"Willkommen und Abschied" - Stilmittel finden • Seite 1/2 Übung: Stilmittel erkennen Johann Wolfgang v. Goethe (1749-1832): Willkommen und Abschied (späte Fassung, 1785) 1 Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde! Es war getan fast eh gedacht. Der Abend wiegte schon die Erde, Und an den Bergen hing die Nacht; 5 Schon stand im Nebelkleid die Eiche, Ein aufgetürmter Riese, da, Wo Finsternis aus dem Gesträuche Mit hundert schwarzen Augen sah. Der Mond von einem Wolkenhügel 10 Sah kläglich aus dem Duft hervor, Die Winde schwangen leise Flügel, Umsausten schauerlich mein Ohr; Die Nacht schuf tausend Ungeheuer, Doch frisch und fröhlich war mein Mut: 15 In meinen Adern welches Feuer! In meinem Herzen welche Glut! Dich sah ich, und die milde Freude Floß von dem süßen Blick auf mich; Ganz war mein Herz an deiner Seite 20 Und jeder Atemzug für dich. Ein rosenfarbnes Frühlingswetter Umgab das liebliche Gesicht, Und Zärtlichkeit für mich – ihr Götter! Ich hofft es, ich verdient es nicht! 25 Doch ach, schon mit der Morgensonne Verengt der Abschied mir das Herz: In deinen Küssen welche Wonne! In deinem Auge welcher Schmerz! Ich ging, du standst und sahst zur Erden, 30 Und sahst mir nach mit nassem Blick: Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! 32 Und lieben, Götter, welch ein Glück! 12/2015 "Willkommen und Abschied" - Stilmittel finden • Seite 2/2 Lösungsvorschläge 1 5 Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde! Anapher, Symbol Es war getan fast eh gedacht. Antithese Der Abend wiegte schon die Erde, Personifikation Und an den Bergen hing die Nacht; Parataxe Schon stand im Nebelkleid die Eiche, Personifikation Ein aufgetürmter Riese, da, Metapher, Hypotaxe Wo Finsternis aus dem Gesträuche Mit hundert schwarzen Augen sah. Personifikation; Hyperbel; Metapher Der Mond von einem Wolkenhügel 10 15 20 Sah kläglich aus dem Duft hervor, Die Winde schwangen leise Flügel, Personifikation Umsausten schauerlich mein Ohr; Antithese Die Nacht schuf tausend Ungeheuer, Metapher Doch frisch und fröhlich war mein Mut: Alliteration In meinen Adern welches Feuer! Anapher; Parallelismus; Ellipse In meinem Herzen welche Glut! Metapher Dich sah ich, und die milde Freude Inversion Floß von dem süßen Blick auf mich; Metapher Ganz war mein Herz an deiner Seite Inversion Und jeder Atemzug für dich. Ein rosenfarbnes Frühlingswetter Metapher Umgab das liebliche Gesicht, 25 Und Zärtlichkeit für mich – ihr Götter! Ellipse Ich hofft es, ich verdient es nicht! Anapher, Parallelismus Doch ach, schon mit der Morgensonne Verengt der Abschied mir das Herz: Inversion In deinen Küssen welche Wonne! Parallelismus; Antithese; Ellipse In deinem Auge welcher Schmerz! Ich ging, du standst und sahst zur Erden, 30 32 Und sahst mir nach mit nassem Blick: Anapher Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! Chiasmus Und lieben, Götter, welch ein Glück! 12/2015
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