"Es macht mir Spaß, ich werde nie aufhören"

6/11/2015
Großwildjägerin Michaela Fialová im Interview: Warum sie mit Fotos von getöteten Tieren provoziert - Panorama | STERN.DE
Großwildjägerin Michaela Fialová exklusiv im stern
"Es macht mir Spaß, ich werde nie aufhören"
Triumphierend posiert sie mit erjagtem Wild ­ ob Löwe, Zebra oder Gnu ­ und wird dafür weltweit gehasst.
Wer ist Michaela Fialová, was treibt sie an? Der stern hat sie in Brünn getroffen. Von Andrea Votrubová
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I
m Shitstorm steht sie. Quasi ununterbrochen. Internet­User
beschimpfen sie als herzloses Monster, und das ist eine
vergleichsweise gemäßigte Reaktion. Nicht wenige
wünschen Michaela Fialová in aller Öffentlichkeit den Tod. Sie
soll mit dem eigenen Leben dafür zahlen, dass sie ungerührt
anderen das Leben nimmt ­ das Leben wilder Tiere, seien es
Löwen, Zebras, Gnus oder Affen.
phäenjagd trägt dazu bei, wilde Tiere in Afrika zu retten", meint Michaela Fialová
ichaelka's Hunting
Die Tschechin Michaela Fialová, 28, ist Großwildjägerin ­ und
sie provoziert gerne. Auf ihrer Facebook­Seite "Michaelka's
Hunting" stehen die Fotos ihrer Safaris: Michaela und Tier,
Tier und Michaela, die Tiere sind tot, Michaela trägt ein Waffe,
dazu gern knappes Top, Hotpants und immer ein zufriedenes
Grinsen. Die Bilder haben so viel Abscheu erregt, dass mehr
als 23.000 Menschen weltweit eine Online­Petition
unterzeichnet haben, die fordert, Fialová mit einem
Einreiseverbot für Afrika zu belegen und ihre Facebook­Seite
abzuschalten.
Was treibt diese Frau? Ist es Eitelkeit, macht sie PR fürs
eigene Geschäft, hat sie eine Mission? Der stern traf Fialová
im tschechischen Brünn, wo sie an der Universität vor künftigen Förstern über das Jagen im 21. Jahrhundert sprach. Vor der Tür
protestierten etwa hundert Tierschützer. Sie halten das, was Fialová tut, für pervers.
Frau Fialová, egal wo sie auftreten, gibt es Proteste. Macht Sie das nicht nachdenklich?
Die Proteste sind heuchlerisch. Die meisten Menschen essen Fleisch aus Massentierhaltung. Diese armen Kreaturen leiden ein
Leben lang, kennen die freie Natur nicht und werden sofort geschlachtet, sobald sie ein bestimmtes Gewicht haben. Darüber regt
sich keiner auf. Auch weil es keine Fotos dieser Tiere gibt.
Wie kamen Sie selbst zur Jagd?
Ich komme aus einer Jägerfamilie, das war mir also nicht fremd. Vor ein paar Jahren habe ich den USA dann eine ganz andere
Dimension der Jagd entdeckt. Die Jagd wird dort großzügig propagiert, und die Leute wissen, dass selbst erjagtes Fleisch besser ist
als das aus dem Supermarkt. Auch kleine Kinder können bei der Jagd mitmachen, was ich gut finde, weil sie so lernen, dass das
Fleisch, das sie essen, ursprünglich ein Tier war. Europäische Kinder haben davon keine Ahnung.
Sie veranstalten sogenannte Trophäenjagden in Südafrika. Bei denen geht es nicht darum, hungernden Menschen etwas zu
Essen zu besorgen, sondern um Prahlerei.
Trophäenjagd trägt dazu bei, wilde Tiere in Afrika zu retten. Aber ja: Es macht mir hauptsächlich Spaß. Und ich werde damit nicht
aufhören.
Zudem lassen Sie sich in sexy Klamotten und Posen neben toten Tieren ablichten. Was wollen Sie mit diesen
Provokationen erreichen?
Würden ich das nicht tun, würden wir jetzt nicht darüber reden. Für mich ist es ein Weg, mich bemerkbar zu machen und Sponsoren
für meine Reisen nach Afrika zu gewinnen. Ansonsten sind solche Fotos nichts Besonderes. Schauen Sie sich die Bilder von Jagd­
Stars wie Eva Shockey oder Melissa Bachman an: überall hübsche Mädchen, die lachend über erjagtem Wild posieren. Wäre ein
Mann auf den Fotos, würde niemand ein Wort sagen. Ich nehme wahr, dass es hier sexistische Vorurteile gibt, und ich nutze sie aus.
Aber Ihre Botschaft, dass Trophäenjagd gut ist, kommt nicht an. Im Gegenteil.
Die Leute, die mehr wissen wollen, finden mich schon. Wenigstens wissen sie, dass ich existiere.
ur Person
chaela Fialová, ein Einzelkind,
uchs in dem kleinen Städtchen
Sie behaupten, Trophäenjäger würden dem Naturschutz in Afrika dienen. Wie soll das gehen?
