Mit der Futtereffizienz die Kosten senken

Fütterung
Mit der Futtereffizienz
die Kosten senken
Milchkuhhalter geben das meiste Geld für Futter aus.
Deshalb ist der Reiz groß, hier zu sparen. Wie Sie Ihre Kosten im Blick behalten,
zeigt Prof. Dr. Katrin Mahlkow-Nerge von der Fachhochschule Kiel.
s gibt kaum etwas, worüber sich
die Bauern im Moment mehr den
Kopf zerbrechen: Wo lassen sich
noch Kosten einsparen, um die niedrigen Milchpreise zu überstehen?
Die Fütterung stellt den größten Kostenblock in der Milchviehhaltung dar
und bietet oftmals großes Einsparpotenzial. Das Tückische an der Fütterung: Wer am falschen Ende spart, dem
bricht die Milchleistung weg und der
hat am Ende womöglich noch höhere
Kosten.
Mit der Futtereffizienz lassen sich die
Futterkosten nicht nur im Blick halten,
sondern auch gezielt steuern. Sie drückt
aus, wie effizient das Futter in Leistung
umgesetzt wird. Futtereffizienz berechnet sich aus Milchleistung je Kuh und
Tag geteilt durch die Trockenmasseaufnahme (TM) je Kuh und Tag.
Über alle Altersgruppen und Laktationsstadien hinweg sollte die Futtereffizienz 1,5 betragen. Bei Kühen und Fär-
E
sen ist sie etwas unterschiedlich. Auch
ist dieser anzustrebende Wert über die
gesamte Laktation nicht konstant (siehe
Übersicht).
Achtung Frühlaktation! In der Frühlaktation ergeben sich beispielsweise
höhere Werte, weil die Kühe Körperfett
mobilisieren müssen. Leistungsstarke
Kühe geben am Ende der ersten Laktationswoche nicht selten 40 kg Milch
und mehr, fressen aber häufig weniger
als 20 kg TM. Rechnerisch ergibt sich
zwar mit 2,0 eine hohe Futtereffizienz,
ein Großteil der Milchproduktion erfolgt aber zulasten der Körpersubstanz
und die Kuh ist stoffwechselseitig und
damit gesundheitlich eher instabil.
Da verbrauchte Körperfettreserven
ab der Laktationsmitte und vor allem in
den letzten 100 Laktationstagen wieder
aufgefüllt werden müssen, ergibt sich
während dieser Zeit dann eine deutlich
niedrigere Futtereffizienz. Dabei darf
man nicht vergessen, dass ein Teil des
Futters für den Erhaltungsbedarf benötigt wird. Eine Futtereffizienz von 1,2
hieße hingegen, dass das aufgenomme
Futter nicht genügend in Milch umgesetzt wird.
Bei der Futtereffizienz geht es nicht
allein darum, dass die Kühe möglichst
viel Futter fressen, sondern vielmehr
darum, dass die gefressene Menge zu einem möglichst großen Teil in Milch
umgesetzt wird.
Woran kann es liegen, wenn eine
Herde die erstrebenswerte Futtereffizienz nicht erreicht? Hierzu ein Beispiel:
Bei einem Energiegehalt der Gesamtration von 7 MJ NELIkg TM für hochleistende Milchkühe und einer Futteraufnahme von 20,5 kg TM würden sich
bei einem üblichen Laktationsstadium
von z. B. 180 Tagen theoretisch 32 kg
Milch/Kuh und Tag ergeben. Liegt die
Leistung bei gleicher Futteraufnahme
beispielsweise um 3 kg/Tag darunter,
Zielgrößen für die FuUereffizienz
von Kühen und Färsen
Tiergruppe
Laktationsstadium
Frühlaktation
< 21 Laktationstage
1,3 -1 ,6
Färsen (Erstlaktierende) < 90 Laktationstage
1,5 -1 ,7
< 90 Laktation stage
1,6 - 1,8
Kühe
Färsen (Erstlaktierende) > 200 Laktationstage
1,2 - 1,4
Kühe
> 200 Laktationstage
1,3 - 1,5
gesamte Herde (eine
Fütterungsgruppe)
150 - 225 Laktationstage
1,4 -1 ,5
Angaben tür Deutsche Holsteins. Quelle: Mahlkow-Nerge
Die Zielwerte für die Futtereffizienz schwanken während der
Laktation. Auch unterscheiden sie sich für Kühe und Färsen .
