Die Visitation ist ein Instrument um Kirche zu leiten. Sie fragt nach

Visitation – vorbei, aber nicht abgehakt
ZIEL UND WESEN DER VISITATION
Die Visitation ist ein Instrument um Kirche zu leiten. Sie fragt nach, „ob das
Evangelium auftragsgemäß und gegenwartsbezogen verkündet, der Dienst der Liebe
an jedermann getan wird und ob dies im Rahmen der Ordnung der Landeskirche
geschieht.“ Alle acht Jahre bekommt darum eine Kirchengemeinde Besuch von
Dekan, Schuldekanin und weiteren Prüfern.
KGR-KLAUSUR JANUAR 2015: PLANUNG
Der Kirchengemeinderat hat sich Anfang 2015 vorgenommen, die Arbeit der Gemeinde
unter dem Motto der Jahreslosung zu präsentieren: „Nehmt einander an, wie Christus
euch angenommen hat.“ Schnell hat sich die Idee einer Flickendecke in unseren Köpfen
festgesetzt: Wie so eine Decke aus lauter einzelnen Flicken zusammengesetzt ist, so
besteht auch die Arbeit der Kirchengemeinde aus lauter einzelnen Aktivitäten, getragen
von vielen Personen oder Teams. Und doch ist die Decke mehr als die Summe aller Teile,
und nur wenn alle Aktivitäten miteinander verbunden sind, ergibt sich ein Ganzes.
GEMEINDEFORUM
Dann kam der Abend des 3. Juli, der unvergesslich werden sollte, - vor allem wegen der
tropischen Hitze. Dank vieler, vieler Getränke und toller Verpflegung wurde das
Gemeindeforum aber dennoch zum Erfolg.
Die 3,3 m x 1,5 m große Flickendecke, bestehend aus 55 Einzelteilen, wurde erstmals
der Öffentlichkeit präsentiert. Ein großes Ganzes, das nur deshalb besteht, weil jede und
jeder seinen einzelnen Beitrag dazu leistet. Leere Flicken zeigen an, dass es durchaus
auch Lücken gibt.
Mit einer Präsentation aus Filmen, Bildern und Texten wurde eine Übersicht über die
Vielfalt der Gemeindeaktivitäten geboten, während das Profil der Gemeinde anhand des
Leitfadens „Auf dem Weg zum Glauben“ dargestellt wurde: Was kann Menschen helfen,
um sie auf ihrem Weg zum Glauben an Jesus Christus zu begleiten?
Allein dieser Abend hat genau jenes sagenhafte Engagement vieler Gemeindeglieder
unter Beweis gestellt, von dem auch sonst die Gemeindearbeit lebt. Auch deshalb bleibt
er unvergessen.
Wohlwollend kritisches Feedback hat uns geholfen zu sehen, wo und womit wir uns als
Kirchengemeinde nicht zufrieden geben sollten.
KLAUSUR UND GEMEINDELEITUNGSBERICHT
Als nächstes mussten dann Pfarrer und KGR ihre Hausaufgaben machen: angeregt durch
das Feedback des Gemeindeforums einen Bericht verfassen über die einzelnen
Arbeitsfelder der Kirchengemeinde, und dabei Stärken und Wachstumsfelder
identifizieren. Dass wir uns u.a. intensiver in der Begleitung der vielen ehrenamtlich
Mitarbeitenden engagieren wollen, darüber waren wir uns sehr schnell einig.
VISITATIONSWOCHE
Diesen Bericht haben dann Dekan, Schuldekanin und Co. gelesen, bevor sie Anfang
Oktober sich eine Woche in der Gemeinde umgesehen haben: Besuche auf dem Rathaus
und in der Schule, Gespräche mit angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitenden,
Prüfungen im Pfarramt und in der Kirchenpflege, Teilnahme an Gottesdiensten und
Chorproben, Zuschauen im Reli-Unterricht und im Konfirmandenunterricht, Kontakte mit
Personen des öffentlichen Lebens und und und.
Dekan Neudorfer hat sich in 16 Besuchen/Gesprächen einen guten Einblick in die
Kirchengemeinde mit ihren Stärken und Eigenheiten verschafft und konnte so
Veränderungen und Entwicklungen ganz gut erkennen.
ABSCHLUSSSITZUNG, VISITATIONSBERICHT /-BESCHEID
Am Ende legten dann alle Mitglieder des Visitationsteams ihren Bericht im KGR vor.
