Creditreform Zahlungsindikator Deutschland

Creditreform Zahlungsindikator
Deutschland
Sommer 2015
Zahlungseingänge deutlich verbessert
•
Zahlungsverzug 2015 von 13,50 auf 13,07 Tage verkürzt
•
Bau, persönliche Dienstleistungen, Grundstoffe und Konsumgüter verschlechtert
gegenüber 2014
•
Alle Bundesländer weniger Verzug – Sachsen an der Spitze
•
Außenstandsdauer bei Gewerbetrieben am längsten (44,51 Tage)
•
Große Unternehmen mit höchstem Volumen überfälliger Forderungen
•
Insolvenzquote im Logistik-Bereich am höchsten und in der Grundstoffindustrie am
geringsten
16
14
12
15,23
14,46
14,18
13,91
13,26
12,58
10
12,46
12,07
11,58
10,79
8
6
4
2
0
Zahlungsverzug 1. Hj. 2015
Creditreform Zahlungsindikator Deutschland – Sommer 2015
1
Überfälligkeitstage der Hauptbranchen
In Deutschland ist es zu einer Verbesserung bei der Zahlungsweise gekommen. Gegenüber dem
Vorjahr haben sich die Überfälligkeitstage über alle Branchen hinweg von 13,50 Tagen im
Durchschnitt auf 13,07 Tage reduziert. Nicht alle Branchen jedoch haben diese positive
Entwicklung im 1. Halbjahr 2015 gegenüber dem Vergleichszeitraum nachvollziehen können: So
hat das Baugewerbe – der „Spitzenreiter“, wenn es um den Zahlungsverzug geht – noch einmal
von 15,10 auf 15,23 Tage zugelegt. Ebenfalls einen schlechteren Wert als im Vorjahr zeigen im
Hinblick auf den Zahlungsverzug die Branche „persönliche Dienstleistungen“ von 14,09 auf 14,18
Tage, die Grundstoffindustrie von 13,60 auf 13,91 Tage sowie die Hersteller von Konsumgütern
mit 12,32 Tagen im Vorjahr auf aktuell 12,58 Tage. Alle anderen Branchen konnten ihren
Zahlungsverzug reduzieren. Positiv sticht der Einzelhandel hervor, der von 13,96 Tagen
Überfälligkeit nunmehr bei 12,46 Tagen angelangt ist.
Bei der Rangfolge im Hinblick auf die Überfälligkeit hat sich insgesamt wenig getan: Nach wie vor
zeigen die Branchen „Chemie/Kunststoffe“ (10,79 Tage Überfälligkeit), „Metall/Elektro“ (11,58
Tage) und der Großhandel (12,07 Tage) den geringsten Verzug. Allerdings lagen vor einem Jahr
noch die Konsumgüterhersteller an 3. Stelle des Rankings mit 12,32 Tagen (aktuell 12,58 Tage –
5. Platz).
Die schlechteste Zahlungsweise weisen nach wie vor das Baugewerbe und der Wirtschaftssektor
„Verkehr/Logistik“ auf (15,23 bzw. 14,46 Tage). Es folgen die Wirtschaftsbereiche „persönliche
Dienstleistungen“ (14,18 Tage) und die Grundstoffindustrie (13,91 Tage) mit dem höchsten
Zahlungsverzug.
Chemie/Kunststoffe
10,79
11,44
11,58
Metall / Elektro
12,07
12,07
Großhandel
12,53
Einzelhandel
12,46
Konsumgüter
12,58
12,32
13,96
13,07
Deutschland
13,50
13,26
unternehmensnahe Dienstleistungen
14,03
13,91
13,60
Grundstoffe
14,18
14,09
persönliche Dienstleistungen
14,46
Verkehr u. Logistik
15,94
15,23
15,10
Baugewerbe
10,00
11,00
12,00
2015-HJ 1
2
13,00
14,00
15,00
16,00
2014-HJ 1
Creditreform Zahlungsindikator Deutschland – Sommer 2015
Überfälligkeit nach Bundesländern
Am längsten warten Unternehmen in Schleswig-Holstein auf ihr Geld: 13,61 Tage beträgt der
durchschnittliche Verzug im Bundesland – gegenüber dem Vorjahreswert von 13,98 Tagen ist das
zwar eine Verbesserung, aber immer noch der letzte Platz beim Zahlungsverhalten unter den
Bundesländern. Am besten stehen die Unternehmen in Sachsen mit einer Überfälligkeit von 12,34
Tagen (2014: 12,87 Tage), in Bayern mit 12,55 Tagen (2014: 12,66 Tage) und in Brandenburg mit
12,79 Tagen (Vorjahr: 13,46 Tage) da.
