Konventioneller Anschlag

Nationale Gefährdungsanalyse – Gefährdungsdossier Konventioneller Anschlag
Konventioneller Anschlag
Definition
Bei einem Anschlag mit einer konventionellen Bombe wird eine Sprengvorrichtung vorsätzlich zur Explosion gebracht. Ziel des Anschlags können Personen, Tiere, Güter oder die Umwelt sein. Je nach Beweggrund und Zielsetzung der nichtmilitärischen Täterschaft kann sich der Anschlag gegen bewusst ausgewählte Ziele oder gegen zufällig anwesende Personen richten.
In erster Linie geht es um die möglichst weitreichende Verbreitung massenpsychologischer Effekte (Unsicherheit, Angst und Schrecken). Die Tat wird
durch die zu erwartende Mediatisierung als Terrorakt inszeniert.
30. Juni 2015
Nationale Gefährdungsanalyse – Gefährdungsdossier Konventioneller Anschlag
Ereignisbeispiele
11. März 2004
Madrid (Spanien)
Explosionen in Pendlerzügen
Am 11. März 2004 erfolgte in den Morgenstunden eine Serie von Bombenexplosionen in vollbesetzten Pendlerzügen. Der Anschlag wurde von islamistischen
Terroristen ausgeführt. Bei der anschliessenden Ereignisbewältigung wurden
weitere Sprengsätze gefunden und entschärft. Diese hätten durch eine verzögerte Auslösung die Rettungskräfte treffen sollen. Die Anschlagserie forderte 190
Todesopfer sowie 2050 Verletzte, wovon rund 80 Personen schwer verletzt
wurden. Die wirtschaftlichen Folgekosten der Anschläge werden auf rund 200
Mio. EUR geschätzt. Als politische Konsequenz wurde die damalige spanische
Regierung abgewählt.
11. September 2001
New York (USA)
Anschlag mit Flugzeugen
Am Morgen des 11. September 2001 zwischen 8.10 Uhr und etwa 9.30 Uhr ereigneten sich vier Selbstmordattentate auf wichtige zivile und militärische Gebäude in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Attentäter benutzten dazu
vier zuvor entführte, zivile Verkehrsflugzeuge, wovon zwei in die Türme des
World Trade Centers in New York gesteuert wurden und eines ins Pentagon in
Washington. Das vierte Flugzeug stürzte in unbewohntem Gebiet in Pennsylvania
ab. Insgesamt führten die Anschläge zu mehr als 3000 Todesopfern. Schätzungen
zu den wirtschaftlichen Folgeschäden bewegen sich in der Grössenordnung von
40–100 Mia. USD.
21. Februar 1970
Würenlingen (Schweiz)
Bombenanschlag auf Flugzeug
Am 21. Februar 1970 fand ein Anschlag auf eine Maschine der Swissair statt.
Dabei explodierte kurz nach dem Start in Zürich im Laderaum des Flugzeuges
eine Bombe. Den Piloten gelang es nicht, das beschädigte Flugzeug zurück zum
Flughafen Zürich zu lenken. Es stürzte im Wald von Würenlingen ab. Alle 47
Personen an Bord kamen dabei ums Leben. Eine Gruppe der „Volksfront zur
Befreiung von Palästina“ bekannte sich im Nachgang zum Attentat. Die Bombe
befand sich in einem Postpaket, das ursprünglich von einer anderen Fluggesellschaft hätte transportiert werden sollen. Wegen Verspätung dieses Fluges wurde
es aber in die Swissair-Maschine verfrachtet. Als direkte Folge des Anschlags
wurden die Flughäfen Genf und Zürich im Herbst 1970 durch Truppen der Armee gesichert.
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Einflussfaktoren
Diese Faktoren können Einfluss auf die Entstehung, Entwicklung und die Auswirkungen der Gefährdung haben.
Gefahrenquelle
Organisationsgrad, Motivation, Ressourcen und Gruppenstärke der
Täterschaft (zeitlich koordinierte Durchführung mehrerer Anschläge,
Ausführung nachfolgender Anschläge)
Art und Einsatzmodus der verwendeten Anschlagsmittel (Sprengsätze, Flugund Fahrzeuge, Brandbeschleuniger, Waffen, etc.)
Anzahl bzw. Menge der verwendeten Anschlagsmittel
Wirkungsweise der Anschlagsmittel (Splitterwirkung, Auslösen von
Bränden)
Anzahl der Anschlagsorte (einzelner Anschlag oder mehrere parallel sich
ereignende Anschläge)
Zeitliche Abfolge der Anschläge
Zeitpunkt
Tageszeiten und damit zusammenhängender Personen- und Güterverkehr
(z. B. Pendlerzeit, Werktag oder Wochenende, Festtage, Ferien etc.)
Ort / Ausdehnung
Allgemeines Sicherheitsniveau / Polizeipräsenz
Eigenschaften des Orts des Anschlages (viel Publikumsverkehr
Verletzlichkeit des Ziels, Anzahl potenziell betroffener Personen [z. B.
Grossveranstaltungen], Verkehrsknotenpunkte, Möglichkeit von
Folgeexplosionen und -bränden durch Vorhandensein von gefährlichen
Gütern in der Nähe [z. B. Treibstoffe])
Grossräumigkeit der Auswirkung
Anzahl der betroffenen Orte
Anzahl der Sprengsätze oder Ausdehnung der Sekundärwirkung (z. B. Feuer)
Ereignisablauf
Generell angespannte politische Verhältnisse sowie im Vorfeld auftretende
Anzeichen wie konkrete Warnungen oder Drohungen und deren
Wahrnehmung durch Polizei und Nachrichtendienste
Ähnliche vorausgehende Anschläge als konzertierte Aktion oder als Auslöser
für Nachahmertaten, dadurch begünstigt evtl. wachsamere Sicherheitskräfte,
Öffentlichkeit und Betriebe mit bereits verschärften Sicherheitsmassnahmen
Den Partnern des Bevölkerungsschutzes (insbesondere Gesundheitswesen)
zur Verfügung stehende Mittel zur Bewältigung des Ereignisses, inkl. deren
Bereitschaftsgrad und -zeiten
Fahndungserfolge zur Verhinderung weiterer Anschläge (z. B. Aufspüren
weiterer Sprengsätze, Strassensperren)
Umgang der Gesellschaft mit dem Ereignis (Politik, Medien, etc.)
Internationale Reaktionen: Nachbarländer, diplomatische Vertretungen,
supranationale Organisationen
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Abhängigkeiten
Mögliche Auslöser
Dargestellt sind Ereignisse und Entwicklungen aus dem «Katalog möglicher Gefährdungen» des Bundesamts für
Bevölkerungsschutz (BABS), die Auslöser oder Folge eines konventionellen Anschlages sein können.
Politische Ereignisse oder Entwicklungen
Kriminalität / Terrorismus
Organisierte Kriminalität
Mögliche Folgen
Kriminalität / Terrorismus
Konventioneller Anschlag
Grossunfälle Verkehr
Absturz Luftfahrtobjekt
Unfall Personenzug
Unfall Passagierschiff
Seilbahnunfall
Störfälle / Unfälle in Produktions- und
Speicheranlagen
Versagen Stauanlage
Schadensereignisse Bauwerke
Brand/Explosion Gebäude
Versagen/Einsturz Gebäude
Brand Kunstbau
Versagen/Einsturz Kunstbau
Politische Ereignisse oder Entwicklungen
Innere Unruhen
Politischer Druck / Erpressung im
Ausland
Bedrohung schweizerischer
Interessen im Ausland
Versorgungsengpässe
Versorgungsengpass Personal im
Gesundheitswesen
Andere gesellschaftlich bedingte
Gefährdungen
Massenpanik
Ausfälle von Versorgungs-, Verkehrsund Informationsinfrastrukturen
Ausfall Logistikzentrum
Ausfall Stromversorgung
Ausfall Verteilinfrastruktur Gas
Ausfall Verteilinfrastruktur Wasser
Ausfall Informations- und
Kommunikationsinfrastruktur
Ausfall Bahninfrastruktur
Ausfall Strasseninfrastruktur
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Szenario
Intensität
In Abhängigkeit der Einflussfaktoren können sich verschiedene Ereignisse mit
verschiedenen Intensitäten entwickeln. Die unten aufgeführten Szenarien stellen eine Auswahl von vielen möglichen Abläufen dar und sind keine Vorhersage. Mit diesen Szenarien werden mögliche Auswirkungen antizipiert, um sich
auf die Gefährdung vorzubereiten.
1 – erheblich
Anschlag mit einer Splitterbombe an einer öffentlichen Grossveranstaltung
Vage Hinweise auf Verübung eines Anschlages
Todesopfer und Verletzte
Einzeltäter oder kleine Gruppen
2 – gross
Mehrere Sprengsätze explodieren in zwei vollbesetzten Zügen in einem
Bahnhof
Zeitpunkt Hauptverkehrszeit
Viele Todesopfer und Verletzte
Täterschaft: Terroristische Gruppierung
3 – extrem
Mehrere, koordinierte und sequentielle Bombenanschläge in
verschiedenen Städten innerhalb weniger Stunden
Zeitpunkt Hauptverkehrszeit
Viele Todesopfer und Verletzte
Täterschaft: Terroristische Gruppierung mit viel Wissen (technisch,
politisch, Prozesse, etc.) und einfachem Zugang zu Ressourcen
Wahl des Szenarios
Für dieses Beispiel ist das Szenario mit der Intensität «gross» gewählt worden. Dieses Szenario ist in der Schweiz grundsätzlich vorstellbar, aber doch
selten zu erwarten.
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Ereignis
Ausgangslage / Vorphase
Es ist Morgen am Bahnhof einer grösseren Schweizer Stadt. Wie an jedem Arbeitstag sind sehr viele Berufspendler unterwegs. Es herrscht eine allgemein
entspannte politische Situation und es gibt keine Anzeichen auf gewalttätige
Terroraktivitäten.
Ereignisphase
In einem vollbesetzten, in den Bahnhof einfahrenden Personenzug explodieren
zwei Sprengsätze. Kurz darauf folgen drei weitere Explosionen in einem zweiten
Zug, der bereits im Bahnhof steht. Viele Reisende werden dabei getötet oder
verletzt.
Die Fahrgäste im Zug und Personen in unmittelbarer Nähe des Ereignisses versuchen panikartig, den Gefahrenbereich zu verlassen. Im entstehenden Gedränge werden zahlreiche Personen zu Boden gestossen und niedergetrampelt.
Durch diese Fluchtbewegungen wirkt sich das Ereignis auf das gesamte Bahnhofsareal und darüber hinaus aus.
Weitere Opfer fallen durch Herzinfarkte, Kreislaufkollapse o. ä. an.
Nach wenigen Minuten treffen die Einsatzkräfte vor Ort ein. Der Bahnhof wird
weiträumig abgesperrt und geräumt. In unmittelbarer Nähe der betroffenen
Züge werden zurückgelassene Gepäckstücke grob danach beurteilt, ob es sich
um weitere Sprengladungen handelt, welche die Rettungsarbeiten gefährden
würden. Die Rettungskräfte beginnen mit der Bergung und Erstversorgung der
Verletzten. Durch die Grösse des Anschlages ist eine Koordination der Hilfsmassnahmen schwierig.
Vor dem Bahnhof werden Sanitäts-Hilfsstellen aufgebaut, in denen die Verletzten triagiert und notfallmedizinisch behandelt werden.
Nachdem die regionalen und die eigenen kantonalen Ressourcen ausgeschöpft
sind, fordern die lokalen Rettungskräfte Verstärkung an. Zudem werden aufgrund des Ausmasses sofort Führungsstäbe installiert, um die Einsatzleitung
Front zu unterstützen und die Koordination der Verstärkungen durch Kantone/Bund voranzutreiben.
Es dauert mehrere Stunden, bis alle Verletzten erstversorgt und abtransportiert
sind. Um die psychologische Betreuung von Betroffenen sicherzustellen, werden
Care-Teams aufgeboten. Viele Leichtverletzte verlassen den Unfallplatz ohne
Aufnahme der Personalien und gehen entweder nach Hause oder ins nächstgelegene Spital oder zum Arzt. Die Unverletzten können entweder selbständig
nach Hause gehen, werden abgeholt oder sind auf Unterstützung angewiesen.
Durch die Vielzahl an Personen, die spitalärztliche Hilfe benötigen, kommt es
rasch zu Engpässen. Verletzte werden daher mittels Rettungswagen und Hubschraubern in die umliegenden Spitäler und – besonders wegen knappen Kapazitäten für schwere Brandverletzungen – teilweise ins nahe Ausland weitertransportiert. Eine weitere Belastung für die Notfallstationen sind die unzähligen Leichtverletzten, welche eigenständig die Spitäler aufsuchen. Aufgrund des
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grossen Andranges von Selbsteinweisern kommt es teilweise zu chaotischen
Zuständen in den Notaufnahmen. Vereinzelt sind die Spitäler daher auf Unterstützung durch Polizeikräfte angewiesen.
Der Nahbereich um die betroffenen Gleise wird durch die Staatsanwaltschaft für
mehrere Tage gesperrt, damit sie ihre Untersuchungen durchführen kann.
Der Nahverkehr bricht zusammen. Der Regional- und Fernverkehr sind eingeschränkt – auch aufgrund ausgelöster Fehlalarme.
Aufgrund der Einstellung des Bahnbetriebes am betroffenen Bahnhof werden
verschiedene Züge auf offener Strecke angehalten und können ihre Fahrt zunächst nicht fortsetzten. Mehrere tausend Fahrgäste sind davon betroffen. Rund
2 Stunden nach dem Anschlag hat die SBB Busse organisiert. Reisende, welche
sich noch in den stehen gebliebenen Zügen befinden, können so weiter transportiert werden. Für einige gestrandete Reisende muss eine Lösung in Form von
Übernachtungsmöglichkeiten gefunden werden.
Durch das Ausweichen auf die Strasse kommt es kurzfristig im Nahverkehr zu
grösseren Störungen und mittelfristig auch im Fernverkehr des Strassennetzes
zu vermehrten Staus und Unfällen.
Die Mobilfunknetze sind in der Zeit nach dem Anschlag teilweise total überlastet
und brechen in den betroffenen Zellen zusammen. Grund sind vor allem Anrufe
besorgter Menschen, die ihre Verwandten und Bekannten erreichen möchten.
Auch die Notrufnummern sind in der Folge stark belastet. Nach dem Anschlag
werden über verschiedene Kanäle (Radio, TV, Internet, Social Media) Informationen und Verhaltensempfehlungen verbreitet. Für die betroffene Bevölkerung
und besorgte Bürger werden telefonische Auskunftsstellen eingerichtet, an welche sie sich wenden können.
Regenerationsphase
Die eigentlichen Rettungsarbeiten vor Ort sind nach einigen Stunden abgeschlossen. Die Ermittlungsarbeiten am Anschlagsort werden in den nächsten
Tagen intensiv weitergeführt (Spurensuche und -analyse, Befragungen, Videoauswertungen etc.). In den folgenden Wochen sind zahlreiche Fehlalarme (Trittbrettfahrer) zu verzeichnen.
Verletzte und traumatisierte Personen werden über längere Zeit stationär oder
ambulant behandelt. Einige Unverletzte nehmen auch später noch psychologische Hilfe in Anspruch.
Aus Sorge vor weiteren Anschlägen werden in der Folge die Sicherheitsvorkehrungen (Patrouillen, Kontrollen etc.) an allen grösseren Bahnhöfen und Flughäfen in der Schweiz massiv erhöht. Dies bedeutet für die Stadt- und Kantonspolizeien eine spürbare, personelle Zusatzbelastung. Es können dadurch Engpässe
in der Grundversorgung entstehen, die sich beispielsweise in längeren Reaktionszeiten an Spitzentagen bemerkbar machen. Für die Bewachung einzelner
kritischer Infrastruktur-Objekte wird die Polizei während einiger Monate durch
Teile der Armee subsidiär unterstützt.
Der Schienenverkehr bleibt über mehrere Tage bis Wochen eingeschränkt, da es
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zu Verzögerungen durch verschärfte Sicherheitsmassnahmen (Personen-, Gepäck- und Güterkontrollen an neuralgischen Standorten) kommt. Die Einschränkungen im Schienenverkehr beeinträchtigen auch den grenzüberschreitenden
Personen- und Güterverkehr.
Die Ereignisphase im engeren Sinn dauert etwa 24 bis 36 Stunden, bis sich die
Lage stabilisiert hat. Die Auswirkungen in Form von Beeinträchtigungen des
Bahnverkehrs, der medialen Berichterstattung und der Verunsicherung der
Bevölkerung dauern z. T. noch Monate an.
Auswirkungen
Zeitlicher Verlauf
Dauer
Vorphase:
Vernachlässigbar
Räumliche Ausdehnung
Ereignisphase:
1 Tag
Regenerationsphase:
6 Monate
Das Ereignis findet lokal in einer schweizerischen Grossstadt im Hauptbahnhof
statt. Auch die umliegenden Stadtviertel sowie der gesamte öffentliche Verkehr
werden beeinträchtigt.
Auswirkungen
Personen
Durch die Druckwelle der Explosionen und weggeschleuderte Trümmerteile
kommt es zu Todesopfern in den betroffenen Zügen und zu einer hohen Anzahl
an verletzten Personen – darunter auch solche, die auf dem Bahnsteig warten.
Die Rettungskräfte sind mit schwersten und ungewohnten Verletzungen konfrontiert, welche durch die Explosion und durch weggeschleuderte Trümmer
hervorgerufen wurden. Es sind auch zahlreiche Brandverletzungen zu verzeichnen.
Betroffene Personen, aber auch deren Angehörige und Einsatzkräfte werden
durch das Ereignis psychisch stark belastet. Symptome wie Schlafstörungen,
Angstzustände, Konzentrationsstörungen und Lustlosigkeit sind bei diesen
Menschen weit verbreitet. Mehrere Personen, insbesondere auch diejenigen, die
an den Aufräumarbeiten beteiligt waren, benötigen über längere Zeit psychologische Betreuung.
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Insgesamt ist mit 130 Todesopfern und ca. 1100 Verletzten zu rechnen, wovon
rund 100 schwerverletzt sind.
Umwelt
Es treten keine nachhaltigen Schäden an der Umwelt auf.
Wirtschaft
Unmittelbar nach der Explosion wird der Bahnverkehr im betroffenen Bahnhof
für mehrere Stunden eingestellt. Der gesamte Bahnverkehr in der Schweiz wird
deswegen erheblich gestört. Es kommt zu Zugausfällen und die Reisezeiten verlängern sich.
Der beschädigte Bahnhofsbereich sowie die zerstörte Bahninfrastruktur muss
nach dem Ereignis wieder instand gestellt werden. Die im Bahnhof und in der
näheren Umgebung angesiedelten Geschäfte bleiben eine gewisse Zeit geschlossen und erleiden massive Einnahmeeinbussen. Einzelne Geschäfte müssen in der
Folge schliessen.
Die gesamten Bewältigungskosten und Vermögensschäden werden auf rund 870
Mio. CHF geschätzt.
Der Anschlag hat zur Folge, dass die Bevölkerung in der gesamten Schweiz verunsichert ist. Ein Teil der Bevölkerung meidet für einige Zeit belebte öffentliche
Plätze, Shoppingcenters, Einkaufsstrassen usw., soweit dies möglich ist. Das
Passagieraufkommen im öffentlichen Verkehr geht hingegen nur unmerklich
zurück, da die Berufspendler kaum Ausweichmöglichkeiten haben. Vereinzelt
bleiben Arbeitskräfte aufgrund von Angst und Verunsicherung oder infolge der
durch den Anschlag erlittenen Verletzungen dem Arbeitsplatz fern. Wirtschaftliche Einbussen und Ausfälle in verschiedenen Wirtschaftszweigen sind die Folge.
Die Tourismusbranche verzeichnet einen Rückgang.
Es wird davon ausgegangen, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit aufgrund des Anschlages um rund 300 Mio. CHF sinkt.
Gesellschaft
Grosse Teile der Bevölkerung empfinden kurzfristig ein Unbehagen im öffentlichen Raum. Die Schweiz verliert vorübergehend ihren Ruf als sicheres Land.
Medien aus dem In- und Ausland berichten während Tagen vor Ort von den
Anschlägen und auf Tage hinaus wird die betroffene Stadt von unzähligen Medienvertretern „belagert“. Einsatzleitung, Vertreter der kantonalen Führungsorganisation, Vertreter der Exekutiven von Bund und Kanton sowie Vertreter der
Bundesanwaltschaft, der Bundeskriminalpolizei und des Nachrichtendienstes
müssen über das Ereignis informieren und stehen dadurch stark unter Druck.
Aufgrund der Anschläge und der darauf folgenden politischen Diskussionen
werden die Antiterrorgesetze verschärft.
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Auswirkungsdiagramm
Dargestellt ist das erwartete Ausmass pro Schadensindikator im beschriebenen Szenario. Pro Ausmassklasse nimmt der Schaden um den Faktor 3 zu.
Risikodiagramm
Dargestellt ist das Risiko des beschriebenen Szenarios zusammen mit den
anderen Gefährdungsszenarien, die analysiert wurden. Je weiter rechts und
oben ein Szenario liegt, desto grösser ist dessen Risiko. Mutwillig herbeigeführte Ereignisse sind den Plausibilitätsklassen zugeordnet, die anderen den
Häufigkeitsklassen. Die Schäden sind aggregiert und monetarisiert dargestellt.
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Grundlagen und Referenzen
Verfassung
Artikel 2, Zweck
Artikel 57, Sicherheit
Artikel 173, Weitere Aufgaben und Befugnisse
Artikel 185, Äussere und innere Sicherheit
Gesetz
Bundesgesetz über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit
(BWIS) vom 21. März 1997; SR 120
Bundesgesetz über explosionsgefährliche Stoffe (SprstG) vom 25. März
1977; SR 941.41
Bundesgesetz über die Kontrolle zivil und militärisch verwendbarer Güter
sowie besonderer militärischer Güter (Güterkontrollgesetz, GKG) vom 13.
Dezember 1996; SR 946.202
Strafgesetzbuch (StGB) vom 21. Dezember 1937; SR 311.0
Polizeigesetze (PolG)
Verordnung
Verordnung über das Sicherheitswesen in Bundesverantwortung (VSB)
vom 27. Juni 2001; SR 120.72
Verordnung über das Verbot der Gruppierung Al-Qaïda und verwandter
Organisationen vom 7. November 2001; SR 122
Güterkontrollverordnung (GKV) vom 25. Juni 1997; SR 946.202.1
Weitere Grundlagen und Quellen
Concil of Europe, 1977: Europäisches Übereinkommen zur Bekämpfung
des Terrorismus; SR 0.353.3
Bundesamt für Polizei fedpol (2013): Jahresbericht 2012.
Kriminalitätsbekämfpung Bund, Lage Massnahmen und Mittel. Bundesamt
für Polizei fedpol, Bern.
Stab SiA, 2010: Vorsorgeplanung des Bundes. Zur Bewältigung von
sicherheitspolitisch relevanten Ereignissen. Stab Sicherheitsausschuss des
Bundesrates SiA, Bern.
Nachrichtendienst des Bundes (NDB), 2013: Sicherheit Schweiz.
Lagebericht 2012 des Nachrichtendienstes des Bundes. Bern.
Bildquelle
Keystone
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