Rohstoffpreis-Information

September 2015
Rohstoffpreis-Information
Herbststürme aus Fernost: Überreaktionen der Rohstoffmärkte?
Weltrohstoffpreisindex
Weltrohstoffpreisindex
und Wechselkurs ohne Energie
1 € = ... US-$
2010 = 100
160
1,80
140
120
1,60
100
80
1,40
60
40
1,20
20
0
2009
1,00
2010
2011
2012
2013
2014
2015
€ vs. US-$ (rechte Skala)
Weltrohstoffpreise in US-$ (linke Skala)
Quellen: HWWI; Deutsche Bundesbank
Die Weltrohstoffpreise sind im August 2015 auf Dollar-Basis infolge der weltweiten Börsenturbulenzen und der damit verbundenen Sorgen um die konjunkturelle Erholung um gut 12 % gefallen. Auf
Euro-Basis kam es infolge der Aufwertung des Euro zu einem leicht höheren Rückgang. Trotz einer
konjunkturellen Belebung in der Euro-Zone existieren Risiken, die die positiven Aussichten für die
Weltwirtschaft trüben. Bis Jahresende erwarten wir einen Wechselkurs des Euro zum US-Dollar
zwischen 1,05 und 1,10 US-$.
Die folgenden Seiten beschreiben die Entwicklungen für einzelne Rohstoffe. Wir weisen explizit darauf hin, dass es bei metallischen Rohstoffen, abweichenden Legierungen sowie sonstigen Kunststoffsorten zu anderen Preisbewegungen kommen kann. Zudem beobachten wir bei einigen Rohstoffarten größere regionale Preisabweichungen.
Stahlpreistrend
Weltrohstahlerzeugung
Mio. t
2.000
1.600
1.200
800
400
0
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015p2016p2017p
China
Europa (ab 2008 EU27)
USA
Restliche Welt
v = vorläufig
Quelle: IISI
p = Prognose
Schrottpreisentwicklung
€/t
450
400
350
300
250
200
150
100
50
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Stahlaltschrott Aug.: Ø 178; Min.: 170; Max.: 185.
Stahlneuschrott Aug.: Ø 198; Min.: 190; Max.: 205.
Die Weltrohstahlproduktion entwickelte sich bis Ende Juli
2015 schwächer. Zwar hast sich Chinas Rückgang von
4,7 % im Januar auf 2,1 % vermindert, für das Gesamtjahr sehen wir weltweit einen Ausstoß von nur rund
1,66 Mrd. t Rohstahl. Während der nordamerikanische
Markt sich rückläufig entwickeln dürfte, ist in Lateinamerika eine Stagnation zu erwarten. In der Ukraine liegt die
Produktion um 27 % unter Vorjahr. Der Ausstoß in der
EU 28 stagnierte bis Ende Juli 2015 (+0,4 %). In
Deutschland halten wir 2015 eine Tonnage von ca.
43,5 Mio. t. für möglich. Die konjunkturelle Belebung im
Jahr 2015 wird im Inland vor allem durch die Nachfrage
der Automobilindustrie und der Belebung der Bauwirtschaft getragen. Zudem verbesserte sich der Export.
Im August 2015 gaben die Schrottpreise noch einmal um
ca. 20 € je Tonne nach. Trotz eines zuletzt kräftigen Anstiegs der deutschen Stahlproduktion von fast 5 % im Juli,
konnten die Schrottlieferanten hiervon nicht nennenswert
profitieren. Der Anstieg war primär auf die Oxygenstahlwerke zurückzuführen. Der Export in die Türkei wurde
weiter von der schwachen türkischen Stahlproduktion infolge geringer Nachfrage aus wichtigen Abnehmerländern
(Syrien, Irak) belastet. Die Orders Italiens waren infolge
der üblichen Werksferien im August sehr gering. Unverändert drücken die niedrigen Eisenerz-Spotpreise auf den
Schrottpreis. Dieser Druck dürfte zumindest bis Ende
2016 anhalten. Wir sehen ab dem vierten Quartal 2015
jedoch wieder leicht anziehende Preise.
