Hinterland 10 FortSEtzung von «FrüH AuFStEHEn Für goLDEnE

WB
Dienstag, 9. Juni 2015, Willisauer Bote, Nr. 45
Hinterland
10
Fortsetzung von «Früh aufstehen für goldene Momente»
Eines von Priska Ziswilers Lieblingsbildern, aufgenommen am Alpabzug
in Schüpfheim. Foto Priska Ziswiler
Die aufgehende Sonne sorgt für ein Farbenspektakel über dem Wauwilermoos. André Egli sucht sich oft am Abend vorher
einen Ort aus, an dem er am Sonntagmorgen den Sonnenaufgang fotografieren will. Foto André Egli
Smilla und Heros, Ledi Herzogs zwei «Kumpel», sind immer mit dabei, wenn er
mit der Kamera unterwegs ist – und oft selbst das Sujet. Foto Ledi Herzog
Die kleinen Seen in der Region sind unter den Leserbildfotografinnen und -fotografen ein beliebtes Sujet
– so, wie hier der Mauensee, aufgenommen von Irene Wanner. Foto Irene Wanner
Fortsetzung von Seite 9
reflexkamera. «Ab dann war ich beim
Fotografieren wieder glücklich.» Die
digitalen Kameras haben die Art und
Weise verändert, wie er fotografiert.
«Ich mache sehr viele Fotos, zeige aber
nur das schönste – dann hat jeder das
Gefühl, ich sei ein guter Fotograf», sagt
er und lacht.
Der ehemalige Willisauer Feuerwehrkommandant fotografiert nach
wie vor gerne Landschaften, vor allem im Napfgebiet. An die Stelle der
Kinder sind jetzt aber seine Hunde gerückt. Und inzwischen auch andere
Tiere: Kühe, Enten, Rehe… «Es macht
mir Spass, Tiere in Bewegung festzuhalten», sagt er. «Genau den richtigen
Moment zu erwischen.» Dass es nicht
immer auf Anhieb klappt, gehört dazu.
Für das Bild einer Ente, die von Willis­
au Richtung Hergiswil fliegt (WB vom
16. Mai), brauchte er drei Monate. Einmal war die Ente zu schnell, dann flog
sie in die falsche Richtung – oder es hätte alles gepasst, aber er hatte seine Kamera nicht mit dabei. Man dürfe sich
einfach nie ärgern, wenn etwas nicht
so funktioniert, wie man es sich vorgestellt habe, sagt Herzog. «Sondern sich
freuen, wenn etwas klappt.»
Ledi Herzog geht am Morgen früh,
am Mittag und am Abend mit seinen
Hunden spazieren. Oft nimmt er dann
auch seine Kamera mit. Dass er so oft
unterwegs ist, hat einen Grund: Vor
sechs Jahren hatte er, damals Besitzer der Seilerei Herzog, ein Burn-out,
musste gar in eine Klinik. Und merkte:
Auf ein-, zweistündigen Spaziergängen
mit seinen Hunden kann er abschalten.
«Früher hatte ich immer das Gefühl:
Ich habe keine Zeit für so etwas. Aber
man muss sich die Zeit einfach nehmen. Es tut der Gesundheit gut.»
Die Hunde bieten ihm immer wieder
gute Sujets. Aber manchmal seien sie
ihm auch im Weg. «Als ich vor Kurzem
einen Kormoran fotografieren wollte,
rissen die Hunde an beiden Seiten an
der Leine. Es war ein hartes Stück Arbeit, bis sie endlich ruhig waren und ich
abdrücken konnte.» Definitiv unmöglich mit den Hunden sei es, an einem
Ort lange zu warten, bis der richtige
Moment für ein Bild komme. Er werde
sich deshalb nie an einem Morgen irgendwo hinlegen und auf den Sonnen-
Migros-Klubschule und bei der Volkshochschule Willisau einen Kurs zur
Bildbearbeitung. Um Letzteres noch
besser zu lernen, schaut sie YoutubeVideos. Ansonsten gehe sie nach dem
Prinzip learning by doing vor. «Probiere goht öber Studiere.»
Am liebsten fotografiert Priska Ziswiler Landschaften und die Natur. «Sujets, bei denen ich mir Zeit nehmen
kann, die mir nicht davonlaufen.» Sehr
gerne fotografiert sie am Wasser. Im
Moment vor allem am Soppensee. «Mir
gefallen all die Holzstege und Sitzbänke. Und es führt ein sehr schöner Weg
um den See herum. All dies sind wunderschöne Sujets. Ich mag es auch, dass
der See nicht von zu vielen Menschen
überlaufen ist. Er ist eine erholsame
Oase.»
