Appenzeller Zeitung - Wohnheim Steig hat Finanzsorgen

Appenzeller Zeitung, Samstag, 20. Juni 2015
Regionalteil für Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden
Wohnheim Steig hat Finanzsorgen
Präsident Jakob Signer, der neue Kassier Lukas Enzler und der abtretende Fefi Sutter. (Bild: ef)
APPENZELL. Der Kanton Appenzell Innerrhoden setzt beim Wohnheim Steig zur
Abgeltung der Leistungen auf ein neues Finanzierungsmodell. Dies sorgte für
Diskussionen an der diesjährigen Generalversammlung.
An der am Donnerstag abgehaltenen GV der Werkstätte und des Wohnheims Steig in Appenzell waren 48
Stimmberechtigte anwesend. Die Jahresrechnung wurde einstimmig genehmigt, ebenso der Voranschlag 2015,
obwohl dieser einen Verlust von 311 000 Franken ausweist. Grund dafür ist der Wechsel von der Defizit- zur
Pauschalfinanzierung.
Grund für Finanzloch
Präsident Jakob Signer ist in Sorge wegen der kommenden Finanzlage. «Wir wissen nicht, ob das Finanzloch nur
eine Folge des Systemwechsels ist und sich die Situation in zwei, drei Jahren wieder einpendelt.» Er bat Antonia
Fässler um ihre Stellungnahme. «Ich halte fest», so Antonia Fässler, «dass der Kanton seine Verantwortung
hinsichtlich der Steig und seiner Bewohner jederzeit wahrgenommen hat und weiterhin wahrnimmt, auch mit dem
vorliegenden Finanzierungsangebot.»
Der Kanton setzt den festen Rahmen. Im Jahr 2014 bezahlte er 931 000 Franken Kantonsbeiträge an die Steig. Im
Voranschlag 2015 ist der Kantonsbeitrag auf 644 000 Franken reduziert worden. Die Begründung dieser Reduktion
ist der Paradigmenwechsel von der Defizitfinanzierung zur Pauschalfinanzierung. In diesen Pauschalen werden die
anrechenbaren Abschreibungen gegenüber den Vorjahren gekürzt. Die Kosten von Belegungslücken werden nicht
mehr gedeckt. Unterstützt bei der Einführung des neuen Finanzierungssystems wurde Innerrhoden vom Sozialamt
des Kantons Graubünden.
Zu diesem Thema nahm auch Fefi Sutter, der an diesem Abend zurücktretende Kassier, Stellung. Er bedauerte
den Paradigmenwechsel. «Der Kanton hat neue Leistungen bestellt, welche die Stääg wunschgemäss umsetzte,
die dann aber trotz vorgängiger Zusicherung nicht entschädigt wurden.» Die Kosten, meinte er, sollten mit dem
Grossraum St. Gallen verglichen werden und nicht mit einem Kanton ausserhalb der Region.
Rücktritt und Neuwahl
Präsident Jakob Signer wies trotz den Sorgen auf die weiterhin erfreuliche finanzielle Situation der Stääg hin: hohe
Liquidität und schuldenfreie Immobilien. Gutes wusste er aus dem Wohnheim und der Werkstatt unter der Leitung
von Geschäftsführer Heinz Brander zu berichten. Aber auch da seien die Löhne und Sozialleistungen gestiegen,
was ebenfalls Mehrkosten verursache. In der Werkstätte stieg die Zahl der Betreuten von 47 auf 50. Im Wohnheim
wurden im vergangenen Jahr 22 Personen betreut. In der Werkstatt wie im Heim sind noch zwei Plätze frei. Arzt
Andreas King vom Aufsichtsrat warnte vor zu viel Aufwand für die Administration. Der Fokus sollte auf die Betreuung
der Bewohner gerichtet sein.
Auf den zurücktretenden Fefi Sutter folgt Lukas Enzler.
ESTHER FERRARI