WS14/15 - Universität Bremen

Erfahrungsbericht 14/15
Aarhus University, Dänemark
Vorbereitung
Die Vorbereitungen für das Auslandssemester an der Aarhus University sind relativ gering, sollten
aber dennoch nicht unterschätzt werden. Ein riesen Vorteil, den man in Aarhus hat, ist, dass man
wirklich alles an Info-Material im Vorfeld zugeschickt bekommt. Wenn man regelmäßig seine
Emails abruft und frühzeitig mit seinem Buddy (welchen man zugewiesen bekommt) in Verbindung
tritt, kann einem so gut wie nichts passieren. Man sollte bei der Abreise dann aber wirklich alles
dabei haben (das wichtigste sind die Kopien aller Ausweise, Krankenkassen-Karten und Passfotos). Wenn man nämlich am „Registration-Day“ etwas nicht dabei hat, kann man nicht das schnelle
und sehr komfortable Einbürgerungsverfahren der Uni nutzen und muss selbst zum Meldeamt gehen. Aber wie gesagt, alle Unannehmlichkeiten können einfach vermieden werden, wenn man sich
gründlich das Info-Material durchliest, dort steht wirklich ALLES was man wissen muss. Ich persönlich hatte einen riesen Vorteil gegenüber vielen anderen anreisenden Mitstudenten, da ich mich
im Vorfeld mit alle Karten, Apps und Hilfsmittel ausgestattet hatte. Alles war aus dem „Pre-arrival
Guide“ den man bekommt. Wem das nicht reicht, der ist auch auf der Internetseite der AU (Aarhus
University) gut beraten. Dort findet man auch Infos zum Leben in Dänemark und der Uni im Allgemeinen. Ich muss wirklich sagen, dass die AU sich wirklich um alles kümmert und man nie das
Gefühlt hat mit seinen Problemen alleine gelassen zu werden. Also einfach Ohren und Augen auf
und ruhig alles zwei Mal nachfragen, Dänen sind wirklich sehr hilfsbereit.
Formalitäten
Wie eben schon angesprochen braucht man sich nur den „Pre-arrival Guide“ durchlesen und alle
dort angeführten Dokumente mitbringen. Um die nötigen Behördengänge kümmert sich die AU. Es
gibt einen Tag an dem die Behörden in die Uni kommen und man bequem alles erledigen kann,
ohne lange Wartezeiten. Zum Thema Auslandskrankenversicherung kann man nur sagen, fragt bei
eurer Versicherung nach was abgedeckt ist. Die meisten deutschen Krankenversicherungen haben
ja schon diese EU-Versicherung mit drin, diese deckt aber je nach Versicherung nur „normale“
Arztbesuche ab. Wer sich ein Bein bricht oder einen längeren Krankenhaus Aufenthalt einplant,
der sollte sich besser um eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung kümmern.
Der letzte wichtige Punkt wäre dann wohl noch Geld. Deutschland ist Bargeldland, dass ist ja weitgehend bekannt. Dänemark nicht. In Dänemark bezahlt wirklich jeder und überall mit EC-Karte
oder Kreditkarte. Generell werden in Dänemark, anders als in Deutschland, auch von den Geschäften keine Gebühren erhoben bei dem Gebrauch von elektronischen Bezahlverfahren. Fragt
diesbezüglich vorsichtshalber bei eurer Bank nach, aber ich kannte währen meines Aufenthaltes
niemanden, der nach den ersten zwei Wochen noch bar bezahlt hat. Es hat halt auch jeder Hot
Dog Stand, jede Kneipe, jeder Kiosk eine EC-Karten Gerät, also habt ein gutes Auge auf euren
Kontostand. Kurz gesagt, es ist nicht wirklich nötig sich ein dänisches Bankkonto anzuschaffen.
Allgemeine Informationen zur Partnerhochschule
Die Universität in Aarhus ist für ihren schönen Campus bekannt und wurde auch schon des Öfteren ausgezeichnet. Mitten in der Innenstadt liegt der Hauptcampus in und rund im den Uni-Park
(wenn das Wetter passt, werdet ihr dort viel Zeit verbringen wollen). Da die Chancen aber nicht
gerade gut stehen, dass man nah am Campus wohnt, ist ein zuverlässiges Transportmittel ein
Muss. Die erste Wahl in Dänemark ist natürlich das Fahrrad. Auch wenn Aarhus im Gegensatz
zum Rest von Dänemark sehr hügelig ist, fahren dort wirklich alle Menschen Fahrrad (von den
Grundschulkindern bis zu der 80 jährigen Rentnerin, die ihren Einkauf nach Hause fährt). Man bekommt also schnell ein schlechtes Gewissen, wenn man seinen 15 minütigen Weg zur Uni mit dem
Bus bestreitet. Ich habe wirklich sehr weit außerhalb gewohnt und bin ca. 30-40 Minuten (je nach
Wetter und WIND!) mit dem Rad zur Uni gefahren, hin bergab und zurück bergauf. Ich sage also,
es ist machbar, aber dass muss jeder für sich selbst entscheiden. Falls ihr ein Fahrrad fahren wollt,
gibt es regelmäßige Fahrrad Auktionen. Zum Semester Start verkaufen auch alle ehemaligen Studenten ihre Fahrräder auf Facebook für fast nichts, also kein Fahrrad zu besitzen ist keine Ausrede
für den Bus.
