als PDF

SEITE 12
Leipziger Veterinärmediziner starten
große Studie zu exotischen Tieren
Private Bestände und Haltungsbedingungen werden deutschlandweit auch per Online-Plattform ermittelt
n Unter der Bezeichnung „Exopet“
haben Veterinärmediziner der Leipziger Universität eine deutschlandweite
Studie gestartet, bei der die Haltung
exotischer Tiere und Wildtiere eingehend untersucht wird. Bei dem Vorhaben, das zusammen mit Fachleuten
der Münchner Ludwig-MaximiliansUniversität verwirklicht wird, gehe es
um eine umfassende Situationsanalyse insbesondere mit Blick auf Tierschutzaspekte, sagte die Leiterin der
Klinik für Vögel und Reptilien der hiesigen Alma mater, Professorin MariaElisabeth Krautwald-Junghanns, die
das Projekt koordiniert. Auftraggeber
ist das Bundeslandwirtschaftsministerium.
Bei dem Vorhaben sollen in großem Stil
auch Tierhalter und Tierärzte eingebunden werden. Dafür gibt es eine spezielle
Internetplattform, über die eine anonyme
Online-Befragung läuft. Der Fragebogen
kann aber auch ausgedruckt und ausgefüllt auf dem Postweg zurückgeschickt
werden. Die Wissenschaftler verprechen
sich einen aussagekräftigen Informationsfundus zum Bestand von exotischen Tieren hinsichtlich ihrer Zahl, der Arten, den
Erwerbsmodalitäten, der Haltungsbedingungen und dem Gesundheitszustand.
„Wir machen unter anderem mit Flyern
in Tierhandlungen und Tierarztpraxen
auf die Studie aufmerksam und hoffen
auf eine rege Beteiligung“, meinte Krautwald-Junghanns. Als exotisch würden dabei alle Tiere eingestuft, die in Deutschland nicht in der freien Natur vorkommen.
Das betreffe neben vielen anderen Spezies
auch Wellensittiche.
Zum Hintergrund der Studie sagte Prof.
Dr. Krautwald-Junghanns, dass es bisher
nur vage Schätzungen zum Bestand exotischer Tiere in der Bundesrepublik gebe
- und mithin eine hohe Dunkelziffer.
Ausgegangen werde allein von 800 000
Terrarien. Außerdem bestehe das Problem, dass viele Besitzer nicht ausreichend mit den Haltungsanforderungen
vertraut sind. Vor allem bei Reptilien
gebe es einen anhaltend starken Trend
nach oben, bei exotischen Vögeln sinke
der Bestand aufgrund eines Importverbotes, das nach dem Ausbruch der asiatischen Vogelgrippe 2006/2007 verhängt
wurde.
Im Zuge der Studie sollen auch die weitverbreiteten Tierbörsen hinsichtlich der
dort gehandelten Exoten und der damit
verbundenen Tierschutzkriterien genauer unter die Lupe genommen werden. Als
problematisch stuft Prof. Dr. KrautwaldJunghanns die „durchaus übliche Praxis“
ein, dass exotische Tiere im Internet per
Mausklick „ohne Sachkenntnis“ bestellt
und dann im Karton frei Haus geliefert
werden.
In 18 Monaten sollen erste Ergebnisse
der Studie vorliegen. Aus den Resultaten
wollen Krautwald-Junghanns und die beteiligten Kollegen auch Handlungsempfehlungen für den Gesetzgeber ableiten.
Denn bisher gibt es in Deutschland lediglich eine nicht rechtsverbindliche Liste
mit Mindestanforderungen für die private Exotenhaltung. Bei der Untersuchung widmen sich die Spezialisten der
Leipziger Uni den Amphibien, Reptilien
und Vögeln, und die Münchner Fachleute den Säugetieren und Fischen.
Mario Beck
In Deutschland werden viele exotische Tiere privat gehalten. Prof. Dr. Maria-Elisabeth KrautwaldJunghanns koordiniert dazu eine bundesweite Studie.
