Angaben zum Studium/Praktikum Studienfächer o. Vorhaben (z.B. Fachkurs) Medizin Zielland/ Stadt Großbritannien/Cardiff Gastinstitution Cardiff University Aufenthaltszeitraum (mm/jjjj bis mm/jjjj) 04/2015 bis 08/2015 Antworten Sie auf die Fragen jeweils bitte im Fließtext. Was waren Ihre persönlichen und akademischen Beweggründe für den Auslandsaufenthalt? Schon seit langer Zeit bin ich am Reisen und Kennenlernen anderer Kulturen interessiert, daher erschien mir ein Auslandsaufenthalt in Großbritannien als sehr attraktiv. Ich wollte dieses geschichtsträchtige Land und seine Leute kennenlernen und mit ihnen leben. Vorher war ich schon zwei Mal nach Großbritannien gereist und von den Menschen und ihrem britischen Akzent sehr begeistert. Nun sollte es aber etwas länger und mit einem beruflichen Zweck verbunden sein. Zudem war mir ein englischsprachiges Ausland wichtig, um fachlich möglichst viel mitzunehmen. Von der Medizin in Großbritannien habe ich bisher zudem viel Gutes gehört, daher habe ich mir einen großen Zugewinn an Wissen und Erfahrung erhofft. Wie haben sich Ihre Vorbereitungen gestaltet? Worauf ist besonders zu achten? (Bewerbung an der Hochschule/Institution; Organisation des Visums, Flugs sowie der Unterkunft; Krankenversicherung; Kosten) Ich habe mich ca. 1,5 Jahre vor Beginn des Aufenthalts im International Office gemeldet und mir den Platz gesichert. Die weiteren Organisationsschritte waren übersichtlich und gut durchführbar, insgesamt waren es nur ein paar Dokumente. Ein Visum war nicht erforderlich. Da ich aus Berlin komme, bin ich von Berlin nach London (Stansted) geflogen, habe von dort einen Transfer zur Stadt (nach London Victoria) genommen und bin mit dem Busunternehmen Megabus nach Cardiff gefahren. Das war billiger als direkt nach Cardiff zu fliegen, daher empfehle ich London anzufliegen und für ca. 10 Pfund die vierstündige Busfahrt in Kauf zu nehmen. Meine Krankenversicherung habe ich über die apoBank (3 Monate gratis) und die Techniker Krankenkasse (sehr günstig) organisiert. Die Unterkunft habe ich zunächst im Talibont North Studentenheim wahrgenommen, nachdem ich das vorher mit Martin Hughes besprochen habe (405 Pfund im Monat + Waschkosten). Nach 2 Wochen habe ich mich jedoch für ein Zimmer in einem Haus mit 5 britischen Mitbewohnern entschieden, da die Wohnbedingungen deutlich besser waren und dies zudem eine Ersparnis von ca. 40 Pfund im Monat bedeutete. Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihrem Auslandsstudium/-praktikum gemacht? (Bedingungen der Hochschule/Institution; belegte Kurse und Prüfungen; Tagungen; Workshops) Die Studienbedingungen der medizinischen Fakultät in Cardiff sind insgesamt sehr gut, laut einer Studie steht Cardiff jetzt in Großbritannien nach Oxford und Cambridge auf Platz 3. Die Famulaturen habe ich in Anästhesie, Kardiologie, Neurologie und in der Augenheilkunde gemacht. Dabei gab es große Lehrunterschiede, wobei in den beiden erstgenannten Fächern viel eigenständiges Organisieren notwendig war, um das Praktikum gut zu nutzen. Von Kardiologie würde ich abraten, da die Betreuung sehr schlecht war. Die Neurologie war aufgrund der guten Zusammenarbeit von Professor Smith und seinen Kollegen mit wöchentlichen Neuroscience Meetings und sonstigen Besprechungen sehr hilfreich. Am besten war die Lehre in der Augenheilkunde, hier haben sich die Ärzte ausgezeichnet gekümmert und die Studenten gut einbezogen. Das sonstige Lehrangebot war leider aufgrund der Jahreszeit sehr beschränkt, da zwischen April und August sehr viele Prüfungen stattfinden bzw. Semesterferien sind. Ansonsten habe ich aber einige