Sozialdemokraten in Sachsen-Anhalt Sofortpaket für die Landespolizei In der Koalitionsvereinbarung für diese Legislaturperiode waren die Koalitionspartner auf Initiative der SPD übereingekommen, das Personalentwicklungskonzept des Landes SachsenAnhalt für den Bereich Polizei belastungsorientiert fortzuschreiben. Durch das Innenministerium sollte geprüft werden, ob die bisher auf die Einwohner berechnete Polizeidichte abweichend durch andere Belastungsparameter, zum Beispiel Kriminalitäts- und Verkehrsunfallbelastung, ergänzt werden könne. Das ist nicht gelungen. Die Polizeistärke in Sachsen-Anhalt von gegenwärtig knapp 6.000 aktiven Polizisten wird noch einmal auf nur noch 5.650 bis zum Ende der kommenden Wahlperiode im Jahr 2021 fallen. Gegen diese Entwicklung muss angesichts neuer Herausforderungen entschieden gegengesteuert werden. Das betrifft die aktuelle Flüchtlingsentwicklung, Angriffe auf Asylbewerberheime und andere Bedrohungen durch Rechtsextremisten, ein zunehmendes Demonstrationsaufkommen, aber auch einige zunehmende Erscheinungsformen der allgemeinen Kriminalität. Alle Menschen in Sachsen-Anhalt haben ein Recht darauf, in Sicherheit und damit frei von Angst vor Kriminalität zu leben. In einem von Sorge um die Innere Sicherheit geprägten gesellschaftlichen Diskurs kann auch die Integration der Flüchtlinge nicht gelingen. Deshalb haben wir ein Sofortpaket für die Landespolizei erarbeitet, das kurzfristig die Anzahl der Polizisten für den aktiven Einsatz erhöht und langfristig eine sehr gute personelle Ausstattung der Landespolizei sichert. Das Sofortpaket besteht aus vier Bausteinen: Anzustrebende Polizeistärke von 6.400 Polizistinnen und Polizisten im Jahre 2021. Modifizierung der Ausbildung zum Polizeimeister/Polizeimeisterin (Laufbahngruppe 1), damit diese nach einem kürzerem Grundkurs schnell im aktiven Dienst eingesetzt werden können. 150 zusätzliche Polizisten durch Übernahme des Brandenburger Modells „Vom Feldjäger zum Polizisten“ Einstellung von 300 Wachtmeistern bei der Polizei mit dem Ziel der Verbeamtung. SPD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt Domplatz 6 – 9 39104 Magdeburg Fon: 03 91 – 5 60 30 05 Fax: 03 91 – 5 60 30 20 E-Mail: [email protected] www.spd-lsa.de SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt – Sofortpaket für die Landespolizei – Seite 2 Festschreibung der Zielzahl von 6.400 Polizisten im Jahre 2021 im Regierungsprogramm für die kommende Wahlperiode Bei einer Einwohnerzahl von ca. 2,1 Millionen, die das Bundesamt für Statistik für SachsenAnhalt im Jahre 2021 prognostiziert hat, bedeuten 6.400 Polizisten eine Polizeidichte von einem Polizisten auf 330 Einwohnerinnen und Einwohner (1:330). Mit dieser Polizeidichte wird Sachsen-Anhalt im Jahre 2021 pro Kopf der Bevölkerung über eine Polizeiausstattung verfügen, die zwischen dem Niveau von Thüringen (1:342) / Sachsen (1:376) und Brandenburg (1:322) / Mecklenburg-Vorpommern (1:313) liegt (Stand 2013; die westdeutschen Flächenländer verfügten 2013 über eine durchschnittliche Polizeidichte von 1:428). Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sind dünner besiedelt als unser Bundesland. Deshalb erscheint eine Polizeidichte im Mittelfeld der ostdeutschen Länder angemessen. Gegenüber der gegenwärtigen Polizeidichte in Sachsen-Anhalt bedeutet eine Zielzahl von 6.400 Polizisten im Jahre 2021, dass sich die Polizeidichte von heute 1:360 auf 1:330 verbessert. Dieses Ziel soll im neuen Regierungsprogramm festgelegt werden. Modifizierung der Ausbildung von Polizeianwärtern Vor dem Hintergrund der Flüchtlingsproblematik wollen wir, dass der Ausbildungsverlauf in der Laufbahngruppe 1 (Polizeimeister/-in) dahin geändert wird, dass die Polizeianwärter schnell für geeignete Aufgaben im aktiven Dienst eingesetzt werden können. Gegenwärtig wird ein angehender Polizeimeister erst einmal acht Monate an der Fachhochschule der Polizei ausgebildet, bevor sich Landesbereitschaftspolizei erstmalig anschließt. Die ein viermonatiges einführende Praktikum „Theoriezeit“ der bei der zukünftigen Polizeimeister soll verkürzt werden und die theoretischen Fertigkeiten im weiteren Verlauf der Ausbildung nachgeholt werden, um im Rahmen der Flüchtlingskrise die oben beschriebenen Voraussetzungen für eine gelungene Integration zu schaffen. Dabei ist sicherzustellen, dass die jungen Polizisten nur für geeignete, d.h. weniger gefahrgeneigte Aufgaben eingesetzt werden. Gleichzeitig sind beginnend ab 2016 jährlich 75 zusätzliche Polizeimeisteranwärter einzustellen, um im Jahre 2021 die Zielzahl von 6.400 Polizisten (einschließlich 150 Übernahmen von Feldjägern nach dem Brandenburger Modell sowie der Einstellung von 300 Wachtmeistern) erreichen zu können. Die Ausbildung zum/zur Polizeimeister/-in dauert zweieinhalb Jahre. Bis einschließlich 2021 werden damit bei einer Erhöhung der Anwärterzahl um 75 pro Jahr 300 zusätzliche fertige Polizisten in den Landesdienst übernommen werden können. SPD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt Domplatz 6 – 9 39104 Magdeburg Fon: 03 91 – 5 60 30 05 Fax: 03 91 – 5 60 30 20 E-Mail: [email protected] www.spd-lsa.de SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt – Sofortpaket für die Landespolizei – Seite 3 Um mehr Polizeimeisteranwärter und Wachtmeister tatsächlich ausbilden zu können, ist die Ausbildungskapazität der Fachhochschule der Polizei dem gestiegenen Bedarf anzupassen. Die Kapazitäten am Standort Aschersleben sind zu optimieren. Weiterhin sollen die Liegenschaften des Institutes für Aus- und Fortbildung (AFI) in Blankenburg und Benneckenstein (soweit diese Liegenschaft nicht für die Ausbildung von Justizvollzugsbeamten verwendet wird) für die Ausbildung von Polizeimeisteranwärtern und Wachtmeistern durch die Fachhochschule der Polizei genutzt werden. (Das AFI ist im Zuge der Maßnahme an einen zentralen Standort wie Magdeburg oder Halle zu verlegen. Dieses dürfte günstig auf die Auslastung der Veranstaltungen des AFI auswirken, da gegenwärtig viele Beschäftigte den Aufwand längerer Dienstreisen in den Harz scheuen. Gleichzeitig würde damit einem im Interesse von Müttern mit schulpflichtigen Kindern wiederholt geäußerten Wunsch der Gleichstellungsbeauftragten und der örtlichen Personalräte nach einem zentralen Angebot von BI- und BII-Lehrgängen entsprochen. Auch die bislang bei den nebenamtlichen Dozenten, die im Regelfall aus Magdeburg oder Halle anreisen, entstehenden Reisekosten ließen sich auf diese Weise reduzieren.) Die entsprechenden Neugliederungen der Ausbildungsprogramme und die Erhöhung der Ausbildungskapazitäten sind mit dem Regierungsprogramm umgehend umzusetzen. Übernahme des Brandenburger Modells „Vom Feldjäger zum Polizisten“ In Brandenburg übernimmt die Polizei ehemalige Feldjäger direkt als Beamte auf Probe. Ausscheidende Feldwebel werden in den brandenburgischen mittleren Polizeivollzugsdienst eingestellt. Eine Win-Win-Strategie: Die Polizei gewinnt qualifizierten Nachwuchs und die Feldjäger erhalten eine gesicherte Perspektive mit der Chance auf eine heimatnahe Verwendung. Dieser Weg soll in Sachsen-Anhalt auch gegangen werden. Wir wollen ein Programm starten, mit dem jährlich 25 ehemalige Feldjäger oder ggf. andere ehemalige Zeitsoldaten in den Polizeidienst (Laufbahngruppe 1) von Sachsen-Anhalt übernommen werden. Wie in Brandenburg sollen die ehemaligen Soldaten nach einer verkürzten anderthalbjährigen Ausbildung und drei Jahre Probezeit zu Landesbeamten auf Lebenszeit ernannt werden. Die Übernahme ehemaliger Zeitsoldaten ist mit dem Regierungsprogramm umgehend zu initiieren. SPD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt Domplatz 6 – 9 39104 Magdeburg Fon: 03 91 – 5 60 30 05 Fax: 03 91 – 5 60 30 20 E-Mail: [email protected] www.spd-lsa.de SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt – Sofortpaket für die Landespolizei – Seite 4 Einstellung von 300 Wachtmeistern bei der Polizei „On top“ sollen zur kurzfristigen Deckung der Personalbedarfe bei der Polizei in der Flüchtlingskrise 300 Wachtmeister mit dem Ziel der Verbeamtung zur Unterstützung der Polizeiarbeit eingestellt werden. Um ausreichend geeignete Bewerber zu finden, sollen zügig die beamtenrechtlichen Voraussetzungen für eine Verbeamtung der Wachtmeister in der Besoldungsgruppe A 5 geschaffen werden. Bis dahin bzw. bis zum Abschluss einer zu regelnden Unterweisungszeit erfolgt eine Vergütung aus der Entgeltgruppe E 5 als Tarifbeschäftigte. Bei Vorliegen der beamtenrechtlichen Voraussetzungen soll nach fünf Jahren eine anderthalbjährige Qualifikation erfolgen, die bei Geeignetheit eine Beförderung in der Laufbahngruppe 1 ermöglicht. Wachtmeister werden eingesetzt bei einfacheren Aufgaben, wie • Objektschutzmaßnahmen • Streife • Sicherung polizeilicher Grundstücke und Gebäude • Verkehrsüberwachung • Begleitung Schwerlasttransporte Wachtmeister erhalten eine mindestens zwölfwöchige Intensivausbildung an der Fachhochschule der Polizei. Kosten des Sofortpakets Die neue Landesregierung wird insgesamt zur Umsetzung des Sofortpakets in 2016 ca. 9.7 Millionen Euro Personalmittel zusätzlich zur Verfügung stellen. Im Doppelhaushalt für die Jahre 2017/2018 werden in 2017 ca. 14,9 Millionen Euro und in 2018 ca. 17,1 Millionen Euro Personalmittel veranschlagt werden. Hinzu kommen Sachkosten. Bei der Berechnung der Kosten für die Wachtmeister wurde eine dauerhafte Vergütung der Wachtmeister aus der Entgeltgruppe E 5 unterstellt. Bei Vornahme von Verbeamtungen mindern sich in den genannten Haushaltsjahren die Kosten der Maßnahme. SPD-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt Domplatz 6 – 9 39104 Magdeburg Fon: 03 91 – 5 60 30 05 Fax: 03 91 – 5 60 30 20 E-Mail: [email protected] www.spd-lsa.de
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