- domus ag

DOMUS
Journal
1 | 2016
GEWERBE UND WOHNEN
WIE WOHNUNGSGESELLSCHAFTEN FÜR
EIN VITALES STADTLEBEN SORGEN AB SEITE 4
Titelthema
DOMUS informiert
Unterwegs
Stadt- und Quartiersentwicklung
Gewerberaummietverträge
und ihre Tücken
Preußens Liebe
zum Pferd
Titel
Kirchheim unter Teck, ein Mittelzentrum
30 Kilometer südwestlich von Stuttgart gelegen,
hat aufgrund guter Verkehrsverbindungen keine
demografischen Probleme. So stieg die Einwohnerzahl von 1990 bis 2010 um rund 5.000 Einwohner
auf knapp 40.000. Der von der Stadt initiierte
Zukunftsdialog unter dem Motto „Unsere Stadt lebt –
vom Mitmachen“ bezieht Bürger, Unternehmen und
Gewerbetreibende erfolgreich in die Stadtentwicklungsmaßnamen mit ein.
EDITORIAL
Liebe Mandanten, liebe Leser,
sehr geehrte Damen und Herren,
2014 hat mit der Mall of Berlin das 65. Einkaufszentrum in der Hauptstadt eröffnet. Im Verhältnis
zum Wohnungsneubau scheint auch die Anzahl der Ladengeschäfte zu steigen. Doch nicht alle
machen einen guten Schnitt. In der Großstadt ist die Konkurrenz groß. Und auf dem Land fehlen
jene, die bereit sind, die Nachfolge eines Betriebs oder Ladengeschäftes zu übernehmen.
Anbieter und Abnehmer – der eine kann nicht ohne den anderen. Für ein vitales Stadtleben ist
gesorgt, wenn beides im Gleichgewicht ist. Die städtischen Wohnungsgesellschaften haben die
Wechselwirkung erkannt und übernehmen einen aktiven Part bei der Stadt- und Quartiersentwicklung – auch mit Kooperationspartnern vor Ort. Neben Kreativität und Unternehmertum ist Mut
zur Umnutzung gefragt, wenn die Gewerbemieter ausbleiben.
Der Wettbewerb im Bereich der Gewerbeimmobilien ist hart – sowohl für Läden, die Güter des
täglichen Lebens feilbieten, wie auch für Büros. Um die Konsumenten dazu zu bringen, ihre Einkäufe
nicht online zu bestellen und sich vor die Tür tragen zu lassen, sondern sie selbst zu erledigen und
die Stadt mit Leben zu füllen, sind gute Ideen weiterhin sehr gefragt.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lesezeit mit der neuen DOMINO,
Herzliche Grüße
Ihr
Prof. Dr. Klaus-Peter Hillebrand
Impressum:
Redaktionsleitung: Vivian Kreft
Herausgeber: DOMUS AG
Telefon 030 / 897 81 -223
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
E-Mail: [email protected]
Das Mandantenmagazin der DOMUS AG
Steuerberatungsgesellschaft
Grafisches Konzept, Layout und Satz:
Ausgabe 01/2016
Lentzeallee 107 · 14195 Berlin
DreiDreizehn GmbH, Berlin
www.domus-ag.net
www.313.de
Unterwegs
Teil 2 der Serie
„ERP-System erfolgreich wechseln“
Zu Besuch auf dem
Brandenburgischen
Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse)
Seite 21
ab Seite 26
DOMUS Informiert
IN DIESER AUSGABE
Titelthema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Kleinmachnow: Die Genossenschaft Neue Kammerspiele e.G. . . . . . . 5
Wittenberg: Im Land der Frühaufsteher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Wanted: Junge Leute für Calau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Suhl: Inklusion belebt die Stadtmitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Mit ihren Ange­boten
und Ideen hat die WBC
aus Calau zahlreiche
Preise gewonnen.
Im Gespäch mit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16
Interview mit dem Baurechtspezialisten Rainer Pietschmann. . . . . . 16
Neues aus der DOMUS-Gruppe. . . . . . . .
20
Veranstaltungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
DOMUS informiert . . . . . . . . . . . . . . . . . .
21
DOMUS Consult IT – ERP-System erfolgreich wechseln:
als Projekt begreifen, verantwortungsbewusst handeln. . . . . . . . . . . . 21
Was Sie bei individuel-
DOMUS Recht – Gewerberaummietverträge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
wissen müssen.
Unterwegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
len Vertragsgestaltungen
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Die Stiftung Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt Neustadt
(Dosse) – Renaissance eines preußischen Kulturerbes. . . . . . . . . . . . . 26
Tradition und Moderne
auf 420 Hektar Land.
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Titelthema
VORHANG
AUF!
K
leinmachnow ist eine lebenswerte und traditionell kultur­
affine Oase zwischen den beiden Landeshauptstädten Berlin
und Potsdam. Die Kammerspiele Kleinmachnow – ein altes
Lichtspielhaus an der Karl-Marx-Straße – sind seit mehr als
70 Jahren wichtiger Bestandteil der Gemeinde und Dreh- und
Angelpunkt des kulturellen Lebens in der Region. Zahllose Erinnerungen und Anekdoten aus der Kriegs- bzw. Nachkriegszeit,
4
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Titelthema
für die
Genossenschaft
Neue Kammerspiele e.G.
der DDR-Ära und den Jahren nach der Wende bis in die Gegenwart ranken sich um das historische Gebäude. Verständlich, dass
der Verkauf oder die drohende Schließung des Kulturbetriebs
die Menschen in der Umgebung aufhorchen ließ. So wurde die
Suche nach neuen Betreibern der Kammerspiele zur wahren
Herzensangelegenheit der Kleinmachnower. »
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Titelthema
Auch an lauen Sommerabenden ein beliebter Treffpunkt:
die Neuen Kammerspiele in Kleinmachnow.
» Heute schon Kultur genossen?
Im November 2012 wurde die Kulturgenossenschaft Neue
Kammerspiele e. G. von Carolin Huder und Michael Martens
gegründet mit dem Ziel, das Traditionshaus mit einer ansprechenden Mischung ausgewählter Veranstaltungen und
einem bunten Kinoprogramm erneut zum kulturellen Zentrum der Gemeinde zu machen. Die Gemeinde erklärte sich
bereit, eine Anschubfinanzierung für die Genossenschaft in
Höhe von 400.000 Euro zu leisten, wenn in den beiden ersten Jahren nach der Gründung – 2013 und 2014 – jeweils
100 Genossenschaftsanteile gezeichnet würden. Dies gelang.
Somit sind wir die erste Kulturgenossenschaft Brandenburgs
mit mittlerweile 182 Genossinnen und Genossen, 258 Anteile wurden gezeichnet. Damit sind bis heute 64.500 Euro
aus Anteilen der Genossenschaft unserer Kultur- und Kinoarbeit zugeflossen. Seit neuestem unterstützt die DOMUS
die Kammerspiele bei der laufenden Buchhaltung und wird
künftig auch den Jahresabschluss erstellen.
Die Neuen Kammerspiele sollen zum kulturellen Zentrum
der Gemeinde avancieren, ein offenes Haus für den kulturellen Austausch sein und ein Programm bieten, das den Kulturund Kinogängern der Region einen so großen Anreiz bietet,
dass sich eine Fahrt nach Berlin
– zumindest für den Kulturbesuch
– erübrigt. Das jetzige Team, bestehend aus der geschäftsführenden Vorständin Carolin Huder, der
Kinoleiterin und Pressesprecherin
des Hauses Valeska Hanel und der
Grafikerin Verena Eidel, arbeitet
daran, diese Vision von einem beThomas Zimdars
lebten Kulturzentrum tatkräftig
030 / 897 81-228
umzusetzen.
[email protected]
6
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Das alte Kino wurde mit
Unterstützung der Gemeinde
Kleinmachnow, dem Medienboard Berlin-Brandenburg und
der Filmförderanstalt auf moderne Abspieltechnik umgerüstet und feierte Anfang 2014 seine Digitalpremiere. Mittlerweile sind die Zuschauerzahlen alleine des Kinos auf rund
17.000 jährlich angestiegen – 2014 waren es noch 12.000 Cineasten, die den Weg zu uns fanden.
»F
örderer und Freundeskreis
Als Kino stehen den Neuen Kammerspielen Kleinmachnow
vielfältige Möglichkeiten offen, sich um eine Förderung zu
bewerben. Bundesförderer wie die Filmförderanstalt und
regionale Förderinstitutionen wie das Medienboard BerlinBrandenburg bieten Unterstützung für Kinos, um die Kinovielfalt in der Region und bundesweit zu erhalten. Letztes
Jahr war es soweit: Für unser besonders vielseitiges Kinoprogramm erhielten wir einen Kinoprogrammpreis in Höhe von
7.500 Euro.
Um auch die Kultur optimal fördern zu können, wurde 2014
der Freundeskreis Neue Kammerspiele e.V. ins Leben gerufen mit dem Ziel, eigene Produktionen auf die Bretter zu
bringen und so die kulturelle Vielfalt vor Ort zu unterstützen. Bereits 2015 feierten zwei Eigenproduktionen Premiere:
eine Kammeroper-Version der Operette „Die Fledermaus“
und eine moderne Inszenierung der Märchenoper „Hänsel
und Gretel“. Beide Projekte der Kammeroper Kleinmachnow
wurden von der Sopranistin Ilona Nymoen ins Leben gerufen, die seit Beginn der Genossenschaft schon viele erfolgreiche Veranstaltungen hier auf die Bühne gebracht hat.
Titelthema
Das „Schröders“: Die Gewinne aus der Gastronomie
Im Sommer lädt die Terrasse des „Schröders“ zum Verweilen ein.
fließen zu 100 % dem Kulturbetrieb zu.
» Das „Schröders“ – Kult- und Kulturkneipe
Im Mai 2014 feierten die Neuen Kammerspiele nach monatelanger Arbeit einen weiteren Erfolg: die Eröffnung der eigenen Kneipe, die den Veranstaltungsbetrieb auch kulinarisch
begleitet. Das „Schröders“ – zehn Jahre lang eine Institution
im Kleinmachnower Nachtleben mit fester Stammkundschaft – eröffnete erneut in den Neuen Kammerspielen.
Gastrochef Robert Bäuerle ist bei der KulturGenossenschaft
angestellt, somit fließen die Gewinne zu 100 % – anders als
bei der Verpachtung – dem Kulturbetrieb zu.
andererseits die Räumlichkeiten mit Kulturprogramm bespielen. Auch dies generiert Umsätze, die der KulturGenossenschaft zufließen.
Für große und sehr renommierte Veranstaltungen wie die
Internationalen Filmfestspiele Berlin, die im Februar mit
zwei Filmen aus dem Internationalen Wettbewerb zu Gast
waren, sind die Gastronomiegewinne durch 700 Besucher
nicht hoch genug für den Erhalt und die Förderung der Neuen Kammerspiele Kleinmachnow einzuschätzen.
