38 Pflanze BAUERNBLATT | 26. März 2016 ■ Nährstoffbericht des Landes Schleswig-Holstein Es besteht akuter Handlungsbedarf Die Ergebnisse des Nährstoffberichtes der CAU weisen darauf hin, dass es zur Umsetzung der Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie und EU-Nitratrichtlinie noch viel zu tun gibt. Foto: H. Dietrich Habbe Im Januar dieses Jahres wurde im Abbildung 1: Grundwasserkörper in Deutschland, die den Melur der Nährstoffbericht für guten chemischen Zustand aufgrund zu hoher NitratkonzenSchleswig-Holstein vorgestellt trationen (> 50 mg/l) verfehlen (Stand 2010, SRU, 2015) und wird seitdem intensiv diskutiert. Der vollständige Bericht ist im Internet auf der Seite des Melur abrufbar, alternativ auf der Seite der Gruppe Grünland und Futterbau/Ökologischer Landbau an der Universität Kiel unter http://www. grassland-organicfarming.uni-kiel. de/de/aktuelles/vortraege Die europäische und deutsche Umwelt- und Düngegesetzgebung (EU-Nitratrichtlinie, EUWasserrahmenrichtlinie, EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie, Düngeverordnung) verfolgt seit mehr als 20 Jahren das übergeordnete Ziel, die Umweltbelastungen durch Nährstoffüberschüsse bei gleichzeitig hohem landwirtschaftlichen Produktionsniveau zu reduzieren. Zentraler Ansatzpunkt der europäischen Umweltgesetzgebung, die auch in Deutschland umzusetzen ist, ist die Verbesserung der Wasserqualität im Grundwasser, in Fließgewässern, Seen und den Meeren. Von der Erfüllung dieser Umweltziele hängt der Druck auf die Düngegesetzgebung in Deutschland ab. Aktuell zeigen die Gewässerdaten in vielen Regi- onen Deutschlands (rote Gebiete) keine positive Entwicklung auf (Abbildung 1). Um den Beitrag der Landwirtschaft zu negativen Umweltwirkungen quantitativ und regional einordnen zu können, wird in der Regel die Nährstoffbilanzierung herangezogen. Vorausgesetzt, die regionalen landwirtschaftlichen Produktionssysteme befinden sich bezüglich der Nährstoffspeicherpotenziale im Boden in einer „Steady-State“-Situation, also einer dynamischen Gleichgewichtssituation, kann davon ausgegangen werden, dass Nährstoffüberschüsse weitestgehend in andere Umweltkompartimente verfrachtet werden. Eigene Messungen auf intensiv bewirtschafteten Futterbaustandorten der schleswig-holsteinischen Vorgeest zeigen, dass sich positive N-Bilanzsalden ab einer gewissen Größenordnung quantitativ zu mehr als 80 % über die Verlustpfade Sickerwasser (Nitrat, Ammonium, gelöster organischen Stickstoff), Ammoniak- und Lachgasemissionen wiederfinden lassen. Die Abbildung 2 zeigt die Entwicklung der nationalen Stickstoffsalden Deutschlands seit 1990. Die Entwicklung der N-Salden über 40 Pflanze die Zeit bestätigt die zeitliche Entwicklung der Nitratproblematik im Grundwasser: deutliche Abnahme der N-Salden in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung und Stagnation auf einem Niveau von etwa + 100 kg/ha seit 2001. Ein nationaler N-Überschuss von 100 kg/ ha bedeutet 1,7 Mio. t reinen Stickstoffs pro Jahr in Deutschland. Dies entspricht Düngerkosten von 1,6 Mrd. € pro Jahr. Die aufgeführten Zusammenhänge insbesondere zwischen Stickstoffsaldo und Umwelteffekten machen die Bereitstellung von Daten zur regional differenzierten