Predigt vom 24. Dezember,Gottes Sohn o wie lacht

Predigt an Heiligabend 2014, Pfr. Ivan Walther-Tschudi, Urdorf
Liebe Gemeinde und liebe Gäste an Heiligabend
Ich habe mir vorgenommen, Ihnen heute etwas über das Lachen zu
erzählen. Und natürlich auch über Weihnachten und Jesus Christus.
Josef und Maria sind auf Herbergssuche. Leicht genervt klopft Josef an die zwölfte Tür. Der Wirt öffnet, es
entsteht folgender Dialog:
Josef: «Habt Ihr Quartier für mich und meine Frau?»
Wirt: «Nein, alles ausgebucht.»
Josef: «Aber seht doch, meine Frau ist hochschwanger…»
Wirt: «Da kann ich nichts dafür.»
Josef: «Ich doch auch nicht!»
(Aus dem Internet)
Das Lachen hat eine wichtige Bedeutung im Leben und in unserer
Gesellschaft, inkl. der digitalen Welt: das sind die Smileys, die wir
heute als Icons benutzen mit Smartphone und Konsorten (die auch
ich täglich benutze).
Zu Lachen ist ein spezifisches Merkmal unserer Spezies. Über etwas
zu lachen erst recht. Vom Lächeln und Schmunzeln bis zum Auslachen
und Verspotten ist das Spektrum auch sehr breit (entsprechend auch
die so genannten Emoticons/Smileys).
Lachen ist gesund. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass ein
leidender Patient, der einige Minuten herzhaft lachen kann, danach
weniger Schmerzen spürt (Wirkung kann Stunden andauern).
Zudem verbraucht man beim Lachen sehr viel Energie, so dass man
nebenbei gratis abnimmt (praktisch in diesen Tagen, wenn man zu
viel gegessen hat).
Leider ist es so, dass viele Erwachsene das Lachen etwas «verlernen».
Kinder und Jugendliche lachen im Durchschnitt viel häufiger als
Erwachsene, sie sind direkter und natürlicher.
Wir Erwachsene halten uns nicht selten zurück, wenn es darum ginge
zu Lachen. Es kann ja peinlich sein und andererseits auch sehr
verletzend.
Predigt an Heiligabend 2014, Pfr. Ivan Walther-Tschudi, Urdorf
Darf man über alles lachen? Sie kennen wahrscheinlich die Erfahrung,
dass man in einer dummen Situation lachen musste und ungewollt
beim Gegenüber etwas ausgelöst hat, was man überhaupt nicht
beabsichtigte.
Andererseits muss man auch über sich lachen können. Selbst wenn
das einem nicht immer ganz einfach fällt. Eine Portion Selbstironie
gehört zu einem guten Umgang mit dem eigenen Leben.
Humor ist (nach einem altbekannten Sprichwort), wenn man
trotzdem lachen kann. Lachen ist befreiend, lachen hilft.
Darum bringen wir uns gegenseitig auch zum Lachen mit Kitzeln, mit
Spässchen, mit Witzen oder mit Satire. Das ist dann auch der Ort, wo
wir dann unbekümmert lachen können (auch als Erwachsene). Dank
dem Humor können schwierige Themen angesprochen werden, ob
Verschwiegenes oder Verdrängtes. Wir suchen auch immer wieder
die Möglichkeit, lachen zu können und gehen ist Theater oder
schauen uns lustige Sendungen an.
Dazu gehört, dass immer wieder die Diskussion aufflammt, ob man
sich über alles lustig machen kann, ob alles lustig ist. Schon
Blondinen-Witze oder Aargauer-Witze finden nicht alle toll und nötig.
Geschweige dann, wenn man sich lustig macht z.B. über Arme,
Kranke oder Verstorbene.
Es ist eben heikel, was mit dem Lachen zusammenhängt. Gerade
auch der Bereich der Religionen. Erinnern Sie sich, welche
Auswirkungen die Mohammed-Karikaturen gehabt hatten (vor fast
einem Jahrzehnt)? Und jetzt ist einem bekannten Schweizer Komiker
das Lachen vergangen und hat den Koran und seinen Propheten
heftig kritisiert. Dürfen wir darüber lachen oder ist es todernst?
Das wäre übrigens auch ein Thema für Weihnachten. Denn hier
unterscheiden sich Christentum und Islam am stärksten. Auch der
Predigt an Heiligabend 2014, Pfr. Ivan Walther-Tschudi, Urdorf
Koran kennt Jesus, von einer Jungfrauengeburt berichten sogar beide
heilige Bücher. Aber nur für uns Christen ist Jesus Gottes Sohn.
Eigentlich würde ich sehr gerne mehr über das Verhältnis der beiden
grossen Religionen erzählen. Aber ich müsste ein ganzes Jahr lang
meine Predigten darüber halten. Doch ich denke nicht, dass Sie jeden
Sonntag in die Kirche kommen wollen, oder?
Vielleicht fragen Sie sich langsam, was das eigentlich soll an
Heiligabend. Was hat das Lachen mit Weihnachten zu tun, mit der
Geburt des Heilands? Ich sage Ihnen: ganz, ganz viel!
Die Bibel thematisiert zwar nur selten explizit und ausdrücklich das
Lachen als solches (z.B. bei Sara und Abraham). Auch in der
Weihnachtserzählung kommt es nicht direkt vor. Aber dennoch hat
das Lachen ausgerechnet mit der Geburt des Messias zu tun.