Quelle: EUWID
Stahlpreisentwicklung
US-$ / t
1.200
1.000
800
600
400
200
2009
2010
2011
2012
verzinkte Bleche
Walzdraht
Warmbreitband
Quelle: MEPS
2013
2014
Aug. :
Aug. :
Aug. :
2015
665
494
452
Die Weltstahlpreise gingen im August 2015 nochmals auf
Talfahrt. Bei Flachprodukten gaben kaltveredelte Produkte um 1,5 % nach, die übrigen Sorten verbilligten sich um
bis zu 3,5 %. Der Preis für Walzdraht sank um bis zu
3,5 %. Dagegen stagnierten die Preise in Europa auf dem
Niveau des Juli. Die Spotmarktpreise für Eisenerz stiegen
entgegen dem allgemeinen Rohstoffpreistrend im AugustMonatsdurchschnitt auf fast 56 US-$/t an. Die unverändert sehr gute Erzversorgung begrenzt aber bis Ende
2016 größere Preisanhebungen. China hält seinen Exportdruck in Richtung Naher Osten aufrecht und bricht
dort in den Stammmarkt der türkischen Anbieter ein. Dies
begrenzt das Preisniveau in dieser Region. Bei den Weltstahlpreisen sehen wir in den nächsten drei Monaten eine
leichte Erholung, in Europa erwarten wir auf Euro-Basis
bestenfalls noch einen Anstieg von rund 2 %.
2
Preistrends Legierungsmetalle: Nickel, Chrom, Molybdän
Nickelpreisentwicklung
Nickelpreisentwicklung
Nickelpreisentwicklung
US-$ / t
30.000
20.000
10.000
0
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
28.08.15: 9.833
Quellen: IHS Global Insight, LME
Ferrochrompreisentwicklung
US-$ / lb
2,6
2,4
2,2
2,0
1,8
1,6
1,4
1,2
1,0
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Aug.: 2,04
Quelle: Bloomberg
Ferromolybdänpreisentwicklung
US-$ / kg
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Aug.: 15,7
Quelle: Platts; Recycling magazin
Der weltweite Nickelmarkt 2015 ist von den durch China
ausgelösten Börsenturbulenzen besonders betroffen.
China hat zwar seine Bestände an indonesischem NPI
(Nickel Pig Iron) schon stark abgebaut, aber gleichzeitig
auch seine Produktion an rostfreiem Stahl leicht reduziert.
Dadurch dürfte sich maximal ein geringes Angebotsdefizit
von ca. 10.000 t ergeben, welches erheblich unter den
ursprünglichen Erwartungen für 2015 liegt. Dieses dürfte
jedoch problemlos aus den Beständen gedeckt werden.
Der geringe Abbau der Lagerbestände an der LME auf
455.000 t verhindert zudem starke Preissprünge. Wir erwarten bei den Nickelpreisen bis Ende des vierten Quartals 2015 Notierungen in einem Band von 2.500 US-$ je t
um 11.500 US-$ je t. Gegen Jahresende könnten die Notierungen anziehen.
Trotz kleinerer Streiks und Produktionsunterbrechungen
in südafrikanischen Produktionsstätten war in der ersten
Jahreshälfte 2015 die Versorgung mit Ferrochrom gut.
Da China zudem seine Rostfrei-Produktion zurückgefahren hat, dürfte auch der Bedarf an Ferrochrom gesunken sein. Somit dürfte das für 2015 erwartete Produktionsdefizit von rund 125.000 t geringer ausfallen. Für das
dritte Quartal 2015 wurde der Benchmark-Preis zwischen europäischen Werken und südafrikanischen Ferrochromschmelzen weiter auf dem niedrigen Niveau des
ersten Halbjahrs belassen. Die Spotmarktpreise auf
dem chinesischen Markt dürften trotz steigender Importe
niedriger sein. Dies dürfte die Preise weiter unter Druck
halten. Wir sehen bis zum Jahresende 2015 eine Preisbewegung um 2,0 US-$ je lb in einer Bandbreite von
0,15 US-$ je lb.