Abschätzung der Umweltbelastungspotenziale durch Nährstoffeinträge notwendig. Entsprechend haben verschiedene andere Bundesländer wie Niedersachsen (Landwirtschaftskammer, 2015) und Nordrhein-Westfalen (Landwirtschaftskammer, 2015) Nährstoffberichte vorgelegt. Diese konzentrieren sich allerdings primär auf den regionalen Anfall organischer Stickstoffdünger. Um die tatsächlich für die Bereiche Wasser- und Klimaschutz relevanten Belastungspotenziale für die Umwelt einordnen zu können, ist jedoch die Abschätzung der absoluten Nährstoffüberschüsse auf regionaler Ebene ebenso notwendig wie die Ableitung der Beziehungen zwischen Nährstoffsaldo und spezifischen Umweltwirkungen. Vor diesem Hintergrund startete die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) in den Jahren 2012/2013 eine erste Analyse zum regionalen Anfall an organi- BAUERNBLATT | 26. März 2016 ■ Abbildung 2: Stickstoffüberschuss der Landwirtschaft Deutschlands sich daraus bereits eine über Kreisgren(Quelle: Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde, Julius-Kühn-Institut (JKI) Braunschweig und Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement (ILR), Universität Gießen, zen hinweg zu transportierende Menge 2014) von 1 bis 2,5 Mio. t Gülle/Gärresten im Jahr. Die Landesregierung, der Bauernverband Schleswig-Holstein und die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein haben auf diese Sachverhalte reagiert. Über die Einrichtung einer Gewässerschutzallianz, runde Tische und Güllebörsen sowie Informationsveranstaltungen wird versucht, die anzusetzenden Transportschen Düngern unter Berücksichti- kennzeichneten Landkreise Nord- mengen über Kreisgrenzen hingung der Gärreste pflanzlicher Her- friesland, Schleswig-Flensburg und weg zu transportieren. Über den kunft aus Biogasanlagen, die mit Steinburg (Abbildung 3) mit Durch- Erfolg dieser Maßnahmen können einer novellierten DüV unter die schnittswerten von 136 bis 154 kg/ bisher noch keine Aussagen getrof170-kg-N/ha-Regelung für organi- ha organischem N-Dünger anfall fen werden. Allerdings können wir sche N-Dünger fallen werden. Die- Werte unterhalb des Grenzwertes abschätzen, wie sich der Anfall orse Ergebnisse wurden schon mehr- von 170 kg/ha auf, aber es ist auf- ganischer Dünger seit 2010 veränfach an anderer Stelle im Bauern- grund der Agrarstrukturen in die- dert haben dürfte. Danach ist dablatt vorgestellt und dienen als ers- sen Landkreisen nicht davon aus- von auszugehen, dass zum einen te Grundlage für die Abschätzung zugehen, dass insbesondere in durch den bis 2012 erfolgten weiteder notwendigen Transportfrach- Ackerbaubetrieben auch tatsäch- ren Zubau von Biogasanlagen und ten organischer Dünger im Rah- lich 170 kg N/ha in Form von Gül- eine entsprechende Ausdehnung men der Güllebörse. Die Ergeb- le aus Futterbaubetrieben abge- des Maisanbaus sowie zum andenisse dieser Vorstudie (Teil II des nommen und ausgebracht werden. ren die Zunahme der Tierzahlen Nährstoffberichts) zeigen, dass in Wird unterstellt, dass tatsächlich 70 insbesondere bei den Milchkühen einigen Landkreisen die Flächenka- bis 80 % der landwirtschaftlichen insgesamt für das Jahr 2013 eine pazität zur Ausbringung von Gülle Nutzfläche eines Landkreises für Zunahme