Praktikumsbericht Dublin Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt

Praktikumsbericht Dublin
Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt
Die erste wichtige Frage, die beantwortet werden muss, wenn man sich für ein
Praktikum im Ausland entscheidet, ist die Frage nach dem wohin.
Da ich Englisch und Französisch auf gymnasial Lehramt studiere und ich bereits
einen 2 Semester dauernden Studienaufenthalt an einer französischen
Universität verbracht habe, war klar, dass das Praktikum diesmal im Rahmen
des Intercultural Project ins englischsprachige Ausland gehen sollte. Die nächste
Überlegung, die es anzustellen galt, betraf den Kontinent bzw. das Land.
Ursprunglich hatte ich eigentlich vorgehabt, in die USA zu gehen, aber da man
meines Wissens nach für eine Aufenthalt, der länger als vier Wochen dauert, ein
recht kostspielges Arbeitsvisum braucht, habe ich den Gedanken bald wieder
verworfen. Nachdem also feststand, dass ich nicht nach Übersee gehen wollte,
blieb nur noch Großbritannien oder Irland übrig.
Zu erwähnen ist an dieser Stelle auch, dass sich eine Gehbehinderung habe.
Diese macht es für mich unerlässlich in einer großen Stadt zu wohnen, in der die
Möglichkeit einer öffentlichen Verkehrsanbindung besteht. Hinzu kommt
außerdem, dass ich keine schweren körperlichen Arbeiten verrichten kann. Ein
Praktikum als Helfer auf einer Farm fiel damit also schon mal flach. Aufgrund
all dieser Einschränkungen, schien es mir und meiner Familie ratsam die Hilfe
einer Praktikumsvermittlung in Anspruch zu nehmen. Auf der Seite von Student
und Arbeitsmarkt sind die Links zu einigen seriösen Praktikumsbörsen
aufgelistet. Hier habe ich mich dann für die Agentur Stepin entschieden.
Nachdem ich meinen Lebenslauf an die Agentur versandt hatte, meinten die
Mitarbeiter, dass sie mir mit Sicherheit meiner Praktikumssuche behilflich sein
könnten und wollten wissen, in welcher Stadt Essen gehen solle. Da ich schon
viel Gutes über über Irland gehört hatte, fiel meine Wahl auf Dublin.
Neben dem Praktikum organisiert Stepin auf Wunsch der auch eine Unterkunft.
Hier kann man sich zwischen einer Gastfamilie und dem Wohnen in einem
Appartement entscheiden. Da ich mein Englisch perfektionieren, und
gleichzeitig auch Kontakt zu Einheimischen aufbauen wollte, fiel meine Wahl
auf die Gastfamilie. Im Nachhinein betrachtet wäre das Wohnen in einem
Studentenwohnheim oder in einem Apartment aber auf das gleiche
herausgekommen. Meine Gastfamilie war zwar sehr nett und hilfsbereit, wenn
ich organisatorische Probleme hatte, ansonsten waren sie aber kaum zuhause
und ich bekam sie selten zu Gesicht. Meine Gastmutter gab sogar einmal zu,
dass sie ausländische Studenten nur wegen der finanziellen Vorteile aufnehmen,
und nicht wegen eines kulturellen Austausches. Von anderen Praktikanten habe
ich ähnliches gehört.
Da ich mir bei der Suche meines Praktikums und meiner Unterkunft Hilfe geholt
habe, ist es für mich schwierig zu sagen, wie man sich auf eigene Faust eine
Unterkunft in Dublin suchen kann. Allerdings habe ich mir von Freunden, die
ich während meines Praktikums kennengelernt habe (sowohl einem Iren, als
auch Ausländern, welche dauerhaft in Dublin wohnen), sagen lassen, dass es
mitunter eine Herausforderung sein kann, sich eine Unterkunft in der Stadt zu
suchen. Zudem sind die Wohnungen oftmals teurer als in München und sie
entsprechen auch nicht immer unseren gewohnten Mindeststandards. Die
Wohnungen sind wohl oft schlecht isoliert, unrenoviert und die Möbel, fals
vorhanden sind alt. Für diejenigen, die sich selber eine Unterkunft suchen
möchten, kann ich vielleicht als einzige Empfehlung die Facebook- Gruppe
„Rent in Dublin“ nennen. Denn ein Freund von mir hat über diese Gruppe seine
Wohnung gefunden.
