24.02.2016 Wieviel Radio trägt der Markt? Neue Geschäftsmodelle für Hörfunkveranstalter 4½ Fragen – Mehrere Antworten TKLM-Symposium, Berlin 24.2.2016 Prof. Dr. Klaus Goldhammer, Goldmedia GmbH Prof. Dr. Klaus Goldhammer | Goldmedia GmbH Strategy Consulting | [email protected] | www.Goldmedia.com Frage 1: Wieviel Radio trägt der Markt? 1 24.02.2016 Frage 1½: Vorfrage Was ist heute eigentlich Radio? Radio-Nutzung ist in Deutschland mit 78% im internationalen Vgl. der Audionutzung am höchsten Anteil der Erwachsenen, die regelmäßig Audioinhalte nutzen, intl. Vgl., 10/2015 Quelle: Ofcom, 10/2015 Vertraulich/Confidential, © Goldmedia 4 2 24.02.2016 Spotify wird aber von jungen Zielgruppen genutzt, erst ab 35 Jahren wird klassisches Radio bevorzugt Gesamtnutzung von Spotify vs. Radio nach Alter in Deutschland 2015, in Prozent der Bevölk. Spotify Radio 60% 50% Ø27,8 Jahre 50% Ø41,9 Jahre in Prozent 40% 28% 30% 25% 24% 20% 18% 20% 13% 11% 10% 8% 3% 0% 15-24 Jahre 25-34 Jahre 35-44 Jahre 45-54 Jahre 55+ Jahre Quelle: Goldmedia Analyse 2015 nach: Spotify & TNS Research, Mai 2015 5 Vertraulich/Confidential, © Goldmedia „Share of Ear“: Radio mit 42%, Online-Audio-Angebote machen rd. 14% des gesamten Musikhörens in Dt. aus Prozentualer Anteil an der Gesamtzeit des Musikhörens in Deutschland, 1/2014 Streaming gesamt: 23,3% OnlineAudioAngebote gesamt: 14,4% Quelle: respondi AG im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. (BVMI), BVMI Jahresbericht 2013, Onlinerepräsentative Befragung im Januar 2014; n=1.000 Vertraulich/Confidential, © Goldmedia Eine Studie im Auftrag der und des 7 3 24.02.2016 Folge: klassisches „Radio“ ist inzwischen Teil eines deutlich erweiterten komplexen „Audio-Universums“ Bedeutung der Entwicklungen für den Radiomarkt Struktur und Elemente des Radio- und Audiouniversums (2014/2015) UGC Zeit/Marktdurchdringung Quelle: Goldmedia, LfM Digitaltrends, Ausgabe 2014, S. 4-5 Vertraulich/Confidential, © Goldmedia Zurück zu Frage 1: Wieviel Radio trägt der Markt? 4 24.02.2016 Laut Mediaanalyse ist Hörfunk praktisch das einzige klassische Medium mit nahezu konstanter Nutzung… Entwicklung der Radio-Hördauer in Min. nach Alter in Dt. nach AG.MA 2010-2015, Mo.-Fr. 260 251 251 248 249 243 242 Hördauer in Minuten (Montag bis Freitag) 240 Gesamt 220 200 180 160 142 129 140 129 133 120 10 - 19 J. 117 114 2014 2015* 100 2010 2011 2012 2013 Quelle: AG.MA: ma 2010-2015 Radio II, Mo-Fr. | *nur ma 2015 Radio I 11 Vertraulich/Confidential, © Goldmedia Das führt zu relativ stabilen Radiowerbeumsätzen, Privatsender befürchten aber 2015 leichte Rückgänge Geschäftsentwicklung privater Hörfunk in Deutschland 2004-2015*, in Mio. €, KDG in % Gesamterträge in Mio. Euro Gesamtaufwendungen in Mio. Euro Kostendeckungsgrad in Prozent 140 122 900 113 117 120 117 116 115 117 115 113 120 684 679 664 653 665 623 641 644 100 112 113 800 Mio. Euro 700 600 500 601 601 628 534 494 537 660 549 533 570 569 562 577 582 589 589 80 60 400 300 40 200 Kostendeckungsgrad