Der Beauftragte für Datensicherheit, Pfr. Markus Sigloch (Affalterbach), konnte
bescheinigen: „Das Pfarramt Oberstenfeld geht mit den personengeschützten Daten
sorgfältig um und beachtet die Datenschutzbestimmungen.“
Die kirchliche Verwaltungsstelle Ludwigsburg hat die Kirchenpflege und das
Rechnungswesen unter die Lupe genommen, mit der Erkenntnis: „Das Kassen- und
Rechnungswesen ist in sehr guter Ordnung und auf dem Laufenden.“
Bezirkskantor Hermann Toursel aus Marbach anerkennt die „gute und engagierte Arbeit
in der Kirchenmusik der Gemeinde.“ Im GD sieht er sowohl die gewachsene, klassische
Kirchenmusik vertreten wie auch die popgeprägte geistliche Musik. „Der achtsame
Umgang miteinander kann helfen, dass alle Gruppen der Kirchenmusik Freude und Trost
für die ganze Kirchengemeinde bringen und den Lobpreis Gottes vermehren.“
Diakoniepfarrer Matthias Maier aus Steinheim hat sich ein Bild darüber gemacht, wie die
Gemeinde diakonisch und sozial aufgestellt ist; er hat sich im Krankenpflegeförderverein,
bei der Diakonin im Distrikt Nord und beim Freundeskreis Asyl umgeschaut: „Zu einem
glaubwürdigen Bekenntnis des christlichen Glaubens gehört … wesentlich die Hilfe für
Menschen in Not. Der Kirchengemeinde Oberstenfeld gelingt es auf beeindruckende
Weise, Menschen am Rand Hilfe zu verschaffen.“ Er regt dazu an, im Ort auch die Arbeit
der Diakonischen Bezirksstelle (Marbach) noch bekannter zu machen.
Schuldekanin Silvia Trautwein (Backnang) erinnert daran, dass der Unterricht in der
Schule und mit den Konfirmanden einen erheblichen Teil der Arbeitszeit und -kraft von
Ehepaar Siebert und Vikarin Günther in Anspruch nimmt. Sie freut sich an der
Zusammenarbeit von Kirchengemeinde und Schule (wenn z.B. Schüler Gottesdienste
mitgestalten), würdigt die Anstellung des neuen Jugendreferenten Steffen De Coninck,
beobachtet zahlreiche Veränderungen in der Konfirmandenarbeit und anerkennt die
vielfältige Kinder- und Jugendarbeit.
Möglicherweise bietet sich ja durch den neuen Jugendreferenten die Chance einer
Beteiligung an der Ganztagesschule.
Dekan Dr. Werner Neudorfer stellt in seinem Bericht fest, dass sich seit der letzten
Hauptvisitation (2007) personell und inhaltlich vieles in der Gemeinde entwickelt und
verändert hat. Viel Lob zollt er dem Gemeindeforum und dem dadurch sichtbar
gewordenem, außerordentlichen Engagement der zahlreichen Mitarbeitenden. Des
Weiteren regt er an:
Die Einheit und Zusammenarbeit in der Gemeinde wurde schon in früheren Jahren als
verbesserungsfähig empfunden. Die gegenwärtigen guten Ansätze empfiehlt er unbedingt
weiter zu verfolgen.
Im Blick auf den Gottesdienst hat sich ebenfalls einiges entwickelt und verändert.
Gleichwohl ist eine Gemeinde nie ‚fertig‘ mit diesem zentralen Thema.
Bei der Integration Neuzugezogener sieht Neudorfer nach wie vor die Gemeinde
herausgefordert.
Im Blick auf die vielen engagierten Mitarbeitenden, die zum Wertvollsten einer
Kirchengemeinde gehören, lohnt es sich immer an der Wahrnehmung und Wertschätzung
zu arbeiten. Eine gute Kommunikation ist stets eine Herausforderung, aber mancher
Mühe wert.
Und Neudorfer legt der KG ans Herz, die zahlreichen Flüchtlinge in Oberstenfeld
wahrzunehmen und sich ihrer anzunehmen. „Es könnte sein, das wir am Ende ‚gesegnet‘
daraus hervorgehen.“
KGR-KLAUSUR JANUAR 2016
Nun ist die Visitation offiziell beendet, aber sie ist nicht abgehakt. Der KGR hat sich auf
seiner Klausur im Januar 2016 an seine Hausaufgaben gemacht. Ein Flyer wurde
konzipiert, mit dem Neuzugezogene begrüßt werden können. Was Wertschätzung
bedeutet, und wie sie Mitarbeitenden gegenüber konkret geäußert werden kann, damit
hat er angefangen sich zu beschäftigen. Und der Aufgabe, gute Bedingungen für die
Arbeit mit Flüchtlingen zu schaffen (konkret: dem Freundeskreis Asyl den notwendigen
Rahmen für seine Tätigkeiten zu bieten), musste sich die Gemeinde schneller stellen als
gedacht.
Herzlichen Dank allen, die durch ihre Beteiligung, Unterstützung, Beratung und Gebet
zum Gelingen der Visitation und damit zur Entwicklung der Kirchengemeinde beigetragen
haben.
Pfr. John Walter Siebert (März 2016)