Anhörung zum Rundschreiben Offenlegung Banken

Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA
Herrn Uwe Steinhauser
Laupenstrasse 27
3003 Bern
Grafenauweg 10, CH-6304 Zug
T +41 41 724 65 55, F +41 41 724 65 50
www.hslu.ch
Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ
Prof. Dr. Roger Rissi
[email protected]
Dr. Martin Spillmann
[email protected]
Zug, 24. August 2015
Seite 1/3
Anhörung zum Rundschreiben Offenlegung Banken
Sehr geehrter Herr Steinhauser
Gerne nutzen wir die Gelegenheit, uns zu der von der FINMA am 7. Juli eröffneten öffentlichen
Anhörung zum Rundschreiben Offenlegung Banken zu äussern.
Wir unterstützen Ihr Ziel, mittels verbesserter Transparenz die Marktdisziplin zu fördern.
Transparenz und Marktdisziplin können durch Standardisierung der Offenlegung unterstützt
werden.
ZinsrisikenimBankenbuch
InunserenAugenverpasstdasRundschreibenallerdingsdieChance,dieTransparenzimBereich
derZinsrisikenimBankenbuchzuverbessern.DiesestellenfürdiemeistenBankennebendem
KreditrisikodiezweitwichtigsteRisikoartdar.DieBewirtschaftungderZinsrisikenderBilanz,
respektivealldererMarktrisiken,dienichtimHandelsbucherfasstsind,istvonstrategischer
Bedeutung.ZuRechtweistdieSchweizerischeNationalbank(SNB)indenStabilitätsberichtenseit
einigenJahrenmitNachdruckaufdieseRisikenhin1.
WährendderFinanzmarktstabilitätsbericht2013dabeiauchausführlichaufdasRisiko
unterschiedlicherMessmethodenundmöglicherweisefalscherAnnahmeneinging2,fielendie
AussagenindenBerichten2014und2015leidernurnochsehrsummarischaus.
1
SNB Financial Stability Report 2015, S. 23; SNB Bericht zur Finanzstabilität 2014, S. 21; SNB Bericht zur Finanzstabilität
2013, S. 17-19.
2
SNB Bericht zur Finanzstabilität 2013, S. 18
DieBIZunterschätztZinsrisikenimBankenbuch
Leiderscheintes,dassdieZinsrisikenimBankbuchauchaufEbenederBankfürInternationalen
Zahlungsausgleich(BIZ)unterschätztwerden (http://www.bis.org/bcbs/publ/d309.htm).Das
VorlagendokumentfürdasFINMA‐RundschreibenverlangterstaufderallerletztenSeite(S.64)
AngabenzumZinsrisikoimBankbuch.ImmerhinwerdenauchAussagenzudenwichtigsten
AnnahmenzuSicht‐undKündigungsgelderngefordert.AuchwerdenquantitativeWerteverlangt.
DieArtderQuantifizierungbleibtaberdenBankenüberlassen,womitdieWerteletztlich
unvergleichbarbleiben.
BekanntermassenunterlässtesdasBIZ‐Regelwerkauch,ZinsrisikenimBankbuchmittelsSäule1
mitregulatorischemEigenkapitalzuerfassen.DamitgibtsiedenBankendenmittelbarenAnreiz,
ZinsrisikenvomHandelsbuchinsBankenbuchzuverlagern.
DasFINMA‐RundschreibenverpassteineChance
DasichderEntwurfderFINMAverpasstdieChance,vondenBankenzuverlangen,mehrzuden
sehrbedeutendenZinsrisikenimBankbuchoffenzulegen.SowirddieChanceverpasst,aufdem
WegeverbesserterTransparenzdieMarktdisziplinwirkenzulassen.
GeradeinderSchweizmitihrembesondersausgeprägtenTiefzinsumfeldwirkenaufdieBanken
derzeitstarkeAnreize,dieZinsmargendurchdasEingehenzusätzlicherZinsrisiken–wenigstens
kurzfristig–zuerhalten.DennseitdemdieZinsennegativsind,sindAbsicherungenmittels
Zinsswapssehrteuer(siekostensowohlaufderFestzins‐,wieauchaufderLibor‐Seite).Viele
BankenverzichtendaherheuteaufdieAbsicherungvonNeugeschäften–obwohleswomöglich
nötigerdennjewäre.LeiderwerdendemMarktundderÖffentlichkeitdieseInformationen
weitgehendvorenthalten.
DieinTabelle44verlangtenInformationengehenzwargrundsätzlichindierichtigeRichtung.Die
verlangtenAngabensindabernochzuallgemein.Wirschlagenvor,siezuergänzen.
