Syrienkonflikt: Steht die Welt vor einem Atomkrieg?

Syrienkonflikt: Steht die
Welt vor einem Atomkrieg?
“Putin hat Erdogan gewarnt, dass er notfalls mit Nuklearwaffen
antworten wird. Werden die USA zurückschlagen?“ – fragt sich
Robert Parry in einem Artikel der Consortiumnews. „Das Risiko,
dass der syrische Krieg den dritten Weltkrieg auslösen könnte
ist groß, weil Türkei und Saudi-Arabien immer noch eine
Invasion in Syrien planen, die eventuell zu Opfern unter den
russischen Truppen führen und damit die syrische Krise in
einen nuklearen Konflikt der Großmächte verwandeln könnte“,
schreibt der amerikanische Journalist Robert Parry.
Marko Jošilo
Auf der letzten Pressekonferenz von Barack Obama fragte ihn
keiner der anwesenden Journalisten – sie sollten aber – , ob
er der Türkei und Saudi-Arabien verboten hat in Syrien
einzudringen, weil eine Antwort auf diese Frage klären könnte,
wie sich die Situation im Nahen Osten weiter entwickeln wird.
Wenn die Türkei mit Hunderttausenden von Soldaten, in der Nähe
der syrischen Grenze, und Saudi-Arabien mit modern
ausgestatteten Luftwaffe, ihre Drohungen realisieren und in
Syrien militärisch intervenieren, um ihren Verbündeten, die
Al-Qaida-Nusra Front zu retten, dann wird Russland entscheiden
müssen, wie es ihr militärisches Personal beschützen soll.
„Eine Quelle in der Nähe des russischen Präsidenten Wladimir
Putin sagte mir, dass die Russen den türkischen
Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan gewarnt haben und das
Moskau bereit ist, notfalls die taktischen Kernwaffen zu
verwenden, um seine Truppen von einem türkisch-saudischen
Angriff zu beschützen. Weil die Türkei ein NATO-Mitglied ist,
könnte ein solcher Konflikt schnell zu einem globalen und
verheerenden Konflikt mit nuklearen Waffen eskalieren“ –
betont Parry.
Im Hinblick auf Erdogans Größenwahn, seine psychische
Instabilität und Aggressivität sowie die Unerfahrenheit des
saudischen Prinzen Mohammed bin Salman (Verteidigungsminister
und Sohn von König Salman), wäre die einzige Person, die
vielleicht die türkisch-saudische Invasion stoppen könnte, der
US-Präsident Barak Obama. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass
Obama nicht bereit ist, eine solche Intervention öffentlich zu
verbieten, obwohl er versucht hatte Erdogan zu beruhigen und
ihm mitteilte, dass sich das US-Militär an einer Invasion
nicht beteiligen wird.
Bisher hat Erdogan den direkten türkischen militärischen
Angriff auf Syrien, auf den grenzüberschreitenden Beschuss,
von den USA unterstützten Kurden im Norden Syriens, begrenzt.
Aber Erdogans ohnehin kurze Lunte ist jetzt nach den
Terroranschlägen vom vergangenen Mittwoch sowie Donnerstag
noch kürzer geworden, weil er hinter diesen Anschlägen
kurdische Kämpfer vermutet. Es gibt zwar immer noch keine
Beweise, die das bestätigen könnten, aber die türkischen
Beamten behaupten bereits, dass der Iran oder Russland diese
Angriffe unterstützt und ermöglicht haben.
Obama befindet sich jetzt in einem Dilemma, weil die
traditionellen Verbündeten der USA, Türkei, Saudi-Arabien
sowie Katar, die Hauptbefürworter und Finanziers der
sunnitischen Terrorgruppen in Syrien, einschließlich der AlQaida-Nusra Front, und in geringerem Maße des islamischen
Staates sind. Nun wollen die „Verbündeten“ der Vereinigten
Staaten eine nukleare Konfrontation mit Russland riskieren, um
in der Tat, die islamische Terrororganisation Al-Qaida zu
beschützen.
