Das Burgtheater Magazin Burg Theater des Jahres 2015 OKT | NOV 15 Stellt Blumen in die Fenster Wer auf der Flucht ist, ist in Angst. Árpád Schilling und Éva Zabezsinszkij 200 km In dieser Ausgabe 4 Fragen Ferdinand Schmalz 6 Thema Stellt Blumen in die Fenster Thomas Arzt 9 Premieren Die Hamletmaschine Wassa Schelesnowa Pünktchen und Anton 15 Auslese Navid Kermani 16 Mehr.Stimmig – Več.Glasno 18 Benefiz Matinee 22 Mauerschau Ukraine 24 Literatur Thomas Bernhard 28 Antwort Philipp Blom 30 Service Liebe Theaterfreundinnen, liebe Theaterfreunde, vor 60 Jahren wurde das im 2. Weltkrieg erheblich beschädigte Burgtheater wiedereröffnet. Angesichts der dramatischen Zuspitzung der Flüchtlings- und Asylsituation in Europa, beeindruckender Hilfsbereitschaft der Bevölkerung auf der einen und gefährlicher Hetze auf der anderen Seite, verzichten wir auf einen Festakt und stellen den 11. Oktober ins Zeichen der Solidarität. Wir müssen und wollen deutlich aufzeigen, dass wir von der Begegnung mit anderen Kulturen profitieren. Ensemble und Direktion werden gemeinsam mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern einen Appell an die „europäische Humanität“ (Stefan Zweig) richten. Der Erlös der Matinee geht zugunsten der Flüchtlingshilfe der Caritas. Die aktuelle politische Lage schlägt sich auch im ersten Burg Magazin der Spielzeit nieder, das sich optisch und inhaltlich leicht erneuert präsentiert. Utopien, positive wie negative, sind ein Schwerpunktthema dieser Ausgabe. Wir wollen Fragen stellen. An die Gesellschaft. An Sie, das Publikum. An das Theater. An uns selbst. Während der Zugverkehr zwischen Budapest und München auf einmal an den Grenzen stoppte (vor wenigen Monaten noch eine kaum plausible Vorstellung), notierte der Dramatiker Thomas Arzt seine sehr persönlichen Eindrücke vom Westbahnhof. Der Regisseur Andreas Kriegenburg befragt Maxim Gorki nach den letzten verbliebenen Utopien. Maja Haderlap und Willi Resetarits richten den Fokus auf die Kultur der österreichischen Minderheiten. Und Martin Pollack blickt in der neuen Rubrik „Mauerschau“ auf die weiterhin schwelende Krise in der Ukraine. „jede unbeantwortete frage vergrößert den sternenhimmel“, schrieb H. C. Artmann. Am Ende dieses Magazins steht gleichwohl eine Antwort, die wiederum eine Menge neuer Fragen aufwirft. Falls Sie Fragen oder Antworten, Anregungen oder Kritik haben, schreiben Sie uns bitte an [email protected] Zu Beginn dieser Spielzeit wurde die Burg in der Kritikerumfrage von Theater heute zum „Theater des Jahres“ gewählt. Diese Ehrung haben wir uns alle – die Künstler und Mitarbeiter und Sie als Publikum, das dem Haus in stürmischen Zeiten die Treue gehalten hat – gemeinsam verdient. Sie soll uns Ansporn für die neue Saison sein. Ich freue mich auf die anstehenden Premieren. Und ich freue mich vor allem darauf, Sie wieder im Burgtheater begrüßen zu können. Herzlich, Ihre Karin Bergmann FRAGEN 7 Fragen an Sie, das Publikum ... dosenfleisch/ Ferdinand Schmalz Mit Frida-Lovisa Hamann Dorothee Hartinger Tino Hillebrand Daniel Jesch Katharina Ernst (Percussion) Regie: Carina Riedl wieder ab Februar 2016 von Ferdinand Schmalz 1. Sind wir schon da? 2. Sind Sie Autolenker oder Autodenker? 3. Wie müsste ein Satz lauten, der dieselbe Wirkung wie eine Massenkarambolage hat? 4. Aus welcher Richtung kommt der Fahrtwind? 5. Passt Ihr Leben in eine Konservendose? 6. Was verstecken Sie im Handschuhfach? 7. Wann brechen Sie endlich auf? Ferdinand Schmalz, geboren 1985 in Graz und Nachwuchsdramatiker des Jahres 2014, stellt seine Fragen einfach mal so in den Raum. Falls Sie dennoch Antworten haben sollten: [email protected] Das neueste SchmalzStück dosenfleisch können Sie in jedem Fall ab Februar 2016 wieder im Kasino sehen. Anschnallen nicht vergessen. 4 KASINO Frida-Lovisa Hamann, Katharina Ernst Thomas Arzt, 1983 in Schlierbach, Oberösterreich geboren, schreibt Theaterstücke. Beim Heidelberger Stückemarkt 2012 wurde sein Stück Alpenvorland mit dem Autorenpreis ausgezeichnet. Am 11. September 2015 schrieb er diesen Text. THEMA Stellt Blumen in die Fenster Fragen, am Tag danach: Wie war’s denn, bei denen, wie war’s denn, am Westbahnhof? Thomas Arzt Ist verwelkt, der Strauß, und mit ihm die Schönheit. Hatt ich besorgt die Schönheit, für meine Frau, das war vor sieben Tagen. Wollt los und ihr, weil sie‘s so gern hat, wenn was strahlt, daheim, und blüht, dann diesen Strauß vom Markt am Tisch im Wohnzimmer platzieren, für uns daheim. Bin rauf, die Treppen, grad noch auch das Brot vom Markt und frische Kipferl mit Rosinen, das war der Samstag, 5. September. Hatt etwa 30 Euro noch bei mir, für die Besorgung, die waren weg, ein guter Einkauf kostet, weiß ich doch, der kostet, und auch der Strauß, die Schönheit, so war die Tür dann offen, hallo, Schatz, es kocht schon der Kaffee, sagt sie. Und dann haben wir gepackt. Sie hat gesagt, es reicht Kaffee, lass stehen, die Nachrichten sind gelaufen, lass stehen, ich schau sie an, sie sagt, lass stehen, es kommen heut Hundert. Vielleicht sind es Tausend. Wir wissen, und sagen‘s nicht laut, es sind Millionen. Ich hab ihre Hand gespürt, eine Hand für die Hundert, die Tausend, wir fühlen es still, es sind Millionen. Am Bahnsteig vom Westbahnhof, ich halt sie ganz fest, ein Gefühl, ich könnt sie verlieren, bin eingestellt auf den Sturm. Ein Ansturm, die Nachrichten sind gelaufen, die Züge sind voll, die Busse sind voll, die Ohren sind voll, und die Säcke, die Taschen, Einkaufswagen mit Brot, nicht Kipferl hier mit Rosinen, das Einfachste halt, und um 30 Euro, da ist sich sehr viel mehr ausgegangen, als erwartet, wenn wir nur wollen. Ich hör diese Sätze, wenn wir nur wollen. Ich seh diese Sätze und fühl das dann auch, als sie aussteigen, sie, wer sind sie? Sind es die Hundert? Sind es die Tausend? Die Nachrichten, noch immer sind sie um uns, wir halten uns nicht mehr, denn wir verteilen die Äpfel, das Wasser und Schokolade, zwei Mädchen freuen sich. Ihre Mutter weiß erst nicht, ob sie‘s nehmen soll, oder nicht. Die Bereitschaft zu helfen ist ein ebenso großer Ansturm, wie die Bedürftigkeit nach Hilfe. Könnt ich denn anderes tun, als hier jetzt zu weinen, zu klatschen, zu handeln, es reißt mit, diese Hilfe, und ich hab das Gefühl, ich versteh das alles noch gar nicht. Wir stehen in der U-Bahn, die Hände nach unten, bei uns, die Rucksäcke leer, der Ansturm vorbei, für uns, weil wir fahren zurück in die Wohnung, wir wissen und sagen es jetzt unter uns, es sind Millionen, und die Wohnungstür fällt. Ich setz mich, ich würde die Grenzen ganz öffnen. Und ich weiß, der Satz, er ist eine Lüge. Welche Grenzen kann ich denn öffnen? Den gesamten Kontinent? Das Land, in dem ich wohn? Oder doch nur mein Fenster zur Straße raus, es fahren die Autos, Menschen am Weg, zur Arbeit, zu Freunden, zu den Familien, alles hier doch ein gewohntes Bild, und die Nachrichten laufen. Ich fürchte die Überfremdung, wer hat ihn gesagt, diesen Satz, ich möchte ihn abtun, er kommt dennoch wieder. Ich stell den Strauß endlich in seine Vase, geb neues Wasser, die Schönheit, daheim. Würd gern, dass sie bleibt. Und doch, ich fürchte das Fremde, und halte dabei ein kleines Kind, es ist noch kein Jahr. Es ist der Tag danach und unsere Freunde, unsere Familien, nun haben sie