«Ich verkündige euch grosse Freude», sagt der Engel zu den Hirten.
Und die angemessene Reaktion auf eine grosse Freude ist doch ein
grosses Lachen, nicht? Insbesondere wenn man weiss: Derjenige, der
dich rettet, der dich befreit und der dich erlöst, ist geboren worden,
er ist auf die Welt gekommen, zu dir, zu uns. Er ist dein Retter und
Erlöser, unser Heiland und Heilbringer!
Bei Jesus Christus sollten wir Tränen lachen. Denn: Mit uns, mit
unserem Leben und sogar mit der ganzen Welt kommt es nicht nur
bloss «gut» - sondern: es kommt noch viel besser! Aber man muss
ihn auch heute suchen gehen, wie damals die Hirten (oder die Magier
aus dem Morgenland). Es ist nie zu spät, um sich aufzumachen.
Glauben Sie mir immer noch nicht, dass Weihnachten viel mit Lachen
zu tun hat? Singen wir nicht jeweils «O du fröhliche»? Der Text der
dritten Strophe von «Stille Nacht» heisst: «Gottes Sohn, o wie lacht»!
(übrigens auch eine Quelle für viele Witze, vgl. «Owi lacht»)
Predigt an Heiligabend 2014, Pfr. Ivan Walther-Tschudi, Urdorf
In zahllosen Weihnachtsgeschichten geht es darum, dass das
Jesuskind lächelt. Es lächelt die Menschen an, die ihn suchen und
finden, und erfüllt ihre Herzen mit Freude wegen der Botschaft, dass
sie gerettet sind, dass ihre Heilung/Heiligung bevorsteht.
Da gemäss dem christlichen Glauben Jesus Gottes Sohn ist und Gott
sich in ihm verkörpert hat, ist es Gott selbst, der uns durch dieses
Kind anlächelt und zulächelt. Wissen Sie, was uns dieses Lächeln
sagen möchte? Du bist mir sympathisch, auf dein Kommen freue ich
mich, ich finde dich einen tollen Menschen! Mir gefällst du so, wie du
bist. Ich freue mich, dass du lebst und mich gesucht hast.
Ja, Lächeln ist doch zuallererst eine Sympathiebekundung, es hat
doch mit Lust und Freude zu tun. Wir lachen (meistens) nur, wenn
wir uns auch wirklich wohl fühlen, ‚gut aufgehoben‘.
Evolutionsgeschichtlich gehört Lachen vermutlich zu den frühesten
Arten menschlicher Kommunikation. Millionen von Sprachen gibt es –
aber auf der ganzen Welt lachen die Menschen in etwa gleich!
Das Lächeln des Christkindes ist eine Einladung Gottes, dass wir mit
Ihm lachen, dass wir uns mit ihm freuen und Lebenslust verspüren.
Und dafür gibt es eine tiefgründige und todernste Erklärung.
In dieser Geburt enthalten ist schon das Schicksal Jesu Christi. Dass er
den Menschen eine neue, befreiende Lehre beibrachte. Dass er
gefangen wurde, als Unschuldiger verurteilt wurde und am Kreuz
unter grosser Verspottung starb. Aber eben: Es hat alles nichts
genützt, er ist auferstanden, strahlender als je zuvor. Über sein
Schicksal, über das Leiden und sogar über den Tod kann Gott letztlich
lachen. Und wir sollten es mit ihm auch tun können.
«Ich verkündige euch eine grosse Freude», sagt der Engel. Das ist die
Freude, dass Gott uns nicht im Stich lässt, dass wir ewiglich zu Ihm
gehören, unabhängig von dem was wir auf Erden mitmachen müssen.
Predigt an Heiligabend 2014, Pfr. Ivan Walther-Tschudi, Urdorf
Das ist schon in diesem irdischen Leben so – und erst recht dann,
wenn alles vorbei ist. Vielleicht ist es uns nicht immer zum Lachen
zumute im Leben. Doch wir könnten es, wenn wir Jesus Christus
wahrhaftig in uns gefunden hätten. In dieser Hinsicht könnte man
fast sagen, dass Gott mit diesem einen Lächeln die Welt und uns
gerettet hat. Darum sagt der Apostel Paulus ganz treffend:
4Freut
euch im Herrn allezeit! Nochmals will ich es sagen: Freut euch!
5Lasst alle Menschen eure Freundlichkeit spüren. Der Herr ist nahe.
Philipperbrief 4, 4-5
Amen.
Gott, wir danken dir für die Freude,
die der ganzen Welt und auch uns angekündigt wurde.
Wir bitten dich für alle Menschen,
die in diesen Tagen dir zum Lobe singen:
Denn sie erheben ihre Stimme für eine friedliche Welt.
Lass das Frohlocken und Jauchzen an Weihnachten
nicht verschallen und verklingen,
sondern lass sie zum positiven Zeichen werden, das ansteckend ist.
Wir bitten dich auch für alle jene, denen das Lachen im Hals stecken
geblieben ist und denen das Lachen vergangen ist:
Bringe ihnen dein Lächeln entgegen, damit ihnen das Herz aufgehe
für deine Botschaft.
Höre jetzt auf das, was jeder einzelne von uns dir in der Stille
anvertrauen möchte und von dir erbitten möchte.
Stille dann «Unser Vater im Himmel»