SCHÜLER RALLYE - Herzlich willkommen im Kölnischen tadtmuseum Diese Schülerrallye begleitet dich durch unsere Sonderausstellung ACHTUNG PREUSSEN! Beziehungsstatus: Kompliziert Köln 1815–2015 Die Preußen in Köln? Ja genau! Sie waren ab 1815 diejenigen, die in Köln für lange Zeit das Sagen hatten. Doch welche Interessen hatten die Preußen? Wofür standen sie? Was ist von den Preußen übrig geblieben? Das findest du mithilfe dieser Rallye heraus. Wir wünschen dir einen spannenden Rundgang! Zeichenerklärung Aufgabenfeld Hier darfst du schreiben. Zusatzinfo Wegweiser Wie die kölner „Preussen“ wurden 1813: Der französische Kaiser Napoleon I. kämpft mit seinen Soldaten bei Leipzig gegen Österreich, Preußen, Russland und Schweden – und wird vernichtend geschlagen! Diese Niederlage beendet den Eroberungsfeldzug der französischen Armee quer durch Europa. Auf dem Wiener Kongress 1814/1815 kommen zahlreiche Könige und Regierungschefs zusammen, um über das Schicksal der von Frankreich eroberten Länder zu entscheiden. Sie ziehen die Grenzen neu! Beschlossen wurde: Frankreich muss die zuvor eroberten Gebiete abgeben. Diese werden aber nicht selbstständig, sondern unter den Siegermächten aufgeteilt! Köln – seit 1794 unter französischer Kontrolle – kommt zu Preußen, einem Königreich mit der Hauptstadt Berlin, das für seine Vorliebe für alles Militärische bekannt ist. Eine völlig neue Situation für die Kölner und Kölnerinnen! Die Preußen bauen Köln zur militärischen Festung aus. Überall sind plötzlich preußische Soldaten zu sehen. Sie marschieren unter Trommelwirbel zackig über die Straßen oder stehen auf dem Neumarkt stramm. Mit Ärger und Unmut beobachten viele Kölner und Kölnerinnen die neuen Herren. Man mag die Preußen nicht, sie gelten als streng, diszipliniert, sparsam, „soldatisch“ und vor allem: humorlos. Außerdem: Die meisten Kölner und Kölnerinnen sind Katholiken, die Preußen dagegen Protestanten. 1815 war das, anders als für die meisten Menschen heute, ein wichtiger Unterschied! Mit vielen Gesetzen versuchen die Preußen, gegen den Einfluss der katholischen Kirche vorzugehen. Was die katholischen Bischöfe und Pastoren davon hielten, könnt ihr euch ja vorstellen … Aber: Nicht alle Kölner und Kölnerinnen stehen den Preußen feindlich gegenüber. Spätestens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts freundet sich der Großteil der Stadtbevölkerung schließlich mit der preußischen Herrschaft an. Eine wichtige Rolle bei der Aussöhnung spielt der Dombau: Dank der finanziellen Hilfe des preußischen Königshauses wird der Dom – nach über 600 Jahren Bauzeit (!) – 1880 endlich fertig. Auch der Krieg mit Frankreich 1870/71 schweißt die Kölner und Kölnerinnen mit den Preußen enger zusammen. PS: Neue Rechte und Gesetze. Die Preußen führten das Dreiklassenwahlrecht ein, bei dem das Wahlrecht vom Einkommen abhing. Frauen war das Wählen ohnehin verboten. Es kamen aber auch neue Gesetze zum Schutz der Kinder, beispielsweise das Verbot von Kinderarbeit 1853 oder das Kinderschutzgesetz 1904. Alles klar? Jetzt schau dir die Vitrine an, die gleich hier am Anfang der Ausstellung neben der Treppe steht. TYPISCH PREUSSISCH: DIE PICKELHAUBE Hier siehst du die Kopfbedeckung, die für das preußische Militär typisch war: die Pickelhaube. Zunächst wurde dieser Helm nur von den Soldaten getragen, später auch von Polizisten und Feuerwehrmännern. Noch heute steht