Der Spatz ist Vogel des Jahres

Der Spatz ist Vogel des Jahres
Der Haussperling wurde vom Schweizer Vogelschutz SVS/Birdlife Schweiz zum Vogel des Jahres gewählt. Für viele soll diese Wahl unverständlich sein, gibt es doch
keinen normaleren und langweiligeren Vogel wie den Spatz. Da er sich aber nahezu
überall angesiedelt hat, erkennen ihn als einer von wenigen Vögeln praktisch alle
Menschen. Was steckt hinter der Wahl zum Vogel des Jahres?
Mit seinem farblosen Gefieder und
unmelodischem Gezwitscher brütet
der Haussperling hierzulande in
jeder Stadt, in Dorf oder Bauernhof.
Nur Regen und weiten, dichten
Wäldern bleiben sie fern. Die Spatzen, wie sie im Volksmunde genannt werden, haben eine enge
Bindung zum Menschen. Parallel
zur zunehmenden Bevölkerungsdichte der Menschen stieg auch die
Zahl der Spatzen. Ab 1850 nahmen
europäische Siedler tausende
Spatzen mit nach Amerika und
Verlassener Nistkasten im Pflanzgarten Nanisau
Australien um sich einerseits zu
Hause zu fühlen und andererseits in der Hoffnung, Insekten bekämpfen zu können.
In diesen optimalen Lebensräumen verbreiteten sie sich aber
rasant. Schnell betrachtete man sie als Plage, da sie gerne die Kornfelder der Menschen plündern. Mit Kopfgeld begann man sie auszurotten, bis man merkte, dass die
dadurch aufkommenden Insekten ein noch grösseres Problem darstellen. Trotz Aufhebung der Kopfgelder hielten die Spatzenbekämpfungen bis in die 1950er-Jahre an.
Lebensweise der Spatzen
Haussperlinge sind sesshaft und halten sich meistens in Gesellschaft mit ihren Artgenossen auf. Spatzen sind sehr ortstreu, nur ganz wenige verlassen ihr Nest im
Herbst. Auch im Winter, während andere Vögel in den Süden reisen, fliegen die
Spatzen kämpfend von Versteck zu Versteck, um sich am Futterhäuschen den besten Platz zu ergattern.
Spatzen haben meist nur ein kurzes Lebens vor sich. Im Durchschnitt werden sie ein
bis zwei Jahre alt. Ein Drittel der Jungvögel stirbt aufgrund von Kälte, Nässe oder
fehlender Nahrung bereits im ersten Monat. Ganz wenige Individuen werden über
sieben Jahre alt. In den ersten Monaten ist der Nachwuchs auf tierisches Protein
angewiesen. Fast ununterbrochen suchen ihnen die Eltern Spinnen, Blattflohlarven,
Schmetterlingsraupen und andere Kleintiere. Nach dem Ausfliegen beginnen die
Jungvögel ihre Nahrung selbstständig zu beschaffen. Immer mehr setzen sie auf
pflanzliche Kost wie Getreidekörner, Knospen, Blüten, Früchte oder Baumsamen.
Auch bei der Futterbeschaffung zeigt sich der Gemeinschaftssinn der Spatzen. Entdeckt einer alleine eine neue Nahrungsquelle, ruft der Spatz zuerst seine Artgenossen und wartet auf sie, bevor er zu fressen beginnt.
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Nahrungsmangel und Wohnungsnot
Seit Jahren aber leidet der Haussperling an einem starken Rückgang. Dabei stehen
zwei Entwicklungen im Vordergrund. Für den Rückgang des Spatzen im Siedlungsraum sind vor allem Wohnungsnot und fehlendes Futterangebot für den Nachwuchs
verantwortlich. Obwohl die Zahl
der Gebäude immer weiter ansteigt, wird die Wohnungsnot
immer grösser. Spatzen sind
zum Brüten auf höhlenartige
Öffnungen angewiesen. Weil
neue Häuser kaum mehr solche
anbieten und bei Sanierungen
von alten Häusern diese verbaut
werden, wird es für die
Haussperlinge immer schwieriger, geeignete Nistgelegenheiten
zu finden. Wer den Spatzen helfen will, kann an der Hauswand
Nistkästen aufhängen. Diese
Kästen bieten einen optimalen
Ersatz zu natürlichen Brutplätzen.
Spatzen leben gerne in Hecken,
Gebüschen und Sträuchern. Vor Spatzenvater auf der Rückkehr von der Futtersuche am Nistallem einheimische Pflanzen mit kasten in der Nanisau
Dornen und dichtem Wuchs bieten Spatzen einen gut geschützten Lebensraum. Dieser fällt in Städten immer häufiger Bau- und Sanierungsarbeiten zum Opfer. Was hat
es mit dem Nahrungsmangel auf sich? Die Spatzen werden in den Städten und
Dörfern zwar von Nahrung überhäuft. Bei den Jungvögeln, die auf Insekten angewiesen sind, herrscht aber akuter Mangel. Die Nahrungssituation direkt zu verbessern ist
nicht möglich. Mit einer gesunden Förderung der Natur und somit verbundener Erhöhung des Insektenbestandes kann die Situation vor allem in den Städten verbessert
werden.
05. Juni 2015
Text und Fotos: Ramon Ebneter, Lernender beim LFD
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