Kinder, wir selbst jetzt noch nicht, willst du Kinder? Klar will ich Kinder. Und in welcher Welt? So planst du, das kostet, das weiß ich, so planst du dein Leben, ich kann es mir leisten. Auch der Plan, er hat seinen 7 Preis. Ich leiste mir Freiheit. Ich leiste mir Arbeit. Ich leiste mir Lebensversicherung und die Liebe. Was müsst passieren, hier, bei mir, dass ich ihn aufgeb, den Lebensplan Zukunft, und dass ich dann auch vielleicht flüchten müsst, ein Fluchtplan statt Zukunft, ein Leben wie die. Dann kommen die Fragen, am Tag danach dann, die Fragen: Wie war‘s denn, bei denen, wir war‘s denn, am Westbahnhof, ich frag mich das selbst. Ist es der Anblick gewesen, den man erwartet? Wie sehen sie aus? Wie ist ihre Lage? Und insgesamt auch, wie ist denn die Lage? Es ist doch ein Ansturm. Es ist doch, ein Schwall, eine Welle, ein Strom, ein Sog, eine Hoffnung, die Lüge, wer hat sie denn denen erzählt, diese Lüge, wir haben doch selbst auch genug unsre Sorgen, ich denk, ja, das stimmt. Und wir trinken Kaffee. In mir die Unruhe, was kann ich sagen? Ja, sie alle haben auch Smartphones und ich weiß nicht, wie würdest du aussehen, nach einer Flucht? Ich weiß doch gar nicht, was ist eine Flucht? Ich flüchte vor Antworten. Vor Konsequenzen. Wir sollten die Grenzen verschließen, für unsere Zukunft, die eigene. Ist doch so, nicht? Die eigene Zukunft, geht die nicht vor? Es laufen wieder die Nachrichten, die eigenen. Und ich halte das kleine Kind, noch kein Jahr. Wird es den Krieg hier erleben? Dieses Wort kommt nun öfter, der Krieg, er war weg, der Krieg, sehr weit weg, und dann vielleicht in den Bildern, die Toten im Meer, die Toten im Kampf, die Toten unter Trümmern, jetzt aber auch, die Toten im Laster, und das war ganz nah, nah jetzt bei uns. Wie sieht er nun aus, dieser Krieg? Ist er so stark, dass wir tatsächlich müssen? Ist‘s unsere Schuld, dieser Krieg? Der ist doch auch wieder nur inszeniert, sind denn alle bedürftig? Sind denn alle auf Flucht? Müssen denn alle, ich weiß nicht, ich weiß nicht, ich weiß, was kann ich denn wissen, ich weiß viel zu wenig. Die Flipflops tragen sie, weil ihre Füße zu geschwollen sind für die Schuhe, nicht weil sie grad aus dem Urlaub, oder, ja, keine Ahnung, ich weiß es ja auch nicht. Ich würd mir verloren vorkommen ohne mein Smartphone. Es ist die Verortung meines Lebens auf einer Welt, die grad Angst macht. Wenigstens wissen, wo ich bin. Es ist ihre Waffe. Es ist auch ihr Schutz. Steigen in Schiffe, in Züge, in Busse, sie fahren woanders, als sie gesagt, als sie sich drauf geschrieben auch haben, sie ist eine Lüge, die Verortung in Europa. Wem kannst du vertrauen? Ich höre die Angst aus den Stimmen von ihnen, den Hunderten, Tausenden, ich sag es jetzt lauter, es sind Millionen. wissen nicht, ob es reicht. Und wir wissen nicht, ob wir‘s bereuen. Und wir wissen nicht, ob wir ausgenutzt werden. Und wir wissen nicht, wen die Welt, in der wir leben, schon alles sonst so in der Welt bereits ausgenutzt hat. Beschämt ist der Blick, dann offen und freundlich. Dann neugierig, es fragen die Menschen im Zug, where are you from? What’s your name? What have you done, in Syria? Can you translate the meaning of Weltverbesserung. Weltverbundenheit. Weltbewusstsein. Ich schau auf mein Smartphone, meine Frau schreibt aus Hamburg, sie ist dort, wegen der Arbeit, ist es die bessere Arbeit, die uns immer mehr reisen lässt? In andere Länder, von denen wir erhoffen. Wir hoffen. Die Hoffnung verschlägt uns herum, weil irgendwo ist sie verloren gegangen, und irgendwo muss sie doch auftauchen, wär‘s sonst die Hoffnung? Und ich les die Nachricht am Smartphone, mein Schatz. Auch hier, in Hamburg, die Züge sind voll, eine Bewegung durch den ganzen Kontinent. Und bitte, vergiss nicht die Blumen. Steig aus dann, in Linz, besuche die Familie, mein Vater, er arbeitet, meine Schwester, sie arbeitet, wir haben uns lang nicht gesehen. Möcht erzählen von Unruhe, die aufbricht, und Ohnmacht, die manchmal frustriert, und den Sätzen, die man sagen sollte, den Sätzen, die man verschweigt, hab die ganze Woche keinen Satz schreiben können und mich verkühlt, würd mich verausgaben wollen, fürs Gute, aber, was ist das Gute? Und bin ich schon längst denn verausgabt, irgendwie bin ich recht müde und würd gern einfach ins Bett, ist‘s das Wetter? Die Kälte? Der Ansturm? Wir waren euphorisch am Samstag, und nüchtern sitze ich heute. Und wir freuen uns endlich über Kleines, möcht plötzlich vergessen, die Gedanken nach Außen, wir reden über alles, nur nicht über das. Es tut gut. Darf ich die Probleme der Welt zu vergessen wünschen? Und Nachrichten laufen noch immer, mein Smartphone erzählt von wieder geöffneten, wieder geschlossenen Grenzen, ich sitze wieder im Zug, nach Haus. Denke an meine Frau, sie ist unterwegs. Schreibe, ich bin unterwegs. Und ich freu mich, daheim dann mal anzukommen, zu duschen, die Gedanken mir abzuwaschen, die Verwirrung der Tage, dann seh ich, daheim, am Esstisch, den Strauß. Ist verwelkt, der Strauß, und mit ihm die Schönheit. Und war klar, das Verwelken, ist das Wissen, das wir haben, vom Verwelken, vom Dahingehen, und vom Absterben auch, und ich besorg sie dann doch, die Hoffnung im Strauß, für die paar Tage, in denen es den Anschein hat, sie wär eine Blütenlandschaft. Meine Heimat. Gestern bin ich dann auch in den Zug, ich musste nach Linz, zur Arbeit, zu Freunden, zur Familie, ich war mit am Weg. Und doch ist‘s nicht ihrer. Ich reise in Freiheit. Haben sie alle das Recht auf die Freiheit? Ich würd‘s gern so aussprechen wollen, ja, das wär die Welt. Die freie. Könntest du das unterschreiben? Der Zug ist ganz voll, die Gesichter ganz müd, die Körper, sie sind doch voll Schweiß. Ich riech hier den Schweiß, wenn auch der Anblick ein anderer, tragen auch gute Kleidung, tragen auch hier ein Lachen, und reden ganz laut, sagt man denen nicht, hier wird doch nicht laut geredet, das Reden nur kurz. Dann fährt der Zug und die Müdigkeit nur, bald werden sie schlafen. Ein Mann fragt mich zweimal, ganz fest, is this the way? To Germany? To Germany? Is this the way? Ich sage, yes. Are you sure? Ich sage, yes. Er klopft auf die Schulter. Setzt sich auf den Platz. Alles ist ruhig, bedächtig, und sorgsam wurden die Plätze gefüllt, von den Helfern. Seit Tagen wird noch immer geholfen. Es sind Menschen, die tun grad ihr Bestes. Und wir Öffnet die Grenzen, hör ich mich sagen, und verbarrikadiert euch, hör ich mich sagen, und Angst hab ich vor den Kriegen, hör ich mich sagen, und Lügen erfordern die Wahrheit, hör ich mich sagen, und Wut ist kein Argument, aber sie ist nun mal da, hör ich mich sagen, und stellt Blumen in die Fenster. Wenn sie auch verblühen. Stellt Blumen in die Fenster. Solang, bis wir endlich nüchtern darüber reden können. Nicht in Angst. Und nicht in Euphorie. Stellt Blumen in die Fenster. Wir brauchen neue Gedanken in neuen möglichen Sätzen. Stellt Blumen in die Fenster. Wir brauchen dafür den Mut, auch andere Gedanken mal abzureißen und mit ihnen die Worte vom Vorurteil, dem rechten, wie dem linken, stellt Blumen in die Fenster. Wir stehen uns selbst im Weg. Ich versuch, neugierig zu bleiben. Auf das, was kommt. Ich habe die Hoffnung. Stellt Blumen in die Fenster. 