wir haben viel erreicht! - Ministerium der Finanzen - Sachsen

Sachsen-Anhalt –
wir haben viel
erreicht!
erfolgreiche
Finanz- und Strukturpolitik
schüre
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r
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e
l
Beg
nalo
i
g
e
R
n
zu de renzen
konfe
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
1
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Hinrich Holm, Nord/LB
5
Blick von außen
Aus tiefroten Zahlen zum politischen Gestalten 6
Eine Bilanz unserer Haushaltspolitik
War es den Ärger wert?12
Der öffentliche Disput über die Konsolidierung
Verschiedene Partner – eine Strategie
Netzwerker bringen das Land nach vorn
14
Schuldenbremse – Fluch oder Segen16
Schranken selbst auferlegt
Wir können uns keine neuen Schulden leisten18
Umsteuern in der Finanzpolitik war nötig
Auf ein Wort: 20
Statements der finanzpolitischen Sprecher der Fraktionen im Landtag
Weniger – aber besser22
Verwaltung effizient und modern
Aus 21 mach 1426
Finanzverwaltung fit für die Zukunft
Viel Kohle aus Brüssel28
Der Aufschwung ist auch europäisch
Das Milliardengeschäft32
Geringere Zinsen – größere Spielräume
Haushalt wird krisenfest34
Vorsorge und Fonds helfen enorm
Nur gemeinsam klappt es36
Attraktive Kommunen mit Unterstützung des Landes
Nachhaltiges Entschuldungskonzept
Alle Kitas und Schulen topsaniert!42
STARK III - einzigartig in Europa
Stick und Laptop48
Schnelles Internet für Verwaltung und Schulen
Volle Kraft voraus am Bau50
Investitionsbank
Domplatz 12
39104 Magdeburg
Tel.: 0391-5891745
E-mail: [email protected]
Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt
Editharing 40
39108 Magdeburg
Tel.: 0391-5671105
E-mail: [email protected]
Herausgeber:
Stark für Kommunen40
Wichtigste Projekte bis 2020 fertig
Jeder kann bei uns reinschauen54
Fakten, Fakten, Fakten – bei ISA
Was kommt auf uns zu?58
Neue Ideen braucht das Land!
Vorwort
Eine gezielte Strukturpolitik als
Ansatzpunkt, um die Finanzkraft
des Landes nachhaltig zu stärken
und Spielräume für Zukunftsgestaltung zu schaffen, ist heute aus
einer modernen Finanzpolitik nicht
mehr wegzudenken. Die Stärkung
der Wettbewerbskraft der heimischen Wirtschaft, die Umsetzung
von Strukturreformen auch mit Blick
auf den demografischen Wandel und
eine Entschuldungsstrategie für das
Land und seine Kommunen – das
sind große Aufgaben, die sich die
Landesregierung gesetzt hat und
deren Umsetzung durch die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Konjunktur und die
öffentlichen Haushalte nicht einfacher geworden ist. Hier versteht
sich die NORD/LB als verlässlicher
Partner an der Seite der öffentlichen
Hand. Das Land Sachsen-Anhalt
ist Miteigentümer der Landesbank,
zugleich fungiert sie als Girozent-
rale und Konsortialpartner für die
hiesigen Sparkassen. Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB) als
organisatorischer Bestandteil der
NORD/LB ist zugleich der strategische Partner des Landes bei der
Wirtschafts- und Infrastrukturförderung.
Als Landesbank für SachsenAnhalt unterstützt sie den von
der Landesregierung vorangetriebenen Strukturwandel im Land,
indem sie beispielsweise gemeinsam mit den Sparkassen als
verlässlicher Finanzierer des Mittelstands auftritt und Neuansiedlungen begleitet. Die Investitionsbank ist das zentrale Scharnier bei
der Vergabe von Förderprogrammen zur Ansiedlung und Stärkung
der regionalen Wirtschaft. Bei den
STARK-Programmen des Landes
unterstützt die IB die Kommunen
dabei, ihre finanzpolitische Autonomie zurückzugewinnen und
bei Investitionen in die Zukunft,
etwa bei der energetischen Sanierung von Kitas und Schulen.
Das Bundesland kann zu Recht
stolz auf die weitsichtige Organisation der Landesfinanzen sein
und wird hierfür von einigen anderen Bundesländern beneidet.
Hinrich Holm,
Mitglied des Vorstands NORD/LB
Landesbank für Sachsen-Anhalt
„Nord/LB und Investitionsbank
sind strategische Partner der
Landesregierung. Die vorliegende
Broschüre bietet Ihnen einen
interessanten Einblick in gestaltende
Finanz- und Strukturpolitik.“
Manfred Maas,
Chef der Investitionsbank Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
5
Aus tiefroten
Zahlen zum
politischen
Gestalten
Eine Bilanz unserer Haushaltspolitik
Jens Bullerjahn
Seit 2006 Finanzminister
in Sachsen-Anhalt,
stellvertretender
Ministerpräsident
Die Finanzpolitik eines Landes unterscheidet sich kaum von einem privaten Haushalt. Wer auf Dauer über seine Verhältnisse lebt, also mehr Geld ausgibt, als er
einnimmt, der sollte grundsätzlich etwas
ändern. Vor dieser Aufgabe stand in den
Jahren 2006/2007 auch Sachsen-Anhalt.
Teils der staatlichen Leistungen auf. Dabei
war es weder gelungen, diese Kreditaufnahme auf Zeiten konjunktureller Schwäche
zu begrenzen, noch wurde in konjunkturell
guten Zeiten die aufgebaute Verschuldung
wieder abgebaut. Erstmals in den Jahren
2007 bis 2009 kam das Land ohne neue
Kredite aus.
Dem Land war es bis dahin nicht gelungen, die steigenden Ausgaben mit den zur Verfügung stehenden
Einnahmen zu finanzieren. Vielmehr nahm SachsenAnhalt regelmäßig Kredite zur Finanzierung eines
2009 und 2010 bekamen wir die Auswirkungen der schweren Wirtschafts- und
Finanzkrise heftig zu spüren. In der Folge
sanken die Einnahmen erheblich. 2010 und
2009 und 2010
bekamen wir die
Auswirkungen
der schweren
Wirtschafts- und
Finanzkrise deutlich zu spüren.
2011 wurden wieder neue Kredite
aufgenommen. Das Jahr 2011 stellt
eine erste Zäsur dar. Anfang März
2011 wurde in Berlin die Verwaltungsvereinbarung zur Gewährung von
Konsolidierungshilfen unterzeichnet.
Sachsen-Anhalt hat sich damit –
neben Berlin, Bremen, dem Saarland
und Schleswig-Holstein – einer strikten haushaltspolitischen Disziplin
unterworfen: In den jährlich für den
Stabilitätsrat zu erstellenden Konsolidierungsberichten muss das Land
nachweisen, dass es das strukturelle
Defizit im Landeshaushalt nach bestimmten Vorgaben abbaut.
Das strukturelle Defizit beschreibt
den Teil der Ausgaben eines Landes,
der dauerhaft nicht durch entsprechende Einnahmen gedeckt ist. Ein
strukturelles Defizit kann nur durch
echte Einsparungen abgebaut werden.
Sachsen-Anhalt
gestaltet seine
Zukunft aus
eigener Kraft
6
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Im Gegenzug erhält Sachsen-Anhalt
Konsolidierungshilfen in Höhe von
80 Mio. EUR jährlich, die aber letztendlich für Entschuldungsprogramme
für Kommunen genutzt werden. Das
strukturelle Ausgangsdefizit des
Jahres 2010 im Landeshaushalt wurde
dabei auf 665,8 Mio. EUR beziffert
und muss entsprechend der Verwaltungsvereinbarung bis 2020 vollständig abgebaut worden sein. Kern der
Vereinbarung ist, dass Einnahmespielräume weitgehend für die Konsoli-
dierung des Landeshaushaltes genutzt
werden müssen. Gleichzeitig wurde die
Möglichkeit für kreditfinanzierte Ausgaben deutlich eingeschränkt.
Das Jahr 2012 markiert die zweite
haushaltspolitische Zäsur. Seit 2012
ist das Land nicht nur in der Lage,
seine Ausgaben ohne neue Kredite zu
finanzieren. 2012 gelang der Einstieg in
die Tilgung der aufgelaufenen Landesschulden von über 20 Mrd. EUR mit
zunächst 25 Mio. EUR. Dieser Betrag ist
2013 auf 50 Mio. EUR und 2014 auf 75
Mio. EUR angewachsen, Tendenz weiter
steigend.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil
der Finanzpolitik ist die Stärkung der
Vorsorgeelemente. So weist die Steuerschwankungsreserve aktuell einen
Bestand von rund 200 Mio. EUR auf.
Bis zum Ende des aktuellen Finanzplanungszeitraumes 2018 soll sie eine
Größenordnung von gut 250 Mio. EUR
erreicht haben. Dies eröffnet die Möglichkeit, zukünftig Einnahmeeinbrüche
ohne neue Schulden zu bewältigen.
Jörg Felgner
Seit 2011 Staatssekretär
im Finanzministerium.
Zuständig für Personal,
Steuern und Hochbau.
Zudem konnte das Land im Jahr 2012
erstmals eine vollständige zweckentsprechende Verwendung der Solidarpaktmittel vorlegen. Damit ist die
finanzpolitische Wende geschafft. Die
erreichte Konsolidierung ist zum einen
auf die gesunkenen Zinsausgaben, den
Steuereinnahmezuwachs sowie die
Konsolidierungshilfen zurückzuführen.
Aber noch wichtiger ist, dass sich das
Land durch erhebliche Umstrukturierungen finanzpolitische Spielräume
geschaffen hat. Seit 2006 wurden mehr
als 13.000 Stellen in der Landesverwaltung abgebaut. Die Zahl der Finanzämter wurde von 21 auf 14 reduziert,
die Oberfinanzdirektion aufgelöst. Die
Anzahl der Justiz-Vollzugsanstalten
sinkt von 8 auf 3 Standorte. Weiter
zu nennen sind Umstrukturierungen
bei den Landkreisen und Kommunen,
im Schul- und Kulturbereich, in der
Bauverwaltung und nicht zuletzt die
Polizeireform.
Michael
Richter
Seit 2012 Staatssekretär
im Finanzministerium.
Zuständig für Haushalt,
Beteiligungen des Landes
und als CIO für Informations- und Kommunikationstechnik (IKT).
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
7
Diese Spielräume wurden aber nicht
für neue, teure Ausgabenprogramme genutzt. Das nominale Ausgabenvolumen ist seit Jahren relativ
konstant. Berücksichtigt man den
Kaufkraftverlust, dann liegen die
Ausgaben des Jahres 2015 nach einer überschlägigen Hochrechnung
um gut 1 Mrd. EUR unter denen des
Jahres 2007.
Die erfolgreiche Konsolidierung des
Landeshaushalts widerspiegelt sich
auch in der Entwicklung des strukturellen Defizits. Für die Länder sind
strukturell ausgeglichene Haushalte
ab 2020 durch die grundgesetzliche
Schuldenbremse verpflichtend.
Nachhaltige Finanzpolitik
bedeutet nicht nur Sparen;
sie ist kein Selbstzweck.
Vielmehr werden so politische Gestaltungsspielräume
geschaffen.
erkennbaren finanzpolitischen
Herausforderungen des Jahres 2020
bewältigen zu können. Der Haushalt des Landes wird ab 2020 in
einem deutlich stärkeren Umfang
von konjunkturbedingten eigenen
Einnahmen abhängen, als dies heute
aufgrund der Finanzhilfen aus Berlin
und Brüssel noch der Fall ist. Bis 2019
verschaffen die Solidarpaktmittel den
neuen Ländern noch deutlich höhere
Einnahmen als den westdeutschen
Ländern.
Lasten zu finanzieren und den Abstand zu den westdeutschen Vergleichsländern zu vermindern. Das Auslaufen
des Solidarpaktes setzt die Haushalte der neuen Länder
damit aber auch unter zusätzlichen Druck, bei den Umstrukturierungen nicht nachzulassen. Nicht zuletzt auch
deshalb, um einen Verstoß gegen die ab 2020 geltende
Schuldenbremse zu vermeiden. Im Falle von Sachsen-Anhalt kommt hinzu, dass das Land im Vergleich der neuen
Länder überproportional stark an Einwohnern verloren
hat. Die Diskussionen innerhalb der Landesregierung
und in Sachsen-Anhalt allgemein zeigen, dass insbesondere der demografische Wandel zu einem Umdenken in
allen Politikbereichen geführt hat.
Sachsen-Anhalt hält die Schuldenbremse nach den Maßstäben des Stabilitätsrates als erstes Konsolidierungshilfeland bereits seit 2013 ein. Dieser Erfolg in Verbindung mit den eingeleiteten Strukturreformen versetzt
das Land in die Lage, die jetzt schon
Diese Einnahmen helfen den neuen
Ländern maßgeblich dabei, Investitionen zum Abbau teilungsbedingter
Die finanzpolitischen Veränderungen der letzten Jahre
zeigen, dass es möglich ist, die haushaltspolitischen
Herausforderungen bis 2020 aus eigener Kraft zu meistern. Sachsen-Anhalt muss sich dabei finanzpolitisch
vergleichen lassen. Im Rahmen des Stabilitätsrates
wird die Finanzpolitik von Bund und Ländern ständig
analysiert.
Kommunen
Kommunen
Haushalt
Haushalt
/Jahr
/Jahr
1010
Mrd.
Mrd.
EUR
EUR
GesamtGesamtschulden
schulden
20,5
20,5
Schulden
Schulden
Tilgung
Tilgung
Mrd.
Mrd.
EUR
EUR
Personal
Personal
- 2006
2006
2013
2013
10.553
10.553
Nettoabbau
Nettoabbau
(1,973
(1,973
Mrd.
Mrd.
EUREUR
eingespart)
eingespart)
2013-2019
2013-2019
8.555
8.555
Nettoabbau
Nettoabbau
(763
(763
Mio.
Mio.
EUREUR
Sparvolumen)
Sparvolumen)
8
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
2006
2006
-656
-656
Mio.
Mio.
EUR
EUR
2014
2014
7575
Mio.
Mio.
EUR
EUR
2020
2020
200
200
Mio.
Mio.
EUR
EUR
ZinsZinsbelastung
belastung
2006
2006
907907
Mio.
Mio.
EUREUR
2015
2015
551551
Mio.
Mio.
EUREUR
FAG
FAG
1.567
1.567
Mrd.
Mrd.
EUR
EUR
STARK
STARK
II: II:
1,21,2
Mrd.
Mrd.
EUR
EUR
STARK
STARK
III:III:
600
600
Mio.
Mio.
EUR
EUR
STARK
IV:IV:
STARK
100
Mio.
EUR
100
Mio.
EUR
STARK
STARK
V: V:
12,3
12,3
Mio.
Mio.
EUR
EUR
Investitions
Investitions
quote
quote
2006
2006
16,8%
16,8%
2014
2014
12,7%
12,7%
2020
2020
10,1%
10,1%
Wichtige
Wichtige
Ausgabenblöcke
Ausgabenblöcke
2015
2015
Personal:
Personal:
2.557
2.557
Mio.
Mio.
EUR
EUR
Sozialhilfe:
Sozialhilfe:
654654
Mio.
Mio.
EUR
EUR
Hochschulen:
Hochschulen:
476476
Mio.
Mio.
EUR
EUR
KiFöG:
KiFöG:
252252
Mio.
Mio.
EUR
EUR
(Landesanteil)
(Landesanteil)
Pensionsfonds
Pensionsfonds
2014
2014
459459
Mio.
Mio.
EUREUR
2020
2020
1,51,5
Mrd.
Mrd.
EUREUR
2030
2030
5,45,4
Mrd.
Mrd.
EUREUR
SteuerSteuerschwankungsschwankungsreserve
reserve
2014
2014
191191
Mio.
Mio.
EUR
EUR
2020
2020
800
800
Mio.
Mio.
EUR
EUR
Steuern
Steuern
2006
2006
5.436
5.436
Mrd.
Mrd.
EUR
EUR
20142014
6.493
6.493
Mrd.
Mrd.
EUR
EUR
20202020
7.691
7.691
Mrd.
Mrd.
EUR
EUR
Wichtige Stellschrauben
in der Haushaltspolitik
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
9
Der Turnaround ist geschafft:
Seit 2012 werden kontinuierlich
Schulden abgebaut.
Dabei sind die Erfolge der Konsolidierung
des Landes schon heute deutlich sichtbar.
Sachsen-Anhalt ist zwar Konsolidierungshilfeland, war aber nie – wie andere Länder – in
einer Haushaltsnotlage. Im Unterschied zu
Berlin, Bremen, dem Saarland und SchleswigHolstein musste sich das Land deshalb auch
zu keinem Zeitpunkt einem Evaluations- und
in der Folge einem Sanierungsverfahren unterziehen.
Dieser Erfolg lässt sich nur dadurch sichern,
dass die mit dem Haushaltsabschluss 2013
erstmals gelungene Einhaltung der Schuldenbremse zur Richtschnur bei der Aufstellung
zukünftiger Haushalte wird. Im Sinne einer
nachhaltigen Finanzpolitik muss also auch
künftig die Konsolidierung des Landeshaus-
1.600
1.600
chern. Wir wollen uns die Möglichkeiten
erhalten und ausbauen, Sachsen-Anhalt
noch attraktiver zu machen.
Nur durch eine Fortsetzung des Konsolidierungskurses können im Übrigen auch nach Auslaufen
der Sonderförderungen in Sachsen-Anhalt Chancen genutzt werden, um in politische Schwerpunktbereiche zu investieren.
Denn nachhaltige Finanzpolitik bedeutet nicht
nur Sparen; sie ist also kein Selbstzweck. Vielmehr werden dadurch die Gestaltungsspielräume
geschaffen, um auf Dauer hohe Investitionen, umfangreiche Ausgaben für Bildung und Forschung,
die Kinderbetreuung, die innere Sicherheit, für
Kultur, Sozialleistungen und die Kommunen zu si-
998
998
800800
Die aktuell stabilen wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen sowie die seitens
des Bundes zugesagten bzw. umgesetzten Entlastungen für die Länder und
Kommunen helfen, bis 2020 die finanzpolitischen Spielräume zu schaffen.
Strikte Regeln und Transparenz sind dabei die Voraussetzung für eine nachhaltige, erfolgreiche Finanzpolitik. Mit der
Schuldenbremse und dem Stabilitätsrat
auf Bundesebene sind die notwendigen
bundespolitischen Rahmenbedingungen
gesetzt worden. Auch landespolitisch
ist in den vergangenen Jahren viel erreicht worden. Mit der Einrichtung eines
landeseigenen kommunalen Stabilitätsrates ist eine wichtige Weichenstellung
für die Einbindung der Kommunen in
den Diskussionsprozess gelungen.
656
656
Seitens der Landespolitik sollte dabei
klargestellt werden, dass auch in den
nächsten Jahren Probleme nicht vorrangig mit höheren Ausgaben gelöst
werden können. Es muss immer wieder
deutlich werden, dass es auch Strukturveränderungen bedarf, damit Sachsen-
Finanzkrise
Finanzkrise
612
612
Vielmehr kommt es darauf an,
wegen des anhaltenden demografischen Wandels den Schwerpunkt
der Investitionstätigkeit hin zur
Erhaltung der Infrastruktur zu verlagern und anzupassen.
Im Zuge der Schwerpunktdebatte
sollte klar sein, dass Entlastungen
von Bundesseite beispielsweise im
sozialen Bereich, die die Kommunen betreffen, auch im Rahmen
der Zuweisungen und Zuschüsse
im kommunalen FAG berücksichtigt
werden. Gleiches gilt für die Ebene
des Landeshaushaltes. Entlastungen für den Haushalt müssen auf
Schwerpunkte konzentriert werden,
die es ermöglichen, dass SachsenAnhalt weiter vorankommt.
Fazit: Durch eine nachhaltige
Finanzpolitik, die Strukturveränderungen einschließt,
ist es gelungen, dass
Sachsen-Anhalt Jahr für Jahr
Überschüsse erwirtschaftet.
So können wichtige politische Projekte finanziert und
gleichzeitig die Schulden
abgebaut werden.
Manfred
Maas
Chef Investitionsbank
Unsere Aufgabe ist der effiziente und sachgerechte
Einsatz von Fördergeldern.
Die Investitionsbank ist
zugleich Berater, Dienstleister und strategischer
Partner der Landesregierung und bietet in Zeiten
zurückgehender Mittel
intelligente Finanzierungslösungen. Unsere Erfahrungen mit revolvierenden
Fonds sind bundesweit
beispielhaft. Solche Darlehen ermöglichen durch
Zinsen und Rückläufe
langfristig neue Förderungen. Das unterstützt das
Land bei der schwarzen
Null.
209209
400400
00 00 00
Nettokreditaufnahme
0
Seit 2012 tilgt das
Land Schulden.
