Nr. 10 / 2015 - Pfarrei St. Oswald

Tod, Vergehen, neues Leben – der Kreislauf der Natur
Liebe Pfarrangehörige
im Pfarrverband Grafenau
Die Natur erinnert uns in diesen Tagen wieder daran: Der Tod gehört zum Leben. Die
Blätter unserer Bäume verändern sich gerade wieder in die verschiedensten Farben, um
dann abzufallen. Der Farbenfülle entkleidet warten dann die Laubbäume, bis dass der
Schnee des kommenden Winters unsere Landschaft wieder zudecken wird. Die Vögel
sind zwischenzeitlich schon in den warmen Süden gezogen, um der drohenden Kälte zu
entfliehen. Die Tage werden kürzer. Das Licht schwindet immer mehr und die Dunkelheit
der Herbst- und Wintertage fügt sich passend ein in die Beobachtung des Prozesses von
Tod und Vergehen, der in die Natur eingeschrieben ist.
Der November, mit seinen Totengedenktagen, erinnert uns daran, dass auch der
Mensch ein Teil dieser Natur ist und damit dem Prozess von Tod und Vergehen
ebenfalls ausgesetzt ist. Wenn wir auch das Jahr über den Gedanken an das eigene
Sterben verdrängen, werden wir an Allerheiligen/Allerseelen an diese Wirklichkeit
unseres Lebens unausweichlich erinnert. Doch dies darf uns keinesfalls in die
Herbstdepression führen. Gilt es doch auch das Thema von Tod und Vergehen aus dem
Licht des Glaubens zu betrachten: Zentrale Botschaft unseres Glaubens ist ja gerade
der Tod des Gottessohnes, der im Tod den Tod überwunden hat; der Abstieg Christi in
das Reich des Todes, um in diese bitterste Finsternis unserer Lebenswirklichkeit Licht
hineinzubringen.
Allerheiligen und Allerseelen mögen uns dabei selber Orientierung sein für unser
Leben. Nicht die Dunkelheit, nicht Tod und Vergehen, haben das letzte Wort, sondern
die Auferstehung der Toten. Wir können das wiederum an der Natur ablesen: So wie wir
wissen, dass nach jedem Winter wieder ein Frühjahr kommt, so ist auch für uns
Menschen der Tod die Pforte zum Leben.
Beten wir für unsere lieben verstorbenen Angehörigen im persönlichen Gedenken, im
Rosenkranzgebet, in der Feier der heiligen Messe: Gott möge ihnen das Leben
schenken, dass er uns allen verheißen hat.
Dr. Matthias Ambros
Kaplan
im Pfarrverband Grafenau