Anregung1:OffenlegungderwichtigstenAnnahmen(Replikationsparameter)
ImzitiertenStabilitätsberichtwirddieBefürchtunggeäussert,dassvieleBankenihre
Kundengelderalszuzinsstabilbetrachten.Damitunterschätzensiemöglicherweisedie
Zinsrisiken,diesichergeben,wenndieseGelderbeieinemZinsanstiegvielfrüheralsheute
angenommenneugepreistwerdenmüssen,oderdurchteurereMittelersetztwerdenmüssen.
AnscheinendgehendiemeistenBankendavonaus,dasssieauchbeieinemZinsanstiegdie
KonditionenihrerKundengelder(Sicht‐undSpargelder)währendmehralszweierJahrenicht
erhöhenmüssen3.Diese(Replikations‐)Annahmenkönnenfalschoderüberoptimistischsein.Sie
erlaubenaberauch,dasAusmassdereffektivenZinsrisikenzukaschieren.
WährendBilanzvolumenmitunbestimmterZinsbindungfrüheraufbeidenSeitenderBilanz
vorkamen,bautesichindenletztenJahreneinenormesÜbergewichtaufderPassivseiteauf.Es
wärefürsämtlicheAnspruchsgruppenüberauswertvoll,wenigstensüberAnhaltspunktedarüber
zuverfügen,wiedieBankendiesenenormenÜberhanganPassivenreplizieren.(Wirschlagen
abernichtvor,dieReplikationsparameterverbindlichvorzuschreiben,daderenFestlegung
letztlichindieunternehmerischeVerantwortungfällt.)
DieFINMAsolltekonkretInformationenderfolgendenArteinfordern:
‐
LaufzeitenundVolumenanteileallerPortfolio‐Anteile
‐
LaufzeitenundVolumenanteilederlängstenund/oderderkürzestenPortfolio‐Anteile
‐
MittlereLaufzeitoderDurationdesrepliziertenPortfoliosanKundengeldern
DieOffenlegungdieserInformationenbötenichtnureinenwertvollenEinblickindie
Risikopositionen.SondernsieermöglichteaucheineDiskussionüberdasAusmassder
Modellrisiken.Letztlichwürdediesezweifellosdisziplinierendwirken.
3
Grafik 14 im SNB Stabilitätsreport 2013, S. 18
2
Anregung2:VereinheitlichungderZinsszenarien
BislangsinddieBankenfrei,mitwelcherMethodeundmittelswelcherParametersieihreWert‐
undEinkommenseffekteermitteln.DiesverunmöglichteinensinnvollenQuervergleich.DieFINMA
solltedaherzumindestdasdenBerechnungenzugrundeliegendeZinsszenariostandardisieren.Sie
könntez.B.verlangen:
‐
Parallelverschiebungum+200Basispunkte
‐
Parallelverschiebungum+100Basispunkte
‐
Parallelverschiebungum+1Basispunkt
DieVergleichbarkeitderRisikomassesollmethodischerRaffinessevorgehen.AufdasEinfordern
vonRisikomassen,dieaufimplizitenForward‐ZinsenoderKurvendrehungenberuhen,kanndaher
verzichtetwerden.
Anregung3:AufdemEBK‐RS99/1aufbauen
Mittels Rundschreiben 99/1 werden Zinsrisiken bereits an SNB und FINMA rapportiert und dort
ausgewertet. Auf Seiten der Banken sind damit die Voraussetzungen für die oben erwähnten
Datenlieferungenbereitsgeschaffen.LeidererreichenaberdieseInformationendieÖffentlichkeit
nicht.WirempfehlendaherFolgendes(Varianten):
‐
DieBankenlegendieInformationengemässdenobigenAnregungen1und2direktoffen.
Dank99/1verfügensiedazubereitsüberdieerforderlichenInformationen.
‐
Die FINMA oder die SNB informieren breit und offen über ihre Ergebnisse aus der
Auswertungvon99/1,basierendaufdenDatenlieferungenderBanken.
‐
NatürlichsindauchbeideWegeinKombinationdenkbar.
Es ist uns ein grosses Anliegen, die Transparenz über die Zinsrisiken im Bankenbuch zu fördern.
Wir sind überzeugt, dass der Finanzplatz Schweiz davon langfristig profitieren wird.
Für Rückfragen steht Ihnen Martin Spillmann, Tel. 041 757 67 35, [email protected]
gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüssen
Prof. Dr. Roger Rissi
Dr. Martin Spillmann
Institut für Finanzdienstleistungen Zug
Institut für Finanzdienstleistungen Zug
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