Der Markt für Ferromolybdän ist weiterhin stark überversorgt. Da fast 40 % der Molybdänproduktion Im Zusammenhang mit dem Abbau anderer metallischer Erze
anfallen, gehen wir davon aus, dass nur eingeschränkt
Produktionskürzungen erfolgen werden. Die Molybdännachfrage hat nicht nur unter der stagnierenden Edelstahlproduktion gelitten, belastet wurde sie vor allem
auch von der schwächeren Nachfrage aus der Öl- und
Gasindustrie infolge geringer Neuinvestitionen. Daher
dürfte der Angebotsüberschuss für 2015 im Vergleich
zum Vorjahr deutlich höher ausfallen. Auch erwarten wir
zumindest temporär steigende Exporte aus China. Wir
sehen bis Ende des Jahres 2015 den Ferromolybdänpreis bei rund 15 US-$/kg mit einer Bandbreite von
2,50 US-$ je kg.
3
Preistrends rostfreier Stahl
Produktion Rostfreier Stahl
Mio. t
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
2009 2010 2011 2012 2013 2014v 2015p 2016p 2017p
Quelle: ISSF
v = vorläufig
p = Prognose
Warmbreitband und gezogene Stäbe
(US: 304/EU: 1.4301)
US-$ / t
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
2009
2010
2011
2012
2013
Warmbreitband Chrom Nickel
2014
2015
Aug.: 2.051
gezogene Stäbe Chrom Nickel Aug.: 2.750
Quelle: MEPS
Warmbreitband und gezogene Stäbe
(US: 316/EU: 1.4401)
US-$ / t
8.000
6.000
4.000
2.000
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Warmbreitband Chrom Nickel Aug.: 2.939
Molybdän
gezogene Stäbe Chrom Nickel Aug.: 3.716
Molybdän
Quelle: MEPS
Die Produktion von rostfreiem Edelstahl hat im ersten
Quartal 2015 weltweit stagniert (+0,1 %). Nach dem Rekordausstoß von 41,7 Mio. t im Jahr 2014 sehen wir für
2015 einen leichten Zuwachs auf 42,5 Mio. t. In China ist
die Produktion um 1,4 % gefallen, was auf die Versorgungsprobleme mit indonesischem NPI (Nickel Pig Iron)
sowie die Einfuhrbeschränkungen in die EU zurückzuführen sein dürfte. Die Rostfrei-Produktion in Amerika wuchs
zweistellig, hier läuft u. a. das neue Werk von Outokumpu
hoch. Auch in Europa (einschließlich Afrika) ist die Produktion niedriger ausgefallen. Insgesamt dürfte 2015 die
europäische Edelstahlproduktion aber um 2 % zulegen.
Gleichzeitig sehen wir eine stärkere Nachfrage vor allem
aus den Bereichen Automobil und Bau. Wir erwarten
auch einen kleinen Produktionszuwachs in Deutschland.
Rostfreie Edelstähle des Typs 1.4301 bestehen zu rund
10 % aus Nickel und 18 % aus Chrom. Daher bestimmt
deren Preisentwicklung die Preise für diese Güten. Der
anhaltende Preisrückgang bei Nickel drückte die Preise
für Warmbreitband weiter runter. Die Preisdifferenz zu
gezogenen Stäben hat sich allerdings wieder auf rund
700 US-$/t ausgeweitet. Im Verlauf des vierten Quartals
2015 sollten die Nickelpreise leicht anziehen, während
die Ferrochrompreise seitwärts notieren. Bei einer anziehenden Nachfrage nach Edelstahl sehen wir eine Preisbewegung bis zu 2.200 US-$ je t für Warmbreitband. Der
Preisabstand zu den Stäben sollte sich auf das Niveau
von 650 US-$/t reduzieren. Für Stäbe prognostizieren wir
Preise von bis zu 2.850 US-$ pro t.