25 25 50 50
Tilgung
10
www.mf.sachsen-anhalt.de
1.316
1.316
772
772
-400
-400
haltes so fortgeführt werden, dass – über die
Legislaturperiode gerechnet – das Wachstum der
Ausgaben (einschließlich Tilgung und Vorsorge)
das Wachstum der Steuereinnahmen nicht übersteigt.
1.505
1.505
1.200
1.200
0
Anhalt den demografischen Wandel
und den Wandel in der Wirtschaft
bewältigen kann. Eine hohe Investitionsquote ist notwendig, aber
dabei auch kein Ziel an sich.
* im Vollzug
75 75 100*
100*125125150150
225
225 225
225 225
225
175175200200
2002
20022003
20032004
20042005
20052006
20062007
20072008
20082009
20092010
201020112011 2012
2012 201320132014
2014 201520152016
2016 201720172018
20182019
20192020
2020
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
2025
2025
2030
2030
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
11
War es den
Ärger wert?
Der öffentliche Disput über die Konsolidierung
„Wir sind überall einen wichtigen Schritt
nach vorn gekommen.“
Zum Beispiel?
Wir können gegenüber dem Bund und den Geberländern deutlich selbstbewusster als früher
auftreten und uns einbringen, weil uns inzwischen
jeder – selbst Bayerns Ministerpräsident Horst
Seehofer – bestätigt: Ja, die Sachsen-Anhalter
haben ihre Hausaufgaben gemacht; die gehen mit
dem Geld verantwortungsvoll um. Noch wichtiger
nach innen ist aber, dass wir echte finanzielle
Spielräume bekommen haben, die uns sonst ganz
einfach gefehlt hätten. Wenn jetzt zum Beispiel
tatsächlich nachweislich Lehrer fehlen, dann können wir handeln. Wir können jetzt darüber nachdenken, vielleicht noch mehr Polizisten als bisher
auszubilden, wenn sie im Rahmen der Polizeistrukturreform wirklich gebraucht werden.
Auf der Bühne der großen Politik sind Haushalte
mit Überschüssen sicher ein hervorragendes Argument für mehr Selbstbewusstsein. Aber was ist
denn für die Menschen in Sachsen-Anhalt besser
geworden? Manche mussten Einschnitte akzeptieren – war das wirklich nötig?
Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt
2013 war das Jahr, in dem öffentlich kritisch über
den Sparkurs der Landesregierung und damit auch
über Sie als Ministerpräsident und den Finanzminister debattiert wurde. War es den Ärger wert?
Reiner Haseloff: Eindeutig ja. Inzwischen gibt es
auch keinen mehr – ich kenne zumindest keinen –
der das bestreitet. Selbst diejenigen, die damals am
stärksten gezweifelt haben, ob das alles machbar
und zielführend ist, geben heute zu, dass dieser
Diskussions-Prozess notwendig war. Und die positiven Ergebnisse geben uns Recht. Natürlich – unterm
12
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Strich kann man sagen: Es war damals für uns
keine einfache Situation. Denn die Ministerinnen und Minister mussten ja unsere Entscheidungen umsetzen. Aber – wir sind überall einen
wichtigen Schritt nach vorn gekommen! Wir als
Landesregierung waren überzeugt davon, dass
der Kurs, nachhaltig finanziell zu wirtschaften, unbedingt intensiver fortgesetzt werden
musste. Jetzt bemerken viele Menschen echte
Ergebnisse. Neue Spielräume ermöglichen uns
neues Gestalten!
Ja, es war nötig, aber wir planen langfristig! Unsere Strategie ging nicht davon aus, mal schnell für
zwei Jahre Ruhe zu haben. Wir wollten und wollen
über viele Jahre hinaus Stabilität in die Haushaltspolitik bringen, schauen natürlich auch, wie die
Finanzhilfen von Bund und EU zurückgehen und
preisen das alles ein. Da kommt noch einiges auf
uns zu. Dazu eine gewisse Vorsorge – das alles
macht uns wetterfest. Die grundsätzlichen Strukturentscheidungen haben wir gefällt. Wir können
jetzt in Ruhe langfristig planen, das merken auch
die Sachsen-Anhalter. Übrigens auch bei den Gehaltssteigerungen für den öffentlichen Dienst – da
haben wir finanziell vorgesorgt, so dass uns das
Tarifergebnis nicht kalt erwischt hat, und das merken viele tausende Sachsen-Anhalter und deren
Familien! Allerdings liegen wir in vielen Bereichen
bei den Ausgaben je Einwohner immer noch über
dem bundesdeutschen Durchschnitt, da muss also
weiter geschaut werden.
Das klingt so ein wenig, als wenn Regieren
einfacher wird?
Es wird auf der einen Seite tatsächlich einfacher,
weil es nicht mehr diese Grundsatzstreitigkeiten
geben muss. Ich muss nicht mehr die Frage stellen, zwei oder eine Universitätsklinik – das ist
beantwortet, es bleiben beide Universitätskliniken erhalten. Aber auf der anderen Seite wird
es immer neue Notwendigkeiten oder Begehrlichkeiten geben – da gilt es Kurs zu halten! Und
dann müssen wir natürlich Konzepte entwickeln,
um die Herausforderungen der nächsten Jahre
zu meistern. Eine der wichtigsten Fragen dabei
ist der Bevölkerungsrückgang. Da brauchen wir
weiterhin Ideen, um das Land noch attraktiver zu
machen, damit junge Leute, Fachkräfte hierbleiben oder aus anderen Regionen Deutschlands
und der Welt zu uns kommen.
„Wir brauchen weiter
gute Ideen, um das
Land noch attraktiver
zu machen.“
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
13
Netzwerken gehört
die Zukunft
Verschiedene
Partner – eine
Strategie
Netzwerker bringen das Land nach vorn
Michael
Schädlich
Geschäftsführer des Instituts für Strukturpolitik
und Wirtschaftsförderung
in Halle (isw)
Dem Netzwerk gehört die Zukunft! Dies jedenfalls behaupten zahlreiche Experten aus
Wirtschaft, Wissenschaft und
Politik. Renommierte Wissenschaftlicher gehen inzwischen
so weit, die Gesellschaft des
21. Jahrhunderts als Netzwerkgesellschaft zu bezeichnen, in der sich alle relevanten
gesellschaftlichen Prozesse
um die Organisationsform
„Netzwerk“ formieren.
Ob wir in der Tat auf absehbare Zeit
von einer Netzwerkgesellschaft sprechen können, bleibt abzuwarten. Aber
der sich immer klarer abzeichnenden
Entwicklung wird in Sachsen-Anhalt
seit einigen Jahren erfolgreich Rechnung getragen.
So sind hierzulande – zum Teil
unterstützt durch öffentliche Förderung – eine Vielzahl leistungsfähiger
Netzwerke entstanden. Dazu gehören
neben der Staatskanzlei, den Ministerien und Wirtschaftsunternehmen
Erfolgreiche Netzwerke
entstehen nicht im Selbstlauf.
14
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
das Institut für Strukturpolitik und
Wirtschaftsförderung (isw), das
ifo-Institut, das Leibniz-Institut für
Wirtschaftsforschung Halle (IWH),
die Investitionsbank Sachsen-Anhalt
(IB), das Statistische Landesamt und
andere. Sie haben sich sowohl auf der
Landesebene als auch im kommunalen Bereich bewährt. Die Diskussion
um Netzwerke als eine spezifische
Koordinationsform hat inzwischen
nahezu die gesamte Gesellschaft
erreicht – nicht zuletzt auch die Struktur- und Finanzpolitik.
Das Initiieren und die Gestaltung von
erfolgreicher Netzwerkarbeit als Instrument zum Erreichen strategischer
Politikziele stehen seit über zehn
Jahren im Fokus des Wirkens einer
Vielzahl von Akteuren, die die Struktur- und Finanzpolitik in SachsenAnhalt maßgeblich prägen.
Das verschiedenartige Zusammenwirken von Politik, Verwaltung,
Wirtschaft und Wissenschaft in
projektbezogener Netzwerkarbeit ist
eine wesentliche Grundlage für die
Erfolge sachsen-anhaltischer Struktur- und Finanzpolitik in der jüngeren
Vergangenheit. Initiiert und getragen
von fachlich kompetenten Partnern
aus verschiedenen gesellschaftlichen
Bereichen führt die Netzwerkarbeit
in Sachsen-Anhalt zur Bündelung von
fachlichen Potenzialen, zum Ausgleich
divergierender Interessen, innovativen
Lösungsansätzen für anstehende Problemlagen und zu nachhaltigen Vorteilen
im Standortwettbewerb der Länder und
Regionen.
Politikgestaltende Projekte wie die Haushaltskonsolidierung, „Schuldenbremse“, „Stark I bis V-Programme“ oder das
Informationssystem Sachsen-Anhalt (ISA)
sind Ausdruck einer zunehmend höheren
Qualität der Netzwerkarbeit in Umsetzung
einer modernen Struktur- und Finanzpolitik
Sachsen-Anhalts.
Die aktuell geführte Diskussion um die
Implementierung eines „Strategischen Politikmanagements (SPM)“ ist ein Indiz dafür,
die Netzwerkaktivitäten in Sachsen-Anhalt
auf eine nächst höhere Qualitätsstufe politischen Handelns anzuheben. Die Erfahrungen in den letzten Jahren haben gezeigt,
erfolgsträchtige Netzwerke entstehen nicht
im Selbstlauf.
Es sind vor allem folgende Faktoren, die
die Arbeit in struktur- und finanzpolitisch
orientierten Netzwerken in Sachsen-Anhalt
erfolgreich machen:
• Akteure mit Ideen, Überzeugungskraft,
einem langen Atem sowie einem Mindestmaß an Ressourcen;
• Kompetentes Netzwerkmanagement,
welches in der Lage ist, der Komplexität
der Netzwerkarbeit in der Struktur- und Fi-
nanzpolitik auf effiziente Art und
Weise gerecht zu werden;
• Stabile Netzwerk-Kerne, die
arbeitsteilig wichtige Funktionen des Netzwerkmanagements
übernehmen. Neben den Promotoren gehören hierzu praktisch
verantwortliche Institutionen und
Multiplikatoren;
Jörg Felgner
Staatssekretär
Das Zusammenwirken von
Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung
ist in Sachsen-Anhalt
nicht mehr wegzudenken.
• Vertrauensvolle Kooperation
und persönliche Kontinuität der
Netzwerkpartner;
• Flexible Regelungssysteme,
welche vor dem Hintergrund
divergierender Interessenlagen
unterschiedliche Beteiligungsintensitäten und -tiefen zulassen.
Abschließend sei darauf hingewiesen: Netzwerke in Sachsen-Anhalt
beinhalten sowohl Entwicklungsspielräume für Innovationen, als
auch für identitätsbildende Maßnahmen, z. B. Veranstaltungen
wie Regionalkonferenzen
und Publikationen.
Fazit: Den Netzwerken
gehört nicht nur die
Zukunft. Sie werden schon
jetzt zum Standortvorteil
im Wettbewerb der Länder
und Regionen.
Michael
Richter
Staatssekretär
Die Politik wird auch künftig auf den Erhalt und den
Ausbau von Netzwerken
setzen.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
15
Schuldenbremse –
Fluch oder Segen
„Ich halte die Einführung der
Schuldenbremse auch heute für eine
absolut richtige Entscheidung!“
Schranken selbst auferlegt
Die Finanzminister haben die Schuldenbremse vereinbart – die anderen
Ministerinnen und Minister im Bund
und in den Ländern zeigten eher mäßige Begeisterung, oder?
Es gab auch bei uns in Sachsen-Anhalt Kollegen im Kabinett, die gesagt
haben: Wenn wir jetzt ordentlich Kredite aufnehmen und investieren, dann
werden wir in zehn Jahren so viele
Steuern einnehmen, dass wir mit dem
Geld gar nicht mehr wissen, wohin.
Das war eine schlichte KlapperstorchGeschichte, die nicht aufgehen konnte. Nun hätte man natürlich sagen
können, wir nehmen uns jetzt alle vor,
sparsamer zu sein. Aber allein gute
Vorsätze und Absprachen reichen in
der Politik eben nicht. Deshalb musste die Schuldenbremse ins Grundgesetz hineingeschrieben werden.
Also sollte sie auch in Sachsen-Anhalt in die Verfassung?
Wolfgang Böhmer, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt 2002-2011
Herr Böhmer, Sachsen-Anhalt war Vorreiter bei
der Einführung einer Schuldenbremse. Kam der
Vorstoß von Ihnen, waren Sie wieder einmal
„Geburtshelfer“?
Also die Idee ist nicht von mir, aber ich hab sie
vom ersten Moment als sachlich richtig und
notwendig betrachtet. Im Grunde genommen
ist die Schuldenbremse ja ein Schutz vor uns
selbst. Seit Ende der 70er Jahre hat die Bundesregierung – egal in welcher Zusammensetzung
– jedes Jahr Kredite aufgenommen und so neue
Schulden gemacht. Nach der Wiedervereinigung
war das verständlich, da wurde Geld gebraucht
für den Aufbau Ost. Allerdings: Diese Schuldenmentalität gab es schon vor dem Aufbau Ost
16
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
– nur um das klarzustellen! Diese Mentalität
sah so aus: Wir brauchen das, wir müssen uns
das leisten; deshalb gehen wir zur Bank und
leihen uns Geld! Ich habe ja im Prinzip auch
nichts gegen Kredite. Aber jeder muss wissen,
dass man das Geld zurückzahlen muss – mit
Zinsen obendrauf. Ein Handwerker nimmt bei
Erweiterung seines Betriebes einen Kredit auf;
das ist vernünftig, weil er das vorher durchkalkuliert hat. Wenn Regierungen des Bundes
und der Länder Schulden aufgenommen haben,
fehlte immer der Refinanzierungsplan. Wir in
Sachsen-Anhalt haben das genauso gemacht.
Das war unfair gegenüber unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln. So durfte man nicht weiter
Politik machen.
Ich habe dies mehrfach angeregt.
Finanzminister Bullerjahn war meines
Wissens auch nie dagegen. Aber seine
SPD-Landtagsfraktion wollte das damals nicht. Das hat mich gewundert.
Immerhin ging das in Schleswig-Holstein, wo auch die Sozialdemokraten
mitregierten, übrigens auch in Sachsen. Wir haben uns dann so geeinigt,
dass die Schuldenbremse wenigstens
in der Landeshaushalts-Ordnung
verankert wird.
Rückblickend aus Ihrer Sicht: War die
Schuldenbremse eine weise Entscheidung, trotz der damit ja auch verbundenen Debatten um eine Sparpolitik
in Sachsen-Anhalt?
Ich halte die Einführung der Schuldenbremse auch heute für eine absolut richtige Entscheidung! Wenn
heute gelegentlich in knackigen
Formulierungen über die Sehnsucht des Finanzministers nach der
schwarzen Null gesprochen oder
geschrieben wird, so halte ich dies
für billige Polemik.
Für den Finanzminister ist die
Schuldenbremse mitunter ein
gutes Argument gegen manche
Begehrlichkeiten. Warum tut sich
die Gesellschaft damit so viel
schwerer?
Es gibt immer Leute, die Sparen
nicht so lustig finden. Es gibt –
selbst Minister – die sagen: Hauptsache, wir machen uns das Leben
einigermaßen angenehm und
finanzieren das, was sein muss.
Verzichten können später andere.
Das halte ich nicht für fair.
Wie sehen Sie Sachsen-Anhalt
finanziell aufgestellt mit Ihrem
heutigen Blick von außen?
Ich finde, Sachsen-Anhalt hat sich
stabilisiert, auch wenn es trotzdem
nicht einfach wird. Wir wissen noch
nicht, wie die finanziellen Ströme
nach 2020 aussehen. Aber wenn es
einigermaßen zu ähnlichen Konditionen wie heute weitergehen
würde, hätten wir die Chance, uns
weiter zu stabilisieren und auch
auf eigene finanzielle Füße zu
kommen.
André
Schröder
CDU-Fraktionschef
Als Deutschland Fußballweltmeister wurde,
waren sich alle einig:
Dieser Erfolg war eine
Mannschaftsleistung und
Ergebnis guter Strukturarbeit vergangener Jahre. Es
war der perfekte Mix aus
Hauruck und Hurra. Auch
in der Politik ist es ein gutes Gefühl zu wissen, dass
man sich Erfolg erarbeiten
kann. In Sachsen-Anhalt
war vor wenigen Jahren
nicht alles schlecht, so
wie heute nicht alles gut
ist. Aber wir haben unsere
Hausaufgaben gemacht
und die finanzpolitische
Trendwende erreicht. Wie
beim Fußball war das
keine Wunderheilung,
sondern harte Arbeit, die
unter Professor Böhmer
begann und mit Ministerpräsident Haseloff
erfolgreich fortgesetzt
worden ist. Ohne die CDU
wäre der oft angefeindete Konsolidierungskurs
nicht durchgehalten
worden. Wir wollen aus
eigener Kraft Spielräume
für z. B. Wirtschaft, Bildung, Kultur und Familien
im Land erhalten. Diese
richtige Balance ohne Geiz
oder Verschwendung hat
uns geholfen, auf eigenen
Füßen zu stehen. Heute
können wir die Reformrendite einfahren. Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
17
Wir können uns
keine neuen
Schulden leisten
„Am Ende steht das Ziel, dass Sachsen-Anhalt
auf eigenen Beinen steht.“
Umsteuern in der Finanzpolitik war nötig
Sie sind seit 1990 politisch tätig – sowohl im
Landtag als auch als Ministerin – wie sehen Sie
aus heutiger Sicht die jahrelang praktizierte
Politik, bestimmte Ziele mit Schulden zu finanzieren?
Darauf gibt es keine einfache Antwort. Ein Teil
der Schulden ist in Zeiten entstanden, in denen
nach der Wende das Land aufgebaut und der
gravierende wirtschaftliche Umbruch verkraftet
werden musste. Das ging leider nicht zum Nulltarif – auch nicht aus heutiger Sicht – aber sicherlich wäre der eine oder andere Euro an Schulden
vermeidbar gewesen. Ich bin jedoch froh, dass
wir seit 2007 umgesteuert haben. Seitdem
halten wir mit zwei Ausnahmen die schwarze
Null. Damit haben wir die Verschuldungsspirale durchbrochen und sogar langsam mit der
Rückzahlung von Schulden begonnen. Das ist ein
vernünftiger Weg.
Seit 2007 gelang es dem Land, wie eben gesagt
außer 2010 und 2011 wegen der Finanzkrise,
Haushalte ohne neue Schulden aufzustellen
– denkt man als Parlamentarier bei Haushaltsberatungen an die „Fesseln“, die den Finanzminister drücken?
(lacht): Nein, die Fesseln des Finanzministers sind in den Haushaltsberatungen nicht
die größte Sorge der Abgeordneten. Aber das
ist auch nicht schlimm, denn am Ende stehen
Parlament und Regierung in der gemeinsamen
Verantwortung, einen ausgeglichenen Haushalt
vorzulegen. Die Fessel eint uns am Ende also.
Bis dahin ist die Aufstellung des Haushalts
immer ein schwieriger Prozess. Sie haben völlig
18
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
unabhängig von der aktuellen Haushaltslage
immer mehr gute Ideen, Projekte und Anliegen
auf dem Tisch, als Geld da ist. Das müssen
sie sorgfältig abwägen und auswählen, bis es
tatsächlich passt. In dieser Legislaturperiode
waren wir damit sehr erfolgreich. Da gab es
keinen einzigen Haushalt mit neuen Schulden.
Sind für Sie künftige Haushalte mit neuen
Schulden eigentlich noch denkbar?
In normalen Zeiten nicht. Grundsätzlich gilt:
Wir können uns keine neuen Schulden leisten.
Sie müssen das Geld irgendwann zurückzahlen
und bis dahin erhebliche Zinsen aufbringen.
Im Moment ist das Zinsniveau gering, aber
das kann nicht ewig so bleiben. Denn was ein
Glücksfall für die öffentlichen Haushalte ist,
ist ein großes Problem für die Sparerinnen und
Sparer. Von den Zinsen müssen wir also runterkommen. Insofern ist in normalen Zeiten ein
Haushalt mit neuen Schulden nicht denkbar …
… und in Notzeiten?
In Notzeiten gibt es sinnvollerweise eine
Ausnahme. Die sieht auch die Schuldenbremse
im Grundgesetz vor. Wenn es eine gravierende
Notlage gibt, müssen wir gegensteuern können. Da kann man seinen Stiefel nicht einfach
so weiterfahren. Man muss aber immer gleich
darlegen, wie man die neuen Schulden wieder
tilgt.
Katrin Budde, Fraktions- und Landeschefin der SPD Sachsen-Anhalts
Wo sehen Sie die Vorteile eines Haushaltes
ohne neue Schulden und demzufolge mit
größeren Spielräumen?
Das liegt auf der Hand. Jeden Euro, der für
Zinsen und Schuldentilgung nicht an die
Banken geht, können wir in die Entwicklung
des Landes stecken. Eine Zukunftsinvestition lohnt sich mehr als eine Zinszahlung. Am
Ende steht das Ziel, dass Sachsen-Anhalt
auf eigenen Beinen steht. Das ist jedenfalls
mein politischer Anspruch.