12,34
Sachsen
12,87
12,55
Bayern
12,66
Brandenburg
12,79
Freie und Hansestadt Hamburg
12,79
13,46
13,24
12,84
Berlin
13,49
12,87
Bremen
13,66
12,89
Thüringen
13,80
13,07
Deutschland
13,50
13,08
Rheinland-Pfalz
13,39
13,16
Niedersachsen
13,79
13,20
Sachsen-Anhalt
Hessen
13,10
13,64
13,27
13,28
Baden-Württemberg
13,95
13,44
Nordrhein-Westfalen
13,75
13,57
13,64
13,61
Saarland
Schleswig-Holstein
12,00
13,53
13,37
Mecklenburg-Vorpommern
12,20
12,40
12,60
2015-HJ1
12,80
13,00
13,20
13,40
13,60
13,80
13,98
14,00
2014-HJ1
Creditreform Zahlungsindikator Deutschland – Sommer 2015
3
Zahlungsziele/Außenstandsdauer nach Rechtsformen
Am längsten dauert es beim Gewerbebetrieb, bis die Rechnung beglichen ist: 44,51 Tage
vergehen von der Rechnungsstellung bis zum Zahlungseingang. Nicht nur Gewebebetriebe stellen
einen großen Teil der Rechtsformen für (kleine) Unternehmen, die GmbH ist die Rechtsform der
Wahl für den deutschen Mittelstand. Hier bleiben die Rechnungen im Durchschnitt 38,59 Tage
offen. Dabei ist die Lücke zwischen vereinbartem Zahlungsziel und tatsächlichem
Zahlungseingang beim Gewerbebetrieb noch größer als bei der GmbH: Während bei der GmbH im
Durchschnitt 28,76 Tage als Zahlungsziel festgehalten sind, sind es beim Gewerbebetrieb 27,36
Tage. Die größte Lücke zwischen Zahlungsziel und tatsächlichem Zahlungseingang weist unter
dem Gesichtspunkt der Rechtsform die UG (Unternehmergesellschaft) auf, bei der üblicherweise
19,49 Tage Ziel vereinbart sind – der tatsächliche Rechnungseingang allerdings erst bei 37,23
Tagen zu registrieren ist. Am schnellsten wird der Zahlungseingang beim eingetragenen Verein
(28,76 Tage), bei Freiberuflern (32,66 Tage) und schließlich bei Genossenschaften (35,21 Tage)
verbucht.
Verein
Freie Berufe
15,86
28,76
18,95
32,66
26,94
eG
35,21
30,19
KG
UG (haftungsbeschränkt)
35,39
19,49
37,23
28,76
GmbH
38,59
29,55
GmbH & Co. KG
38,69
31,63
AG
39,66
27,31
GbR
40,13
28,36
Einzelfirma
41,84
38,49
OHG
Gewerbebetrieb
15,00
43,71
27,36
20,00
25,00
durchschnittliche Zahlziele
44,51
30,00
35,00
40,00
45,00
durchschnittliche Außenstandsdauer
Anteil überfälliger Forderungen versus Volumen dieser Forderungen
Während bei der GmbH rund die Hälfte der Betriebe (50,11 Prozent) ihre Rechnungen zu spät
bezahlt und das Volumen dieser offenen Rechnungen im Verzug etwa den gleichen Anteil (51,65
Prozent) verzeichnet, erscheint bei anderen Rechtsformen ein deutlicher Unterschied zwischen der
Zahl überfälliger Rechnungen und ihrem Volumen.