»K
ino, Kultur und Kneipe –
das Kammerspiel-Konzept
Der Kulturbetrieb und die Kneipe stärken sich gegenseitig.
Durch die Umsätze in der Gastronomie wird der Kulturbetrieb finanziell unterstützt, und durch die Besucher der
Veranstaltungen und des Kinos wächst auch die Gästeschar
im „Schröders“. Bei großen Veranstaltungen steigt der Gastronomieumsatz deutlich, und Getränke werden auch an einem zweiten Tresen im Foyer mit ausgeschenkt. Besonders
in den Sommermonaten, wenn die Kinozahlen aufgrund des
Wetters stagnieren, fängt die Gastronomie durch die guten
Umsätze auf der Außenterrasse die Verluste für die KulturGenossenschaft auf.
Darüber hinaus haben die Neuen Kammerspiele auch Veranstaltungsformate ins Leben gerufen, die die Gastronomie
direkt einbinden. Dazu gehören beispielsweise die KulinArien, ein erlesener Abend, bei dem während eines Vier-GängeMenüs Opernarien direkt an den Tischen gesungen werden.
Auch der einmal monatlich stattfindende „Lieblingsfilm mit
Schwipps“ zählt zu diesen Formaten. Hier wird zu einem
Kultfilm das passende Getränk gereicht. Zusätzlich können
im Hause eingemietete Veranstaltungen stattfinden, die den
hauseigenen Gastronomiebetrieb einerseits mitnutzen und
Text: Valeska Hanel, Kino­
leiterin und Pressesprecherin
der Neuen Kammerspiele.
» VERANSTALTUNGEN 2016:
30. April:
1. Juni:
Tanz in den Mai mit Gauner­
Lange Nacht der Kultur in
liebchen und Komplizen
Kleinmachnow
29. Mai:
ab 12. Juni:
The B-Side: A-Capella-
Public Viewing der EM
Quartett
Von Mittwoch bis Sonntag findet immer ein aktuelles und
vielseitiges Kinoprogramm statt.
Neue Kammerspiele: Karl-Marx-Straße 18, 14532 Kleinmachnow
www.neuekammerspiele.de
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Titelthema
WIGEWE SETZT MASSSTÄBE IN DER QUARTIERSENTWICKLUNG
IM LAND DER
FRÜHAUFSTEHER
Alfons Feld
030 / 897 81-232
Wittenberg ist den meisten als historischer Ort bekannt, in dem Martin Luther seine 95 Thesen mit
lauten Hammerschlägen an die Kirchentür nagelte.
Dass die Stadt auch in der Neuzeit die Nase weit
vorn hat, beweist ein Ärztehaus – das erste seiner
Art in Ostdeutschland, das von einer Wohnungs­
gesellschaft gebaut und betrieben wird.
[email protected]
F
ür die Gesellschaft für Wohneigentum
mbH Wittenberg (WIGEWE) war es der
erste Neubau überhaupt seit ihrer Gründung
1993. Die WIGEWE ist eine 100 %ige Tochter
der Stadt Wittenberg – Lutherstadt Wittenberg.
Ein Stadtname, den ein Marketingfachmann
sich nicht besser hätte denken können. Doch
leidet die Stadt unter einer gewissen Fluktuation ihrer Bürger – rund 46.000 Einwohner hat
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die Kreisstadt heute. 1992 waren es noch 55.000
Einwohner. Eingemeindungen in den vergangenen 20 Jahren sind hierbei berücksichtigt.
Eine Stadt mit einem reichen Erbe – und Menschen, die die Zukunft von Wittenberg sorgfältig planen. Denn nicht umsonst hat SachsenAnhalt mit dem Slogan „Willkommen im Land
der Frühaufsteher“ jahrelang für sich geworben.
Titelthema
Der Geschäftsführer der WIGEWE, Rando Gießmann, ist so ein Mann, der für die Zukunft und
die Stadt arbeitet. Die Gesellschaft für Wohneigentum mbH Wittenberg ist zwar eine städtische Tochter, so dass damit schon eine gewisse
Verpflichtung Wittenberg gegenüber naheliegt,
doch dass eine Gesellschaft für Wohneigentum
ein Ärztehaus betreibt, das sie auch gebaut hat,
ist ein Novum in der Branche. Rando Gießmann
sieht das Engagement als einen „wichtigen Baustein für die Quartiersentwicklung“ in der Stadt.
„Wir bauen dort, wo unsere Mieter wohnen,
dort wo der Bedarf ist, und sind aufgrund unserer Fachkompetenz in der Lage, den Betrieb
in eigener Hand zu belassen“, so Gießmann. Firmen aus der Region haben das Gebäude in einer
Bauzeit von nur 14 Monaten im Zeit- und Kostenrahmen errichtet. 2,8 Millionen Euro hat das
medizinische Dienstleistungszentrum gekostet.
Am 1. Juli 2014 hat das neue Ärztehaus seinen Betrieb aufgenommen. Auf vier
Etagen und einer Mietfläche von 1.400 m² finden die Bewohner von Wittenberg
Das unternehmerische Denken und Handeln
von Rando Gießmann bezieht sich nicht allein
auf die Rendite des Gebäudes, er hat die Stadtentwicklung und die nachhaltige Aufwertung
ebenfalls im Blick. So gibt es einen Nachbarschaftstreff in der Nähe, gute Einkaufsmöglichkeiten und einen Kindergarten. Das gesamte
Wohngebiet hat nach der dramatischen Zerstörung durch den Orkan „Kyrill“ im Jahr 2007 eine
fortlaufende Aufwertung erfahren, so dass es
heute wieder zu einem der beliebtesten Gegenden Wittenbergs zählt. Erst kürzlich, im Oktober 2015, wurde mit Eröffnung des Wohnparks
West durch dessen Bauherrn, die Wittenberger
Wohnungsbaugesellschaft mbH (Geschäftsführer auch hier Rando Gießmann), ein weiterer
Beitrag zur Quartiersentwicklung in Wittenberg West geleistet. Realisiert wurde der Siegerentwurf des Landeswettbewerbs „Mut zur
Lücke 2013“, der aus dem Hamburger Architektenbüro Leuschner Gänsicke Beinhoff stammt.
Im Zuge der Umsetzung des Projektes ist es der
WIWOG nicht nur gelungen, die eigenen Mieter
mit modernem und barrierearmen Wohnraum
zu versorgen, es konnten sogar neue Mieter aus
dem Umland und aus benachbarten Bundesländern gewonnen werden.
Auch im Jahr 2016 wird die WIGEWE nicht
müde, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Aktuell wird mit Blick auf das Jahr 2017
(500 Jahre Reformation) der Rohbau des neuen
Asis Panoramas „Luther 1517“ erstellt. Auch
hier fungiert die WIGEWE mbH als Bauherr des
außergewöhnlichen Projektes. Die Eröffnung
dieses temporären Bauobjektes ist bereits für
Oktober 2016 geplant.
Text: WIGEWE & DOMINO
West und Piesteritz eine gesundheitliche Vollversorgung mit zehn Praxen für
Allgemeinmediziner, Fachärzte, Physiotherapeuten, Krankenpfleger sowie eine
Apotheke. Der Neubau ersetzt ein älteres Ärztehaus in Piesteritz und verfügt
über viele Vorteile, wie große Aufzüge, die auch einen Liegendtransport zulassen, oder Barrierefreiheit.
„Wir bauen dort, wo unsere Mieter
wohnen, dort wo der Bedarf ist,
und sind aufgrund unserer Fach­
kompetenz in der Lage, den Betrieb
in eigener Hand zu belassen.“
Mut zur Lücke: Der realisierte Siegerentwurf des Wohnpark West in Wittenberg.
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Titelthema
WANTED:
JUNGE
LEUTE
FÜR »
CALAU
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Titelthema
Der Mädchenbrunnen des Bildhauers Ernst Sauer in Calau.
Mit großem Einfallsreichtum und Geschick wird in Calau Existenzgründern und Jungunternehmern der Start leicht gemacht.
Die Kleinstadt in Südbrandenburg macht sich nicht nur als
Heimat des Kalauers einen Namen, sondern wirbt aktiv um
Zuzug. Mieter und Gewerbe stehen für eine lebendige Stadt.
J
unge Menschen sollen die Lausitz gestalten, sie schöner
und interessanter machen und dafür sorgen, dass viele
andere junge Lausitzer ihre Region als lebens- und zukunftswert erkennen“, so Projektleiter Marcel Linge von der Gründerwerkstatt Zukunft Lausitz. Seit 2006 hat das Projekt
bereits mehr als 300 Gründer erfolgreich bis zur Gründung
ihres eigenen Unternehmens begleitet und mehr als doppelt
so viele Interessenten beraten. Der Verein wird von der öffentlichen Hand getragen.
Jeder Anfang ist schwer. Selbst wenn man ein bestehendes
Geschäft übernimmt. Viele Gewerbetreibende werden in
den nächsten Jahren in die Altersrente wechseln. Die WBC
will frühzeitig Möglichkeiten aufzeigen und unterstützen.
Die Vielfalt der Angebote in der Stadt ist für die Wohnungsbaugesellschaft wichtig.
Doch auch Wirtschaftsunternehmen begleiten den bevorstehenden Strukturwandel offensiv. Die Kooperation von
IHK und Wohn- und Baugesellschaft Calau mbH (WBC)
ist hierfür ein gutes Beispiel. Gemeinsam unterstützen sie
Gründungen und Altersübergänge und nutzen das Wissen
der Gemeinschaft. Die Älteren geben die Erfahrung an die
Jüngeren weiter, die die wirtschaftliche Prosperität nun in
ihre Hände nehmen.
Calau hat 8.000 Einwohner und lockt mit touristischen Highlights, wie z. B. der Ausstellung „Mobile Welt des Ostens“ mit
über 200 Oldtimern, Sagentouren sowie dem Witzerundweg.
Die Stadt ist nur eine halbe Stunde mit dem Auto von Cottbus entfernt. Um die Bürger im Ort zu halten und für den
Zuzug zu werben, muss man sich etwas einfallen lassen. Das
heißt u.a. mit Partnern zusammenzuarbeiten, den künftigen
Mietern Anreize zu bieten, sich als Ansprechpartner vor Ort
regelmäßig zu zeigen und sich als Dienstleister zu verstehen,
nicht nur als Vertreter des eigenen Unternehmens, sondern
im Sinne des Gemeinwohls.
Die IHK und die WBC haben ein umfassendes Leistungspaket geschnürt und fördern gemeinsam Existenzgründer und
den Generationenwechsel bei Calauer Händlern und Dienstleistern, die Mieter der WBC sind.