Edelstähle des Typs 1.4401 enthalten rund 12 % Nickel,
17 % Chrom sowie etwa 2 % Molybdän. Wiederum folgen
die Preise der Entwicklung dieser Legierungsmetalle.
Aufgrund des Verfalls der Nickel- und Ferromolybdänpreise setzten auch die Preise der Güten 1.4401 ihren
Abwärtstrend fort. Die Preisdifferenz von Coils zu gezogenen Stäben stieg auf fast 780 US-$/t. Entscheidend für
die preisliche Entwicklung der Güten 1.4401 im Jahr 2016
ist, wie schnell eine verbesserte Nachfrage im Maschinen- und Anlagenbau auf die Edelstahlproduzenten
durchschlägt. Auf Basis unserer Prognosen der Legierungsmetalle sehen wir bis Ende des vierten Quartals
2015 bei Warmbreitband ein Preisniveau von bis zu
3.050 US-$ je t. Die aktuelle Preisdifferenz zu den Stäben
sollte sich auf rund 750 US-&/t ermäßigen. Dies bedeutet
eine Bewegung bis zu 3.800 US-$/t.
4
Aluminiumpreistrend
Aluminiumproduktion
Mio. t
60
50
40
30
20
10
0
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015p2016p2017p
Quelle: Metallstatistik
v = vorläufig p = Prognose
Aluminium -Lagerbestände
Pri Alum
t
6.000.000
5.400.000
4.800.000
4.200.000
3.600.000
3.000.000
2.400.000
1.800.000
1.200.000
600.000
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Primäraluminium 28.08.15: 3.276.075 t.
Aluminium Alloy 28.08.15:
12.740 t.
Die weltweite Primäraluminiumproduktion hat mit einem
Anstieg von gut 10 % bis Juli 2015 kräftig zugelegt. Wir
prognostizieren für das Gesamtjahr 2015 einen Zuwachs
auf über 56 Mio. t. China (+18 %), das übrige Asien
(+21 %) und die Golfregion (+9 %) expandierten überproportional, die amerikanischen Regionen reduzierten
ihren Ausstoß zum Teil kräftig. Westeuropa legte um 5 %
zu. Insgesamt erwarten wir 2015 einen im Vergleich zu
2014 deutlich geringeren Angebotsüberschuss. Die globale Nachfrage nach Primär- wie auch Sekundäraluminium zieht in den nächsten Jahren weiter deutlich an. Träger der Nachfrageausweitung ist nicht nur der Automobilbau, sondern auch die Luftfahrtindustrie, die Bauwirtschaft und die Verpackungsindustrie. In Deutschland
steigt 2015 die Produktion von Recyclingaluminium kräftig an.
Der Abbau der Lagerbestände von Primäraluminium an
der LME hat sich weiter fortgesetzt: Diese liegen nun bei
gut 3,28 Mio. t. An der SHFE betragen die Bestände
rund 312.000 t, sie haben sich damit leicht ausgeweitet.
Weitere 48.000 t liegen bei der Comex. Damit ist die
Versorgung unverändert noch gut. Der Angebotsüberschuss wird 2015 aufgrund des steigenden Bedarfs weiter kräftig sinken. Die LME-Bestände an Sekundärlegierungen haben sich auf knapp 13.000 t reduziert. Die
derzeit im Aufbau bzw. Hochlauf befindlichen neuen
Kapazitäten für Recyclingaluminium sichern die Versorgung weiterhin. Bis zum Jahresende 2015 sehen wir eine Fortsetzung des Lagerabbaus bei Primäraluminium.