8 Die Hamletmaschine/ Heiner Müller Mit Ignaz Kirchner Christoph Radakovits Marie-Luise Stockinger Regie: Christina Tscharyiski Wenn man ihn fragte, ob er einem Bettler etwas geben würde, blickte Heiner Müller aus dem Café hinaus auf die Straße und antwortete: „Nein, ich stecke mir eine extra dicke Zigarre an, bestelle mir einen besonders teuren Whisky und führe ihm vor, wie gut es den Reichen geht. Das wird seinen Zorn wecken.“ PREMIERE 16. Oktober Vestibül Weitere Termine: 18., 24., 27. Oktober 2., 5., 9., 14. November PREMIERE Frieden in Europa Heiner Müller Über eine „negative Friedensutopie“ und die Subversion der Kunst Heiner Müller Ich möchte ein Unbehagen aussprechen und eine Frage stellen, auf die ich keine Antwort weiß: Wenn wir vom Frieden in Europa reden, reden wir von einem Frieden im Krieg. Krieg auf mindestens drei Kontinenten. Der Frieden in Europa ist nie etwas anderes gewesen. So wie der Faschismus eine weißglühende Episode in dem vierhundertjährigen kapitalistischen Weltkrieg war, ein geographischer Lapsus, Genozid in Europa, statt, was die Norm war und ist, in Südamerika, Afrika Asien. Wir reden aneinander vorbei, wenn wir auf der Ebene der Macht miteinander reden. Wir reden aneinander vorbei, wenn wir unsere Differenzen zudecken, statt sie zu formulieren. Wenn wir über die gleichen Waffen reden, reden wir über die gleichen und über verschiedene Dinge. Rüstung in der kapitalistischen Welt erhält und schafft Arbeitsplätze, das Gegenteil muss noch bewiesen werden. Rüstung in unserer Welt senkt nicht nur das materielle Lebensniveau, das beweist sich in unserem Alltag. Auch die Friedensbewegung, wenn sie sich als blauäugige Einheit 9 versteht, wiederholt das Trauerspiel der Kinderkreuzzüge. Hinter der Frage „Krieg oder Frieden“ steht mit der nuklearen Drohung die schrecklichere Frage, ob noch ein anderer Frieden denkbar ist als der Frieden der Ausbeutung und der Korruption. Der Albtraum, dass die Alternative „Sozialismus oder Barbarei“ abgelöst wird durch die Alternative „Untergang oder Barbarei“. Das Ende der Menschheit als Preis für das Überleben des Planeten. Eine negative Friedensutopie. Ich hätte gern, dass auch davon gesprochen wird. Ich möchte noch nicht glauben, dass in dieser Lage Subversion mehr kann als Diskussion. Ich rede nicht von der Subversion der Kunst, die notwendig ist, um die Wirklichkeit unmöglich zu machen. Danke. Aus dem Protokoll der Berliner Begegnung zur Friedensförderung 1981 – Müllers kurz zuvor fertiggestellte Hamletmaschine durfte in der DDR erst nach der Wende aufgeführt werden. Zu seinem 20. Todestag inszeniert Christina Tscharyiski diesen „Höllenwitz auf Shakespeare“ (Der Spiegel) nun im Vestibül des Burgtheaters. Wassa Schelesnowa/ Maxim Gorki Mit Alina Fritsch Frida-Lovisa Hamann Sabine Haupt Tino Hillebrand Peter Knaack Dietmar König Christiane von Poelnitz Aenne Schwarz Martin Vischer Andrea Wenzl Regie: Andreas Kriegenburg PREMIERE Christiane von Poelnitz PREMIERE 22. Oktober 2015 Burgtheater Weitere Termine: 24., 27., 30. Oktober 2., 5., 13., 15., 29. November Andreas Kriegenburg, geboren 1963 in Magdeburg, arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich als Regisseur und Bühnenbildner. Von 1999 bis 2001 war er Hausregisseur am Burgtheater. Andreas Kriegenburg Utopie Mütter Mit Gorkis komischer Tragödie Wassa Schelesnowa kehrt der Regisseur Andreas Kriegenburg ans Burgtheater zurück. Kurz nach Probenbeginn sprach seine Dramaturgin Eva-Maria Voigtländer mit ihm über die Mütter als Zeichen der Zukunft, über Systemfehler, Wodka und die Oktoberrevolution. EVA-MARIA VOIGTLÄNDER Maxim Gorki hat zwei Fassungen von Wassa Schelesnowa geschrieben. Die erste 1910 noch unter dem Eindruck der ersten, blutig niedergeschlagenen russischen Revolution von 1905 und die zweite 1936, lange nach dem Sieg der Bolschewiki in der Oktoberrevolution. Sie haben sich für die erste Variante entschieden. Warum? ANDREAS KRIEGENBURG Man kann spöttischerweise eigentlich sagen, über die zweite ist die Zeit hinweggegangen. Es ist so, dass Gorki sehr beeindruckt war von der Bewegung der gesellschaftlichen Umwälzung. Das Motiv taucht auch in der ersten Fassung auf, die Euphorie, die formuliert wird gegenüber den Aufständen, dem gesellschaftlichen Großreinema11 chen, und Gorki versucht ja auch in der zweiten Fassung, die Möglichkeit der Veränderung dem Niedergang einer bestimmten Epoche entgegenzusetzen. Das hat etwas sehr Optimistisches. Heute haben wir aber erlebt, dass dieses Aufbrechen in eine neue Zukunft, Aufbrechen in eine andere gesellschaftliche Alternative nicht funktioniert hat, sondern dass sich eigentlich das System des Kapitalismus, das System des Marktes, der Gewinnmaximierung durchgesetzt hat gegenüber dem vom Konzept her eigentlich humanistischeren Prinzip des gemeinsamen Produzierens. Insofern ist es für uns viel naheliegender, die dunklere, die bösere, vielleicht sogar zynischere Variante zu spielen, die fast keinen Ausblick auf eine gesellschaftliche Umwälzung bietet, sondern die höchstens den Ausblick auf eine andere Geschlechterwahrnehmung aufzeigt. Eine Fassung, die damit endet, dass wir einen schmalen Hoffnungsstreif am Horizont wahrnehmen. Die Hoffnung, dass die Müttergeneration etwas vernünftiger und auch humaner handelt und sich so tatsächlich zu einer Kraft zusammenfindet, die das permanente Zerbrechen von Familie aufzuhalten schafft. Die Mütter sind ja die Einzigen, an die sich das Motiv von Morgen oder das Motiv von Zukunft noch knüpft. Wie haben die Zeitumstände, in denen Gorki seine erste Wassa geschrieben hat, Einfluss genommen auf Ihr Konzept? Wir leben ja in einer Zeit, die eigentlich bestimmt ist von zwei völlig gegensätzlichen Bewegungen oder Strömungen. Oder man sollte eher sagen, bestimmt von Zuständen: der eine Zustand ist die „Nichtbewegung“, die immer stärker oder vertrauter werdende Stabilität eines Systems, fast das Erstarren eines Systems. Wir leben in einer Zeit, in Keiner hat mehr die Vision: in welcher gesellschaftlichen Alternative könnte man denn leben? der man sich daran gewöhnt hat, dass unser gegenwärtiges System eigentlich alternativlos ist. Ein fataler Vorgang, der, glaube ich, seinesgleichen sucht in der Geschichte: Keiner hat mehr die Vision: in welcher gesellschaftlichen Alternative könnte man denn leben? Auf der anderen Seite leben wir in einer Zeit, in der die gesellschaftliche Stabilität, diese lähmende Gewissheit der Gesellschaft, ohne Alternative zu sein, in Frage gestellt wird durch die Flüchtlingsbewegung. Das System, das sich von innen her ganz sicher fühlt, wird von außen her so vehement infiltriert, dass es sich neu befragen muss. Neu befragen nach dem Begriff Humanität, nach der Bedeutung von Solidarität. Das sind zwei Zeitphänomene, die im Moment aufeinander treffen, und ich erlebe das als Glücksumstand. Wir rutschen wieder in eine Zeit, in der man denkt: es kann sich etwas bewegen, mal sehen, wo es hingeht. Das kann in verschiedene Richtungen gehen. Das kann auch dazu führen, dass Europa sagt, jetzt machen wir die Schotten wirklich dicht, jetzt müssen wir die Zäune wieder hochziehen, jetzt müssen wir die Tore wieder schließen. Oder es kann sein, dass Europa tatsächlich ein neues Selbstverständnis gewinnt – sowohl nach innen, was die Fähigkeit zu Hilfe, zu Liebe, zu Solidarität betrifft, als