Ein Erlebnis, an das sie sich besonders gut erinnert, war die partielle Sonnenfinsternis am 20. März. Damit die
Kamera keinen Schaden nahm, hatte
Priska Ziswiler eine Art Sonnenbrille
dafür gebastelt. Und erntete von den
Ornithologen, die wegen der Vögel im
Moos unterwegs waren, verwunderte Blicke. Doch das nahm sie gerne in
Kauf. «Es war ein eindrücklicher Moment, als die Sonne vom Mond teilweise
verdeckt war. Das Licht war ganz diffus
und es wurde merklich kühler.»
Mit dem Fotografieren alleine ist es
für Priska Ziswiler aber nicht getan.
Wenn sie wieder zu Hause ist, geht es
ans Bearbeiten der Bilder. Das gehöre dazu. «Ich schärfe jedes Bild und
schneide es zu», sagt sie. Dabei versuche sie, die Bilder möglichst natürlich
zu lassen. «Ich möchte das Bild so zeigen, wie ich den Moment erlebt und gesehen habe.» Einige Bilder lädt sie in
Fotoforen wie Panoramio oder Flickr
hoch. «Der Austausch mit anderen
(Hobby-)Fotografen aus der ganzen
Welt ist inspirierend, manchmal lustig
und lehrreich.»
Inzwischen führt Priska Ziswiler hin
und wieder sogar Auftragsarbeiten aus,
fotografiert etwa für die Webseiten von
Gewerbebetrieben. Durch das Hochladen von Bildern in Internetforen bekommt sie auch Anfragen von Firmen
und Privaten, die auf der Suche nach
einem Landschaftsbild aus unserer Gegend sind. Und sie hat begonnen, Karten herzustellen und diese über die eigene Webseite zu vertreiben.
Leserbilder schickt Priska Ziswiler
an verschiedene Zeitungen. «Das Bild
muss mir gefallen und ich muss dahinterstehen können», erklärt sie ihre Auswahlkriterien. Sie freue sich immer,
wenn ein Bild abgedruckt werde – und
auch über die schönen Rückmeldungen
der Leserinnen und Leser.
* Priska Ziswiler-Heller (44) ist Bäuerin/Familienfrau.
Zusammen mit ihrem Mann Jakob bewirtschaftet sie
einen vielseitigen Landwirtschaftsbetrieb in Ettiswil.
Sie haben drei Kinder: Marcel (24 Jahre), Michelle (21
Jahre), Ramon (16 Jahre). Weitere Hobbys sind Krimis
lesen, Pilates und Jassen. Ihre Webseite: www.gutenhof.ch.
Alfred «Ledi» Herzog (58)*, Willisau
Seine Hunde kennt man im Hinterland.
Seit Heros, Smilla und Cooper – der
Hund seiner Partnerin – vor zwei Jahren das erste Mal auf einem Leserbild
im WB abgebildet waren, wird Alfred
«Ledi» Herzog immer wieder angesprochen, wenn er mit ihnen unterwegs ist.
Denn das erste Hundebild blieb nicht
das letzte – kein Wunder: Ist Ledi Herzog mit der Kamera unterwegs, sind
seine «Kumpel» immer mit dabei.
Ledi Herzog fotografiert schon lange. Vor rund 30 Jahren kaufte er sich
seine erste Spiegelreflexkamera. Er benutzte sie vor allem in den Ferien. Die
Sujets: Landschaften und seine beiden
Kinder. Damals habe man es sich sehr
gut überlegt, bevor man abdrückte, erinnert er sich. «Wenn man einen Film
entwickeln liess, kostete jedes Foto einen Franken. Das läpperte sich schnell
zusammen.» Das änderte sich, als er
2002 seine erste Digitalkamera kaufte.
Allerdings war er mit der Qualität gar
nicht zufrieden. Vor sechs Jahren leistete er sich dann eine digitale Spiegel-
aufgang warten wie ein Jäger auf den
Sommerbock. «Mit den Hunden muss es
schnell gehen.» Auch sonst habe er keine riesigen Ambitionen. «Ich bin und
bleibe ein hemdsärmeliger Fotograf.»
