Sind 2 Gläser bereits zuviel? Sind Sie besorgt, dass Sie zu viel trinken? Diese Broschüre klärt auf, informiert und liefert Antworten. 2 INHALT Ein Gläschen zu viel 4 Was ist ein Standarddrink? 5 Geringe Gesundheitsrisiken gemäss Weltgesundheitsorganisation (WHO) 6 Besorgt, dass Sie zu viel trinken könnten? 7 Gefährdet Ihr Alkoholkonsum Ihre Gesundheit? 8 Risikoklassen der WHO 9 Risikofaktor Alkohol 10 Wer hat noch das Sagen – Sie oder der Alkohol? 12 Alkoholkonsum ist nicht eine Frage des Willens 13 Entscheiden Sie, wann Sie genug haben? 14 Alkoholkonsum – Sie haben jetzt drei Perspektiven 16 Weniger Trinken oder Abstinenz? 17 Was kann ich selbst dafür tun, mein Trinkverhalten zu ändern? 18 Trinkkalender20 Planen Sie einen Besuch bei Ihrem Arzt? 22 Weiterführende Informationen 23 3 3 EIN GLÄSCHEN ZU VIEL ... Gute Gründe, Alkohol zu trinken, finden sich immer. Denn wer schätzt nicht das kühle Bier nach einem anstrengenden Arbeitstag, das Cüpli zur Feier des Tages oder die ein, zwei Gläser Wein in geselliger Runde mit Freunden oder mit der Familie? Alkohol kann ein sehr angenehmer Bestandteil unseres Lebens sein. Doch führen ein, zwei Gläser bei einigen erst recht dazu, dass sie mehr trinken, als ursprünglich geplant. Sind diese Gläser bereits zu viel? Sprechen wir hier von Sucht? Schätzungen zufolge leben in der Schweiz ca. 300’000 Menschen, die an einem chronisch risikoreichen Alkoholkonsum leiden.1 Diese Menschen lernen die Kehrseite und eine Reihe von schädlichen Folgen eines hohen Alkoholkonsums kennen. Denn regelmässiger, über die empfohlene maximale Tagesmenge hinausgehender Alkoholkonsum gefährdet kurz- und langfristig die Gesundheit und das soziale Wohlergehen. 1. Bundesamt für Gesundheit (BAG), Zahlen und Fakten, 2014. www.bag.admin.ch 4 WAS IST EIN STANDARDDRINK? 1 Standarddrink = 10 g reiner Alkohol > Mit Standarddrink ist nicht etwa die Menge an Flüssigkeit, sondern die Menge an Alkohol, welche wir zu uns nehmen, gemeint. Hier eine einfache Übersicht: 1 Glas Wein oder Sekt (100 ml, 12% Vol.) 1 Standarddrink 1 Glas Spirituosen (20 ml, 40% Vol.) 1 Standarddrink 1 Glas Bier (300 ml, 5% Vol.) 1 Standarddrink 1 Flasche Wein (750 ml, 12% Vol.) 7 Standarddrinks 5 RISIKOARMER ALKOHOLKONSUM 1,2,3 MÄNNER FRAUEN Jedoch nicht mehr als 4 Standarddrinks pro Tag und ca. 2 alkoholfreie Tage pro Woche.* *Die Empfehlungen sind in der Schweiz nicht einheitlich. 1. Praxis Suchtmedizin Schweiz: http://www.fosumos.ch/index.php/de/alkohol/risikoarmer-konsum 2. Sucht Schweiz: Alkohol und Gesundheit 2013; http://shop.addictionsuisse.ch/de/alkohol/228-alkohol-und-gesundheit.html 3. Seitz et al. Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, Jahrbuch Sucht 2008 6 BESORGT, DASS SIE ZU VIEL TRINKEN KÖNNTEN? BESTIMMEN SIE IHREN ALKOHOLKONSUM Entsprechende Anzahl eintragen: 7 GEFÄHRDET IHR ALKOHOLKONSUM IHRE GESUNDHEIT? Glauben Sie, dass bei Ihnen das Risiko besteht, zu viel Alkohol zu trinken? Falls Sie soeben Ihren wöchentlichen Alkoholkonsum berechnet haben, haben Sie nun eine gute Vorstellung davon, wie viel Alkohol Sie zu sich nehmen. Doch ist Ihr wöchentlicher Alkoholkonsum auch auf einem schädlichen Niveau für die Gesundheit? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat auf Grundlage der pro Tag konsumierten Alkoholmenge Richtwerte entwickelt, welche zeigen, wie hoch das individuelle Risiko für Gesundheitsschäden ist1: Warum unterschiedliche Grenzwerte? Alkohol löst sich besser in Wasser auf als in Fett, weshalb – Frauen aufgrund ihres von Natur aus niedrigerem Wasseranteils (dafür jedoch höheren Fettanteils) schneller angeheitert bzw. betrunken sind. – Menschen mit einem hohem Wasseranteil im Körper einen niedrigeren Blutalkoholspiegel aufweisen und dadurch «mehr vertragen». 8 RISIKOKLASSEN DER WHO1 INDIVIDUELLES RISIKO FÜR GESUNDHEITSSCHÄDEN 1. World Health Organization (WHO). International guide for monitoring alcohol consumption and related harm. Geneva, 2000 9 RISIKOFAKTOR ALKOHOL Prozentuale Anteile an Todesfällen bei schweren Erkrankungen, die auf Alkohol zurückzuführen sind 1: 39.9% Mentale und neurologische Erkrankungen 7.7% Krebs 78.3% Leberzirrhose 19.0% Mentale und neurologische Erkrankungen 5.7% Krebs 8.9% Herz- und Gefässerkrankungen 76.3% Leberzirrhose 39.6% Verletzungen beabsichtigt 36.8% Verletzungen unbeabsichtigt 10.6% Verletzungen unbeabsichtigt 1. World Health Organization (WHO). Alcohol in the European Union. 2012 (http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0003/160680/e96457.pdf) 10 6.7% Herz- und Gefässerkrankungen 9.7% Verletzungen beabsichtigt Neben einem hohen Risiko für Ihre Gesundheit, birgt ein überhöhter Alkoholkonsum auch gravierende Risiken auf anderen Ebenen. Aussehen Alkohol regt den Appetit an, ist selbst sehr kalorienreich und kann deshalb zu einer Gewichtszunahme führen. Ebenso ist ein sich verschlechterndes Hautbild (z. B. trockene, glanzlose Haut, geplatzte Äderchen) mit zunehmenden Alkoholkonsum zu erwarten. Verhalten Alkohol dämpft die Gehirnfunktionen und kann je nachdem zu Trägheit oder zu Aggressivität in unterschiedlichen Schweregraden führen. Familie Alkohol hat einen grossen Einfluss auf die familiäre Atmosphäre und ist ein wichtiger Faktor bei häuslicher Gewalt. Dabei leiden vor allem die Kinder: Vernachlässigungen, Missbrauch und Misshandlungen sind keine Seltenheit. Und zu oft müssen die Kinder ein nicht altersgemässes Mass an Verantwortung übernehmen und machen sich grosse Sorgen um das Wohl und Verhalten Ihrer Eltern. Abeitsplatz Regelmässiger hoher Alkokolkonsum kann sich negativ auf Ihre Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz auswirken: Sie fallen öfters krankheitsbedingt aus, sind eine höhere Belastung für Ihre Kollegen und gefährden Ihren Arbeitsplatz. Gesellschaft Alkohol spielt eine grosse Rolle bei durch Gewalt oder Unfälle verursachten Verletzungen. Auch steigt das Risiko eines Führerscheinentzugs. Finanzielles Alkohol ist teuer. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie viel Geld Sie monatlich für Alkohol ausgeben? 11 WER HAT NOCH DAS SAGEN – SIE ODER DER ALKOHOL? Sie haben Schwierigkeiten, Ihren Alkoholkonsum zu kontrollieren. Sie sind sich bewusst, dass sie zu viel trinken. Sie haben das Gefühl, dass der Alkohol immer mehr die Kontrolle übernimmt. Sie haben ein überwältigendes Verlangen nach Alkohol. Denken Sie daran: Alkoholabhängigkeit ist behandelbar. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an. Er unterstützt Sie darin, einen Weg aus der Abhängigkeit zu finden. 12 ALKOHOLKONSUM IST NICHT EINE FRAGE DES WILLENS Ein zu hoher Alkoholkonsum hat nichts mit Charakterschwäche zu tun. Drei Faktoren sind massgeblich an einer Alkoholabhängigkeit beteiligt: Soziales Umfeld Alkoholkonsum Gene Je mehr Sie in Kontakt mit Alkohol kommen und je mehr Akzeptanz Ihr Trinken in Ihrem persönlichen und beruflichen Umfeld erfährt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Abhängigkeit. 