32. Französische Filmtage Tübingen | Stuttgart 4. bis 11. November 2015 Pressemitteilung 28. September 2015 Etat des lieux – Retrospektive - Hommage Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, chers amis In diesem Jahr sind die Französischen Filmtage ausgesprochen politisch. Wir haben einen ganz neuen Programmschwerpunkt entwickelt: Eine Bestandsaufnahme der politischen und gesellschaftlichen Situation (nicht nur) in Frankreich: Wie lebt es sich in einer Gesellschaft im Umbruch? Wie gehen wir mit dem so wichtigen Gut der Meinungs- und Pressefreiheit um? Was bedeutet es, tolerant zu sein? La société bouleversée - Gesellschaft im Umbruch Wir müssen über Frankreich reden: Die unglaublichen Resultate des Front National bei den Wahlen im vergangenen Jahr, Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit, fehlende Strukturreformen, Antisemitismus – die französische Gesellschaft steht vor schwierigen Herausforderungen. Die Französischen Filmtage unternehmen mit einer Filmreihe und einer Diskussionsrunde mit prominenten Gästen eine Bestandsaufnahme der politischen Verhältnisse in Frankreich. Claire Simon zeigt in „Le Bois dont nos rêves sont faits“ ein Kaleidoskop der Menschen, für die der Bois de Vincennes bei Paris Zuflucht, Treffpunkt oder Sehnsuchtsort ist. Bernard Maris, alias „Oncle Bernard“, war ein Meister der Wirtschaftskritik für das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ – bis sein Leben durch die Kugeln der Attentäter im Januar 2015 ein jähes Ende fand. Richard Brouillette setzt ihm in einer regelrechten ökonomischen Gegenlektion ein angemessenes Denkmal. „Un français“ von Diasthème erzählt den Werdegang des Skinheads Marco, einem Mistkerl, der versuchen wird, ein besserer Mensch zu werden. „Fatima“ von Philippe Faucon illustriert auf sensible und intelligente Weise die Zerrissenheit von Einwanderern zwischen Heimweh und Hoffnung. Sonntag, 8.11.2015 18:30 Uhr – Un Français - Diastème 20:30 Uhr – Diskussion Tübingen, Kino Museum und Obere Museumssäle La liberté de la presse et d’expression - Presse- und Meinungsfreiheit „Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen.“ Das Zitat ist nicht von Voltaire, sondern von Evelyne Béatrice Hall, aber dass es dem französischen Philosophen unentwegt und unverdrossen zugesprochen wird, sagt etwas über den hohen Stellenwert aus, den die Freiheit der Rede in Frankreich zu genießen scheint. Ist das tatsächlich so? Das Attentat auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“, Festnahmen und Ermittlungen gegen französische Reporter, ein bescheidener 38. Platz auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen: Gute Gründe, eine Debatte über Presse-und Meinungsfreiheit ganz oben auf den Spielplan der Französischen Filmtage zu setzen. Dazu haben wir Denis Robert eingeladen, den französischen Journalisten, Romancier und Dokumentarfilmer, der über den Skandal um die Clearstream-Affäre berichtet hat und sich daraufhin in elf Jahren bei über 60 Prozessen verantworten musste, bevor er 2011 endgültig freigesprochen wurde. Mit dem Film „L’Enquête“ hat Vincent Garenq einen hochspannenden Doku-Thriller über die Arbeit von Denis Robert gedreht. Robert selber porträtiert gemeinsam mit seiner Tochter Nina auf wunderbar einfühlsame Weise den Journalisten und Publizisten François Cavanna, den Gründer von „Hara Kiri“ und „Charlie Hebdo“. Montag, 9.11.2015 20:00 Uhr – L’Enquête – Vincent Garenq 22:00 Uhr- Diskussion mit Denis Robert Tübingen, Museum, Kino 1 Toleranz und Intoleranz Toleranz stellt eine wichtige Kernkompetenz in einer integrativen multikulturellen Gesellschaft dar. Sie ist nötig, um über religiöse und ethnische Grenzen hinweg zusammenzuwachsen. Doch was bedeuten Toleranz und Intoleranz überhaupt? In der arabischen Moderne haben die Worte eine andere Bedeutung als in der westlichen Welt. Deshalb kommt es häufig zu Missverständnissen. Der Vortrag des tunesischen Philosophen und Menschenrechtlers Dr. Sarhan Dhouib von der Universität Kassel wirft einen neuen Blick auf aktuelle politische Fragen und