Also gehen Sie davon aus, dass SachsenAnhalt es schaffen wird, nach Auslaufen
der Sonder-Finanzhilfen von EU und Bund
2020 auf eigenen finanziellen Füßen zu
stehen?
Ich bin da sehr optimistisch. Wir sind auf einem
guten Weg und werden auch in den nächsten
Jahren solide weiterarbeiten. Außerdem kann
2019 nicht das Ende der Fahnenstange sein. Wir
brauchen auch danach ein solidarisches System
des Länderfinanzausgleiches. Dabei darf es nicht
mehr nach Himmelsrichtungen gehen, sondern
nach Unterstützungsbedarf. Strukturschwache Regionen gibt es neben den ostdeutschen
Bundesländern im gesamten Bundesgebiet. Das
Ziel bleibt die Herstellung gleicher Lebensverhältnisse in ganz Deutschland. Das werden wir nicht
aufgeben. Wir werden dazu unsere Hausaufgaben
machen. Die Rahmenbedingungen vom Bund müssen trotzdem stimmen.
„Eine Zukunftsinvestition lohnt sich
mehr als eine Zinszahlung. “
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
19
Auf ein Wort
Statements der finanzpolitischen Sprecher
der Landtagsfraktionen
Es ist keineswegs selbstverständlich, dass auch in Zeiten
bester finanzpolitischer Rahmenbedingungen auf neue
Schulden verzichtet wird.
Eva Feussner
Finanzpolitische
Sprecherin der
CDU-Landtagsfraktion
Wir haben in den ersten 20 Jahren nach der Wiedervereinigung in
Sachsen-Anhalt durchschnittlich eine
Milliarde Euro pro Jahr mehr ausgegeben, als uns zur Verfügung stand.
Inzwischen müssen wir nicht nur für
die Leistungen von gestern und heute
bezahlen, sondern auch noch Zins und
Zinseszins erwirtschaften. Unser Ziel
war es deshalb, in den langfristigen
Abbau der Verschuldung einzusteigen, anstatt nur neue Schulden zu
vermeiden und ausreichend Rücklagen zu bilden, um künftige Risiken
abfedern zu können. Öffentliche
Die letzten 10 Jahre Finanzpolitik in Sachsen-Anhalt sind
geprägt durch entscheidende
zukunftssichernde Schritte
von immenser Bedeutung:
Krimhild
Niesstädt
Finanzpolitische
Sprecherin der
SPD-Landtagsfraktion
20
Stark eingeschränkt durch die hohe
Verschuldung des Landes waren in
der Vergangenheit kostenrelevante
politische Entscheidungen sowie die
Aufstellung der Haushaltspläne nur
durch die Aufnahme neuer Kredite
möglich – eine riskante Finanzpolitik
nur mit dem Blick auf die gegenwärtige Situation.
2006 bis 2014 haben Strukturreformen im Land den Grundstein für
effektives, kostenbewusstes Verwaltungshandeln gelegt.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Schulden schaffen Lasten für unsere
Kinder und ohne einen langfristigen
Schuldenabbau werden unsere nachfolgenden Generationen unendlich
lange und unendlich hohe Summen
für Leistungen der Vergangenheit
erwirtschaften müssen, von denen
sie selbst keinen Nutzen haben.
Erstmalig seit dem Bestehen unseres
Bundeslandes ist es gelungen, diese
Schuldenspirale und diese Form der
Generationengerechtigkeit über eine
komplette Legislaturperiode zu durchbrechen.
Wir haben damit begonnen, wenn
auch in bescheidenem Umfang,
Schulden, abzutragen. Es ist davon
auszugehen, dass sich die derzeit
günstigen Rahmenbedingungen wieder verändern werden. Deshalb ist es
nötig, künftig noch größere Konsolidierungsbestrebungen vorzunehmen.
Sachsen-Anhalts derzeitige
Finanzpolitik lebt in einer verheißungsvollen Zukunft und
vergisst dabei die Gegenwart.
Erstmals in der Geschichte SachsenAnhalts nach der Wiedervereinigung
konnten ab 2012 die Haushalte
ausgeglichen ohne Neuverschuldung
aufgestellt und mit der Tilgung der
vorhandenen Schulden begonnen
werden: ein großartiger Erfolg!
Gleichzeitig stärken die STARKLandesprogramme unsere Städte
und Gemeinden. Sachsen-Anhalt ist
finanzpolitisch gut gerüstet, darf aber
nicht nachlassen im steten Mühen.
Nicht sparen um des Sparens willen,
sondern die Suche zur Finanzierung
weiterer Gestaltungsspielräume zur
Erhöhung der Lebensqualität im Land
soll dabei im Fokus der Finanzpolitik
stehen.
In den letzten Jahren stand
das Land aufgrund steigender Steuereinnahmen augenscheinlich gut da. Der Blick
auf die Ausgaben relativiert
das Bild erheblich:
Große Pläne stellen dar, wie in dreißig
oder vierzig Jahren Pensionslasten
getragen und Schulden getilgt werden
sollen. Doch schon kleinste gegenwärtige Herausforderungen stellen
die politisch Verantwortlichen vor
unlösbare Probleme und lösen hektische Betriebsamkeit aus. Schrumpfen
um zu wachsen, lautet das schwie-
Bisher deckt unser Land seine Ausgaben nur zu etwa 55 Prozent aus eigener Kraft. Der Rest kommt aus Europa,
vom Bund und aus dem Finanzausgleich der Länder. Eine schuldenfinanzierte Ausgabenpolitik wird aber
genauso wenig die Probleme unseres
rige Programm, das Schwächen und
Risiken überbetont und Chancen
übersieht. Hochschulen und Bildung,
anderswo Eckpfeiler einer Zukunftsplanung, werden in Sachsen-Anhalt
zum Sparschwein degradiert. Viele
der Prognosen, die zum Eckpfeiler
einer langfristigen Finanzpolitik
erhoben wurden, erwiesen sich schon
nach kurzer Zeit als wenig realitätstauglich. Die Finanzpolitik des Landes
hat viel mit Zahlen und wenig mit
Menschen zu tun. Sie braucht vor
allem eines: einen Perspektivwechsel.
Swen Knöchel
Finanzpolitischer
Sprecher der
Landtagsfraktion
Die Linke
Landes lösen, wie eine erdrosselnde
Sparpolitik. Beides vergrößert mittelfristig Probleme, statt diese zu lösen.
Wir müssen es langfristig schaffen, in
weitaus höherem Maß für uns selbst
zu sorgen. Dafür brauchen wir neben
einer anderen Wirtschaftspolitik auch
eine konsequente Finanzpolitik. Ziel
muss sein, all das weiter zu entwickeln, was die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes
fördert sowie solche Kosten konsequent zu vermeiden, die demografisch
unsinnig und umweltschädlich sind.
Olaf Meister
Finanzpolitischer
Sprecher der
Landtagsfraktion
Bündnis 90 / Die Grünen
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
21
Weniger –
aber besser
Verwaltung effizient und modern
Jan Weber
Referatsleiter für Strategische Personalentwicklung.
Seit 2011 im Ministerium
der Finanzen tätig.
22
Im Jahr 2006 arbeiteten in
der Landesverwaltung (ohne
Hochschulen) ca. 59.000 Frauen und Männer. Schon damals
war klar, dass sich unser Bundesland – wie alle anderen
ostdeutschen Bundesländer
auch – dauerhaft keine größere Verwaltung als die der
westdeutschen Bundesländer
leisten kann.
Deshalb setzte sich im Ministerium
der Finanzen eine Gruppe zusammen,
die den notwendigen Personalabbau
planvoll gestaltete. Die Ergebnisse
der Überlegungen wurden in ein
Personalentwicklungskonzept gegossen. Dieses wurde durch die Landesregierung beschlossen und seitdem
wiederholt fortgeschrieben. Seit
2006 hat das Land auf Grundlage
der Personalentwicklungskonzepte
bis heute ca. 11.500 Stellen planvoll
abgebaut. Um den Durchschnitt
der westdeutschen Bundesländer
zu erreichen, müssen noch einmal
ca. 8.000 Arbeitsplätze abgebaut
werden. Dieses soll auch weiterhin
nicht mit der Rasenmähermethode
erfolgen. Vielmehr schauen wir uns
in der Stabsstelle für strategisches
Personalmanagement jeden Verwaltungsbereich ganz genau an und
unterbreiten passgenaue Vorschläge,
damit sich der Personalanpassungsprozess sachgerecht vollzieht.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Hierzu zehn Thesen:
• Die Polizei wird bis 2025 eine Personalausstattung weit über dem Durchschnitt der westdeutschen Flächenländer haben. Beim Polizeivollzug und
in der Polizeiverwaltung werden 2025
insgesamt noch ca. 6.100 Bedienstete
arbeiten. Diese gute Ausstattung ist
die gewollte Konsequenz einer Schwerpunktsetzung der Landesregierung
bei der inneren Sicherheit, die sich in
vielen Neueinstellungen von jungen
Polizisten widerspiegelt: Entscheidend
für die Bestimmung der Bedarfe an Polizisten ist die sog. Polizeidichte, d.h.
die Anzahl der Einwohner, die auf einen
Polizisten kommen. Die gegenwärtige
Polizeidichte liegt in den alten Ländern im Durchschnitt bei ca. 1 zu 430.
Sachsen-Anhalt wird 2025 über eine
Polizeidichte von ca. 1 zu 350 verfügen.
Mit einer solchen Polizeidichte wird
sich Sachsen-Anhalt über dem gegenwärtigen Niveau von Brandenburg
und Mecklenburg-Vorpommern, aber
weiterhin unterhalb von Sachsen bewegen. Dieses ist mit einem Blick auf
die Fläche auch richtig: Brandenburg
und Mecklenburg-Vorpommern haben
eine noch niedrigere Bevölkerungsdichte als unser Bundesland. Sachsen
hingegen ist dichter besiedelt.
Im kommenden Jahrzehnt treten viele
Tausend Bedienstete in den Ruhestand.
- ca. 2000 pädagogische Mitarbeiter im Landesdienst, die die Lehrer unterstützen, gibt
es in keinem anderen Bundesland!
- Schließlich hat das Land die Neueinstellungsmöglichkeiten für Lehrkräfte massiv
angehoben. 2015 werden es fast 500 Neueinstellungsmöglichkeiten (inklusive eines
neuen Vertretungspools zur Sicherung der
Unterrichtsversorgung insbesondere im
ländlichen Raum) sein.
Wie viele Schülerinnen und Schüler auf eine
Lehrkraft kommen (die sogenannte „Schüler-Lehrer-Relation“), ist in allen Bundesländern entscheidend für die Bestimmung der
Personalziele für Lehrerinnen und Lehrer.
Die Landesregierung hat vereinbart, dass
die Schüler-Lehrer-Relation zum Schuljahr
2019/2020 13,5 Schülerinnen und Schüler
pro Lehrkraft betragen soll. Nach gegenwärtiger Schülerzahlprognose bedeutet
dies ein Personalziel von ca. 12.700 Vollzeitlehrern. Nach gegenwärtiger Personalprognose werden wir im Jahr 2020 tatsächlich noch über ca. 13.000 Vollzeitlehrer an
allgemeinbildenden Schulen verfügen.
Es ist eine neue offizielle Bevölkerungprognose für Sachsen-Anhalt angekündigt. Halbiert sich leider – wie aus der Presse bereits
zu entnehmen – zukünftig die Anzahl der
neugeborenen Kinder in unserem Bundesland, werden
wir mittelfristig auch die Personalziele bei den Lehrkräften entsprechend wählen müssen. Also: Bevölkerungsprognose abwarten und dann Entscheidungen zu
Personalzielen bei Lehrkräften treffen. Ziel ist es, die
Unterrichtsversorgung abzusichern und dabei gleichzeitig Schule in Sachsen-Anhalt mit Ganztags- und
Inklusionsangeboten noch besser zu machen.
• Ministerialverwaltung
Die durchschnittliche Personalausstattung der westdeutschen Flächenländer wird bis 2020 überschritten werden, weil wir in den Ministerien noch zu viele
Bedienstete an Bord haben. Die beste Gelegenheit, den
Personalbedarf bei der Ministerialverwaltung zu verringern, wird bei der Bestimmung der Anzahl der Ressorts
zu Beginn der nächsten Legislatur sein. Nach gegenwärtiger Personalprognose werden in der Ministerialverwaltung 2025 ca. 1.550 Bedienstete arbeiten.
• Geoinformationsverwaltung
Da nur in Sachsen-Anhalt die Katasterverwaltung beim
Land organisiert ist, gibt ein Ländervergleich keine
abschließenden Hinweise zur richtigen Personalstärke.
Das Personalziel des Personalentwicklungskonzeptes
für 2020 (600 Vollzeitstellen) wird im Jahr 2025 erreicht
werden. Diese Personalstärke reicht nach den konzeptionellen Vorstellungen des fachlich zuständigen Ministeriums dauerhaft auch aus.
• Allgemeinbildende Schulen
Ganz klar ist die schulische Bildung ein
Schwerpunkt der Landesregierung:
- In Sachsen-Anhalt kommen ca. 11,86
Schülerinnen und Schüler auf eine
Lehrkraft. Die Lehrkräfte in den alten
Bundesländern unterrichten im Durchschnitt ca. 2 Schülerinnen und Schüler
mehr.
Durch neue Technik wird die Verwaltung immer effizienter.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
23
freie Bewirtschaftung der Stellen denkbar. Wie
bei den Gerichten und Staatsanwaltschaften
zahlen sich die vollzogenen Strukturreformen
auch bei der Finanzverwaltung aus: Die Finanzverwaltung ist genauso gut aufgestellt wie in
den westdeutschen Bundesländern und braucht
deshalb auch nicht mehr Personal.
• Gerichte und Staatsanwaltschaften
Die durchschnittliche Personalausstattung der
alten Länder wird bereits unterschritten. Für
diesen Schwerpunktbereich ist also eine freie
Bewirtschaftung der Stellen, d.h., dass jeder
Altersabgang ersetzt werden kann, denkbar.
• Justizvollzug
Die Personalziele für den Justizvollzug bestimmen sich nach dem Verhältnis von Gefangenen
zu Justizvollzugsbeamten. Im Personalentwicklungskonzept 2011 wurde die durchschnittliche
„Gefangenen/Justizvollzugsbeamten Relation“
der westdeutschen Bundesländer von 54 Beschäftigten auf 100 Gefangene zu Grunde gelegt.
Auch hier gilt: Personalziele an die tatsächliche
Entwicklung bei den Gefangenenzahlen anpassen. Nach der gegenwärtigen Gefangenenprognose bestünde im Jahr 2025 ein Bedarf von ca.
830 Justizvollzugsbeamten.
• Übrige Verwaltung
Die sonstigen Behörden und Einrichtungen des
Landes laufen in der Personalplanung unter
dem Sammelbegriff „Übrige Verwaltung“.
Statistisch betrachtet werden wir hier bis 2025
mehr Personal an Bord haben, als es nach dem
Vergleich mit den westdeutschen Ländern notwendig wäre. Diese Personalüberhänge finden
ihre Ursache vorrangig in der Wahrnehmung
einer Vielzahl von Aufgaben der sogenannten
„Übrigen Verwaltung“, die in diesem Umfang in
anderen Ländern nicht durch das Land, weniger
intensiv oder gar nicht wahrgenommen werden.
• Finanzverwaltung
Der Durchschnitt der westdeutschen Bundesländer wird gegenwärtig unterschritten. Für
diesen Schwerpunktbereich ist also, wie bei
den Gerichten und Staatsanwaltschaften, eine
Bei der Bestimmung neuer Zielzahlen wird also,
sofern kein Aufgabenverzicht bei freiwilligen
Aufgaben gelingt, behörden- und einrichtungsgenau auf Personalbedarfsbemessungen
Ab 2020 werden jedes Jahr etwa
Tausend junge Leute eingestellt.
abzustellen sein. Weiterhin werden die
Ressorts nicht umhinkommen, sich dem
Gedanken von Shared-Service-Einrichtungen weiter zu öffnen. D.h., um eine
Aufgabe effizienter wahrzunehmen, wird
diese an einer Stelle zentralisiert, statt
dass sie alle Behörden und Einrichtungen des Landes für sich erledigen. Viele
Köche verderben nicht nur den Brei, sie
machen das Kochen auch teurer.
• Der Altersdurchschnitt der
Landesbediensteten wird sinken
In den kommenden zehn Jahren werden ca. 20.000 Bedienstete in den
Ruhestand treten. Dieses eröffnet die
Möglichkeit von ca. 12.500 Neueinstellungen bis zum Jahre 2025, wenn wir den
Personalbestand auf dem Niveau der
Ab 2021 werden jährlich über 1000 junge Leute neu in der Landesverwaltung eingestellt
angepasster NEK (Schule und Polizeivollzug
und Anpassung 17,50 VzÄ/TEW)
PEK 2011
Jahr
Neueinstellungen
24
aktive Bedienstete
Stand 31.12.
bei unterstellter
Fortgeltung PEK 2011
Neueinstellungen
Differenz zu PEK 2011
aktive Bedienstete
Stand 31.12
1991
105.655 Stellen
2000
82.495 Stellen
2006
62.031 Stellen
Altersdurchschnitt
zusätzl. NEK
2007
263
56.161
282
+ 19
56.180
k.A.
2009
284
53.100
366
+ 82
53.225
k.A.
2011
291
49.782
412
+ 121
50.121
k.A.
2013
558
47.262
627
+ 69
47.756
50,16
2015
559
45.502
804
+ 245
46.432
50,83
2017
604
42.685
931
+ 327
44.088
51,38
2019
683
39.009
960
+ 277
40.939
51,18
2021
762
35.512
1.068
+ 306
38.020
50,69
2023
792
32.633
1.322
+ 530
35.954
49,94
2025
820
29.545
1.888
+ 1.068
34.959
48,58
Gesamt
10.663
16.077
+ 5.414
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
westdeutschen Flächenländer halten
wollen. Der Altersdurchschnitt in der
Landesverwaltung wird von heute
ca. 51 Jahre auf unter 49 Jahre im
Jahr 2025 sinken.
• Die Landesverwaltung will ein
attraktiver Arbeitgeber sein. Deshalb wird das Land weiterhin (wie
in den letzten Jahren mit einem
jährlichen Budget für Beförderungen
und Höhergruppierungen von über
fünf Millionen Euro) die Basis dafür
schaffen,
dass sich Leistung lohnt.
• Nachwuchsgewinnung wird Aufgabe der Zukunft sein
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird es zunehmend
schwierig werden, ausreichend
qualifizierte Bewerber für den
Landesdienst zu finden. Um auf dem
Bewerbermarkt erfolgreich zu sein,
wird das Land seine Anstrengungen
erhöhen müssen, als attraktiver
Arbeitgeber von potenziellen Bewerbern wahrgenommen zu werden.
Fazit: Im Ergebnis eines
Ländervergleichs erarbeitete
Personalzielzahlen berücksichtigten nicht in jedem Fall
Personal(mehr)bedarfe aufgrund besonderer Strukturen
in unserem Bundesland. Ländervergleiche liefern aber
belastbare Kennzahlen, die
bei der Festlegung zukünftiger Personalziele grundsätzlich heranzuziehen und
in Ausgleich mit strukturell
begründeten Personalbedarfen zu bringen sind.
Werner Theis
verdi Sachsen-Anhalt
Zu wenig wird schlecht.
Die Erbringung öffentlicher Dienstleistungen
erfolgt nahezu ausschließlich durch die Beschäftigten. Die aktuellen Daten:
Durchschnittsalter über
50 Jahre, Krankheitsraten von über 11 Prozent,
Verdopplung befristeter
Arbeitsverhältnisse – auch
für Daueraufgaben – in
den letzten 4 Jahren, Einstellung der Ausbildung,
keine Übernahmen. Der
Stellenabbau ohne Aufgabenbezug führt zu einer
hohen Arbeitsverdichtung,
zu fehlendem Nachwuchs,
einer ungesunden Altersstruktur. Ein Weiterführen
dieser Personalpolitik
wird angesichts der
demografischen Entwicklung nachhaltige Schäden
anstelle einer nachhaltigen Personalentwicklung
und Sicherstellung der
Aufgabenerfüllung in der
Zukunft zur Folge haben.
Die Zahl der Neueinstellungen
nimmt von Jahr zu Jahr zu.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
25
Aus 21 mach 14
Finanzverwaltung fit für die Zukunft
Hermannus
Erdwiens
Abteilungsleiter Steuern.
Seit 1991 im Ministerium der
Finanzen tätig.
Niemand zahlt Steuern gern.
Aber ohne Steuern funktioniert kein Staat! Die Steuerverwaltung sichert mit den
Finanzämtern die finanzielle
Handlungsfähigkeit des Staates. Steuern sind die wichtigste Einnahmequelle des
Bundes, der Länder und der
Kommunen und sichern die
Erledigung vielfältigster Aufgaben der öffentlichen Hand,
zum Beispiel bei der Sanierung von Schulen, bei der Ausrüstung der Polizei oder auch
beim Straßenbau und vielem
mehr.