Die Wohn- und Baugesellschaft Calau mbH ist der größte
Wohnungsanbieter in der Stadt. Alleiniger Gesellschafter
der WBC ist die Stadt Calau. Stadt und Gesellschaft haben
daher ein besonderes Interesse daran, den Ort für Leben
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Titelthema
Mit ihren umfangreichen und
auch immer wieder überra­
schend erfrischenden Ange­
boten und Ideen hat die
WBC schon zahlreiche Preise
gewonnen und viel
Anerkennung erhalten.
Jeden Dienstag und
Donnertag füllt sich
der Calauer Marktplatz
mit Händlern und Kun-
und Arbeiten attraktiv zu erhalten. Das Unternehmen ist Pressesprecherin der IG „In Calau
clever kaufen“ (IG), Mitglied der AG Tourismus
und Vertreter des IHK Handelsausschusses.
den. Einmal im Monat
ist Großmarkt.
Thomas Winkler
030 / 885 964-14
[email protected]
Eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge dauert ein bis zwei Jahre. Die IHK ist bei der Planung und Überführung des Unternehmens ein
wichtiger Partner und unterstützt den Prozess
mit vielfältigen Informationen und ihren Beratungsangeboten.
Einmal im Monat ist Dan Hoffmann von der
IHK vor Ort, um in individuellen Gesprächen
Unternehmer und Nachfolger mit seinem
Know-how zu unterstützen. Hierzu stellt die
WBC ihren Gewerbemietern kostenfrei einen
Beratungsraum im Info-Punkt zur Verfügung.
Daneben unterstützt die WBC die Gründer mit
einem umfassenden „Starterpaket“: Sie gewährt
ein Jahr lang 50 % Rabatt auf die Kaltmiete, gibt
Hilfestellung beim Erstellen der eigenen Website und wirbt für den neuen Mieter und sein Angebot im Journal „Der Calauer“ sowie auf ihrer
Facebookseite. In den letzten drei Jahren wurde
das Starterpaket bereits viermal in Anspruch
genommen, vom Atelier über eine Versicherung
bis hin zum Zoofachgeschäft.
Ohne Kunden kein florierendes Gewerbe. Und
so gibt es zusätzliche Bausteine, die den guten
Branchenmix in der Innenstadt erhalten, den
Tourismus fördern und um den Zuzug von Familien und jungen Menschen werben. Jährlich
konzipiert die WBC einen Masterplan für die
IG „In Calau clever kaufen“, dieser wird diskutiert und gemeinsam umgesetzt. Dazu zählten
beispielsweise das halbjährliche Baustellenshopping oder die monatliche Aktivierung des
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Großmarktes im Jahr 2015. Dabei wurden gemeinsame Aktionen der IG zu bestimmten Themen an den Großmarkttagen geplant und gemeinsam vermarktet. 2016 wurde das Konzept
angepasst, es werden Wochenaktionen verteilt
über das Jahr durchgeführt, wie die „Calauer
Osterwochen“, die „Calauer Festivalwochen“
oder die „Woche des Kalauers“.
Neben den vielen Händleraktionen möchte sich
die IG mit kreativen Ideen von anderen Innenstädten positiv abheben und damit neue Kunden anziehen. Zu den Osterwochen war der IG
Osterhase sehr aktiv und versteckte in der Innenstadt von Calau nicht nur 1.000 bunte Eier,
sondern auch 50 Gewinner-Eier, darunter ein
echtes Gold- und ein Silber-Ei. Im Info-Punkt
wurde die Ausstellung „Japanische Poesie trifft
auf Calauer“ eröffnet und eine sorbische Ostereierwerkstatt eingerichtet. Zusätzlich zog die
beliebte Aktion der Stadt „Kalauer statt Knöllchen“ viele Besucher in die Innenstadt und
sorgte für gute Osterumsätze bei den Händlern.
Gleichzeitig gibt der Info-Punkt von April bis
Oktober wöchentlich einen Calauer Newsletter mit Freizeitangeboten und einem echten
„Kalauer“ an alle Pensionen und Hotels in und
um Calau und den Nachbarstädten heraus. Der
Info-Punkt ist Kundencenter der WBC und
Touristeninformation der Stadt Calau. Das hat
den Vorteil, dass an einer Geschäftsstelle alle
Informationen liegen, so dass der Bürger wie
auch der Tourist gleichermaßen über alle Angebote des Ortes informiert ist. Für die AG Tourismus hat das Unternehmen die Konzepte für die
Calauer Motorentage erarbeitet, mit dem es die
einzigartigen Kulturangebote und die Innenstadt positiv vermarktet.
Titelthema
Geschäfte in
der Cottbuser
Straße laden
zum Verweilen
ein.
Die AG Kunst
unter Anleitung
des Kunstmalers
Henry Krzysch
wird durch die
Stadt und die
WBC gefördert.
Erfolgreich führt das Wohnungsunternehmen die Aktion „Willkommen Familie“ durch, mit der Neumieter das
1. Kinderzimmer fünf Jahre mietfrei erhalten. Über 71 Familien haben sich für dieses Angebot und für Calau bereits
entschieden. Die Aktion „Azubiwohnungen“ wird nicht nur
von Auszubildenden aus Calau genutzt. Auch die Firma
Vetschauer Wurstwaren GmbH nutzt die Aktion, um neue
Azubis zu gewinnen. 2015 konnten 16 Auszubildende so ihre
erste eigene Wohnung mit einem gestaffelten WBC Azubirabatt in Calau beziehen.
Und auch für 2016 werden viele neue und kreative Ideen
umgesetzt. So plant das Unternehmen zum 25. Firmenjubiläum das 1. Calauer Festival mit einer Vereinsmeile und
der Eröffnung einer „Loftwohnung“ im Schusterjungenviertel. Somit erobert Großstadt-Design auch eine gewöhnliche Calauer Plattenbauwohnung aus den 1986-iger Jahren.
Nackte Betonwände und alte Bauelemente wirken mit ihrem ursprünglichen Charakter und werden mit Glas- und
Edelstahl­elementen und viel Phantasie ergänzt. Zusätzlich
entsteht eine „Light-Wohnung“ im Wohnungsbautyp „Blockbau“, einzugsbereit mit erweiterbarer Küche. Der Grundriss
wurde durch die Entfernung der Küchenwand optisch vergrößert und lichtdurchflutet, eben „light“. Dabei sollen Neukunden angesprochen werden, die sich für den Wohnstandort Calau entschieden, aber zunächst nur einen befristeten
Arbeitsvertrag in der Tasche haben. Diese junge Zielgruppe
weiß es zu schätzen, wenn nicht zu viel in die Erstausstattung investiert werden muss. Liegt dann die Verlängerung
des Arbeitsvertrages vor, kann auf Wunsch die Küche auch
erweitert werden. Dabei werden neue Gestaltungselemente
aufgezeigt.
Im Geschäftshaus der WBC können die Varianten und drei
individuelle Musterbäder besichtigt werden. Dabei legt die
WBC bewusst Wert auf Dekorationsideen, die auch mit einem kleinen Geldbeutel schnell umsetzbar sind. Damit
kommt sie ihrer Zielgruppe für Neukunden entgegen. In den
letzten Jahren zogen im Durchschnitt davon 74 Prozent als
Single mit einem Durchschnittsalter von 31–35 Jahre ein, dabei suchen immer mehr Firmen in der Region Nachwuchskräfte.
Langfristig plant das Unternehmen mit der AWO Regionalverband Brandenburg Süd e. V. das Schusterjungenviertel
im Herzen von Calau noch stärker als „Gemeinschaftliches
Wohnen“ zu vermarkten, wo sich Kinderwagen und Rollatoren auf Augenhöhe begegnen. Mit einer neuen Wohnhofgestaltung sollen barrierefreie Wohnungen durch eine Geländemodellierung und Grundrissveränderung im Erdgeschoss
entstehen. Gleichzeitig soll der einzigartige Witzerundweg
auch für Familien stärker gestaltet werden; die AG Kunst
unter Anleitung des Kunstmalers Henry Krzysch wird hierbei einbezogen. Die AG Kunst wird gefördert durch die Stadt
Calau und die WBC. Mit gemeinsamen Marketingaktionen
werden somit nicht nur die Wohnungen vermarktet, sondern auch die Dienstleistungsangebote der AWO.
Mit der Darstellung dieser ineinandergreifenden Konzepte
wird deutlich, dass Mieter- und Gewerbeinteressen kontinuierlich mit zielgruppenspezifischen Angeboten unterstützt
werden müssen, um eine Stadt lebendig zu erhalten.
Im letzten Jahrzehnt hat die WBC klare Signale und den
Kunden in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gesetzt. Mit ihren
umfangreichen und auch immer wieder überraschend erfrischenden Angeboten und Ideen hat die Gesellschaft schon
zahlreiche Preise gewonnen und viel Anerkennung erhalten.
Der Generationswechsel fand hier schon statt.
Text: Marion Goyn,
Geschäftsführerin der
Wohn- und Baugesellschaft
Calau mbH
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Titelthema
STÄDTISCHE WOHNUNGSGESELLSCHAFT SUHL FÖRDERT DAS MITEINANDER:
INKLUSION BELEBT DIE STADTMITTE
Eine mutige Idee, zähe Verhandlungen rund um die Finanzierung
und am Ende sind sich alle einig: Für diesen Erfolg wäre man
auch noch weiter gegangen.
A
m Südhang des Thüringer Waldes liegt Suhl. Die Stadt
war im 20. Jahrhundert ein attraktiver Industriestandort, so dass die Bevölkerung rasant wuchs. So stieg die
Bevölkerungsanzahl seit Mitte der siebziger Jahre bis zum
Zeitpunkt der deutschen Einheit von ca. 37.000 auf fast
57.000 Menschen. Mit der politischen Wende setzte ein
ebenso rasanter Bevölkerungsschwund ein, der zu teilweise
verheerenden Zukunftsprognosen geführt hat.
Zwischenzeitlich ist die Bevölkerungszahl wieder auf ca.
37.000 Einwohner geschrumpft. Entgegen einiger Prognosen
gibt es seit zwei Jahren wieder einen positiven Einwanderungssaldo und die Anzahl der Geburten steigt . Dieser Prozess fordert neue Strategien und eine gesamtheitliche Stadtentwicklung. Dabei wurden und werden Projekte realisiert,
die beispielgebend sein können für Wohnungsunternehmen
an anderen Standorten, die mit ähnlichen Rahmenbedingungen konfrontiert sind wie Suhl.
» Aus der Not eine Tugend machen
„Alle Beteiligten können stolz auf das Erreichte sein“ sagt
Ralf Heymel, Geschäftsführer der GeWo Städtische Wohnungsgesellschaft mbH Suhl anlässlich des Mieterfestes zur
offiziellen Einweihung. Zusammen mit den Suhler Werkstätten gGmbH als neuem Mieter und der Projektscheune
Planungsgesellschaft mbh aus St. Kilian wurden lang leer
stehende Gewerbeflächen einer neuen Nutzung zugeführt.
