Mit herzlichem Lachen sagt Malin Danke Sie jagen Schneewittchen

Obwalden
Mittwoch, 29. Juli 2015 / Nr. 173
Nidwalden
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BOTE DER URSCHWEIZ
Mit herzlichem Lachen sagt Malin Danke
LUNGERN Malin Imfeld (4)
kam mit einem Lymphangiom
am Hals zur Welt. Fünf Mal die
Woche kommt eine Pflegefachfrau der Kinder-Spitex zu ihr.
ROMANO CUONZ
[email protected]
Wenn Helena Pironato, Pflegefachfrau
bei der Kinder-Spitex Zentralschweiz, in
Lungern vorfährt, begrüsst ihre kleine
Patientin Malin sie oft schon an der Tür.
«Da ich mehrmals pro Woche zu Malin
komme, kennen und verstehen wir uns
bestens», sagt Helena Pironato. Und das
kleine Mädchen mit den grossen braunen Augen zeigt mit einem freundlich
fröhlichen Lächeln, wie sehr das stimmt.
Malin wächst zusammen mit ihren Eltern Martina und Hermann Imfeld auf.
Und dann ist da auch noch ihr siebenjähriger Bruder Janis, der sein kleines
Schwesterchen – obwohl er selber noch
so jung ist – unterstützt, wo und wann
er kann. Malin ist mit einem Lymphangiom am Hals geboren worden. «Sie
hat viele kleine Zysten im Hals- und
Zungenbereich und damit eine vergrösserte Zunge», beschreibt ihre Mutter
Martina Imfeld die körperliche Behinderung ihrer Tochter, die in der Schweiz
höchst selten vorkommt.
die Sondenernährung, Spritzen, Kanülen, Verbandsmaterial und noch vieles
mehr.» Obwohl Mutter Martina Imfeld
ausgebildete Praxisassistentin ist, weiss
sie ganz genau: «Ohne die Hilfe der
Kinder-Spitex Zentralschweiz wären wir
Eltern mit der teilweise sehr anspruchsvollen Pflege bald überfordert.» Die
Kosten für die Behandlung und Besuche
der Pflegefachfrau müssen die Eltern
von Malin nicht selber tragen. Aufgrund
der Gesetzgebung haben die IV und die
Gemeinde einen Teil zu übernehmen.
Einen andern Teil finanziert die KinderSpitex aus Spenden. «Dafür sind wir
dankbar», sagt Martina Imfeld.
«Malin macht uns auf ihre Art Mut»
Helena Pironato von der Kinder-Spitex hat ihren kleinen Schützling längst
ins Herz geschlossen. «Trotz ihrer Han-
dicaps ist sie so lebendig, so fröhlich
und geistig überaus vif», erzählt sie. Und
auch Malins Eltern sind überzeugt:
«Unser Töchterchen ist ein aufgestelltes
Kind, es steht mitten im Leben und
macht uns auf seine Art sehr viel Mut.»
Stolz erzählt Malin, dass sie neuerdings schon einen Morgen in die Spielgruppe gehen darf. Und dabei hat sie
wieder ihr herzhaftes Lachen. «Als die
Ärzte Malin vor kurzem mit einer weiteren Operation die Zunge verkleinern
konnten, war sie überglücklich», schildert Martina Imfeld. «Sie betrachtete
sich immer wieder selber im Spiegel.»
Helena Pironato sagt: «Malin wächst in
einer intakten Familie auf. Das erleichtert die anspruchsvolle Pflege.» Dazu
gehört nach der Besprechung mit den
Eltern das tägliche Bad, das für eine
einwandfreie Wundpflege notwendig ist.
Meist ist auch ein Absaugen des
Schleims nötig. Die Ernährung über die
PEG-Sonde muss äusserst fein abgestimmt werden, damit das Mädchen sich
wohl fühlt.
«Eine wichtige und für das Kind
manchmal unangenehme Prozedur, die
wir stets zu zweit ausführen müssen, ist
der tägliche Wechsel des Luftröhrenschnitt-Bändchens am Hals. Wenn Pflegefachfrau Helena Pironato am Schluss
ihres Besuches Eintragungen in die
Pflegedokumentation macht, schreibt
die Kleine auf ihre Weise mit. «Malin
kann auch durch Zeichen kommunizieren», freut sich die Mutter, die auf jeden
Fortschritt ihres Töchterchens stolz ist.