des Anfalls organischer und Gärresten mit der Novellierung die Ausbringung von 170 kg/ha in N-Dünger von etwa 4 kg N/ ha der DüV kritisch werden wird. Zwar Form von Gülle und Gärresten zur im Vergleich zu unserem Berechweisen auch die in der Karte rot ge- Verfügung stünden, dann ergäbe nungsjahr 2010 angesetzt werden muss. Abbildung 3: Stickstoffanfall organischer Dünger (ohne Ausbringverluste) in den Landkreisen Schleswig-Holsteins für das Jahr 2010 nach aktueller DüV (li.) sowie nach Vorschlägen des BMEL vom Dezember 2015 zur Novellierung der DüV (r.) Nährstoffvergleiche zeigen Unterschiede Neben der Einhaltung der 170er Regelung für Gülle und Gärreste ist die Erstellung der Nährstoffvergleiche nach Flächenbilanzierung beziehungsweise Feld-/Stallbilanz ein zentrales Element der aktuellen Düngegesetzgebung. Danach wird die Vermutung der Einhaltung der guten fachlichen Praxis der Düngung ausgesprochen, solange diese Nährstoffvergleiche einen Saldo von + 60 kg N/ha im Durchschnitt des Betriebes nicht überschreiten. Während die Datengrundlage zur Erstellung dieser Nährstoffvergleiche für Stickstoff und Phosphat in reinen Ackerbaubetrieben vergleichsweise gut ist, ist sie in Gemischt- und Futterbaubetrieben aufgrund der in der Regel nicht vorhandenen Ertragsmessda- Zeitgemäße Düngung AHL und Stickstoffdüngerlösung mit Schwefel 20% N + 6% S 28% N, 30% N, 32% N 26% N + 3% S e-mail: [email protected] www.grupaazoty.com Der zweitgrößte Hersteller von Stickstoffdünger und Mehrnährstoffdünger in der EU. 42 Pflanze BAUERNBLATT | 26. März 2016 ■ Tabelle: Stickstoff-Flächenbilanz 2010 für die Landkreise in Schleswig-Holstein nach Henning et al. (2004) unter Berücksichtigung organischer Dünger nach Taube et al. (2013) Tierausscheid. Schleswig-Holstein Dithmarschen Herzogtum Lauenburg Nordfriesland Ostholstein Pinneberg Plön Rendsburg-Eckernförde Schleswig-Flensburg Segeberg Steinburg Stormarn 72 75 37 95 25 75 48 78 94 66 104 46 Zufuhr (kg N/ha) Abfuhr Saldo Ernte nach DüV Gärrest Mineral- biolog. (o.Tier- dünger Bindung (kg N/ha) (kg N/ha) auss.) 20 18 14 31 7 8 13 20 36 22 11 13 ten für Grünland und Ackerfutter schwach und damit auf Schätzrahmen angewiesen. Die CAU hat sich vor diesem Hintergrund in einem zweiten Schritt die Aufgabe gestellt, die Nährstoffbilanzen für die landwirtschaftlichen Betriebe in Schleswig-Holstein, so wie sie im Rahmen der DüV zu ermitteln sind, in ähnlicher Auflösung zu berechnen, wie wir das für den Anfall an Gülle und Gärresten getan haben. Dafür nutzten wir die Ertragsdaten des Statistikamtes für die einzelnen Kulturen und Landkreise als Referenz für die Erträge und in Ermangelung verlässlicher einzelbetrieblicher Praxisdaten zur Düngung die von uns erfassten Gülleund Gärrestmengen als Inputdaten der organischen Düngung sowie zusätzlich die Ableitung der mineralischen N-Düngung mit einem ökonomischen Modell aus der Abteilung von Prof. C. Henning (Agrarökonomie). Modellberechnung angesetzt Bei dem Modell handelt es sich um ein lineares Programmierungsmodell (LP) mit Modellbetrieben für 22 Unternaturräume, acht Betriebstypen und vier Betriebsgrößenklassen. Diese 22 Unternaturräume von Schleswig-Holstein (siehe Abbildungen 4 und 5) stellen homogene räumliche