auch nach außen, was die Verantwortung betrifft gegenüber den eigenen Taten und der eigenen Mitschuld. Schuld an den Konflikten, die diese Flüchtlingsströme auslösen. Ich betrachte es als einen wirklich ergreifenden Moment, dass die Waffenlieferungen aus Deutschland tatsächlich Tagesgespräch werden können. „Handelsbeziehungen“, die über Jahrzehnte auch einen Teil der europäischen oder der deutschen Wirtschafts- und Exportmacht ausgemacht haben, über die man immer zynisch hinweggegangen ist bei der eigenen Wirklichkeitswahrnehmung und -beschreibung, „wuchern“ plötzlich in die Küchenund Alltagsgespräche hinein. Wir haben jetzt über die Systeme gesprochen. Wie prägt ein System das Menschenbild? Was sind diese Gorkischen Menschen für Menschen im Unterschied zu den Personen seines Zeitgenossen und Schriftstellerfreundes Anton Tschechow? Und wie binden Sie dieses Menschenbild an unser heutiges an? Das Faszinierende an dem Stück Wassa Schelesnowa ist, dass es ja nicht daherkommt wie eine direkt und platt formulierte Kapitalismuskritik, sondern es ist ja demgegenüber fast spannender zu beobachten, wie Gorki ein Familiengefüge beschreibt, ein Familiengefüge, welches entstanden ist in den Zwängen eines ganz bestimmten Systems und welches, diesen Zwängen folgend, so nach und nach moralische Kategorien eingebüßt hat. Völlig dahingestellt, wie 12 freiwillig oder wie erzwungen das war, aber wir beobachten, dass die einzelnen Figuren innerhalb der Familie an einen Punkt kommen, wo sie für sich Ungeahntes formulieren. Momente, in denen sie darüber nachdenken, wie man Familienmitglieder über die Klinge springen lassen, umbringen kann. Natürlich diktiert vom System, aber gleichzeitig auch innerhalb dieses Gefängnisses Familie, also auch gefangen in der gegenseitigen Verantwortung und – für die Figur der Wassa gilt Wir haben einen Samowar. Wir haben Teetassen. Wir haben die Wodkaflasche. das besonders stark – gefangen in der Enttäuschung, was „aus ihr kam“ und ihr Erbe sein wird. Das ist ja das Faszinierende, dass wir nicht so sehr mit der Analyse eines Systems konfrontiert werden, sondern mit einer ganz, ganz berührenden Familiengeschichte: Wie eine Dynastie vergeht. Sie haben mit den Schauspielern über „zwei Ebenen von Realismus“ in dieser Inszenierung gesprochen, einmal die „Bühnenrealität“ und einmal das „Psychogramm einer Familie“. Wie gehen Sie mit diesen Ebenen um? Es gibt tatsächlich für mich als Arbeitsansatz diese zwei gleichberechtigten Ebenen. Auf der einen Seite haben wir eine weitgehend stilisierte Bühne. Wir haben natürlich lauter Versatzstücke eines historischen Bezuges – oder auch des Ambientes: Wir haben einen Samowar. Wir haben Teetassen. Wir haben die Wodkaflasche. Wir haben Figuren, die historisch kostümiert sind oder „in ihre Zeit hinein“ kostümiert sind, und haben aber gleichzeitig keine Abbildung von Großbürgerwohnung. Es gibt keine Wände, keine Begrenzung, sondern diese fliegende, schwebende, schwankende, instabile Fläche, eigentlich eine Art Bretteltheater. Eine Brettelbühne auf der Bühne und dadurch einen theatralisierten Zugang zur Geschichte. Gleichzeitig sagen wir aber, wir zeigen ein sehr intimes Kammerspiel mit nicht einmal einem Anflug von Ironie der Figuren. Wir möchten Figuren von einer sehr, sehr hohen Authentizität auf der Bühne zeigen. Figuren, die sich nicht selber noch einmal reflektieren. Die Schauspieler reflektieren nicht die Bühne, sondern bleiben tatsächlich auch in der Bühnenrealität gefangen. Sie haben von den Müttern gesprochen, von den Müttern, die für Sie das Utopische sind. Was sind denn für Sie die Bindekräfte in dieser Familie? Es sind diese zwei zueinanderstrebenden oder meinetwegen auch auseinanderstrebenden Zeiten, die Gegenwart und die Zukunft. Es gibt eine unglaublich schöne, unglaublich sinnige Formulierung. Als Heiner Müller gefragt wurde, wie er den Unterschied zwischen DDR und BRD beschreiben würde, also zwischen dem Ostsystem und dem Westsystem, sagte er: „Der Osten bestand nur aus Vergangenheit und Zukunft, weil das System sich darüber rechtfertigte zu sagen, wir kommen daher, aus der antifaschistischen Bewegung, und mit dem Schicksal, welches Ihr jetzt erleiden müsst, erkauft Ihr die rosige Zukunft für Eure Kinder.“ Dem gegenüber: Der Westen besteht nur aus Gegenwart. Das ist das Dilemma, in dem sich auch diese Figur Wassa befindet, dass sie quasi von der Gegenwart annektiert ist. Sie muss immer reagieren auf das, was jetzt als Allernächstes passiert. Es fällt ihr unglaublich schwer, weil sie nicht genügend Material hat, eine Ahnung aufzubauen, was von ihr bleiben wird, was ihre Zukunft sein wird. Das Muttermotiv ist aber: zu gebären, zu schaffen, sich fortzusetzen, in die Zukunft zu investieren. Das ist ja das große Motiv ihrer Schwiegertochter, mit der sie zusammen den Garten bewirtschaftet. Der Garten als das Motiv der Zukunft, des Werdens, der Pflege, der Hege. Das ist das Dilemma, in dem Wassa lebt, dass sie in ihren Söhnen keinerlei Investition für die Zukunft spürt und dass die Söhne tatsächlich auch völlig Menschen ihrer Zeit sind, Menschen, die sich überhaupt nicht dafür interessieren, was aus der Firma, was aus der Familie werden wird. Söhne, die sich völlig aus den Traditionslinien herausnehmen und in einer für uns ganz bekannten Egomanie sagen, erst einmal muss ich mich verwirklichen, Trailer Maxim Gorki Wassa Schelesnowa Gewissen 2 Geld 3 Krankheit 4 Betrug 5 Schulden 6 Mutterliebe 7 Arbeit 8 Erbschaft 9 Kindsmord 10 Freiheit 1 10 Wörter – Ein Stück und wer dabei über die Klinge springt, ist mir eigentlich egal. Da gibt es einen tiefen Schnitt zwischen den Geschlechtern. Also, wir haben ja tatsächlich drei Mütter, die in ihrem Muttersein immer wieder auch angegriffen werden – entweder sterben die Kinder oder sie sind missraten oder verkrüppelt – und die aber mit ungeheurer Konsequenz und Kraft danach drängen, eigentlich diese Mutterrolle sowohl im menschlichen als auch gesellschaftlichen Sinne für sich einzulösen. 13 Dann wären diese Gorkischen Mütterfiguren im Grunde „utopiefähiger“ als z. B. Tschechow-Figuren? Ja, die Tschechow-Figuren – Tschechow ist ja nach meinem Erlebnis in der Beschreibung des Unterganges viel genauer, aber bleibt darin auch verhaftet. Gorki ist ja böser, gröber, aber auch analytischer, wohingegen Tschechow, denke ich mal, noch blickgenauer ist. Eine letzte Frage, die sich schon bei der ersten Lektüre einstellt, aber umso deutlicher, je mehr man den Probenfortgang beobachtet: „Ist es eine Tragödie? Ist es eine Komödie?“ Es ist eine Tragödie mit sehr, sehr komischen Zügen. Wobei, es auch nicht wirklich eine Tragödie ist, weil es letztendlich ja ein öffnendes Ende gibt. Es ist ein Drama. Und da es von unglaublich vielen „Gefangenheiten“ und der Verweigerung von Freiheit „Ist es eine Tragödie? Ist es eine Komödie?