in Prozent 1000 20 100 0 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015* * 2015 = Prognose der Anbieter für das laufende Geschäftsjahr, Kostendeckungsgrad (KDG) = Umsatz durch Aufwand * 100 Quelle: Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2014/2015 Vertraulich/Confidential, © Goldmedia 12 5 24.02.2016 Privater Hörfunk in Deutschland bleibt damit wirtschaftlich stabil über alle Segmente hinweg Umsatzverteilung im privaten Hörfunk in Deutschland 2014 nach Verbreitung, in Mio. Euro 0 100 200 300 500 600 700 679 Privater Hörfunk ges. Bundesweiter Hörfunk 400 57 405 Landesweiter Hörfunk 217 Lokaler Hörfunk Kostendeckungsgrad im privaten Hörfunk in Deutschland 2014, in Prozent 123 125,0 120,0 115 115,0 107 110,0 106 105,0 100,0 95,0 Privater Hörfunk gesamt Bundesweiter Hörfunk Landesweiter Hörfunk Lokaler Hörfunk 13 Quelle: Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2014/2015; Kostendeckungsgrad = Umsatz durch Aufwand * 100, ohne Webradio Vertraulich/Confidential, © Goldmedia Lokaler Hörfunk in Deutschland arbeitet wirtschaftlich, Zahl der Programmangebote je Bundesland differiert Kostendeckungsgrad im privaten lokalen Hörfunk je Bundesland 2014 Zahl der privaten lokalen Hörfunkprogramme in Deutschland 2014 nach Bundesländern Basis: 177 lokale Hörfunk-Sender Bayern k.A. k.A. Nordrhein-Westfalen 44 Sachsen 16 Rheinland-Pfalz 14 Baden-Württemberg 12 69% k.A. 70 106% k.A. k.A. k.A. 109% 104% k.A. 106% 111% Berlin/Brandenburg 8 Saarland 6 Niedersachsen 5 MecklenburgVorpommern 2 Quelle: Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2014/2015, ohne Webradio Vertraulich/Confidential, © Goldmedia 14 6 24.02.2016 Webradio: Zahl der Online-Audio-Streams nähert sich der 10.000er-Marke – Zuwachs um 350 neue Angebote Zahl der Online-Audio-Streams und professionellen Playlists in Dt. von 2006 bis 2015 User Generated Radio-Streams und redaktionell kuratierte Playlists der Streaming-Plattformen 9.292 9.470 Webradio-Streams 6.901 6.800 7.350 4.875 4.050 4.005 3.311 950 1.870 2.314 630 1.800 400 200 450 521 1.600 1.914 2.681 3.055 3.005 2.851 2.670 2.442 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Angebotswachstum hat sich 2015 verlangsamt, dennoch rund 350 neue Angebote ggü. 2014 (+3%) Konsolidierung bei klassischen Webradios schreitet weiter voran (-9% ggü. 2014) Weiterhin deutliches Wachstum bei den User Generated Radios und bei redaktionell kuratierten Playlists der Musik-StreamingDienste Strukturwandel wird erkennbar: Statt neuer Eigensender werden auf Plattformen immer mehr kuratierte Streams und Playlists bereitgestellt, die mit weniger technischem Aufwand vergleichbare Dienste ermöglichen Quelle: Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2014/2015 nach Webradiomonitor 2015 15 Vertraulich/Confidential, © Goldmedia Werbemarktprognose Online-Audio: Anbieter erwarten Verdopplung der Umsätze innerhalb von zwei Jahren Marktwachstum Online-Audio-Werbemarkt (brutto) 2014-2016 in Mio. Euro in Deutschland 151,5 