Aber auch in der nicht unbedingt
beliebten Steuerverwaltung gilt:
Die Aufgaben müssen möglichst
wirtschaftlich und modern erfüllt
werden. Damit zusammen hängt ein
dauerhafter Anpassungsprozess. Die
Steuergesetzgebung oder auch das
finanzielle und wirtschaftliche Umfeld
verändern sich ständig. Die Steuerverwaltung hierzulande wurde in den
vergangenen Jahren grundlegend neu
gestaltet. So wurde die Oberfinanzdirektion Magdeburg zu Jahresbeginn
2015 als Mittelbehörde aufgelöst. In
den Vorjahren war bereits die Struktur
der Finanzämter in Sachsen-Anhalt
verändert worden.
Diese neue Finanzamtsstruktur wurde
erforderlich, weil entgegen früherer
Annahmen der Personalbedarf geringer ausfiel. Ursache dafür waren unter
anderem die langfristig abnehmende
26
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Bevölkerungsentwicklung sowie ein
effizienterer Verwaltungsvollzug
unter anderem durch eine stärker
risikoorientierte Fallbearbeitung in
den Finanzämtern.
Während für 2006 noch ein Bedarf
von rund 3.800 Kolleginnen und Kollegen in den Finanzämtern ermittelt
worden war, waren neu nur noch
rund 3.100 Arbeitskräfte wirklich
erforderlich. Weniger Personal in
der Steuerverwaltung hieß nicht
nur weniger Stellen, auch bei den
Büroflächen musste nachgesteuert
werden. Es wurde also geprüft,
wie Büroflächen reduziert werden
konnten und gleichzeitig die Zuständigkeitsbezirke der Finanzämter
nach der Kreisgebietsreform 2007
anzupassen sind.
Grundlage für diese Planungen
bildeten aktuellste Personalbedarfsprognosen für die Finanzämter
sowie die vollständige Auslastung
der Finanzämter in landeseigenen
Gebäuden und damit die weitgehende Aufgabe von Mietobjekten.
2006 traf die Landesregierung dann
die Entscheidung: Aus 21 Ämtern
sollten 14 werden. Entsprechende
Vorschläge kamen von der früheren
Oberfinanzdirektion Magdeburg.
14 Ämter waren nur folgerichtig,
schließlich entstanden nach der
Kreisgebietsreform 2007 elf Landkreise und drei kreisfreie Städte.
Es wurden dann jeweils die Stadtfinanzämter in Halle und Magdeburg
zusammengelegt und die Finanzamtsstandorte in Halberstadt, Köthen, Sangerhausen, Wernigerode
und Zeitz ganz aufgegeben. Aber
wichtig war: Auch nach der Kreisge-
Das neu Finanzamt Halle wird 2015 fertiggestellt.
Jeder Landkreis behielt auch nach der
Reform ein vollwertiges Finanzamt,
Bürgernähe wurde so garantiert.
bietsreform blieb jedem Landkreis ein vollwertiger Finanzamtsstandort und es blieb trotz der Aufgabe von Standorten eine
ausreichende Bürgernähe erhalten.
Inzwischen wurde das Reformkonzept vollständig umgesetzt.
Als Abschluss erfolgte 2013 die Zusammenlegung der beiden
Stadtfinanzämter in Halle.
Die Finanzamtsstandorte des Landes sind nun:
Bitterfeld-Wolfen, Dessau-Rosslau, Eisleben, Genthin, Haldensleben, Halle (Saale), Magdeburg, Merseburg, Naumburg, Quedlinburg, Salzwedel, Staßfurt, Stendal sowie Wittenberg.
Fazit: Die Finanzamtsreform zeigte, dass der Weg
zu kleineren und vernünftigen Strukturen mit
gleichbleibender Qualität der Aufgabenerfüllung
und Bürgernähe vereinbar sind. Etwa 6 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger je Finanzamt sowie
geringere Miet- und Betriebskosten sparen über
zehn Jahre etwa 25 Mio. EUR. Zugute kam dies dem
Landeshaushalt und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Ämtern, die wieder Perspektiven für
Beförderungen bekamen.
Hans-Michael
Korth
Präsident Steuerberaterverband Niedersachsen/
Sachsen-Anhalt
Mit der Finanzamtsreform
in Sachsen-Anhalt waren
nicht nur Veränderungen
für die Beamten in den
Finanzämtern, sondern
auch für die Steuerberater
verbunden. Andere Zuständigkeiten und längere
Anfahrtswege führten zu
Mehrbelastungen. Ich bin
davon überzeugt, dass
mit der Finanzamtsreform
der Weg zu einer effizienteren Finanzverwaltung
beschritten werden kann.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
27
Viel Kohle
aus Brüssel
Der Aufschwung ist auch europäisch
Die Europäische Union – das klingt für viele weit weg. Doch
EU passiert nicht nur in Brüssel. Das Land Sachsen-Anhalt
liegt mitten in Europa und zugleich findet sich Europa im
Land. Denn auch die Regionalpolitik gehört zur EU. Wozu
Regionalpolitik auf höchster Ebene? So sollen große Unterschiede innerhalb der EU überwunden, Lebensstandards
angeglichen und Regionen wirtschaftlich gestärkt werden.
Am Ende gewinnt die EU als Ganzes; sie wird gestärkt im
Wettbewerb auf dem Weltmarkt.
Thorsten Kroll
Leiter EU- Verwaltungsbehörde. Seit 2012 im
Ministerium der
Finanzen tätig.
Dank dieser EU-Regionalpolitik kann sich auch Sachsen-Anhalt stärken:
Allein im Förderzeitraum 2007 bis 2013 flossen mehrere Milliarden Euro
ins Land. Zwei Quellen dieser Finanzhilfen sind die sogenannten Europäischen Strukturfonds EFRE und ESF. EFRE steht für Europäischer Fonds für
regionale Entwicklung, ESF für Europäischer Sozialfonds. Gemeinsam sollen sie für mehr Wachstum und Beschäftigung sorgen. Wo die Hebel genau
4% 2%
4%
10%
25%
15%
EFRE
24%
31%
ESF
13%
33%
Ralf Müller
Inovation, Forschung und Entwicklung
Leiter Verwaltungsbehörde
ELER, EFF. Seit 2013 im
Ministerium der
Finanzen tätig.
Wirtschaftsnahe Infrastruktur
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit
der Wirtschaft
39%
Qualifizierung von Beschäftigten und
Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen
Verbesserung des Humankapitals
Verbesserung der Arbeitsmarktchancen
Nachhaltige Stadtentwicklung
Technische Hilfe
Umweltschutz und Risikovorsorge
Transnationale Maßnahmen
Technische Hilfe
Verdammt viel Kohle: Von 2014-2020
bekommt Sachsen-Anhalt von der EU
mehr als zwei Milliarden Euro.
angesetzt werden, erarbeitet das Land selbst. Für
jede Förderperiode knobelt es an den richtigen
Schwerpunkten, entwickelt eine Förderstrategie
und verhandelt darüber mit der Europäischen
Kommission.
Kurzer Rückblick: Aus dem EFRE flossen von 2007
bis 2013 rund 1,9 Milliarden Euro. Der Fonds
investierte insbesondere in Unternehmen und
in Infrastrukturen. Er unterstützte Projekte für
Unternehmen und Unternehmensgründungen
und fokussierte unter anderem Städte, Kommunen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Damit stärkte der EFRE vor allem das
Innovationspotenzial des Landes. Der Bereich
Forschung und Entwicklung genoss ganz besondere Aufmerksamkeit. Zudem wurde die
Verkehrs- und Bildungsinfrastruktur verbessert
sowie die Stadtentwicklung unterstützt. Auch der
Umweltschutz spielte eine wichtige Rolle, allein
hier flossen etwa 200 Millionen Euro. Insgesamt
kann das Land eine Erfolgsgeschichte erzählen:
7.800 Projekte wurden aus dem EFRE unterstützt;
12.400 Dauerarbeitsplätze wurden geschaffen,
davon rund 600 im Bereich Forschung. Insgesamt
wurden mit dem EFRE rund 46.000 Arbeitsplätze
im Land gesichert.
Förderschwerpunkte und Mittelverteilung 2007 bis 2013
Aus dem ESF kamen von 2007 bis 2013 insgesamt
644 Millionen Euro. Der Fonds widmet sich in
28
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
erster Linie den einzelnen Menschen beziehungsweise ihren Fähigkeiten und Kompetenzen: Er
finanzierte Beschäftigungs-, Qualifizierungs-,
Weiterbildungs- und Ausbildungsprogramme.
Profitieren konnten unter anderem Langzeitarbeitslose, Geschäftsführungen von Unternehmen, Alleinerziehende und (potenzielle)
Schulabbrecher/-innen. Weitere Förderbereiche
waren das lebenslange Lernen sowie der Wissenstransfer. Mit Hilfe des ESF konnten mehr
als 16.000 Projekte umgesetzt werden, etwa
245.000 Menschen wurden direkt unterstützt!
Die Zukunft gestalten: Auch für die Jahre 2014
bis 2020 hat Sachsen-Anhalt gute Konzepte auf
den Tisch gelegt. Im Fokus der neuen Förderstrategien liegen die großen Ziele „Nachhaltiges
Wachstum“, „Beschäftigung“ und „Innovation“.
Hinzu kommen die Querschnittsziele „Nachhaltige Entwicklung“, „Gleichstellung von Frauen
und Männern“ und „Nichtdiskriminierung“. Diese
Leitbilder fügen sich in die Gesamtstrategie von
Europa ein. Bis 2020 bemühen sich alle gemeinsam um intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum.
Die EU stellt Sachsen-Anhalt für die Förderperiode 2014 bis 2020 über den EFRE rund 1,4 Milliarden Euro und über den ESF rund 612 Millionen
Euro zur Verfügung – insgesamt also erneut über
2 Milliarden EUR!
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
29
Das Land investiert in
folgende Schwerpunkte:
EFRE: 31% 27%
22%
8%
7%
Forschung, Entwicklung,
Innovation
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren
Unternehmen
Verringerung der CO2-Emissionen
Klimaschutz und Risiko-Prävention
Nachhaltige Stadtentwicklung
ESF: 51%
23%
22%
Beschäftigung und Mobilität
der Arbeitskräfte
Bildung, Aus- und Berufsbildung,
lebenslanges Lernen
soziale Inklusion, ArmutsBekämpfung, Nicht-Diskriminierung
Im EFRE konkret werden dabei unter anderen die
energetische Sanierung öffentlicher Infrastrukturen,
der Hochwasserschutz, die Förderung von Unternehmen, aber auch die Stärkung der Attraktivität der
Städte gefördert.
Vom ESF werden vor allem junge Menschen profitieren – bei Projekten der Berufsorientierung und
-vorbereitung. Zudem wird das Thema Selbständig-
keit eine wichtige Rolle spielen. Auch die
berufliche Weiterbildung, der Schulerfolg und
die Beschäftigungsfähigkeit von (Langzeit-)
Arbeitslosen werden mit viel Geld gefördert.
Das Geld muss intelligent und besonders zielgenau eingesetzt werden, denn die Mittel gehen zurück: Aus dem EFRE wurden 26 Prozent
weniger zugesagt als in der Förderperiode
2007 bis 2013, aus dem ESF fließt 5 Prozent
weniger Geld als zuvor. Doch genau wie in
der Vergangenheit wird die EU-Förderung viel
Schwung ins Land bringen. Welche Projekte
bisher erfolgreich umgesetzt werden konnten,
kann man nachlesen auf dem Europaportal
des Landes: www.europa.sachsen-anhalt.de
Es gibt einen dritten wichtigen EU-Fonds
namens ELER. Es ist der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des
ländlichen Raumes. Schulmaskottchen, Mopsfledermaus, Duftgarten und Bienenkästen
habe alle eines gemeinsam: Sie werden über
den ELER finanziell gefördert!
Wer aufs Land fährt und sich umschaut, findet
all dieses und noch viel mehr. Wir treffen
auf viele Menschen und ihre Ideen, die ohne
den ELER nicht oder nicht in diesem Umfang
Realität geworden wären. Darunter sind tolle
Aktivitäten, die dazu beigetragen haben, die
Stärken unseres ländlichen Raumes zu erhalten, auszubauen und ihn als Wirtschafts- und
Lebensraum weiter zu gestalten.
Was ist eine EU-Verwaltungsbehörde?
Die EU-Verwaltungsbehörde verwaltet die EFRE- und ESF-Fördermittel im Land
und ist für einen ordnungsgemäßen Einsatz der Gelder verantwortlich. Sie ist die
erste Ansprechpartnerin für die EU-Kommission und übernimmt Aufgaben wie die
Organisation und Regelung der Prozesse, Überwachung, Datenerfassung und bearbeitung, Gremienarbeit, Berichterstattung, Bewertung sowie Öffentlichkeitsarbeit zu den EU-Strukturfonds.
Unterstützt werden solche Aktivitäten durch die Politik mit Programmen
wie dem Agrarinvestitionsprogramm,
dem ländlichen Wegebau, den Agrarumweltmaßnahmen und der Dorferneuerung. In den letzten Jahren ist
der Einsatz von ELER - Geld noch
breiter geworden. Dabei geht es um
Projekte zur sogenannten Daseinsvorsorge, dazu zählen zum Beispiel
der Breitbandausbau, die Sanierung
von Schulen und Kindertagesstätten,
der Einsatz und die Verbesserung
der Qualität von Informations- und
Kommunikationstechnologien und keinesfalls unerwähnt bleiben darf der
Schutz von ländlichen Siedlungen und
Landschaften vor Hochwasser.
Die Grundlage für den Einsatz des
ELER bildet das Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum des
Landes Sachsen-Anhalt (EPLR). Es
beschreibt, für welche Förderangebote der Land- und Forstwirtschaft, des
Naturschutzes und der Entwicklung
des ländlichen Raumes die bereitgestellten Mittel der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt eingesetzt werden können.
Ein solches Programm entstand – in
Abstimmung mit den Wirtschafts- und
Sozial-Partnern – auch wieder für den
aktuellen Förderzeitraum 2014 bis
2020. Dafür stehen EU-Mittel von 895
Mio. EUR bereit, die mit gut 239 Mio.
EUR kofinanziert werden. Hinter allen
Aktivitäten steht die vor 15 Jahren ins
Rollen gebrachte Strategie Europa
2020. Bis dahin soll durch die Förderungen ein intelligentes, nachhaltiges
Wachstum mit mehr Beschäftigung in
ganz Europa erreicht werden.
Der Investitionsfonds ELER ist vor
allem den Menschen in den Dörfern
gut bekannt. Die Verbesserung der
Lebensqualität für Familien und ganze
Dörfer beruht nicht selten auf einer
– so meinen viele Akteure anfangs –
z.B. auch verrückten LEADER-Idee.
Ist der innere Schweinehund erst einmal überwunden und die Projektidee
kann durch Unterstützung des ELER
Realität werden, so werden alte leerstehende Schweineställe, Hofgebäude oder Lagerhallen zu Stickereien,
Mehrzweckgebäuden, Naturschutzstationen, Generationshäusern, Fahrradpensionen, Begegnungsstätten für
Behinderte und vieles mehr.
Fazit: An der Umsetzung der
drei beschriebenen EU-Fonds
arbeiten viele Kolleginnen und
Kollegen in verschiedenen
Ministerien. Das Finanzministerium ist für die effiziente,
wirksame und ordnungsgemäße Durchführung verantwortlich und koordiniert die
Umsetzung der Fonds mit der
Staatskanzlei und allen anderen Ministerien.
Thomas
Wobben
Direktor im Europäischen
Ausschuss der Regionen
Die EU hat den wirtschaftlichen und sozialen Wandel
in Sachsen-Anhalt seit
1991 durch viele Milliarden
Euro aus den Strukturfonds
für Projekte im Bereich
Forschung und Innovation,
für kleine und mittlere Unternehmen, zur Förderung
der Energieeffizienz sowie
zur Aus- und Weiterbildung unterstützt. Heute
steht Sachsen-Anhalt bei
rund 87 Prozent des EUDurchschnitts und hat das
zentrale Ziel der europäischen Strukturpolitik, den
Entwicklungsrückstand
aufzuholen, zu einem
guten Teil erreicht. Dabei
geht es aber um weit mehr
als nur ums Geld: Mit der
Teilnahme an europäischen
Förderprogrammen stellen
sich die Projektträger dem
europäischen Wettbewerb,
lernen neue Partner für
Kooperationen kennen,
arbeiten gemeinsam an
Problemlösungen und blicken so über den eigenen
Tellerrand.
Ausgefallene Ideen im ländlichen Raum
30
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
31
„Sachsen-Anhalt hat seit 2010 die zweithöchste
Bonitätseinstufung – gleichauf mit den USA.“
Das Milliardengeschäft
sehr breit gefasst.
Daher war der Kapitalmarktzugang für
das Land jederzeit gegeben.
Geringere Zinsen – größere Spielräume
Sachsen-Anhalt hat bei fast
gleichem Schuldenstand
seit 2007 die Zinszahlungen um rund 400 Millionen
Euro gesenkt. Wie geht das?
20.500.117.829 Euro – das ist
der exakte Schuldenstand des
Landes Sachsen-Anhalt zum
31.12.2014. Dafür bezahlte
das Land knapp 600 Millionen
Euro Zinsen, 2016 werden es
wohl nur noch 500 Millionen
Euro sein. Noch im Jahr 2007
lagen die Zinsen sogar bei
900 Millionen Euro.
Edgar Kresin
Referatsleiter für
Geld- und KapitalmarktGeschäfte. Seit 1998 im
Ministerium der Finanzen
tätig.
Die Erleichterung bei den Zinszahlungen wird möglich, weil jährlich
zwischen 10 bis 15 Prozent, also 2
bis 3 Milliarden Euro, umgeschuldet
werden können. Das heißt, das Land
refinanziert auslaufende Kredite mit
Mrd. EUR
neuen Darlehen, zu aktuell (zinsgünstigeren) Konditionen. Dadurch
sinkt die Durchschnittsverzinsung
von rund 4,5 auf unter 2,5 Prozent.
Hieraus ergeben sich signifikante
Spielräume für den Landeshaushalt.
So weit, so gut.
Das klingt zunächst nach einer simplen Rechnung, nach einem Milliardengeschäft und damit nach leichtem
Spiel für die Finanzpolitik. Doch sieht
man genauer hin, zeigt sich, dass das
Schuldenmanagement des Landes
eine vielschichtige Herausforderung
ist. Wichtigster Auftrag bleibt seither
die Gewährleistung eines dauerhaften Zugangs zum Kapitalmarkt, um
jederzeit „flüssig“ zu sein. Das klingt
einfach in Zeiten der größten Kapitalmaßnahmen von Zentralbanken
weltweit. Aber es gab bereits andere
Zeiten. Während der Lehman-Krise,
als Geld Mangelware war, zeigten
sich die enormen Vorteile des Landes,
denn sein Kapitalmarktauftritt ist
Mio. EUR
25
1.200
20
1.000
800
15
600
10
Entwicklung
Schuldenstand /
Zinszahlungen
400
5
0
200
1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2020
Schuldenstand in Mrd. EUR (linke Skale)
Zinszahlungen p.a. in Mio. EUR (rechte Skale)
32
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
0
Zudem können Zinsen in Zukunft auch
wieder steigen. Das macht das Management des Schuldenportfolios des
Landes zu einem enormen Balanceakt.
Einerseits muss Sachsen-Anhalt natürlich jederzeit fähig sein, fällige Kredite
zu refinanzieren. Andererseits muss das
Risiko von Zinsänderungen bedacht und
deshalb das Schuldenportfolio entsprechend aufgestellt werden: Das Land soll
von den aktuell extrem niedrigen Zinsen
profitieren. Doch wenn sie wieder steigen, darf das die geschaffenen Spielräume nicht aufzehren.
Um die besten Konditionen für das
Land zu realisieren, kommen Themen
wie Schuldenbremse, nachhaltige
Haushaltspolitik und Schaffung von
Vorsorgeelementen zu Hilfe. In diesen
Punkten hat die führende Ratingagentur
„Standard &Poor´s“ Sachsen-Anhalt
im Jahr 2010 erhebliche Fortschritte
bescheinigt – im Vergleich zur Vergangenheit, im Vergleich mit anderen
Bundesländern und das im Umfeld der
europäischen Staatsschuldenkrise.
Zu diesem Zeitpunkt war es weltweit
einmalig, dass die Bonität eines Landes
um 2 Stufen hochgesetzt wurde. Es
war Sachsen-Anhalt, das in den Genuss
dieser Einschätzung kam. Seither hat es
die zweithöchste Bonitätseinstufung –
gleichauf mit den USA.
Die haushaltspolitischen Grundeinstellungen werden ergänzt um den Dialog
mit aktuellen und potenziellen Kreditgebern aus aller Welt. Sachsen-Anhalt ist
im Gespräch mit möglichen Investoren
in Asien und nahezu allen europäischen
Hauptstädten. Dabei werden immer
wieder die Vorteile einer Kreditvergabe
an das Land beworben. Sachsen-Anhalt
unterscheidet sich besonders dadurch
von anderen Ländern, dass es verschiedene Refinanzierungsinstrumente
flexibel einsetzt. Dadurch vermarktet
sich das Land nicht nur selbst gut.