Diese verdrehte Situation hat bereits, der US-Vizepräsident
Joe Biden, während seiner Gespräche mit den Studenten an der
Harvard Universität 2014, erkannt, als er sagte, dass die
Türkei, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emiraten
„Hunderte von Millionen Dollar und Zehntausende von Tonnen
Waffen an jeden warfen, der gegen Assad kämpfen wollte. Am
Ende wurden Al-Nusra Front und Al-Qaida sowie extremistische
Dschihadisten, die aus dem Ausland gekommen waren, mit den
Waffen versorgt“.
Obama ist es nicht gelungen, eine solche Strategie der
Unterstützung für Assad-Gegner zu stoppen und jetzt, wo die
syrische Armee Fortschritte erzielt, ist Erdogans Zorn enorm
gewachsen, weil er erkannt hat, dass sein fünfjähriges
Projekt, die Dschihadisten in Syrien zu unterstützen,
zusammenbricht und zum Scheitern verurteilt ist. Deshalb hat
die Türkei Obama aufgefordert eine begrenzte Invasion in
Syrien zu unterstützen, um angeblich eine „sichere Zone“ in
Nordsyrien zu schaffen, aber dieser scheinbar humanitäre Plan
könnte den Marsch der türkischen Armee nach Damaskus und die
gewaltsame Beseitigung von Präsident Assad bedeuten.
Das Dilemma mit dem Obama jetzt konfrontiert wird ist, ob sich
die Vereinigten Staaten der Türkei und Saudi-Arabien bei der
offensichtlichen Invasion in Syrien anschließen sollten, um
damit Teile der Al Qaida zu retten. Es scheint jedoch, dass
Obama gut genug die Realität erkennt, der sich eine bestimmte
Anzahl von Neokonservativen und liberaler Falken in den USA
widersetzt. Obama hat versucht die Türkei und Saudi-Arabien zu
entmutigen und die Sache in die eigenen Hände zu nehmen. Am
Ende könnte die Invasion der Türkei und Saudi-Arabien sowie
deren Unterstützung von Seiten der Al Qaida und anderen
sunnitischen Rebellen, ihre Streitkräfte nicht nur mit der
syrischen Armee, sondern auch mit dem Iran, mit der Hisbollah
und was noch gefährlicher ist, mit Russland konfrontieren. Da
Syrien nicht genug Truppen hat, um sich der Türkei zu
widersetzen, könnte Russland notfalls den Einsatz taktischer
Atomwaffen beschließen, um das Leben der russischen Soldaten
zu retten.
Hier gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen Obama
und der ehemaligen Außenministerin Hillary Clinton, die das
US-Militär öffentlich aufgefordert hat, eine „sichere Zone“
zusammen mit der „Flugverbot-Zone“ in Syrien einzurichten.
Obwohl dies sehr schön und ruhig klingt, war dies tatsächlich
eine Aufforderung, dass die US-Luftwaffe die gesamte syrische
Luftwaffe und Flugabwehr beseitigt, was ein offizieller Akt
des Krieges wäre.
Obamas Pressekonferenz am Dienstag, über den syrischen
Konflikt, war typisch für die formalen Rahmen, zeigte aber
zugleich, dass er Putin unterlegen ist. Seit fünf Jahren
versuchen die großen Medien in den Vereinigten Staaten Obama
zu zwingen, die US-Intervention in Syrien zu intensivieren und
damit einen weiteren Regimewechsel zu vollenden.
Obama blieb, trotz zahlreicher gegenteiliger Beweise, dem
beliebten Irrtum Washingtons treu, dass einige „gemäßigten“
Oppositionellen Assad ersetzen und die Demokratie nach Syrien
bringen könnten. Ähnliche Missverständnisse und Irrtümer sind
dem Desaster im Irak und in Libyen vorausgegangen. Aber heute
rufen die Türkei und Saudi-Arabien die Vereinigten Staaten
dazu auf, eine potentielle Kernwaffenkonfrontation mit
Russland und damit die existenzielle Gefahr für die gesamte
Menschheit zu riskieren, alles im Namen der Al-Qaida und sie
sollen zudem die islamischen Terroristen retten, in der
Hoffnung, ihre schwarze Flagge über Damaskus hissen zu können.
Der Wahnsinn kennt eben keine Grenzen.