590 Oberste Zivilgerichtsrostanz. — 1. Materiellreehtiiche Entscheidungen. pas le droit de vendre du vin et c’est bien ainsi que Bocquet l’a comprise puisque, tant que le café a été exploité par Rouiller, il s’est abstenu de lui faire concurrence. Telle était la situation conventionnellement créée lorsque la Société a conclu le bail avec Bocquet: ce bail a été passé le jour même où avait eu lieu la remise du commerce d’épicerie de Rouiller et il ne doit pas être considéré isolément de ce contrat de remise dont il est si étroitement contemporain et dont, dans l’intention des parties, il formait le corollaire. Si l’on se place à ce point de vue, il est conforme aux règles d’une saine interprétation d’admettre que la Société, sachant que Bocquet s’interdisait de vendre du vin, a estimé superflu de reproduire expressément cette interdiction dans le bail et que les parties l’ont regardée comme implicitement con tenue dans la clause portant que les locaux étaient loués < pour laiterie, épicerie et légumes ». Il n’est pas douteux que telle a bien été l’intention de la Société, car sans cela on ne s’expliquerait pas qu’en 1908 elle eût purement et simplement déclaré maintenir l’interdiction de vente du vin : elle partait évidemment de l’idée que cette interdiction s’ap pliquait aussi à Bocquet. Et quant à ce dernier, rien ne permet de supposer que lors de la conclusion du bail il ait entendu se réserver vis-à-vis de la Société la faculté de vendre du vin à laquelle il venait de renoncer vis-à-vis de Rouiller, En réalité envers la Société comme envers Rouiller il s’est en gagé à ne pas débiter du vin. Il est par conséquent respon sable à l’égard de la Société des suites dommageables qu’a entraînées pour elle la violation de cet engagement, c’est-àdire qu’il doit la relever de la condamnation prononcée en faveur des demandeurs. Par ces motifs, le Tribunal fédéral prononce: Le recours de la Société est partiellement admis et l’arrêt attaqué est réformé en ce sens que a) la Société défenderesse est condamnée à payer aux époux Martinet 500 fr. avec intérêts de droit, 591 4. Ûbligationenrecht, N« 104. à) ....... c) l’action récursoire de la Société contre Bocquet est admise. 104. Urteil der IL Iivilabteiluug vom 16. Ml-ber 1913 in Sachen Aaumorlier, B ell. U. B er.-K l., gegen WMer uud Gschrvakd, K l. U. Ber.-Bekl. Auslobung (Art. 8 OR neuer Fassung). Rechtlicht’. Konstruktion des im konkreten Falle abgegebenen Versprechens (Eric. 3 und -t). Erfordernisse einer rechtsgültigen Auslobung : n) Versprechen zu Gunsten einer Mehrheit nicht individuell bezeich neier Personen (Eric. 4). h) Schriftlichkeit ? (Erto. 5). c) Veröffentlichung ? (Erw. &). Kann die Belohnung nur von demjenigen gefordert werden, der in Kenntnis der Auslobung und mit Rücksicht auf diese gehandelt hat ? i E r i c . T). A. — D ie Beklagte w ar am 27. M a i 1 9 1 2 mit einem Am eri kaner, der sich bald Schiff, bald Cambell, bald Gimbel nannte, int Hotel du Lac in Luzern abgestiegen und hatte daselbst m it ihm übernachtet. Am folgenden Tage gegen 7 U hr abends wurde sie gewahr, daß ihr Begleiter etwa eine S tu n d e zuvor m it allem G e päck und m it dem größten Teil ihres Schmuckes im W erte von zirka 4 0 ,0 0 0 F r., den sie ihm zur Aufbewahrung, bezw. zur D é position auf dem Hotelbureau übergeben hatte, per Automobil in der Richtung nach Basel abgereist war. Aus die sofort bei der K antonspolizei erstattete Anzeige hin erschien der Luzerner Polizei korporal M ü ller im Hotel du Lac; desgleichen, auf die telephoni sche M itteilung von der Unterschlagung hin, auch der heutige K lä ger M üller, dem das von Schiff benutzte Automobil gehörte. D er K läger M üller schlug vor, sofort die Polizeistationen zwischen O lten und Basel telephonisch zu avisieren, damit der T äter angehalten werden könne, bevor er die Landesgrenze