1 Ein kontinuierliches und starkes Trinkverhalten führt über einen längeren Zeitraum hinweg zu Veränderungen im Motivationssystem des Gehirns. 1 Die Anfälligkeit für Alkoholabhängigkeit ist bis zu 60 % genetisch bedingt. Häufig tritt die Sucht familiär gehäuft auf. 2 Positives Belohnungsgefühl Stopp Gleichgewicht ausser Kontrolle Weitertrinken Weitertrinken Verstärktes Trinkverlangen Alkoholkrankheit 1. National Institute on Drug Abuse (NIDA) 2010; Drugs, Brains and Behavior. The Science of Addiction 2. Schuckit Ch.98. In: Davis et al. Neuropsychopharmacology: the fifth Generation of Progress. 2002 13 ENTSCHEIDEN SIE, WANN SIE GENUG GETRUNKEN HABEN? Mögliche Hinweise auf Alkoholabhängigkeit sind: –Sie betrinken sich regelmässig. – Sie können nicht mehr mit dem Trinken aufhören, nachdem Sie einmal angefangen haben. – Sie trinken mehr als früher. – Sie haben aufgrund des Alkohols das Interesse an anderen Dingen verloren. – Sie trinken allein. – Sie bringen Entschuldigungen vor, um zu trinken. – Sie lassen andere Menschen wegen des Trinkens im Stich. – Sie riechen tagsüber nach Alkohol. – Sie haben wegen des Trinkens Schuldgefühle. – Sie zittern morgens. Beantworten Sie die nachfolgende Fragen1 und überlegen Sie, ob Ihnen die ein oder andere Situation (in den letzten 12 Monaten) bekannt vorkommt. Beantworten Sie drei oder mehr Fragen mit «Ja», ist es sehr wahrscheinlich, dass der Alkohol Ihr Leben bestimmt und Sie möglicherweise abhängig sind. 1. World Health Organization: ICD-10 classification 14 01 Verspüren Sie im Allgemeinen ein starkes Verlangen oder eine Art inneren Zwang, Alkohol zu trinken? JA NEIN 02 Fangen Sie häufig an, Alkohol zu trinken, obwohl Sie wissen, dass Sie das nicht tun sollten, und können Sie häufig nicht kontrollieren, wann Sie mit dem Trinken aufhören und wie viel Sie trinken? JA NEIN 03 Haben Sie häufig unangenehme Entzugssymptome wie Schwitzen, Zittern, Übelkeit oder Schlaflosigkeit, wenn Sie eine Zeit lang weniger getrunken oder gar keinen Alkohol zu sich genommen haben? Trinken Sie dann weiter, nur um diese Beschwerden loszuwerden? JA NEIN 04 Haben Sie den Eindruck, dass Sie mehr trinken müssen als früher, um die gleiche Wirkung zu erzielen? JA NEIN 05 Hat das Trinken dazu geführt, dass Sie weniger Zeit mit Dingen verbringen und weniger Interesse an Dingen haben, die Ihnen eigentlich Spass machen und Ihnen wichtig sind, nur um sicher zu sein, dass Sie Alkohol bekommen? JA NEIN Trinken Sie weiter, obwohl Sie genau wissen, dass es Ihnen und anderen körperlich oder psychisch schadet? JA NEIN 06 15 ALKOHOLKONSUM Sie haben jetzt drei Perspektiven Reduzieren Aufhören Weitermachen Welche Perspektive ist für Sie die Richtige? Sind Sie unsicher, welche Perspektive für Sie die Richtige sein könnte? Schwanken Sie zwischen dem einen oder dem anderen Weg? Schon das Wissen um eine Perspektive kann helfen, den entscheidenden Schritt in eine Richtung zu wagen. Beispiel: Ist an eine völlige Abstinenz in Ihrer derzeitigen Situation nicht zu denken, so wäre die Reduktion Ihres Alkoholkonsums sicher eine gute Alternative. Tragen Sie ganz ehrlich nachfolgend die Vor- und Nachteile aller drei Perspektiven zusammen und schnell werden Sie feststellen, in welche Richtung Sie sich verändern möchten. Zeigen Sie auch Ihrem Arzt die Notizen und sprechen Sie mit ihm darüber. Er kann Sie unterstützen. 16 Alkoholkonsum reduzieren bzw. weniger trinken Vorteile: Nachteile: Alkoholabstinenz bzw. nie mehr Alkohol trinken Vorteile: Nachteile: Alkoholkonsum unverändert fortsetzen Vorteile: Nachteile: 17 WAS KANN ICH SELBST DAFÜR TUN, MEIN TRINKVERHALTEN ZU VERÄNDERN? 18 01 Bauen Sie sich ein unterstützendes Netzwerk auf. 02 Vermeiden Sie schlechten Einfluss. 03 Vermeiden Sie Auslöser für das Trinken. 04 Vermeiden Sie es, Alkohol im Haus zu haben. 05 Üben Sie sich darin, «Nein» zu sagen bzw. «Danke, es reicht für heute». 06 Machen Sie Ihr Ziel bekannt. 07 Halten Sie sich die negativen Konsequenzen vor Augen. 08 Entwickeln Sie neue Aktivitäten und Interessen. 09 Befassen Sie sich mit den Problemen, die Ihrem Trinken zugrunde liegen. 10 Achten Sie auf einen gesunden Lebensstil. – gesunde Ernährung – körperliche Bewegung – ausreichend Schlaf – seien Sie aktiv – vermeiden Sie Stress 19 TRINKKALENDER WAS HABEN SIE GETRUNKEN? 20 1 Standarddrink entspricht: 1 Glas Wein (100 ml, 12% Vol.) 1 Glas Bier (300 ml, 5% Vol.) 1 Glas Spirituosen (20 ml, 40% Vol.) 1 Flasche Wein (750 ml, 12% Vol.) 21 PLANEN SIE EINEN BESUCH BEI IHREM ARZT? Falls Sie vorhaben, Ihren Arzt aufzusuchen, um mit ihm über Ihren Alkoholkonsum zu sprechen, kann es hilfreich sein, die nachfolgenden Fragen zu beantworten und mit zum Arzt zu nehmen. Die Antworten können einen guten Ausgangspunkt für das Gespräch bilden. Wiederum sind die Fragen eine gute Grundlage, auf der Sie und Ihr Arzt entscheiden können, welche Behandlung und Intervention für Sie am besten geeignet ist. Bereits das regelmässige Gespräch mit Ihrem Arzt hilft, etwas gegen die Probleme zu tun, manchmal ist es aber auch notwendig, Arzneimittel einzusetzen. 1. Wie häufig nehmen Sie alkoholische Getränke zu sich? 2. Wenn Sie Alkohol trinken, wie viele Standarddrinks (Gläser) trinken Sie dann üblicherweise an einem Tag? 3. Wie häufig haben Sie im Verlauf der letzten 12 Monate bei einer Gelegenheit 4 oder mehr (Frauen) bzw. 6 oder mehr (Männer) Standarddrinks (Gläser) Alkohol zu sich genommen? Praxisstempel 22 WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN Im Internet gibt es verschiedene Websites, welche Informationen bei Alkoholproblemen und Alkoholabhängigkeit liefern. Dort erfahren Sie auch, wer Ihnen dabei helfen kann, Ihren Alkoholkonsum zu verändern. Als erster Einstieg kann Ihnen folgende Website dienen: In der umfassenden Datenbank suchtindex.ch finden Sie die ambulanten, (teil-)stationären und niederschwelligen Angebote in den Bereichen Alkohol, illegale Drogen, Medikamente und substanzungebundene Süchte. Der Suchtindex ist ein Angebot von Infodrog. 23 REDALC ist ein hilfreiches Tagebuch, um den eigenen Alkoholkonsum zu überwachen und zu reduzieren. Es lassen sich kleine Zwischenziele definieren, die Ihnen helfen, den Alkoholkonsum zu reduzieren. Am erfolgreichsten reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum in Begleitung Ihres Arztes. REDALC bietet die Möglichkeit, Ihrem Arzt einen kurzen Erfolgsreport zu senden. Verfügbar: DE/FR/IT www.redalc.ch Lundbeck (Schweiz) AG, Cherstrasse 4, 8152 Glattbrugg, www.lundbeck.ch 24 SELIN006 CH-SELI-2015.01-00002227 REDALC: Ihr elektronisches Trinktagebuch
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