Male den gut ausgestatteten Practical Skills Raum genutzt, indem man an Puppen z.B. das Legen eines Zugangs, arterielle Punktionen oder Lumbalpunktionen üben kann. Wenn man Glück hat, ist auch eine Lehrperson anwesend. Inwieweit sind Sie mit den sprachlichen Voraussetzungen vor Ort zu Recht gekommen? (z.B. Angebote von Sprachkursen, Arbeitssprache vor Ort, Kommunikation vor Ort) Eine Sprachbarriere gab es für mich nicht. Allerdings habe ich auch schon während der Schulzeit ein Jahr in Kanada verbracht, indem ich sehr gut Englisch lernen konnte. Fachsprache im Klinikum ist durchweg Englisch, mit angenehmen und gut verständlichen britischen Akzent. Walisisch findet sich während der Arbeit nicht, insgesamt auch eher außerhalb großer Städte in Wales. Ein paar medizinische Begriffe muss man neu lernen, bekommt man aber sehr schnell mit. Zudem sind die Briten sehr geduldig für Sprachlernende, da sie davor viel Respekt haben. Hin und wieder ist es hilfreich, eine weitere Sprache zu sprechen. So konnte ich auch mal bei der Kommunikation zwischen Spaniern und Briten dolmetschen. Welche persönlichen Eindrücke bleiben von Ihrem Aufenthalt und wie bewerten Sie diesen? (Alltag vor Ort; Mentalität; prägende Erlebnisse; Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?) Das Angebot an Freizeitmöglichkeiten in Cardiff ist sehr umfangreich. Durch meine britischen Mitbewohner und Freunde war mir nie langweilig, es gab immer jemanden zum Reden oder für Unternehmungen. Höhepunkte waren z.B. die zahlreichen Wochenendausflüge, das Farbfest in Cardiff oder Partys in der Stadt oder bei Freunden. Die Briten sind sehr gastfreundlich und zeigen großes Interesse an deiner Person und deiner Kultur. In der Stadt gibt es regelmäßige Treffen, wie z.B. das montägliche Couchsurfing Treffen, wo sich viele Kulturen zu weltoffener Atmosphäre in einem Pub treffen. Auch über Erasmus-Gruppen auf Facebook gibt es viele Freizeitmöglichkeiten und man kann viele neue Leute kennenlernen. Mit einigen Freunden bin ich auch an ein paar Wochenenden nach England oder innerhalb Wales gereist. Durch Verwandte meiner Mitbewohner konnte ich auch mal nach Glasgow und in die Highlands reisen. Hinsichtlich der persönlichen Eindrücke wurden meine Erwartungen sogar übertroffen, es war eine durchweg schöne Zeit. Welche praktischen Tipps würden Sie zukünftigen Studierenden für Ihren Auslandsaufenthalt geben? (z.B. zu Zeitpunkt, Finanzierung, sprachliche Vorbereitung, …) Was den Zeitpunkt des Aufenthaltes betrifft, gibt es einen Vor-und Nachteil. Der Vorteil ist das verhältnismäßig gute Klima der Sommermonate, wobei man viel draußen sein kann und die schönen Stadtparks Bute Park und Roath Park nutzen kann. Nachteil ist die Tatsache, dass im Sommer sehr wenige Erasmusstudenten vor Ort sind und es auch schwer ist, Kontakt mit anderen Medizinstudenten zu bekommen. Daher ist viel Eigeninitiative wichtig, aber es ist definitiv möglich viele Leute zu treffen. Lebenshaltungskosten in Großbritannien sind teuer, um zu sparen empfehle ich eine Unterkunft in einem Haus zu suchen (z.B. auf spareroom.uk), Einkäufe bei Lidl anstelle von Tesco zu erledigen und in der Stadt nach günstigen Pubs zu suchen. Bei Reisen innerhalb Großbritanniens ist es am günstigsten mit Megabus zu fahren, es werden viele Städte angefahren (z.B. London, Cambridge, Bristol, Bath, Birmingham, Glasgow, Edinburgh…). Wenn ihr mit einem C1 Niveau in Englisch nach Cardiff geht, ist die Kommunikation kein Problem. Ansonsten versucht euch mittels Bücher oder Filme ein bisschen auf die Sprache einzustellen.
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