Kreise versprechen Kündigungsschutz

Region
Mittwoch, 17. Juni 2015
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LivEsEitE
FErnsEhEn
EntstEhung dEs LEbEns
die wichtigsten termine des
tages und ein comic von
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Rabenau
dokumentationen, krimis,
Spielfilme: das tV-programm
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des tages
Geobiologe Joachim Reitner
forscht für die Akamedie der
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wissenschaften
24-jähriger
Dieb belästigt
79-Jährige
Bad Lauterberg. Ein Einbre-
cher ist im Mai in die Wohnung einer 79 Jahre alten
Frau in Bad Lauterberg eingedrungen und hat die Seniorin nicht nur bestohlen,
sondern danach die alte
Dame auch noch sexuell genötigt. Deshalb hat die
Staatsanwaltschaft Göttingen den 24-Jährigen aus
Herzberg jetzt in Untersuchungshaft genommen. Das
teilte die Strafverfolgungsbehörde mit. Am 5. Juni
habe das Amtsgericht Göttingen auf Antrag der Staatsanwaltschaft U-Haft angeordnet. Der Beschuldigte
sitzt jetzt in der JVA Rosdorf
ein.
Die Tat hatte sich in der
Nacht vom 2. zum 3. Mai ereignet. Der Dieb war in die
Wohnung der 79-Jährigen
eingedrungen, hatte die Frau
zu Boden gestoßen und die
Räume nach Geld und Wertgegenständen durchsucht,
wobei er eine Börse mit Bargeld an sich nahm. Danach
soll er die Geschädigte auch
noch sexuell handgreiflich
belästigt haben.
ck
Migranten
in der Schule
Göttingen. Wie können Kinder mit Migrationshintergrund in der Schule vor allem sprachlich gefördert werden? Und was erwarten Eltern von Lehrern sowie Lehrer von Eltern, wenn es um
die Betreuung und Förderung dieser Kinder geht? Um
diese Fragen geht es an einem
Informations- und Gesprächsabend mit dem Migranten-Eltern-Netzwerk am
Mittwoch, 17. Juni, im Göttinger Kreishaus. Zur ersten
Frage referiert die Fachberaterin für interkulturelle Bildung, Katrin Brand. Über die
Zusammenarbeit von Eltern
und Lehrern wird anschließend offen diskutiert. Beginn
ist um 18 Uhr im Rittersaal
des Kreishauses, Bürgerstraße 64. Das Migranten-Eltern-Netzwerk ist ein Projekt
vom Verein „amfn“ (Arbeitsgemeinschaft Migranten und
Flüchtlinge in Niedersachsen) in Kooperation mit dem
Integrationsrat der Stadt Göttingen und dem Landkreis
Göttingen.
us
Taschendieb
stiehlt Börse
Moringen. Ein Taschendieb
hat einer 72 Jahre alten Frau
am Dienstagmorgen in einem Supermarkt am Fühlingsweg die Geldbörse mit
150 Euro und Scheckkarten
gestohlen. Die Rentnerin hatte ihre Tasche mit dem Geld
offen im Einkaufswagen abgelegt. Der Dieb hatte zugegriffen, als die Frau den Wagen kurz aus den Augen ließ.
Hinweise zum Täter gibt es
nicht.
ck
Kreise versprechen Kündigungsschutz
„Durchbruch“ bei Tarifgesprächen mit Gewerkschaft zur Fusion der Landkreise Göttingen und Osterode
Von ulRich SchubeRt
Göttingen. Knapp eineinhalb
Jahre vor der Fusion der Landkreise Göttingen und Osterode
haben sich die Gewerkschaft
Verdi und die Vereinigung der
Arbeitgeber auf Eckpunkte für
eine Tarifvereinbarung geeinigt.
Sie soll die Beschäftigen unter
anderem vor betriebsbedingten
Kündigungen schützen, wenn
Ämter zusammengelegt werden.
Gewerkschafter und Göttingens Landrat Bernhard Reuter
(SPD) werteten die Ergebnisse
der zehnten Verhandlungsrunde als Durchbruch. Sie sollen in
einen Fusionstarifvertrag einfließen. Fast eineinhalb Jahre
hatten Verdi und die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber in Niedersachsen hart
miteinander gerungen.