“ handelt, ist es auch ein sehr bedrückendes, bedrängendes Drama. Aber es hat – und darin findet sich die Qualität von Gorkis Beobachtungsgenauigkeit – es hat ja auch sehr, sehr komödiantische Züge. Wenn man in jede Familie hineinfokussiert, kann man ab einem bestimmten Beobachtungsabstand immer auch darüber lachen, wie Vater und Mutter einander anschreien und die Kinder die Köpfe einziehen und ihr Süppchen kochen. Und man entdeckt, dass man auch mit großer Vergnügtheit und tatsächlich auch mit einer Heiterkeit den Abend begleiten kann. Pünktchen und Anton/ Erich Kästner Familienstück ab 7 Jahren Mit Brigitta Furgler Dirk Nocker Robert Reinagl Sylvie Rohrer Martin Schwab Dunja Sowinetz Adina Vetter und den Kindern Fiona-Alexia Fock/ Cilli Raftl/Zoe Raftl, Noah Fida/Florian Klingler, Peter Medek/Merlin Miglinci u.a. Regie: Cornelia Rainer PREMIERE 7. November Kasino Weitere Termine: 9., 14., 15., 19., 23., 24. November Schulvorstellungen: 16., 20., 24. November PREMIERE Liebe Kinder, da sitzt ihr nun, alphabetisch oder nach der Größe sortiert, zum erstenmal auf diesen harten Bänken. Euch ist bänglich zumute, und man kann nicht sagen, daß euer Instinkt tröge. Eure Stunde X hat geschlagen. Das Leben nach der Uhr beginnt, und es wird erst mit dem Leben selber aufhören. Früchtchen seid ihr, und Spalierobst müßt ihr werden! Aufgeweckt wart ihr bis heute, und einwecken wird man euch ab morgen! Hat es den geringsten Sinn, euch auf einen solchen Weg Ratschläge mitzugeben? Laßt es mich immerhin versuchen, denn ich habe nie vergessen, wie mir zumute war, als ich selber zum erstenmal in der Schule saß. Damit wären wir schon beim wichtigsten Rat angelangt: Laßt euch die Kindheit nicht austreiben! Schaut, die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut. Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt. Ihr Leben kommt ihnen vor wie eine Dauerwurst, die sie allmählich aufessen, und was gegessen worden ist, existiert nicht mehr. Aber müßte man nicht in seinem Leben wie in einem Hause treppauf und treppab gehen können? Was soll die schönste erste Etage ohne das Erdgeschoß mit der knarrenden Haustür und der scheppernden Klingel? Nun – die meisten leben so! Sie stehen auf der obersten Stufe, ohne Treppe und ohne Haus, und machen sich wichtig. Früher waren sie Kinder, dann wurden sie Erwachsene, aber was sind sie nun? Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch! Haltet das Katheder weder für einen Thron noch für eine Kanzel! Der Lehrer ist kein Schulwebel und kein lieber Gott. Er weiß nicht alles, und er kann nicht alles wissen. Wenn er trotzdem allwissend tut, so seht es ihm nach, aber glaubt es ihm nicht! Gibt er hingegen zu, daß er nicht alles weiß, dann liebt ihn! Denn dann verdient er eure Liebe. Und da er im übrigen nicht eben viel verdient, wird er sich über eure Zuneigung von Herzen freuen. Nehmt auf diejenigen Rücksicht, die auf euch Rücksicht nehmen! Das klingt selbstverständlicher, als es ist. Und es gelingt nicht immer. Doch man muß es stets von neuem versuchen. Seid nicht zu fleißig! Bei diesem Ratschlag müssen die Faulen weghören. Er gilt nur für die Fleißigen, aber für sie ist er sehr wichtig. Das Leben besteht nicht nur aus Schularbeiten. Der Mensch soll lernen, nur die Ochsen büffeln. Der Kopf ist nicht der einzige Körperteil. Man muß nämlich auch springen, turnen, tanzen und singen können. Erich Kästner: Ansprache zum Schulbeginn 14 Erich Kästner im Alter von acht Jahren. Er war „der beste Schüler und der bravste Sohn“, so sagte er später von sich, „ein patentierter Musterknabe“. AUSLE SE Jemand, der sich in Gott versenkt, ist nun mal keine Zeitungsmeldung. Der Blick auf das Fremde Der vielfach ausgezeichnete Islamwissenschaftler und Autor Navid Kermani versenkt sich in seinem neuen Buch in die christliche Bilderwelt – und verspürt „Ungläubiges Staunen“ – eine Auslese. Was Navid Kermani als Nicht-Christ am Christentum bewundert: Ganz eindeutig ist es das Moment der Feindesliebe, das ist ein revolutionärer Gedanke gewesen, der ja auch in andere Religionen Eingang gefunden hat. Ein Gedanke, den Sie im Islam ganz dezidiert finden, innerhalb des sufischen Islams speziell, auch im Koran übrigens. Was die Sufis gesehen haben am Christentum, war vor allem dieses Moment der Liebe, die über das eigene Kollektiv hinausgeht. Navid Kermani Navid Kermani Ungläubiges Staunen Buchpräsentation und anschließendes Gespräch mit Navid Kermani und Stefan Gmünder In Zusammenarbeit mit dem C.H. Beck Verlag AKADEMIETHEATER 4. November, 20 Uhr Ein Beispiel dafür, wie er mit den Kirchen in Berührung gekommen ist: Da ist dieses Bild des iranischen Großvaters, der 1963 die Familie in Deutschland besucht und zu den Gebetszeiten sein Gebet einhalten muss – und er sucht immer eine Kirche. Und er betet immer in der Kirche. Er hat seinen kleinen Teppich dabei, und er betet. Er hatte 1963 offenbar nirgends ein Problem. Er konnte sehr gut Französisch. Man sah ihn dann oft noch schwatzen mit dem Pfarrer oder mit einer Nonne beim Herausgehen. Weder der Pfarrer, noch die Nonne, noch der Mönch, noch mein Großvater fanden das irgendwie bemerkenswert. Das war vollkommen normal, dass man mit seinem muslimischen Gebetsteppich auch in einer Kirche in einer Ecke betete. 15 Wenn christliche Intellektuelle sich in islamische Mystik vertiefen würden: Das sieht man auch an Goethe. In der Art und Weise, wie Goethe sich in die islamische Mystik versenkt und einige der wunderschönsten Gedichte der Weltliteratur hervorgebracht hat – das ist ein sehr bereichernder Vorgang, sich auf das Fremde einzulassen, einerseits weil einem Dinge auffallen, die man innerhalb der Kultur gar nicht sieht, weil sie so selbstverständlich sind, und weil man durch den Blick auf das Fremde immer wieder sich selbst neu kennenlernt. Die mediale Öffentlichkeit beschäftigt sich eher mit Salafisten als mit Mystikern: Ja – weil die Dschihadisten Bomben legen. Das ist nun mal medial im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Jemand, der sich in Gott versenkt, ist nun mal keine Zeitungsmeldung. Aber natürlich haben wir als Schriftsteller und Wissenschaftler auch die Aufgabe, das Ganze zu sehen und nicht nur auf die Zeitungsmeldung zu schauen, sondern sie in unsere Schriften und Beobachtungen einzuordnen. Engel des Vergessens/ Maja Haderlap Mit Gregor Bloéb Sven Dolinski Alina Fritsch Sabine Haupt Alexandra Henkel Michael Masula Rudolf Melichar André Meyer Petra Morzé Elisabeth Orth Matthias Jakisic (Musiker) Andreas Radovan (Musiker) Regie: Georg Schmiedleitner 9., 17., 18., 23., 26. Oktober 8., 10., 16., 19., 22. November AKADEMIE Gregor Bloéb, Alina Fritsch, Elisabeth Orth, Alexandra Henkel Vielstimmiges Österreich BasBariTenori Mehr .Stimmig – Več .Glasno Über die Ursprünge des Singens und lange verdrängte kulturelle Traditionen Mit Willi Resetarits und Maja Haderlap sowie den Chören „Danica“ und „BasBariTenori“ Lange war sich in Österreich kaum jemand der Mehrsprachigkeit des Landes bewusst. Die bloße Existenz der österreichischen Volksgruppen rückte lediglich dann in den Fokus der Öffentlichkeit, wenn es wieder mal um die Aufstellung oder leider auch: die Entfernung zweisprachiger Ortstafeln in Kärnten und im Burgenland ging. Anlässlich der Dramatisierung von Engel des Vergessens, ihrem Erfolgsroman über die Geschichte der Kärntner Slowenen, haben wir Maja Haderlap eingeladen, einen Abend über eine beinahe vergessene kulturelle Tradition zu gestalten. AKADEMIETHEATER 25. Oktober, 19 Uhr Maja Haderlap und ihr Gast Willi Resetarits werden gemeinsam mit dem Gemischten Chor „Danica“/Mešani pevski zbor „Danica“ aus Kärnten und der A-cappella-Formation „BasBariTenori“ aus dem Burgenland über ihre sehr persönlichen Zugänge zur slowenischen beziehungsweise kroatischen Gesangstradition erzählen. Am Vorabend des österreichischen Nationalfeiertags möchten wir ins Bewusstsein rufen, dass das kulturelle Gesicht dieses Landes ein mehrsprachiges, ein vielstimmiges ist, auch wenn man dies lange verdrängen und übersehen wollte. Mehr. Stimmig/Več.Glasno ist ein Abend über die Ursprünge und Anlässe des Singens – und zweifellos auch ein Anlass zum Singen – im Akademietheater. 