Einheiten mit ähnlichen natürlichen Bedingungen in Höhenlage, Oberflächenform, Boden, Klima und Vegetation dar. Die Einteilung der Betriebe in die verschiedenen Betriebstypen beruht auf Standarddeckungsbeiträgen. Als Datengrundlagen für 136 138 156 130 183 116 156 129 114 124 106 145 11 14 5 16 4 16 7 12 11 10 17 7 159 156 151 164 167 139 162 164 157 136 173 153 Abbildung 4: Stickstoff-Flächenbilanz-Salden 2010 auf Naturraumebene nach Henning/Taube (Aufteilung der Gärrestmenge analog zu Taube 2013 mit Viehbestand und Ernte nach Statistikamt Nord (2011, 2013, 2014) und installierter elektrischer Leistung aus Biomasse auf Naturraumebene nach TenneT (2014)) 80 90 61 107 52 76 61 76 98 86 65 58 die Modellbetriebe werden 14.700 reale landwirtschaftliche Betriebe (Invekos-Daten) herangezogen. Diese Grundgesamtheit von Betrieben wird vereinfacht in 416 Modellbetrieben abgebildet. Es lassen sich so aggregierte Ergebnisse für die Unternaturräume beziehungsweise für Schleswig-Holstein ermitteln. Zur Eichung des Modells für unseren Zweck wurden die eingesetzten mineralischen N- und P2O5-Mengen aus den anteiligen Düngerkosten der Modellbetriebe abgeleitet und für die typischen Betriebstypen in den jeweiligen Unternaturräumen für das Jahr 2010 modelliert. Die CAU hat die resultierenden N-Salden nach DüV sowohl auf Basis der Landkreise (Tabelle) als auch auf Basis der Unternaturräume (Abbildung 4) berechnet. Die Ergebnisse dieser Stickstoff-Flächenbilanzen weisen darauf hin, dass mit einem durchschnittlichen N-Saldo von + 80 kg N/ha für die landwirtschaftlichen Betriebe Schleswig-Holsteins der Zielwert der guten fachlichen Praxis der N-Düngung deutlich überschritten wird. Im Vergleich zu ähnlichen Kalkulationen für Schleswig-Holstein seitens des Julius-Kühn-Instituts (JKI) und der Universität Gießen liegen unsere Werte deutlich höher. Da die Kollegen mit den gleichen Ertrags- und Güllemengendaten gearbeitet haben wie wir, unterscheiden sich die Salden insbesondere aufgrund unterschiedlicher Ableitungen für den Einsatz mineralischen N-Düngers, der von den Kollegen mit fast 30 kg N/ha niedriger angesetzt ist im Vergleich zu unserem Durchschnittswert von 136 kg N/ha für Schleswig-Holstein. Daher ist die Diskussion über den tatsächlichen Einsatz mineralischer N-Dünger zu führen. Die Abbildung 5 zeigt den mit dem Modell nach Henning abgeleiteten Einsatz mineralischer N-Dünger für die Unternaturräume (in kg N/ha) und die Spalte 4 in der Tabelle die Werte auf Kreisebene. Abbildung 5: Stickstoff-Mineraldüngereinsatz für das Jahr 2010 auf Naturraumebene (Modellierung nach Henning et al., 2004) ■ BAUERNBLATT | 26. März 2016 Phosphatsalden beachten Und auch die Situation bezüglich der Phosphatdüngung und der Phosphatsalden (Abbildung 6) erscheint der CAU eher konservativ geschätzt. Gerade die Entwicklung beim Phosphat gibt Anlass zur Sorge in den Tierhaltungsregionen. So zeigen die Daten des jüngsten Rinderreports 2014 für die Produktionstechnik zu Mais in den Beratungsbetrieben im Vergleich zu den Vorjahren eine kontinuierliche Zunahme des Einsatzes an mineralischem P-Dünger, und das, obwohl im gleichen Zeitraum der Anfall an Gülle und Gärresten deutlich zugenommen hat und damit auch der Einsatz