Für diese Räume fand sich kein langfristiger Mieter – trotz
guter Innenstadtlage. Es fehlten Parkplätze, die Grundrisse
waren ungünstig geschnitten und die Nachfrage blieb aus.
Aufgrund der Lage im Erdgeschoss waren jedoch sehr gute
technische Voraussetzungen für den barrierearmen bzw.
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| D0MINO 01 2016
barrierefreien Umbau gegeben. Im Randbereich zur Altstadtbebauung entstand für zehn behinderte Menschen ein neues Zuhause mit ambulanter Betreuung. Damit haben zwei
Wohngruppen im Erdgeschoss des Gebäudes ihren dringend
benötigten Platz gefunden – mit Gemeinschaftsräumen und
schicken Appartements von 17 Quadratmetern Größe. Die
GeWo trieb mit diesem Projekt nicht nur die Sanierung der
eigenen Bestände voran, sondern folgte auch dem Stadtentwicklungskonzept, das auf die Stärkung der Innenstadt setzt.
» Neue Wege der Finanzierung
Auf dem Weg der Umsetzung galt es, einige Probleme aus
dem Weg zu räumen. Insbesondere die Vorbereitung der Finanzierung war eine große Herausforderung. Der Zugang zu
Fördermitteln blieb dem Eigentümer verwehrt, da wegen der
laufenden unternehmerischen Sanierungsvereinbarung der
GeWo mit Gläubigerbanken und Gesellschafter eine weitere
Kreditaufnahme nicht möglich war. Nach intensiven Verhandlungen mit dem Mieter gelang es, diesen an der Finanzierung des Bauvorhabens zu beteiligen. Dies beinhaltet eine
Mietvorauszahlung für den Vertragslaufzeitraum von zehn
Jahren mit einer moderaten Abzinsung. Mit dieser Vereinbarung stand ein wesentlicher Teil der Finanzierung. Den Rest
brachte die GeWo aus Eigenmitteln auf.
Mitten in der Innenstadt ist es gelungen, durch kluge Ideen
und geschickte Verhandlungen leer stehende Gewerbeflächen neu zu beleben und sich gleichzeitig auf den demografischen Wandel sowie individuelle Wohnformen einzustellen. Mit dem maßgeschneiderten Umbau ganz nach den
Bedürfnissen des Mieters hat die GeWo in ihrem Bestand die
Voraussetzungen für eine neue Wohnform geschaffen.
2.58
2.70
A
A1
3.00
WG1-02.3
ankleide
3.79 m²
11.34
B
8.76
3.00
WG1-02.1
wohnen
15.77 m²
WG1-11
flur 2
3.59 m²
WG1-01.3
ankleide
3.79 m²
WE-01-04
kochen
3.23 m²
OKFF ±0.00 m
WG1-05
gemeinschaftsraum
34.55 m²
OKFF ±0.00 m
nd
a
st
WE-01-03
schlafen
4.84 m²
2.70
Be
BRH 0.0
WG1-01.2
bad
4.54 m²
WE-01-05
bad
3.82 m²
B1
WG1-01.1
wohnen
19.63 m²
WE-01-02
wohnen
16.03 m²
WG1-12
garderobe
4.64 m²
BRH 0.00
WG 1
1.50
2.66
2.505
188.08 m²
6 Stg. 14/30 cm
WG
5
-0.01 m
WE-01
32.62 m²
2.40
1.50
G1
5
2.1
WG 2
192.12 m²
BRH 0.00
WG2-04
wohnen 5
17.22 m²
W
woh
15.
00
5
WG
vor
6.6
0.
Im Kleiderlädchen kann man verschiedene gespendete Textilien günstig erwerben. Zum Angebot gehört auch eine Änderungs- und Reparaturschneiderei. Im
Computer-, Internet- und Lesebereich
haben Besucher und Kunden die Gelegenheit, Dokumente zu erstellen und
im Internet zu surfen. Druck-, Scan- und
Kopiertechnik stehen zur Verfügung. In
Verbindung mit6.00der Café-Ecke kann man
hier
außerdem bei einer Tasse Kaffee und
13
3.60
2.40
2.40
mit einem Buch entspannen und verweilen. So hat sich aus der Werkstatt und
1.1
1
2
ihrem Angebot ein lebendiger Treffpunkt
für die Suhler selbst entwickelt.
WG2-05
wohnen 6
17.18 m²
H
BR
2.00
G2
2.10
Die Erfolgsgeschichte geht noch weiter. Für die
letzte leer stehende Gewerbefläche am Lilliplatz – den einstigen Bäckerladen – gibt es seit
März 2014 eine neue Nutzung. Auch hier hatte
die GeWo mit der Renovierung der Räume den
Boden für ein besonderes und wertvolles Projekt bereitet. „Das Projekt des Werkstatt-Ladens
bietet Arbeits- und Praktikumsplätze für Menschen mit Behinderung sowie für ältere, vorwiegend langzeitarbeitslose Bürgerinnen und Bürger der Stadt Suhl und der Umgebung“, erklärt
Thomas Loos, der Geschäftsführer der Suhler
Werkstätten gGmbH. Und er ergänzt: „Mit der
Umsetzung der Initiative Inklusion wird hier
den Bedürfnissen der uneingeschränkten Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit und ohne
Handicap Rechnung
getragen.“ Zum Mitarbeiterteam
des
Werk­s tatt-L adens
3
6.00
6.36
„Treffpunkt“ gehören
20.98
Ute Farnsteiner
ein
Gruppenleiter,
3.70
2.40
3.60
0361 / 347 80-20 35.92
eine Aushilfskraft in
farnsteiner@
Teilzeit, sechs Mitar3.1
3
4
domusconsult.de
beiter mit Behinderung sowie zwei Näherinnen.
BRH 0.00
Im Werkstatt-Laden besteht die Möglichkeit, Eigenprodukte der Suhler Werkstätten sowie Waren aus anderen Werkstätten zu erwerben. Dazu gehören u.a.
Keramik- und Töpferwaren, Holzspielzeug, Kerzen sowie Holz- und Metallkreationen.
G
205
„Treffpunkt“ WerkstattLaden in Suhl-Mitte ist ein
Geschäft der besonderen Art
» Zwei Erfolgsgeschichten
Lilliplatz
3.60
F
16.37
20.895
2.40
E
OKFF -0.735 m
5
d
5
Außenwohngruppen eingezogen sind, wohnen
noch immer dort. Die Bewohner arbeiten tags15
15
1.50
über,
nach1.50 Feierabend und am Wochenende
8.61
werden sie vor Ort betreut. Hier fühlen sie sich
wohl und führen ein selbstbestimmtes Leben.
an
15
6.00
„Alles hier hat unsere Erwartungen übertroffen“
schwärmt Corinna Klein, Leiterin Wohnstät15
6.00
ten anlässlich 1.50
der Eröffnung. „Die
Bewohner
10.95
96
45
sind glücklich und zufrieden.“ Da verwundert
es nicht, dass sich die Belegung sich bis heute
nicht geändert hat. Alle Mieter, die 2013 in die
WG2-12
hauswirtschaftsraum
15.59 m²
-0.85 m
st
6% gefälle
BRH 0.00
6 Stg. 14/30 cm
6% gefälle
-0.43 m
Be
1.50
32.235
3.45
15
1.50
15
2
D
-0.01 m
BRH 0.00
1.20
BRH 0.00
-0.85 m
WG1-03.1
wohnen
17.26 m²
OKFF ±0.00 m
WE-01-01
diele
4.70 m²
C
H
WG1-06
terrasse 1/2
8.47 m²
WG1-01.2
bad
4.71 m²
2.00
2.585
2.10
2.95
5
D0MINO 01 2016 |
1.50
5.1
15
6
WER KLAR
VERHANDELT,
STREITET NICHT
Interview mit dem
Baurechtspezialisten
Rainer Pietschmann
16
| D0MINO 01 2016
Im Gespäch mit …
V
or den Bürofenstern von Rainer Pietschmann wächst das neue West-Berlin empor.
Vom 12. Stock im Kranzler-Eck hat man einen
guten Ausblick auf die Runderneuerung der
prosperierenden Weltstadt.
Wo viel gebaut wird, wird auch mal gestritten.
In solchen Fällen kommt das Baurecht zur
Anwendung – eine Disziplin, die sich im Hintergrund hält und ohne die doch kein Stein auf
den anderen gesetzt werden kann. Die Pietschmann Legal Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
hat sich als Wirtschaftskanzlei in Berlin im
Bau- und Immobilienrecht auf nationaler und
internationaler Ebene spezialisiert. Und da die
Kanzlei die einzige in Deutschland ist, die ein
eigenes Ingenieurbüro unterhält, wird sie auch
gerne als Schiedsrichter in umfangreichen Bauprozessen bestellt.
Haben in Anbetracht der steigenden Bautätig­­keit die Rechtsstreitigkeiten aus Ihrer Sicht
zugenommen? Sehen Sie Schwerpunkte in der
Auseinandersetzung?
Strukturell sind es eher weniger Streitigkeiten
geworden, weil weniger spekulativ gebaut wird.
Bei spekulativen Bauten weist der Investor, solange die Vermietung und die Endvermarktung
noch nicht sicher gestellt sind, eher eine Streitneigung auf. Hauptstreitpunkte sind derzeit die
Sonderwünsche der Erwerber. Im Zuge der Individualisierung nimmt dieser Einfluss auf Fliesen, Bodenbeläge, Holz, Armaturen, Veränderungen mancher Standorte. Dadurch entstehen
erhebliche Probleme in der Bauabwicklung und
folglich in der rechtzeitigen Bezugsfertigkeit.
Solche Streitigkeiten sollten erst gar nicht
entstehen.
Die größeren und gut organisierten Bauträger
gehen stark dazu über, den Individualisierungsgrad einzuschränken. Es gibt Baukastensysteme,
wie das Modell Future, das Modell Traditionell
und das Modell Klassik. Und in diesen Linien
besteht dann Auswahlmöglichkeit, also ein besseres Sonderwunsch-Management.
Wie präzise müssen Aufträge formuliert werden,
um den Umfang an Arbeiten klar zu umreißen?
Eine klare und umsetzbare Planung, die Grundlage der Leistungsbeschreibung und Ausschreibung wird, ist das wichtigste Mittel, um
Streitigkeiten zu vermeiden. Die überwiegende
Anzahl von Auseinandersetzungen resultiert
aus unklaren Leistungsbeschreibungen und
daraus resultierenden Vergütungsfragen. Der
zweitwichtigste Punkt ist die Änderung von
Leistungen während der Ausführung. Diese Änderungsleistungen führen zu Nachträgen, über
deren Höhe sowie die zeitlichen Auswirkungen
regelmäßig Streit zwischen Auftraggeber und
Auftragnehmer entbrennt. Im Wohnungsbau,
Schwerpunkte Eigentumswohnungsbau, sind
es insbesondere Mängelstreitigkeiten, welche
Sachverständige und Gerichte beschäftigen.