die Pickelhaube oft als Symbol für alles Deutsche! Wenn man beispielsweise in der Gebärdensprache das Wort „deutsch“ benutzt, dann bildet man mit den Händen eine Pickelhaube nach und streckt über der Stirn einen Zeigefinger aus. Die Gebärdensprache ist eine Sprache für schlecht hörende Menschen, die mithilfe von Körperbewegungen und Gesichtsausdrücken funktioniert. Preußische Pickelhaube mit Kölner Stadtwappen. Zeichnung: Sarah Kemper Aufgabe 1 Das Wort „deutsch“ in der Gebärdensprache. Zeichnung: Sarah Kemper Auf der Pickelhaube, die du hier siehst, ist etwas Besonderes zu sehen: das Wappen der Stadt Köln. Was ist auf dem Stadtwappen abgebildet? Die preußische Pickelhaube: Heute noch in Kinderbüchern präsent! PS: Die Metallspitze (der „Pickel“) sollte Schläge auf den Kopf – beispielsweise mit einem Gewehrkolben oder einem Säbel – seitlich ablenken. Spätestens im Ersten Weltkrieg endete allerdings die Zeit der Pickelhauben. Durch die herausragenden Spitzen waren die Soldaten im Schützengraben ein leichtes Ziel für die Gegner. Und zum Schutz gegen Granatsplitter waren die Pickelhauben ohnehin nicht zu gebrauchen. Jetzt geh weiter nach rechts. Hier siehst du eine Vitrine mit einer Uniform und einem Helm mit einem grauen Puschel obendrauf. TYPISCH PREUSSISCH: UNIFORMEN Im preußischen Staat spielte das Militär eine wichtige Rolle. Die Armee hatte aber nicht nur die Aufgabe, den Staat gegen äußere Feinde zu verteidigen. Der Militärdienst diente auch dazu, jungen Männern Disziplin, Ordnung und Gehorsam zu lehren. Hier in der Vitrine siehst du eine typisch preußische Uniform. Der Puschel obendrauf ist übrigens ein sogenannter „Paradebusch“, der zu besonderen Anlässen am Helm befestigt wurde. Preußische Soldaten in Köln, H.A. Eckert, Lithographie C. Weiß, um 1840 (Kölnisches Stadtmuseum) Aufgabe 2 Preußische Soldaten waren nach 1815 überall auf den Kölner Straßen zu sehen – und damit auch eine Farbe, die bis heute nach den Preußen benannt ist. Welche Farbe ist das? Kreuze an! Preußischblau Preußischrot Preußischgelb Hinter dir siehst du übrigens eine Uniform aus dem Kölner Karneval. Fällt dir die Ähnlichkeit auf? Jetzt geh einige Meter weiter geradeaus, vorbei an der Bronzebüste von Königin Luise von PreuSSen, bis du vor der Abteilung „Köln und Berlin: Wissenswert!“ stehst. „EINEN BERLINER BITTE“ Wenn man in Köln Hunger auf einen Berliner hat, dann geht man zum Bäcker und bestellt ihn mit den Worten „Einen Berliner bitte“. Aber … Blick in die Sonderausstellung. Foto: RBA Aufgabe 3 Was sagt der Berliner, wenn er einen „Berliner“ will? Klapp die Holztür auf und finde es heraus! Jetzt schau mal nach links. DAS KÖLNER UND BERLINER „GRUNDGESETZ“ Siehst du die Infotafel mit den „Grundgesetzen“? Die hier abgedruckten „Gesetze“ sind keine offiziellen Bestimmungen. Man bekommt auch kein „Knöllchen“, wenn man gegen sie verstößt. Es sind Redewendungen und Sprüche, die ein bestimmtes Lebensgefühl und den Um- gang der Menschen miteinander beschreiben. Bei den Kölnern gibt es elf „Grundgesetze“, die Berliner haben sogar noch eines mehr! Die Sprache der „Grundgesetze“ ist Kölsch und Berlinerisch. So heißen die Dialekte, die in Köln und Berlin gesprochen werden. Aufgabe 4 Welche zwei „Grundgesetze“ haben sich im Wortgitter versteckt? Finde die beiden und übersetze sie aus dem Kölschen und Berlinerischen ins Hochdeutsche, also ins „normale“ Deutsch! FQWERTZUIOSOGHJA SDPOCVBXCVDGSJWECUSJDJFLGHFFDH ZUFGJEHHHSHSWPGK VHFHDICEDUQWOXNCBDHSWUSIZOS JCNDJDK D Q WAY X NCDH SK P L DJF IRP EQ W SIN A X NDHO S SD V DKC I Q U A J D K ennemernitbruchemernitfottdomet D O N J E I P Y X L P A JD E W D O E D K E K D W O O D K L E L D W P D P W P D Q W UD JIK JI JLV G V S E ORDORKFOPDE JPFQWERZUIOSOGHJA SDPOCVBXCVDGSJWECU JD JF L G HF S C K F S Y C A F INNE N JE HHH S H S W P G K V HF HD I C E D U Q W OX N I Z S A E R T N D K ennickweessickwarickschon D K D Q W A Y X N FQWERTZUIOSOGHJA SDPOCVBXCVDGSJWECUSJDJFLGHFFDH Spruch aus dem Kölner Grundgesetz Spruch aus dem Berliner Grundgesetz Neben den Kölner und Berliner „Grundgesetzen“ findest du eine Vitrine mit einem Brettspiel. TYPISCH PREUSSISCH: DAS MILITÄR IM SPIEL Da das Militär in Preußen eine große Rolle spielte – nicht zuletzt in der Erziehung –, findet sich „Soldatisches“ auch in vielen Kinder- und Erwachsenenspielen. Aufgabe 5 Schau dir das Brettspiel hier einmal genau an. Welche typisch preußische Sache tragen die Spielfiguren? „Der Räuber-Hauptmann von Köpenick. Ein Gesellschafts-Spiel für Jung und Alt“, Berlin, um 1920, Museum Treptow-Köpenick, Berlin Jetzt dreh dich einmal um. In der Vitrine hinter dir siehst du ein altes Heinzelmännchen-Spiel, entstanden um 1900. BEQUEME KÖLNER: DIE HEINZELMÄNNCHEN Die Kölner Heinzelmännchen. Zeichnung: Sarah Kemper „Wie war zu Köln es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem!“ So beginnt die Geschichte von den Kölner Heinzelmänn- chen, kleinen Männchen, die den Kölner Bürgern und Bürgerinnen die tägliche Arbeit erleichterten. So hatten die Kölner ein angenehmes Leben. Heimlich, nachts, wenn alles schlief, verrichteten die Heinzelmännchen die ganze Arbeit. Jedoch: Sie wollten dabei unerkannt bleiben! Die Frau eines Schneiders aber war so neugierig auf die kleinen Wesen, dass sie ihnen eine Falle stellte. Sie streute Erbsen auf die Treppe, und die Heinzelmännchen fielen nacheinander die Treppe herunter. Enttäuscht und traurig machten sie sich in die dunkle Nacht davon – und verschwanden für immer. Aufgabe 4 Schau dir einmal das HeinzelmännchenSpiel genauer an. Wessen Arbeit übernehmen die Heinzelmännchen gerade? Sch ä Jetzt geh weiter nach links, bis du in der FuSSball-Ecke „Sportskanonen“ stehst. Was von PreuSSen übrig blieb: Im Sport Aufgabe 7 Viele Fußball-Mannschaften tragen heute den Zusatz „Borussia“ in ihrem Namen. Aber was heißt „Borussia“ eigentlich? Borussia Mönchengladbach. Foto: Borussia Mönchengladbach Zeichnung: Sarah Kemper Aufgabe 8 und 9 In welcher Zeit wurden die meisten der an der Wand gezeigten Vereine gegründet? um 1800 um 1900 um 2000 Wie viele „Borussia“-Mannschaften spielen heute in der Fußball-Bundesliga? Kreuze an. 2 3 4 Jetzt dreh dich um und schau dir die Fotos an, die im nächsten Raumabschnitt rechts und links an den Wänden hängen. „SPUREN“ IM STADTBILD Die Fotos zeigen Gebäude und Denkmäler, die während der Preußenzeit in Köln entstanden sind. Aufgabe 10 Schau dir die Fotos an. Welche Gebäude erkennst du wieder? Aufgabe 11 Die Fotos helfen dir auch bei der folgenden Frage. Wer oder was ist die Kölner Flora? Foto: Patrick Essex, Köln Die preußischen „Überreste“ auf diesen Fotos kannst du dir noch heute in und um Köln anschauen. Viele andere Gebäude, die während der Preußenzeit gebaut wurden, sind allerdings mittlerweile verschwunden. Sie wurden im Krieg zerstört