Foto: André Kempner
Leipziger Messe legt Vollbremsung hin und sagt
Autoschau AMI für 2016 ab
Von 22 Herstellern hielten am Ende noch neun zur Stange / Zukunft der Ausstellung ungewiss
n Kein Chrom. Keine blitzenden Karossen. Keine surrenden Motoren. Die
Leipziger Automesse AMI (Auto Mobil
International) ist für dieses Jahr abgesagt. Nach dem Rückzug zahlreicher
großer Autohersteller im Februar
habe sich die Messeleitung zu diesem
„schmerzlichen Schritt“ entschlossen,
sagte Geschäftsführer Martin BuhlWagner.
Dabei sei man für die diesjährige Auflage
der AMI sehr zuversichtlich gewesen.
Anfang Februar, so der Messe-Chef, hatten sich noch 22 Pkw-Hersteller mit 27
Marken für die Messe angemeldet. 13
Hersteller mit 17 Marken hätten allerdings kurzfristig abgesagt, so Buhl-Wagner weiter. Unter den verbliebenen neun
Marken waren nach LVZ-Informationen
Volkswagen, Skoda, Porsche, BMW, Ma-
LIEBIGSTRASSE AKTUELL
|
serati, Hyundai, Tesla und Kia. Volker
Lange, der Präsident des Verbandes der
Internationalen Kraftfahrzeughersteller
(VDIK), sprach von einer Art Dominoeffekt. Auslöser sei Volkswagen gewesen.
Er sei zwar froh darüber, dass VW der
Leipziger PS-Schau grundsätzlich die
Treue gehalten habe. Aber die Reduzierung der Standfläche auf ein Drittel habe
vielen Konzernmüttern von Autoimporteuren signalisiert, ihr Engagement in
Leipzig zu überdenken. Besonders bitter:
Die Autoshow hätte in diesem Jahr ihren
25. Geburtstag gefeiert. Stattfinden sollte
die Auto Mobil International vom 9. bis
zum 17. April.
Ob es in den nächsten Jahren überhaupt
noch eine Chance für eine Automesse in
Leipzig gibt, ließen die Verantwortlichen
vorerst offen. Man denke über „Themen
und Formate“ nach, sagte Buhl-Wagner.
Lange vom VDIK, dem ideellen Träger
der AMI, erklärte: „Ich habe für die Zukunft meine Zweifel, ob eine zweite Automobilausstellung in Deutschland langfristig eine Chance hat.“ Wenn man
Alternativen erwäge, könne man über
eine Verkaufsausstellung statt einer Herstellermesse nachdenken. Als ein Beispiel
nannte er die Automesse Brüssel. Lange
selbst scheidet als Präsident aus Altersgründen in diesem Jahr beim VDIK aus.
Sachsens Wirtschaftsminister Martin
Dulig (SPD) bedauerte die Absage der
Messe. „Das ist kein guter Tag für Sachsen“, sagte er. Die AMI habe in den zurückliegenden Jahren für eine große Bekanntheit Sachsens und Leipzig als
Messe- und Automobilstandort über die
Landesgrenzen hinaus gesorgt. Dulig
sagte der Messe-Geschäftsführung seine
Unterstützung zu. Es gelte, den „schmerz-
lichen Verlust zu kompensieren“. Am
Herzen liege ihm das Thema Elektromobilität. „Sachsen ist aufgrund seiner
innovativen Automobilindustrie und
seiner hoch entwickelten Hochschulund Forschungslandschaft in der glücklichen Lage, wesentliche Beiträge für eine
nachhaltige Mobilität zu leisten.“ Das
werde sich auch auf der Leipziger Messe
„new mobility 2016“ im Programm wiederfinden.
Die Absage sei ein „verheerendes Signal
für den Messestandort Leipzig“ und ein
„Armutszeugnis für die sächsische Staatsregierung“, erklärte Holger Zastrow,
Landesvorsitzender der sächsischen FDP.
Minister Dulig hätte die Angelegenheit
zur Chefsache machen und „Klinken
putzen“ müssen. Der Freistaat und die
Stadt Leipzig sind zu je 50 Prozent Gesellschafter der Messe.
Andreas Dunte