Ich spreche über Alkohol 30.04.2015

Fokus Gesundheit
Walliser Bote
Donnerstag, 30. April 2015
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Haben Sie gewusst...?
In der Schweiz trinkt
1 von 10 Personen täglich Alkohol (10,1%) und ca.
1 von 10 Personen nicht mehr bzw. hat noch
nie getrunken (11,9%).
22% der Schweizer Wohnbevölkerung über 15 Jahre
trinken risikoreich Alkohol.
Ich spreche
über Alkohol!
Quelle: Suchtmonitoring Schweiz, 2013
Habe ich meinen
Nationale Dialogwoche Alkohol – Das
Thema Alkohol ist in vieler Hinsicht ein
zweischneidiges Schwert. Kulturgut
oder Gefahr, Genussmittel oder Suchtmittel… Wenn man seinen eigenen
Konsum regelmässig hinterfragt, kann
man kritische Situationen von vornherein vermeiden. Sprechen wir also über
Alkohol!
Alkoholkonsum
im Griff?
Karin Gruber
Wie viel ist zu viel? Diese Frage steht im Zentrum der Nationalen Dialogwoche Alkohol,
die von heute Donnerstag bis zum 9. Mai
stattfindet. Während dieser Woche werden
schweizweit verschiedene Veranstaltungen
organisiert, die sich an die breite Bevölkerung
richten. Im Oberwallis regt Sucht Wallis in
Zusammenarbeit mit der Gemeinde Visp, deren Label «Gesunde Gemeinde» unlängst von
Gesundheitsförderung Wallis erneuert wurde,
zum Nachdenken über den eigenen Alkoholkonsum an.
Ich respektiere meine Grenzen.
Ich berücksichtige die jeweilige Situation:
Muss ich zur Arbeit? Fahre ich Auto? Sind Kinder bei mir?
Ich verzichte auf Alkohol, wenn ich
Medikamente einnehme.
Ich bin mir dessen bewusst,
«Trinkt jemand zu
viel, sind durchschnittlich fünf bis
sieben weitere Personen aus dem Umfeld dieser Person
davon betroffen.»
dass Alkoholkonsum Konsequenzen hat und kann mit
den Folgen leben.
Ich gehe keine unnötigen Risiken ein.
Ich spreche über Alkohol –
Fabienne Salzmann Walther, Suchtberaterin
Für viele Menschen bedeutet Alkoholkonsum
Genuss – ein Glas Wein zum Essen, ein kühles
Bier am Abend, einen Schnapskaffee in der
gemütlichen Runde... Die meisten haben einen
massvollen Umgang mit Alkohol und trinken
in einer Weise, mit der sie weder sich selbst
noch anderen schaden. Die Grenze zwischen
dem Genussmittel und dem Suchtmittel Alkohol kann aber leicht verschwimmen, vor
allem wenn man sich der Gefahren des Alkoholkonsums nicht bewusst ist, wenn sich eine
Regelmässigkeit einstellt, Alkoholkonsum zur
Gewohnheit wird oder Alkohol als gesellschaftlich anerkanntes Kulturgut verharmlost wird.
«Warnungen und Verbote stossen häufig auf
taube Ohren. Da jeder für seinen Alkoholkonsum selbst verantwortlich ist, wollen wir die
Leute dazu animieren, sich mit dem eigenen
Umgang mit Alkohol auseinanderzusetzen»,
so Fabienne Salzmann Walther, Suchtberaterin und Koordinatorin Prävention Oberwallis
bei Sucht Wallis in Visp. «Sprechen wir also
über Alkohol!»
wenn nötig, suche ich Rat.
dann kann es nämlich problematisch werden»,
erklärt Fabienne Salzmann Walther. Ein übermässiger Konsum beeinträchtigt nicht nur die
Gesundheit der betroffenen Person, sondern
auch ihr Umfeld, sei das nun auf familiärer, gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Ebene.
«Trinkt jemand zu viel, sind durchschnittlich
fünf bis sieben weitere Personen aus dem Umfeld dieser Person davon betroffen.» Partner,
Kinder, Freunde, Arbeitskollegen…
Den eigenen Konsum hinterfragen
«Wir wollen die Leute anregen, im positiven
Sinne über Alkohol zu sprechen», erklärt Veronique Ruppen, Suchtberaterin und Projektverantwortliche für die Nationale Dialogwoche bei
Sucht Wallis. «Es geht nicht darum, die Leute
zu stigmatisieren, warnend den Zeigefinger
Die Grenze zum Zuviel
Konkret über Alkohol zu sprechen bietet uns
die Gelegenheit, uns kritisch mit unserem
eigenen Konsum auseinanderzusetzen. Wie
regelmässig trinke ich? Bei welchen Gelegenheiten? Wie viel? Mit der Kampagne «Wie viel
ist zu viel» des Bundesamtes für Gesundheit
(BAG) wird darauf aufmerksam gemacht,
dass es durchaus in Ordnung ist, Alkohol zu
trinken – gleichzeitig wird aber auch darauf
hingewiesen, dass es eine Grenze zu übermässigem Konsum gibt. Diese Grenze zwischen
risikoarmem und übermässigem Konsum ist
von Person zu Person verschieden. «Alkoholkonsum darf nicht zur Gewohnheit werden,
«Wenn die Bevölkerung offen über
Alkohol spricht,
setzt sie sich mit
dem Thema
auseinander.»