160 140 120 103,0 100 80 73,3 60 40 20 Vor Abzug von Rabatten, Provision und Skonti lag der BruttoWerbemarktumsatz für Werbung auf Online-Audio-Angeboten 2014 bei 73,3 Mio. Euro Im Durchschnitt erwarten die Anbieter ein Wachstum von 41% (2015) und weiteren 47% (2016) Damit wird insgesamt innerhalb von zwei Jahren eine Verdopplung des Werbemarktvolumens im Online-Audiomarkt erwartet Insb. Anbieter mit höherem Umsätzen erwarten 2016 ein noch stärkeres Wachstum als 2015 0 2014 Quelle: Webradiomonitor 2015 Vertraulich/Confidential, © Goldmedia 2015 2016 FAZIT: DER MARKT WÄCHST ALSO INGESAMT 16 7 24.02.2016 Frage 2: Bundesweite oder regionale Vermarktung – Was ist heute der sinnvollere Ansatz? Bislang beherrscht ein Quasi-Duopol den nationalen Hörfunkwerbemarkt in Deutschland: RMS und AS&S Marktanteile der nationalen Hörfunkvermarkter in Dt. nach Hörer-Reichweiten, 2015 RMS 43,4% ENERGY 1,0% STUDIO GONG 7,3% AS&S 48,3% Quelle: ma Radio II, Basis: Hörer pro Durchschnittsstunde, Mo-Fr, ab 14 J. Vertraulich/Confidential, © Goldmedia 8 24.02.2016 Bei den Umsätzen hat die RMS 2015 weiter leicht hinzugewonnen und dominiert: Es gilt Pareto-Prinzip Marktanteile Brutto-Hörfunkwerbeumsätze Private vs. Öffentlich-Rechtliche 2014/15 Quelle: RMS nach The Nielsen Company 19 Vertraulich/Confidential, © Goldmedia Und: Hörfunk-Werbeumsätze verschieben sich langsam zugunsten der regionalen Vermarktungserlöse Entwicklung der Hörfunk-Werbeerlöse in Deutschland regional vs. überregional, 2004-2014 600 100% 529 500 478 507 512 534 90% 80% 400 263 260 269 50% 51% 53% 50% 49% 47% 216 300 527 55% 45% 292 309 70% 55% 58% 60% überregionale Werbespots (Mio. Euro) 50% 45% 42% 200 40% 30% 262 regionale Werbespots (Mio. Euro) 266 100 247 243 235 225 20% 10% 0 Anteil überregionale Werbespots Anteil regionale Werbespots 0% 2004 2006 2008 2010 2012 2014 Quelle: Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2014/15 Vertraulich/Confidential, © Goldmedia 9 24.02.2016 Real-Time-Bidding (RTB) wird mittelfristig den Radiowerbemarkt auf neue, effizientere Grundlage stellen Modellhafter Ablauf des Real-Time-Bidding Prozesses (2013) Werbetreibende machen ihre Angebote DSP (Demand Side Platform) 1. Angebot spezifizierter Kontakt 2. Gebote: 1,10 € bis 1,26 € 3. Gewinnbenachrichtigung: 1,26 € Medien stellen ihre Kontakte bereit SSP (Supply Side Platform) 4. Ausliefern der Werbung Werbung Website Einbindung der Werbung in Echtzeit Quelle: http://technologo.it/wp-content/uploads/2013/02/RTB2.png Vertraulich/Confidential, © Goldmedia 21 Frage 3: Wie sieht die Hörfunk-Erlössituation im internationalen Vergleich aus? 10 24.02.2016 Pro-Kopf-Umsatz in Deutschland liegt Dank der hohen Gebührenerträge insgesamt auf Platz 2 (nach den USA) Radioumsätze pro Kopf im internationalen Vergleich (in GBP, 2014) Quelle: Ofcom 2015, PWC Vertraulich/Confidential, © Goldmedia Die deutsche Radio-Senderdichte ist im internationalen Vergleich sehr gering – in Spanien 7x, USA 10x so hoch! Zahl der Einwohner pro