MITTELBADISCHE PRESSE www.bo.de Donnerstag, 17. März 2016 HAUSACH Stadtschreibertagebuch (1) Kinzigtal Serie Ameiseneintopf C onstantin Göttfert ist der neue GiselaScherer-Stipendiat. Er lebt bis Ende Mai als Stadtschreiber im Molerhiisle. Exklusiv für die Leser des Offenburger Tageblatts schreibt er jeden Donnerstag einen Tagebucheintrag für das »StadtschreiberTagebuch«. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie das frage, aber: »Sind Sie ein guter Mensch?« Seit meiner Ankunft hier vor zwei Wochen quäle ich mich mit dieser Frage, ich werde nämlich mit einem etwas unangenehmen Aspekt meiner Persönlichkeit konfrontiert: Ich töte. Ja, Sie lesen richtig. Ich töte Ameisen, und zwar genau seit zwei Wochen. Ich bin an sich kein Freund von Grenzen, aber an der Schwelle vom Garten in mein Schlafzimmer hört sich der Spaß auf. Eine Biologin sagte mir einmal, eine einzelne Ameise könne man unter evolutionären Gesichtspunkten gar nicht als Lebewesen betrachten, vielmehr solle ich sie mir wie ein Organ eines Gesamtkörpers vorstellen. Zerquetsche ich also eine Ameise unter meinem Fingernagel, so zerquetschte ich damit lediglich so etwas wie eine Niere oder einen Lungenflügel eines viel größeren Lebewesens, das aus Hunderttausenden dieser Organe besteht – ich bin nicht sicher, ob sich dieser Gedanke bei dem zu erwartenden Urteil Ein Thema mit Folgen Constantin Göttfert aus Wien ist als Gisela-Scherer-Stipendiat bis Ende Mai Stadtschreiber in Hausach. gegen mich selbst positiv auswirken wird. Aber ich habe hier im Molerhiisle nicht nur ein Lebensmittellager zu verteidigen, sondern auch eine Schlafstätte und – und da hört sich der Spaß nun aber wirklich auf! – ein Klavier. Keine Ahnung, was die Tiere dort suchen. Ich spiele hauptsächlich Schubert und Mendelssohn-Bartholdy – wenn Sie in der Nähe wohnen, wissen Sie das bereits – und beide Komponisten hatten meines Wissens nichts mit Insekten zu tun. In Mittelamerika werden Ameisenlarven übrigens mit Öl und Knoblauch gemischt und als »mexikanischer Kaviar« zu Tortillas serviert. Ich habe gelesen, dass nun auch europäische Haubenköche auf dieses Gericht aufmerksam wurden. Der Geschmack soll irgendwo zwischen »nussig« und »buttrig« liegen. Wenn Sie also, liebe Leserin, lieber Leser, ein passendes Rezept haben: Sie wissen ja, wo Sie mich finden. Einfach immer der Ameisenstraße nach. Constantin G öttfert Musical »Rent« I 11. März: Interview Reinhardt Bäder Heute: Rückblick und Inhalt von »Rent« 24. März: Die Solisten 7. April: Die Rockband 14. April: Choreografie / Sabine Glöckler 21. April: Was 28. April: hinter der Büh- Ein Tag vor ne abgeht der Premiere 31. März: Der Chor m Jahr 1976 führte das Robert-GerwigGymnasium unter der Leitung des im vergangenen Jahr verstorbenen Musiklehrers Peter Lohmann mit Carl Orffs »Die Kluge« die erste Oper auf, der 1983 »Porgy & Bess« folgte. Damit steht das Gymnasium mit seinen großen musikalischen Aufführungen in einer 40-jährigen Tradition. Die erste große Musicalproduktion bleibt unvergessen: »Kätz« – das aus rechtlichen Gründen nicht wie das Original geschrieben werden durfte, löste damals erstmals das Hausacher »Musicalfieber« aus. Als 1999 auf Peter Lohmann Reinhardt Bäder folgte, baute dieser die Tradition noch weiter aus. Alle zwei Jahre darf sich das Kinzigtal auf eine große Musicalproduktion freuen. Am Freitag, 29. April, ist in