Jährlich 12 000 Pflegestunden
Geschäftsleiterin der Kinder-Spitex
Luzern ist Helene Meyer-Jenni. «Aktuell
beschäftigen wir 39 Mitarbeiterinnen im
Umfang von rund 17 Vollzeitstellen»,
sagt sie. Laufend müssen neue dazukommen, denn die diplomierten Pflegefachfrauen leisten im Dienste der kleinen Patienten jährlich rund 12 000
Pflegestunden. Tendenz steigend! In den
sechs Zentralschweizer Kantonen pflegen die Frauen etwa 160 Kinder, das
geht in Unterwalden von Engelberg über
Stans und Sarnen bis Lungern.
«Die teilweise sehr komplexen
Krankheitsbilder der Kinder benötigen
oft zeitintensive Behandlung und umfassende Beratung der Eltern», weiss
Helene Meyer-Jenni. Voraussetzungen,
die Pflegefachfrauen unbedingt mitbringen müssten, seien hohe Fachkompetenz, Flexibilität, Entscheidungsfähigkeit sowie Einfühlungs- und Anpassungsvermögen.
Was leistet die
Kinder-Spitex?
ZIELE cuo. Der Verein Kinder-Spitex
Zentralschweiz wurde 1995 in Luzern gegründet. Sein Ziel: In allen
Kantonen der Zentralschweiz sollten auch schwer kranke, behinderte oder gar sterbende Kinder zu
Hause gepflegt werden können.
Dies mit einer ganzheitlichen Behandlungspflege im gewohnten
Lebensumfeld. «Qualitativ hochstehende Pflege ist auch zu Hause
möglich und bedeutet für die Eltern und Geschwister einen wichtigen Schritt zurück zur Normalität», hält die Geschäftsleiterin
Helene Meyer-Jenni fest.
Viele Geräte notwendig
Die ersten drei Monate ihres Lebens
verbringen Malin und mit ihr über
ganze Strecken auch ihre Eltern im
Kinderspital. Vater und Mutter müssen
lernen, wie sie ihr Kind zu Hause pflegen können. Als dann Malin nach Hause gehen darf, hat sie eine operative
Öffnung der Luftröhre zum Atmen und
eine PEG-Sonde, mit der man ihr die
Nahrung direkt in den Magen zuführen
kann. Eine Trachealkanüle hält die
Atemwege offen und ermöglicht so das
selbstständige Atmen. «Die Pflege und
Überwachung daheim verlangt eine
Vielzahl an medizinischen Geräten und
Pflegeutensilien», erklärt Helena Pironato. «Ein Absauggerät für den Schleim,
ein Sauerstoffmessgerät vor allem für
die Nacht, Sauerstoff und Beatmungsbeutel für den Notfall, eine Pumpe für
Beratung und Schulung
Die kleine Patientin Malin (4) erhält Hilfe von der Kinder-Spitex: Die
Pflegefachfrau Helena Pironato leistet sie fünf Mal pro Woche. Hier
zusammen mit Malins Mutter Martina Imfeld (rechts).
Die Einsätze sind so unterschiedlich
wie die Kinder selbst und dauern
je nach Situation wenige Tage bis
mehrere Jahre. Die Anleitung und
Beratung der Eltern bei der Pflege
gehört ebenso dazu wie die Schulung und Beratung von Heilpädagogen und Lehrpersonen.
Die Kinder-Spitex Zentralschweiz im
Internet: www.kispex.ch
Bild Romano Cuonz
Sie jagen Schneewittchen in den Himmel
STANSSTAD Auch heuer
steigt ein Feuerwerk vor der
Harissenbucht. Zu verdanken
ist dieses pyrotechnische
Kunstwerk einigen privaten
1.-August-Fans.
