Finde mein eigenes Leben schön

Sport
Zürichsee-Zeitung
Freitag, 29. Januar 2016
Auf einen Tee miT SinA frei, VC meilen, rAdquer
«Finde mein eigenes Leben schön»
Sina frei arbeitet als
KV-lernende beim Stäfner
Hörgerätehersteller Sonova.
Am Samstag bestreitet die
18-jährige mountainbikerin
aus uetikon am See an der
radquer-Wm in HeusdenZolder das u23-rennen.
Sie haben sich eben einen
Himbeer-Erdbeer-Zitrone-Tee
aufgegossen. Was mögen Sie
daran?
Sina Frei: Ich trinke allgemein
gerne Früchtetee. Im Gegensatz
zu den meisten Radsportlern mag
ich Kaffee überhaupt nicht.
Ist Tee auch Ihr Lieblingsgetränk?
Am liebsten trinke ich Mineralwasser ohne Kohlensäure, dafür
mit einem Zitronenschnitz.
Bleiben wir noch beim Kulinarischen. Was essen Sie gerne?
Gemüse.
Können Sie es auch selbst
zubereiten?
Ja, ich koche gerne selbst.
Inwiefern achten Sie als
Sportlerin auf die Ernährung?
Ich folge keinem Plan, versuche
mich einfach abwechslungsreich
zu ernähren. Da ich eh nicht so
Lust auf Süsses habe, muss ich
mich diesbezüglich gar nicht einschränken.
Gibt es sonst Einschränkungen?
Nein. Etwa gross in den Ausgang
zu gehen, aber das hat mich nie
interessiert.
Womit bestreiten Sie Ihren
Lebensunterhalt?
Mit meinem Lehrlingslohn.
Dass ich noch bei meinen Eltern
wohne, macht es etwas günstiger.
Zudem werde ich von der Sporthilfe, Gönnern und meinem Team
JB Brunex Felt unterstützt.
Welchen Beruf erlernen Sie?
Ich absolviere die vierjährige KVAusbildung an der United School
of Sports. Nach zwei Jahren Schule durchlaufe ich jetzt das Praktikum bei der Sonova in Stäfa.
Welchen sportlichen Grossanlass haben Sie als ersten
bewusst wahrgenommen?
Allgemein kann ich das nicht
sagen. Für mich persönlich war
die Mountainbike-Jugend-EM
2012 und 2013 in Graz sehr eindrücklich. Im ersten Jahr wurde
ich Neunte, im zweiten holte ich
Silber. Und am «European Youth
Olympic Festival» (EYOF) im holländischen Utrecht war ich 2013
Fahnenträgerin der Schweizer
Delegation.
Wie sind Sie zum Radquer
gekommen?
Durch meinen Verein, den VC
Meilen. Praktisch ist, dass viele
Rennen in der näheren Umgebung stattfinden. Zudem ist Radquer ein gutes Wintertraining für
das Mountainbiken im Sommer.
Welches war Ihr schönster
Moment im Sport?
Zuoberst auf dem Podest zu stehen, ein Trikot übergestreift und
eine Medaille umgehängt zu erhalten und dann noch die Nationalhymne zu hören, das ist sehr
emotional. (Als U19-Europameisterin Mountainbike und dreifache Schweizer Meisterin Radquer
kam Sina Frei schon oft in den Genuss solcher Momente; Red.)
Und welches war die grösste
Enttäuschung?
Meine schwache Leistung und
im Gegensatz zu vielen anderen Radsportlern trinkt Sina Frei lieber Tee statt Kaffee.
der daraus resultierende 9. Rang
an der U19-Mountainbike-WM
2015. Als Europameisterin hatte
ich mir wesentlich mehr erhofft.
Mit welchen Erwartungen
reisen Sie an die U23-RadquerWM nach Heusden-Zolder?
Das wird sicher eine geniale Erfahrung. In Belgien ist Radquer
extrem populär, es werden über
60 000 Zuschauer erwartet. Da
ich über die Stärken meiner Konkurrentinnen keine Anhaltspunkte habe, konzentriere ich
mich auf meine eigene Leistung.
Wie lange brauchen Sie
morgens vor dem Spiegel?
(lacht) Ich schaue nicht auf die
Uhr.
Mit welcher Person würden
Sie gerne einmal für einen Tag
tauschen?
Ich muss mit niemandem tauschen, ich finde mein eigenes
Leben schön.
Welche Person bewundern Sie?
Bezüglich Mountainbike schaue
ich mir bei verschiedenen Personen Dinge ab. Von Jolanda Neff
die Art und Weise, wie sie runter-
fährt. Bei Ralph Näf imponiert
mir seine Lockerheit.
Wie sieht für Sie ein perfektes
Wochenende aus?
Am Samstag unternehme ich nach
einem Training gerne etwas mit
meiner Familie. Am Sonntag fahre
ich in einem Rennen aufs Podest.
«Radquer ist ein gutes
Wintertraining für
das Mountainbiken.»
Sina Frei
Wo und mit wem planen Sie
Ihre nächsten Ferien?
Nach der Radquer-WM verbringe
ich mit meinen Eltern und meinem älteren Bruder einige Tage
auf der Lenzerheide. Langlaufen
werde ich dort auch zu Trainingszwecken.
Ihr Lieblingssong?
Ich höre die Charts oder Radio –
aber nicht auf dem Velo.
Ihr Lieblingsfilm?
«Kein Ort ohne dich» (Originaltitel: «The Longest Ride») ist ein
Michael Trost
US-amerikanisches Filmdrama
nach dem gleichnamigen Bestseller von Nicholas Sparks.
Gesundheit, damit ich und die
Leute, die mir wichtig sind, das
Leben geniessen können.
Ihr Lieblingsbuch?
Ich lese momentan eher Zeitung.
Was machen Sie in zehn
Jahren?
Immer noch Velo fahren. Es wäre
ein Traum, wenn ich vom Sport
leben könnte.
Interview: David Bruderer
Ihr Lebensmotto?
Nie aufgeben, immer nach vorne
schauen.
Was ist Ihr grösstes Laster?
Ich bin manchmal etwas chaotisch.
Und welches ist Ihre beste
Eigenschaft?
Meine Ehrlichkeit und Zielstrebigkeit.
Was macht Sie glücklich?
Wenn ich lachen kann und mit
meiner Familie etwas Schönes
erlebe.
Was ärgert Sie?
Unehrlichkeit oder wenn in
einem Rennen mehrere Kategorien miteinander starten und es
dadurch zu unfairen Situationen
kommt.
Was ist Ihnen wichtig
im Leben?
Worum GeHTS?
die radquer-Wm wird am
Wochenende in HeusdenZolder ausgetragen. Die Uetikerin Sina Frei startet am
Samstag in der U23-Kategorie.
Bei den U19-Junioren vertritt
Kevin Kuhn die Farben des
VC Eschenbach. Die Männer
gehen am Sonntag ans Werk.
Schweizer Meister Lars Forster
aus Jona weilte zuletzt in einem
zweiwöchigen MountainbikeTrainingslager auf Gran Canaria und strebt in Belgien einen
Top-15-Platz an. «Wenn ich
nach einem guten Start meine
Stärken auf der schnellen Strecke ausspielen kann, ist eine
Klassierung in der Nähe der Top
10 möglich», sagt Simon Zahner
vom VC Meilen. db
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