Verabschiedung Landrat Dietrich Kübler

Rede des Fraktionsvorsitzenden Georg Raab
zur
Verabschiedung von Landrat Dietrich Kübler
Einführung des neuen Landrates Frank Matiaske
Herr Kreistagsvorsitzender, werte Kolleginnen und Kollegen, verehrte
Gäste, lieber alter und lieber neuer Landrat!
Lieber Dietrich, die Mehrheit der Odenwälder Wähler hat Dich vor sechs
Jahren als Quereinsteiger zum Landrat unseres Heimatkreises gewählt.
Dein Wählerauftrag lautete: Über ein halbes Jahrhundert verwachsene,
teilweise zementierte Strukturen sind in Frage zu stellen. Hierbei hast Du
diese Herausforderung angenommen und notwendige Veränderungen
angepackt.
Der Hierarchieabbau innerhalb des Landratsamtes, durch Wegfall einer
Entscheidungsebene, und ein verändertes Personalmanagement durch
Stellenbeschreibungen und Arbeitsplatzbewertungen wurde initiiert.
Die Stärkung des Ländlichen Raumes lag Dir stets am Herzen; mit der
gravierenden Benachteiligung gerade beim Hessischen Finanzausgleich
hast Du Dich nicht zufrieden geben können. Hier haben wir noch einiges
vor uns, wenn wir Deine Arbeit fortsetzen wollen.
Natürlich gab es auch Erfolge, die unmittelbar nach außen wirkten:
-
Flächendeckende Umsetzung des Breitbandnetzes
-
Erste Schritte zur energetischen Wende
-
Entwickeln eines Gemeinsamen Flächennutzungsplanes Windkraft
bis zur Genehmigungsfähigkeit
-
Stärkung des Standortes unseres Gesundheitszentrums durch
weitere Investitionen und Erneuerungen im Bestand
-
konzeptionelle Lösung von Garantiert Mobil.
Die Wende bei Deiner erfolgreichen Tätigkeit für den Odenwaldkreis und
der Schlag, der Dich völlig unvorbereitet traf, hat einen Namen:
Standortmarketing. Alle politisch Verantwortlichen waren sich in dieser
Frage am Anfang völlig einig: Das verzettelte Auftreten des Landkreises
und seiner Töchter nach außen sollte durch ein gemeinsames
Standortmarketing zukunftsfähig gestaltet werden. Die Projektgestaltung
und -entwicklung hatte der Odenwaldkreis auf die privatwirtschaftlich
organisierte kreiseigene OREG übertragen.
Nachdem das Konzept mit breiter Zustimmung der Öffentlichkeit
vorgestellt und von allen politisch Verantwortlichen im Odenwaldkreis
gelobt worden war, hätte es mit der Umsetzung losgehen können.
Denkste! Der Sturm brach los!
Zugegeben: Du hattest Dich als Vorsitzender der Steuerungsgruppe bei
der Auswahl von drei Bewerbern, die aufgefordert werden sollten, ein
Konzept zu erarbeiten für einen weiteren, also einen vierten Bewerber,
ausgesprochen. Es war eine weitere Odenwälder Firma, die hier eine
Chance erhalten sollte.
Ob dieser, Dein Vorschlag, rechtlich zulässig war oder nicht, lag
ausschließlich zuerst einmal in der Beurteilungs- und
Entscheidungskompetenz der mit dem Verfahren beauftragten OREG und
zum anderen bei der Steuerungsgruppe, die auch über die Zulassung des
vierten Bewerbers entschieden hatte. Wenn hier ein Verfahrensfehler
gemacht wurde, so liegt dieser nun primär einmal bei der OREG und der
Steuerungsgruppe, der auch unser neuer Landrat angehörte. Für die
OREG kann entschuldigend festgehalten werden, dass die OREG es nie
gewohnt war, einem Landrat zu widersprechen.
Das Überführen der verschiedenen zentrifugalen Kräfte in ein neues
starkes Konzept für die Außenwirkung des Odenwaldkreises hatte offenbar
verschiedenen Beteiligten nicht gepasst.
Lieber Dietrich, Du bist zwar Eigentümer eines großen landwirtschaftlichen
Hofes, dass es aber gerade auch bei Töchtern von Verwaltungen noch
größere Erbhöfe gibt, das hast Du spätestens dann erfahren, als Du
erklärt hattest, Dich um eine Wiederwahl als Landrat zu bemühen.
Der Lernprozess von der Bedeutung der Erbhöfe in öffentlichen
Verwaltungen hat sich leider nicht nur beim Standortmarketing abgespielt.
Der Leuchtturm “Hessencampus“ ist genauso an diesem Erbhofdenken
gescheitert, und dieses Projekt hat den Steuerzahler und den
Odenwaldkreis ein Vielfaches mehr gekostet, als das Marketingkonzept
Standortmarketing. Niemand hat diese Auftragsvergabe hinterfragt, es
gibt anders als beim Standortmarketing keine anonymen Anzeigen. Nun,
der Erste Kreisbeigeordnete Oliver Grobeis hatte hier eine andere
politische Rückendeckung.
Lieber Dietrich, die Zeit der anonymen Anzeigen und die monatelange
Verletzung der Vertraulichkeit, diese für Dich und Deine Familie sehr
unangenehmen Erfahrungen, enden heute mit Deiner zu Ende gehenden
Amtszeit. Du hast alles getragen und Deine Familie hat es mit getragen.
Dafür sagen wir Dir und Deiner Familie ein ganz herzliches Dankeschön.
Für uns bleibt die Feststellung: In Deiner Verwaltung hast Du gezeigt,
dass es auch ohne Klientelwirtschaft geht. Das Leistungsprinzip stand für
Dich über allen anderen Überlegungen.
Deine Fraktion wünscht Dir und Deiner Familie eine glückliche Zukunft.
Lieber Frank Matiaske,
die ÜWG – Fraktion gratuliert Dir recht herzlich zu Deinem Amtsantritt.
In Deinem Wahlkampf hast du davon gesprochen, den Weg zurück zu
alten Verhaltensmustern aus einer Zeit vor Dietrich Kübler anzustreben.
Aber für den Odenwaldkreis darf es kein Zurück geben!
Wir trauen Dir zu und erwarten von Dir eine nachhaltige Finanzpolitik
unter dem Schutzschirmgedanken. Die ÜWG ist fest davon überzeugt,
dass wir auch weiterhin verkrustete Strukturen überwinden und neue
Wege gehen müssen, anstelle auf den angesprochenen Erbhöfen sitzen zu
bleiben.
Zum Schluss wünsche ich Dir von Herzen, dass du in Deiner Amtszeit von
anonymen Anzeigen verschont bleibst, dass niemals die Polizei vor Deiner
Tür steht, und Deine Wohnung durchkämmt, und dass bei aller
Notwenigkeit der Transparenz unseres Handelns dann, wenn einmal
Vertraulichkeit angesagt ist, auch das vertraulich gesprochene Wort
geschützt bleibt.
Bleibe weiterhin gesund, lebensfroh und führe unseren Odenwaldkreis in
eine glückliche Zukunft.