So schlägt sich der Gewerbebetrieb gut, wenn es um das Betragsvolumen der überfälligen
Rechnungen geht (3,68 Prozent) – weniger gut sieht es jedoch bei der Zahl der Rechnungen mit
13,05 Prozent aus. Umgekehrt ist die Situation bei der AG: Die überfälligen Rechnungen bei dieser
Rechtsform schlagen mit 12,32 Prozent beim Volumen zu Buche, es handelt sich aber nur um 6,9
Prozent aller Rechnungen dieser Rechtsform, die überfällig sind.
4
Creditreform Zahlungsindikator Deutschland – Sommer 2015
60,00%
51,65%
50,11%
50,00%
40,00%
30,00%
16,75%
20,00%
16,40%
13,05%
12,32%
10,00%
6,90%
3,68%
2,75%
1,03%
0,00%
GmbH
GmbH & Co. KG
Gewerbebetrieb
Anteil überfälliger Forderungen
AG
Einzelfirma
Anteil Betragsvolumen
Zahlungsverzug nach Unternehmensgröße
Auch die Unternehmensgröße spielt für das Zahlungsverhalten bzw. den Zahlungsverzug eine
wesentliche Rolle. So sind fast 80 Prozent der offenen Rechnungen in Deutschland durch kleine
Unternehmen im Verzug (77,29 Prozent). Mittlere (13,85 Prozent) und große Unternehmen (8,86
Prozent) verzeichnen wesentlich kleinere Anteile bei den überfälligen Betrieben. Bei den Belegen
sieht die Verteilung auf die drei Unternehmensgrößenklassen ähnlich aus, weist aber einen
entscheidenden Unterschied auf: Den Löwenanteil der Belege steuern zwar kleine Unternehmen
mit 47,67 Prozent bei, die großen Unternehmen folgen aber sehr viel dichter auf und weisen 34,96
Prozent überfällige Rechnungen auf. Mittelgroße Betriebe zeigen wie die Großunternehmen einen
stärkeren Anteil überfälliger Belege in der Größenklasse aus (17,37 Prozent), als es ihrem Anteil
an den Unternehmen im Verzug entspricht.
17,37%
mittleres Unternehmen
13,85%
47,67%
kleines Unternehmen
77,29%
34,96%
großes Unternehmen
8,86%
5,00%
15,00%
25,00%
35,00%
Anteil überfälliger Belege
45,00%
55,00%
65,00%
75,00%
85,00%
Anteil überfälliger Unternehmen
Creditreform Zahlungsindikator Deutschland – Sommer 2015
5
Überfälliges Rechnungsvolumen und Unternehmensgröße
Mit einem Gesamtbetrag von 1,1 Mrd. Euro ist das Gesamtvolumen der Überfälligkeit, das große
Unternehmen erreichen, deutlich höher als das der kleinen (453 Mio. Euro) oder der mittleren
Betriebe (332 Mio. Euro). Zu prüfen wäre angesichts dieser Höhe – bei einer relativ kleineren
Anzahl von Unternehmen in dieser Größenklasse –, ob große Unternehmen eher Zahlungsverzüge
bei der Rechnungsbegleichung in Kauf nehmen
mittleres Unternehmen
332
kleines Unternehmen
453
großes Unternehmen
1.095
200
300
400
500
600
700
800
900
1.000
1.100
1.200
Betragsvolumen in Mio. EUR
Handelsgesetzbuch § 267 Umschreibung der Größenklassen
(1) Kleine Kapitalgesellschaften sind solche, die mindestens zwei der drei nachstehenden
Merkmale nicht überschreiten:
1. 4.840.000 Euro Bilanzsumme nach Abzug eines auf der Aktivseite ausgewiesenen
Fehlbetrags (§ 268 Abs. 3).