der Hausacher Stadthalle Premiere für »Rent«. Kleine Stadt im Musicalfieber Serie zum Musical »Rent« (2): Rückblick in die großen Chorproduktionen des Hausacher Gymnasiums Das Robert-Gerwig-Gymnasium feiert in sechs Wochen in der Hausacher Stadthalle Premiere des Rockmusicals »Rent«. Knapp 200 Schüler, Lehrer, Ehemalige und Eltern sind beteiligt. Das Offenburger Tageblatt stellt jeden Donnerstag einen Teil des Teams vor. Heute: Rückblick in die Musicalgeschichte. Von A n na T er esa A gü er a Hausach. Die Musicalgeschichte begann eher zufällig, als sich der damalige Chorleiter des Robert-Gerwig-Gymnasiums Peter Lohmann am 12. März 1986 eine Schallplatte der Wiener Aufführung von »Cats« kaufte. Zuvor hatte der Musiklehrer 1976 »Die Kluge« von Carl Orff und 1983 die Oper »Porgy & Bess« inszeniert – 40 Jahre sind seither vergangen und die Musicalproduktionen des Hausacher Gymnasiums sind weit über die Grenzen des Kinzigtals bekannt. Nicht nur, »Der kleine Horrorladen«, »Anatevka«, »Jesus Christ Superstar«, »Hair« – seit 40 Jahren entführt weil viele ehemalige Schüler das Robert-Gerwig-Gymnasium Zuschauer in die Welt der Musicals. Foto: Anna Teresa Agüera und Solisten heute auf den großen Musicalbühnen stehen. Mit der JahrtausendwenSTICHWORT Doch zurück zu »Cats«: Das de übernahm der Musiklehrer erste Musical stand auf MesReinhardt Bäder die Chorleisers Schneide, waren doch die tung und inszenierte 2000 das Die Handlung spielt im Rechte vorerst nur aufs ProMusical »Joseph« mit BernNew York der 1980er fi-Theater beschränkt. Erst im hard Rohrer (technische LeiJahre. Das Musical von Dezember 1986 kam die Bestätung) und Sabine Glöckler Jonathan Larson lässt tigung des Hamburger Operet(Choreografie), die bis heudie Zuschauer am Leben tenhauses und der Weg war frei (1992). Zwei Jahre später dann te die Tänze mit den Schülern von neun Frauen und für: »Kätz«. Das Musical von »Anatevka«, die nächste große einstudiert. Es folgten die MuMännern teilhaben, die Andrew Lloyd Webber wurde Musicalproduktion, wieder un- sicals »Linie 1« (2002) und Rats ein Jahr – eine Season of unter der Gesamtleitung von ter der Leitung von Lohmann (2004), eine Inszenierung mit Love – voller Höhen und Peter Lohmann aufwendig in- und Rohrer. Die zwei Genera- dem Chor der sechsten und Tiefen durchleben. Dabei szeniert und feierte am 24. Ap- tionen der Geschichte des jüdi- siebten Klassen. werden sie mit Themen ril 1987 Premiere. schen Dorfs AnaReinhardt Bäders ganz perwie AIDS, HomosexualiDer Deutschlehtevka wurden sönlicher Höhepunkt war die »Kätz« stand auf tät und Drogenabhängigrer Bernhard Rohauthentisch geenglische Rock-Oper »Jesus Messers Schneide keit konfrontiert. rer und die Tanzspielt von Schülern Christ Superstar« (2005): »Das lehrerin Bärbel und Sängern aus war das Musical mit der besAgoston übernahmen die Re- dem Liederkranz. ten Musik. Damals waren noch gie. Gemeinsam mit dem SchulBei der Operette »Im weißen mehr helfende Hände beteiligt emotionales Musical auf die chor und der Theater-AG stand Rössl« standen der Schulchor als heute und das Ergebnis war Bühne (siehe Stichwort). Reinin den Anfangsjahren auch der und der Liederkranz 1996 zum sehr eindrücklich.« Auch »Las hardt Bäder übernimmt mit Hausacher Gesangverein Lie- letzten Mal gemeinsam auf der Vegas Dreams« (2006) von sei- Giovanni Gino Santo die Leiderkranz auf der Bühne. Bühne. 