erreicht habe. D e r P olizei korporal M ü ller bemerkte jedoch, daß er hiezu vorschriftsgemäß zuAS 37 tl - 1913 39 y j'i Oberste Zivilgerichtsinstanz. — I. Materiellrechtliche Entscheidungen. erst die Erm ächtigung des S tatthalteram tes einzuholen habe. D ie Beklagte begab sich n u n m it K orporal M ü ller zu F u ß auf das B u reau der K antonspolizei, während bet K l ä g e r M ü ller sich per Automobil au f sein eigenes B ureau verfügte und dort, unter B e schreibung des von Schiff benutzten Autom obils, sowie der Person des Schiff und derjenigen des C hauffeurs, die Polizeistationen zwischen O lten und Basel telephonisch um A nhaltung des A uto mobils ersuchte. Unterdessen war die Beklagte auf dem S u re a u der K antonspolizei angekommen, woselbst sie in G egenwart des Polizeikorporals M üller, des Polizeisoldaten S aum e und später des H oteliers S p illm a n n (vom Hotel du Lac) gegen Schiff S tr a f a n zeige erstattete und aus Beibringung der Zuw elen eine Belohnung von 5 0 0 0 F r. auszusetzen erklärte. D ie Anzeige wurde sofort nieder geschrieben, von den beiden Polizisten unterzeichnet und von der Beklagten „zur förmlichen Klage erhoben" und in diesem S in n e auch von i h r unterschrieben. D a s Versprechen einer B elohnung wurde dagegen erst am folgenden Tage vom K orporal M ü ller in einem an das S tatth alteram t Luzern gerichteten „Nachtrag zur Anzeige gegen Schiff oder Cambell" in folgender Form protokol liert : „D ie F räulein Laumonier G erm aine hat bei der Anzeigestellung „ a u f dem herwärtigen B u reau unter Zeugen versprochen, daß sie „auf V e r h a f t u n g des D iebes und B e i b r i n g u n g der entwen„beten Gegenstände eine B e l o h n u n g von 5 0 0 0 F r . " W ährend sich die Beklagte (am Abend des 2 8 . M a i) »och auf dem B u reau der luzernischen K antonspolizei befand, gelang, etwa um 8 U hr, dem K läger Oschwald in Sissach die Festnahme des Schiff und die Sequestrierung sämtlicher von diesen! unterschlagener J u welen. Nachdem noch am gleichen Tage von Luzern a u s ein förm licher Haftbefehl erlassen worden w ar, erfolgte am M orgen des folgenden T ages (2 9 . M a i) die Einlieferung des Delinquenten und der Zuw elen aus das S tatth alteram t Luzern, und zw ar durch den K läger Oschwald. A ls dieser, der K läger M ü ller und der Hotelier S p illm a n n zusammen das S tatth alteram t verließen, be gegneten sie der Beklagten. Zudem S p illm a n n auf seine beiden in Hörweite befindlichen Begleiter hinwies, sagte er zur Beklagten, daß d i e s e (die 6eiben K läger) die Verhaftung des Schiff und die 4. Obligationenrecht. 8° 104. SS8 Beibringung ber Juw elen bewirkt hätten, und daß i h n e n daher die Belohnung von 5 0 0 0 F r. schuldig geworden sei. D ie Beklagte antwortete darauf : « C ’e s t e n rè g le , j e le s p a ie r a i. » I n der Folge jedoch bestritt die B à g t e jede Zahlungspflicht. B. — Durch U rteil vom 2 7 . J u n i 1 9 1 3 hat das Obergericht des K an to n s Luzern erk a n n t: D ie Beklagte hat den K lägern 5 0 0 0 F r. nebst Z in s zu 5 % seit 1. J u n i 1 9 1 2 zu bezahlen. A us den „E rw ägungen" dieses U rteils sind folgende tatsächliche Feststellungen hervorzuheben: a ) „ S ie (sc. die Beklagte) verlangte (sc . auf dem B u reau der K antonspolizei), daß alle „M itte l angewendet und alle Vorkehren „getroffen würden, damit sie wieder in den Besitz ihrer J u w à „gelange. Dabei erklärte sie, daß sie fü r die E rgreifung des T äters „und B eibringung der Juw elen eine Belohnung von 5 0 0 0 F r. „ausfetze, und zwar wurde dieses Versprechen allgemein gegeben, „nicht ausschließlich zu G unsten der im M om ente der Anzeige an„wesmden zwei Personen K orporal M üller und Polizist B aum e." b ) „G em äß den A ussagen der Zeugen M ü lle r und B aum e ist „ a ls sicher auzunehmen, daß ohne die inzwischen erfolgte Verhaftung „die ausgesetzte B elohnung publiziert worden wäre." c ) „ F ü r die B ehauptung, die Beklagte sei nicht urteilsfähig ge„wesen, als sie das Versprechen auf dem B ureau der K an to n s„polizei abgab, liegen gar keine Anhaltspunkte vor. Laut den Depo„sttionen der Zeugen S p illm an n , M ü ller und B aum e w ar die „Beklagte am Abend des 2 8 . M a i allerdings ziemlich aufgeregt. „A llein übereinstimmend wird bezeugt, daß die Beklagte sich wohl „bewußt w ar der Tragw eite ihres Versprechens. S p illm a n n depo„niert speziell, sie habe das Versprechen m ehrm als wiederholt." Z u der su b a wiedergegebenen Feststellung ist zu bemerken, daß sämtliche über den I n h a lt des Versprechens der Beklagten befragte Zeugen (Polizeikorporal M ü ller, Polizeisoldat B aum e und Hotelier S p illm a n n ) die klägerische Zeugenfrage, ob das Versprechen „ a ll gemein, nicht ausschließlich zu G unsten der a n w e s e à n zwei Polizei personen" abgegeben worden sei, bejaht haben, der Zeuge B aum e mit folgender P räzisierung: „ S ie machte das bezügliche Versprechen „allgemein, aber unter Beifügen, daß K orporal M ü lle r und ich 694 Oberste Zivilgerichtsinstanz. — [. Materiellrechtliche Entscheidungen. „auch etw as davon haben müssen. — Anfänglich machte sie die „Zusicherung n u r zu G unsten von K orporal M ü ller und m ir. „A u f meine Erklärung, daß es u n s vielleicht nicht gelingen würde, „des Flüchtlings habhaft zu werden, machte sie das in voriger A nt„w ort abgegebene Versprechen." C. — Gegen das su b B hievor wiedergegebene U rteil hat die Beklagte die B erufung an das Bundesgericht ergriffen, m it dent A ntrag aus Abweisung der Klage. D a s Bundesgericht zieht i n E r w ä g u n g : ........... 3. — I n rechtlicher Beziehung ist der Voriustanz zunächst darin beizustimmen, daß die Klageforderung sich weder au s dem Gesichtspunkte eines V e r t r a g e s z u G u n s t e n D r i t t e r , noch a u s demjenigen eines S ch e n k u n g s Ve r s p r e c h e n s begründen läßt. W a s speziell die zweite dieser beiden Konstruktionen betrifft, so ist sie schon deshalb ausgeschlossen, weil die von der Beklagten ver sprochene Leistung keine u n e n t g e l t l i c h e sein sollte (tote es nach A rt. 2 3 9 O R der F all sein müßte), sondern die E rfüllung einer bestimmten Gegenleistung zur Voraussetzung hatte. 4. — F ra g t es sich, ob eine A u s l o b u n g im S in n e des A rt. 8 O R vorliege, so ist vor allem festzustellen, daß die Beklagte die Belohnung von 5 0 0 0 F r. nicht etwa den Polizisten M ü ller und Baum e p e r s ö n l i c h versprochen hat, in dem S in n e, daß sie i h n e n und niemand anders diesen B etrag auszahlen werde, falls infolge i h r e r M aßnahm en die unterschlagenen Juw elen wieder beigebracht werden sollten. D ie Beklagte wußte, daß Schiff mit diesen J u welen etwa l 1/! S tu n d en vorher per Automobil in der Richtung nach Basel abgereist w ar, und daß also die beiden Polizisten, die sie vor sich hatte, ohne die M itw irkung und das tätliche Eingreifen anderer Personen nicht in der Lage waren, die Verhaftung des T äters zu bewirken. E in bloß zu Gunsten jener beiden Polizisten abgegebenes Versprechen wäre somit zur Herbeiführung des ge wünschten Erfolges gänzlich ungeeignet gewesen; sondern die Beklagte mußte, wenn sie ihren Zweck erreichen wollte, die Belohnung zu G unsten eines jede» aussetzen, der ihr den Besitz der Juw elen wieder verschaffen würde, also auch zu G unsten sol cher Personen, die dam als noch unbekannt waren. D a ß sie aber ihr Versprechen in der T at in d i e s e m S in n e abgegeben hat, geht a u s der für 4. Obiigalioneiireeht. ,N° 104. 