Wie kann man diesen Streitigkeiten vorbeugen?
Es existiert eine Vielzahl von Streitschlichtungsmodellen. An vorderster Stelle steht die
Sachverständigenbegleitung für beide Seiten,
also die verbindliche Klärung durch einen anerkannten Sachverständigen, ob der Rohbau
im Wesentlichen fertiggestellt ist oder sonstige
Leistungen den Anforderungen entsprechen.
Dies hilft, Abrechnungsstreitigkeiten, aber auch
Streitigkeiten über die geschuldete Qualität zu
vermeiden.
Eine klare und umsetzbare Planung,
die Grundlage der Leistungsbe­
schreibung und Ausschreibung
wird, ist das wichtigste Mittel,
um Streitigkeiten zu vermeiden.
Solvente oder auch vertrauenswürdige Bauträger
– gab es hier in den letzten Jahren aufgrund des
Baubooms Verschiebungen?
Bei den großen Berliner Projektträgern wie Bauwert, Grothe kann man davon ausgehen, dass
eine Insolvenz, jedenfalls, wenn die Konjunktur
ungefähr so bleibt wie sie ist, ausgeschlossen
erscheint. Dann gibt es die Gruppe von Projektentwicklern und Bauträgern, die in Partnerschaften mit Kreditinstituten arbeiten. Deren
Insolvenzgefahr ist auch relativ niedrig, weil die
Bank für die notwendige Solvenz sorgt. Dann
bleiben die sogenannten rein freien Bauträger,
da ist die Gefahr einer Insolvenz erheblich grösser. Hier soll eigentlich aus dem Bankensystem
heraus ein Controlling der Banken verhindern,
dass nicht mehr Geld an den Bauträger ausgeschüttet wird als tatsächlich verbaut wird. Unsere Praxis zeigt allerdings, dass bei Insolvenzen oder bei notwendigen Neustrukturierungen
erheblich mehr Geld geflossen ist als sich tatsächlich in der Bauleistung widerspiegelt. »
D0MINO 01 2016 |
17
Im Gespäch mit …
Rainer Pietschmann ist seit 2001 Geschäftsführer der nach ihm benannten Kanzlei. Nach dem Studium der
Rechtswissenschaften an den Universitäten Bochum und Bonn sowie
an der University of Washington hat
er sein Referendariat am Kammergericht Berlin absolviert. Seit 1995 arbeitet er als Rechtsanwalt. Seine Spezialisierung im Baurecht zeigt sich
auch bei seinen Engagements. So ist
Rainer Pietschmann Mitglied in der
Deutschen Gesellschaft für Baurecht
e. V. und im Deutschen Verband der
Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft e. V. (DVP) sowie
Vorsitzender im Budapester-Berliner
Bauforum e. V. Sein Expertenwissen
bringt er nicht nur als Aufsichtsratsvorsitzender der Schrobsdorff Bau
AG ein, sondern unterstützt ebenso
die Association Internationale des
Jeunes Avocats.
Die Unabhängigkeit und die
Fachkunde und auch die struk­
turelle Unabhängigkeit würden am
ehesten sicherstellen, dass
tatsächlich ausgereichtes Geld
verbaut und verplant wird.
Wie könnte das vermieden werden?
Was hier effektiv in meinen Augen erscheint, ist,
dass das Controlling von einer besonderen unabhängigen Berufsgruppe ausgeübt wird, ähnlich wie unser Wirtschaftsprüfungswesen, wie
es z. B. von DOMUS ausgeübt wird. Unabhängige Wirtschaftsprüfer mit einem IngenieurKnow-how testieren, dass ein ungefährer Leistungsstand verbaut ist. Und nicht, wie es häufig
vorkommt, der mit der einen oder anderen Partei verbundene Controller die Leistung überprüft. Die Unabhängigkeit und die Fachkunde
und auch die strukturelle Unabhängigkeit würden am ehesten sicherstellen, dass tatsächlich
ausgereichtes Geld verbaut und verplant wird.
18
| D0MINO 01 2016
Der eine oder andere Auftragnehmer bricht sich
das Genick aufgrund der Gewährleistungsmängel. Wird unsorgfältig gearbeitet oder sind die
Auftraggeber spitzfindiger geworden? Und wie
kann solchen Beanstandungen im Vorfeld schon
entgegengetreten werden?
Erstmal führt die extreme Kleinteiligkeit von
der Herstellung komplizierter Produkte in der
Regel dazu, dass die besonders problemanfällig sind. Eine Baustelle, die von einer Firma
mit Eigenpersonal geführt wird und das als ihr
Bauwerk betrachten, wird natürlich strukturell
ein besseres Produkt abliefern als eine Baustelle
mit einer Vielzahl verschiedener Unternehmen,
wo jeder nur ein bestimmtes Teilprodukt liefert.
Jedes Mal habe ich eine Schnittstelle.
Ganz klassisches Beispiel: Estrich. Wenn ich ein
einziges Produkt liefere, nämlich Estrich und
Oberbelag, habe ich das Ganze im Sinn. Wenn
ich nur eine Seite herstelle, entstehen sehr viele
Schwierigkeiten, insbesondere im technischen
Bereich. Diese Arbeitsteiligkeit am Flughafen
BER - die Verkabelungsleistung und die wesentlichen Teile der Haustechnik hat die mittlerweile insolvente Firma Imtech gemacht. Andere
erhebliche Leistungen wurden im noch größeren Volumen von einer Arge, in der Imtech und
Im Gespäch mit …
Caverion drin waren, erbracht. Die Brandmeldeanlage wurde
von Bosch erbracht. Weitere Verkabelungsleistung und Steuertechnik von Siemens. Das alles zusammenzukriegen, ist
eines der großen Probleme, wenn man eine große Baustelle
hat. Wenn dann auch besondere Unfähigkeit dazukommt,
dann ist es besonders schwierig.
In der Regel kommen die
Fehler nach meiner Einschät­
zung nicht aus dem falschen
Vergabemanagement.
Beim Vergabeverfahren spielen verschiedene Aspekte eine
Rolle: das Preis-Leistungsverhältnis, die Referenzen des Anbieters und sicher auch, ob man schon einmal gute Erfahrung
miteinander gemacht hat.
Die großen Auftraggeber vertreten hier sehr unterschiedliche Philosophien der Vergabe. Die Bundesversicherungsanstalt z. B., heute die Deutsche Rentenversicherung Bund, hat
sehr konform im Sinne des Geistes des deutschen Vergaberechts kleinteilig ausgeschrieben. Obwohl es sich um ein Bestandsbauwerk handelt, was saniert wird, also sehr komplex
in der Struktur ist, hätte es sich eigentlich angeboten, einen
Generalunternehmer zu nehmen. Andere Auftraggeber sind
hier mutiger in der Auslegung des Vergaberechts in ihrer eigenen Diktion, z. B. die Charité, die das Bettenhochhaus sanieren und das neue Operationszentrum bauen lassen von
einem Generalunternehmer in Arbeitsgemeinschaft zweier
großer Konzerne. Es gibt nicht eine Linie, die gefahren wird.
In der Regel kommen die Fehler nach meiner Einschätzung
nicht aus dem falschen Vergabemanagement, große Ausnahme – die Elbphilharmonie.
Das Kernproblem ist nicht
die Kostensteigerung der
Mehrleistungen, sondern die
Nachbeauftragung.
Mittlerweile gewinnt man den Eindruck, dass die Baukosten
immer eine deutliche Marge über der Anfangskalkulation
liegen.
Bei den öffentlichen Vergaben muss sich einem das Gefühl
aufdrängen, dass zu den zunächst budgetierten Kosten vergeben wird und schon zu diesem Zeitpunkt klar ist, dass weitere Dinge hinzutreten werden, die nicht im Leistungsumfang enthalten oder noch nicht ausgeschrieben waren. Das
Kernproblem sind allerdings nicht die Kostensteigerungen
der Mehrleistungen wie technische Ausstattung oder Möblierung. Das Problem ist, dass durch diese Nachbeauftragung
die Gesamtstruktur einer Baustelle gestört wird und da-
durch erhebliche Probleme auftreten, so dass bei mehreren
Nachbeauftragungen die Kosten ein Bruchteil dessen sind,
was die Störungskosten ausmachen.
Wie stehen Sie zum Wärmeschutz von Gebäuden?
Die Weiterentwicklung der Energieeinsparverordnung der
letzten Jahre hat zu einer immer höheren Dämmung der
Gebäude geführt, in der Regel mit Kunststoff- oder Styroporprodukten. Daraus entstanden immer größere Probleme
mit Feuchtigkeit und Schimmelbildung in den Wohnungen,
so dass heute wiederum in hochgedämmten Gebäuden
Zwangsentlüftung, Zwangsbelüftungen erforderlich sind, die
Kälte zuführen und Energie verbrauchen, um diesen Kälteverlust zu vermeiden. Hoffentlich geht die Tendenz dahin,
dass nachhaltiger und natürlicher gedämmt wird. Da sind
die Altbauten den Neubauten in meinen Augen weit voraus.
In den letzten Jahren sind
die Vertragswerke für Pro­
jektentwicklungen komplexer
und umfassender geworden.
Gibt es einen Trend im Baurecht, eine Sachlage, die stark
hervortritt?
Ja, in den letzten Jahren sind die Vertragswerke für Projektentwicklungen wesentlich komplexer und umfassender geworden und werden mittlerweile zunehmend mehr nach angelsächsischem Recht ausgestaltet, ohne dass das eigentlich
notwendig wäre. Ein Projektentwicklungsvertrag mit einem
öffentlichen Wohnungsbauunternehmen und einem Generalunternehmer und dem dazwischen sitzenden Bauträger
hat heute sicherlich 1.000 Seiten ohne die Anlagen, mit Definitionen, wie wir es früher nur aus Amerika oder England
kannte. Es findet ein immer stärkere Detaillisierung der Vertragswerte statt. Und daher haben die Juristen immer größere Bedeutung im Zusammenhang mit dem Abschluss dieser
Vertragswerke.
Zeigt das das Misstrauen untereinander oder eher eine wachsende Internationalisierung im Baurecht?