Die wichtigsten Ergebnisse:
Bis Oktober 2021 gibt es keine
betriebsbedingten Kündigun-
gen. Bisherige Ansprüche aus
dem Arbeitsverhältnis bleiben
gewahrt, insbesondere die Gehaltsstufe. Der Landkreis erstattet für drei Jahre die zusätzlichen Fahrtkosten, wenn Mitarbeiter ihren Dienstort wechseln
müssen: in den ersten beiden
Jahren zu hundert Prozent, im
dritten Jahr zu 50 Prozent. Gezahlt wird ein Kilometergeld in
Höhe von 30 Cent, alternativ
werden die Kosten eines Nahverkehrsabos übernommen. Zu-
sätzlich bietet der Arbeitgeber
bei einem Dienstortwechsel bis
zu vier Jahre lang zwei Gesundheitskurse pro Jahr an.
In den kommenden Wochen
werden noch weitere, aber weniger strittige Punkte verhandelt.
Dazu gehören nach Verdi-Angaben Qualifizierungsmaßnahmen bei einem Aufgabenwechsel und eine interne Jobbörse.
„Für die Beschäftigten gibt es
jetzt endlich die notwendige
Klarheit, wenn sie versetzt wer-
den“, kommentierte die Gewerkschaftssekretärin Frederike Güler das Ergebnis. Am Ende hätten sich beide Seiten an der Sache und an den Interessen der
Beschäftigten orientiert, ergänzte Reuter auf Nachfrage.
Die Kreise Göttingen und Osterode fusionieren zum 1. November 2016. Damit werden
etwa 1000 Mitarbeiter der Göttinger und 550 Beschäftigte der
Osteröder Kreisverwaltung Kollegen.
Kathi kämpft
Rücksichtslose Autofahrer und ein Umweg im Wald
Von hAuke Rudolph
Adelebsen. Kathi geht – und sie
muss kämpfen. Denn ihr Vorhaben, mit einem sechswöchigen
280-Kilometer-Marsch Göttingen zu umrunden, um Spendengelder für eine Orthese zu akquirieren, wird für die 36-jährige inkomplett Querschnittsgelähmte immer mehr zur Belastungsprobe. Am Dienstag ging
Kathi Kahrstedt mit Freundin
Gabi Eikenberg von Uslar nach
Adelebsen und war bei ihrer
Ankunft ziemlich erschöpft.
Rücksichtslose Autofahrer, ein
fünf Kilometer langer Umweg
im Wald sowie überdehnte Bänder: „Das reicht für heute“, sagte
Kathi geschafft.
Die Strecke Uslar – Offensen
war für die beiden Frauen gar
nicht angenehm. Sie legten sie
auf der Landstraße zurück, wo
sie aufgrund des Verkehrs hintereinander gehen mussten.
Nicht alle, aber die meisten Autos brausten mit hoher Geschwindigkeit, noch dazu ohne
großen Abstand, an den beiden
vorbei. Kathi: „Rücksicht ist für
die ein Fremdwort.“
Nachdem sie in Offensen eine
Rast eingelegt hatten, ging es auf
dem Radweg weiter – dachten
die beiden Wanderinnen jedenfalls. „Auf einmal befanden wir
uns im allertiefsten Wald“, berichtete Kathi, die schon mal
vorsorglich ihr Pfefferspray
rausholte: „Falls wir auf Wildschweine gestoßen wären, die
haben nämlich gerade Frischlinge.“ Auf Wildschweine stießen
die beiden Frauen zwar nicht,
aber auf einen netten Förster namens Matthias. Der erklärte ihnen, dass sie zurückgehen und
anschließend auf der anderen
Seite der Landstraße weitergehen müssten.
Der Radweg war dann schnell
gefunden, auf dem Rest der
Strecke gab es keine Probleme.
Allerdings taten Kathi die Bänder weh – die hatte sie sich auf
ihrem montäglichen Marsch
von Lippoldsberg nach Uslar
überdehnt, weil sie „total trottelig“ umgeknickt war. Mehr als
ein Schulterzucken war ihr die
Sache aber nicht wert. Und so
zogen die beiden Frauen nach
etwas mehr als fünf Stunden in
Adelebsen ein, nach zurückgelegten 20 statt 15 Kilometern.