595 das Bundesgericht verbindlichen, weil in keiner Weise aktenwidrigen, vielmehr m it den Zeugenaussagen durchaus im Einklang stehenden Feststellung der Vorinstanz hervor, daß die Beklagte die P räm ie von 5 0 0 0 F r. „in unmißverständlicher Weise und a l l g e m e i n , nicht n u r zu Gunsten der beiden anwesenden Polizeipersonen", a u s gesetzt habe. I n diesem S in n e hat denn auch die Beklagte selber das von ihr abgegebene Versprechen aufgefaßt, als sie am folgen den Tage dem Hotelier S pillm ann, der auf die beiden K läger hin wies und bemerkte, sie hätten die P räm ie verdient, antw ortete: « C 'e s t e n rè g le , j e le s p a ie ra i. » D en n es sicht fest, daß L iner der beiden Kläger bei der Aussetzung der Belohnung zugegen ge wesen war, und die Beklagte hat nicht etwa behauptet, sie habe den Kläger Oschwald, den sie vorher offenbar nie gesehen hatte (da er soeben von Sissach angekommen w ar), und den Kläger M üller, den sie im Gegenteil k a n n t e (da sie sich T ag s zuvor im Hotel mit ihm über die zu ergreifenden M aßnahm en beraten hatte), mit den ihr ebenfalls (von den Verhandlungen im Polizeibureau her) persönlich bekannten Luzerner Polizisten M ü ller und Baume verwechselt, denen allein sie die 5 0 0 0 F r. versprochen haben will. Diejenige Voraussetzung der A uslobung, die darin besteht, daß das Versprechen an eine M ehrheit nicht individuell bezeichneter P e r sonen gerichtet sei» muß (vergi. O s e r , A n m .U 1 a zu A rt. 8 O R ) , ist somit im vorliegenden F a ll erfüllt. 5. — D er Umstand sodann, daß die Beklagte das Verspreche»!, fü r die Beibringung der Juw elen 5 0 0 0 F r. zu zahlen, nicht s chr i f t l i ch abgegeben hat , steht der Rechtsverbindlichkeit dieses Versprechens nicht entgegen. D enn einerseits ist in A rt. 8 O R für die A uslobung als solche die schriftliche g ö n n nicht vorge schrieben, und anderseits ist auch dann, wenn die A uslobung als eine bloße Offerte zum Abschluß eines V ertrages angesehen wird (vergl. Er»v. 7 hienach), die schriftliche F orm deshalb nicht erfor derlich, weil das einzige dabei in Betracht kommende V ertragsverhältnis — dasjenige des einfachen A uftrags — seinerseits des schriftlichen Vertragsabschlusses nicht bedarf. 6. — W eniger liquid ist die Frage, ob die A uslobung im v o r liegenden Falle gültig zustande gekommen sei, -trotzdem sic feststehendermaßcn nicht ö f f e n t l i c h b e k a n n t g e m a c h t , sondern 596 Oberste Ziviigerichtsinstanz. — l. Materiellreehttiche Entscheidungen. lediglich in einem, T a g s darauf niedergeschriebenen Polizeirapport protokolliert worden ist. D er deutsche Text des A rt. 8 O R enthält — im Gegensatz zu § 6 5 7 des Bürgerlichen Gesetzbuches fü r das Deutsche Reich — das E rfordernis der „öffentlichen Bekanntmachung" nicht; wohl aber ist im f r a n z ö s i s c h e n Text der Vordersatz „W er durch A u slo bung ............aussetzt", durch - C elui qui p ro m e t p u b liq u e m e n t > wiedergegeben, und es ist auch der R andtitel „Preisausschreiben und A uslobung" durch « P ro m e sse s p u b liq u e s » übersetzt worden ; ebenso im i t a l i e n i s c h e n Text der erwähnte Vordersatz durch « C h i ............ offre p u b b lic a m e n te », und der R andtitel durch « O ffe rta p u b b lic a » . D a jedoch im Französischen, wie im I ta l ie nischen, ein dem W orte A uslobung genau entsprechender Ausdruck fehlt, so konnte es sich von vornherein n u r um eine approximative U m s c h r e i b u n g des Begriffs der A uslobung handeln, und es darf daher a u s den W orten p u b liq u e s, p u b liq u e m e n t, p u b b lic a und p u b b lic a m e n te hinsichtlich des Requisits der Öffentlichkeit nicht mehr geschlossen werden, a ls schon a u s den deutschen Ausdrücken A uslobung und A u s k ü à n g hervorgeht, nämlich: daß das V er sprechen an eine M ehrheit nicht individuell bezeichneter Personen gerichtet fein müsse, sodann daß diese Personen weder anwesend, noch vertreten zu sein brauchen, endlich : daß der W ille des A u sl o b e à n auf eine, in der einen