2. 9.680.000 Euro Umsatzerlöse in den zwölf Monaten vor dem Abschlussstichtag.
3. Im Jahresdurchschnitt fünfzig Arbeitnehmer.
(2) Mittelgroße Kapitalgesellschaften sind solche, die mindestens zwei der drei in Absatz 1
bezeichneten Merkmale überschreiten und jeweils mindestens zwei der drei nachstehenden
Merkmale nicht überschreiten:
1. 19.250.000 Euro Bilanzsumme nach Abzug eines auf der Aktivseite ausgewiesenen
Fehlbetrags (§ 268 Abs. 3).
2. 38.500.000 Euro Umsatzerlöse in den zwölf Monaten vor dem Abschlußstichtag.
3. Im Jahresdurchschnitt zweihundertfünfzig Arbeitnehmer.
6
Creditreform Zahlungsindikator Deutschland – Sommer 2015
Insolvenzquote und Überfälligkeit nach Branchen
Der Zahlungsverzug kann das erste Indiz für einen vorgezeichneten Weg zur Insolvenz sein. Es
kann sich aber auch um ein Ausschöpfen von Zahlungszielen handeln, dem alle Mittel zur
Gewinnung von Liquidität recht sind.
Die blaue Linie im Chart setzt den Zahlungsverzug in Tagen in eine Beziehung zu der relativen
Zahl von Insolvenzen in der ausgewiesenen Branche. Dabei gilt über die Wirtschaftsbereiche
hinweg: In Deutschland ist es entsprechend der Verbesserung bei der Überfälligkeit von
durchschnittlich 13,50 auf 13,07 Tagen auch zu einer besseren Insolvenzfestigkeit von 74 auf 68
insolvenzbetroffene Unternehmen je 10.000 existierender Betriebe gekommen. Eine geringere
Insolvenzanfälligkeit, die sich auch in der rückläufigen Zahl von Pleiten binnen Jahresfrist zwischen
2014 und 2015 zeigt.
16
14
160
15,23
14,46
14,18
140
13,91
13,26
12
12,58
130
12,46
120
12,07
11,58
10,79
10
8
95
90
100
80
88
79
6
73
60
63
61
55
4
40
20
2
16
0
0
Zahlungsverzug 1. Hj. 2015 in Tagen
Insolvenzen je 10.000 Unternehmen
Doch erweisen sich bei der Betrachtung der einzelnen Branchen starke Unterschiede, die sich
sehr viel ausgeprägter als das Zahlungsverhalten darstellen. So kommen im Transportbereich 106
Zusammenbrüche auf 10.000 Betriebe, in der Grundstoffindustrie sind nur 16 Pleiten auf 10.000 zu
zählen. Beim Großhandel (90 Insolvenzen) und beim Metall- und Elektroproduktionsbereich (88
Insolvenzen) steht eine hohe Insolvenzdichte einem vergleichsweise guten Zahlungsverhalten
gegenüber (12,07 bzw. 11,58 Tage). Allerdings korrespondiert beim Baugewerbe und bei
Verkehr/Logistik eine hohe Überfälligkeit (15,23 bzw. 14,46 Tage) mit einer starken
Insolvenzbetroffenheit (95 bzw. 130 Pleiten pro 10.000 Unternehmen der Branche).
Creditreform Zahlungsindikator Deutschland – Sommer 2015
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Datenbasis Creditreform Zahlungsindikator Deutschland
•
Zu rund 900.000 Firmen liegen Zahlungsinformationen aus DRD vor.
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Ein Belegvolumen von € 45 Mrd. zu 1.161 Branchen wird in Deutschland analysiert.
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monatlich über 6 Mio. neue Zahlungsinformationen
Ansprechpartner:
Michael Bretz
Leitung Wirtschaftsforschung
Tel.: 02131/109-171
E-Mail: [email protected]
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Janine Stappen
Abteilungsleitung DRD
Tel.: 02131/109-5105
E-Mail: [email protected]
Creditreform Zahlungsindikator Deutschland – Sommer 2015