oder abgerissen. die Schutzheilige Kölns der Botanische Garten Kölns eine in Köln hergestellte Margarine Jetzt geh weiter und schau dir die groSSe Karte am Ende des Raumes an. Sie zeigt Köln um 1880. FESTUNGSSTADT KÖLN Foto: Patrick Essex, Köln Die Preußen bauten Köln zur größten Festungsstadt im Deutschen Reich aus. Überall entstanden neue Kasernen und Festungsanlagen. Aufgabe 12 Zähle die Forts auf dem großen Plan! Wie viele Forts gab es in Köln? Super, hast du alle Fragen beantwortet? Gratulation! Geh zum Abschluss doch noch die Treppe hoch ins erste Obergeschoss: in unsere Schatzkammer! Hier findest du 22 spannende Objekte aus der kölnisch-preußischen Vergangenheit, von denen wir dir einige gerne vorstellen möchten. Blick in unsere Schatzkammer. Foto: RBA Schau mal, ob du die folgenden Vitrinen findest. Vitrine 4: Ein Erzbischof im Knast Büste von Erzbischof Clemens August Droste zu Vischering, um 1825, StadtMuseum Bonn Am 20. November 1837 riegeln Soldaten um 18 Uhr die Gereonsstraße ab und umstellen das prunkvolle Haus des Kölner Erzbischofs. Vier hohe Würdenträger in Uniform fahren in einer Kutsche vor. Ihr Auftrag: den Erzbischof Clemens August Droste zu Vischering im Namen des preußischen Königs zu verhaften! Noch in derselben Nacht wird der Erzbischof – begleitet von Soldaten – zur Festung Minden gebracht. Vor der Verhaftung hatte es einen erbitterten Streit zwischen Vischering und den Preußen gegeben. Grund des Streites: Was passiert, wenn eine Kölner Katholikin einen der vielen neuansässigen preußischen Beamten (Protestanten!) heiratet? In welchem Glauben sollen die Kinder erzogen werden? Der Erzbischof bestand beharrlich darauf, dass die Kinder Katholiken wie ihre Mutter werden müssten. Die Preußen forderten natürlich genau das Gegenteil. „Katholisch“ oder „evangelisch“: damals eine hochpolitische Sache! Seine Verhaftung macht den Ex-Erzbischof über Nacht zum Helden für die Kölner. Wie bei heutigen Popstars wird sein Bild auf Tassen, Tellern, Tabakdosen und Leinentüchern gedruckt. Auch Büsten Vischerings – wie die hier ausgestellte – verkaufen sich gut. Vitrine 7: Kaiserkult und Kamellen-Napoleon Napoleon-Statuette von Johann Heinrich Pielen, 1847, Kölnisches Stadtmuseum Trotz des anfänglichen Unmutes über die französische Herrschaft: Nach dem Einmarsch der Preußen denken viele Kölner und Kölnerinnen wehmütig an die französische Zeit zurück. „Lieber französisch als preußisch“, so eine weitverbreitete Meinung. Napoleon-Bildnisse und –Statuetten – wie die hier ausgestellte – sind im preußischen Köln daher noch immer in vielen Wohnhäusern und Gaststätten zu finden. Das französische Köln Nur wenige Jahre vor dem Einmarsch der preußischen Soldaten hatte sich das Leben in Köln schon einmal einschneidend gewandelt. Über Jahrhunderte war Köln eine freie Reichsstadt gewesen. Doch am 6. Oktober 1794 kam die französische Armee auf ihrem Eroberungszug quer durch Europa auch nach Köln. Das war das Ende der kölnischen Eigenständigkeit, jetzt übernahmen die Franzosen das Stadtkommando! Die französische Gesetzgebung wurde eingeführt, die französische Sprache, französische Soldaten ließen sich in Kölner Bürgerhäusern nieder. Trotz des Murrens vieler Kölner und Kölnerinnen über die Besatzer: So manches wurde besser unter der französischen Herrschaft. Das französische Recht nahm der Oberschicht die alten – ziemlich unfairen – Vorrechte; Protestanten und Juden konnten endlich normale Bürger werden und ihre Religion frei ausüben. Auch die seit dem Mittelalter bestehenden Vorgaben, wer welchen Beruf ausüben durfte, wurden abgeschafft. Die neuen Stadtherren zwangen die Kölner und Kölnerinnen außerdem, die Straßen regelmäßig zu säubern und den Müll abzutransportieren. Ihr könnt euch kaum vorstellen, wie schmutzig es in Köln bis zu diesem Zeitpunkt gewesen war, vom Gestank ganz zu schweigen! Vitrine 8: „Musjö Ampmann“ und „Schnäuzerkowski“ Stabpuppe eines Gendarms aus dem Hänneschen-Theater, um 1870, Theaterwissenschaftliche Sammlung Wahn Kennst du das Hänneschen-Theater? Das Puppentheater wird 1802 zur Zeit der französischen Herrschaft gegründet. Um die französische Obrigkeit zu verspotten, entwickeln die Puppenspieler eine neue Figur: „Musjö Ampmann“ („Monsieur Amtmann“). Der französische Gesetzeshüter streitet sich auf der Bühne regelmäßig mit Hänneschen und Bärbelchen. Klar, dass die beiden stets die Klügeren sind – und Musjö Ampmann zum Schluss dumm aus der Wäsche schaut. Nach dem Einmarsch der Preußen in Köln wird auf der Bühne aus dem französischen „Musjö Ampmann“ ein preußischer Polizeibeamter, Schnäuzerkowski genannt. Der Name „Schnäuzerkowski“ kommt von „Schnauzbart“ und von „anschnauzen“ (also laut schimpfen). PS: Mit Schnauzbart bezeichnet man den besonders großen Schnurrbart, der damals unter preußischen Beamten sehr beliebt war. Damit diese riesigen Schnurrbärte ihre Form behielten, mussten die Männer nachts sogar eine Bartbinde tragen, die an den Ohren befestigt wurde. Wer „schön“ sein will, muss eben leiden! Vitrine 9: Die „Rote Nummer“ der Roten Die letzte Nummer der Neuen Rheinischen Zeitung, Faksimile, Köln, 19. Mai 1849 Eine wichtige Rolle bei den 1848er-Unruhen spielt die regierungskritische „Neue Rheinische Zeitung“ aus Köln. Sie fordert unter anderem, dass alle Menschen wählen dürfen. Ihr Chefredakteur ist Karl Marx, Autor des weltberühmten „Kommunistischen Manifests“. Die Preußen gehen entschieden gegen die Zeitung vor. Im Mai 1849 wird Karl Marx aus dem preußischen Staat ausgewiesen und die „Neue Rheinische Zeitung“ verboten. Ein Exemplar der letzten Ausgabe vom 19. Mai 1849 siehst du hier. 1848 Im Februar 1848 erhebt sich die Bevölkerung von Paris gegen den französischen König Louis-Philippe und zwingt ihn zur Abdankung. Der revolutionäre Funke springt auf viele andere Länder über. Nach dem Vorbild der Pariserinnen und Pariser gehen plötzlich überall Menschen auf die Straßen. Auch in Köln demonstrieren die Menschen jetzt: gegen schlechte Arbeitsbedingungen, für mehr Freiheiten, für kostenlose Schulen. Doch der Aufstand bleibt ohne Erfolg. Die Preußen ziehen nach 1848 in vielen Bereichen die Zügel sogar noch fester an! Kölnisches Stadtmuseum Zeughausstraße 1-3 50667 Köln Tel.: 0221/221 22398 www.museenkoeln.de/ksm [email protected] www.facebook.com/koelnischesstadtmuseum Öffnungszeiten: Di. 10-20 Uhr • Mi.