Es zeigt zumindest in meinen Augen, dass die Arbeitsteilung
größer geworden ist. Dass es weniger Bauträger gibt, die von
sich aus in der Lage sind, Bauleistung als Generalunternehmerleistung zu erbringen, wie z. B. die Bauwens im Rheinland. Wie das auch einige Unternehmen mittlerweile wieder
erbringen können, z. B. die Schrobsdorff Bau AG, die Projektentwicklung und Bautätigkeit ausübt. Oder jetzt die Züblin
zusammen mit der Strabag. Aber tendenziell sind die Anzahl
der Vertragswerke und ihre Komplexität umso größer, je arbeitsteiliger die Leistung erbracht wird.
Das Interview führte Vivian Kreft.
D0MINO 01 2016 |
19
Neues aus der DOMUS-Gruppe
Neues aus der DOMUS-GRUPPE
Organisieren Sie Ihren Erfolg
Unter diesem Motto bietet DOMUS Consult in Kooperation
mit KÖNIGSWEG praxisnahe Vorträge und Diskussionsrunden an. Die neue Partnerschaft der Unternehmen (wir berichteten davon in Domino 03/2015) ermöglicht Synergien
zu den Themen Organisationsentwicklung, Effizienzsteigerung und Service-Optimierung. Auf den Veranstaltungen
werden neue Trends in der Unternehmensorganisation vorgestellt, die Handhabung des Organisationshandbuchs in
der Praxis sowie der Nutzen und die Grenzen von Audits.
Besonders interessant dürfte die Antwort auf die Frage
sein, wie ein Unternehmen pro Mitarbeiter und Tag eine
Stunde gewinnen kann.
Zielgruppe für die Tagesveranstaltungen sind Geschäftsführer und Vorstände. Die Teilnahmegebühr beträgt
40 Euro zzgl. USt.
Termine:
24.05.2016 – Dresden
14.09.2016 – Erfurt
15.09.2016 – Stuttgart
JETZT
E
IL
TE NAHM
SICHERN!
Wenn Ihr Interesse geweckt ist, melden Sie sich bitte an
bei DOMUS Consult, Ute Farnsteiner, Tel. 0361/ 347 80 20,
[email protected]
DOMUS-Seminare 2016
Auf unsere drei DOMUS-Seminare in der zweiten Jahreshälfte wollen wir Sie rechtzeitig aufmerksam machen. Neben den Fachseminaren in Brandenburg und MecklenburgVorpommern, die sich an Geschäftsführer, Prokuristen und
Leiter des Rechnungswesens kommunaler Unternehmen
wie auch Mitarbeiter von Beteiligungsverwaltungen richten,
bieten wir auch ein spezielles Seminar für Aufsichtsräte an,
zu dem natürlich auch die Geschäftsführer herzlich willkommen sind.
Fachseminar für kommunale Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern
Donnerstag und Freitag, 3. und 4. November 2016
im Resort Van der Valk in Linstow
Diese Fachveranstaltung mit aktuellen Entwicklungen und
Themen aus dem Kommunal-, Bilanz- und Steuerrecht
ist seit zehn Jahren fester Bestandteil in der Jahresplanung
kommunaler Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern.
Ihre Anmeldungen und Anfragen nach weiteren Informationen richten Sie bitte an Marion Geest, 040/52011-254
oder 0331/74988-54, [email protected]
Bildnachweise dieser Ausgabe: © iStock: Titel, Seite 2 (r. oben),
3 (r. mitte), 16, 24, 31; © Gabriele Boiselle Seite 3 (oben), 26, 27, 29,
30; © Winfried Mausolf: Seite 3 (l. mitte), 9; © Björn Schroeder: Seite
3 (l. unten); © DOMUS AG: Mitarbeiter­porträts, Seite 2, 6, 8, 12, 25;
© Max Schwarzlose, Seite 7; © Stadt Calau: Seite 12, 13; © DOMUS
| D0MINO
Mitarbeiterporträts,
20Consult:
01 2016 Seite 15, 22; © Andreas Riedel: Seite 18;
© Alexandra Lotz: Seite 28; © Jana Harder: Seite 29 (l. oben)
Fachseminar für kommunale
Unternehmen in Brandenburg
Termin und Veranstaltungsort werden rechtzeitig
bekannt gegeben.
Auf dieser Fachveranstaltung, die zum zweiten Mal in
Brandenburg angeboten wird, werden aktuelle Entwicklungen und Themen aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Steuern und Kommunalrecht vorgestellt.
Fit für den Aufsichtsrat
Termin und Veranstaltungsort werden rechtzeitig
bekannt gegeben.
Sie üben Ihre Aufsichtsratstätigkeit schon lange erfolgreich aus und möchten Ihre Kenntnisse auf den
aktuellen Stand bringen? Sie sind gerade erst in einen Aufsichtsrat bestellt worden oder Ihre Bestellung
steht demnächst an? Und Sie möchten sich mit Ihren
Rechten und Pflichten vertraut machen, aber auch
über mögliche persönliche Risiken für Sie, wie zum
Beispiel Haftungsfragen und den möglichen Schutz
vor diesen Risiken, informiert werden? Das Seminar
vermittelt Ihnen wichtiges Know-how und gibt Ihnen
professionelle Antworten.
Ihre Fragen zu den Veranstaltungen in Brandenburg
nimmt Anja Sebastian gern entgegen, 0331/749 88-10,
[email protected]
DOMUS INFORMIERT
Teil 2
der Serie
» DOMUS CONSULT IT – ERP-SYSTEM ERFOLGREICH WECHSELN:
als Projekt begreifen, verantwortungsbewusst handeln
Teil 2 der zweiteiligen Serie beschäftigt sich mit Projektmanagement, Betriebs- und Prozessana­
lyse sowie Organisations- und Prozessanpassung. Der Gesamtprozess des ERP-Systemwechsels
umfasst fünf Phasen. Die Projektphasen 3 und 4 zur ERP-Systemauswahl und Implementierung
wurden in Teil 1 beschrieben (siehe DOMINO-Ausgabe 3/2015). In Teil 2 wird nun vorgestellt, wie
der Wechsel des ERP-Systems für die Optimierung der internen Abläufe genutzt werden kann. »
D0MINO 01 2016 |
21
DOMUS informiert
PROJEKTPHASEN DER GES-ERP-SOFTWARE-UMSTELLUNG
Management
und
Controlling
ERPSystemauswahl
Betriebs- und
Prozessanalyse
(IST)
Projektphase 1:
Projektphase 2:
Projektphase 3:
IT-Projektmanagement
vor ERP-Systemwechsel
ERP-Systemauswahl
inkl. Projektcontrolling
»P
rojektphase 1:
IT-Projektmanagement inkl. Projektcontrolling
Da ein Wechsel des ERP-Systems nicht zum
Tagesgeschäft von Wohnungs- und Immobilienunternehmen gehört, ist eine professionelle
IT-Projekt- und Prozessbegleitung empfehlenswert. In jedem Fall sollte dieser Prozess
als Projekt verstanden und umgesetzt werden.
Dem Projektmanagement kommt hierbei eine
besondere Bedeutung zu. Denn es umfasst die
Führungs- und Organisationsaufgaben für die
Initiierung, Planung, Steuerung als auch die
Projektabnahme.
Dr. Ingo M. Pusch
0331 / 743 30-0
pusch@
domusconsult.de
22
| D0MINO 01 2016
Den Auftakt für ein Projekt bildet in der Regel
ein Kick-off-Workshop. Hier lernen sich alle Projektbeteiligten kennen: die Geschäftsführung
und ausgewählte Mitarbeiter der Wohnungsunternehmen, die ERP-Systemanbieter und
die Vertreter der Beratungsunternehmen als
Projektbegleiter. Die Projektbeteiligten werden
über das Projektziel, den daraus entstehenden
Nutzen für das Unternehmen sowie über notwendige Mitwirkungshandlungen informiert.
Dazu werden Projektrollen und -aufgaben sowie das konkrete Vorgehen inkl. der Planung
eines Zeitrasters und der damit verbundenen
Meilensteine vorgestellt.
Wird – wie bei größeren Unternehmen üblich
– ein Lenkungsausschuss eingesetzt, werden
dessen Aufgaben, Verantwortungsbereiche und
Zielsetzungen festgelegt. Projektfortschritt und
Planabweichungen werden regelmäßig in Projektmeetings und ggf. in Lenkungsausschusssitzungen überprüft und abgestimmt. Das
Projektcontrolling ist ein wichtiger Bestandteil
des Projektmanagements und sichert ab, dass
die Projektziele auch erreicht werden. Es konzentriert sich insbesondere auf die Planung von
Ressourcen und die Prüfung, ob Projektziele
und Projektkosten eingehalten werden.
Eine der wichtigsten Aufgaben des Projekt­
managements ist die Erarbeitung des vollständigen Projektablaufplans. Dieser muss unter
anderem alle Teilprojekte, Arbeitspakete und
Teilaufgaben, eine Zeitplanung, Verantwortlichkeiten sowie den Fertigstellungsgrad des
Projektes enthalten.
DOMUS informiert
ERPSystemeinführung
Organisations- und
Prozessanpassung
(SOLL)
Projektphase 4:
Projektphase 5:
ERP-Implementierung
nach ERP-Systemwechsel
» Projektphase 2:
Betriebs- und Prozessanalyse vor einem ERP-Systemwechsel
Ein ERP-Systemwechsel sollte als Chance begriffen werden, die unternehmensinternen Prozesse auf den Prüfstand zu stellen und mit dem
Wechsel des ERP-Systems gleichsam die Organisation weiter zu entwickeln.
Sinnvoll ist es, zu Beginn eine Analyse der Aufbauorganisation durchzuführen. Diese umfasst
insbesondere die Hierarchien und Verantwortlichkeiten. Gleichzeitig sollte eine Analyse der
wohnungswirtschaftlichen Führungs-, Kernund Unterstützungsprozesse durchgeführt
werden. Dabei werden sowohl quantitative als
auch qualitative Aspekte ermittelt und berücksichtigt.
Mittels einer Fachmodulanalyse werden alle
Module, die das aktuell im Einsatz befindliche
ERP-System bietet, analysiert. Und es wird herausgearbeitet, welche zusätzlichen Anforderungen das neue ERP-System erfüllen muss.
Dabei ist es ratsam, auf die Unternehmensoder E-Business-Strategie zurückzugreifen.
Die Ergebnisse aus der Betriebs- und Prozessanalyse sollten als ein wesentlicher Bestandteil
in ein Lastenheft überführt werden. Im Anschluss erfolgen in den Projektphasen 3 und 4
die Auswahl und Implementierung des ERPSystems.
» Fazit
Jedes Wohnungsunternehmen sollte vor
einem ERP-Systemwechsel prüfen, ob
mit der Einführung
eines neuen ERP-Systems Prozessoptimie-
»P
rojektphase 5:
Organisations- und Prozessanpassung nach einem ERP-Systemwechsel
rungen einhergehen
sollen. Mit der damit
verbundenen Orga-
Im Ergebnis der Betriebs- und Prozessanalyse
und mit Einführung des ERP-Systems werden
die Aufbau- und Ablauforganisation optimiert.
