2. Verschliessen Sie beide Nasenlöcher, und - Kundalini-Yoga

2. Verschliessen Sie beide Nasenlöcher, und halten Sie den Atem an, indem Sie bis 48 zählen.
Führen Sie dabei Mula-Bandha aus.
3. Nun öffnen Sie das linke Nasenloch und atmen langsam aus, indem Sie bis 24 zählen.
Wiederholen Sie diese einseitige Atemübung für ca. 15 Minuten, und wechseln Sie dann die
Stellung der Füsse, um erneut eine Runde von 15 Minuten durchzuführen. Steigern Sie die
Länge der Zeitintervalle, bis Sie das Mass 20:80:40 erreicht haben.
Mit zunehmender Übung sollten Sie versuchen, beim Anhalten des Atems alle drei Verschlüsse auszuführen, indem Sie gleichzeitig Jalandhara- und Mula-Bandha halten und dazu
noch die Bauchdecke nach vorn pressen (Udara-Bandha).
Wirkung und Nutzen: In der «Hathayoga-Pradipika» beschreibt der Yogi Svatmarama in
Kap. II, Vers 50, den Nutzen dieser Atemübung folgendermassen: «Dieses vortreffliche SuryaBhedana, das man immer und immer wieder üben sollte, reinigt den Kopf, vernichtet Krankheiten der Atemwege und beseitigt alle durch Würmer entstehende Verdauungsstörungen.»
Durch regelmässige Ausführung dieses Pranayamas wird der Sonnenkanal gereinigt und
aktiviert, d. h., Pingala-Nadi wird von allen Unreinheiten befreit und zu verstärkter Aktivität
gebracht. Durch dieses einseitige Ansteigen des Energieflusses im Körper wird ebenfalls der
Mondkanal Ida-Nadi in seiner Funktion verstärkt, wodurch im Körper Hitze entsteht, die
notwendig ist, um Kundalini zu wecken.
Der Sonnenkanal Pingala ist Träger der weiblichen, solaren, aktiven und feurigen Energie.
Er trägt in sich das Prinzip von Shakti und vermag durch seine Kraft den Mondkanal Ida
ebenfalls zu reinigen, zu aktivieren und zu verstärkter Tätigkeit zu zwingen. Wie in den alten
Schriften der Hindus an verschiedenen Stellen erklärt wird, ist der Gott Shiva ohne Shakti nur
«Shava», d. h. ein Leichnam. Die Kraft der weiblichen, schöpferischen, das ganze Universum
gestaltenden Urenergie allein macht aus ihm einen lebendigen Gott. Wenn also ein Yogi in sich
das kosmische Bewusstsein von Shiva verwirklichen möchte, benötigt er dazu die Hilfe von
Shakti, womit gesagt wird, dass ohne die Erweckung dieser Kraft Selbstverwirklichung im
Yoga unmöglich ist.
Die Richtigkeit dieser Behauptung lässt sich einfach anhand der Gestirne belegen: Shiva,
der Mond, wird nur sichtbar, wenn er von den Strahlen der Sonne, der Shakti, beleuchtet wird.
Ohne sie würde alles im Dunkel der Formlosigkeit verschwinden, und nur sie vermag allen
Dingen in diesem Universum Gestalt und Leben zu verleihen.
Damit wird erklärt, warum die grossen Yogis Surya-Bhedi, eine Atemübung zum Durchstechen des Sonnenkanals, nicht aber Candra-Bhedi, eine solche zum Durchstechen des Mondkanals, entwickelt haben. Sie waren Shaktas, Verehrer der Shakti, und sie wussten, dass es die
Kraft der Sonne braucht, um die linke, lunare Seite ebenfalls zu verstärkter Aktivität anzuregen und dadurch den körperlichen Elektromagnetismus zu steigern. Ein Durchstechen des
Mondkanals allein birgt Gefahren in sich, denn dadurch würde sich die lunare, kühle, negative
Energie verstärken, ohne dass dadurch der Sonnenkanal angeregt würde. Das wiederum würde
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