Quelle: LME
Aluminiumpreisentwicklung
US-$ / t
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Primäraluminium 28.08.15: 1.550 (Aug. : Ø 1.539)
Aluminium Alloy 28.08.15: 1.680 (Aug. : Ø 1.679)
Quellen: IHS Global Insight; LME
Wie alle anderen Rohstoffpreise gerieten auch die Aluminiumpreise im Verlauf des August 2015 infolge der Börsenturbulenzen unter Druck. Die investive Nachfrage ist
explodiert: Die Zahl der Handelskontrakte lag Ende August 2015 über dem doppelten Wert von Ende Juli, dies
stellt den höchsten beobachteten Wert der letzten 15 Jahre dar! Offensichtlich sind viele Anleger günstig eingestiegen, um von der steigenden physischen Nachfrage
u. a. aus der Automobilindustrie sowie anderen Branchen
zu profitieren. Der aktuelle Kapazitätsaufbau in der Primär- und Sekundäraluminiumproduktion ist mittelfristig
notwendig, um Engpässe in zwei bis drei Jahren zu verhindern. Bis Ende 2015 erwarten wir eine Preisbewegung
für Primäraluminium um rund 1.700 US-$ je t in einem
Band von +200 US-$ je t. Die Sekundärlegierung dürften
sich in den nächsten Monaten infolge der leergefegten
Bestände um die 100 US-$/t darüber bewegen.
5
Preistrends Zink/Blei
Zink-/Blei-Lagerbestände
t
1.400.000
1.200.000
1.000.000
800.000
600.000
400.000
200.000
0
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Blei
Zink
28.08.15:
28.08.15:
187.400 t
522.875 t
Quelle: LME
Preisentwicklung Zink
US-$ / t
4.000
3.000
2.000
1.000
0
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
28.08.15: 1.793
Quellen: IHS Global Insight; LME
Preisentwicklug Blei
US-$ / t
4.000
3.000
2.000
1.000
0
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
28.08.15: 1.676
Quellen: IHS Global Insight; LME
Die Zink-Lagerbestände an der LME haben sich bis Ende August 2015 leicht auf gut 0,52 Mio. t erhöht. Der
Lagerbestand an der SHFE bewegt sich um 0,16 Mio. t.
Die Bestände entsprechen nun dem Verbrauch von über
zwei Wochen, was eine gute Versorgung darstellt. Der
Markt wies einen Angebotsüberschuss (gut 155.000 t)
im ersten Halbjahr 2015 auf, der sich so auch fortsetzen
dürfte. Die Bleivorräte an der LME sind ebenfalls auf
rund 187.000 t angestiegen, diejenigen an der SHFE
(14.000 t) gingen stark zurück. Das absolute Niveau der
Bestände entspricht damit unverändert dem Verbrauch
von unter sieben Tagen. Damit ist die Versorgungssituation bei Blei deutlich enger. Im ersten Halbjahr 2015 war
der Markt ausreichend versorgt. Es ergab sich ein Angebotsüberschuss von insgesamt 26.000 t.
Die Zinkminenproduktion erhöhte sich im ersten Halbjahr
2015 um 7,7 %. Obwohl die chinesische Erzeugung noch
bis Ende März rückläufig war, ist nun ein Teil der Produktionsausweitung auf China zurückzuführen. Die Raffinadeproduktion legte etwas stärker zu (+8,4 %). Dies war
vor allem auf Produzenten in China und Indien zurückzuführen. China erhöhte auch seine Einfuhren an Zinkkonzentraten um über die Hälfte auf gut 600.000 t. Der Verbrauch legte dagegen nur um knapp 3 % zu, sodass sich
ein Angebotsüberschuss ergab. Bei dem für 2015 erwarteten Nachfrageanstieg von etwa 3 % dürfte es im Gesamtjahr zu einem Angebotsdefizit von rd. 300.000 t