diskutiert sie mit dem Stuttgarter Politikwissenschaftler Dr. Felix Heidenreich. Anschließend zeigen wir zu diesem Thema Philippe Faucons Film „La Désintégration“, der eine Bestandsaufnahme der Radikalisierungsrisiken junger Menschen in Frankreich vornimmt. Was bringt einen Menschen dazu, einen terroristischen Akt zu verüben? Die drei Jugendlichen Ali, Nasser und Hamza sehen in ihrer Heimatstadt Lille für sich keine Perspektive. Umso mehr fasziniert sie der charismatische Prediger Djamel und dessen kriegerische Version des Islam. Nach der Filmvorstellung laden wir zu einem Gespräch mit dem Regisseur und der Dozentin und Übersetzerin Judith Yacar ein. Dienstag, 10.11.2015, 19:00 Uhr Stuttgart, Institut Français, Schlossstraße 51 Retrospektive - Philippe Faucon Mit dem Gast Philippe Faucon, dem wir in diesem Jahr die Retrospektive widmen, schlagen wir eine Brücke zu dieser politisch-gesellschaftlichen Bestandsaufnahme: In dem Werk des 1958 in Marokko geborenen Regisseurs spielen Einwanderer eine besondere Rolle. Zum Beispiel die Algerierin „Fatima“, die in dem gleichnamigen Film bis zur Erschöpfung als Putzfrau arbeitet, um ihren beiden Töchtern ein Studium und eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Einsam und isoliert in einem Land, dessen Sprache und Sitten sie nicht kennt, beginnt sie, Gedichte auf Arabisch zu schreiben, in denen sie all das ausdrückt, was sie ihren Töchtern auf Französisch nie sagen konnte: „Intelligent, sensibel, würdevoll und ohne Mitleid öffnet „Fatima“ uns innerhalb von 1h19 die Augen für eine Realität, die uns umgibt und die wir trotzdem nicht sehen.“ Jean-François Lixon Auch „Samia“, die 15-jährige Tochter einer algerischen Familie in Marseille, lebt zwischen zwei Kulturen: Ihr arbeitsloser Bruder versucht mit allen Mitteln, Familientraditionen zu bewahren, von denen sie selbst sich immer mehr distanziert. Voller Zärtlichkeit beobachtet Philippe Faucon in diesen Filmen den Alltag junger Leute in den Banlieus. In „La Trahison“ verarbeitet Faucon wieder autobiographische Elemente: Der Sohn eines französischen Militärs erzählt von dem Dilemma eines jungen Algeriers, der während des Algerienkriegs 1960 als Dolmetscher für einen französischen Leutnant arbeitet und zunehmend am Sinn seiner Tätigkeit zu zweifeln beginnt. „Das Dilemma der vier jungen Algerier schien mir mindestens genauso wichtig wie das des jungen Leutnants, der mit dem eventuellen Verrat der Vieren konfrontiert wird.“ Philippe Faucon Der Ausgangspunkt für „Sabine“ war das Tagebuch einer aidskranken 32-Jährigen, die über ihren – erfolglosen – Kampf gegen die Krankheit schreibt: ein bitterer, ungeschickter und bewegender Bericht über einen Abstieg in eine Hölle aus Erschöpfung und Verzweiflung. Wie in seinen anderen Filmen verbindet Faucon auch hier das persönliche Schicksal dieser jungen Frau mit gesellschaftlichen Fragestellungen. Hommage - Solveig Anspach Sie war unsere wunderbare Queen of Montreuil! Vor zwei Jahren hatten wir das große Vergnügen, die Regisseurin Solveig bei ihrer Werkschau zu begrüßen. Solveig und ihre Filme haben die Herzen der Zuschauer und des Filmtageteams im Sturm erobert: Wer einen ihrer Filme gesehen hatte, wollte alle sehen, wir durften Zusatzvorstellungen ansetzen, ihre zärtlichen und verrückten Geschichten verzauberten Jung und Alt. Mit großem Bedauern haben wir erfahren, dass die Krankheit, gegen die sie so sehr gekämpft hatte, sie mitten aus dem Leben gerissen hat. Wir sind wirklich sehr traurig. Eine so großzügige, offene, intelligente und witzige Frau voller Lebensfreude und kreativer Energie! Eine Frau, die uns noch so viele schöne Geschichten versprach … Bei ihrem letzten Zusammentreffen mit dem Festivalleiter Christopher Buchholz in Paris hat sie ihm einen Film empfohlen, den sie toll fand und dessen Präsentation sie ihm für dieses Festival ans Herz legte: Eastern Boys von Robin Campillo. So besonders und ergreifend wie er ist, passt er gut zu Solveig Anspachs poetischer Kinosprache. Deshalb präsentieren wir zu Ehren Solveigs dieses kleine Juwel, das