Erfahrungen Teil 3

Erfahrungen Teil 3
Wie ich meinen Zuchtanfang aus heutiger Sicht gestalten würde habe ich schon
geschrieben.
Nun wurde ich gefragt, wie ich es schaffe, einen Hahn mit mehreren Hennen
gleichzeitig zu verpaaren. Ich denke es gibt viele Hähne mit denen dies geht,
habe aber selbst eine Familie bei der es leichter zu machen ist als bei anderen.
Diese Hähne sind oftmals zu triebig, sie zerschlagen dann ganze Gelege wenn
sich die Henne, zum treten, nicht mehr aus dem Kasten bewegt. Also Vorsicht,
hat man Hähne dazu gebracht, darf man sie unter Umständen nicht zu lange bei
den Hennen belassen. Ich selbst lasse diese Hähne nur sehr selten auch Junge
aufziehen, es erscheint mir zu gefährlich. Nicht nur, dass sie das Gelege
zerstören, nein auch die Jungen werden attackiert. Am schlimmsten, wenn der
erste Jungvogel, der den Kasten verlässt, ein Hahn ist.
Ich verfahre nicht immer auf die gleiche Art. Althähne, die schon einmal so
verpaart wurden, sind relativ einfach. Der Hahn kommt in eine Dreierbox mit
fünf Hennen, von denen ich gerne drei mit ihm verpaaren möchte.
Normalerweise entscheidet sich alles schon in einer Stunde, sofern die Hennen
alle in Brutlaune sind. Schnäbelt der Hahn mit einer Henne und eine andere geht
sofort dazwischen, kann man davon ausgehen, dass diese eifersüchtig ist.
Wiederholt sich der Vorgang ein - zweimal, so wird diese Henne in eine Box
mit Nistkasten gesetzt. Normalerweise dauert es keine 15 Minuten und sie sitzt
schon vor dem Einflugloch. Im günstigsten Falle hat man zu diesem Zeitpunkt
schon die zweite Henne ausgemacht. Ein agiler Hahn bringt brutlustige Hennen
schnell auf Touren. Habe ich drei Hennen ausgemacht und eine davon inspiziert
schon den Kasten, kommt zu Dieser der Hahn. Im günstigsten Fall kommt sie
heraus und lässt sich treten. Beißt sie ihn weg, kommt er zurück zu den beiden
übrig gebliebenen. Es hat aber nichts zu heißen, wenn eine Henne ihn weg beißt.
Ich setze den Hahn immer wieder abwechselnd zu den Hennen die den Kasten
schon aufgesucht haben. Lässt sich eine der beiden übrig gebliebenen Hennen
treten, bekommt auch diese einen Nistkasten. Die andere kommt zurück in den
Flug. Die Hennen kommen in Boxen, die übereinander liegen. So können sie
sich zwar hören, aber nicht sehen. Oder ich verwende nebeneinander liegende
Boxen mit undurchsichtigen Trennschiebern. Die Henne, mit der er sich am
wenigsten versteht, die aber auch den Kasten aufsucht, bekommt einen anderen
Hahn. So oft ich in den Zuchtraum komme, wird der Hahn umgesetzt. Bei der
Henne mit der er sich am Besten versteht, verbringt er die Nacht. Zeigt eine
Henne, durch dickes Koten an, dass sie bald legen wird, so bleibt der Hahn bei
dieser Henne am längsten. So lange die Hennen immer wieder aus dem
Nistkasten kommen um sich treten zu lassen, wenn der Hahn dazukommt,
besteht keine Gefahr. Dringt der Hahn jedoch in den Kasten ein, ist Vorsicht
geboten und man sollte sofort einschreiten. Hahn und Henne aus dem
Nistkasten herausnehmen, und abwartet was passiert. Lässt sie sich treten ist
alles ok, den Hahn wieder umsetzen und bei der Henne belassen, bei der er am
ruhigsten ist. Sucht die Henne jedoch sofort wieder den Kasten auf und hat
schon mindestens 4 Eier abgelegt, lege ich diese anderen Paaren unter und
ersetze sie durch Kunsteier. Ergibt sich diese Möglichkeit nicht, bleibt die
Henne bis zur Ablage ihres letzten Eies alleine. Drei bis vier Junge zieht
normalerweise jede Henne problemlos alleine groß. Ergibt es sich, alle
befruchteten Eier in anderen Nestern unterzubringen, verfahre ich mit allen drei
Hennen noch einmal auf die gleiche Weise, sofern das Ergebnis dem entspricht,
was ich mir erhofft hatte. Nach Ablage des zweiten Geleges lasse ich die
Hennen jedoch selbst ihre Jungen aufziehen. Nach Möglichkeit je drei, das
kostet sie nicht zu viel Kraft und sie sind in der nächsten Zuchtsaison noch gut
zu gebrauchen. Ist der Hahn ruhiger geworden, belasse ich ihn bei seiner
Lieblingshenne um mit ihr die Jungen aufzuziehen. Wenn nicht, kommt er in
meinen größten Flug, in dem sich mehr Hennen als Hähne befinden. Ich mache
ihn vorher ganz nass, damit er nicht fliegen kann. Bis er ganz trocken ist, hat er
sich an die Umgebung gewöhnt und greift mir nicht sofort andere Hähne an, die
mit brutwilligen Hennen schnäbeln. Nicht immer ist ein solcher Hahn auch ein
Segen. Ich konnte schon einige Vögel durch solche Hähne nicht mehr ausstellen.
Zerbissene Nasenlöcher und vieles mehr können sie hinterlassen.
Mit Hähnen, die ich zum ersten Male mit drei Hennen verpaaren möchte,
verfahre ich etwas anders. Sie werden mit einer auserwählten Henne, in eine
Box gesetzt, mit angebrachtem Kasten. Verstehen sich die beiden, bleiben sie
für einen Tag zusammen. Ebenso verfahre ich mit zwei weiteren Hennen. Nur
ruhige Hennen, die nicht nach dem Hahn beißen, bleiben mit ihm zusammen.
Ein Hahn der einmal von einer Henne attackiert wurde ist für diese Art der
Zucht kaum noch zu gebrauchen. Das Umsetzen zwischen den Hennen ist eine
zeitaufwendige Sache. Die Vögel sollten dabei immer beobachtet werden. Nur
so kann man genau erkennen ob ein Hahn dafür geeignet ist oder nicht. Manche
Hähne sind zu aufgeregt und die Hennen bleiben nicht lange genug sitzen, um
den Tretakt durchzuführen. Andere Hennen schnäbeln nur und verschwinden
dann wieder im Kasten. Sie wollen umgarnt sein und dies geht nur wenn der
Hahn längere zeit mit ihnen verbringt. Benimmt er sich bei diesen Hennen ruhig
und fällt sie nicht im Kasten an, so sollte man ihn bei Ihnen die längste Zeit des
Tages verbringen lassen. Natürlich nur wen sich die Henne auch treten lässt.
Nicht wenn sie jedes Mal sofort im Nistkasten verschwindet. Hähne die jedes
Weibchen annehmen und auch noch mehrere gleichzeitig, sind sicher wertvoll.
Aber manchmal ist mir ein Hahn, der jeden x beliebigen Jungvogel füttert,
lieber. Denn nicht nur das Befruchten ist wichtig, die Jungvögel müssen auch
gesund auf die Stange kommen. Und immer daran denken, ein Hahn der auf
diese Weise eingesetzt wird, sollte keine Federprobleme oder ähnliches haben.
Zu schnell wären dessen schlechte Eigenschaften im Stamm verankert.
Bernd Waible