Es hat gleichzeitig einen sehr großen
Beitrag dafür geleistet, dass sich
das Kapitalmarktsegment „Deutsche
Bundesländer“ fortentwickelt.
Die Risiken von Zinsänderungen wiederum steuert das Land aktiv über
seine Strategien für Kreditaufnahme und das Portfoliomanagement,
wobei das Portfoliomanagement den
aktiven Einsatz von sogenannten derivativen Finanzgeschäften bedingt.
Die Welt der Kapitalmärkte hat seit
der Bankenkrise 2007 eine gewaltige
Dynamik entwickelt. Zinsen wurden
negativ, Banken abgewickelt, die
Regulierung von Kapitalmarktgeschäften umfasst mehrere tausend
Seiten und vieles mehr. Auch das
Land sieht sich vor neuen Herausforderungen und muss flexibel bleiben
angesichts sich ständig und immer
schneller verändernder Rahmenbedingungen. Alle aktiv gemanagten
Handlungsfelder müssen zeitnah
neu bewertet werden, so dass das
Land langfristig erreichte höhere
Spielräume nicht wieder verliert.
Fazit: Niedrige Zinsen und
ein geschicktes Schuldenmanagement erschließen dem
Land größere Spielräume.
Dabei wird der Konsolidierungskurs des Landes bei
internationalen Investoren
hoch geschätzt.
Roland Sahr
Deutsche Bank
Ich erfahre es als beeindruckend, wie professionelles Schuldenmanagement der öffentlichen
Hand in Sachsen-Anhalt
realisiert wird. Hervorzuheben sind insbesondere die Transparenz des
Landes hinsichtlich seiner
Kapitalmarktziele, des
Kapitalmarktantritts und
seiner Kapitalmarktergebnisse sowie die kontinuierliche Fortentwicklung
in diesem Bereich. Das
Land agiert als wirklich
professioneller Kapitalmarktteilnehmer!
Was ist ein Derivat?
Durch ein Derivat in Verbindung mit Krediten können die zukünftigen
Zinszahlungen entkoppelt vom jeweiligen Kreditvertrag zu jeweiligen
Marktpreisen verändert werden. Je nach Ausgestaltung der Hauptleistungspflichten im Vertrag unterscheidet man Festgeschäfte, Swapgeschäfte und Optionsgeschäfte.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
33
Haushalt wird
krisenfest
Vorsorge und Fonds helfen enorm
Was ein Land wie SachsenAnhalt jedes Jahr ausgeben
muss oder möchte, das lässt
sich relativ verlässlich planen.
Die wichtigen Ausgabenblöcke
sind dabei vor allem die Personalausgaben, die Ausgaben
für Zinszahlungen und die
Aufwendungen für Investitionen. Was an Geld aber im gleichen Zeitraum eingenommen
wird, ist viel ungewisser.
Lisa Obenaus
Referatsleiterin für
Gesamthaushalt, Finanzplanung und Steuerschätzung. Seit 1996 im
Ministerium der Finanzen
tätig.
Die Einnahmen des Landes sind zu
einem erheblichen Teil Steuereinnahmen. Kommt es dann – wie 2009/2010
geschehen – zu einem Konjunktureinbruch, dann können die Steuereinnahmen in Sachsen-Anhalt um bis zu 500
Mio. EUR in einem Jahr einbrechen!
Verfügt ein Land dann nicht über
Rücklagen in nennenswerter Höhe,
bleibt nur die Finanzierung von Ausgaben über neue Kredite.
Unzureichende Rücklagen machen
einen Haushalt krisenanfällig. Fehlende Vorsorge zum Beispiel für die zu
erwartenden Pensionsverpflichtungen
von Landesbeamten würde zukünftige Generationen stark belasten.
Sachsen-Anhalt hat darauf reagiert
und nach vielen Jahren eines stetigen
Aufwuchses der eigenen Schulden
Schritt für Schritt eine Kehrtwende
in seiner Haushalts- und Finanzpolitik eingeleitet. Die Schuldenbremse
ist seit 2010 in der Landeshaushaltsordnung gesetzlich verankert.
Seit 2012 hat es das Land nicht nur
34
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
geschafft, seine Haushalte ohne
neue Kredit-aufnahmen abzuschließen. Seit 2012 tilgt das Land auch in
jährlich wachsenden Beträgen seine
aufgelaufenen Schulden. Auch mit
den Haushaltsplänen 2015 und 2016
sind Tilgungsleistungen von bis zu
100 Mio. EUR jährlich geplant. Die
Mittelfristige Finanzplanung sieht
darüber hinaus eine Stabilisierung
der Pro-Kopf-Verschuldung vor. Aus
Sicht des Berliner Stabilitätsrates
ist Sachsen-Anhalt heute zwar noch
immer Konsolidierungsland. Es war
aber nie Haushaltsnotlageland.
Bereits 2006 begann das Land,
Vorsorgeelemente zu schaffen:
Seitdem existiert das Sondervermögen Pensionsfonds – inzwischen
mit einem Bestand von mehr als 600
Mio. EUR. Der Fonds soll bis 2025 auf
rund drei Milliarden Euro aufgefüllt
werden. Dafür sind jährliche Zuführungspflichten rechtlich bindend
vereinbart. Damit können in späteren
Jahren alle Pensionszahlungen für
Landesbeamte, die 2007 ihren Dienst
begonnen haben, aus diesem Fonds
bestritten werden.
Seit 2008 gibt es die Steuerschwankungsreserve. Sie weist aktuell einen
Bestand von gut 200 Mio. EUR auf.
Wenn dann wieder eine Wirtschaftskrise für Probleme bei Unternehmen und nachfolgend bei den
Steuereinnahmen des Landes
sorgt, können wir auf diese
Reserve zurückgreifen. Die
Kehrtwende in der Konsolidierungspolitik ist durch
Der Pensionsfonds soll bis 2025 auf
rund 3 Mrd. Euro aufgefüllt werden.
wichtige politische Strukturentscheidungen und Reformen vollzogen worden. Begünstigt wurde der
Kurs durch hohe Steuereinnahmen
und das anhaltende Zinstief. Es ist
gut, dass diese Mehreinnahmen neben der Konsolidierung des Landes
auch zur Stärkung der Vorsorgeelemente (Pensionsfonds und Steuerschwankungsreserve) und auch
zur Konsolidierung der Kommunen
(Stark I bis V) genutzt werden
konnten. Trotz dieser Erfolge ist der
Landeshaushalt jedoch noch längst
nicht krisensicher.
Allein von 2018 bis 2020 werden die
Solidarpaktmittel des Bundes noch
einmal von dann ca. 440 Mio. EUR
auf Null im Jahr 2020 zurückgehen.
Zusätzlich werden die anderen
Drittmittel der EU Schritt für Schritt
zurückgehen. Früher führte ein
solcher Rückgang von Einnahmen
immer zu neuen Schulden. Dies ist
zum einen aufgrund der sehr hohen
Verschuldung von rund 20,5 Mrd.
EUR heute keine Alternative mehr.
Politisch gibt es zum anderen keine
Mehrheit, die neue Kredite zulassen möchte und auch die ab 2020
verbindlich greifende Schulden-
bremse lässt für diese Situation keine
Kreditfinanzierung von Ausgaben mehr
zu. Das Land muss sich die Frage stellen, welche Investitionen es dauerhaft
für eine hohe Leistungsfähigkeit und
das Wachsen seiner Wirtschaftsstandorte benötigt, und wie diese Quote
sichergestellt werden kann.
Die finanziellen Freiräume für ein
Auffangen dieser Leistungsrückgänge
und zur gleichzeitigen Stabilisierung
des Investitionsniveaus müssen weiter
stabil geschaffen werden.
Fazit: Konsolidierung beginnt
auf der Ausgabenseite. Sparmaßnahmen muss man dann
ergreifen, wenn man viel Geld
verdient. Sobald man in den
roten Zahlen ist, ist es zu spät.
An einer weiteren Konsolidierung wird aus haushalterischer
Sicht in der nächsten Legislaturperiode kein Weg vorbei
führen – für einen dauerhaft
krisensicheren Haushalt gibt
es noch einiges zu tun.
Was sind
Vorsorgeelemente?
Der Pensionsfonds zielt darauf, die
Pensionsausgaben für die ab 2007 neu
eingestellten Beamten zu finanzieren.
Die Steuerschwankungsreserve zielt
darauf, konjunkturell bedingte Ausnahmeausfälle in wirtschaftlich schlechte
Zeiten durch Ansparungen in guten Zeiten
auszugleichen. Das Steuerschwankungsreservegesetz sieht eine Zielgröße von
500 Mio. EUR vor.
Werner Gatzer
Staatssekretär
Bundesfinanzministerium
Sachsen-Anhalt ist auf
einem guten Weg. Das Land
hat zum dritten Mal in Folge
Überschüsse erzielt und
das strukturelle Neuverschuldungsverbot früher als
erforderlich eingehalten.
Auch wenn niedrige Zinsen
und hohe Steuereinnahmen
hierzu wesentlich beigetragen haben, kann man dies
nur mit einer ausgeprägten
Haushaltsdisziplin erreichen. Diese Entwicklung
wird sich aller Voraussicht
nach fortsetzen und bietet
daher – mit Hilfe der Steuerschwankungsreserve – die
Möglichkeit, Rücklagen
aufzubauen, um auch für
schlechtere Zeiten vorbereitet zu sein. Für einen
krisenfesten Haushalt sollten finanzielle Spielräume
vorranging für Investitionen, Bildung und Forschung
genutzt werden.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
35
Nur gemeinsam
klappt es
Attraktive Kommunen mit Unterstützung des Landes
Seit 2000 sind in den Städten
und Dörfern Sachsen-Anhalts
über 13 Milliarden EUR investiert worden! Das Geld von
EU, Bund, Land und den Kommunen selbst ist gut angelegtes Geld: Viele Kommunen
sind so deutlich schöner und
lebenswerter geworden!
Norbert Eichler
Abteilungsleiter Haushalt.
Seit 2000 im Ministerium
der Finanzen tätig.
Sachsen-Anhalts Städte, Gemeinden und Landkreise haben seit der
Wende einen enormen Umbauprozess
durchlaufen. Mit finanzieller Hilfe des
Bundes, der EU und des Landes wurden so in vielen Kommunen Schulen,
Kindertagesstätten, Sporteinrichtungen, Straßen, Verwaltungsgebäude
und vieles andere mehr saniert,
renoviert oder neu gebaut. Nicht eingeschlossen sind die Anstrengungen
der kommunalen Eigengesellschaften
und Zweckverbände.
Möglich wurde dies nur, weil Kommunen und Land ein gemeinsames Ziel
hatten und haben: Sachsen-Anhalt
für seine Bürgerinnen und Bürger
sowie mögliche Neubürger attraktiv
und lebenswert zu machen!
Neben den hohen Investitionszuweisungen bleibt es ein wichtiges Ziel
der Landesregierung, über den kommunalen Finanzausgleich die Städte,
Gemeinden und Landkreise mit einer
angemessenen Finanzmasse auszustatten, damit sie in die Lage versetzt
werden, ihre vielfältigen freiwilligen
und pflichtigen Aufgaben zu erfüllen.
Während andere Länder sehr viel
Geld an Kommunen zweckgebunden
36
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
überweisen, setzt Sachsen-Anhalt im
Finanzausgleich deutlich mehr auf
allgemeine Zuweisungen. Die Kommunen können also über den größten
Teil der Zuweisungen frei verfügen.
Das hat klare Vorteile: Keine Anträge,
keine Verwendungsnachweise, keine
finanziellen Eigenanteile! So wird
die kommunale Autonomie erheblich
gestärkt, denn nicht die Landesregierung entscheidet über die Mittelverwendung, sondern Rat und Verwaltung des Dorfes, der Stadt oder des
Landkreises.
Seit 2009 ist die Höhe der Finanzausgleichsmasse nicht mehr abhängig
von den Steuereinnahmen des Landes, sondern vom Finanzbedarf der
Kommunen. Durch ein aufwändiges
Rechenwerk werden die Finanzbedarfe für Personal, Sachausgaben,
Zinsen und Schuldentilgung ermittelt
und mit den eigenen Einnahmequellen verglichen. Die Differenz von
Ausgaben (ohne Investitionsausgaben) und eigenen Einnahmen (ohne
Investitionseinnahmen) wird durch
die Finanzausgleichsmasse geschlossen. Der Finanzbedarf wird durch
eine Mischung aus vergangenheitsbezogenen Daten und zukunftsbezogenen Prognosen ermittelt.
Die Finanzierung der Differenz von
Ausgaben und eigenen Einnahmen,
die so genannten Fehlbedarfsfinanzierung, birgt immer die Gefahr der
Überbelastung der finanzierenden
Ebene. Deshalb orientiert sich die
Finanzausgleichsmasse an der Finanzierung der notwendigen Ausgaben
bei effizienter Aufgabenerfüllung.
Mit Hilfe der Bundes, der EU und des Landes
wurden seit 2000 über 13 Milliarden Euro in den
Kommunen investiert.
Zusätzlich zum errechneten Zuschussbedarf für die laufenden
Ausgaben und die Schuldentilgung
werden vom Land allgemeine Investitionsmittel in Höhe von jährlich
125 Mio. EUR zur Verfügung gestellt.
Für die Jahre 2015/2016 wurde insgesamt eine Finanzausgleichsmasse von fast 3 Mrd. EUR gesetzlich
festgelegt.
letzten 15 Jahren bei rund 10 Mrd. EUR konstant geblieben. Die
höhere Ausgabenplanung für 2015, da sind es etwa 800 Mio.
EUR mehr, ist allein den Sondermitteln geschuldet, mit denen
die Folgen des verheerenden Elbe-Hochwassers vom Juni 2013
gemildert werden sollen.
Konstant 10 Mrd. EUR Ausgaben im Landeshaushalt, das bedeutet, dass sämtliche Preissteigerungen und Tariferhöhungen
über die Jahre durch Einsparungen an anderer Stelle aufgefangen wurden!
Es überrascht nicht, dass die einzelnen Rechenschritte und Prognosen
von Land und Kommunalen Spitzenverbänden unterschiedlich bewertet
werden und im Regelfall die Kommunen und die parlamentarische Opposition höhere Zahlungen erwarten
und fordern. Die Landesregierung
geht von einer Gleichwertigkeit der
Aufgabenerfüllung von Land und
Kommunen aus. Diese Haltung wird
durch die Rechtsprechung des Landesverfassungsgerichts bestätigt.
Nur beide Ebenen zusammen
können für die Bürgerschaft und
die Unternehmen die öffentlichen
Leistungen erbringen. Beide Ebenen
– Land wie Kommunen – sind daher
auf eine enge Kooperation und gute
Zusammenarbeit angewiesen.
Das gilt auch für die finanzielle
Entwicklung bei gleichzeitig zurückgehenden Zuweisungen von Bund
und Europäischer Union. Eine Ebene
allein kann den Anpassungsprozess
nicht stemmen. Beide – Land wie
Kommunen – müssen ihre Ausgaben
überprüfen und notwendige Konsolidierungsschritte unternehmen.
Der Landeshaushalt ist in den
Halberstadt – „Tor zum Harz“
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
37
Gegenwärtig läuft hierzulande das
Programm STARK V an: Ziel ist es, dass auch
finanzschwache Kommunen investieren können.
Auf kommunaler Ebene ist es in dem
Zeitraum zu einer Steigerung der bereinigten Gesamtausgaben um rd. 270
Mio. EUR auf 5,47 Mrd. EUR gekommen. In Grenzen ist eine Auseinanderentwicklung der Ausgaben nachvollziehbar begründbar, jedoch wird dies
nicht auf Dauer so bleiben können. Im
nächsten Jahrzehnt werden nach unseren Prognosen die Landesausgaben
leicht ansteigen und die kommunalen
Ausgaben vermutlich weniger stark
zunehmen können. Darauf müssen sich
alle Entscheidungsträger frühzeitig
einstellen.
Außerdem werden Land und Kommunen ihre Ausgaben zu einem immer
größer werdenden Anteil durch eigene
Steuereinnahmen finanzieren müssen. Dieser Prozess ist
bereits seit vielen Jahren im Gange. Von 100 ausgegebenen Euro auf Landesebene stammten im Jahr 2000 etwa
45 aus eigenen Steuereinnahmen. Bei den Kommunen
waren es nur 15 von 100 Euro. 2014 stieg diese sogenannte Steuerdeckungsquote beim Land immerhin auf 57
Prozent, bei den Kommunen auf 28 Prozent. Auf Landesebene erwarten wir langfristig eine Steuerfinanzierungsquote von 70-80 Prozent. Auf kommunaler Ebene dürfte
diese Quote 35 Prozent bis 40 Prozent erreichen.
Neben den eigenen Steuern und Zuweisungen gemäß
Finanzausgleichsgesetz erhalten die Kommunen Zuweisungen für festgelegte Zwecke aus den Einzelplänen
der Ministerien wie z.B. für die Kinderbetreuung, den
Straßenbau, Kosten der Unterkunft für Arbeitsuchende,
etc. Ganz aktuell treten erhebliche Mittel zur Beseitigung
der Hochwasserschäden aus dem 2013er Hochwasser
hinzu. Ein Teil dieser sog. Zweckzuweisungen wird durch
Dritte (Bund, EU) finanziert. Allerdings muss sich das Land wiederum
teilweise an der Refinanzierung
der Bundeszuweisungen beteiligen
(Hochwassermittel, Asyl).
Ein gutes Zeichen, dass die gemeinsamen Anstrengungen für ein
lebenswertes Land mit attraktiven
Kommunen nicht vergeblich sind,
ist die deutliche Verbesserung des
Wanderungssaldos. In manchen
Jahren wanderten gut 20.000 Menschen mehr ab als zu uns kamen,
also jedes Jahr eine Kleinstadt!
Heute ist der Wanderungssaldo
erstmals seit der Wende positiv!
Besseres Wohnen, modernere
Schulen, schönere Innenstädte – all
das sind gute Gründe hierzubleiben
oder herzukommen. Die Zahl der
Erwerbstätigen hat sich ebenfalls
erhöht. Trotz des Bevölkerungsrückgangs – weil viel mehr Menschen
sterben als Kinder geboren werden
– stieg die Erwerbstätigenzahl auf
über 1 Million Menschen.
Deutlich positive Effekte wird auch
das neue Investitionsprogramm des
Bundes für finanzschwache Kommunen erreichen. Hierzulande läuft das
Programm unter dem Arbeitstitel
Stark V. Ziel ist es, dass eben auch
finanzschwache Kommunen investieren können. Hierfür stellt der
Bund allen Bundesländern insgesamt 3,5 Mrd. Euro zur Verfügung.
Sachsen-Anhalt erhält vom Bund
111 Mio. Euro. Damit sind neunzig
Prozent der Gesamtkosten des
Programms finanziert. Die übrigen
zehn Prozent müssen die Kommunen
selbst tragen. Da dies bei finanzschwachen Kommunen naturgemäß
schwer ist, übernimmt das Land
diese zehn Prozent. Das macht insgesamt immerhin weitere 12,3 Mio.
Euro Finanzhilfen des Landes für die
in Frage kommenden Kommunen.
Das Programm STARK V wird im
Sommer 2015 anlaufen und bis Ende
2018 dauern. Die Gelder verteilen
sich auf vier Landkreise und achtzig
Einheits- und Verbandsgemeinden.
Gefördert werden können z. B. Investitionen in Krankenhäuser, in Kindergärten, in die Lärmbekämpfung bei
Straßen, im Städtebau (ohne Abwasser und ÖPNV), in den Breitbandkabelausbau und in die energetische
Sanierung von öffentlichen Gebäuden.
Allerdings: Freiwillige Aufgaben der
Kommunen, z. B. im Bereich Kultur
und Freizeit, werden nicht gefördert.
Finanzpolitisch bleibt insgesamt aber
noch viel zu tun. Es ist beim Schuldenabbau in den Kommunen einiges
erreicht worden, nun muss dort
unbedingt Kurs gehalten werden. Seit
2005 sanken die Verbindlichkeiten
in den Kernhaushalten immerhin um
1 Mrd. EUR auf gut 3 Mrd. EUR (Kassenkredite und Investitionskredite).
Beunruhigend sind allerdings die im
Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr
um 4,4 Prozent gestiegenen Personalausgaben. Auf Landesebene muss
durch eine strikte Konsolidierung
ein ähnlicher Schuldenabbau gelingen, damit die konjunkturbedingten
Schuldenaufnahmen 2010 und 2011
im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise schnellstmöglich zurückgezahlt
werden können und darüber hinaus
der Altschuldenberg weiter abgebaut
werden kann.