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top agrar 2/2016
Futtereffizienz fängt schon beim Befüllen des Futtermischwagens an. Wer ungenau mischt, verschenkt wertvolles Geld.
kann es daran liegen, dass die eingeset zten Rationskomponenten nicht optimal
verwertet werden. Auch wenn bei der
Futtereffizienz die Energiekonzentration der Ration unberücksichtigt bleibt,
liefert sie wertvolle Hinweise, um nicht
unnötig Milch und damit Geld zu verschenken. Mit ihr können wir die Ration, aber auch die Haltung auf folgende
"Schwachstellen" überprüfen:
• Zu hohe Rohfaseranteile in der Ration
(geringe Verdaulichkeit, geringe Nährstoff- und Energiedichte),
• schlechte Gärqualität,
• keine bedarfsgerechte Fütterung, wie
z. B. eine TMR für alle Kühe (Luxuskonsum bei Spätlaktierenden),
• zu hohe Differenzen im Energiegehalt
zw ischen verschiedenen Rationen z. B.
beim Wechsel von der Vorbereitungszur Hochleistungsration.
• Erkrankungen (Nährstoffe werden
dann vermehrt zur Aufrechterhal-
tung der Körperfunktionen benötigt),
• Pansenazidose/-fermentationsstörung
(keine optimale Arbeit der Pansenmikroorganismen),
• Stress aufgrund von Überbelegung
oder "schlechtem" Umgang mit den Tieren (z. B. hektische, laute Ansprache).
Darüber hinaus werden in den Betrieben häufig Fehler in der Grundfutterproduktion gemacht, die letztendlich zu
einer geringeren Futtereffizienz und
hohen Futterkosten führen.
Reserven beim Grundfutter: Wie groß
die Reserven sind, verdeutlichen Auswertungen von Produktionskosten in
Schleswig-Holstein. Im Wirtschaftsjahr
2013/2014 lagen die Produktionskosten
im Schnitt bei knapp 45,7 Cent/kg
Energie korrigierte Milch (ECM). Davon waren allein 25,3 Cent/kg Futterkosten. Die Futterkosten schwankten
um 6,1 Cent /kg zwischen den betriebs-
wirtschaftlich 25 % besten und schlechtesten Betrieben. Rund 5 Cent davon
entfallen auf die Grundfutterkosten,
der Rest auf die Kraftfutterkosten. Dieser Unterschied kann bei den derzeitigen Milchauszahlungspreisen von rund
25 Cent darüber entscheiden, ob ein Betri~b diese Durststrecke übersteht.
Was haben die Betriebe mit den geringeren Grundfutterkosten gemeinsam? Laut Daten der Rinderspezialberatung haben sie
• eine höhere Milchleistung (mit steigender Milchleistung sinken die Grundfutterkosten)
• v. a. geringere Grundfutterkosten
• einen effizienteren Kraftfuttereinsatz
• weniger Kuhverluste und
• eine geringere Hauptfutterfläche/
Kuh (inkl. Jungrinder).
Während diese Betriebe 13 700 kg
Milch/ha melken, kommen die 25 %
schlechtesten Betriebe auf eine Flätop agrar 2/2016 R 17
Fütterung
chenleistung von nur 9950 kg Milch/
ha. Somit würden letztere als Futtergrundlage für 100 Kühe 13 ha mehr Fläche benötigen. Bei Pachtpreisen von
800 €/ha (und mehr) wären das Mehrausgaben von über 10000 € . Dieses Beispiel verdeutlicht noch einmal, wie
wichtig die Futtereffizienz ist.
Maximal 10% Verluste! Wo liegen eigentlich die größten Reserven in der
Grundfuttererzeugung?
Am teuersten wird es für den Betrieb,
wenn die erzeugte Silage nicht gefressen wird bzw. werden kann. Ursache
sind häufig Grundfutterverluste. Bei der
Silierung entstehen unweigerlich TMund Nährstoffverluste, die von vornherein einzukalkulieren sind. Diese Verluste bewegen sich in Größenordnungen um die 10%. Messungen der
Landwirtschaftskammer
SchleswigHolstein zeigten jedoch Verluste von
durchschnittlich 25%. Das verteuert die
Grundfuttererzeugung unnötig.