professionelle Feuerwerker aus dem
Kanton Baselland ist mit seinen zwei
Gehilfen Michel Stalder und Florian
Holzapfel schon seit zweieinhalb Wochen mit dem Aufbau des pyrotechnischen Kunstwerks beschäftigt. «Auch
wenn es nach einem Durcheinander
aussieht, ist alles systematisch geord-
net», hält er fest. Hinter einer halben
Stunde Feuerwerk steckt viel Arbeit. Die
Röhren müssen zusammengestellt und
bestückt werden. In den letzten zwei
Tagen wird das Ganze nach einem genauen Plan verdrahtet, damit die Feuerwerkskörper zur richtigen Zeit und in
der richtigen Reihenfolge zünden. Aus
MATTHIAS PIAZZA
[email protected]
Mit einem Bötchen, das Platz für
gerade mal zwei Personen bietet, gehts
vom Ufer hinaus auf den Ponton. Die
Ladung auf dieser schwimmenden Plattform beim Stansstader Rotzloch ist im
wahrsten Sinne hochexplosiv. Fast zwei
Tonnen Feuerwerksmaterial steht hier
bereit. Die röhrenförmigen «Bomben»
sind etwa angeschrieben mit «Schneewittchen» oder «Königsbomben».
Es sind die Namen der Figuren dieses
halbstündigen Feuerwerks, das am
1. August vor der Harissenbucht gezündet wird. Die Zuschauer dürfen sich
freuen auf ein reichhaltiges Bouquet.
«Wir warten mit vielen Effekten auf,
darunter auch unterschiedliche PalmenFormen – untermalt mit passender Musik», verspricht Damian Vincenz. Der
Sicherheitsgründen wird das Feuerwerk
im Rotzloch auf dem See vorbereitet, in
sicherer Entfernung zu Passanten. Erst
am Samstag wird dann der Ponton vor
die Harissenbucht verlegt.
Gewaltige Kräfte stecken dahinter
Nicht nur das Ergebnis fasziniert die
Feuerwerker, sondern auch die gewaltigen Kräfte, die dahinterstecken. Sicherheit steht bei dieser Tätigkeit natürlich
an erster Stelle. «Man muss den Kopf
schon beieinanderhaben, darf keine
Feuerwerkskörper fallen lassen», meint
Damian Vincenz. Eine untergeordnete
Rolle spiele hingegen das Wetter. «Schönes Wetter ist zwar toll, aber etwas
mühsam zum Arbeiten, wenn es heiss
ist. Wind hat zum Vorteil, dass sich der
Rauch schneller verzieht.» Nur bei sehr
starkem Wind sei das Abfeuern von
Feuerwerken verboten, was aber in der
Schweiz kaum vorkomme.
Dahinter stehen Private
Florian Holzapfel (links) und Michel Stalder bereiten
alles für das grosse 1.-August-Feuerwerk vor.
Bild Matthias Piazza
Bereits zum zweiten Mal wird das
1.-August-Feuerwerk vor der Harissenbucht aus durchgeführt – entstanden
aus privater Initiative. «Wie viele
Schweizer feiere ich den 1. August gerne mit Raketen, bei mir wurde das
Feuerwerk eben jedes Jahr etwas grösser», meint Walter Bucher, der zusam-
men mit seinem Bruder im vergangenen Jahr dieses Feuerwerk im grossen
Stil ins Leben rief und das Ganze in
die Hände von Damian Vincenz und
seinen Profis legte. Die Idee sei bei den
Sponsoren sofort auf offene Ohren gestossen. «So können wir auch heuer
das Feuerwerk ohne Beiträge der öffentlichen Hand durchführen», freut
sich Bucher, der selber in der Harissen
wohnt. Genaue Beträge will er nicht
nennen. Aber weil Damian Vincenz
nicht hauptberuflich Feuerwerke zusammenstellt, seien die Kosten immerhin nicht so hoch wie bei einer professionellen Feuerwerksfirma.
Zu bestaunen ist das rund 400 Meter
hohe Feuerwerk von weither. Wegen
des Abstandes von 400 Metern zum
Seeufer müsse das Feuerwerk auch
nicht wegen der zurzeit herrschenden
Trockenheit abgesagt werden. «Es ist
von der ganzen Region aus zu sehen –
von Meggen über Luzern, Horw, Hergiswil, Stansstad, Kehrsiten bis nach Fürigen.» Er empfiehlt als optimalen
Beobachtungsstandort den GeneralGuisan-Quai, wo beim letztjährigen
Feuerwerk rund 300 Zuschauer gezählt
worden seien. Auch der Bereich Baumgarten in Hergiswil oder Fürigen-Bürgenstock eigne sich. Das Feuerwerk
startet um 22.30 Uhr.