Radiostation im internationalen Vergleich, 2014 In Deutschland kommt auf 147.000 Einwohner ein Radiosender In Spanien und Brasilien sind es 21.000 Einw./Radiosender, in den USA sogar nur 14.000 Auch in Frankreich und Großbritannien ist Angebotsdichte doppelt so hoch wie in Dt. Geringere Dichte als in Dt. nur in Asien, sowie Schwellen- und Entwicklungsländern Quelle: Ofcom 2015, IHS Vertraulich/Confidential, © Goldmedia 11 24.02.2016 Tendenziell werden höhere Werbeumsätze pro Kopf in Märkten mit höherer Senderdichte erzielt Radiostationen pro 1.000 Einwohner und Werbeumsätze pro Kopf, in GBP, 2015 Radiostationen pro 1.000 EW 70 Werbeumsätze pro Kopf (GBP) 35 71 33 30 60 25 48 50 20 40 30 20 15 11 25 10 8 21 13 13 10 8 7 7 10 14 6 5 3 9 5 3 0 3 5 2 2 5 Werbeumsätze pro Kopf in GBP Zahl der Radiostationen/1000 EW 80 1 1 0 USA NED FRA UK GER ESP SWE JPN ITA POL KOR RUS CHN Quelle: IHS, Ofcom, Goldmedia-Analyse Vertraulich/Confidential, © Goldmedia 26 Frage 4: Welche anderen Erlösquellen gibt es noch für den Hörfunk? 12 24.02.2016 Klassifikation von Innovationen im Audiobereich: Alte Inhalte auf neuen Plattformen & Personalisierung Einordnung und Übersicht von Beispiel-Innovationen im Audiobereich (4/2015) + Einfluss auf Medien (Audio) - Grad der Innovation + Quelle: Goldmedia Analyse 2015 für BLM Medieninnovations-Monitor 2015 28 Vertraulich/Confidential, © Goldmedia LBS-Gesamtumsätze steigen 2014 um 40% auf 97 Mio. Euro; Werbung als Markttreiber mit 70% Umsatzanteil in 2018 Umsatz-Forecast des deutschen LBS-Marktes, für 2011 bis 2018, in Mio. Euro 250 Umsatz LBS-Werbung 209 Umsatz LBS-Affiliate 200 Umsatz Sonstige LBS-Erlöse 164 150 97 100 50 46 9 45 2 15 2011 2012 37 0 59 69 48 2 21 2013 132 60 61 13 63 21 112 61 61 9 6 3 36 52 2014 2015 146 104 71 2016 2017 2018 Quelle: Goldmedia Analyse 2014 | Basis: n = 927 LBS-Anbieter Vertraulich/Confidential, © Goldmedia 30 13 24.02.2016 Fazit Zusammenfassung: Wieviel Radio trägt der Markt? Neue Geschäftsmodelle – Was heißt das nun? Wieviel Radio trägt der Markt? Nationale vs. regionale Vermarktg. HörfunkErlöse im intl. Vgl. Andere Erlösquellen für Radio „Das Radio“ ist längst im Wettbewerb mit dem gesamten Audiouniversum. Deshalb WÄCHST der ansonsten eher stagnierende Markt weiter… Die Frage ob, nationale oder regionale Vermarktung „besser“ ist, wird sich in Zukunft nicht so stellen. Denn es wird auch darum gehen, sich in automatisierten Vergabeprozessen zu behaupten Im internationalen Vergleich ist erkennbar, dass wegen der geringen Senderzahl die Marktausschöpfung in Dt. im klassischen Hörfunk eher unterdurchschnittlich ist. Aufgrund der technischen Entwicklungen, ihrer Brands und ihrer Positionierung müsste es Radiosendern möglich sein, auch digital viele neue Erlösquellen zu erschließen. Quelle: Goldmedia Analyse Vertraulich/Confidential, © Goldmedia 34 14 24.02.2016 Vielen Dank! Prof. Dr. Klaus Goldhammer | Goldmedia GmbH [email protected] 35 15
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