Predigt an Heiligabend 2014, Pfr. Ivan Walther-Tschudi, Urdorf Liebe Gemeinde und liebe Gäste an Heiligabend Ich habe mir vorgenommen, Ihnen heute etwas über das Lachen zu erzählen. Und natürlich auch über Weihnachten und Jesus Christus. Josef und Maria sind auf Herbergssuche. Leicht genervt klopft Josef an die zwölfte Tür. Der Wirt öffnet, es entsteht folgender Dialog: Josef: «Habt Ihr Quartier für mich und meine Frau?» Wirt: «Nein, alles ausgebucht.» Josef: «Aber seht doch, meine Frau ist hochschwanger…» Wirt: «Da kann ich nichts dafür.» Josef: «Ich doch auch nicht!» (Aus dem Internet) Das Lachen hat eine wichtige Bedeutung im Leben und in unserer Gesellschaft, inkl. der digitalen Welt: das sind die Smileys, die wir heute als Icons benutzen mit Smartphone und Konsorten (die auch ich täglich benutze). Zu Lachen ist ein spezifisches Merkmal unserer Spezies. Über etwas zu lachen erst recht. Vom Lächeln und Schmunzeln bis zum Auslachen und Verspotten ist das Spektrum auch sehr breit (entsprechend auch die so genannten Emoticons/Smileys). Lachen ist gesund. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass ein leidender Patient, der einige Minuten herzhaft lachen kann, danach weniger Schmerzen spürt (Wirkung kann Stunden andauern). Zudem verbraucht man beim Lachen sehr viel Energie, so dass man nebenbei gratis abnimmt (praktisch in diesen Tagen, wenn man zu viel gegessen hat). Leider ist es so, dass viele Erwachsene das Lachen etwas «verlernen». Kinder und Jugendliche lachen im Durchschnitt viel häufiger als Erwachsene, sie sind direkter und natürlicher. Wir Erwachsene halten uns nicht selten zurück, wenn es darum ginge zu Lachen. Es kann ja peinlich sein und andererseits auch sehr verletzend. Predigt an Heiligabend 2014, Pfr. Ivan Walther-Tschudi, Urdorf Darf man über alles lachen? Sie kennen wahrscheinlich die Erfahrung, dass man in einer dummen Situation lachen musste und ungewollt beim Gegenüber etwas ausgelöst hat, was man überhaupt nicht beabsichtigte. Andererseits muss man auch über sich lachen können. Selbst wenn das einem nicht immer ganz einfach fällt. Eine Portion Selbstironie gehört zu einem guten Umgang mit dem eigenen Leben. Humor ist (nach einem altbekannten Sprichwort), wenn man trotzdem lachen kann. Lachen ist befreiend, lachen hilft. Darum bringen wir uns gegenseitig auch zum Lachen mit Kitzeln, mit Spässchen, mit Witzen oder mit Satire. Das ist dann auch der Ort, wo wir dann unbekümmert lachen können (auch als Erwachsene). Dank dem Humor können schwierige Themen angesprochen werden, ob Verschwiegenes oder Verdrängtes. Wir suchen auch immer wieder die Möglichkeit, lachen zu können und gehen ist Theater oder schauen uns lustige Sendungen an. Dazu gehört, dass immer wieder die Diskussion aufflammt, ob man sich über alles lustig machen kann, ob alles lustig ist. Schon Blondinen-Witze oder Aargauer-Witze finden nicht alle toll und nötig. Geschweige dann, wenn man sich lustig macht z.B. über Arme, Kranke oder Verstorbene. Es ist eben heikel, was mit dem Lachen zusammenhängt. Gerade auch der Bereich der Religionen. Erinnern Sie sich, welche Auswirkungen die Mohammed-Karikaturen gehabt hatten (vor fast einem Jahrzehnt)? Und jetzt ist einem bekannten Schweizer Komiker das Lachen vergangen und hat den Koran und seinen Propheten heftig kritisiert. Dürfen wir darüber lachen oder ist es todernst? Das wäre übrigens auch ein Thema für Weihnachten. Denn hier unterscheiden sich Christentum und Islam am stärksten. Auch der Predigt an Heiligabend 2014, Pfr. Ivan Walther-Tschudi, Urdorf Koran kennt Jesus, von einer Jungfrauengeburt berichten sogar beide heilige Bücher. Aber nur für uns Christen ist Jesus Gottes Sohn. Eigentlich würde ich sehr gerne mehr über das Verhältnis der beiden grossen Religionen erzählen. Aber ich müsste ein ganzes Jahr lang meine Predigten darüber halten. Doch ich denke nicht, dass Sie jeden Sonntag in die Kirche kommen wollen, oder? Vielleicht fragen Sie sich langsam, was das eigentlich soll an Heiligabend. Was hat das Lachen mit Weihnachten zu tun, mit der Geburt des Heilands? Ich sage Ihnen: ganz, ganz viel! Die Bibel thematisiert zwar nur selten explizit und ausdrücklich das Lachen als solches (z.B. bei Sara und Abraham). Auch in der Weihnachtserzählung kommt es nicht direkt vor. Aber dennoch hat das Lachen ausgerechnet