Wildkatzen-Sommer im Nationalpark Thayatal

FOTO: NP THAYATAL/M. GRAF
KW 26/2015
Wildkatzen-Sommer im
Nationalpark Thayatal
Aug‘ in Aug‘ mit
den Wildkatzen
Der Sommer steht im Thayatal mit 1. Juli ganz im
Zeichen der Wildkatze, denn rund um die neue
Anlage – sie ist die Größte Österreichs – gibt‘s
für die Besucher einiges zu entdecken.
Der Nationalpark Thayatal ist
um eine Besucherattraktion
reicher: Die zu Ostern eröffnete Wildkatzenanlage beim
Nationalparkhaus
Hardegg
bezieht den angrenzenden
Wald ein und ist mit 450
Quadratmetern das größte
Gehege in Österreich. Die
Zookatzen Frieda und Carlo
können im „Waldbereich“
der neuen Anlage noch besser
ihr natürliches Verhalten ausleben. Die Futtersuche ist für
sie interessanter – und das ist
wiederum für Gäste spannend.
Bei den regelmäßigen Fütterungen werden die Katzen
jeweils in einem anderen Teil
der Wildkatzenanlage untergebracht. So ist es möglich,
die Nahrung ohne das Beisein
der hungrigen Mäusejäger zu
verstecken. Sind alle Tiere
verteilt, wird die Schleuse geöffnet und die Wildkatzen
schleichen auf leisen Sohlen
ins Gehege. Völlig unbeeindruckt von den Besuchern außerhalb des Zaunes begeben
sie sich auf Nahrungssuche.
Frieda & Carlo finden
jedes Futter-Versteck
Mit ihrem ausgezeichneten
Spürsinn finden die Katzen
ihr Futter, egal ob es in hohlen Baumstämmen, auf den
dünnen Zweigen der Sträucher oder auf den hohen Seitenästen der Bäume verborgen ist. Frieda und Carlo sind
wahre Klettermeister.
Es ist erstaunlich, mit welcher Schnelligkeit, Kraft und
Eleganz die Beiden in den
Aug’ in Aug’ mit der Wildkatze: Ein kurzer Kriechtunnel führt direkt in
die Anlage hinein. Kinder können durch die Sichtkuppel hautnah die
beiden Wildkatzen beobachten. Die Tiere selbst lassen sich nicht stören. Im Gegenteil: Neugierig kommen Frieda und Carlo ganz nah zur
Fotos: NPTT/J. Müller-Hauszer und Ch. Übl
Glaskuppel!
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Ein Sonderprodukt der
Wildkatzen-Sommer im Nationalpark
Bäumen und Sträuchern herum klettern und verborgene
Futterstücke ausfindig machen. Mit ihren scharfen Krallen schaffen sie es, mühelos
senkrechte Baumstämme zu
erklimmen. Kein Baum ist
den Katzen zu hoch, kein Ast
zu schmal, um nicht erklommen zu werden. Neugierig
schnuppern die beiden Mäusejäger im Gehege herum
und verfolgen spannende
Duftfährten am Waldboden.
In der freien Wildbahn sind
Wildkatzen sehr scheue Tiere,
sodass sie kaum vom Menschen gesehen werden. Die
beiden Zoo-Tiere im Nationalparkhaus sind jedoch
hoch erfreut, wenn Besucher
zum Gehege kommen. Neugierig schleichen sie sich heran und beschnuppern die
Gäste auf der anderen Seite
des Zaunes.
Die Wildkatzenanlage war
schon immer ein Anziehungspunkt für die Besucher
des Nationalparkhauses; im
Besonderen, als Babykatzen
zu bewundern waren. Die Erweiterung lässt es zu, dass die
Gäste hautnah beobachten
können, wie die Katzen auf
Nahrungssuche gehen.
Im direkten Kontakt
mit den Zoo-Katzen
Die neue Wildkatzenanlage
ist vor allem für Kinder und
Familien eine Attraktion. Ein
kurzer Kriechtunnel führt ins
Gehege hinein, durch eine
Sichtkuppel ist ein direkter
Kontakt „Aug‘ in Aug‘ mit der
Wildkatze“ möglich. Die Wildkatzenanlage ist frei zugänglich und in den großen Abenteuerspielplatz rund ums Nationalparkhaus integriert.
Wildkatzen-Sommer
Frieda und Carlo können stets
kostenlos zu den Öffnungszeiten
beobachtet werden, aber zu bestimmten Zeiten ist ein Besuch
besonders empfehlenswert:
Die Schaufütterung ...
... findet täglich von Juli bis August statt und beginnt mit einer
Filmvorführung über die Biologie der Wildkatzen.
