PRAXIS Parametrierbare Master Batch Records gleichen Prozesse ab und vereinfachen Implementierung Electronic Master Batch Record (eMBR) bei papierloser Dokumentation eingesetzt Mit eMBR werden alle Produktionsdaten elektronisch erfasst und dokumentiert. Bild: Siemens D ie Pharmaindustrie sucht kontinuierlich nach Möglichkeiten zur Prozessverbesserung, um steigendem Kostendruck zu begegnen und alle Auflagen der Behörden zu erfüllen. Electronic Master Batch Record Management: Die Definition von pharmazeutischen Produktionsprozessen gemäß GMP basiert auf Master Batch Records (MBR) und den entsprechenden auftragsbezogenen Chargenprotokollen (Electronic Batch Records, EBR). Dabei ist der Aufwand für die Erstellung und Pflege von MBR und EBR in einer Produktionsumgebung, die auf Papier dokumentiert, hoch. LÜCKE ZWISCHEN ISA-95/ISA-88, AUTOMATISIERUNG UND PRODUKTIONS-IT Ein Electronic Master Batch Record Management arbeitet mit MBRs, die einer automatischen Versionskontrolle unterliegen und Bibliotheken mit wiederverwendbaren Bausteinen nutzen. Dank der standardisierten Bausteine kann der Anwender problemlos MBRs erstellen und pflegen. Das System bietet einen entsprechenden Rahmen und erzeugt ein nicht ausgefülltes EBR-Formular, in dem die Daten während der Produktion gesammelt werden. Danach wird der MBR zur Verarbeitung an die entsprechenden Systeme weitergeleitet. In diesem Format sorgt das Manufacturing Execution System (MES) für die Erzeugung, Synchronisation, Erfassung und Chargenfreigabe, während Automatisierungssysteme die Chargenausführung und Prozesssteuerung übernehmen. Die entsprechend dem MBR gesammelten Daten werden dann im Chargenprotokoll erfasst. Bis vor kurzem gab es jedoch keine integrierten Lösungen, die die Lücke zwischen ISA-95/ISA-88, Automatisierung und Produktions-IT schließen konnten. 18 atp edition 1-2 / 2014 SCHNELLERE FREIGABE DURCH BAUSTEINPRINZIP Die Siemens eMBR bietet ein Electronic Master Batch Record Management, das auf einer nativen Integration von MES und Prozessleitsystem mit Simatic IT XFP, Simatic PCS 7 und Simatic Batch aufbaut. Dies beschleunigt die Erstellung, Ausführung, Überprüfung und Freigabe des MBRs/EBRs und macht die MBRErstellung flexibler. Im Prozessleitsystem verwaltet die robuste und leistungsstarke Batch Engine komplexe S88-Rezepte und führt diese aus. Im MES kann der Anwender dank eines einfach zu bedienenden MBR-Workflows ohne besondere IT-Kenntnisse seine Produktionsabläufe definieren und durch einfache Parametrierung den MBR erstellen. Dabei stehen ihm die Rezeptinformationen aus dem Leitsystem zur Verfügung. Die dokumentationspflichtigen Schritte werden einfach aus der Schritt-Liste der freigegebenen Grundrezepte ausgewählt. Die Kombination aus wiederverwendbaren prozessspezifischen Bausteinen und fertigen Funktionen hilft, die MBR-Erstellung zu standardisieren und den MBR schneller freizugeben. Außerdem reduziert sie den Entwicklungsaufwand und das Risiko. Während der Produktion wird jeder Schritt und jeder Rohstoff überwacht, nachverfolgt und aufgezeichnet. Die Systeme koordinieren die Echtzeit-Steuerung auf jeder Ebene, synchronisieren die Ablaufschritte und tauschen Parameterwerte aus. Die Prozessregeln und -sequenzen werden über die Workflow Engines ausgeführt. Die Systeme verwalten dabei alle Abläufe wie Aufträge vom ERP-System (Enterprise