mit der Geburt des Messias zu tun. «Ich verkündige euch grosse Freude», sagt der Engel zu den Hirten. Und die angemessene Reaktion auf eine grosse Freude ist doch ein grosses Lachen, nicht? Insbesondere wenn man weiss: Derjenige, der dich rettet, der dich befreit und der dich erlöst, ist geboren worden, er ist auf die Welt gekommen, zu dir, zu uns. Er ist dein Retter und Erlöser, unser Heiland und Heilbringer! Bei Jesus Christus sollten wir Tränen lachen. Denn: Mit uns, mit unserem Leben und sogar mit der ganzen Welt kommt es nicht nur bloss «gut» - sondern: es kommt noch viel besser! Aber man muss ihn auch heute suchen gehen, wie damals die Hirten (oder die Magier aus dem Morgenland). Es ist nie zu spät, um sich aufzumachen. Glauben Sie mir immer noch nicht, dass Weihnachten viel mit Lachen zu tun hat? Singen wir nicht jeweils «O du fröhliche»? Der Text der dritten Strophe von «Stille Nacht» heisst: «Gottes Sohn, o wie lacht»! (übrigens auch eine Quelle für viele Witze, vgl. «Owi lacht») Predigt an Heiligabend 2014, Pfr. Ivan Walther-Tschudi, Urdorf In zahllosen Weihnachtsgeschichten geht es darum, dass das Jesuskind lächelt. Es lächelt die Menschen an, die ihn suchen und finden, und erfüllt ihre Herzen mit Freude wegen der Botschaft, dass sie gerettet sind, dass ihre Heilung/Heiligung bevorsteht. Da gemäss dem christlichen Glauben Jesus Gottes Sohn ist und Gott sich in ihm verkörpert hat, ist es Gott selbst, der uns durch dieses Kind anlächelt und zulächelt. Wissen Sie, was uns dieses Lächeln sagen möchte? Du bist mir sympathisch, auf dein Kommen freue ich mich, ich finde dich einen tollen Menschen! Mir gefällst du so, wie du bist. Ich freue mich, dass du lebst und mich gesucht hast. Ja, Lächeln ist doch zuallererst eine Sympathiebekundung, es hat doch mit Lust und Freude zu tun. Wir lachen (meistens) nur, wenn wir uns auch wirklich wohl fühlen, ‚gut aufgehoben‘. Evolutionsgeschichtlich gehört Lachen vermutlich zu den frühesten Arten menschlicher Kommunikation. Millionen von Sprachen gibt es – aber auf der ganzen Welt lachen die Menschen in etwa gleich! Das Lächeln des Christkindes ist eine Einladung Gottes, dass wir mit Ihm lachen, dass wir uns mit ihm freuen und Lebenslust verspüren. Und dafür gibt es eine tiefgründige und todernste Erklärung. In dieser Geburt enthalten ist schon das Schicksal Jesu Christi. Dass er den Menschen eine neue, befreiende Lehre beibrachte. Dass er gefangen wurde, als Unschuldiger verurteilt wurde und am Kreuz unter grosser Verspottung starb. Aber eben: Es hat alles nichts genützt, er ist auferstanden, strahlender als je zuvor. Über sein Schicksal, über das Leiden und sogar über den Tod kann Gott letztlich lachen. Und wir sollten es mit ihm auch tun können. «Ich verkündige euch eine grosse Freude», sagt der Engel. Das ist die Freude, dass Gott uns nicht im Stich lässt, dass wir ewiglich zu Ihm gehören, unabhängig von dem was wir auf Erden mitmachen müssen. Predigt an Heiligabend 2014, Pfr. Ivan Walther-Tschudi, Urdorf Das ist schon in diesem irdischen Leben so – und erst recht dann, wenn alles vorbei ist. Vielleicht ist es uns nicht immer zum Lachen zumute im Leben. Doch wir könnten es, wenn wir Jesus Christus wahrhaftig in uns gefunden hätten. In dieser Hinsicht könnte man fast sagen, dass Gott mit diesem einen Lächeln die Welt und uns gerettet hat. Darum sagt der Apostel Paulus ganz treffend: 4Freut euch im Herrn allezeit! Nochmals will ich es sagen: Freut euch! 5Lasst alle Menschen eure Freundlichkeit spüren. Der Herr ist nahe. Philipperbrief 4, 4-5 Amen. Gott, wir danken dir für die Freude, die der ganzen Welt und auch uns angekündigt wurde. Wir bitten dich für alle Menschen, die in diesen Tagen dir zum Lobe singen: Denn sie erheben ihre Stimme für eine friedliche Welt. Lass das Frohlocken und Jauchzen an Weihnachten nicht verschallen und verklingen, sondern lass sie zum positiven Zeichen werden, das ansteckend ist. Wir bitten dich auch für alle jene, denen das Lachen im Hals stecken geblieben ist und denen das Lachen vergangen ist: Bringe ihnen dein Lächeln entgegen, damit ihnen das Herz aufgehe für deine Botschaft. Höre jetzt auf das, was jeder einzelne von uns dir in der Stille anvertrauen möchte und von dir erbitten möchte. Stille dann «Unser Vater im Himmel»
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