oder andern. F orm zu erfolgende B e k a n n t m a c h u n g seines Versprechens gerichtet sein müsse. Diese, vom Auslobenden gewollte Bekanntmachung kann je nach dem m it der A uslobung verfolgten Zwecke und je nachdem, welcher P e r sonenkreis für die E rfüllung der Gegenleistung in Betracht kommt, in größerem oder Reinerem M aßstabe, durch das M itte l der Presse, es öffentlichen A u sru fs oder Anschlags, oder auch n u r durch die M itteilung von M u n d zu M u n d erfolgen. Letzteres wird insbe sondere dann genügen, wenn von vornherein n u r ein beschränkter K reis von Personen für die Herbeiführung des bezweckten E rfolges in Betracht kommen — wie z. B . die Teilnehmer an einem W ett rennen oder an einem Festzug, oder die m it dem Löschen einer Feuersbrunst beschäftigten Personen, oder die Augenzeugen eines U nfalles, oder die bei der Ankunft eines Eisenbahnzuges anwesen den Bahnbeamten — , während umgekehrt z. B . bei der Ausschung i. Obligationenrecht. N° 104. 597 einer P räm ie für die Auffindung eines internatiliitaien Hochstaplers, ober bei der Ausschreibung eines Preises fü r eine bahnbrechende Erfindung ober Entdeckung, eine ausgedehntere Publikation, sei es durch Zeitungsinserate oder Notizen im redaktionellen Teil der Zeitungen, sei es durch öffentlichen Anschlag, Flugblätter u. dergl. erforderlich fein wird. Im m e r aber kommt die Auslobung nicht erst mit der D urchführung der dem konkreten Zweck entsprechenden Bekanntgabe, sondern schon m it der bezügliche» W illensäußerung des Auslobenden zustande. M it andern W o r t e n : die Auslobung ist perfekt, sobald ihr Urheber alles getan hat, w as nach den U m ständen von s e i n e r S eite getan werden mußte, um sein V er sprechen zur K enntnis der dafür in Betracht kommenden Personen gelangen zu lassen. I m vorliegenden Falle hatte nun die Beklagte mit der den Polizisten M ü ller und Baum e auf dem B ureau der K antonspolizei abgegebenen Erklärung, daß sie aus die E rgreifung des T äters und die Beibringung der Ju w elen eine Belohnung von 5 0 0 0 F r. a u s setze, alles getan, w as von i h r e r S eite geschehen mußte, um eine gehörige, und zwar entsprechende Bekanntgabe der A uslobung zu veranlasfen. D enn, da es sich um die Verfolgung eines Verbrechers handelte, war in der T a t die Polizei am besten in der Lage, die geeignete Publikationsform zu wählen und alle erforderlichen M a ß regeln zu treffen, um die Bekanntmachung möglichst wirksam zu gestalte». D ie Vorinstanz hat denn auch auf G rund der Zeugen aussagen der beiden Polizisten, sowie aus G rund ihrer eigenen K enntnis der Gepftogenheiten der Luzerner Polizeibehörden, also fü r das Bundesgericht verbindlich, als „sicher" festgestellt, daß „ohne die inzwischen erfolgte Verhaftung (sc. des Schiff) die ausgesetzte Belohnung publiziert worden wäre 7. — I s t somit eine rechtsgültige A uslobung zustande g à m me», so bleibt n u r noch zu entscheiden, ob die beiden K läger, die feststehendermaßen.durch ihr rasches Eingreifen den gewünschten Erfolg herbeigeführt h a b e n , zur Einforderung der ausgesetzten P räm ie d e s h a l b nicht berechtigt seien, weil sie die m it der A uslobung bezweckte H andlung nicht im H i n b l i c k auf jene P r ä mie, ja sogar nicht einmal in K e n n t n i s der A uslobung vorge nommen habm . D en « es ist unbestritten, daß der K läger M ü ller 598 Oberste Zivilgerichtsinstanz. — I. Materielirechtliehe Entscheidungen. bei der Aussetzung der P räm ie nicht anwesend war. sondern daß während die Beklagte sich zu F u ß vom Hotel du Lac zum B ureau der K antonspvlizei begab, per Automobil sein eigenes B ureau ausgesucht hatte, und daß er von d o r t au s, während die Beklagte sich noch auf dem Poltzeibureau befand, also ohne K ennt n is von der A uslobung, die basellandschastlichen Polizeistatione» telephonisch um die Festnahme