Dänemark ist teuer. Nicht so viel teurer als Deutschland aber an manchen Ecken merkt man das
schon. Wer aus Deutschland günstiges Mensa-Essen gewohnt ist, der bekommt in der AU einen
Herzinfarkt. Ein warmes Mittagessen und ein Wasser kosten um die 6,50€. Wer noch einen Salat
dazu will ist schnell bei 10€. Hier gilt also, Selbstverpflegung. Reste vom Vortag oder das alt bewährte Pausenbrot sind eine gute Alternative. Um Formalitäten wie Bibliothek und Internet braucht
man sich hingegen keine Gedanken zu machen. Für die Bibliothek gibt es Einführungsveranstaltungen und Internet ist bei jeder Wohnung vom Housing Office mit dabei.
Wer also ein bisschen kochen kann und dem Fahrrad fahren nicht komplett abgeneigt ist, der wird
sich schnell als einer von tausenden einheimischen Studenten in Aarhus fühlen.
Zu jedem Auslandssemester gehört natürlich eine spektakuläre Einführungswoche. Und auch hier
hat die AU meiner Meinung nach richtig gut abgeliefert. Die ersten 3 Wochen (eine Woche vor, bis
zwei Wochen nach Semesterbeginn) sind voll mit Einführungsveranstaltungen und 2/3 davon beinhalten sehr viel Alkohol. Ich wollte es fast nicht glauben, aber die Dänen trinken mindestens genau so viel, wenn nicht noch mehr Bier als die Deutschen. Jedenfalls die Studenten. Bier gehört in
Dänemark zu einem netten gemütlichen Abend mit Freunden sowie zu jeder Party. Das bedeutet
natürlich nicht, dass man dort zum Trinken verleitet oder gezwungen wird, aber wenn man nüchtern bleibt sollte darauf eingestellt sein, regelmäßig von viele Betrunken Menschen umgeben zu
sein, gerade im ersten Monat, denn die Partys, die die Uni und die verschiedenen Departments
wöchentlich organisieren sind unvergesslich (je nach Bierkonsum). Aber natürlich wird in Dänemark nicht nur Bier getrunken. Die Universität bietet eine Reihe an Unterhaltungs- und Sportprogrammen an denen jeder kostenlos teilnehmen kann. Das Studenthouse ist eine super Anlaufstelle
um neue Leute kennen zu lernen oder sich ehrenamtlich zu betätigen.
Alles in allem wird man in den ersten Wochen in Aarhus sehr herzlich von den Universität und der
ganzen Stadt begrüßt und aufgenommen und findet durch die ganzen Aktivitäten auch sehr schnell
neue Freunde.
Akademisches Leben
Das akademische Leben in Aarhus ist ähnlich wie das deutsche und Unterschiedet sich nur in ein
paar Dingen. Das wichtigste ist wohl, dass es in Dänemark kein förmliches „Sie“ gibt. Man spricht
Dozenten ab dem ersten Tag mit „Du“ an. Da man sich hauptsächlich auf Englisch verständigt, ist
das eigentlich irrelevant, aber man sollte den Umgangston auch entsprechend wählen. Man kann
und sollte mit allen Dozenten und Autoritätspersonen nett und locker umgehen, dabei natürlich
trotzdem immer höflich blieben. Man spricht sich auch generell mit Vornamen an, jede und jeden.
Das bedeutet natürlich, dass man trotzdem miteinander respektvoll umgeht, aber alles ist eben ein
bisschen lockerer und das merkt man auch im täglichen Leben. Die Kurswahl für Erasmus Studenten ist an der AU entweder vom heimischen Studiengang vorgegeben, oder eben auf das englische Angebot der Uni beschränkt, welches aber sehr groß ist, da die AU einen sehr großen Anteil
von internationalen Studenten hat. Somit ist die Sprache in Lehrveranstaltungen und Prüfungen
natürlich Englisch. Wer halbwegs fit in Englisch ist und beispielsweise seine TV Serien auf englisch schaut, der hat im Alltag keine Probleme und auch das „Fachenglisch“ hat man schnell gelernt. Wer im Fachbereich der Geisteswissenschaften ist, der profitiert von sehr kleinen Kursgrößen (bis zu 30 Studenten pro Kurs). Im Fachbereich Business habe ich gehört gibt es dann auch
die regulären „200-Personen“ Vorlesungen, aber ich habe in meinen Kursen stets mit ca. 15 Mitstudenten gesessen.