Um das zu vermeiden, sollten Sie ein
paar Faustzahlen berücksichtigen zur
• Silagebereitung: Zielwert für eine
gute Verdichtung ist 230 kg TM/m 3• Beschweren Sie den Haufen ganzflächig1
• Silopflege: Zielwert für den Vorschub
ist 2 rn/Woche (jedoch mindestens
1,5 m). Generell gilt: Je trockener die Silage, je länger sie gehäckselt und je
schlechter sie verdichtet ist, umso wichtiger ist ein möglichst großer Vorschub.
Außerdem sollte die frisch zurückgedeckte Folie an der Anschnittfläche beschwert werden. Andernfalls "pumpt"
der Wind über das Flattern der Folie
Luft in den Silohaufen. Das fördert die
Schimmelbildung.
Darüber hinaus gibt es in den Betrieben Reserven im
• Futtervorlagemanagement: Achten Sie
Mehrmals täglich
Futter heranschieben kann die
Futteraufnahme
und die Milchleistung merklich
erhöhen.
darauf, dass sie die Silagen um so häufiger frisch vorlegen, je schlechter sie verdichtet (aerob instabiler) sind.
• Futterkrippenmanagement: Schieben
Sie mehrmals täglich Futter heran. Nur
Kühe, die ans Futter kommen, können
es auch fressen und in Milch umsetzen.
So geht's in der Praxis: Wer seine Futterkosten gezielt steuern möchte, für
den führt kein Weg daran vorbei, die
Daten zur Futtereffizienz täglich zu
kontrollieren. Bei vielen der Betriebe
mit geringen Futterkosten ist so ein
Fütterungscontrolling fester Bestandteil
des Managements.
In diesen Betrieben hat es sich bewährt, eine Excel-Datei zu erstellen, in
die sie täglich die geladenen Futtermengen eintragen. Diese sollten Sie mit weiteren Excel-Dateien verknüpfen, die die
genaue Rationszusammensetzung, die
Kosten der Futterkomponenten, die abgelieferte Milchmenge, die tagesaktuel-
len Tierzahlen und die TM-Gehalte der
Futterkomponenten enthalten. So haben Sie den Futterverbrauch und die
Futterkosten pro kg Milch sowie die
Futtereffizienz jeden Tag im Blick.
Darüber hinaus können Sie sich damit auch den Verbrauch der einzelnen
Kraftfuttermittel und die gesamte
Kraftfuttermenge/kg Milch automatisch ausweisen lassen. So behält man
damit auch diesen wertvollen Parameter stets im Auge.
Ein solches Excel-Programm zum
Fütterungscontrolling zu erstellen, kostet etwas Zeit (fragen Sie Ihren Berater,
ob er Ihnen dabei hilft). Ist dieser
Schritt getan, nimmt das Fütterungscontrolling täglich nicht mehr als einige
Minuten in Anspruch.
Es spricht viel dafür, sich intensiv mit
den Futterkosten auseinanderzusetzen.
Nur wer täglich seine Futterdaten kontrolliert, kann verhindern, dass seine
Kosten aus dem Ruder laufen.
Schnell gelesen
• Mit der Futtereffizienz (Milchmenge/gefressene Trockenmasse) lassen sich die Futterkosten gezielt steuern.
• Konsequente tägliche
Fütterungskontrolle kann
verhindern, dass die Kosten
aus dem Ruder laufen .
• Die größten Reserven liegen
in den Grundfutterkosten.
Verschimme lte Si lagen erhöhen die Futterkosten unnötig. Gelangen sie in die Futtermischung, schaden sie obendrein der Tiergesundheit.
R 18 top agrar 2/2016
• Zu geringe Rohfaseranteile
können z. B. dazu führen ,
dass das Futter nicht ausreichend in Milch umgesetzt
wird .
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Niedrige Milchpreise wie scharf darf man füttern?
Die Milchpreise sind abgeschmiert. Wie man sparen kann,
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etzt zählt jeder Cent. In der Fütterung steckt oft das meiste Einsparpotenzial. Ziel muss sein, so viel Milch
wie möglich aus dem Futter zu erzeugen. Doch wie geht das, ohne die Gesundheit der Kühe zu gefährden?
Fütterungsexpertin Prof. Dr. Katrin
Mahlkow-Nerge von der Fachhoch-
J
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anderem für ihre praktische Erfahrung
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Kosten und Termin: Das Webinar beginnt um 19.00 Uhr und dauert etwa
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