Die Nachtfütterung ...
... ist mit einer kurzen Nachtwanderung in den WildkatzenWald verbunden.
Mehr Infos auf der Seite 8.
Wildkatzen-Sommer im Nationalpark
Fotos: NPTT und NPTT/ M. Graf
Ein Sonderprodukt der
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Steckbrief Wildkatze
Größe
Etwa wie Hauskatze
Gewicht
Weibchen meist um vier Kilo,
Männchen um fünf Kilo.
Spuren
Vorderpfote mit fünf Zehen
(der Daumen erscheint aber
nicht im Abdruck!). Hinterpfote
vier Zehen. Spuren stets ohne
Krallenabdruck.
Nahrung
In der Hauptsache Mäuse.
Daneben, je nach „Angebot“
zum Beispiel auch Vögel, Eidechsen, Frösche und Insekten. Aas nur in Notzeiten. Sehr
selten vegetarische Kost.
Junge
Zwei bis vier (maximal sechs)
pro Wurf. Kommen zwischen
März und September zur Welt,
die meisten Würfe im April,
Mai. Tragzeit: 63 bis 69 Tage.
Alter
Sieben bis zehn Jahre, in Gefangenschaft bis über 15 Jahre.
Foto: NPTT/Th. Stephan
Born to be wild!
Sie ist wild, sie ist scheu, sie meidet den
Menschen! Aber woher stammt eigentlich
die Wildkatze? Wie erkennt man sie? Und
unterscheidet sie sich von der Hauskatze?
Reviergröße
Katze: 300 bis 1000 Hektar,
Kuder: 500 - 1500 Hektar je
nach Nahrungsangebot
Quelle: Mölich/Beck
IMPRESSUM
Sonderprodukt des Nationalparks Thayatal und der NÖN – Unabhängige Wochenzeitung für Niederösterreich.
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ständig aufrufbar.
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Kaum zu sehen ist die Wildkatze
in der freien Wildbahn.
Fotos: NPTT/D. Manhart
Ein Sonderprodukt der
Lange bevor die Hauskatze ihre erste Pfote nach Europa gesetzt hatte, streifte bereits die
Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) durch die heimischen Wälder. Im Schutz
der Wälder überstand sie sogar die Kaltperioden der Eiszeit – und sie behielt ihren
wilden Charakter.
Der Mensch konnte sie
selbst in Gefangenschaft
nicht
bändigen,
deshalb
brachten frühe Kulturen die
Afrikanische Falbkatze (Felis
silvestris lybica) nach Europa.
Sie wurde mit den Handelsschiffen der Phönizier und
Römer verbreitet, war leichter
zu domestizieren und lebt
nun als Hauskatze in Gesellschaft der Menschen.
Die Wildkatze hingegenließ
sich nicht zähmen. Sie mei-
det heute noch Menschen
und führt eine verborgene Lebensweise. Sie streift wie vor
250.000 Jahren frei durch die
Wälder Mitteleuropas.
Wilde Katze liebt
wilde Strukturen
Wildkatzen sind dämmerungs- und nachtaktiv. Ihre
bevorzugte Beute sind Mäuse
und andere Kleinsäuger. Die
Wildkatze liebt den Wald. Bei
Gefahr flüchtet sie auf den
nächsten Baum oder versteckt
sich in undurchdringlichem
Gebüsch. Dort harrt sie aus,
bis die Gefahr endgültig gebannt ist!
Aufgrund der nahen Verwandtschaft sind Kreuzungen
zwischen Wild- und Hauskatzen möglich. In einigen Ländern Europas (zum Beispiel in
Schottland) stellt dies tatsächlich eine Bedrohung für Wildkatzenpopulationen dar. Ein
Beitrag zum Schutz der Wildkatzen ist es daher, die eigene
Hauskatze zu sterilisieren!
Wildkatzen-Sommer im Nationalpark
Foto: NPTT/J. Müller-Hauszer
Quelle: A. Kranz, L. Lapini, P. Molinari
Wildkatze oder Hauskatze? Alle Merkmale!