Resource Planning), geführte manuelle Abläufe, Qualitätsprüfungen und die Nachverfolgung von Materialien und Rohstoffen. Durch den gesamten Prozess erfasst das MES Alarme und Warnungen. Sie stehen aktuell zur Verfügung. Warnungen werden zusammengefasst, so dass die Reviews einfacher, schneller und sicherer werden. Massendaten wie Trends, Kurven und Berichte können ebenfalls zusammengefasst in den EBR integriert werden. Der Zugriff auf die Produktionsdaten aller Systeme ist über alle Terminals oder Workstations möglich und Chargenberichte lassen sich in Echtzeit zusammenstellen und visualisieren. Da das MES alle Informationen sammelt, können die EBRs mithilfe von Ausnahmeregeln analysiert werden, sodass nur etwaige Abweichungen markiert werden. Auch das beschleunigt die Überprüfung und Freigabe der Charge. Die Freigabe der Charge selbst ist über den Signaturpfad festgelegt. Dem MBR ist dabei ein Prüfpfad zugewiesen, der die Anzahl der Signaturen bestimmt. Die eMBR Lösung stellt auch zusätzliche Tools zur Analyse bereit, wie etwa Betriebsbücher, einen kompletten Audit Trail und ein grafisches GenealogieTool. Mit dem Manufacturing Intelligence Tool können Berichte erstellt und kritische Daten sowohl pro Charge als auch über mehrere Chargen überwacht und analysiert werden – ein wichtiges Tool für Prozessverbesserungen und mehr Effizienz. EINFACHE ARCHITEKTUR, FLEXIBEL EINSETZBAR Je nach Kontext, Strategie, Systemlandschaft oder durchzuführenden Prozessen gibt es verschiedene Einsatzmöglichkeiten für einen automatisierten MBR/EBRProzess, der sowohl die Anforderungen von hochautomatisierten Prozessen in der Wirkstoffproduktion als auch von Prozessen mit vielen manuellen Abläufen in der Arzneimittelfertigung erfüllt. Die eMBR Lösung ist flexibel und unterstützt viele Vorgehensweisen. Dabei bietet es die Vorteile einer engen Integration von MES und Leitsystem und vereinfacht insgesamt die technische Architektur und deren Konfiguration. Die Lösung arbeitet gut zusammen mit dem Prozessleitsystem. Eine bestehende PCS-7-Umgebung wird mit der eMBR-Lösung um integrierte MESFunktionalitäten erweitert, die sehr flexibel sind (zum Beispiel eine Schnittstelle zum unternehmensweiten ERP-System, Material-Tracking, komplexe elektronische Arbeitsanweisungen, MBR/EBR Reporting) – mit nur geringen Modifikationen der bestehenden Leitsystem Batch-Installation. DIE VORTEILE AUF EINEN BLICK Papierloser Prozess: Mit eMBR können alle Produktionsdaten elektronisch erfasst und dokumentiert werden. Weniger Entwicklungsaufwand und -risiken: Die Integration von MES und Leitsystem vereinfacht die Architektur, reduziert den Aufwand für Schnittstel- len zwischen Insellösungen und senkt so die Total Cost of Ownership. Standardisierte Bibliotheken für Prozessoperationen: Wiederverwendbare Funktionsbausteine und parametrierbare MBRs harmonisieren Prozesse und vereinfachen die globale, standortübergreifende Implementierung. Die zentralisierte Überprüfung und Freigabe der Charge machen die Prüfung schneller und sicherer, die Überprüfung und Freigabe erfolgen anhand von Abweichungen. AUTOR NICOLAS TEISSIE ist Business Development MES Life Science bei Siemens in Karlsruhe. Siemens AG, Siemensallee 84, D-76187 Karlsruhe, Tel. +49 (0) 721 595 38 19, E-Mail: [email protected] atp edition 1-2 / 2014 19
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