Hautpflege: Jedes Alter ein anderes Tiegelchen von Dr. med. Jürgen Budde Wer fasst sie nicht gern an, die zarte Babyhaut. Pfirsichgleich liegen zwischen ihr und der schlaffen trockenen Altershaut Welten oder besser: Ein Leben. Ab Mitte 20 ist es vorbei mit der schönen glatten Haut. Die Produktion elastischer Hautzellen lässt nach, Talg- und Schweißdrüsen werden immer langsamer. Die Regeneration der Haut lässt zu wünschen übrig. Sie wird dünn, trockener, erste Fältchen, später Falten stellen sich ein. Kurzum: Wir altern. Verantwortlich sind dafür zwei Faktoren. Zum einen unsere biologische Programmierung, zum anderen unsere Lebens- und Umweltbedingungen. Gegen unsere biologische Uhr können wir wirklich nichts tun. Ein ungesunder Lebensstil und eine nachlässige Pflege unserer Haut, die den Alterungsprozess beschleunigen, können wir aber sehr wohl beeinflussen. Wer sich ausreichend Schlaf gönnt, sich viel bewegt, auf eine ausgewogene Ernährung achtet, Sonne, Stress und Nikotin meidet, kann zusammen mit einer angemessenen Pflege der Haut die Alterung minimieren. Mit dem Alter ändert sich aber auch der Anspruch der Haut an die Pflege. Was mit 20 gut ist, kann mit 50 völlig daneben sein und sich vielleicht sogar völlig nachteilig auswirken. Die Werbebotschaften der Kosmetikindustrie helfen hier wenig. Eine auf das Lebensalter abgestimmte Hautpflege tut Not. - Unter 20 ist die Haut, abgesehen von Krankheiten wie Akne, die in dieser Altersklasse insbesondere in der Pubertät besonders häufig und intensiv auftritt, in ihrem besten Zustand. Eine gründliche und sanfte Reinigung am besten mit einer alkalifreien Cremeseife, eine schonende Entfernung des Make up und überschüssigen Fettes mit einer Reinigungsmilch sind sinnvoll. Ein desinfizierendes alkoholisches Gesichtswasser stabilisiert den Säureschutzmantel der Haut. Wenn die Haut nach der Morgentoilette spannt, sollte man erst 10 Minuten warten, um die hauteigenen Regenerationsprozesse abzuwarten. Spannt es dann immer noch, sollte man eine milde Feuchtigkeitscreme verwenden. Insgesamt gilt: Weniger ist mehr! - Ab 25 lässt die Wasserspeicherkapazität und Elastizität der Haut zunächst unmerklich nach. Erste kleine (Lach-)Fältchen außen und unter dem Auge sind zu bemerken. Meist ist die Haut noch hinreichend fettig. Dann genügen milde Reinigungs- und Feuchtigkeitscremes. Zeigen sich erste Zeichen der Austrocknung, ist mehr Pflege angesagt. Cremes mit höherem Fettgehalt sollten vor allem im Bereich der Augenpartie vorsichtig einmassiert, besser eingeklopft werden. Mitunter darf man sich schon eine Pflegemaske beim Kosmetiker gönnen, muss aber nicht sein. - Ab 30 nimmt der Elastizitätsverlust der Haut zu. Jetzt fallen neben den Falten an den seitlichen Augenpartien auch solche zwischen den Augenbrauen beim morgendlichen Blick in den Spiegel auf. Auch über der Oberlippe können jetzt kleine Fältchen sichtbar werden. Kleine erweiterte Äderchen stören mitunter den Teint. Die Haut kann insgesamt weniger Feuchtigkeit speichern. Jetzt ist es an der Zeit, fett- und wirkstoffhaltigere Nachtcremes zu verwenden. Der Kosmetiker spricht elegant von „reichhaltig“ oder „rich“, wenn er fettiger meint. Die oberen Zelllagen der Haut wirken fahl und können durch Peelings entfernt werden. - Ab 40 verlangsamt sich nun die Zellregenerationsrate deutlich. Folge ist eine Verdickung der Hornschicht und stärke Faltenbildung sowie ein tendenziell fahler Teint. Hat man geraucht, geht es richtig zur Sache. Diese sogenannte reife Haut braucht viel Fett und Feuchtigkeit. Eine Tages- und Nachtpflege wird jetzt sinnvoll. Wirkstoffe wie Hyaloronsäure als Wasserbindungsmittel, Vitamin A und E und Q 10 als Radikalfänger sollten darin enthalten sein. Ab und zu eine regenerierende Maske oder im Winter einige nacheinander geschaltete, allerdings milde Fruchtsäurepeelings wirken manchmal Wunder. - Ab 50 ist die Faltenbildung wirklich nicht mehr zu übersehen. Krähenfüße und ausgeprägte Nasen- und Mundfurchen sind genauso selbstverständlich wie zunehmen auftretende Altersflecken. Der Fettsäuremantel der Haut wird immer schwächer. Die Haut wird immer empfindlicher. Deswegen ist besondere Umsichtigkeit geboten. Sanfte Reinigung und Pflege mit fetthaltigen Produkten ist zu empfehlen. Vitamin A-Säurezusätze fördern die Regeneration. Die kosmetische Industrie stellt mittlerweile gute bleichende Mittel gegen Altersflecken her. Fruchtsäurehaltige Anwendungen können auch hier erstaunliche Wirkungen erzeugen. Neben dem Alter sollten natürlich bei der Auswahl der Pflege auch andere Faktoren wie der Hauttyp, die klimatischen Bedingungen und vieles mehr berücksichtigt werden. Wem dies alles zuviel ist und wer durch das vielfältige und verwirrende Angebot der kosmetischen Industrie nicht mehr durchsieht, darf sich gerne an seinen Hautarzt wenden. Dieser gibt gerne Rat.
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