Fazit: Insgesamt belaufen sich
die kommunalen Zuweisungen des Landes im aktuellen
Doppelhaushalt 2015/2016 auf
über 6 Mrd. EUR. Die ist eine
gewaltiger Kraftakt, der nur
gelingen kann, weil das Land
an anderen Stellen auf die
Ausgabenbremse tritt und die
Beschäftigtenzahlen im Landesdienst senkt.
Peter Gaffert
Oberbürgermeister
Wernigerode
Wernigerode gilt seit
Jahren als eine der wirtschaftlich und touristisch
erfolgreichsten Kommunen unseres Landes. Nur
auf einer soliden wirtschaftlichen Basis sind wir
in der Lage, die vielfältigen Aufgaben einer
Kommune zum Wohle der
Bürgerschaft zu erfüllen.
Eine intakte Infrastruktur
bildet dafür das Rückgrat, und insbesondere in
diesem Bereich wurden
in Wernigerode in den
zurückliegenden Jahren
umfangreiche Investitionen mit Unterstützung des
Landes, des Bundes und
der EU realisiert. Das Land
stand im Rahmen seiner
finanziellen Möglichkeiten
stets als verlässlicher
Partner an unserer Seite,
so dass die Umsetzung
selbst komplizierter
Vorhaben wie die Ortsentwicklung Schierke
erfolgreich abgeschlossen
und neue Investitionen in
Angriff genommen werden
können.
Prachtvoll saniert:
Schloss Hundisburg im Landkreis Börde
38
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
39
Stark für
Kommunen
Die Resonanz ist überragend.
Nachhaltiges Entschuldungskonzept
Können bis 2020 die meisten
Kommunen in Sachsen-Anhalt
ihre Schuldenlast erheblich abbauen? Das ist kein
Wunschdenken. Denn im Land
werden dafür bereits Konzepte erfolgreich umgesetzt, um
dieses Ziel zu erreichen.
Bettina
Aßmann
Referatsleiterin
Kommunale
Finanzbeziehungen.
Seit 2011 im Ministerium
der Finanzen tätig.
Für eine solide Finanzpolitik in
Sachsen-Anhalt steht nicht nur der
Landeshaushalt. Sondern es geht
auch darum, dass die Kommunen ihre
finanziellen Spielräume erhalten und
ausbauen. Land und Kommunen bilden eine enge Partnerschaft. Denn ein
starkes Land braucht starke Kommunen und umgekehrt.
Die finanzielle Lage der Kommunen
in Sachsen-Anhalt ist ebenso unterschiedlich wie die Ursachen, die
zu den finanziellen Schwierigkeiten
geführt haben. Mit dem STARK II Programm, umgesetzt durch die Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB), unterstützt das Land die Kommunen beim
Schuldenabbau. Gleichzeitig müssen
die Städte, Landkreise und Gemeinden konsequent zum Schuldenabbau
beitragen. Denn nur eine nachhaltige Konsolidierung der kommunalen
Haushalte gewährleistet die kommunale Selbstverwaltung und stärkt die
Handlungsfähigkeit und Investitionskraft vor Ort.
Ausgangspunkt für STARK II waren die
Kreditmarktschulden der Kernhaushalte laut Schuldenstatistik Ende
2008 in Höhe von 2,9 Mrd. EUR bzw.
1.206 EUR/Einwohner. Angestrebt
40
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
wird ein Abbau in Höhe von 1,33
Mrd. EUR (46 Prozent), wobei das
Land einen Zuschuss von insgesamt
400 Mio. EUR gewährt. Gefördert
werden Kommunen, die zum Stichtag 31.12.2008 am Kreditmarkt überdurchschnittlich verschuldet waren
(mehr als 3,58 EUR/Einwohner).
Bei diesen werden nach Förderliste
Darlehen, deren Zinsbindungsfrist
bis zum 31.12.2016, bei Rentabilität
auch danach, auslaufen, von der IB
als Annuitätendarlehen mit verkürzten Laufzeiten von 5 bzw. 10 Jahren
umgeschuldet.
Mit der Umschuldung gewährt das
Land einen Tilgungszuschuss in
Höhe von 30 Prozent des abzulösenden Darlehens, so dass in dieser
Höhe für die Kommune neben der
Tilgung auch die Zinsen entfallen.
Zudem wird durch die kürzere Laufzeit der Restschuld eine schnellere
Tilgung und folglich eine geringere Zinslast bewirkt. Im Gegenzug
verpflichten sich die Kommunen,
ihre Haushalte zu konsolidieren.
Soweit das Ziel nicht erreicht wird,
sind Sanktionen möglich. Bisher
musste hiervon allerdings noch kein
Gebrauch gemacht werden, da sich
alle Kommunen ihrer Verantwortung
bewusst sind. Wichtig für die Partnerschaft zwischen Kommunen und
Land war von Anfang an die Freiwilligkeit des Programms. Die Resonanz in der kommunalen Familie ist
überragend. Von 189 antragsberechtigten Kommunen nehmen 178 oder
94 Prozent am Programm teil. Dabei
hat das Land bis Ende Januar 2015
rund 362,3 Mio. EUR an Tilgungszuschüssen gewährt.
Der Erfolg des Programms lässt sich auch
an folgenden Zahlen ablesen: Damit das
STARK II Programm auch langfristig Erfolge verzeichnet, wird es wissenschaftlich
durch das Institut für Strukturpolitik und
Wirtschaftsförderung (isw) mittels eines
kommunalen Finanzmonitors begleitet.
Hierin erfolgt u. a. eine Bewertung der
kommunalen Haushaltssituation nach
Kennziffern. Dabei werden für jede Kommune ein Datenblatt zu Haushaltslage
erstellt und Problemlagen identifiziert.
Denn besonders steuerstarken
Kommunen kann ein Abbau der
Altfehlbeträge eher aus eigener
Kraft gelingen. Im Gegenzug sind
die Kommunen verpflichtet, ihren
Haushalt zu konsolidieren.
Für das STARK IV Programm hat
das Land zunächst 100 Mio. EUR
für einen Zeitraum von 10 Jahren
im Haushalt verankert. Ebenso
wie bei STARK II ist die Teilnahme
bei STARK IV freiwillig.
Während STARK II auf den Abbau der
Verschuldung der Kommunen im investiven
Bereich abzielt, wird das ab 2015 beginnende STARK IV Programm die Kommunen
beim Abbau der Altfehlbeträge und der daraus resultierenden Kassenkredite unterstützen. Die Kassenkredite der Kommunen
betrugen Ende 2013 ca. 1,1 Mrd. Euro.
In einem ersten Schritt soll STARK IV
besonders bedürftigen Kommunen vorbehalten sein. Als solche werden Kommunen
angesehen, deren Altfehlbeträge zum
Ende des Jahres 2012 die laufenden Einnahmen des Verwaltungshaushalts bzw.
die Einzahlungen aus laufender Verwaltungstätigkeit eines Jahres übersteigen.
Als zweites Merkmal tritt hinzu, dass
die Steuerkraft der antragsberechtigten
Kommunen die durchschnittliche Steuerkraft der kreisangehörigen Kommunen um
nicht mehr als ein Viertel überschreitet.
Fazit: Mit deutschlandweit
einmaligen Programmen
ist Sachsen-Anhalt auf
einem guten Weg, damit
viele Kommunen in den
nächsten Jahren weitgehend schuldenfrei und
dadurch attraktiver werden. Städte, Gemeinden
und Landkreise werden
größere finanzielle Spielräume haben, um wichtige
Projekte im Interesse der
Bürger umsetzen können.
Egbert Geier
Finanzdezernent Halle
Mit STARK II hat das
Land ein nachhaltiges
Entschuldungsinstrument
für kommunale Investitionskredite geschaffen.
Dadurch verringert sich
die Verschuldung für die
Stadt Halle von heute etwa
152 Mio. EUR auf rund
33 Mio. EUR bis 2022.
Der Erfolg des STARK II-Programms in Zahlen:
Kreditmarktschulden
31.12.2009
Tilgungszuschüsse Land
2010-2013
Kreditmarktschulden
31.12.2013
Veränderung
Kredit nicht
öffentlicher
Bereich
Voraussichtliche
Tilgungszuschüsse Land
2014-2016
Kreditmarktschulden
31.12.2013
Ø West
kreisfreie Städte
523,9
59,1
326,8
- 197,1
9,9
2.708,4
Landkreise
774,4
63,7
568,1
- 206,3
36,1
1.477,0
kreisangehörige
Gemeinden
1.484,9
104,9
1.128,1
- 356,8
89,1
4.370,1
Summe in Mio.
2.783,2
227,7
2.023,0
- 760,2
135,1
8.555,5
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
41
Alle Kitas und
Schulen top
saniert!
STARK III - einzigartig in Europa
Steffen Volk
Referatsleiter Stark III. Seit
2002 im Ministerium der
Finanzen tätig.
Das gibt es sonst nirgendwo
in Europa: In Sachsen-Anhalt
werden alle Schulen und Kindertagesstätten auf höchstem
Niveau saniert und energetisch zukunftsfähig gemacht.
Eine kräftige Millionen-Spritze der EU sorgt für Freude.
Vor allem Schüler, Lehrer und
Eltern sind begeistert.
„Ich bin jetzt ein Energiedetektiv.“
Das sind die Worte eines Schülers aus
Sachsen-Anhalt. Er sagte das, weil er
etwas gelernt hat. Etwas Wichtiges.
Denn er und seine Freunde können
jetzt in ihrer Schule buchstäblich
fürs Leben lernen – dank eines Programms, das nicht nur eine neue finanzielle Stärke bringt. Es macht auch
schön. Es macht wach. Es bedeutet
Nachhaltigkeit. Das Förderprogramm
STARK III macht stark hoch drei. Denn
es saniert nachhaltig – auf mehreren
Ebenen.
Zum einen steht STARK III für eine
nachhaltige Finanzpolitik. Hier wird
in die Zukunft des Landes investiert.
Denn das Geld fließt dorthin, wo die
Akteure und Entscheidungsträger
von morgen leben und lernen: in
die Einrichtungen und Ausbildungsstätten der Kinder. Mit Mitteln aus
dem Programm STARK III werden alle
bestandsfähigen Kitas und Schulen
saniert. Ziel ist dabei, dass künftig
viel Energie gespart wird. Das ist nicht
nur gut für das Klima, sondern auch
für die Kassen der Schulträger, zum
Beispiel der Kommunen.
Die zweite Dimension der Nachhaltigkeit: das Thema Energiewende. Mit
STARK III werden Schulen und Kindertagesstätten energetisch saniert und
gleichzeitig baulich modernisiert. In
einem Umfang, der in Europa einmalig
ist. Das bringt gleich mehrere Vorteile:
• CO2 wird eingespart.
• Die Umwelt wird geschont.
• Schüler und Lehrer arbeiten in einer
angenehmen Umgebung.
• Die einheimische Wirtschaft wird
angekurbelt.
• Kitas werden zum schönen und anregenden Lebensraum.
Die dritte Dimension der Nachhaltigkeit betrifft Impulse. Denn STARK III
regt alle Beteiligten zum Nachdenken
an. Jedes Projekt ist eine besondere
Herausforderung. Jedes Gebäude
muss individuell durchgeplant und
saniert werden. Architekten, Bauingenieure und Haustechniker in und um
Sachsen-Anhalt sind gefordert, sich
intensiv mit energetischem Bauen auseinanderzusetzen. Häufig entstanden
interessante Ansätze. Am Anfang steht
beispielsweise eine Schule des Bautyps „Erfurt“, ein grauer Plattenbau in
der typischen H-Form, einst errichtet
für die geburtenstarken Jahrgänge in
der DDR. Das Ergebnis der Sanierung
ist ein farbenfroher Lebensraum, mit
Platz für Kultur, für gemeinsame Aktionen, für neue Ideen.
STARK III ist überall in Sachsen-Anhalt.
Sämtliche Informationen finden Sie auf
www.mf.sachsen-anhalt.de
www.starkiii.sachsen-anhalt.de
Das Motto lautet „school is
cool“.
Dabei sind nicht nur die
Fachleute vom Bau gefragt. Häufig werden an
den Schulen besondere
Lehrinhalte entwickelt, die
auf der Sanierung fußen oder
sie aktiv beeinflussen. Der
ganze Lehrbetrieb kann sich
verändern. Schulleiter, Lehrer
wie auch Schüler setzen sich
mit dem auseinander, was
sie umgibt und welche Rolle sie selbst im großen
Ganzen einnehmen.
Sie erkunden ihre
neuen Möglichkeiten im neuen
Raum, gründen
Arbeitsgruppen,
beschäftigen sich
im Unterricht mit
Energiefragen. Die
Schüler sehen die
Abläufe in ihrer
Schule mit anderen
Augen. Sie werden
zu Detektiven für
Bedürfnisse. Für die
ökologischen Bedürfnisse
in der Welt und für die eigenen. Sie begreifen, was besser
laufen könnte. STARK III stärkt auch
das Umweltbewusstsein.
Sogar in den sanierten Kindertageseinrichtungen sind Veränderungen spürbar. Auch
die Kleinsten und ihre Eltern sollen sich
wohlfühlen. Für junge Familien bedeutet
eine moderne, intakte Umgebung Planungssicherheit. Das ist besonders im
ländlichen Raum sehr wichtig.
Nur wenn eine Schule
oder eine Kindertageseinrichtung
bestandsfähig ist,
kann sie am STARK-IIIProgramm teilnehmen. Das
sichert nachhaltige Investitionen.
STARK III ist in dieser Form einmalig in Europa.
42
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
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innovative und inspirierende Projekte, die die
regionale Entwicklung vorantreiben.
Im Hort und in der Kita „Güst'ner Spatzen
(Bild ganz unten) wird ein hoch anspruchsvolles Technikkonzept umgesetzt, wobei der
verbleibende Energiebedarf zu 85 Prozent
aus Solarenergie und Erdwärme bereitgestellt
werden soll. Unter der Bodenplatte wurde ein
Erdkollektor verlegt und mit der 40 Quadratmeter großen thermischen Solaranlage vom
Dach verbunden. Hier wird der Passivhausstandard umgesetzt, wodurch der Energiebedarf erheblich gesenkt werden soll.
In topsanierten Schulen macht das lernen Spaß.
Ein reines Sanierungsprogramm für Schulen und
Kitas hätte die EU nicht finanziell unterstützt. Die
energetische Sanierung hingegen wird von Brüssel
gefördert.
Weil das Projekt einmalig ist, betritt Sachsen-Anhalt damit Neuland. In den konkreten Fällen zeigte
sich, dass es nicht immer leicht ist, maßgeblich
weniger CO2 auszustoßen. Nicht alles klappt so,
wie vorher am Reißbrett entworfen. Die Bauhüllen sind sehr vielschichtig, die zu sanierenden
Gebäude sind unterschiedlich alt. Manches Haus
beherbergt unerwartete Überraschungen, stolze
Gründerzeit-Gebäude entpuppten sich als „Baumaterialresterampe“. Das bedeutet neue Planungen,
mehr Kosten und das Ringen aller Beteiligten um
den besten Weg. Man musste häufig in verschiedene Richtungen denken und lange an den Lösungen
tüfteln.
begrenzt. Kreative Lösungen mussten her. Das
Gebäude hat eine kompakte Außenhülle erhalten, ein Geschoss wurde zurückgebaut. Laut
Prognose wird so der Heizenergieverbrauch um
86 Prozent reduziert. Das ist Spitze und hebt
das Projekt auch auf die europäische Bühne: Es
nimmt am internationalen Wettbewerb um den
„RegioStars Award“ teil – eine Auszeichnung für
Die Energieeinsparung ist zentrales Ziel von
STARK III, aber es kann nur unter den richtigen wirtschaftlichen Bedingungen erreicht
werden. Auch das ist eine besondere Herausforderung. In der Fachwelt wird immer wieder
darauf hingewiesen, dass ein bestimmtes Maß
an Energieeinsparung erst ab einem gewissen
technologischen Aufwand erreichbar ist.
In allen STARK III-Modellprojekten wird der
Passivhausstandard verwirklicht. Diese Messlatte liegt hoch. Doch vor Ort stellte man sich
sehr engagiert den schwierigen Herausforderungen und die Akteure wachsen gemeinsam
an den Aufgaben. Viele Energieexperten ver-
treten die Auffassung, dass in den Passivhäusern
die Zukunft liegt. Sachsen-Anhalt macht Nägel mit
Köpfen. Es hat erste Erfahrungen gesammelt und
Passivhäuser für die vergleichsweise komplizierten
Kindertagestätten und Schulen in die Praxis umgesetzt.
Wer von der Zukunft spricht, muss auch immer
die Informations- und Kommunikationstechnik
(IKT) im Auge haben. Auch dies wird bei STARK III
berücksichtigt. Für derartige Maßnahmen stellte
die Europäische Union in der ersten Förderperiode
2,9 Millionen Euro bereit. Das bedeutet Gesamtinvestitionskosten in Höhe von etwa 3,77 Millionen
Euro. Alle 74 Anträge für Projekte wurden bewilligt.
Das Finanzministerium arbeitet hier eng mit dem
Kultusministerium zusammen. Seit 2014, also in
der neuen Förderperiode, geht es um die Konzeption und Umsetzung des Gesamt-Bildungsprojektes
„Lernen, Lehren, Managen 2.0“. Verschiedene
Facetten der zukünftigen IKT-unterstützten Bildung
sollen umgesetzt werden.
Wie finanziert sich STARK III? Das Programm wird
weitgehend aus Mitteln der Europäischen Union
gespeist. Von 2007 bis 2013, in der ersten STARK
III-Periode, standen 34 Millionen Euro im Bereich
ELER und 44 Mio. EUR im Bereich EFRE als EU-Mittel zur Verfügung. Diese Mittel wurden um Landesmittel in Höhe von 32 Millionen EUR ergänzt.
Evangelische
Sekundarschule
Haldensleben
Doch neue Wege entstehen nur beim Gehen. Bei
vielen Projekten gab es sehr innovative Ansätze.
Und nebenbei bemerkt: Die allermeisten Aufträge
an Handwerker im Rahmen von STARK III bleiben in
der Region, also in Sachsen-Anhalt!
Zwei starke Beispiele: Die Evangelische Sekundarschule in Haldensleben sowie der Hort und die Kita
„Güst`ner“ Spatzen.
Die Evangelische Sekundarschule in Haldensleben
war ein Typ „Erfurt“. Das Problem dabei: Es gab
zu viele Oberflächen, der Energiefluss wurde nicht
44
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
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Weil das Programm
einmalig ist, betritt
Sachsen-Anhalt
damit Neuland.
Es können Maßnahmen mit einem Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von rund 154 Mio. EUR umgesetzt werden.
Das bedeutet: 56 Schulen und 42 Kindertageseinrichtungen – über das ganze Land verteilt – haben bisher
von dem Projekt STARK III profitiert. Das sind Investitionen in die Zukunft, die Nachhaltigkeit schaffen.
Die Projekte müssen bis Ende 2015 fertiggestellt
sein. Diese insgesamt 98 Projekte sind über eine
interaktive Karte einsehbar. Die Inhalte sind zum Teil
vom Ministerium der Finanzen eingearbeitet worden,
aber diese interaktive Karte lebt auch vom Engagement der Kitas und Schulen selbst: Fotos oder Filme
und überhaupt Informationen jeglicher Art sind sehr
willkommen und werden fortlaufend in die interaktive Karte eingepflegt. Interessierte finden die Karte
unter: www.mf.sachsen-anhalt.de.
vestitionsbank aufnehmen. Neben
der energetischen Sanierung soll
auch die Barrierefreiheit Beachtung finden.
Für die laufende Förderperiode können im EFRE-Bereich 171 Millionen Euro plus circa 124 Millionen Euro
Landesmittel abgerufen werden. Schulen und Kitas
im ländlichen Raum werden mit 86 Millionen Euro
(ELER) unterstützt. Die Schulträger müssen natürlich
auch einen Eigenanteil finanzieren.
Kommunen, die nicht in der Lage sind, ihren Eigenanteil aufzubringen, erhalten zusätzliche Unterstützung. Sie können ein zinsloses Darlehen bei der InPhotovoltaik- Anlage Kita „Güst‘ner Spatzen“
In der aktuellen Förderperiode wird
es übrigens keine Modellprojekte mehr geben. Nicht etwa, weil
manch einer mit Neid auf diese
Projekte und das dort verbaute
Geld geschaut hat. Dort wurden Erfahrungen gesammelt, die nun dem
Gesamtprojekt zugute kommen. Die
Erfahrungen aus den Modellprojekten sind mittlerweile ausgewertet.
Nun geht es darum, STARK III noch
stärker als zuvor in die Fläche zu
tragen und möglichst viele hervorragende Projekte zu entwickeln. Es
bleibt spannend bei STARK III. Wir
gehen in eine neue Runde.
Packen wir's an.
Marko
Mühlstein
Geschäftsführer
Landesenergieagentur
Sachsen-Anhalt
STARK III ist ohne Zweifel
ein Programm mit Vorbildcharakter, mit dem Leuchttürme der Energieeffizienz
im öffentlichen Raum
geschaffen werden. Daneben sorgt die LENA z.B.
mit der Schulkampagne
„Energie.Kennen.Lernen.“
dafür, dass energetisches
Wissen dort ankommt, wo
es künftig gebraucht wird:
bei den Schülerinnen und
Schülern unseres Landes.