Wie bereits eingangs erwähnt, habe ich die Praktikumsvermittlungsagentur
StepIn mit der Suche meines Praktikums betraut. Da ich mehrere Sprachen
spreche (neben deutsch, meiner Muttersprache, beherrsche ich noch englisch,
französisch und norwegisch), war ich vor allem für Unternehmen, die auf
internationaler Ebene agieren, interessant. Ich habe mich letztlich für eine Firma
namens free-hotspot.com entschieden. Dies ist ein kleines Unternehmen mit
neun fest angestellten Mitarbeitern und jeweils ein bis zwei Praktikanten. Wie
der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um einen WLAN Anbieter, der
seinen Kunden (Restaurants, Cafés und Hotels etc.) bei der Installation und
Wartung Ihrer Kundenhotspots zur Seite steht.
Das Unternehmen betreut unter anderem Kunden in Großbritannien, Irland,
Spanien, Deutschland und Frankreich. Meine Aufgabe als Praktikantin bestand
vor allem darin, dem Customer Service Team bei der Betreuung der deutschen
und französischen Kunden zur Seite zu stehen. Ich habe zum Beispiel gelernt,
eine so genannte Customer Service Software zu benutzen und die
Unternehmensdatenbank in regelmäßigen Abständen einem Update zu
unterziehen, Übersetzungen anfertigen, E-Mails an deutsche und französische
Kunden zu schreiben, sobald es ein Problem mit ihrer Software, oder Hardware
gab, Rechnungen nicht rechtzeitig beglichen wurden, oder wenn ihre Verträge
erneuert werden mussten. Außerdem wurde mir beigebracht ein so genanntes,
telefonisches „Trouble shooting“ auf Englisch Deutsch und Französisch
durchzuführen, sobald die Internetverbindung der Kunden zum Erliegen kam.
Diese Maßnahme dient dazu, herauszufinden ob der Router, oder das Modem
des Kunden defekt waren, und ihnen gegebenenfalls eine neue Hardware
zuzuschicken. Ich muss zugeben, dass mir zu Beginn des Praktikums diese
Aufgabe etwas schwer fiel. Denn ich habe ja im Rahmen meines Studiums nicht
mit solch technischen Dingen zu tun. Gott sei Dank konnte ich aber feststellen,
dass man sich in Alles hinein finden kann und dass mit dieser Aufgabe zum
Schluss sogar Spaß gemacht hat.
Aufgrund meiner bereits erwähnten Fremdsprachenkenntnisse, war ich in dem
Unternehmen, wie gesagt, vielseitig einsetzbar, so dass immer wieder Aufgaben
für mich gefunden werden konnten, und ich daher immer ausgelastet war.
Der Kontakt zu meinen Kollegen gestaltete sich im Großen und Ganzen sehr
gut. Zum einen liegt das mit Sicherheit in der Größe des Unternehmens
begründet. Ich kann nur jedem raten ein Praktikum in einem kleinen
Unternehmen dem einer in einer großen Firma vorzuziehen, da die Betreuung
durch die Mitarbeiter meiner Erfahrung nach viel intensiver und lehrreicher ist.
Zum anderen waren meine Kollegen sehr international. Zum Zeitpunkt meines
Praktikums arbeitete dort ein Amerikaner, zwei Iren, ein Engländer, ein
Australier, ein Deutscher, ein Italiener, ein Spanier und eine Spanierin. Durch
diese Internationalität wird die Erweiterung des eigenen Horizonts und der
interkulturellen Kompetenzen gefördert. Dies war für mich persönlich eine
große Bereicherung. Die einzige Sache, die ich manchmal als etwas anstrengend
empfunden habe, war die zeitweilige Unstrukturiertheitund meiner spanischen
Vorgesetzten. Ich bin mir hier nicht sicher, ob dies etwas mit ihrer spanischen
Herkunft zu tun hatte, oder ob es einfach Teil ihrer Persönlichkeit war. Aber
auch damit habe ich letztlich gelernt.
Auch wenn ich Lehramt studiere, wollte ich dieses Praktikum unbedingt in
einem Unternehmen absolvieren, das nichts mit Unterrichten, oder Schule zu tun
hat. Ich weiß nicht, wie sich die Einstellungschancen für künftige Lehrer weiter
entwickeln und ich wollte für mich herausfinden, ob ich in der Lage bin in
einem Büro zu arbeiten. Da ich dies für mich bejaen kann, sehe ich meinem
Studienabschluss etwas beruhigter entgegen, da ich jetzt weiß, dass ich damit
Leben kann, wenn das mit dem Leherberuf nicht klappen sollte.