-So. 10-17 Uhr Vitrine 15: „Steinerne Auflehnung“. die AthanasiusSkulptur am Nordportal des Kölner Domes Gipsentwurf des heiligen Athanasius von Peter Fuchs, Köln, 1880, Metropolitankapitel der Hohen Domkirche Köln Trotz aller Dankbarkeit für die finanzielle Unterstützung des Dombaus: Viele leitende Männer der katholischen Kirche in Köln ärgern sich auch weiterhin über die Anwesenheit der Preußen. Immer wieder werden neue Gesetze eingeführt, die den Einfluss der katholischen Kirche einschränken. Zwei besonders aufmüpfige Kölner Erzbischöfe kommen sogar ins Gefängnis. Offen gegen die Preußen zu protestieren, ist zu gefährlich. Einige Kirchenherren nutzen daher die Domfassade für ihre Kritik. Am Nordeingang des Doms wird eine Figur angebracht, die den heiligen Athanasius zeigt. Der Hintergrund: Der heilige Athanasius war ein Vorkämpfer für die Kirchenfreiheit aus dem 4. Jahrhundert! Sein Name verweist außerdem auf ein kurz zuvor veröffentlichtes Buch mit dem Titel „Athanasius“, das den 1837 verhafteten Erzbischof Droste zu Vischering zum Helden erklärt. Vitrine 17: Gestern pfui – Heute hui! Kaiserpokal für das Kölner Ratssilber von Gabriel Hermeling, Köln, 1890, Kölnisches Stadtmuseum Diesen wertvollen Pokal fertigt der bekannte Kölner Goldschmied Gabriel Hermeling für den preußischen Kaiser Wilhelm II. Gabriel Hermeling ist zu dieser Zeit DER Star unter den Goldschmieden. Als ihn das preußische Herrscherhaus 1871 das erste Mal fragt, ob er Hoflieferant werden möchte, weigert sich Hermeling allerdings strikt. Dass er 1890 dann doch einen Pokal für den Kaiser fertigt, zeigt die allmähliche Aussöhnung zwischen den Kölnern und den Preußen. Vitrine 18: Kaiserin Kopflos Kopf des Kaiserin-Augusta-Denkmals von Franz Dorrenbach und Heinrich Stockmann, Köln, 1903, Kölnisches Stadtmuseum Auch ein Zeichen für die Aussöhnung zwischen den Kölnern und Preußen: Ab den 1870er-Jahren entstehen in Köln zahlreiche Denkmäler für preußische Herrscher und preußische Politiker. Bald gibt es in Köln mehr Preußen-Denkmäler als in fast allen anderen deutschen Städten. Ein Beispiel für diesen „Denkmal- Boom“: die Statue der preußischen Kaiserin Augusta am Kaiser-Wilhelm-Ring, von der heute allerdings nur der hier ausgestellte Kopf übrig ist. Kronprinz Friedrich Wilhelm bei der feierlichen Einweihung des Kaiserin-Augusta-Denkmals am 1. Oktober 1903, Foto: RBA Vitrine 19: „Das Herz ist nicht dabei …“ Der Tafelaufsatz „Die Industrie“ Tafelaufsatz „Die Industrie“ von Joseph Kleefisch, Entwurf Johann B. Schreiner, Köln, 1904, Kölnisches Stadtmuseum Unter den Preußen boomt die Kölner Wirtschaft. Zahlreiche große neue Fabriken entstehen. Dieser wertvolle Tafelaufsatz mit dem Titel „Die Industrie“ zeigt wichtige Kölner Wirtschaftszweige und Bauwerke. Schaut ihn dir einmal genau an: Was kannst du erkennen? Während die Kölner Fabrikbesitzer gut verdienen, ist das Leben vieler Fabrikarbeiter und -arbeiterinnen bitter. Zehn bis dreizehnstündige Arbeitstage, sechs Tage die Woche, lange Fußmärsche von und zur Arbeitsstätte sind die Regel. Es gibt keinen Arbeitsschutz (d.h., man kann von einer Minute auf die andere gekündigt werden!). Der Arbeitslohn reicht kaum zum Überleben. Erst 1853 wird es verboten, dass die Fabrikbesitzer auch Kinder unter zwölf Jahren einstellen können, die dann wie die Erwachsenen stundenlang in den lauten und stickigen Fabriken schuften müssen. Text und Idee: André Grosser, Mieke Jansen, Helen Reuber, Wibke Becker PS: Ein Tafelaufsatz wurde früher bei feierlichen Anlässen als Teil des festlichen Geschirrs auf den Tisch gestellt. Er ist also ein Tischschmuck, trinken und essen kann man aus ihm nicht. Kronprinz Friedrich Wilhelm bei der feierlichen Einweihung des Kaiserin-Augusta-Denkmals am 1. Oktober 1903, Foto: RBA Notizen
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