Er habe auch noch nie ein Bild am
Computer bearbeitet. «Dafür fehlt mir
schlicht die Zeit.» Einsatz für seine Bilder gibt Herzog aber dennoch: Wenn es
nötig sei, stehe er auch mal ins Wasser
oder lege sich auf den Bauch. Die WBLeserinnen und -Leser können sich also
noch auf das eine oder andere originelle
Tierbild von Ledi Herzog freuen.
* Ledi Herzog (58) arbeitet zu 100 Prozent bei der Seilerei Herzog AG als Stellvertreter seines Sohnes, der
die Firma führt. Er ist Vater von zwei erwachsenen
Kindern und Grossvater. Am Wochenende lebt er mit
seiner Partnerin zusammen. Neben dem Fotografieren
widmet er sich in seiner Freizeit vor allem seinen zwei
Hunden: Heros (6) und Smilla (2½). Zweimal in der Woche ist er mit ihnen in der Hundeschule.
Irene Wanner (48)*, Schötz
Wann sie mit dem
Fotografieren begonnen hat, weiss
Irene
Wanner
nicht mehr. «Eigentlich habe ich
immer
fotografiert», sagt sie. Unterwegs mit der
Schule oder einer Gruppe, war immer
sie diejenige, welche die Kamera mit
dabei hatte. Danach dienten ihre Kinder als Sujet. Nun fotografiert sie vor
allem auf ihren langen Spaziergängen
am Morgen. Regelmässig ist die Schötzerin eine bis zweieinhalb Stunden lang
unterwegs, an der Wigger und an der
Luther, im Wauwilermoos, im Wald. Die
Kamera hat sie immer mit dabei. «Zumindest, wenn ich alleine laufe», präzisiert sie. «Denn dann nehme ich die Natur ganz anders wahr, als wenn ich mit
Kolleginnen unterwegs bin. Zusammen
‹schnäderen› wir halt viel – dann hat
die Natur einen anderen Stellenwert.»
Was Irene Wanner fotografiert, hat
viel mit Zufall zu tun. «Ich gehe nicht
mit konkreten Vorstellungen an einen
Ort. Ich laufe einfach und fotografiere,
was mir ins Auge sticht.» Meist spezielle Morgenstimmungen oder Blumen
und Tiere, die gerade ein spannendes
Bild hergeben. «Dabei muss man auch
Glück haben und zur richtigen Zeit am
richtigen Ort sein.» Irene Wanner fotografiert ausschliesslich die Natur.
«Menschen sind zu schnell für mich»,
sagt sie und lacht. Und ergänzt: «Menschen müsste ich fragen, ob ich sie fotografieren darf. Das will ich nicht – und
gestellte Fotos mag ich nicht. Ich will in
aller Ruhe unterwegs sein und die Natur geniessen.»
Auch irgendwo warten, bis etwa
ein Tier am richtigen Ort ist oder die
Sonne genau an einen bestimmten Ort
hinscheint, ist nicht ihr Ding. Irene
Wanner ist eine spontane Fotografin.
Deshalb fotografiert sie nicht mit einer schweren und sperrigen Spiegelreflexkamera, sondern mit einer kleinen, handlichen Digitalkamera. «Die
ist praktisch zum Mitnehmen», sagt sie.
«Sie passt gut in die Hosen- oder in die
Bauchtasche. Und wenn ich sie brauche, habe ich sie schnell parat.»
Ihr erstes Leserbild schickte Irene
Wanner vor eineinhalb Jahren an die
Neue Luzerner Zeitung. Es war eine
wunderschöne Morgenstimmung in
Schötz. «Es wurde auf Anhieb veröffentlicht. Das motivierte mich, weitere Bilder einzuschicken, auch an den
WB.» Sie freue sich sehr, wenn ein Bild
abgedruckt werde, wenn nicht, sei es
nicht tragisch. Aber es sei immer spannend zu sehen, welche Bilder ausgewählt werden und welche nicht.
Diejenigen, die es in die Zeitung
schaffen, hängt sie bei sich zu Hause
auf. Freude hat sie auch an Feedbacks
von Bekannten, denen ein Bild gefallen
hat. «Denn genau dafür schicke ich die
Bilder ja ein – damit auch andere etwas
davon haben.»
* Irene Wanner (48) lebt in Schötz, zusammen mit ihrem Mann Thomas und ihren drei 17- bis 20-jährigen
Kindern. Neben ihrem Job als Familienfrau arbeitet die
gelernte Pflegerin in einem kleinen Pensum in der Drogerie Müller. Wenn sie nicht mit der Kamera unterwegs ist, verbringt sie ihre Freizeit gerne beim Lesen
oder im Garten.
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