17 Burgtheater 1776 – 1955 – 2015 Benefizmatinee für Flüchtlinge Mit Elisabeth Augustin Klaus Maria Brandauer Maria Happel Dorothee Hartinger Josef Haslinger Sabine Haupt Philipp Hauß Mavie Hörbiger Daniel Jesch Johannes Krisch Katharina Lorenz Birgit Minichmayr Nicholas Ofczarek Elisabeth Orth Christiane von Poelnitz Julya Rabinowich Martin Schwab und den Musikern Mohanad Akkash Hadil Mirkhan Mohamad Fityan sowie Wladigeroff Brothers u.a. BURGTHEATER 11. Oktober, 11 Uhr Ab ca. 13 Uhr finden im Vestibül und im Pausenfoyer weitere Lesungen zum Thema statt. Wien, Burgtheater 1955 Aleppo 2015 BENEFIZ Wie kann ein Mensch illegal sein? „Der Fortgang unserer Ziele ist unaufhaltsam, ach, wären wir bloß schon dort, wo die Ziele sind! Bis dahin werden die Ziele weitergegangen sein als wir, Sie werden es erleben, wir leider auch. Das Ziel wird dort sein, wo wir nicht mehr über uns selbst hinausgehen müssen, wo es sich selbst findet und der Begriff Deutschland dem Ziel Deutschland entspricht und der Begriff Schweden dem Ziel Schweden. Unser Fortgang dorthin ist unaufhaltsam, da können Sie kontrollieren, soviel Sie wollen, es wird sich immer auf unser natürliches Leben beschränken, und mehr können Sie nicht kontrollieren. Wenn wir in den Tod hinausgerissen werden, können Sie es nicht mehr beeinflussen. Dazu sind Sie zu beschränkt, ja, und da ist schon wieder so ein Schranken. Wir steigen oben drüber oder kriechen unten durch, und weiter gehts, das Hinausgehen über den Schranken, schon haben wir ihn hinter uns, und die Leere endigt, oder eine neue beginnt. Wir werden ja sehn.“ Aus: Elfriede Jelinek Die Schutzbefohlenen: Appendix 19 Vor 60 Jahren, am 14. Oktober 1955, wurde das im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Burgtheater feierlich wiedereröffnet. Anstelle eines Festakts werden Ensemble und Direktion gemeinsam mit Schrifstellerinnen und Schriftstellern im Rahmen einer Benefiz-Matinee einen Appell an die „europäische Humanität“ (Stefan Zweig) richten. Es wird syrische Musik und Lesungen aus verschiedensten Texten geben – unter anderem aus Elfriede Jelineks jüngst publiziertem „Appendix“ zu den Schutzbefohlenen. Michael Thalheimers Inszenierung dieses heute fast prophetisch anmutenden Stücks kehrt zudem am 10. Oktober auf die Burg-Bühne zurück. Im Anschluss an jede Vorstellung sammeln wir weiterhin für die Flüchtlingshilfe der Caritas. Eine Sonderausgabe des Burg Magazins zum 60. Jahrestag der Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer Festschrift von Hilde Haider-Pregler liegt ab dem 11. Oktober gratis in allen Foyers auf. Der Revisor/ Nikolai Gogol Mit Franz J. Csencsits Brigitta Furgler Maria Happel Maria Lisa Huber Dietmar König Fabian Krüger Dörte Lyssewski Michael Maertens Dirk Nocker Johann Adam Oest Martin Reinke Falk Rockstroh Hermann Scheidleder Oliver Stokowski Liliane Zillner u.a. Regie: Alvis Hermanis 9., 23., 26. Oktober 8., 22., 26. November BURG Dirk Nocker, Franz J. Csencsits, Hermann Scheidleder, Johann Adam Oest, Michael Maertens. Martin Reinke, Falk Rockstroh, Dietmar König MAUERSCHAU Was liegt der Krise um die Ukraine zugrunde? Wie reagieren die Menschen auf den ungeheuren Druck von außen, aber auch von innen? Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, haben wir zwei hervorragende ukrainische Intellektuelle eingeladen: die Künstlerin und Schriftstellerin Yevgenia Belorusets bereist immer wieder den Osten des Landes, um mit den Menschen zu sprechen und sie zu porträtieren. Mit ihren Fotos aus dem umkämpften Donbas hat sie heuer bei der Kunstbiennale in Venedig für Aufsehen gesorgt – eines der Bilder sehen Sie auf dieser Seite. Yaroslav Hrytsak ist einer der führenden ukrainischen Historiker und Publizisten. Grenzgänger Grenzdenker – Die Krise um die Ukraine: Auswirkungen und Ausblicke Yevgenia Belorusets und Yaroslav Hrytsak im Gespräch mit Martin Pollack Wir müssen in der Wahrheit leben Martin Pollack über die Krise in der Ukraine 22 Es lesen Sabine Haupt und Philipp Hauß. In Kooperation mit ERSTE Stiftung und Die Presse KASINO 8. Oktober, 20 Uhr Zeiten der Krise und des Krieges sind immer eine Herausforderung für die Literatur. Wir – als Intellektuelle, als Schriftsteller – müssen eine Entscheidung treffen. Es gibt zwei Möglichkeiten. Die erste scheint einfach und simpel. Wir können unsere Augen und Ohren verschließen, wegschauen und so tun, als wäre alles nicht so schlimm. Wir könnten vorspiegeln, dass eine Aggression keine Aggression ist, eine Invasion keine Invasion. Ich nenne das die Option der Politiker, denn das ist genau das, was viele westliche Politiker im Moment tun. Sie ziehen es vor, die Dinge so zu sehen, wie sie sie sehen wollen. Das nennt man Wunschdenken. Aggression und Invasion sind so hässliche Worte und, was noch wichtiger ist, sie sind schlecht fürs Geschäft. Daher versuchen sie diese schmutzigen Worte zu vermeiden, denn sie zu gebrauchen, würde andere Leute verärgern, unter anderem den Präsidenten eines großen, wichtigen Landes. Er beharrt darauf, dass es von seiner Seite keine Aggression gibt, dass er nie einen einzigen Soldaten über die Grenze geschickt hat, geschweige denn Panzer, Raketen, Waffen. Sehr viele Politiker ziehen es vor, ihm zu glauben – oder zumindest so zu tun. Es wäre schließlich unhöflich, ihn einen Lügner zu nennen – und es wäre schlecht, sehr schlecht fürs Geschäft. Und das Geschäft ist, wie wir alle wissen, sehr wichtig. So einfach ist das. Aus diesem Grunde reagieren so viele unserer Politiker auf die fortlaufende Krise, indem sie es vermeiden, das Offensichtliche beim Namen zu nennen, indem sie sich nach hinten verbiegen, drehen und krümmen, um nur ja nicht zu sehen, was wirklich passiert. Wenn man sie über die Geschehnisse in der Ukraine sprechen hört, ist man überrascht, wie viele Möglichkeiten die deutsche Sprache bietet, um die Erwähnung der Worte Aggression und Invasion zu vermeiden. Ich komme aus Österreich, also weiß ich, wovon ich rede. Unsere Politiker sind ein schändliches Beispiel für diese Doppelzüngigkeit und dieses geistige Drehen und Winden. Wir, als Schriftsteller jedoch, dürfen diesem Beispiel nicht folgen, es ist uns nicht erlaubt zu lügen und die Worte zu verdrehen, bis sie ihre Bedeutung verlieren. Wir müssen die Wahrheit sagen; ansonsten verlieren wir unsere Würde und den Grund unseres Seins. Wenn Literatur anfängt zu lügen, hört sie auf, 23 als Literatur zu existieren und wird zur Propaganda. Und Propagandaliteratur ist wertlos, sie ist Schund oder Schlimmeres. Wir dürfen daher nicht teilnehmen an diesem Wettbewerb des Lügens und Betrügens. Wir müssen unsere Stimmen erheben, wir müssen schreiben (und übersetzen) und die Wahrheit sagen. Wir müssen in der Wahrheit leben, wie Václav Havel gesagt hat, und für uns bedeutet das, dass wir die Wahrheit