von Phosphat aus diesen Quellen. Konservativ geschätzt dürfte der Phosphatsaldo im Silomaisanbau auf Basis der aktuellen Beratungsdaten in Größenordnungen jenseits von + 30 kg/ha einzustufen sein. Angesichts der absehbaren Neuregelung zum maximal erlaubten Phosphatsaldo nach guter fachlicher Praxis (maximal + 10 kg Phosphat/ha ohne Berücksichtigung der Bodenversorgung) ergeben sich erhebliche Anpassungsnotwendigkeiten, um den Vorgaben der DüV zu entsprechen. Dies umso mehr, als auch die P-Düngeplanung seitens der Beratung zukünftig die neuen Bodengehaltsklasseneinteilungen für P nach Vdlufa berücksichtigen sollte. So stark. So sicher. Abschließende Bewertung – wie weiter? Die Ergebnisse des Nährstoffberichts zeigen auf, dass ein akuter Handlungsbedarf in weiten Teilen der landwirtschaftlichen Praxis besteht, um die derzeitigen – vielmehr aber noch die zukünftigen – Vorgaben der Düngegesetzgebung überzeugend zu erfüllen. Die Kalkulationen bestätigen damit den zum Teil steigenden Trend der Gewässerbelastung insbesondere in den sensitiven Gebieten der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Solange diese enge Beziehung zwischen hohen N-Salden auf den Betrieben und nicht abnehmenden STOP Rost und Mykotoxine Abbildung 6: Flächenbilanz Phosphat (kg P2O5/ha) für die Kreise in Schleswig-Holsteins (Datengrundlage: Modellierung nach Henning et al. (2004) und Taube et al. (2013) > Sichert Ertrag und Qualität von der Abreife bis zum Drusch > Stark gegen Rost, Fusarium und Mykotoxine > Sehr gute Verträglichkeit auch in Mischungen www.nufarm.com/de Hotline: 0221 179179-99 Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor Verwendung stets Etikett und Produktinformationen Produkt lesen. Die CAU hat nach der Durchführung der Berechnungen alle möglichen ihr zur Verfügung stehenden Daten zum Einsatz mineralischen N-Düngers in Beziehung zu ihren Kalkulationen gesetzt und kann keinerlei systematische Überschätzungen des kalkulierten Düngeeinsatzes identifizieren. Vielmehr zeigen die ausgewerteten Daten aus der Gewässerschutzberatung, aus Testbetrieben oder aus der Rinderspezialberatung, dass unsere Kalkulationen eher als konservativ anzusehen sind. 44 Pflanze Nitratwerten in den Gewässern anhält, wird der Druck auf den Agrarsektor und auf die Düngegesetzgebung in Deutschland bestehen bleiben. Zwar ist davon auszugehen, dass die novellierte DüV helfen wird, eine Umkehr einzuleiten, denn in den meisten Fällen wird eine Anpassung an die gesetzlichen Notwendigkeiten zuallererst das Düngerkonto entlasten, ohne dass Ertragseinbußen zu befürchten wären. Die Betriebe werden aber mit den derzeitigen Entwürfen zur DüV ungleich betroffen: Während Ackerbaubetriebe es schaffen dürften, mit Anpassungen in der Fruchtfolge und speziellen Intensität das Ziel von maximal + 50 kg N/ha bei ausschließlicher Mineraldüngung zu realisieren, werden die Futterbaubetriebe aufgrund dieser Reduktion der erlaubten N-Salden (ab 2018 von + 60 kg/ ha auf + 50 kg/ ha) in zusätzliche Not kommen, da die Bereitschaft BAUERNBLATT | 26. März 2016 ■ der Marktfruchtbetriebe, Gülle aus den Futterbauregionen abzunehmen, genau wegen dieser +-50-kgN/ha-Regelung sehr begrenzt sein dürfte. Wenn dem so ist, wird relativ kurzfristig die Gülle- und Gärrestseparierung kommen müssen, um so die Feststoffe als transportwürdiges Substrat auch über längere Distanzen attraktiv zu machen. Mittelfristig, also vor der nächsten Novelle zur DüV, ist darüber zu diskutieren, auf Basis von Hoftorbilanz und Bruttonährstoffsalden die erlaubten N-Salden der guten fachlichen Praxis in Abhängigkeit vom Einsatz von organischen N-Düngern zu definieren. Das heißt, der N- Saldo von maximal + 50 kg N/ha gälte dann nur für Betriebe ohne den Einsatz organischer Dünger, während dieser maximale Saldo für Betriebe mit hohem Einsatz von organischen Düngern auf eine Größenordnung von maximal + 120 kg N/ha steigen dürfte. Nur so wür- de erreicht, dass Ackerbaubetriebe bereit wären, Gülle als wertvollen N-, P- und K-Dünger einzusetzen und dass die geringere Stickstoffdüngernutzungseffizienz der organischen Dünger Berücksichtigung findet. Und nur so würde auch erreicht, dass effiziente Güllelager- und Gülleapplikationstechniken eingesetzt würden, um die so- FAZIT Eine zentrale Rolle zur Zielerreichung kommt in jedem Fall einer starken unabhängigen Offizialberatung zu. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Umsetzung einer hohen Nährstoffnutzungseffizienz liegen für die verschiedenen Regionen und Kulturpflanzen in Schleswig-Holstein vor. Sie müssen jetzt vermittelt und umgesetzt werden. genannten „unvermeidbaren Verluste“ von 30 % bei der Gülle auf ein tatsächlich technisch erreichbares Maß zu reduzieren. Und schließlich würde auch nur so erreicht, dass mit den ehrlichen Werten der Überschüsse agiert wird, anstatt über „unvermeidbare Verluste“ bei der Güllenutzung und neuerdings auch angedachte „unvermeidbare Verluste bei der Futterernte“ tatsächliche Überschüsse schönzureden oder wegzurechnen. Prof. Dr. Friedhelm Taube Dr. Thorsten Reinsch Christof Kluß Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der CAU Kiel Tel.: 04 31-880-21 34 [email protected] Prof. Dr. Dr. Christian Henning Ernst Albrecht Institut für Agrarökonomie der CAU Kiel Motorkraft besser auf den Boden bekommen Gute Fahrer denken voraus Hohen Ertrag erzielen, den Boden schützen, den Dieselverbrauch senken und die Energieeffizienz erhöhen. Wenn man als Landwirt und Fahrer diese Ziele anstrebt, dann lohnt es sich, diesen Beitrag zu lesen. Der Traktorhersteller hat zirka 10 % Einfluss auf den Diesel- und den negativen Klimaauswirverbrauch. kungen verursacht ein hoher Dieselverbrauch auch hohe Kosten. Über den Dieselverbrauch wird Bei einem 240-PS-Traktor mit gumit gutem Grund diskutiert: Ne- ter Auslastung von 1.000 Jahresben der Atemluftbelastung für stunden summieren sich die jährliLandwirte durch Ruß und Abgase chen Dieselkosten mit 18.000 € auf die Hälfte der jährlichen gesamten Traktorkosten von etwa 36.000 €. Arbeitet man mit dem Traktor 500 Betriebsstunden im Jahr, werden 9.000 € Dieselkosten fällig. Zur Traktor-Kostenrechnung werden KTBL- Daten und das Kalkulations- Zu schweres Frontgewicht und zu hoher Reifendruck an der Hinterachse vermindern die Dieseleffizienz. Abhilfe: Ackerdruck mit zirka 0,8 bar Luftdruck im Reifen einstellen und Regelhydraulik oder Traktionsverstärker nutzen.
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