Die sich daraus ergebenden Auswirkungen auf
die Einrichtung und Handhabung des neuen
ERP-Systems werden direkt berücksichtigt und
in Prozessbeschreibungen dokumentiert.
die (vorhandenen) Prozessbeschreibungen des
Unternehmens erfolgen oder alternativ in ein
Management-/Organisationshandbuch übertragen werden. Dabei werden auch die von den
Prozessbeteiligten verwendeten Dokumente
(Vorlagen, Muster, Formulare etc.) berücksichtigt.
Im Projekt stellt sich die Frage, wie die ERPDokumentation in die Dokumentation der
Unternehmensprozesse integriert werden
kann. Dies kann als direkte Integration in
In Prozessworkshops oder Coachings am Arbeitsplatz lernen die Mitarbeiter in der letzten
Projektphase die optimierten Prozesse in der
täglichen Praxis anzuwenden.
nisationsanpassung
kann eine effizientere Gestaltung der
Aufbau- und Ablauforganisation erzielt
werden.
D0MINO 01 2016 |
23
DOMUS informiert
» DOMUS RECHT GEWERBERAUMMIETVERTRÄGE
Ob die Arztpraxis im Erdgeschoss des Wohnhauses, der Bäckerladen um die Ecke oder die Büro­
räume in der Stadt – Gewerberaummietverhältnisse sind vielfältig. Dies trifft auch auf die weitere
Regelungsvielfalt und deren Probleme zu. Da Gewerberaummietverhältnisse nicht den strengen
BGB-Regelungen für Wohnraummietverhältnisse unterliegen und die Vertragspartner in der Regel
keine Verbraucher sind, steht der individuellen Vertragsgestaltung nichts im Weg.
24
| D0MINO 01 2016
DOMUS informiert
D
ie jeweiligen besonderen Nutzungen ermöglichen es
jedoch, auch einmal einen besseren Schutz als Wohnraummieter zu erhalten. So urteilte das LG Stuttgart am
12.05.2015 (Az: 26 O 286/14), dass ein erheblicher Legionellenbefall des Trinkwassers in einer Zahnarztpraxis einen
nicht unerheblichen Mietmangel darstellt.
Denn eine auch nur potentielle Gesundheitsgefahr im Sinn
einer Legionelleninfektion muss in einer zahnärztlichen Praxis ausgeschlossen werden können.
führen. Eine Infektion erfolgt durch Einatmen von zerstäubtem, erregerbefallenem Wasser und damit durch Eindringen
von erregerhaltigem Wasser in die Luftröhre oder Lunge. Bei
der Behandlung in einer Zahnarztpraxis gelangt unweigerlich Wasser in den Mundraum und kann daher auch eingeatmet werden. Daher liegt es auf der Hand, dass gerade in
einer Zahnarztpraxis das Wasser sauber und insbesondere
frei von Krankheitserregern sein muss.
Die zulässigen Messwerte waren an drei Entnahmestellen,
darunter zwei betreffend Behandlungsräume überschritten.
So wurde eine Minderung von 50 % bei der vorliegenden
erheblichen Legionellenbelastung zuerkannt und bei der
anschließend noch bestehenden latenten Gefahr einer Belastung eine Minderung von 25 %. Damit geht diese Entscheidung weiter als die bisherigen Urteile im Wohnraummietrecht.
Das Gericht sah zudem ein Minderungsrecht hier solange als
gegeben an, wie der Zahnarzt befürchten musste, dass der
Mangel nicht ordnungsgemäß behoben wird. Diese Mangelbeseitigung setzte beim Legionellenbefall eine Sanierung der
Wasserversorgungsanlage im Hause voraus.
Dies hat seine Besonderheiten in der Nutzung als Zahnarztpraxis. Legionellen fühlen sich in erwärmtem Wasser (30–
45° C) wohl und können beim Menschen zu einer schweren
und nicht selten tödlich verlaufenden Lungenentzündung
Darüber hinaus wurde auch klargestellt, dass dem Zahnarzt
ein Recht zur fristlosen Kündigung zusteht, wenn es dem
Vermieter wiederholt nicht gelingt, den Mangel endgültig
abzustellen.
Gern versuchen Vermieter im Gewerberaummietrecht, Mietminderungsansprüche oder die Haftung
für Mängel auszuschließen. Dies ist jedoch nicht absolut möglich. Vielmehr stellte das Branden­
burgisches Oberlandesgericht mit Urteil vom 22.09.2015 (Az: 6 U 99/14) aktuell nochmal klar,
dass ein formularmäßiger Ausschluss der Sachmangelhaftung, der sich auf die bei Abschluss eines
Gewerberaummietvertrags vorhandenen Mängel beschränkt, noch zulässig ist.
V
om Zustand der Räume, der Umgebung und des Gebäudes kann sich der Gewerberaummieter vor Vertragsschluss ein ausreichend klares Bild machen, so dass es
keines weiteren Schutzes des Mieters bedarf.
Auch kann der Gewerberaummieter durch Individualvereinbarung weitgehend zu Ausbau-, Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten (z. B. Herstellung der Beheizbarkeit) verpflichtet werden. Gegen eine solche Vereinbarung bestehen
insbesondere keine Bedenken, wenn die Übernahme solcher
Arbeiten in die Berechnung der Miete eingeht.
Eine Haftung nach § 536 a Abs. 1 Alt. 2 BGB setzt ein Vertretenmüssen und damit ein Verschulden des Vermieters
voraus. Daran fehlt es aber, wenn der Vermieter lediglich
die Erhaltungsmaßnahme veranlasst, denn er erfüllt damit
lediglich seine Instandhaltungsverpflichtung. Dass damit
in der Regel Beeinträchtigungen in der Nutzung verbunden
sind, begründet noch keinen Schuldvorwurf. Insbesondere
dann, wenn der Vermieter weder am Auftreten des Mietmangels noch an Umfang und Dauer der Mangelbeseitigung
ein Verschulden trifft, sind die Umsatzeinbußen ohne weiteres dem Mieter aufzuerlegen.
Interessant ist auch das aktuelle Urteil des BGH vom
13.05.2015 (Az: XII ZR 65/14). Hiernach steht dem Gewerberaummieter kein Recht auf Mietminderung zu, wenn er
Mangelbeseitigungsmaßnahmen ohne Grund verweigert. In
diesem Fall verhinderte der Mieter die Durchführung von Erhaltungsmaßnahmen, die auch den Mangel beseitigt hätten,
wegen dem der Mieter seine Miete gemindert hatte.
Auch hatte der BGH in diesem Fall
über die Möglichkeit einer Kündigung wegen erheblichen Mietrückstands zu entscheiden. Die
Erheblichkeit liegt hier bereits bei
einem Rückstand von einer Monatsmiete vor.
Der Mieter erlitt durch die Baumaßnahmen eine Umsatzeinbuße. Für diese haftete der Vermieter aber nicht – schon gar
nicht allein deshalb, weil er die Baumaßnahmen veranlasst
hatte.
Juliane Walter
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[email protected]
D0MINO 01 2016 |
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Staatliche Gestüte sind ein Spiegel ihrer Zeit,
der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und
politischen Situation. Auf das Brandenburgische
Haupt- und Landgestüt in Neustadt an der Dosse
trifft dies in besonderem Maße zu.
DIE STIFTUNG BRANDENBURGISCHES HAUPT- UND LANDGESTÜT NEUSTADT (DOSSE)
RENAISSANCE
EINES PREUSSISCHEN KULTURERBES
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| D0MINO 01 2016
MIt der DOMINO unterwegs
„F
riedrich Wilhelm II. errichtete dieses
Gestüt zum Besten des Landes 1788“, so
steht es auf einer Tafel über dem Haupteingang
des Landstallmeisterhauses geschrieben. Das
Gebäude, in dem es ursprünglich neben den
Wohn- und Diensträumen des Gestütsleiters
auch ein Apartment für königliche Besuche
gab, ist das markante Wahrzeichen einer der
größten und bedeutendsten Pferdezuchtstätten Europas. Heute beherbergt es die Gestütsverwaltung. Sein von einem goldenen Pferd bekröntes Uhrtürmchen ist weithin sichtbar und
kündet von dem Thema, um das sich hier seit
über 225 Jahren alles dreht.
» Staatliche Pferdezucht
Die Neustädter Gestüte stammen aus einer
Zeit, in der der Hufschlag des Pferdes das Tempo in der Landwirtschaft, im Transportwesen,
in der höfischen Repräsentation, in Krieg und
Frieden bestimmte. Die Qualität der Pferde war
ein entscheidender Faktor für die Produktivität und den militärischen Erfolg eines Staates.
Weitsichtige Monarchen gründeten nicht nur
herrschaftliche Gestüte zur Zucht von Pferden
zur Repräsentation am Hofe, sondern auch
Staatsgestüte, um die Qualität der Pferde in ihren Herrschaftsgebieten positiv zu beeinflussen.
Die wichtigsten Pferdezüchter auf deutschem
Boden, und nicht von ungefähr die erfolgreichsten Herrscher ihrer Zeit, waren die Preußen.
1786 wurde die „Königliche Preußische Gestütsverwaltung“ ins Leben gerufen, der sechs Gestüte und 16 Hengstdepots mit mehr als 2.000
Hengsten unterstellt waren. Die preußischen
Bezeichnungen „Hauptgestüt“ und „Landgestüt“ haben sich bis heute gehalten. Während
Hauptgestüte mit eigenen Stutenherden aktiv
Pferdezucht betreiben, bieten Landgestüte privaten Züchtern sorgfältig ausgewählte Hengste
für deren Stuten an. In Deutschland gibt es vier
Hauptgestüte und zehn Landgestüte. Neustadt
(Dosse) ist neben dem bayrischen Schwaiganger und Marbach in Baden-Württemberg der
einzige Standort, an dem Haupt- und Landgestüt miteinander verbunden sind.
» Mustergestüt in
frühindustrieller Kulturlandschaft
Bedeutenden Pferden werden in Neustadt Denkmäler gesetzt:
Die Bronzestatue der Stute Poesie und ihrer Tochter Poetin steht
auf dem Gelände des Hauptgestüts.