Veronique Ruppen, Suchtberaterin
hochzuhalten oder das Thema verallgemeinernd anzugehen», führt Veronique Ruppen
aus. «Wenn die Bevölkerung offen über Alkohol
spricht, setzt sie sich mit dem Thema ausein-
Nützliche Adressen
ander. Sprechen wir über Alkohol, können wir
gleichzeitig unseren eigenen Konsum hinterfragen.» Auf diese Weise wird Alkoholkonsum
nicht zum unbewussten Trinken, sondern wir
werden uns klar bewusst, wie regelmässig und
wie viel wir trinken. Eine gute Möglichkeit, uns
nötigenfalls selbst einen Riegel vorzuschieben,
bevor unser Konsum problematisch wird.
Sprechen wir über Alkohol!
Sprechen wir also über Alkohol, bevor es zu
spät ist. Sprechen wir offen über die Probleme, die Alkohol verursacht – denn er schädigt
nicht nur die Leber und das Gehirn, sondern
führt auch zu Geld- und Beziehungsproblemen und verursacht Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Sprechen wir darüber, was unsere
Kinder und Jugendlichen brauchen – denn sie
sind besonders betroffen, wenn ihre erwachsenen Angehörigen trinken, da sie für ihre Entwicklung starke Vorbilder brauchen. Sprechen
wir über Lust und Laster, damit der Genuss
nicht plötzlich zur Sucht wird. Sprechen wir
über den Alkoholkonsum von Jugendlichen,
über Rauschtrinken, über die Sorgen, die wir
uns machen. Sprechen wir darüber, wie wir
mit Alkohol umgehen wollen – weil Verbieten
keine Lösung ist. Sprechen wir darüber, was
Alkoholkranke wirklich brauchen – denn Alkoholismus ist eine Krankheit, nicht ein Zeichen
von Schwäche. «Es ist nie zu früh, über Alkohol
zu sprechen», schliesst Fabienne Salzmann
Walther. «Damit können wir die Bevölkerung
für einen eigenverantwortlichen und risikoarmen Umgang mit Alkohol sensibilisieren.»
Veranstaltungen
Im Rahmen der Nationalen Dialogwoche Alkohol
organisiert Sucht Wallis in Zusammenarbeit mit der
Gemeinde Visp, die von Gesundheitsförderung
Wallis das Label «Gesunde Gemeinde» erhalten hat,
verschiedene Veranstaltungen, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind.
Pürumärt Visp, morgen Freitag, 1. Mai
Im geselligen Rahmen des Visper Pürumärts wird Sucht
Wallis mit einer indirekten, vielversprechenden Aktion
auf das Thema «Wir sprechen über Alkohol» aufmerksam machen. Es sind interessante Überraschungsgäste zu
erwarten, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten. Ab
16.00 Uhr, Kaufplatz Visp
Kino: Der besondere Film, 4. Mai
Sucht Wallis und die Gemeinde Visp laden zum besonderen Film im Kino Astoria in Visp ein. Gezeigt wird
«Flight», ein Drama, in dem Denzel Washington als Pilot
mit einem waghalsigen Manöver das Leben zahlreicher
Passagiere rettet. Trotzdem gerät der gefeierte Held ins
Kreuzfeuer der Kritik, da er die Maschine unter dem
Einfluss von Alkohol und Drogen gesteuert haben soll.
19.30 Uhr: Apéro, 20.30 Uhr: Film, Eintritt frei
Infoabend: Alkohol am Arbeitsplatz –
ein Programm für Arbeitgeber, 7. Mai
Die Oberwalliser KMU sind zu einem Kurzreferat mit
anschliessendem Podiumsgespräch eingeladen, bei dem
über das Thema Alkohol am Arbeitsplatz informiert wird.
Dieser Anlass findet am Donnerstag, 7. Mai, von 18.00
bis circa 19.15 Uhr statt, gefolgt von einem Apéro
und Gedankenaustausch. Ort: Schulhaus Sand Süd
in Visp. Interessierte können sich bis zum 1. Mai unter
[email protected] (Tel. 027 948 49 00) anmelden.
Partner
Fragen Sie sich manchmal: «Sollte ich weniger
trinken?» Anonymer Selbsttest:
www.weniger-trinken.ch
Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur
Dienststelle für Gesundheitswesen
Wie viel ist zu viel? Online-Beratung zu Suchtfragen
für Erwachsene und Jugendliche: www.safezone.ch
Informationen und Fakten: www.suchtschweiz.ch
Für Senioren: www.alterundsucht.ch
Für Arbeitgeber und -nehmer:
www.alkoholamarbeitsplatz.ch
www.sucht-wallis.ch
www.gesundheitsförderungwallis.ch
www.vs.ch/gesundheit