Stahl schlägt Kupfer

Die Detailansicht zeigt einen Stahlabsorber mit Sammelkanal und
sogenannten Steigrohren. Den zwei Quadratmeter großen
Demonstrator-Absorber entwickelten Forscher im Projekt Sapres.
© Fraunhofer ISE
Günstiges Herstellungsverfahren für Solarabsorber
06.05.2015
Stahl schlägt Kupfer
Im Vergleich: Oben ist der aus zwei
Halbschalen gefertigte und doppelseitig
geprägte Absorber und unten ein
Standard-Absorber zu sehen.
© Fraunhofer ISE
Vergleich: Die Grafik zeigt die gemessenen
Leistungskurven des
Demonstrator-Solarabsorbers aus Stahl und
des Referenz-Absorbers im gleichen
Kollektorgehäuse bei 1.000 Watt pro
Quadratmeter (W/m²).
© Fraunhofer ISE
Das sogenannte Hohlpräge-Streckziehverfahren ist bei der
Heizkörper-Herstellung etabliert. Forscher passten dieses Verfahren nun
für die Fertigung von Solarabsorbern an. Mit diesem lässt sich anstelle
des teuren Kupfers auch Stahl und Aluminium in großen Stückzahlen und
flexiblen Längen verarbeiten. Ein angepasstes Kanaldesign gleicht die
niedrigere Wärmeleitfähigkeit des Stahls aus. So erzielen sie die gleichen
thermischen Wirkungsgrade wie herkömmliche Absorber – und sparen
zudem Geld.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und das
Maschinenbauunternehmen Gräbener Pressensysteme wollen die Kosten
von Solarabsorbern reduzieren. Zum einen können mit dem sogenannten
Hohlpräge-Streckziehverfahren (Abb. links unten) große Stückzahlen von
Solarabsorbern gefertigt werden. Das Verfahren wird normalerweise bei
der Produktion von Heizkörpern eingesetzt. Der Aufbau eines Absorbers
aus zwei geprägten Halbschalen weist einige Unterschiede zu dem eines
Standard-Absorbers auf. Innerhalb des Projekts wollen die
Wissenschaftler die Vor- und Nachteile analysieren und die
Zukunftsfähigkeit dieser Bauart anhand eines Musterabsorbers
demonstrieren.
Zum anderen ersetzen die Forscher das bisher für Solarabsorber verwendete teure Kupfer durch Stahl und
Aluminium. Allerdings hat Stahl eine niedrigere Wärmeleitfähigkeit. Daher passten die Wissenschaftler das
Kanaldesign des Absorbers an. Dafür verwenden sie nicht wie üblich 10, sondern 20 oder mehr Steigrohre, durch
die das Wärmeträgermedium später fließt. „Das kompensiert die Leitfähigkeit und es kann ein
Kollektorwirkungsgradfaktor vom Stand der Technik erzielt werden“, sagt Projektleiterin Lotta Koch vom
Fraunhofer ISE. Neben der guten thermischen Leistungsfähigkeit ermöglicht dieses Herstellungsverfahren auch
ein hydraulisch verbessertes Design, was keine Mehrkosten verursacht.
„Der Absorber wird zwar günstiger, das wirkt sich aber bei kleinen Anlagen nicht so stark auf den Endpreis
„Der Absorber wird zwar günstiger, das wirkt sich aber bei kleinen Anlagen nicht so stark auf den Endpreis
inklusive Installation aus. Dies hängt auch vom dreistufigen Vertriebsweg ab“, erklärt die Projektleiterin. Die
Leistungsfähigkeit bleibt allerdings gleich und kann noch weiter verbessert werden. „Die flexiblen Längen
innerhalb einer Massenfertigung sind ein weiterer Vorteil des Konzepts“, fügt Koch hinzu.
Weiterentwicklung des Kollektordesigns
Das Fraunhofer ISE möchte weiter daran arbeiten, das Kollektor-Konzept auch für sehr große solarthermische
Anlagen anzupassen. Die Experten erwarten dabei deutlich höhere Kostenvorteile – vor allem, wenn sie ein
schlüssiges Gesamtkonzept inklusive Gehäuse, Aufständerung und System entwickeln. Zudem gibt es bei
großen Anlagen keinen dreistufigen Vertriebsweg. Der Anteil der Absorber- und Kollektorkosten an den
Gesamtkosten ist wesentlich höher. Daher spielen die Kostenvorteile des neuen Konzepts eine größere Rolle.
Zusätzlich wollen die Forscher die Einsatzmöglichkeiten des neuen Absorbers in PVT-Kollektoren prüfen, um
sowohl Wärme als auch Strom zu gewinnen. Zurzeit laufen die ersten Probeversuche.
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