schreiben müssen. Es wäre freilich leichter zu schweigen, in unsere sicheren, bequemen Länder zurückzukehren und alles zurückzulassen, das Elend und die Aggression und die Lügen der Propaganda. Aber wir schulden es unseren Freunden in dieser Stadt, in diesem Land, nicht zu schweigen. Wir schulden Euch unsere Freundschaft, unsere Solidarität und unsere Hilfe. Wann, wenn nicht in Zeiten wie diesen? Und wir sind uns dessen bewusst, dass wir damit in unserem eigenen Interesse handeln. Denn wir wissen, was auf dem Spiel steht. Nicht nur die Integrität der Ukraine, nein, unsere eigene Zukunft steht auf dem Spiel, und die Zukunft Europas. Denn in diesem Konflikt geht es um Europa, um die Seele unseres Kontinents. LITERATUR Thomas Bernhard – Eine Biografie Es lesen Kirsten Dene und Ignaz Kirchner. Im Anschluss Gespräch mit Autor Manfred Mittermayer und Hermann Beil Moderation: Katja Gasser In Zusammenarbeit mit dem Residenz Verlag BURGTHEATER 20. Oktober, 17.30 Uhr Thomas Bernhard auf 10.324 Seiten Präsentation der Thomas Bernhard-Werkausgabe Es lesen Mavie Hörbiger Dörte Lyssewski Michael Maertens Claus Peymann In Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag AKADEMIETHEATER 28. November, 20 Uhr 24 Das Werk Auf der Erde und in der Hölle: Thomas Bernhard komplett Der Herbst steht einmal mehr im Zeichen des Übertreibungskünstlers und Geschichtenzerstörers, des Weltliteraten Thomas Bernhard. Gemeinsam mit dem Autor Manfred Mittermayer werden die Bernhard-Weggefährten Kirsten Dene, Ignaz Kirchner und Hermann Beil die im Residenz Verlag erschienene neue Biografie des Heldenplatz-Dichters präsentieren, in der dessen wesentliche Prosatexte und Dramen in Bezug zu einem – untrennbar mit der Nachkriegsgeschichte verwobenen – Lebenswerk gesetzt werden: eine große Erzählung, die von Bernhards „Herkunftskomplex“ bis zu seinem viel zu frühen Tod nach jahrelanger Krankheit reicht. Im November erscheinen zudem endlich die letzten von 10.324 Seiten – die vom Suhrkamp Verlag herausgegebene Bernhard-Werkausgabe in 22 Bänden ist damit vollendet. Anlässlich der Buchpräsentation bitten wir Sie, liebes Publikum, um Vorschläge: welche BernhardTexte würden Sie gerne hören? Die Titel mit den meisten Stimmen werden im Akademietheater von Ensemblemitgliedern gelesen. Wünsche bitte an: [email protected] Als kleine Orientierungshilfe hier eine unvollständige, durch und durch subjektive Liste mit zehn Favoriten der Redaktion – naturgemäß können Sie aber auch jeden anderen BernhardText vorschlagen. 1. Die Ursache, Der Keller, Der Atem, Die Kälte, Ein Kind Wie man der wurde, der man ist. Die fünf grundlegenden, autobiografisch geprägten Texte Bernhards finden sich in der Werkausgabe erstmals in einem Band versammelt. 2. Amras Zwei Brüder, ein Turm und die „Tiroler Epilepsie“. 3. Ritter, Dene, Voss „Intelligente Schauspieler“ (Notiz von T. B., Juni 1984) 8. Viktor Halbnarr „Ein Wintermärchen nicht nur für Kinder“: Viktor Halbnarr wettet mit dem Mühlenbesitzer, dass er trotz seiner Holzbeine in einer Stunde durch den Schnee von Traich nach Föding bis zur Kirche laufen könne. 9. Der Stimmenimitator 104 Miniaturen. Jeder Satz weist mindestens einmal ein „naturgemäß“ auf. 10. Holzfällen Es hat immer Lieblingsschauspieler gegeben, aber niemals einen Lieblingsburgtheaterdirektor. 4. Alte Meister Tintoretto im Kunsthistorischen Museum, der Hass auf die Menschen – und die Menschen als einziger Lebenszweck. Ambiente Qualität Service www.leporello.at 5. Der Untergeher „Kein spontaner Akt der Verzweiflung“. Glenn Gould oder nicht Glenn Gould? 6. Das Kalkwerk Wer ungestört eine Studie über das menschliche Gehör verfassen möchte, zieht am Besten gemeinsam mit seiner Frau in ein altes, abgeschiedenes Kalkwerk. 7. Heldenplatz Zum 100-jährigen Eröffnungsjubiläum der Burg am Ring – und zum 50. Jahrestags des „Anschlusses“. 25 W er jetzt kein BernhardBuch hat, kauft sich keines mehr ... Oder doch? Die Leporello-Buchhandlung im Burgtheater ist immer eine Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet und bietet neben einer großen Auswahl aus Bernhards Werk auch allerlei anderes Erlesenes. NICHT VERSÄUMEN Ein Schlafplatz für Mutter und Kind Der Mann ohne Eigenschaften Robert Musil in Fortsetzungen gelesen von Ignaz Kirchner Benefizabend zugunsten der Caritas. Dorothee Hartinger spielt Die Wand. Im Anschluss Podiumsdiskussion Kasino, 12.10., 19 Uhr Mit dem Besuch dieser Veranstaltung zum Preis von € 25,- unterstützen Sie die Mutter-Kind-Projekte der Caritas. Zudem können Sie mit einer Spende von € 33,- einer obdachlosen Mutter und ihren Kindern eine Nacht im Mutter-Kind-Haus schenken. Auch in dieser Spielzeit liest Ignaz Kirchner (in der Regel jeden 1. Sonntag im Monat) aus einem der Meisterwerke der europäischen Literatur. Burgtheater Blaues Foyer, 1.11. 11 Uhr Alvis Hermanis’ Erfolgsinszenierung Platonov wird am 25. November im Akademietheater wiederaufgenommen. Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke von und mit Joachim Meyerhoff Dorothee Hartinger Junge Burg VorstellBar Buchpremiere Von einem, der auszog, Schauspieler zu werden – und bei den Großeltern einzieht. Auch im dritten Roman von Joachim Meyerhoff verbinden sich Komik und Tragik zu einem fulminanten Vergnügen. Akademietheater, 12.11., 20 Uhr Zum ersten Mal in dieser Saison zum Thema Flucht-Gedanken: Die Open Stage für Mutige ab 16 Jahren. Theater spielen, zaubern, tanzen, singen, slammen, performen oder ein anderes außergewöhnliches Talent zum Besten geben und das in 10 Minuten. Alle anderen sind als Zuschauer herzlich willkommen! Kasino, 28. November, 20.30 Uhr Anmeldungen für Beiträge: [email protected] +43 676 8996 5996 Auch Spontanbeiträge sind möglich. Vergabe der Eintrittsbänder zu € 7,50 ab 19 Uhr, Einlass ab 20 Uhr Ignaz Kirchner Kasino Matinee Haide Tenner im Gespräch mit Karin Bergmann Theater als Expedition ins Unbekannte Was war, was kommt noch in dieser Saison, und wo steht das Theater zwischen Vergangenheit und Utopie? Fragen an Direktorin Karin Bergmann zum Programm des „Theater des Jahres 2015“. Kasino, 8.11., 11 Uhr Joachim Meyerhoff 26 Unsere neuen Serviceangebote für Sie Burgsonntag Kinderbetreuung Zur Vorstellung Das Konzert am 29. November um 11 Uhr können Sie Ihre Kinder gerne mitbringen: Bühnenfans zwischen 5 und 10 Jahren sind eingeladen, mit uns ein Theater zu basteln und geheimnisvolle Orte des Burgtheaters zu entdecken. Unkostenbeitrag € 8,- (inkl. Jause) Information und Anmeldung: [email protected] +43 (0)1 51444-4494 Mittagstisch Nach Vorstellungsende hungrig auf Restaurantsuche gehen? Im Burgtheater können Sie direkt Mittagessen. Wir bieten Ihnen eine kleine, aber feine Auswahl an warmen und kalten Speisen. Nur nach Voranmeldung bis 10 Tage vor der Vorstellung, für Das Konzert also bis 20. November, bei unserer Information. Information und Anmeldung: [email protected] +43 (0)1 51444-4140 Wiederaufnahmen John Gabriel Borkman nach Henrik Ibsen von Simon Stone Akademietheater, 11., 12.10. 18., 24., 29.11 „Eine kleine Unterhaltung braucht das tägliche Leben.