Was verbirgt sich hinter den STARK-Programmen?
STARK I
Kommunales Investitionsprogramm 2009/ 2010, abgeschlossen.
STARK II
Kommunales Teilentschuldungsprogramm, bei dem die Städte, Landkreise und Gemeiden alte Kredite in neue, zinsgünstigere umschulden. Das Land hilft dabei mit sofortigen Tilgungszuschüssen (30%).
Neue Anträge sind nicht mehr möglich. STARK III Aktuelles Förderprogramm zur Sanierung von Kindertagesstätten und demografiefesten Schulen.
Die Einrichtungen werden auf höchstes Niveau beim Energiemanagement gebracht.
STARK IV Geplantes Förderprogramm zur Reduzierung von Kassenkrediten der Kommunen.
STARK V
46
Aktuelles Programm des Bundes zur Förderung von Investitionen in finanzschwachen Kommunen.
Das Land übernimmt dabei den Eigenanteil der Kommunen (10%).
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Kita „Güst'ner Spatzen“
Fazit: Rund 600 Mio. EUR bis 2020 – von der EU und vom Land – sind gut angelegtes
Geld, damit alle Schulen und Kitas in Sachsen-Anhalt top saniert sein werden.
Dies ist ein immenser Standortvorteil für unser Land. Denn gerade junge Familien
legen immer größeren Wert auf hervorragende Schul- und Betreuungsangebote.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
47
Stick und Laptop
Schnelles Internet für Verwaltung und Schulen
Ohne eine funktionierende
Infrastruktur für schnelles
Internet geht nicht viel – in
Sachsen-Anhalt wie überall.
Das Ministerium der Finanzen
ist zuständig für die Bereitstellung dieser Infrastruktur
und investiert dafür erheblich!
Michael
Richter
Seit 2012 Staatssekretär
im Finanzministerium.
Zuständig für Haushalt,
Beteiligungen des Landes
und als CIO für Informations- und Kommunikationstechnik (IKT).
Seit Oktober 2012 wissen wir im Land,
worin die Prioritäten unserer LandesIKT in der 6. Legislaturperiode liegen:
Die „STRATEGIE Sachsen-Anhalt
digital 2020“ liegt seitdem als Leitbild
und grundlegende Handlungsagenda
der Landesregierung vor. Sie leitete
auch eine neue Ära der Zusammenarbeit innerhalb der öffentlichen Verwaltung des Landes Sachsen-Anhalt
mit den Kommunen sowie mit engagierten Akteuren in Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ein.
Eine große Herausforderung heutiger
Politik ist es, mit dem nötigen Budget
die technischen Voraussetzungen für
die bestmögliche Erledigung aller Verwaltungsaufgaben zu schaffen – und
gleichzeitig beim Konsolidieren des
Landeshaushaltes zu helfen.
Bei der Suche nach Einsparpotenzial
kommt man schnell bei dem Allheilmittel an, der Kostenreduzierung
durch den Einsatz von E-Government
Die Ausweitung
des E-GovernmentPotenzials erfordert ein
neues, leistungsfähiges
Landesdatennetz.
48
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
und IKT. Computer und schnelle
Netze sollen es möglich machen. Die
Aufgabe der IKT-Verantwortlichen im
Finanzministerium bleibt es folglich,
den Mitteleinsatz noch besser zu
steuern. Heute geht es uns nicht mehr
nur darum, die Verwaltung zunehmend aus Kundensicht zu betrachten,
sondern mit Mitteln aus der Betriebswirtschaftslehre wie Controlling,
Personalentwicklung und Outsourcing
den knappen Finanzen der öffentlichen Hand zu begegnen. Schaut man
ganz weit in die Zukunft einer mit
E-Government vernetzten Verwaltung,
scheint absehbar, dass eine ebenenübergreifend vernetzte Verwaltung
in eine Art „Smart Government“ bzw.
„Smart State“ münden kann, wenn die
noch offenen verfassungsrechtlichen
Fragen ausgeräumt werden.
ITN-XT (Informationstechnisches
Netz-eXTended) :
Die Aufgabenerledigung der Behörden
und die geplante Ausweitung des EGovernment-Potenzials erfordern ein
leistungsfähiges Landesdatennetz.
Sachsen-Anhalt ist gerade dabei, das
Landesdatennetz – immerhin schon
aus dem Jahre 1993 – grundlegend
zu erneuern. Das Vergabeverfahren
einer europaweiten Ausschreibung ist
im Gange. Spätestens 2017 soll das
neue Landesnetz als Next Generation
Network (NGN) sowohl die Datenals auch die Sprachkommunikation
der Landesverwaltung durchgängig
mittels Internetprotokoll (IP) über die
gleiche Netzwerkinfrastruktur übertragen werden.
Mit dem NGN wird ein zukunftsfähiges
und hochmodernes Netz für die gesamte Landesverwaltung Sachsen-Anhalts
geschaffen, das die steigenden Anforderungen an Informationssicherheit und
Flexibilität gewährleisten wird.
Wesentliche Neuerungen des ITN-XT
betreffen die Vereinheitlichung der vorhandenen, mitunter sehr verschiedenen
dezentralen Systemkomponenten (z. B.
Router, Switche, Telefon-Anlagen) und
die Einführung eines zentralen Managements für WAN, LAN und Telefonie unter
Wahrung besonderer Anforderungen.
Dadurch entfallen insbesondere die
einzelnen und in Summe oft teuren
Wartungsverträge in den Ministerien und
deren nachgeordneten Geschäftsbereichen. So wird ein effizienter Netzbetrieb
möglich.
Bildungsmanagement – Lernen, Lehren,
Managen 2.0
Das Projekt „Lernen, Lehren, Managen
2.0“, dessen Gesamtkonzept das Land
Sachsen-Anhalt auf der CeBit 2015 vorgestellt hat, stellt eines der ambitioniertesten Landes-Projekte im Bereich der
Bildung dar. Durch die ganzheitliche Betrachtungsweise, angefangen von edukativen Ansätzen und Verwaltungsprozessen, die durch IKT unterstützt werden
können, bis hin zum europäischen Forschungsprojekt „IMAILE“ wird deutlich,
dass Sachsen-Anhalt bestrebt ist, den
Status als Bildungsland in Deutschland
zu verbessern und zu stärken.
Mit dem Teilprojekt „IMAILE“ engagiert
sich das Land europaweit, um eine
moderne, informationstechnologische
Lernumgebung der neuen Generation –
einer „personalisierten Lernumgebung“
im Primar- und Sekundarbereich zu
entwickeln. Das soll insbesondere am
Beispiel der sogenannten MINTFächer (Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften und Technik)
geschehen. Die Entwicklung einer
solchen Umgebung wird im Rahmen
des von der Europäischen Union mit
3,8 Mio. EUR geförderten Projektes
unter Verwendung des Pre-Commercial-Procurement-Verfahrens ausgeschrieben.
Dataport als Dienstleister und Partner für das Land:
Die Kooperation gewährleistet, dass
in Sachsen-Anhalt künftig sämtlichen steigenden Leistungsanforderungen sowohl an den Betrieb als
auch den Unterhalt einer modernen
IT gerecht werden kann.
Fazit: Das ITN-XT wird die
Daten- und Sprachkommunikation des Landes auf den
technisch neuesten Stand
bringen und sorgt gleichzeitig für beträchtliche
Einsparungen. Durch die
Zentralisierung des NetzManagements und des Betriebs werden die Ressorts
von diesen Aufgaben entlastet und können sich auf strategische IT-Themen konzentrieren. Profitieren von der
Modernisierung werden auch
die Schulen. Es entstehen
Lernorte der Zukunft.
Manfred
Klein
Chefredakteur
eGovernment/ Computing
Sachsen-Anhalt hat bewiesen, dass man auch als
kleines Bundesland seine
Hausaufgaben in Sachen
eGovernment machen
kann. Die Erfolge etwa bei
der IT-Konsolidierung und
beim Aufbau des Landesdatennetzes machen das
mehr als deutlich. Die eigentliche Herausforderung
muss man in Magdeburg
– wie auch anderswo –
aber erst noch bewältigen.
Denn die sogenannte
Digitale Transformation
wird zu einschneidenden
Veränderungen in allen
Lebensbereichen führen.
So werden etwa die Entwicklungen, die jetzt noch
unter dem Schlagwort
„Industrie 4.0“ diskutiert werden, schon sehr
bald den Arbeitsmarkt
erreichen. Gleiches gilt für
alle anderen Bereiche des
gesellschaftlichen Lebens.
Das Landesdatennetz wird mit
etwa 244 Mio. EUR auf Vordermann gebracht.
Für Errichtung und Betrieb des ITN-XT
(Informationstechnisches Netz-eXTended) sind unter Einbeziehung weiterer Leistungen im Zusammenhang mit
der Ertüchtigung der IT-Infrastruktur
insgesamt 244 Mio. EUR eingeplant.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
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Volle Kraft
voraus am Bau
Wichtigste Projekte bis 2020 fertig
Jörg Felgner
Seit 2011 Staatssekretär
im Finanzministerium.
Zuständig für Personal,
Steuern und Hochbau.
Unser Land wird immer schöner. Allerorts wird gebaut,
saniert, modernisiert und
restauriert. Viele werden nicht
wissen, dass für etliche Baumaßnahmen das Ministerium
der Finanzen zuständig ist.
Mit Hilfe seines Landesbetriebes für Bau- und Liegenschaftsmanagement SachsenAnhalt (BLSA) hat es bereits
zahlreiche Projekte erfolgreich abgeschlossen bzw. auf
den Weg gebracht. Gemeinsam mit freiberuflichen Architekten und Ingenieuren sowie
dem Handwerk und der Bauindustrie, werden die Landesimmobilien geplant, gebaut und
unterhalten. Dies sind neben
typischen Verwaltungsgebäuden wie Finanzämtern oder
Ministerien auch Bibliotheken,
Universitäten und andere öffentliche Einrichtungen.
In Sachsen-Anhalt hatten bisher zwei
verschiedene Spezialisten das Sagen,
auf der einen Seite die Liegenschaftsverwaltung – auf der anderen Seite
die Hochbauverwaltung. Seit 2012
sind sie unter dem Dach des Landesbetriebes BLSA vereint. Wissen und
Erfahrungen der beiden Verwaltungen
50
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
wurden gebündelt und erleichtern
den Umgang mit den landeseigenen
Immobilien. So werden seitdem alle
Vorgänge von Erwerb und Neubau über
Nutzung, Bewirtschaftung bis hin zur
Verwertung aus einer Hand betreut.
Baumaßnahmen orientieren sich nun
intensiver an künftigen Nutzungen. So
werden Fremdanmietungen einerseits
zurückgefahren, während Leerstand
in Landesimmobilien verringert wird
und diese künftig konsequenter und
effektiver genutzt werden. Die damit
eingesparten Gelder fließen verstärkt
in die energetische Ertüchtigung der
Gebäude.
Viele Fragen stellen sich für die Verantwortlichen täglich: Wie sieht der Platzbedarf aus? Was muss gebaut werden?
Wie viele Haushaltsmittel stehen dafür
zur Verfügung? Wie lange erfolgt die
Nutzung und von wem?
Zudem müssen viele Gebäude energetisch saniert werden. Nur so wird
zukünftig genug Energie gespart, die
gesetzten Ziele für den Klimaschutz
werden erreicht und ganz nebenbei
auch Energiekosten gesenkt.
Staatliche Bauten müssen hohen
Ansprüchen standhalten. Sie sollen
funktional, wirtschaftlich und zugleich
ansehnlich gestaltet sein. Aus diesem
Grund ist der Staatliche Hochbau ein
Vorbild für eine ganze Branche: Baukultur wird gefördert und baukulturelles Erbe gepflegt. Nicht zu vergessen:
Der Landeshochbau belebt die Wirtschaft nachhaltig. Allein für die zehn
Proteinzentrum Uni Halle
wichtigsten Bauvorhaben der kommenden
Jahre investiert das Land mehr als 500 Mio.
EUR!
Die nachfolgenden wenigen Beispiele machen
die Leistungen des staatlichen Bau- und Liegenschaftsmanagements deutlich.
Forschungsneubau Proteinzentrum
Halle der MLU
Der Forschungsneubau „Proteinzentrum Halle“ wird auf dem Weinbergcampus der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg errichtet.
Hier entstehen Forschungs-Flächen für 13
Arbeitsgruppen der Fachbereiche Biologie,
Biochemie, Pharmazie und Medizin und damit
ein bedeutendes Zentrum für den Forschungsschwerpunkt Proteinbiochemie. Seit Juli
2014 wird gebaut, bereits Ende 2016 soll das
Gebäude fertiggestellt werden. Die Gesamtkosten betragen rund 40 Millionen Euro.
Das Proteinzentrum ist der erste Forschungsneubau, der vom Bund bezuschusst wird – mit
19,14 Millionen Euro.
Die 10 wichtigsten
Bauvorhaben der
nächsten Jahre:
Finanzamt Halle, Neubau (33,3 Mio. EUR, 2014-2015)
Landgericht Magdeburg, Sanierung
(26,5 Mio.EUR, 2016-2019)
PD Nord Magdeburg einschl. TPA (125 Mio. EUR, 2016-2021)
Erweiterung Justizvollzugsanstalt Halle
(150 Mio. EUR, 2017-2022)
MLU Halle: Forschungsneubau Proteinzentrum
(40 Mio. EUR, 2014-2016)
MLU Halle: Geistes- und Sozialwissenschaftliches Zentrum
(36,3 Mio. EUR, 2011-2015)
Uniklinik Halle: BAUSEG / 1. BA (50 Mio. EUR, 2011-2015)
UK Magdeburg: Herzzentrum ( 45 Mio. EUR, 2015-2020)
MLU Halle: Biochemie (22 Mio. EUR, 2016-2020)
UK Halle: BAUSEG / 2. BA (30 Mio. EUR, 2016-2020)
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
51
das Land die Kirche in neuem Glanz
erstrahlen. Die umfassende Sanierung
kostet 6,99 Millionen Euro. Der Bund
fördert die Sanierung mit rund 1,4
Millionen Euro. Zusätzlich stellte der
Freundeskreis Luther einige Hunderttausend Euro bereit, um die geborgenen
Kirchenfenster wiederherzustellen.
Justizvollzugsanstalt Halle
Der Justizvollzug wird sich im Land
künftig auf nur noch drei Standorte
konzentrieren. Einer davon ist die JVA
in der Dessauer Straße in Halle (Saale).
Sie wird auf 600 Haftplätze erweitert.
Das größere Gebäude gewährleistet
auch in Zukunft die verfassungsgemäße
Betreuung der Gefangenen und gleichzeitig Sicherheit. Im Jahr 2014 hat die
Stadt mit den Planungen begonnen. Die
Gesamtkosten werden auf 150 Millionen
Euro geschätzt.
Bauvorhaben PD Magdeburg - Übersicht
Neubau Herzzentrum Haus 60c in Magdeburg
Im Universitätsklinikum Magdeburg ist ein
neues „Herzstück“ geplant. Bis 2020 soll das
Herzzentrum in einen Neubaukomplex ziehen,
um die Patienten besser versorgen zu können. Insbesondere Infarktpatienten werden
hiervon profitieren. Hinzu kommt ein neuer
Hubschrauberlandeplatz. Die Zentrale Notaufnahme wird erweitert. Die Gesamtkosten
belaufen sich auf rund 45 Millionen Euro.
groß wie die Bahnsteighalle des Hamburger
Hauptbahnhofs. Ein Drittel davon ist bebaut
und wird bereits von der Polizeidirektion
genutzt. Künftig sollen hier auch Bereiche des
Technischen Polizeiamtes einziehen. Dieses
sitzt bisher am August-Bebel-Damm, der 2013
vom Hochwasser betroffen war.
Die Gesamtkosten für Abbruch-, Neubau- und
Sanierungsarbeiten werden auf rund 125
Millionen Euro geschätzt. Ende 2021 soll das
Objekt fertiggestellt sein.
Polizeidirektion Nord in Magdeburg
Eines der strukturprägendsten Bauprojekte
ist die Sternstraße 12 in Magdeburg. Dieses
Gebäude soll für die Polizeidirektion Nord
Sachsen-Anhalt wieder hergerichtet werden.
Die Grundstücksgröße beträgt 34.000 Quadratmeter und ist damit mehr als drei Mal so
Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg
Vor 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, soll Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen
den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche Wittenberg geschlagen und damit die
Reformation eingeleitet haben. Bis 2016, noch
vor dem großen Reformationsjubiläum, lässt
Bauen heißt in die Zukunft investieren.
Staatliche Gebäude setzen Impulse für
das Bauen im Land.
52
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Finanzamt Halle
Im Zentrum der Händelstadt Halle (Saale) entsteht ein Neubau für das Finanzamt. Der Landtag hat zugestimmt, dass
dies als Erwerber-Modell realisiert wird.
Die Grundsteinlegung für das Finanzamt
war im Mai 2014, das Richtfest ein Jahr
später. Für rund 400 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter entsteht eine moderne
Arbeitsstätte mit deutlich besseren
Bedingungen als bisher. Das Finanzamt
soll bis Dezember 2015 fertiggestellt
und zum Jahresbeginn 2016 in Betrieb
genommen werden.
Fazit: Bauen heißt: in die
Zukunft investieren. Das
Land investiert weit mehr als
eine halbe Milliarde Euro –
bis 2022! Dabei ist es egal,
ob Gebäude neu entstehen,
saniert werden oder der
Denkmalschutz das kulturelle Erbe erhält. Dabei soll die
Qualität nicht nur gehalten,
sie soll verbessert werden
– auch im Hinblick auf die
energetische Sanierung.
Denn wer weniger Energie
verbraucht, spart nicht nur
Geld und Ressourcen. Landeseigene Gebäude erzeugen
immer weniger Kohlendioxid
und die Arbeitsplatzqualität
wird weiterhin verbessert.
Staatliche Gebäude setzen
so Impulse für das Bauen im
Land. Und das soll auch in
Zukunft so bleiben.
links: Schlosskirche Wittenberg
rechts: Landgericht Magdeburg
Karl-Heinz
Daehre
Bauminister a.D.
Von Anfang an galt in
Sachsen-Anhalt: „Sanierung geht vor einem
eventuellen Neubau.“ Aber
ein Land, in dem Gropius
in Dessau Geschichte
geschrieben hat, darf – ja
muss man – in der Frage
Sanierung oder Neubau
nicht nur ökonomisch denken. Neben der Sanierung
von Verwaltungsgebäuden
sollten ordentliche und
moderne Einrichtungen für
unsere Unis bereitgestellt
werden, genauso auch für
andere Forschungseinrichtungen wie das MaxPlanck-Institut oder die
Fraunhofer-Institute. Jetzt
setzen neue Hochschulgebäude städtebaulich
neue Akzente. In Dessau Rosslau sind es die Bauten
auf dem Campus 2000, in
Halle das Auditorium Maximum oder das Geisteswissenschaftliche Zentrum
(GSZ), in Magdeburg
die Uni-Bibliothek und
zahlreiche Neubauten auf
dem Unigelände. So wird
neben der Förderung der
Bildungslandschaft auch
die Baukultur gefördert.
Und das ganz im Sinne der
Bauhaustradition.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
53
Jeder kann bei
uns reinschauen
Fakten, Fakten, Fakten – bei ISA
Fakten, Fakten, Fakten – nicht
alle kann man im Kopf haben.
Aber wie heißt es so schön:
Man muss wissen, wo es
steht. Für eine Vielzahl von
Informationen und Fakten bietet das Finanzministerium ein
umfassendes Informationssystem an.
Karolin
Heinze
Projektleiterin ISA. Seit
2011 im Ministerium der
Finanzen tätig.
Wussten Sie schon…?
… dass sich die Landesausgaben für
den Bereich der Wissenschaft auf
rund 771,2 Millionen Euro beziffern
und dass wir für Straßenbaumaßnahmen 2015 rund 120,4 Millionen Euro
investieren?
… dass Sachsen-Anhalt derzeit etwa
20,3 Landesbedienstete pro 1000 Einwohner beschäftigt und das Durchschnittsalter bei 48 Jahren liegt?
… dass in Sachsen-Anhalt rund 61
Prozent der Gesamtfläche landwirtschaftlich genutzt wird und SachsenAnhalt damit den dritten Rang im
Ländervergleich einnimmt?
… dass sich in Kommunen mit problematischer Haushaltslage drei
kritische Punkte häufen: deutliche
Schwankungen der Einnahmebasis,
überdurchschnittlich hohe Ausgaben
und große Schwierigkeiten beim Abbau aufgelaufener Fehlbeträge?
… dass in Sachsen-Anhalt mit dem
europaweit einmaligen Investitions-
54
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
programm STARK III alle bestandsfähigen Kindertagesstätten und
Schulen bis Anfang der 2020er Jahre
energetisch saniert und mit modernster Computertechnik ausgestattet
werden?