Am Ziel, dem Bewegungspark,
wurden sie von einer Delegation empfangen, der unter anderem Adelebsens Ortsbürgermeister Kurt Prutschke, Lödingsens Bürgermeister Norbert Hille sowie Vertreter des
Seniorenbeirats
angehörten.
Kathi ließ sich auf eine Bank
fallen und holte ihre Brotdose
hervor. Radieschen, Gurken,
Toastbrot, Eier, aber nichts Süßes. Ihr Fazit: „Ein harter Tag.“
Ihr Blick nach vorn: „Am Donnerstag geht´s weiter – es liegen
noch mehr als 150 Kilometer
vor mir.“
blog: gturl.de/kathi
Kathi Kahrstedt (l.) mit ihrer Freundin Gabi Eikenberg auf dem Weg nach Adelebsen.
HR
Neo-Nazis: Northeims „ehrenhafte Männer“
Neuer Zusammenschluss auf Facebook namens „Natives Northeim“ / Polizei sieht keinen Grund zur Besorgnis
Northeim. Die Neo-Naziszene
in Northeim hat sich unter dem
Namen „Natives Northeim“ neu
formiert. „Mut, Stärke, Ehre und
Treue. Alte Werte und Traditionen, auch in der heutigen Zeit
verteidigen“, heißt es auf der Facebook-Seite. „Wir haben diese
Gemeinschaft gegründet, um
alte Werte und Traditionen am
Leben zu erhalten. Um in dieser
dunklen Zeit ein Lichtblick für
aufrichtige Menschen zu sein.
Sie zu beschützen und zu ermutigen. Wir kämpfen gemeinsam
gegen den fortschreitenden Zerfall unserer Region.“ Über einem Bild eines deutschen Ordensritters steht: „Unsere Stadt
braucht wieder ehrenhafte Männer, die den Schmutz aus den
Straßen kehren.“ Als neuesten
Beitrag auf der Facebookseite,
die knapp 130 Personen gefällt,
hat Natives Northeim ein Video
des NPD-Funktionärs und ehemaligen Northeimers Thorsten
Heise gepostet.
„Die Kollegen sind
sehr entspannt“
Die Basisdemokratische Linke
Göttingen (BL) vermutet hinter
der Seite einen direkten Nachfolger der AG Rhumetal, einer
Nachfolgeorganisation der Ka-
meradschaft Northeim, der einst
auch Heise angehörte. So seien
die personellen Überschneidungen bei Gefällt-Mir-Angaben auf
Facebook für beide Seiten „entsprechend zahlreich“, sagte eine
BL-Sprecherin.
Für die Polizei in Northeim ist
die Gründung dieser neuen
Gruppe kein Grund zur Besorgnis. „Die Kollegen sind sehr entspannt“, sagte Polizeisprecher
Jürgen Horst. Die Personen, die
sich unter „Natives Northeim“
zusammengeschlossen hätten,
seien allgemein bekannt und
viele stünden seit langem unter
Beobachtung. So wisse die Polizei, wo sie sich aufhielten und
etwa dass ein Großteil von ihnen
am vergangenen Wochenende
am Eichsfeldtag der NPD in Leinefelde teilgenommen haben.
Viele, etwa Pascal Z., Maurice B.,
Gianluca B. oder Fabian Z., seien
auch aus der bereits aus der AG
Rhumetal bekannt, sagte Horst.
Horst Wessel und
„Heldengedenken“
Über die AG heißt es im aktuellen niedersächsischen Verfassungsschutzbericht: „Angehörige der zur Neonaziszene Südniedersachsen zählenden AG
Rhumetal aus der Region Nort-
heim berichten in sozialen Netzwerken über die von ihnen
durchgeführten Gedenkveranstaltungen, unter anderem aus
Anlass des Geburtstages von
Horst Wessel am 9. Oktober
2014 und des zum Heldengedenken verklärten Volkstrauertages am 16. November 2014.“
Für die Sprecherin der BL
steht fest: „Egal unter welchem
Namen: Nazistrukturen in Northeim wie auch sonstwo gehören
aufgedeckt und bekämpft.“ Gegen „Northeimer Zustände“
müsse vorgegangen werden, viel
zu oft würden Nazis im Raum
Northeim von der Zivilgesellschaft toleriert.
mib