1 Grundfarbe ockergelb
2 Tigerung verwaschen
3 Ohrenspitze grau
4 Kopf: vier längere und einen
kürzeren dunklen Streifen
5 Schultern: zwei parallele
dunkle Streifen
6 Rücken: dunkler, schmalen
Aalstrich
7 Schwanz wirkt kürzer, 2 bis 3
getrennte Ringe, Ende stumpf
8 Fuß: meist nur kurz schwarz
1 Grundfarbe silbergrau
2 Tigerung ist kontrastreich
3 Ohrenspitze dunkel
4 Kopf: meist mehr als 5 Streifen, nicht so klar getrennt
5 Schultern: keine deutlich
sichtbaren Streifen
6 Rücken: mehrere dunkle kurze, verästelte Streifen
7 Ringe am Schwanz meist verbunden, Ende meist spitzer
8 Fuß: oft ganz schwarz
Wildkatze
Wildkatzen-Sommer im Nationalpark
Hauskatze
Ein Sonderprodukt der
Fotos: L. Lapini
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Nationalpark Thayatal:
Wiege der Wildkatze
Rückkehr auf samtenen Pfoten: Nur im Thayatal fanden
Forscher gleich mehrmals Spuren des seltenen Vierbeiners.
Foto: NPTT/Ch. Übl
Wildkatze gesehen?
Falls auch Sie eine Wildkatze gesehen haben, benachrichtigen Sie bitte die Meldestelle Wildkatze des Österreichischen
Naturschutzbundes:
0662/642909-13
Infos:
www.wildkatze-inoesterreich.at
Die Nationalparkmitarbeiter
Christian Übl und Thomas
Einsiedl konnten sich 2007
über einen unglaublichen Erfolg freuen. In den naturnahen Wäldern des Nationalparks Thayatal gelang erstmals der Nachweis der Wildkatze, die in Österreich und
Tschechien seit mehr als einem halben Jahrhundert ausgestorben ist. Mit gezielter
Forschung gab’s in den Folgejahren weitere Bestätigungen.
Das große Interesse am
Thema führte zur Umsetzung
zahlreicher Forschungsmaßnahmen in Österreich. Mittlerweile liegen weitere Nachweise vor: aus dem Burgenland und der Steiermark,
mehrere aus Kärnten und
jüngst sogar aus Tirol. Aber:
Nur in einem Gebiet wird seit
2007 die Wildkatze mehrmals
nachgewiesen – nämlich im
Nationalpark Thayatal.
Die Forscher vermuten,
dass es in Verbindung mit einem bestätigten Vorkommen
in der Wachau eine versteckte
Thomas Einsiedl und Christian Übl gelang der mehrmalige Nachweis
der Wildkatze in den Wäldern des Nationalparks.
Foto: NPTT/J. Müller-Hauszer
Wildkatzenpopulation
im
Waldviertel gibt. Aufgrund
der zahlreichen Nachweise
und Sichtungen der letzten
Jahre sieht Nationalparkdirektor Ludwig Schleritzko den
Nationalpark Thayatal als die
„Wiege der Wildkatze“!
Die scheuen Tiere können
am leichtesten mithilfe der
Baldrian-Lockstöcke nachgewiesen werden. Die Katzen
suchen diese mit Baldrian
präparierten Holzpflöcke gezielt auf und reiben sich daran. Dabei bleiben einige Haare an der rauen Oberfläche
hängen, mittels genetischer
Untersuchung gelingt der eindeutige Nachweis.
„Ich hab‘ sie gesehen!“
Manch aufmerksamer Beobachter hat das Glück,
eine Wildkatze zu sehen, so wie Friedrich Zahnt.
Friedrich Zahnt vermutet, dass
die Katze mit dem buschigen
Schwanz gerade auf Futtersuche
Foto: F. Zahnt
war.
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Der Nationalpark Thayatal
sammelt Sichtungen der
Wildkatze – wie jene von
Friedrich Zahnt, Besitzer einer
Fischerhütte.
Es war ein warmer Wintertag.
Ich hatte mitgeholfen, Brutboxen mit Forellenlaich in die
Thaya einzubringen. Nachdem
wir fertig waren, fuhr ich mit
dem Auto zu meiner Hütte. Auf
dem Weg dorthin sah ich vor
mir neben dem Weg etwas aufblicken. Als ich aus dem Wagen
ausstieg, muss ich das Tier - das
vermutlich auf Futtersuche war
Ein Sonderprodukt der
- wohl erschreckt haben, denn
es ist sofort hinter die Hütte gelaufen. Ich erkannte, dass es
sich um etwas Katzenähnliches
handeln musste. Auffallend
war, dass das Tier sehr scheu
war und der Schwanz geringelt
und buschig. Ich folgte dem
Tier um die Ecke auf die Rückseite des Gebäudes. Dort blieb
das Tier noch kurz stehen und
verschwand dann im Wald.
Wäre ich im Wagen sitzen geblieben, hätte ich die Wildkatze
vielleicht länger beobachten
können.
Sichtungen gibt’s jüngst südlich
des Nationalparks, mit der Fotofalle gelangen Schnappschüsse!