Antworten auf diese und viele andere Fragen zum Landeshaushalt, dem
Personal der Landesverwaltung sowie
finanzpolitischen Kennziffern finden
Sie im Informationssystem SachsenAnhalt (ISA). Mit ISA können Sie
schnell und zielgenau die Sie interessierenden Daten finden und aktuell
sowie übersichtlich aufbereiten.
Das ISA ist eine interaktive Informationsplattform, die den Anspruch erhebt, die zentralen finanzpolitischen
Daten für die Öffentlichkeit transparent darzustellen. Dafür werden die
im Land Sachsen-Anhalt erhobenen
und gespeicherten finanzpolitischen
Daten miteinander verknüpft und der
Verwaltung, dem Landtag sowie der
breiten Öffentlichkeit in verständlicher, schneller und überschaubarer
Form zur Verfügung gestellt.
Die Daten stehen permanent und aktuell
in anwenderfreundlicher Form bereit.
tungsmöglichkeiten für folgende 3 Bereiche
zur Verfügung:
1. Haushalt
2. Personal
3. Finanzpolitik
Im Bereich Haushalt erhält der Nutzer des
ISA natürlich Informationen zum Landeshaushalt Sachsen-Anhalts. Hierzu gehören
Auswertungsmöglichkeiten zu den Ausgaben und Einnahmen des Landes SachsenAnhalt aufgeschlüsselt nach Funktionen
sowie Budgets der Ministerien, des Landtages und des Landesrechnungshofes.
Hinzu kommen Auswertungsmöglichkeiten
zu den Themen Investitionen, Schulden
und Zinsen. Durch die große Bedeutung
der Steuereinnahmen stellt ISA auch für dieses Thema
eine Auswertung bereit, welche die Brutto-Steuereinnahmen sowie die Steuerdeckungsquote darstellt. Für
alle Auswertungsthemen steht dem Anwender zudem
ein Ländervergleich zur Verfügung. Darüber hinaus
wird ein Einblick in die Haushaltslage des Landes
Sachsen-Anhalt für die vergangenen Jahre, das aktuelle
Jahr sowie die Jahre der mittelfristigen Finanzplanung
ermöglicht. Der Landeshaushalt soll so vom Anwender
analytisch betrachtet werden können.
Angaben zu den Bediensteten der Landesverwaltung
werden im Auswertungsbereich Personal anhand der
Themen Personalbestand, Neueinstellungen und Altersstruktur fallmäßig nach Arbeits- und Verwaltungsbereichen gemacht.
Innerhalb des ISA kann sich der
Bürger durch Interaktionen einen
verständlichen und aussagekräftigen Überblick über finanzpolitische
Schwerpunkte des Landes SachsenAnhalt verschaffen. Die wesentlichen
Kennzahlen der sachsen-anhaltischen
Finanzpolitik werden abgebildet.
Damit bezweckt die Landesregierung
ihr Handeln transparent und nachvollziehbar zu machen.
Im Ergebnis stellt ISA aktuelle, zuverlässige und übersichtliche Auswer-
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
55
Die moderne Verwaltung stellt sich
damit der Online-Realität und entwickelt
bestehende Informations- und
Kommunikationsangebote weiter.
Das Informationssystem Sachsen-Anhalt
ist eine der Konsequenzen, die moderne,
offene und nachhaltige öffentliche Verwaltung zu begleiten. Dieses transparente Verwaltungshandeln hat zum Ziel, das
staatliche Handeln sichtbarer im Bürgerbewusstsein werden zu lassen, um
so die Akzeptanz des demokratischen
Gemeinwesens zu steigern.
ISA wird im Juli 2015 als Plattform für
Finanzpolitik in Sachsen-Anhalt für die
Bürgerinnen und Bürger im Landesportal
Sachsen-Anhalts freigeschaltet und ist
über www.isa.finanzen.sachsen-anhalt.de
erreichbar.
Screenshot ISA
Ziel der Personalauswertungen ist es, die tatsächlich im Landesdienst befindlichen Bediensteten mit
ihrem aktuell zur Verfügung stehenden Arbeitsvolumen und ihrer Altersstruktur im monatlich
präzisierten Zeitpunkt des laufenden Haushaltsjahres abzubilden. Ferner werden die für das laufende Haushaltsjahr beschlossenen und tatsächlich
durchgeführten Neueinstellungen dargestellt. Um
einen Vergleich Sachsen-Anhalts mit den anderen
Flächenländern Deutschlands zu ermöglichen,
befindet sich im Auswertungsbereich Personal
zudem eine Gegenüberstellung der in den Flächenländern für die unterschiedlichen Arbeitsbereiche
zur Verfügung stehenden Personalbestände und
Altersstrukturen.
Im Auswertungsbereich Finanzpolitik werden dem
Anwender umfassende Informationen zu den Bereichen Kommunaler Finanzmonitor, Strukturdaten
und STARK III zur Verfügung gestellt.
Im Bereich Strukturdaten werden dem Nutzer gegliedert nach verschiedenen Themengruppen, wie
zum Beispiel Gesellschaft und Soziales, Arbeitsmarkt oder Wirtschaft wichtige Kennzahlen sortiert
56
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
nach Landkreisen und Jahren bzw. Ländern und
Jahren zur Verfügung gestellt. In der Auswertung Kommunaler Finanzmonitor sind für alle
kreisfreien Städte, Landkreise und Gemeinden
des Landes Sachsen-Anhalt die Einzelkennziffern des Kommunalen Finanzindex sowie des
kommunalen Strukturindex im Vergleich zum
Durchschnitt der jeweiligen Betrachtungsebene dargestellt. Zudem befindet sich im Bereich
Finanzpolitik eine virtuelle Landkarte, in der
alle bisherigen Projekte von STARK III unter
anderem mit Ihren Investitionssummen sowie
Bildern gezeigt werden.
Die im ISA verknüpften Daten stehen permanent und aktuell in anwenderfreundlicher Form
bereit. Dem stärker werdenden Teilhabeanspruch der Bürgergesellschaft am staatlichen
Gemeinwesen und dem Wunsch, sich dazu
zu äußern und damit zu verwirklichen, soll
dadurch entsprochen werden. Die moderne
Verwaltung stellt sich damit der Online-Realität
und entwickelt die bestehenden Informationsund Kommunikationsangebote weiter.
Fazit: Mit dem Informationssystem ISA wird die
Landespolitik wesentlich
transparenter. Wenn Bürgerinnen und Bürger die
Fakten kennen, können
sie den Politikern besser
auf die Finger schauen
und sich sachkundiger am
gesellschaftlichen Dialog
beteiligen.
Für weitere Informationen oder Fragen stehen Ihnen die Mitarbeiter des
Ministeriums der Finanzen unter isa@
sachsen-anhalt.de gern zur Verfügung.
Wer mehr wissen will:
www.isa.finanzen.sachsen-anhalt.de
Reint E. Gropp
Präsident des LeibnizInstituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
Das ISA als interaktives, ausgesprochen
transparentes System
klärt sowohl Parlament,
Verwaltung und Wirtschaft
als auch die interessierte Bevölkerung bspw.
über die Verwendung
von Steuergeldern, die
Effizienz der Verwaltung
oder sinnvolle, nachhaltige Investitionen auf. So
werden Kommunikationsbzw. Informationsasymmetrien abgebaut. Der
Politik, Administration
oder Wirtschaft kann ISA
als Entscheidungshilfe
dienen, und die Gewährung eines Einblicks in
die Mittelverwendung
kann das Vertrauen in die
Regierungsarbeit erhöhen.
Im Dialog mit dem Bürger
ist das ISA ein dem digitalen Zeitalter angemessenes Tool.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
57
Was kommt auf
Sachsen-Anhalt zu?
Neue Ideen braucht das Land!
Jens Bullerjahn
Seit 2006 Finanzminister
in Sachsen-Anhalt, damit
dienstältester Finanzminister Deutschlands
Nicht wenige in SachsenAnhalt und in Ostdeutschland
überhaupt schauen mit gewisser Sorge auf das Jahr 2020.
Dann läuft bekanntlich die
Sonderförderung des Ostens
aus; die neuen Länder müssen
finanziell auf eigenen Füßen
stehen. Für Sachsen-Anhalt
gibt es aber weniger Anlass
zur Sorge, sondern es eröffnet
sich vielmehr die Chance, dass
die Entwicklung des Landes
noch stabiler und dynamischer
als bisher verläuft, wenn der
Konsolidierungskurs der vergangenen Jahre fortgeführt
wird. Dabei stellen sich für die
Politik freilich neue Herausforderungen, die gemeistert
werden müssen.
Sachsen-Anhalt hat in den vergangenen Jahren viel erreicht. Dazu zählen:
• Der finanzpolitische Turnaround ist
geschafft. Das Land wird kontinuierlich Überschüsse erwirtschaften und
ab 2020 den Schuldenberg Jahr für
Jahr kontinuierlich um 225 Mio. EUR
abbauen. Die Tilgung beträgt damit
alle vier Jahre 1 Mrd. EUR!
• Mit einer geplanten Steuerschwankungsreserve bis 2020 von etwa 800
Mio. Euro werden der Landeshaushalt
und über das FAG die kommuna-
58
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
len Haushalte von konjunkturellen
Schwankungen unabhängig.
• Durch einen Pensionsfonds, der auf
rund drei Milliarden Euro aufgefüllt
wird (bis 2025), können die Pensionen
für die seit 2007 eingestellten Beamten finanziert werden. Diese Kosten
belasten nicht mehr die aktuellen
Haushalte.
• Niedrige Zinsen und ein geschicktes
Schulden-Management erschließen
dem Land noch größere finanzpolitische Spielräume. Während die Zinszahlungen 2008 noch 975 Mio. EUR
betrugen, sinken sie aus heutiger
Sicht bis 2020 auf dann unter 400
Mio. EUR!
• Das Personalentwicklungskonzept
für die Landesverwaltung bewährt
sich. Das angestrebte Verhältnis von
18 Landes-Beschäftigten auf 1000
Einwohner wird 2020 erreicht. Das
bedeutet eine Rückführung von etwa
20.000 Beschäftigten (von ca. 60.000
auf ca. 40.000). Ohne diese Reduzierung müsste das Land etwa 1,2
Milliarden Euro mehr für Personal bereitstellen! Ab 2020 werden dann Jahr
für Jahr über 1000 junge Leute neu
eingestellt. Der Altersdurchschnitt in
der Landesverwaltung wird sinken.
• Die wichtigsten Strukturveränderungen in der Landesverwaltung
sind bis 2020 umgesetzt oder weitgehend angeschoben. Dazu zählt die
Reform der Finanzverwaltung mit der
Auflösung der Oberfinanzdirektion.
Dazu zählen ebenso die Reduzierung
der Justizvollzugsanstalten, die
Umstrukturierungen bei Landkreisen und Kommunen, im Schul- und
Kulturbereich, in der Bauverwaltung
und nicht zuletzt die Polizeireform.
Damit wird die Verwaltungsstruktur
dem Bevölkerungsrückgang von 3
auf 2 Mio. Einwohner angepasst.
• Bis 2020 werden etwa 700 Mio.
EUR zur Beseitigung der Schäden
der Juni-Flut 2013 und für nachhaltigen Hochwasserschutz eingesetzt.
• Viele Kommunen werden mit
Hilfe des STARK II - Programms in
den nächsten Jahren ihre Schulden
erheblich senken und damit noch
attraktiver sein. Dafür werden
1,2 Mrd. EUR bereitgestellt.
• Alle Schulen und Kitas hierzulande sind durch das europaweit
einmalige Programm Stark III bis
2022 auf höchstem Niveau saniert.
Die Gesamtinvestitionen belaufen
sich auf ca. 600 Mio. EUR.
• Sämtliche Schulen und Behörden
werden bis 2018 an ein modernes,
leistungsfähiges Datennetz angeschlossen sein. Dafür werden 244
Mio. EUR ausgegeben. In das Netz
integriert wird eine moderne Schulcloud.
• Die wichtigsten Bauprojekte des
Landes werden bis 2020 fertig sein.
Die zehn aktuell wichtigsten Bauprojekte sind im Kapitel „Volle Kraft
voraus am Bau“ aufgelistet – allein
dafür wird etwa eine halbe Milliarde
Euro investiert!
Das Erreichte schafft finanzielle
Spielräume für andere Projekte und
neue politische Schwerpunkte. Durch
die Konsolidierung mit Augenmaß
werden die Gestaltungsmöglichkeiten
wesentlich größer. Bis 2020 müssen
aber die Reformen weiter umgesetzt
werden.
Dann ist die harte Haushaltskonsolidierung geschafft. Die Politik muss
neue Konzepte umsetzen, wofür
schon jetzt die Voraussetzungen
geschaffen werden sollten.
Reiner
Klingholz
Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Nirgendwo waren die
Bevölkerungsverluste
durch die Abwanderung
nach der Wende größer als
in Sachsen-Anhalt. Was
zunächst den Arbeitsmarkt entlastete, wird nun
immer mehr zum Problem:
Es fehlt zusehends an
jungen Menschen für die
mittlerweile wettbewerbsfähigen Unternehmen.
Das Land muss sich für
Zuwanderer, vor allem aus
dem Ausland, attraktiv
machen; die Bevölkerung
eine Willkommenskultur
ausstrahlen. Die Arbeitgeber sollten ihre freien
Stellen auf einer internationalen Plattform vermarkten; die Universitäten um
ausländischen Studenten
werben – von vornherein
mit der Option, sie nach
der Ausbildung im Land
zu halten. Für SachsenAnhalt liegt die Zukunft in
den Zentren. Die entlegenen ländlichen Gebiete
werden vermutlich weiter
Bevölkerung verlieren und
brauchen deshalb neue
Konzepte der Versorgung.
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
59
Das Fundament ist also stabil und solide.
In den nächsten Jahren kommt es darauf an, dass unser gemeinsames Haus
Sachsen-Anhalt so gestaltet wird, dass
möglichst viele darin gern wohnen wollen. Neue Bewohner sind ausdrücklich
erwünscht. Sie werden auch gebraucht,
denn Sachsen-Anhalt muss ein Einwanderungsland werden. Nur so kann der immer
noch dramatische Bevölkerungsverlust
gestoppt werden. Und neue Leute braucht
das Land, weil schon jetzt allerorten
qualifizierte Fachkräfte fehlen. Es bleibt
also oberste Prämisse in der Landespolitik, Sachsen-Anhalt noch attraktiver zu
machen, damit immer mehr, gerade junge
Leute hier bleiben oder aus anderen Teilen
Deutschlands, Europas und der Welt zu
uns kommen wollen.
Für die Landespolitik stellt sich dabei die
Herausforderung, noch stärker als bisher
die Wirkung, die positiven Effekte ihrer
Entscheidungen in den Fokus zu stellen:
Es reicht zum Beispiel nicht mehr aus,
allein eine hohe Investitionsquote zu
sichern. Sondern es geht vielmehr darum,
wie viele gut bezahlte Arbeitsplätze insbesondere in innovativen Bereichen mit den
Zuschüssen geschaffen werden können.
Es reicht nicht mehr aus, dass Jahr für Jahr
mehr Geld für Forschung und Entwicklung bereitgestellt wird. Sondern es geht
vielmehr darum, wie Hochschulen, Universitäten und Institute zu Motoren einer dynamischen Entwicklung Sachsen-Anhalts
werden und dafür die klügsten Köpfe aus
der ganzen Welt ins Land holen.
Es reicht nicht mehr aus, dass in den
Schulen eine Unterrichtsversorgung von
mehr als 100 Prozent gesichert wird.
Sondern es geht vielmehr darum, wie bei
einer optimalen Unterrichtsversorgung in
modernen Schulen die Abbrecherquote
gesenkt und die Jugendlichen noch besser
auf ihr späteres Berufsleben vorbereitet
werden. Diesbezügliche Klagen von Unternehmern müssen ernst genommen werden.
Und es reicht auch nicht mehr aus, dass umfangreiche
Mittel für die Entwicklung des ländlichen Raums und
der Städte zur Verfügung gestellt werden. Der Streit
zwischen den großen Städten und dem Land unter
anderem über die Finanzausstattung sollte ohnehin
beigelegt werden. Es geht vielmehr darum, spezifische
Entwicklungskonzepte für die Großstädte, aber vor
allem für das so genannte flache Land zu erarbeiten.
Denn während die großen Städte weiter Bevölkerungszuwachs haben werden, wird der ländliche Raum auf
Dauer Einwohner verlieren. Deshalb können sich die
Konzepte für das Land nicht darauf beschränken, möglichst viel möglichst lange zu bewahren. Gerade für den
ländlichen Raum sind neue Ideen gefragt.
Korrekturen bis hin zu finanziellen Umschichtungen geben müssen.
Für die Bewältigung dieser Herausforderungen braucht
es langfristige politische Strategien. Die Landespolitik
muss über Wahlperioden hinaus denken.
Für die beschriebenen Ziele und Konzepte braucht
die Landespolitik einen umfassenden Dialog mit
Unternehmern, Gewerkschaftern, Wissenschaftlern, Kommunalpolitikern, Künstlern und vielen
Bürgerinnen und Bürgern aus anderen Bereichen.
Dieses Mitwirken setzt aber umfassende Informationen voraus. Bürgerinnen und Bürger sollten nicht
nur verstehen, was die Politik in Magdeburg will,
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
Sachsen-Anhalt nutzt dabei Erfahrungen aus
europäischen Ländern und auch aus Übersee. In
Deutschland werden wir mit diesem Politikansatz
Vorreiter sein.
Darüber hinaus muss das Controlling ausgebaut werden. Parlament wie die Öffentlichkeit müssen natürlich
einschätzen können, ob etwa die Ministerien die beschlossenen Ziele erreichen können. Notfalls wird es
Mio.
Mio.
EUR
EUR
Dafür werden wir das im Kapitel „Jeder kann bei
uns reinschauen“ beschriebene Informationssystem Sachsen-Anhalt (ISA) einführen. Damit
lässt sich die Landespolitik online in alle Bücher
schauen. Dann kann man wirklich von transparenter Politik sprechen – ein gutes Rezept
gegen die Politikverdrossenheit.
Fazit: Sachsen-Anhalt hat alle Chancen für eine noch stabilere und dynamischere Entwicklung. Es wird nicht
leichter, denn die Politik muss sich
neuen Herausforderungen stellen.
So wird es aber möglich sein, dass
Sachsen-Anhalt im europäischen
Wettbewerb um die klügsten Köpfe
erfolgreich agieren wird.
10.000
10.000
2,52,5 2,52,5 2,42,4
8.000
8.000
2,42,4 2,42,4 2,32,3
2,32,3 2,32,3 2,32,3
2,22,22,22,2 2,22,2
2,22,2 2,12,1 2,12,1
2,12,1 2,12,1 2,02,0
2,02,0 2,02,0 1,91,9
6.000
6.000
4.000
4.000
2.000
2.000
0
0
Alles,
Alles,
was was
Haushälter
Haushälter
stetsstets
im Blick
im Blick
haben
haben
müssen.
müssen.
-2.000
-2.000
2005
2005 2006
2006 2007
2007 2008
2008 2009
2009 2010
2010 20112011 20122012 20132013 20142014 20152015 2016
2016 20172017 2018
2018 2019
2019 2020
2020 20212021 2022
2022 2023
2023 2024
2024 2025
2025
Einwohnerentwicklung
Einwohnerentwicklung
60
All diese Überlegungen sollen in ein umfassendes
Konzept für Strategisches Politikmanagement
(SPM) einfließen. Mit diesem Konzept wird es
möglich, endlich nicht mehr darüber zu reden, wer
wie viel Geld bekommt, sondern wo das Geld am
sinnvollsten eingesetzt wird!
sondern auch wissen, was hinter den Zahlen
und Konzepten steckt. Erst dann ist ein offener,
kritischer Dialog auf Augenhöhe möglich. So
kann dann Politik wirklich mitgestaltet werden.
kumulierter
kumulierter
Einnahmenverlust
Einnahmenverlust
infolge
infolge
des Einwohnerrückgangs
des Einwohnerrückgangs
Steuereinnahmen
Gesamtausgaben
Gesamtausgaben Steuereinnahmen
Sonderförderung
Sonderförderung
Ost Ost
Länderfinanzausgleich
Länderfinanzausgleich
und und
allgemeine
allgemeine
Bundeszuweisungen
Bundeszuweisungen
EU-Mittel
EU-Mittel
Sachsen-Anhalt – Wir haben viel erreicht!
61
Hinweis:
Diese Publikation wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums
der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt veröffentlicht. Sie wird kostenlos
abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Unabhängig davon, wann,
auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger/
der Empfängerin zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitliche Begrenzung
zu einer Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme
der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden
werden könnte.
Bildnachweise:
Peter Gercke, fotolia, Landtagsfraktionen von CDU, SPD,
Die Linke, Bündnis 90/ Die Grünen, Ministerium der Finanzen
Druck:
Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG
Gestaltung:
Hoffmann und Partner Werbeagentur GmbH
www.mf.sachsen-anhalt.de
Editharing 40, 39108 Magdeburg
Ministerium der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt