Keine Worte für Gefühle – Aktuelles aus der Alexithymie

Keine Worte für Gefühle – Aktuelles aus der Alexithymie-Forschung
Vortrag am 11.01.2016
Institut für Psychologie der Universität Bamberg
Dr. Sabine Aust, Dipl.-Psych.
Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie
Charité Universitätsmedizin Berlin
Abstract
In der heutigen Welt fällt den emotionalen Kompetenzen eines Menschen sowohl im
beruflichen als auch privaten Kontext ein enormer Stellenwert zu. Gefühle erkennen
und ausdrücken zu können, sich „authentisch“ zeigen, empathisch sein – diese
Faktoren sind zwangsläufig mit dem modernen Konzept eines gesunden, erfolgreichen
Individuums verbunden. Daher ist es wenig überraschend, dass Alexithymie, die
eingeschränkte Fähigkeit eines Menschen eigene Emotionen und emotionale Aspekte
sozialer Interaktion zu identifizieren und zu verbalisieren, in der Literatur fast
durchgängig als Risikofaktor für psychische Störungen beschrieben wird. Ob diese
defizitäre Betrachtung gerechtfertigt ist, vor welchen methodischen Problemen die
wissenschaftliche Untersuchung der Alexithymie grundsätzlich steht und was die
neurowissenschaftliche Forschung zur Klärung beitragen kann, möchte ich im Rahmen
meines Vortrags erläutern. Zudem werde ich darauf eingehen, welche Faktoren in der
Entwicklung des Persönlichkeitsmerkmals Alexithymie eine Rolle spielen können und
welche Konsequenzen sich für eine mögliche psychotherapeutische Behandlung
alexithymer Patienten ergeben.