Die Jagd ist das Gegenteil der Wilderei, allein das hilft schon der Umwelt. In Südafrika leben wilde Tiere
http://www.stern.de/panorama/grosswildjaegerin-michaela-fialova-im-interview-warum-sie-mit-fotos-von-getoeteten-tieren-provoziert-2192079.html
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Großwildjägerin Michaela Fialová im Interview: Warum sie mit Fotos von getöteten Tieren provoziert - Panorama | STERN.DE
oměřice im Norden Tschechiens
uf. Ihr Vater, ein Förster, nahm sie
üh mit auf die Jagd. Mit 13 Jahren
tete sie nach eigenen Angaben ihr
stes Tier: einen Hirschen. Ihr
udium der Landwirtschaft brach
e ab, arbeitete als Trainerin für
ckboxen. Ihr Ex­Freund, ein
ofijäger, führte sie in die
ophäenjagd in Südafrika ein. Die
schechin wird oft mit der
merikanischen Jägerin Melissa
achmann verglichen, die eine
gene TV­Show hat. Fialovás Ziel
es, dass ein Outdoor­Hersteller
der ein Waffenproduzent sie
onsort. Momentan arbeitet sie
auptberuflich für eine Hunting­
odge in Südafrika.
auf Farmen, die zehntausende Hektar groß sein können. Gibt es dort ein Raubtier, das den Bestand der
anderen Tierarten gefährdet, kann es der Farmer töten. Oder er lädt einen Trophäenjäger ein, der es
erschießt. Dafür zahlt der Jäger ­ und die Farm bekommt Geld. Eine durchweg gute Sache.
Das ist doch Nonsens. Gerade die Trophäenjagd hat die Population von Großraubtieren deutlich
verringert.
Betrachten Sie das Problem auch von der anderen Seite. Wird ein Grundstück nicht zur Jagd genutzt,
wird darauf etwas angepflanzt ­ und alle Tiere, die die Landwirtschaft gefährden, werden ausgerottet. Die
kommerzielle Jagd, obwohl es ein Paradox ist, erhält Tiereleben in Afrika.
Der Ruf der Trophäenjäger ist: Sie erschießen vom Aussterben bedrohten Tiere, um ihr Ego zu
befriedigen.
Das gibt es natürlich auch, in Afrika sind sogenannte Hinrichtungen ein großes Geschäft. Das Tier wird in
einem Käfig gehalten, am letzten Tag unter Drogen gesetzt und dann einem dicken Amerikaner, der
selbst kaum noch gehen kann, vor die Flinte geführt. Aber diese "Hinrichtungen" sind die Ausnahme,
vielleicht zwei von hundert Fällen. Die große Mehrheit der Trophäentiere wird gejagt, weil sie verletzt oder
für ihre Umgebung problematisch sind.
Da fehlt die Logik. Wie könnte ein Trophäenjäger damit prahlen, ein schon verletztes Tier getötet
zu haben? Warum sollte er dafür viel Geld bezahlen?
Natürlich würde sich kein Trophäenjäger damit rühmen, einen Löwen mit einem schlechten Rücken oder
einem abgebissenen Bein erlegt zu haben. Aber nur für solche Tiere bekommt man eine Genehmigung.
Von diesen Jagden veröffentlicht niemand Bilder, was schade ist, denn die Öffentlichkeit würde dann
vielleicht ihre Meinung über die Trophäenjagd ändern.
Laut "Africa Geografic" bringt eine Foto­Safari mehr Geld ein als eine Trophäenjagd. Ja, aber das gilt nur für den Kruger Nationalpark, der enorm groß ist und die meisten Touristen anzieht.
Aber es gibt Farmen, die "nur" zehntausend Hektar haben, wo auch keine Foto­Safari läuft, weil da nur
zehn Tierarten leben. Wie soll eine solche Farm funktionieren? Sie lebt natürlich von der Trophäenjagd.
haela Fialová
e Trophäen der
oßwildjägerin
Und was kostet es, einen Löwen oder ein Zebra zu erjagen?
Ein Zebra kostet um die 1000 Euro, ein Löwe beginnt bei 14.000 Euro, und es geht bis zu 50.000 Euro,
je nach der Trophäe, der Mähne. Wir müssen aber noch weitere Gebühren einrechnen, einschließlich der Begleitung eines Profi­
Jägers. Denn nur der ist in Lage zu erkennen, welches Tier für die Jagd geeignet ist. Eine gewöhnliche Safari, von der die Gäste fünf
übliche Tierarten mit nach Hause bringen, kostet rund 4000 Euro.
Gibt es ein Tier, das Sie niemals töten würden?
Vielleicht Elefanten. Sie sind intelligente Tiere, die im Familienverband leben.
Also schießen Sie nur Tiere, die vermeintlich dumm sind und allein leben?
Nein, aber der Elefant bringt Glück, und ich bin abergläubisch. Falls einer meiner Klienten einen erjagen wollte, würde ich den
natürlich begleiten. Ich selbst müsste aber in Lebensgefahr sein, um auf den Auslöser zu drücken.
Ist das nicht dieselbe Heuchelei, die Sie anderen vorwerfen?
Ja, aber das sind meine persönlichen Gefühle. So ist es eben. Ich selbst würde einen Elefanten nie erschießen, aber ich würde auch
niemanden beschimpfen, der es macht. Trotz aller Exzesse finde ich die Trophäenjagd immer noch nützlich.
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