sie so sehr liebte: EASTERN BOYS Am Gare du Nord verabredet sich Daniel mit dem Strichjungen Marek. Sein Pech: Mareks gesamte osteuropäische Gang schneit herein und räumt das luxuriöse Apartment aus. Ein paar Tage später steht Marek erneut vor der Tür – bereit zu dem verabredeten Schäferstündchen, auf das sich Daniel einlässt. Mit unerwarteten Folgen. Wie immer freuen wir uns auf eine gute Zusammenarbeit und eine ausführliche Berichterstattung. Sehr gerne organisieren wir Ihnen Interviewtermine mit unseren Gästen und sehr herzlich laden wir Sie zu unseren Diskussionsveranstaltungen ein. Auf unserer – funkelnagelneu gestalteten – Homepage franzoesische.filmtage-tuebingen.de finden Sie Fotos in druckfähiger Auflösung zum Download, sollten Sie mehr oder andere benötigen, senden wir Ihnen gerne das Gewünschte zu. Cordialement Christopher Buchholz – Festivalleiter Andrea Bachmann - Pressearbeit Filmpreise Internationaler Wettbewerb Filmtage-Tübingen-Preis: 5.000 €, gestiftet vom Tübinger Kinomäzen Volker Lamm (Vereinigte Lichtspiele). Kurzfilmwettbewerb: 1.000 €, gestiftet von der Kreissparkasse Tübingen. Die Internationale Jury prämiert den innovativsten Kurzfilm. Stuttgarter Drehbuchpreis: 1.000 €, gestiftet von der Landeshauptstadt Stuttgart Stuttgarter Publikumspreis: 1.000 €, gestiftet von Arthaus Filmtheater Stuttgart Französischer Wettbewerb Verleihförderpreis: 20.000 €, gestiftet von Unifrance und der MFG Filmförderung BadenWürttemberg. Das Preisgeld erhält derjenige deutsche Verleih, der den Gewinnerfilm des Tübinger Publikumspreises in die deutschen Kinos bringt. Tübinger Publikumspreis: 2.500 €, ebenfalls gestiftet von Volker Lamm. Preis der Jugendjury Tübingen: 1.000 € , gestiftet von Volker Lamm Preis der Jugendjury Stuttgart: 1.000 €, gestiftet von der Landeshauptstadt Stuttgart Filminteressierte Schülerinnen und Schüler empfehlen den besten Film für jugendliche Zuschauer unter fünf nominierten Filmen aus dem gesamten Programm. Wir freuen uns auf eine wunderbare gemeinsame Filmtagezeit mit Ihnen, auf eine gute Zusammenarbeit mit vielen inspirierenden Begegnungen und natürlich auf eine großartige Medienpräsenz, für die wir Ihnen schon jetzt herzlich danken. Für alle Rückfragen, Bildmaterial, Interviewtermine und ausführlicheren Informationen stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne und jederzeit zur Verfügung. Cordialement Christopher Buchholz – Directeur du festival Andrea Bachmann – Attachée de presse Förderer und Partner der 32. Französischen Filmtage Förderer der Französischen Filmtage Auswärtiges Amt, Berlin Brot für die Welt - EED, Bonn Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Bonn Institut Français Berlin Institut Français Paris Johannes-Löchner-Stiftung Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), Stuttgart Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG), Stuttgart Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg OFAJ – Deutsch-Französisches Jugendwerk, Paris Schweizerisches Generalkonsulat, Stuttgart Société des auteurs, compositeurs et éditeurs de musique, SACEM Société de développement des entreprises culturelles du Québec S.O.D.E.C. Stadt Tübingen Stadt Stuttgart SWISS Films Unifrance Film International, Paris W.B.I. Wallonie-Bruxelles International Sponsoren Affentaler Winzergenossenschaft Bühl ARTE Baisinger Bionade Expert Tübingen Kreissparkasse Tübingen Mercedes-Benz Niederlassung Reutlingen und Tübingen Pons Stuttgart Saturn Tübingen Teinacher Vereinigte Lichtspiele Kooperationspartner der Französischen Filmtage A.C.I.D., Paris Ernst Klett Verlag Filmakademie Ludwigsburg Forum Afrikanum, Stuttgart Institut Culturel Franco-Allemand, Tübingen (ICFA) Institut Français Stuttgart Internationales Trickfilmfestival Stuttgart (ITFS) OFAJ – Deutsch-Französisches Jugendwerk SWR Universität Tübingen Vertretung der Regierung von Québec, Berlin Zentrum für Medienkompetenz der Universität Tübingen Medienpartner ARTE, Radio Wüste Welle, RFI, Schwäbisches Tagblatt, SWR
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