Berichtigung des Wordrap mit Hrn. Henner Kröper. 7days. Ausgabe 8: Henner Kröper, Organisator in Sachen JAZZ - Innsbruck - Heidelberg Halten Sie sich oft auf Bahnhöfen auf? Wenn ja, zu welchem Zweck? Henner Kröper: Ich reise viel mit der Bahn und für Konzertveranstaltungen habe ich oft Musiker vom Bahnhof Innsbruck abgeholt. Dass der weltbekannte Jazzpianist Cecil Taylor Ende1978, wie in der letzten Ausgabe des Bahnhofsmagazins zu lesen war, wegen eines Missverständnisses am Bahnhof sitzen gelassen worden ist, ist eine Geschichte die so nicht ganz stimmt. Cecil Taylor war irgendwo im europäischen Bahnnetz hängen geblieben, bis Innsbruck ist er an diesem Tag nicht gekommen. Der Raiffeisensaal war pumpvoll, alle warteten auf Taylor, aber wir mussten die Leute wieder nach Hause schicken und gaben das Eintrittsgeld zurück. Einige Wochen später setzten wir das Konzert neuerlich an, es begann pünktlich, aber leider kam viel weniger Publikum. Ein großes Defizit für unseren Verein. Bahnhöfe, Züge und Musik passen übrigens sehr gut zusammen. „Cosy Rhythems“: Wenn ein Jazzmusiker bei einem Blues so richtig „abfährt“ sagte man: "He is steaming!" Das stammt aus der Zeit der Dampflokomotiven. Kommen Sie lieber an oder fahren Sie lieber ab? Henner Kröper: Das Eine wie das Andere. Ich reise gerne, mit zunehmendem Alter immer mehr mit der Bahn. In Innsbruck komme ich immer gerne an. Wie überbrücken Sie Wartezeiten? Henner Kröper: Zuerst kaufe ich mir das Ticket am Schalter. Das mache ich selten online, denn ich will für bares Geld eine richtige Fahrkarte in die Hand gedrückt bekommen. Danach schaue ich mir die Menschen an. Da ich schon seit vielen Jahren kein Fernsehgerät mehr besitze, ist das sozusagen mein Fernsehen. Beobachten Sie auch im Zug gerne Mitreisende? Henner Kröper: Tagsüber schaue ich lieber auf die Landschaft. Wenn ich durch mir unbekannte Gegenden reise, liegt vor mir ein Autoatlas, auf dem die Bahnlinien eingezeichnet sind. So kann ich Burgen, Schlösser, Flüsse usw. genau identifizieren. Ab und zu, wenn sie nicht gerade mit rechteckigen Augen in ihren Laptop (nomen est omen) schauen, trifft man auch anregende Gesprächspartner. Können Sie sich an einen besonders freudigen oder wehmütigen Moment auf einem Bahnhof erinnern? Henner Kröper: Kurzfristig hatten wir ein Konzert mit Dewey Redman übernommen, das anderswo ausgefallen war. Die Besetzung der Musiker war uns nicht mitgeteilt worden. Am Tag vor dem Konzert läutete um 23:00 Uhr das Telefon. Eine tiefe Stimme fragte (auf Englisch): „Wo ist mein verdammter Koffer?“ ICH: „Wer sind Sie?“ ER: „Ich bin Fred Simmons“. ICH: „Ich kenne Sie nicht“ ER: „Ich bin der Pianist von Dewey Redman“. ICH: „Aber das Konzert ist erst morgen“. ER: „Aber ich bin schon in Innsbruck!“ - Wir holten ihn am Bahnhof ab, er hatte seinen Koffer im Zug vergessen. Am darauffolgenden Tag gingen wir zum Fundbüro im Bahnhof Innsbruck, der Koffer war da, (sein Zug hatte glücklicher Weise in Innsbruck Endstation). Fred Simmons aus New York konnte es gar nicht glauben und war überglücklich. Jahre später liefen wir uns bei einem Festival über den Weg. Er wusste zwar nicht mehr meinen Namen, aber er rief: „This is the man who found my suitcase!“ Haben Sie eine Spielzeug- oder Modelleisenbahn zuhause? Ja, mein Vater hat sie selbst für mich gebaut als ich ca.6 Jahre jung war. Sie war sehr liebevoll ausgeführt, mit winzigsten Details. Nächtelang war er mit Lupe und Pinzette mit der Innenausstattung der Wagons beschäftigt. Im Schlafwagen waren die Betten sogar mit Leinentuch überzogen. Die Eisenbahn war so empfindlich, dass ich kaum damit spielen durfte, obwohl mein Traumberuf ja Lokomotivführer war. Dann bekam ich einmal einen kleinen Stromschlag verpasst, von da an zog ich es vor, meinem Vater beim Spielen mit der Eisenbahn zuzuschauen. Diese Eisenbahn besitze ich noch heute.
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