Der Kontakt zu den einheimischen gestaltete sich leider etwas schwieriger.
Einerseits war meine Gastfamilie nicht besonders an einem kulturellen
Austausch interessiert, andererseits habe ich die meisten Iren als eher distanziert
erlebt. Sie sind zwar sehr freundlich und hilfsbereit. Wenn man sich also
verläuft, dauerte es nicht lange, bis eine Traube Iren um einen herum steht und
versucht zu helfen, aber das bedeutet nicht, dass sie deshalb gleich offen für
neue Bekanntschaften sind.
Ich denke, man kann dieses Verhalten ein bisschen mit dem der Bayern
vergleichen. Meiner Erfahrung nach, sind diese auch nicht immer offen für neue
Freundschaften, da sie ihren Freundeskreis ja bereits gefunden haben. Um also
Freundschaft mit Iren zu schließen braucht es Zeit, die man vielleicht während
eines kurzen Praktikums nicht immer hat.
Ich hatte großes Glück, dass ich mich mit einem meiner irischen Kollegen so gut
verstanden habe, dass wir anfingen und auch privat zu treffen.
Ansonsten kann ich nur jedem raten, sich auf einer Internetseite namens
„Meetup“ anzumelden. Auf dieser Seite kann man alle möglichen Events finden,
die von Privatleuten in Pubs, Bars oder Restaurants usw. organisiert werden.
Man meldet sich dort einfach für ein Event an, und hat so die Möglichkeit ganz
einfach viele nette Leute kennen zu lernen. Allerdings muss hier gesagt werden,
dass es sich bei den Leuten, welche diese Veranstaltungen besuche, oftmals um
Expats handelt und nicht um Einheimische.
Am Anfang fand ich es etwas schade, dass man mit Iren so schwierig in Kontakt
kam, aber letztlich habe ich so viele andere nette Leute aus aller herren Länder
kennen gelernt, dass ich meine Enttäuschung in Grenzen gehalten hat. Da es in
Dublin eine große brasilianische Gemeinschaft gibt, habe ich mich vor allem
auch mit Brasilianern angefreundet und konnte so viel über die Kultur diese
südamerikanischen Landes lernen, zu dem ich vor meinem Auslandsaufenthalt
keinen Bezug hatte.
Was meine Englischkenntnisse betrifft, so denke ich doch, dass sie sie
verbessern konnte. Ich hatte zwar wie gesagt nicht viel privaten Kontakt zu
Einheimischen, habe aber mit meinen internationalen Freunden immer englisch
gesprochen. Auch im Büro habe ich trotz meiner multilingualen Tätigkeiten mit
meinen Kollegen englisch gesprochen.
Zu guter letzt möchte ich die Gelegenheit nutzen, um noch ein paar Worte im
Bezug auf die Infrastruktur in Dublin loszuwerden. Ich habe die Benutzung der
öffentlichen Verkehrsmittel im Vergleich zu München als er chaotisch erlebt.
Vor allem Busse kommen nicht immer dann, wann sie laut Fahrplan eigentlich
kommen sollte. Dies liegt vor allem daran, dass der Verkehr in Dublin durch
viele Staus und einen eher caotischen Fahrstil gekennzeichnet ist. Wer also die
Möglichkeit hat, auf die teure Benutzung des Busses (eine Monatsfahrkarte
kostet 120 €) zu verzichten und stattdessen auf das Fahrrad umzusteigen, sollte
dies meiner Meinung nach auch tun. Lobend zu erwähnen ist hier aber die
sogennante Dart, ich Schnellbahn, welche die nördlichen Vorstädte mit Dublin
verbindet. Mit ihr habe ich kaum Störungen, oder Zwischenfälle erlebt.
Außerdem gibt es viele Reisebusse, die ausflugsswillige am Wochenende in das
malerische irische Umland bringen, was ich jedem nur empfehlen kann.
Alles in allem hatte ich eine wunderbare Zeit in Dublin, habe viele nette Leute
kennen gelernt und bin um einiges an Erfahr sie wissenungen zu in reicher
geworden.