Foto: Forstbetriebe Fronsburg
Wildkatzen-Sommer im Nationalpark
Der erweiterte Teil der Wildkatzenanlage wurde am 29. März eröffnet, auch die Raiffeisenkasse Retz-Pulkautal war als Sponsor vertreten (v.l.):
Nationalparkbeiratsvorsitzender Norbert Kellner, Projektleiter Christian Übl, Nationalparkdirektor Ludwig Schleritzko, Raika-Direktor Rudolf Grubauer, Bürgermeister Heribert Donnerbauer und Leo Slotta Bachmayer vom Tiergarten Wels.
Foto: NPTT
Wildkatzen-Sommer im Nationalpark
Ein Sonderprodukt der
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Wildkatze live erleben
Wenn man nicht darauf warten will, eher zufällig über die Wildkatze zu stolpern – im
Nationalparkhaus gibt’s viele Gelegenheiten. Ein Überblick übers Besucherangebot.
Highlight: Frieda & Carlo auf Futtersuche
In Österreich gilt sie als ausgestorben, im Nationalpark
Thayatal wurde sie wiederentdeckt. Besuchen Sie die Wildkatzen Frieda und Carlo in ihrem neuen Schaugehege!
Vom Foyer und vom Veranstaltungssaal des Nationalparkhauses können Sie kostenlos die
Tiere beim Herumklettern, Faulenzen und bei der Nahrungssuche im Gehege beobachten.
Das Besucher-Highlight sind
die Schaufütterungen. Nach einer Filmvorführung zur Biologie
der Wildkatze und einer kurzen
Vom Lockstock bis zur Nachtfütterung
Foto: NPTT/ Ch. Übl
Einführung betritt ein Ranger
den abgesperrten Teil der Anlage und versteckt Nahrungsstücke. Der Zugang wird anschließend für die Wildkatzen geöffnet und Sie erleben, wie geschickt sich Frieda und Carlo
beim Aufspüren der Futterstücke anstellen.
Fütterungen um 15.30 Uhr;
von Juli bis August täglich, von
September bis Oktober: Wochenende und Feiertag
Kostenbeitrag für Fütterung
plus Film: Erwachsene 2 Euro,
Kinder (6 bis 14 Jahren) 1 Euro
Begleiten Sie unseren Ranger auf seinem Kontrollgang
durch den nächtlichen Nationalparkwald! Sie lernen die Vorzüge eines idealen Lebensraumes
für die Wildkatze kennen. Sie
erfahren, wie man mit BaldrianStöcken das Tier ausforscht und
welche Wildtiere bereits in die
Fotofalle getappt sind!
Den Abschluss der Tour bildet eine Nachtfütterung unserer
beiden Wildkatzen Frieda und
Carlo! Dabei erleben Sie, wie
gut sich die nachtaktiven Jäger
im Dunklen mit ihren Schnurrbarthaaren und ihren Spürnasen
Foto: NPTT/B. Lehner
orientieren und wie schnell und
geschickt sie auch im Finstern
auf den Bäumen herumklettern.
Treffpunkt: Nationalparkhaus, Dauer: zwei Stunden
Kosten: Erwachsene 8 Euro, Kinder 4 Euro, Familien 16 Euro.
Termine: Do 2. Juli, 21 Uhr;
Sa 11. Juli, 21 Uhr; Sa 25. Juli
20.30 Uhr; Fr 31. Juli, 20.30
Uhr; Sa 8. August, 20 Uhr; Sa
22. August, 20 Uhr; Sa, 29. August, 20 Uhr.
Am 2. Juli, 31. Juli und 29. August im Rahmen der NÖ Gartensommer Vollmondnacht.
Katzen erreichen mühelos, was uns Menschen versagt bleibt:
durchs Leben zu gehen, ohne Lärm zu machen!
Ernest Hemingway
Wanderweg
Kontakt
Der Wildkatzenwanderweg
startet beim Nationalparkhaus
und führt hinab zur Einsiedlerbehausung – für Kinder und
Familien eine spannende Herausforderung. Zwölf Wildkatzen-Silhouetten gilt es, zu entdecken. Oftmals hat sich gezeigt, dass Kinder dabei die
Nase vorn haben! Auszeichnung als einer der besten Themenwege Österreichs 2014!
Nationalpark Thayatal
Nationalparkhaus
2082 Hardegg
02949/7005
Fax: 02949/7005-50
[email protected]
www.np-thayatal.at
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Angebote im Nationalparkhaus: Infostelle, Filmvorführung, Café und Abenteuerspielplatz
Nationalparkhaus bei Hardegg
Ein Sonderprodukt der
Foto: NPTT/A. Bartl
Wildkatzen-Sommer im Nationalpark