1998 verabschiedete nem Vater Carlo sei eine beson- tung. Der Theaterpädagoge Auf »Kätz« folgten die Ope- sich Lohmann als Gesamtlei- dere Produktion war selbst Schüretten »Boris Godunow« (1988), ter mit dem Musical »Der klei- gewesen. »Das Mu»Das Ergebnis war ler am Gymnasidie »Dreigroschenoper« (1989), ne Horrorladen«. In späteren sical meines Vasehr eindrücklich.« um und wirkte bei Purcells »Dio und Aeneas« Produktionen tauchte er aber ters liegt mir sehr zahlreichen Pro(1990) sowie die »komische« immer wieder in kleineren Rol- am Herzen. Es ist duktionen als DarOper »Zar und Zimmermann« len auf der Bühne auf. einmalig. Kein Stück, das rauf steller mit. Zum Beispiel spielund runter gespielt wird.« te er Joseph im gleichnamigen 2009 inszenierte Bäder mit Musical und Judas in »Jesus dem Musical »Rags« 15 Jah- Christ Superstar«. re später die Fortsetzung Damit gehört er zu den Schüvon »Anatevka«. Das Beson- lern, die ihr Herz an die Bühne dere: Mit Martin Schwende- verloren und ihr Hobby zum mann und Gunda Gut schlüpf- Beruf gemacht haben. So auch ten die beiden Hauptdarsteller zum Beispiel die Geschwister von 1994 wieder in ihre Rollen. Valerie und Tobias Link. Beide 2012 brach mit »The Ameri- stehen heute auf großen Bühcan Tribal Love Rock Musical nen – Valerie spielte im HamHair« das bunte Hippiefieber in burger Musical »Phantom der Hausach aus und 2014 entführ- Oper« und Tobias bei »My Fair te das Gymnasium mit »Evita« Lady« am Nürnberger Staatsetwa 3000 Zuschauer in das Ar- theater. In Hausach hat alles gentinien von Juan und Eva angefangen . . . Perón. »Kätz« machte 1987 den Anfang – es folgten zahlreiche Mit »Rent« bringt die Schuw ww.rgg-musicals.de aufwendig inszenierte Musicals. Archivfoto le in diesem Frühjahr ein sehr Inhalt von »Rent« Börsenspielereien Hausach. Auf spielerische Art und Weise die Börse und den Aktienmarkt kennenlernen ist das Ziel des Planspiels Börse der Sparkassen. Der Hausacher Geschäftsstellenleiter Stefan Pfaff (oben, rechts) überreichte nun die Geldpreise an die erfolgreichen Spielgruppen der Kaufmännischen Schulen (oben) und an eine Gruppe des RobertGerwig-Gymnasiums Foto: Sparkasse Haslach-Zell Polizeibericht Unheimliche »Schleichfahrt« Hausach (red/ra). Ob es nun ein technischer Defekt am Auto oder doch die Unzulänglichkeit der 22-jährigen Fahrerin war, konnten die Beamten des Polizeireviers Haslach am Dienstagnachmittag noch nicht klären. »Fest steht nur, dass die 22-Jährige ihren automatikgetriebenen Ford gegen 17 Uhr vom Parkplatz gegenüber des Bahnhofs aus in Bewegung setzte – und sofort die Kontrolle über ihr Gefährt verlor«, meldete die Polizei. In sehr langsamer Fahrt fuhr sie den Bordstein her- unter auf die Straße, wo ein 47-jähriger Mitsubishifahrer trotz Ausweichmanöver eine Kollision mit dem Ford nicht verhindern konnte. Dieser rollte unterdessen in Schrittgeschwindigkeit weiter geradeaus, querte komplett die Eisenbahnstraße und rammte schließlich einen dort geparkten Peugeot. Verletzt wurde niemand, den Gesamtsachschaden schätzt die Polizei auf rund 5000 Euro. Der Ford wurde abgeschleppt und muss nun erst einmal eingehend untersucht werden. Redaktion Hausach/Hornberg Claudia Ramsteiner (ra) • Telefon 0 78 31 / 96 57 02 Petra Epting (ept) • Telefon 0 78 33 / 17 78 Fax 07 81 / 504 - 8 13 29 • E-Mail: [email protected]
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