Unterkunft
Um eine Unterkunft sollte man sich so früh wie möglich kümmern, aber auch hier bietet die AU
eine wunderbare Hilfe an. Bei der Bewerbung meldet man sich für ein Housing-Verfahren an, bei
dem man einige Präferenzen angeben kann was Kosten und Lage angeht. Man bekommt dann
ziemlich früh vor Antritt des Semesters einen der vielen Plätze zugewiesen. Diese unterscheiden
sich jedoch massiv voneinander. Von dem „Dormroom“ mit 15 Leuten auf einem Flur bis zur zweier-WG mitten in der Stadt ist alles dabei. Auch die Präferenzen sind nicht zwangsläufig ausschlaggebend für den Platz, den man schlussendlich bekommt, aber die Chancen, dass man überhaupt
einen Platz bekommt sind sehr hoch. In meinem Jahrgang konnten nur 50 Leuten von ca. 1200
kein Wohnplatz vermittelt werden. Für diese Leute hat das Housing Office aber Übergangswohnungen organisiert. Es ist natürlich auch möglich sich nach einer Privatunterkunft zu erkundigen,
aber meiner Erfahrung nach ist es wirklich sehr schwer in Stadtnähe eine Wohnung zu finden, die
bezahlbar ist.
Öffentliche Verkehrsmittel
Der öffentliche Nahverkehr in Aarhus könnte besser sein, erfüllt aber gerade unter der Woche und
zu den Arbeitszeiten seinen Zweck. In der Innenstadt wartet man meistens nicht länger als 15 Minuten auf einen Bus. Wenn man weiter weg wohnt (wie ich) ist man dann doch mal auf Busse angewiesen, die nur alle halbe Stunde und Nachts dann nur noch alle Stunde oder unter der Woche
gar nicht mehr fahren. Hier ist ein Fahrrad sehr zu empfehlen. Taxi kosten sind mit den deutschen
zu vergleichen. Eine Taxifahrt sollte bei knappem Budget also nur im Notfall genutzt werden.
Studentenjobs
Die Universität, aber auch lokale Unternehmen bieten ab und zu über Kanäle wie Facebook Studenten Jobs an. Für die meisten sind jedoch gute Dänisch-Kenntnisse notwendig. Leider kann ich
zu diesem Thema mit nicht so vielen Infos aufwarten, da weder ich noch Leute in meinem engeren
Freundeskreis gearbeitet haben. Wem es vorrangig um den Kontakt zu Menschen und einer Abwechslung zum Studium geht, der kann eine von vielen Ehrenamtlichen Jobs an der Uni, an diversen Bars oder Cafés übernehmen. Viele meiner Freunde haben so vor allem mit einheimischen
Studenten enge Kontakte geknüpft.
Besondere Erlebnisse im Gastland
Als ich mich für ein Gastland entscheiden musste, viel meine Wahl gezielt auf Dänemark. Ich war
vorher noch nie in Skandinavien und habe aber immer nur gutes gehört, sowohl von den Ländern
an sich, als auch von den dortigen Sozial- und Bildungssystemen. Nun hatte ich die Chance mich
selbst davon zu überzeugen, ob diese Vorurteile wahr sind oder nicht, und ich muss sagen, dass
es mir wirklich sehr gut gefallen hat und vieles über die sogenannten „glücklichsten“ Menschen der
Welt in Dänemark stimmt. Das stimmt so lange bis dann der Winter einbricht und alle melancholisch und traurig werden, aber insgesamt war es wirklich eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Da Aarhus internationale Studenten von über all aus der Welt willkommen heißt, hat man die
Chance so viele verschiedenen Kulturen an nur einem Ort kennen zu lernen. Die Menschen aus
meinem engeren Freundeskreis kam aus den folgenden Ländern: Spanien, Österreich, Peru, Australien, Singapur, Griechenland und Brasilien. Diese bunte Mischung hat mein Auslandssemester
wirklich in vielerlei Hinsicht sehr bereichert und mir zu 100% meine Erwartungen an mein Semester im Ausland erfüllt. Ich würde jedem nur wärmstens empfehlen Dänemark nicht zu Unterschätzen und gerade nicht Aarhus. Diese Stadt mit ihren 50.000 Studenten, von denen ein Großteil aus
den unterschiedlichsten Orten der Welt kommt, hat ganz schön was zu bieten.