22 Umweltinstitut München e.V. 12/2015 Die Utopie beginnt im Kopf Vor neun Jahren haben sich zahlreiche Organisationen zusammengetan, um ein völlig neues Veranstaltungskonzept für Klimaschutzthemen zu schaffen. Aus dem Klimaherbst ist längst ein Format mit Tradition geworden. Geschäftsführerin Mona Fuchs im Interview über große Fragen und neue Wege. Liebe Mona, der diesjährige Münchner Klimaherbst unter dem Motto „Politik. Macht.Klima – und wir?“ ist gerade zu Ende gegangen. Welche Bilanz ziehst du? Eine sehr positive, 2015 war ein hervorragendes Klimaherbst-Jahr: Sowohl die Berichterstattung der Presse, insbesondere über die Auftaktveranstaltung mit dem Klimaexperten Prof. Hans-Joachim Schellnhuber als auch die Besucherzahlen waren sehr gut. Aber darauf wollen wir uns natürlich nicht ausruhen, denn beim Klimaherbst gilt wie bei fast allem: Luft nach oben ist immer vorhanden. Inhaltlich betrachtet war es besonders interessant, dass es am Ende vieler Veranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen immer auf eine Diskussion über eine „große Transforma- tion“ oder gar auf die „Systemfrage“, also ob wir ein anderes Wirtschaftssystem brauchen, hinauslief – auf beides gibt es ja keine allgemeingültige Antwort. Hier wollen wir inhaltlich auf jeden Fall dranbleiben. Den Klimaherbst gibt es bereits seit dem Jahr 2007. Kannst du uns etwas über die Entstehungsgeschichte erzählen? Ein Team der Münchner Volkshochschule im Ökologischen Bildungszentrum initiierte damals die Veranstaltungsreihe, die sich thematisch an der UN-Dekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ orientierte. In den Jahren danach wechselte die Trägerschaft nahezu jährlich: Global Challenges Network e.V., oekom e.V. und Green City e.V. waren neben der Münchner Volkshochschule schon Träger des Münchner Klimaherbstes. Über die Jahre hat sich der Klimaherbst kontinuierlich weiterentwickelt, die Veranstaltungsreihe im Herbst hat sich mittlerweile zu einer festen Institution in München entwickelt. Wir freuen uns sehr, dass das Interesse der Münchnerinnen und Münchner an Klimaschutzthemen weiterhin groß ist und die Veranstaltungen so gut besucht werden. Seit Anfang 2015 wird der Münchner Klimaherbst von einem eigenen Verein getragen, dem „Netzwerk Klimaherbst“. Was hat euch dazu bewogen? Dafür gibt es drei Gründe: So war die oben erwähnte wechselnde Trägerschaft zwar ein inhaltlicher Gewinn, da der Träger aufgrund seiner thematischen Kompetenz ausgewählt Münchner Stadtgespräche Nr. 73 12/2015 wurde, allerdings entstand durch den Wechsel bei der Übergabe auch ein erheblicher „Reibungsverlust“, was Konzeption und Organisation angeht. Zum anderen war nach acht Jahren Klimaherbst der Pool an potentiellen Trägern, die eine Veranstaltungsreihe diesen Umfangs finanziell und personell stemmen können, erschöpft. Als wir dann 2014 dankenswerterweise von der Landeshauptstadt München via Stadtratsbeschluss eine Regelförderung bekamen, wollten und mussten wir dem etwas „Verstetigendes“ entgegensetzen und gründeten im Februar 2015 den Netzwerk Klimaherbst e.V.. Am Klimaherbst beteiligen sich viele unterschiedliche Organisationen. Wie schafft ihr es, aus dieser Vielfalt heraus ein gemeinsames Format zu entwickeln? Das ist in der Tat jedes Jahr auf´s Neue ein Abenteuer! Der thematische Schwerpunkt ist uns äußerst wichtig und gelegentlich müssen wir dagegen ankämpfen, als ein genereller, herbstlicher Nachhaltigkeits-Veranstaltungskalender wahrgenommen zu werden. Wir versuchen das ausgewählte Thema immer in seiner gesamten Bandbreite und abseits der „eingetretenen Pfade“ darzustellen, sowohl was die Festlegung der einzelnen Themenbe- 23 Klimaherbst-Schwerpunkt und Grassroot-Bewegungen sowie Initiativen mit konkreten Projekten werden auch vorgestellt. Dennoch wollen wir es uns nicht nehmen lassen, zum einen über wissenschaftliche und politische Hintergründe zu informieren und zum anderen auch philosophische und soziologische Blickwinkel zu beleuchten, denn: Jede Utopie beginnt schließlich in unseren Köpfen! reiche als auch die Veranstaltungsformate angeht: Kunstaktionen, Filmvorführungen, Kabarett, Ausstellungen, Worldcafés, Konzerte und Workshops sind neben Podiumsdiskussionen und Vorträgen ein wichtiger Teil des Klimaherbstes. Die ganzheitliche Betrachtung des Themas steht im Vordergrund, aber dennoch braucht unser Programm den berühmten roten Faden, weshalb wir manchmal eingereichte Veranstaltungsvorschläge, die nicht zum Schwerpunkt passen, in Absprache mit unserem Programmbeirat ablehnen müssen. Neben konkreten Projekten vor Ort finden sich auch viele Veranstaltungen, die eher theoretische Fragen behandeln. Ein bewährtes Konzept? „Vom Wissen zum Handeln“ ist jedes Jahr ein Nächstes Jahr feiert der Klimaherbst sein zehnjähriges Jubiläum. Kannst du uns schon verraten, auf was wir uns freuen können? 2016 planen wir einen großen Klimaherbst: Es wird so einige Neuerungen geben, zum Beispiel was den Veranstaltungszeitraum angeht – außerdem sind viele neue Partner mit an Bord. Das Jahresthema bestimmen allerdings unsere Mitglieder auf der Mitgliederversammlung im Januar. Wer also dabei sein will, kann jetzt noch schnell Mitglied werden und mit uns den Klimaherbst 2016 gestalten. Vielen Dank für das Gespräch! INTERVIEW FOTOS Joy Mann Rudi Hassenstein www.klimaherbst.de Der Münchner Klimaherbst Der Münchner Klimaherbst fand 2015 bereits zum neunten Mal statt. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, mit unterschiedlichen Veranstaltungen und Formaten möglichst viele BürgerInnen der Stadt für das Thema „Klimawandel und Klimaschutz“ zu sensibilisieren. Stiftungen und Unternehmen und wird vom Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München gefördert. Anfang 2015 wurde aus dem Partnernetzwerk der Verein „Netzwerk Klimaherbst e.V.“ gegründet. Initiiert im Jahr 2007 von einem Team der Münchner Volkshochschule hat sich der Münchner Klimaherbst zu einer der wichtigsten Veranstaltungsplattformen für Nachhaltigkeitsthemen in München entwickelt. Er wird getragen von einem umfangreichen Netzwerk an Initiativen und Vereinen, Bildungseinrichtungen, Weitere Informationen zum Klimaherbst und zu den aktuellen Veranstaltungen unter www.klimaherbst.de
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