dass dieses Grab auf einer Übersichtstafel zwar in der Anlage
vorhanden, jedoch nicht beschriftet war.
Dies mag eine Fortführung der Weise sein, wie Han Jingdi durch die Informationstafeln und
die Führerin dargestellt wurde. In beiden Fällen wurde auf seine Innovationskraft – alle auf
seine Grabstätte folgenden Kaisergräber wurden auf die gleiche Art ausgerichtet – und seine
Weisheit und Voraussicht – anders als der Gelbe Kaiser schonte er die Ressourcen seines Reiches, indem er nur kleine (30 cm hohe) Statuetten anfertigen ließ – eingegangen.
Die Darstellung Han Jingdis folgt also einem durchweg positiven Narrativ. Fehlleistungen
anderer Kaiser der Han-Dynastie wurden von der Museumsführerin angesprochen, wenn auch
nicht detailliert ausgeführt.
Am Tag der Exkursion war die Menge an Besuchern im Han Yang Ling, besonders im Vergleich zu der bei der Terrakotta-Armee, sehr überschaubar. Außerdem schien es sich bei der
Mehrheit der Besucher um ältere Menschen zu handeln.
Leider ließ sich nicht herausfinden, wie hoch die Besucherzahlen tatsächlich sind.
Trotz des größeren Umfangs an ausgegrabenen Fundstücken und einer besseren Erforschung
des gesamten Gebietes ist der Bekanntheitsgrad des Han Yang Ling deutlich geringer als der
der Terrakotta-Armee, mit der es gern verglichen wird.
In dem museumseigenen Laden, für dessen genauere Untersuchung keine Zeit blieb, waren
Souvenirs zu finden, die auch in anderen Museen der Region, wie dem Shaanxi History Museum, verkauft wurden. Souvenirs, die auf das Han Yang Ling zugeschnitten waren, etwa
Figurinen der Art, wie sie auf dem Areal ausgegraben worden waren, befanden sich nicht darunter, wohl aber Statuetten der Terrakotta-Krieger aus dem Grab des Kaisers Qin Shihuang.
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Nach dem Besuch des Museums und der Betrachtung seiner Aufmachung und Rezeption
scheint es zweifelhaft, dass das Han Yang Ling für die Identitätsstiftung in China eine tragende Rolle spielt, obwohl auf Nachfrage immer wieder die Wichtigkeit der Anlage und Han
Jingdis selbst betont wurde.
Abb. 3: Ein Ausstellungsraum in der der unterirdischen Museumsanlage
Abb. 5: Eine der Gruben von oben betrachtet.
Abb. 4: Das Grab Jingdis mit Gruben für die Grabbeigaben
Bibliographie
Han Yang Ling Mausoleum https://www.youtube.com/watch?v=1nDPdR6RyCM [zuletzt aufgerufen am
02.01.2015]
Han Yang Ling Museum Homepage http://www.hylae.com/en/main.asp [zuletzt aufgerufen am
02.01.2015]
Li, Jiajun, West Han Artifacts of Han Yangling Mausoleum Museum, Maoling Mausoleum Museum, and
Xianyang
Mausoleum Museum in Xi‘an. Xi‘an Jiatong University: Art Museum, 2009.
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Forschungsbericht Exkursion Xi‘an 2015
http://www.pnclink.org/pnc2009/english/PresentationMaterial/Oct08/08-Rm4-AncientChina1/1520-08AncientChina-ppt-LiJiajun.pdf [zuletzt aufgerufen am 02.01.2015]
Miller, Allison Ruth, Patronage, Politics, and the Emergence of Rock-Cut Tombs in Early Han China.
Cambridge
(Massachusetts): Harvard University, 2011.
Yangling Mausoleum of Han Dynasty
http://www.travelchinaguide.com/attraction/shaanxi/xian/hanyang.htm [zuletzt
aufgerufen am 02.01.2015]
Wertmann, Patrick, Das Yangling-Museum der Han-Dynastie (汉阳陵博物馆). Bridging Eurasia , November 2012.
http://www.bridging-eurasia.org/de/node/85 [zuletzt aufgerufen am 06.01.2015]
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