“ Der böse Geist Lumpazivagabundus Johann Nestroy Burgtheater, 14., 20.11. Werner Schwab Die Präsidentinnen Die Schneekönigin frei nach Hans Christian Andersen Familienstück ab 7 Jahren Akademietheater, 22.11., 11 Uhr Platonov Anton Tschechow Akademietheater, 25.11., 18 Uhr Publikumsgespräche Weiterhin haben Sie auch Gelegenheit, nach ausgewählten Vorstellungen mit Ensemblemitgliedern und Dramaturgen ins Gespräch zu kommen und Ihre Fragen zur Inszenierung zu stellen: Die Macht der Finsternis Akademietheater, 28.10. Die Schutzbefohlenen Burgtheater, 18.11. Die Präsidentinnen Burgtheater, 26.11. Burgtheater Der eingebildete Kranke Molière Antigone Sophokles Wassa Schelesnowa Maxim Gorki oder Werkeinführungen Für eine optimale Vorbereitung Ihres Theaterabends besuchen Sie unsere kostenlosen Werkeinführungen mit der Dramaturgie, jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn: Die Schutzbefohlenen Burgtheater, 10.10. Die Macht der Finsternis Akademietheater, 19.10. Wassa Schelesnowa Burgtheater, 5.11. Sturm Akademietheater, 9.11. GESCHENKZYKLUS Akademietheater Gerhard Polt und die Well-Brüder aus’m Biermoos. Gastspiel am 24 & 25. November im Burgtheater Gastspiele F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig Figurentheater von Simon Meusburger und Nikolaus Habjan Akademietheater, 21.10., 17.11., 20 Uhr Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen Thomas Bernhard Mit Hermann Beil, Maria Happel, Claus Peymann Akademietheater, 24.10., 19.30 Uhr Gerhard Polt und die Well-Brüder aus’m Biermoos Burgtheater, 24., 25.11., 20 Uhr 27 John Gabriel Borkman nach Henrik Ibsen von Simon Stone Diese Geschichte von Ihnen John Hopkins Bella Figura Yasmina Reza Erhältlich ab 2.November inkl. einer festlichen Zotter Geschenk-Box Abonnement-Abteilung +43 (0)1 51444-4178 [email protected] Die Präsidentinnen/ Werner Schwab Mit Stefanie Dvorak Regina Fritsch Barbara Petritsch Regie: David Bösch 15., 20., 22., 31. Oktober 2., 3., 7., 13., 15., 26. November AKADEMIE Regina Fritsch, Stefanie Dvorak, Barbara Petritsch Antwort Philipp Blom, was ist Aufklärung? Aufklärung heißt, gegen sich selbst andenken, gegen alles was zu einfach ist, gegen das warme Bauchgefühl, das man bekommt, wenn man will, dass etwas wahr ist. Es heißt Gedanken konsequent zu Ende zu denken, auch wenn sie einem nicht geheuer sind. Früher war die Aufklärung ein Kampf gegen die Dogmen der Kirche, heute ist die Sache diffiziler. Sind die Werte, an die wir glauben, natürlich und notwendig oder kontingent und verhandelbar? Wie sieht unsere Welt aus, wenn wir Homo Sapiens als ein Tier unter anderen betrachten? Sind wir wirklich rational oder werden wir von unserem Begehren getrieben? Haben wir uns mit Markt und Marketing nicht die Transzendenz ersetzt, die wir mit der Religion verloren haben? Können wir aus uns heraus eine solidarische und nachhaltige Gesellschaft schaffen, oder bedarf es einer Katastrophe, um uns zum Umdenken zu bewegen? Aufklärung ist unheimlich und unbequem, weil sie fordert, geliebte Illusionen zu begraben. Wir haben damit angefangen, aber wir sind höchstens auf halbem Wege angelangt. Am Ende unseres Magazins steht eine Antwort. Diesmal haben wir Philipp Blom – mit Lessing – nach dem aktuellen Zustand der Aufklärung gefragt – ein Thema, das den Autor und Historiker seit langem beschäftigt. Am 15. Oktober empfängt Philipp Blom im Rahmen seiner Reihe Carte Blanche im Kasino die in Indien geborene Sozialanthropologin 26 29 29 Shalini Randeria, Leiterin des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien. Am 17. November folgt dann der Tiroler Literaturwissenschaftler und Übersetzer Raoul Schrott. Und immer geht es um die Frage: „Was ist zu tun?“ SERVICE HAUPTSPONSOREN BURG GOLD PARTNER VORVERKAUF IMPRESSUM Austria Trend Hotels MAC Cosmetics Ottakringer OTTO Immobilien S-Bausparkasse Schlumberger Wein und Sektkellerei Vöslauer Waagner Biro Tageskassen: Burgtheater Universitätsring 2, 1010 Wien +43 (0)1 51444-4440 Titelbild: Maria Happel in Der Revisor/ Nikolai Gogol Fotos: Herbert Neubauer/ APA/picturedesk.com: S. 6 Margit Broich/Merve Verlag, Berlin 1982: S. 9 Arno Declair: S. 11 Foto Erich Kästner/Erich Kästner Archiv (Nachlaß Luiselotte Enderle), München: S. 14 Zeichnung Pünktchen und Anton/Walter Trier, Atrium Verlag, Zürich 1930: S. 14 Halim Dogan: S. 15 BasBariTenori: S. 17 Georg Soulek: S. 10, 16, 26, 27 Aleppo/ TT News Agency/ picturedesk.com: S. 18 Archiv Burgtheater: S. 18 Reinhard Werner: U1, S.5, 20, 26, 27, 29 Yevgenia Belorusets: S. 22 Peter Wurst/Residenz Verlag: S. 24 Hans Peter Hösl/Foto Gerhard Polt und die Well-Brüder: S. 27 Zentrale Kassen der Bundestheater Operngasse 2, 1010 Wien +43 (0)1 51444-7880 In der Volksoper Wien Währinger Straße 78, 1090 Wien +43 (0)1 51444-3318 BURG SILBER PARTNER BURG PLATIN PARTNER Akris Austrian Airlines BAUMIT Campari CMS Reich-Rohrwig Hainz Der Bäcker Felber Kobza Media Group Weingut Bründlmayer WH Medien Öffnungszeiten: Mo-Fr 8 bis 18 Uhr Sa, So & Feiertage 9 bis 12 Uhr Abendkassen: Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Im Internet: www.burgtheater.at oder www.culturall.com PROJEKTPARTNER Kreditkartenhotline: +43 (0)1 5131513 Mo-So 10 bis 21 Uhr ERSTE Stiftung Borealis Julius Meinl Juwelier Wagner Wiener Städtische Versicherung AbonnementAbteilung Burgtheater Burgtheater, Vestibül Landtmannseite +43 (0)1 51444-4178 Fax +43 (0)1 51444-4179 [email protected] Öffnungszeiten: Mo-Fr von 9 bis 17 Uhr KOOPERATIONSPARTNER ADRESSEN Burgtheater & Vestibül Universitätsring 2 1010 Wien Tages- und Abendkasse: +43 (0)1 51444-4440 Akademietheater Lisztstraße 1 1030 Wien Abendkasse: +43 (0)1 51444-4740 Agensketterl Druckerei Blumenwerkstatt Rath Büchereien Wien Der Standard Deutscher Literaturfonds e.V. Hoanzl Ö1 ORF Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung Radatz Fleischwaren Schuhmanufaktur Ludwig Reiter Staud‘s Wien Wolford Zotter Schokoladenmanufaktur Schriftliche Kartenbestellung aus den Bundesländern (ausgenommen Wien) und dem Ausland Servicecenter Burgtheater Universitätsring 2, 1010 Wien Fax +43 (0)1 51444-4147 [email protected] Barrierefrei www.burgtheater.at/barrierefrei Kasino Am Schwarzenbergplatz 1 1010 Wien Abendkasse: +43 (0)1 51444-4830 Restaurant Vestibül im Burgtheater Öffnungszeiten: Mo-Fr 11-24 Uhr, Sa 18-24 Uhr, So und Feiertag geschlossen +43 (0)1 532 49 99 www.burgtheater.at www.facebook.com/ burgtheater www.twitter.com/ burgtheater Buchhandlung Leporello im Burgtheater Öffnungszeiten: eine Stunde vor der Vorstellung bis Vorstellungsbeginn 30 Burgtheater GmbH, Universitätsring 2, 1010 Wien Direktion: Karin Bergmann Redaktion: Florian Hirsch; Dramaturgie Koordination: Annette Friebe Grafische Gestaltung: Fanak Mani Hersteller, Herstellungsund Erscheinungsort: Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl Das Burgtheater Magazin erscheint fünfmal jährlich als Sonderbeilage der Tageszeitung „Der Standard“. Herausgeber: Ges. „Freunde des Burgtheaters“ eingetr. Verein, Goethegasse 1, 1010 Wien Hinweis: Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird auf die geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Versteigerung am 4. November 2015, im Palais Dorotheum DER PROTAGONIST Ein Tisch aus dem historischen Bühnenboden des Wiener Burgtheaters www.der-protagonist.com Mehr über die Interior-Designerin Ulrike Nachbargauer und ihre “Bühnenschätze” auf www.una-plant.at 150925-UNA-Magazin.indd 1 plant 25.09.2015 12:07:34
© Copyright 2024 ExpyDoc