Rund 80 Kilometer nordwestlich von Berlin,
in der weiten Landschaft der Ostprignitz, erstreckt sich das Gestüt auf über 420 Hektar
Land. Die sumpfige Gegend war unter Friedrich II. mit Hilfe holländischer Kolonisten urbar
gemacht worden und entwickelte sich bald zu
einem frühindustriellen Zentrum mit Hochofen
und Spiegelmanufaktur. Zahlreiche Spiegel, die
D0MINO 01 2016 |
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MIt der DOMINO unterwegs
Das Landstallmeisterhaus an einem goldenen Oktobertag.
in den preußischen Schlössen zu bewundern
sind, stammen aus Neustadt (Dosse). In unmittelbarer Nachbarschaft konzipierten der
königliche Stallmeister Carl Graf von Lindenau und der sächsische Bauinspektor Ephraim
Wolfgang Glasewald eine der modernsten Pferdezuchtstätten ihrer Zeit. Die Anlage gliedert
sich in zwei streng symmetrisch angeordnete
Komplexe: Das „Friedrich-Wilhelm-Gestüt“
für rund 100 Stuten sowie das „Kurmärkische
Landgestüt Lindenau“ für 100 Hengste, damals
wie heute verbunden über eine rund eineinhalb
Kilometer lange, vierreihige Allee, die von Weiden und Trainingsanlagen gesäumt wird.
» Bewegte Vergangenheit
In dieser Geschlossenheit überlebte das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt die Napoleonischen Kriege sowie den Ersten und
Zweiten Weltkrieg – mit jeweils erheblichen
Verlusten an qualitätvollen Pferden. Mühsam
musste die verlorene Zuchtbasis immer wieder aufgebaut werden. Am härtesten traf es
das Gestüt zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Die sowjetischen Besatzer transportierten
alle rund 500 im Gestüt verbliebenen Pferde
ab, mit Ausnahme eines Hengstes, der zu dem
Zeitpunkt lahmte. Doch der Wiederaufbau gelang schneller als gedacht. So mancher Hengst
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| D0MINO 01 2016
und so manche Stute, die in den Kriegswirren
verloren gegangen waren, fanden sich wieder.
Dabei half das Neustädter Brandzeichen – der
Pfeil mit der Schlange. Diese Klugheit und Gewandtheit symbolisierenden Tugenden sollten
die Neustädter Pferde auszeichnen.
Wie überall führte die Mechanisierung der Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Einbruch in der Pferdezucht. Zu
DDR Zeiten gelang es dennoch, trotz oder vielleicht auch gerade wegen einer starken landwirtschaftlichen Nutzung mit Ackerbau, Milch- und
Mastviehhaltung, das Landgestüt als staatliche
Pferdezuchtstätte (VEG Tierzucht-Hauptgestüt)
zu erhalten und 1956 auch wieder ein staatliches
Hengstdepot einzurichten. Ebenfalls gelang die
notwendig gewordene Umwandlung des schwereren Wirtschaftspferdes zum modernen Sportpferd. Neustadt (Dosse) wurde zum zentralen
Exportstall der DDR, denn die hier gezüchteten
Pferde waren auch im kapitalistischen Ausland
begehrt und sorgten für Devisen.
» Gründung der Stiftung
1994 wurden beide Gestütsteile wieder vereint, doch die Zukunft der Einrichtung blieb
zunächst ungewiss. Der Investitionsstau war
immens, eine zeitgemäße, erfolgreiche Bewirt-
MIt der DOMINO unterwegs
Beatrice Buchwald auf
DKB-Bundeschampion
und Vize-Weltmeister
DSP Belantis.
» TOURISMUS UND VERANSTALTUNGEN
Für Besucher bietet die Stiftung Führungen, Kutschfahrten, zwei Museen,
Räumlichkeiten für Familienfeiern und Firmenevents, sowie zahlreiche Veranstaltungen wie den Fohlenfrühling, die Hengstparaden und die Weihnachtsgala
an. In der 1998 direkt am Landgestüt erbauten Graf-von-Lindenau Halle finden
weitere Aktivitäten wie das „Schaufenster der Besten“ mit Körung und Auktion
oder das international besetzte Reitturnier CSI Neustadt (Dosse) statt. Im Sommer ist das Gestüt Austragungsort der Landesmeisterschaften im Dressur- und
Springreiten.
Dass Neustadt (Dosse) eine hervorragende Kulisse für sportliche und gesellschaftliche Anlässe bietet, hat auch die Sportgemeinschaft des Deutschen Bundestages erkannt, die alle zwei Jahre im Oktober eine Hubertusjagd auf dem
Gestütsgelände durchführt. Bereits im Juni werden die Bundesfinanzminister
dem „Sanssouci der Pferde“ im Rahmen ihrer Konferenz in Neuruppin einen
Besuch abstatten.
Für die Pferdezucht und für den Erhalt von kulturellem Erbe gilt gleichermaßen
„Denken in Generationen“. Fundiertes Wissen und Weitblick sind erforderlich,
um die Weichen für positive Entwicklungen in der Zukunft richtig zu stellen.
Die Erfolge der Neustädter Pferdezucht sprechen für sich. Die Stiftung hat es
sich zur Aufgabe gemacht, das einzigartige Erbe des Brandenburgischen Hauptund Landgestüts für nachfolgende Menschen- und Pferdegenerationen zu
sichern und blickt optimistisch in die Zukunft.
schaftung erschien unter den gegebenen Umständen so gut wie aussichtslos. 2001 wurde das
Haupt- und Landgestüt schließlich in eine Stiftung umgewandelt, um die die Voraussetzungen
für eine Sanierung mit Hilfe von Fördermitteln
der EU und des Landes Brandenburg zu schaffen. Über 40 Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren investiert, um das preußische
Erbe in altem Glanz strahlen zu lassen und das
denkmalgeschützte Ensemble modernen Anforderungen und neuen Aufgaben anzupassen. Abgeschlossen sind die Arbeiten noch nicht, derzeit werden die nächsten Maßnahmen geplant.
Parallel zu den baulichen Aktivitäten fanden
ein schmerzhafter Personalabbau und eine
Reduzierung des Pferdebestandes statt. Heute
betreuen 65 Mitarbeiter und 17 Auszubildende
rund 350 Pferde, darunter über 40 Deckhengste, die vierzigköpfige Mutterstutenherde und
deren Nachkommen. Ein Teil der Hengste ist
während der Zuchtsaison von März bis Juli auf
acht Außenstellen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt verteilt, um den Züchtern mit ihren
Stuten kurze Wege, Beratung und Service vor
Ort anzubieten. Von den jährlich benötigten
rund fünf Millionen Euro muss das Gestüt drei
selbst erwirtschaften, zwei Millionen werden
vom Land bezuschusst.
» VERANSTALTUNGEN 2016:
7. Mai:
10./17./24. September:
Neustädter Fohlenfrühling, das
Hengst­paraden – Veranstaltungshigh-
Hoffest für die ganze Familie
lights mit buntem Schauprogramm
14. bis 17. Juli:
15. Oktober:
Landesmeister­schaften im
Hubertusjagd mit der Sportgemein-
Dressur- und Springreiten
schaft des Deutschen Bundestages
3. Dezember:
Weihnachtsgala – die märchenhafte Pferdeshow zum Fest
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Auszubildende der
MIt der DOMINO unterwegs
Die Neustädter Voltigier-
Neustädter Gestüte
gruppe gehört zu den
2008 im Gelände.
Besten der Region.
» Pferdezucht von Weltruf
Die Pferdezucht an der Dosse genießt weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Die Basis der züchterischen Erfolge bilden
die über Generationen mit viel Sachverstand durchgezüchteten Stutenfamilien des Hauptgestüts. Aus ihnen gehen
Pferde von Weltruf hervor. Zu den aktuellen Highlights der
Hengstriege gehört der aktuelle Vize-Weltmeister der jungen Dressurpferde Belantis, eine der Zukunftshoffnungen
der mehrfachen Weltmeisterin und Olympiasiegerin Isabell
Werth.
Unumstrittener Star des Hauses ist der kürzlich zum Elitehengst ernannte Quaterback. Selbst seinerzeit Bundeschampion und aktueller Landeschampion der Dressur, kann er
allein in Deutschland auf über 60 zur Zucht zugelassene Söhne und eine Armada erfolgreicher Nachkommen im Sport
verweisen. Rund 3,2 Millionen Euro an Deckgeldern hat der
bewegungsstarke Fuchshengst in den vergangenen zehn Jahren in die Gestütskasse fließen lassen. Seine Gene sind weltweit gefragt und dank moderner Zuchtmethoden bis nach
Australien, Kanada und in die USA lieferbar.
» Wirtschaftsfaktor Pferd
Zu den traditionellen Aufgaben des Gestüts, der Zucht, Haltung und Ausbildung von Pferden, sind in den vergangenen
Jahren neue Geschäftsfelder hinzugekommen. Dienstleistung rund um das Pferd, Ausbildung und Forschung, Veranstaltungen und Tourismus gewinnen zunehmend an
Bedeutung. Dabei spielt das Gestüt eine wichtige Rolle für
die regionale Entwicklung. Die gesellschaftliche Bedeutung
des Pferdes hat sich gewandelt. Aus dem allgegenwärtigen
Arbeits- und Transportmittel ist ein Sport- und Freizeitpartner geworden, der Naturerlebnisse, Erholung oder die Möglichkeit zur Teilnahme an Wettkämpfen bietet. Der Umgang
mit Pferden trägt zur Charakterbildung junger Menschen
bei, die im Stall Disziplin, Geduld, Rücksicht und Verantwortungsbewusstsein lernen. Der Einsatz von Pferden für the-
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rapeutische Zwecke nimmt ständig zu. Nicht zuletzt ist das
Pferd ein nicht unbedeutender Wirtschaftsfaktor. Studien
haben ergeben, dass drei Pferde einen Arbeitsplatz schaffen.
» Bildung und Forschung
Neustadt (Dosse) ist Sitz der Landesreit- und Fahrschule.
Amateuren und Profis wird ein breites Spektrum an Lehrgängen geboten. Den Teilnehmern stehen Ferienwohnungen
im gestütseigenen Gästehaus zur Verfügung. Eine bundesweit einzigartige Besonderheit ist die Initiative „Reiten-inder Schule“ in Kooperation mit der Prinz-von-HomburgSchule, die Reiten als Unterrichtsfach anbietet. Eigens für
dieses Projekt wurde 2005 eine moderne Reithalle mit einem
„gläsernen“ Klassenzimmer errichtet. 150 Schüler sind mit
Begeisterung dabei, ganze Familien sind wegen des einzigartigen Angebots nach Neustadt (Dosse) gezogen. Viele haben eigene Pferde mitgebracht, die zum Teil im Gestüt, zum
Teil in umliegenden Pensionspferdebetrieben untergebracht
sind. Zusammen mit der veterinärmedizinischen Abteilung
der Universität Wien betreibt die Stiftung das Graf-Lehndorff-Institut für Pferdewissenschaften, in dem zum Wohl
des Pferdes geforscht wird.
Text: Alexandra Lotz,
Öffentlichkeitsarbeit,
Besucher- und Veranstaltungsmanagement
Kontakt:
Stiftung Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse)
Hauptgestüt 10, 16845 Neustadt (Dosse)
Tel.: 033970-5029-0, Fax: 033970-5029-622
E-Mail: [email protected], www.neustaedter-gestuete.de
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