des Schiff ersucht hat. W ußte aber der K läger M ü ller, a ls er nach Sissach telephonierte, noch nichts von der A uslobung, so konnte a fo rtio ri auch der K läger Oschwald davon nichts wissen, a ls er den T äter dingfest machte, denn e r (Oschwald) ist von der ganzen Angelegenheit überhaupt erst durch den K läger M üller unterrichtet worden. Über die Frage, ob die m it der A uslobung bezweckte Handlung in K en n tn is der A uslobung rmd mit Rücksicht aus diese vorge nommen toerbcn müsse, um einen Anspruch auf die ausgesetzte P räm ie zu begründen, enthält A rt. 8 O R — im Gegensatz zu dem bereits erwähnten § 6 5 7 des deutschen Bürgerlichen Gesetz buches — keine ausdrückliche Bestimmung. D e r Umstand, daß das O R — wiederum im Gegensatz zum B G B — die A uslobung nicht als einen einseitigen Verpflichtungsakt (p o llic ita tio ) , sondern als eine Offerte zum Absckluß eines Realkontrakts zu betrachten scheint, — w as sich au s der Regelung dieser M aterie im Abschnitt über „A n tra g und A nnahm e" ergibt (vergi, den R andtitel zu A rt. 3 bis 9 , sowie O s e r , A nm . I I I 2 zu A rt. 8 ) , •— würde an sich eher daraus hindeuten, daß die Leistung in K e n n t n i s der A u s lobung und im H i n b l i c k auf diese erfolgt feilt müsse. Anderer seits wäre immerhin zu berücksichtigen, daß schon unter der H err schaft des Gemeinen Rechts die gegmteilige Auffassung u. a. ge rade von A nhängern der Offertentheorie vertreten worden ist, und zwar m it juristisch durchaus haltbarer Begründung. Vergi. R e g e l s b e r g e r . Zivilrechtliche E rörterungen, S . 2 1 2 . — Ausschlagge bend ist indessen fü r das Anwendungsgebiet des schweizerischen Obligativnenrechts nicht sowohl die juristische K onstruktion, die dem Geschgeber vorgeschwebt haben mag, als vielmehr die in A rt. 8 O R enthaltene positive Gesetzesbestimmung, daß der Auslobende die von ihm ausgesetzte Belohnung „seiner Auskündung gemäß" zu entrichten habe. D ie Entscheidung der Frage, ob die Leistung 4. Obligatioiìcuredit. N’ 104, ■M f in K enntnis der A uslobung und mit Rücksicht auf diese erfolgt fein müsse, hängt somit von der I n t e r p r e t a t i o n der W i l l e n s e r k l ä r u n g d e s A u s l o b e n d e n i m e i n z e l n e n F a l l e ab. I m v o r l i e g e n d e n Falle konnte nun, nach den gesamten U m ständen, unter denen die A uslobung erfolgt ist. diese von einem Unbefangenen nicht anders aufgefaßt werden, als, daß die Beklagte die Belohnung von 5 0 0 0 F r. schlechthin j e dem versprechen wolle, der ihr, sei es aus diesem oder jenem Beweggründe, den Besitz der unterschlagenen Ju w elen wieder verschaffen werde. I n diesem S in n e hat denn auch die Beklagte selber das von ihr abgegebene v e r sprechen interpretiert, als sie, wie bereits in anderm Zusam m en hang erwähnt, am folgenden Tage dem Hotelier S p illm an n , der auf die beiden Kläger hinwies und bemerkte, s ie hätten die P r ä mie verdient, antw ortete: « C’e st en règ le , j e le s p a ie r a i.» D a m als nämlich wußte die Beklagte, daß die Wiederbeibringung der Juw elen der telephonischen Avisierung der Sissacher Polizei durch den Kläger M ü ller zu verdanken sei, und daß sowohl diese tele phonische Avisierung wie auch die Festnahme des Schiff seitens des K lägers Oschwald in einem Zeitpunkt stattgefunden hatten, in welchem die K läger von der Aussetzung der P räm ie noch keine K enntnis haben konnten. H at sie also trotzdem erklärt, sie werde den beiden die P räm ie auszahlen, so geht daraus deutlich hervor, daß sie selber die A uslobung nicht in dem beschränkten S in n e auf faßte, den sie ihr heute beilegen möchte. Demnach hat das Bundesgericht erkannt: D ie Berufung wird abgewiesen und das Urteil oes Obergerickns des K anrvns Luzern vom 2 7 . J u n i 1 9 1 3 bestätigt.
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