„Der Masterplan Ems 2050 muss vollkommen neu diskutiert und verhandelt werden!“ Das ist die Bilanz des Kreistagsabgeordneten Arnold Venema gut sechs Monate nach der positiven Abstimmung zum Masterplan im März diesen Jahres im Leeraner Kreistag. Venema war sich bereits vorher klar darüber, dass mit der Zustimmung zu diesem Plan die buchstäbliche „Katze im Sack“ gekauft werden sollte. Deshalb hatte er gefordert: „Es muss alles zurück gestellt werden auf Null.“ Nun lässt sich die „Katze“ ab und zu für einen kurzen Augenblick sehen. Erinnern wir uns: Die Fahrrinne der Ems wird seit Jahren ausgebaggert. Die JannBerghaus-Brücke bei Leer wurde umfangreich umgebaut, damit immer größere Schiffe das Nadelöhr passieren können. Hochspannungsmasten in der Nähe von Weener wurden wesentlich erhöht. All dem wurde auch vom Kreistag in Leer zugestimmt, um wertvolle Arbeitsplätze zu erhalten. Dann kam der Masterplan in die Diskussion. Er diene der Verbesserung der Wasserqualität in der Ems wie von der EU gefordert. Es drohe ein Vertragsverletzungsverfahren. Berichte über die Verhandlungen zwischen der MeyerWerft, den Umweltverbänden, der Landesregierung und den Landkreisen Leer und Emsland sowie der Stadt Emden ließen schon vor der Abstimmung nichts Gutes ahnen. Die drei großen Umweltverbände WWF, BUND und Nabu verpflichteten sich, fünf Jahre lang nicht gegen die Überführung von Kreuzfahrtschiffen von Papenburg in die Nordsee zu klagen. Aussagen wie: „Die Gelegenheit war noch nie so günstig“ oder „Umweltverbände und Meyer einigen sich“ deuten darauf hin, dass die Umweltverbände sich bei den Verhandlungen durchgesetzt haben. Zwischen den Zeilen klingt sogar Jubel durch. Alle anderen Betroffenen, vor allem die Landwirte, die überhaupt nicht an den Verhandlungen beteiligt waren, sollten sich auf 30 Jahre festlegen. Es sollen ca. 1000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche aus der Produktion genommen werden. Breite Ruhezonen sollen zukünftige Naturschutzgebiete an beiden Seiten der Ems säumen. Die Folgen für die gesamte Region waren und sind auch heute noch nicht überschaubar. Nur kurze Zeit nach der außergewöhnlichen Kreistagssitzung im März mit weit über 1000 Zuhörern, ließ die Meyer-Werft verkünden, sie habe neue Aufträge bekommen für Papenburg und - wohl gemerkt - auch für Turku in Finnland. Die nächste Hiobsbotschaft lautete: Die Meyer-Werft ist nach Luxemburg umgezogen. Eine Tochterfirma soll in die Niederlande verlegt werden. Die letzten Sitzungen des Umweltausschusses der Gemeinde Jemgum und des Kreistages Leer beschäftigten sich mit den Themen „Integrierter Bewirtschaftungsplan Ems (IBP)“ und „Naturschutzgebiet Ems-Auen“. Beide sind eng mit dem Masterplan Ems verknüpft, so dass das Eine nicht ohne das Andere möglich erscheint. Schließlich wurde in Leer eine neue Naturschutzstation eingerichtet mit Sitz im ehemaligen Katasteramt. Von Arnold Venema beantragte Berichte über den Stand der derzeitigen Untersuchungen im Gebiet des Emsaltarmes bei Vellage, das als Tidepolder genutzt werden soll, wurden nicht gegeben. Die Begründung lautet, erst müssten die Umweltverbände unterrichtet werden. Damit werden Befürchtungen wahr, nach denen die Entscheidungshoheit der kommunalen Parlamente nach und nach ausgehebelt werden soll. „Unsere Region wird zur Spielwiese der Umweltverbände. Wir werden Fremde im eigenen Land.“ kann Venema da nur feststellen. Als einzig denkbare Konsequenz für ihn bleibt nach wie vor eine Neuberatung des Masterplans, u.a. weil sich inzwischen einige Bedingungen geändert haben: Umzug der Meyer-Werft nach Luxemburg und in die Niederlande, bevorstehende Verabschiedung des Integrierten Bewirtschaftungsplans und einer großflächigen Naturschutzverordnung an der Ems.
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