kommen. Wir prognostizieren für den Zinkpreis bis Ende
des Jahres 2015 eine Bewegung um eine Marke von
1.900 US-$/t mit einer Schwankungsbreite von 300 US-$.
Die Bleiminenproduktion stagnierte im ersten Halbjahr
2015. China und Peru kompensierten Ausfälle in anderen
Ländern. Die Raffinadeproduktion reduzierte sich infolge
eines niedrigeren Ausstoßes u. a. in China und den USA
um 2,1 %. Der Verbrauch verminderte sich leicht stärker
(-2,6 %), wobei die USA den höchsten Rückgang verzeichneten. Bei Blei ergab sich dadurch ein geringer Angebotsüberschuss. Wir erwarten für 2015 einen weltweiten Nachfragezuwachs von bis zu 2 %. Die Automobilproduktion trägt den Nachfragezuwachs 2015. Insgesamt
dürfte sich der Markt auch 2015 wieder weitgehend ausgeglichen darstellen, wir erwarten maximal einen Angebotsüberschuss von 50.000 t. Daher sehen wir bis Jahresende 2015 eine Bewegung um 1.900 US-$/t mit einer
Bandbreite von 250 US-$. Derzeit erwarten wir keine
größeren Lieferstörungen.
6
Kupferpreistrend
Kupferproduktion
Mio. t
25
20
15
10
5
0
2009 2010 2011 2012 2013 2014p 2015p 2016p 2017p
v = vorläufig
Quelle: Metallstatistik
Kupfer-Lagerbestände
p = Prognose
Kupfer
t
650.000
550.000
450.000
350.000
250.000
150.000
50.000
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
31.08.15: 371.250 t.
Quelle: LME
Kupferpreisentwicklung
US-$ / t
11.000
9.000
7.000
5.000
3.000
1.000
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
31.08.15: 5.095
Quellen: IHS Global Insight; LME
Bis Ende Mai 2015 stieg die Kupferminenproduktion um
3,6 %. Da im Vergleich zum Vorjahr die Kapazitäten um
0,4 Mio. t erhöht wurden, sank die Auslastung der Minen
auf 85 %. Die weltweite Primärraffinadeproduktion wuchs
um 2 %, diejenige von Sekundärkupfer um gut 8 %. Der
globale Verbrauch sank dagegen um 3 %. Grund war
primär die um 3 % geringere Nachfrage aus China. Insgesamt dürfte 2015 die weltweite Raffinadeproduktion
auf gut 23 Mio. t anziehen. Davon dürften dann bis zu
4,3 Mio. t aus dem Recycling kommen. Nach den hohen
Angebotsdefiziten der Vorjahre könnte es im laufenden
Jahr zu einem Produktionsüberschuss kommen. Allerdings ist der kräftige Überschuss des ersten Quartals bis
Ende Mai auf gerade einmal 4.000 t abgeschmolzen.
(Aug. : Ø 5.089)
Die Kupfervorräte an der LME haben sich wieder leicht
erhöht. Zuletzt lagen diese bei 371.000 t. Die Lagerbestände an der SHFE wurden mittlerweile stärker abgebaut und betragen nun rd. 123.000 t. Die Bestände der
COMEX liegen derzeit bei gut 36.000 t. Ein Großteil der
Volumina dient der Absicherung von Finanztransaktionen. Die weltweiten Vorräte reichen für den Bedarf von
gut 8 Tagen. Allerdings dürfte 2015 die Minenproduktion
nochmals anziehen, was zu einer Entspannung in der
Versorgungslage führen sollte. Es kam jedoch im August zu Produktionsunterbrechungen (Sambia wegen
Energieversorgungsschwierigkeiten) bzw. Exportunterbrechungen (Indonesien). Dies dürfte die Jahresproduktion dämpfen.
Der Kupferpreis geriet im Verlauf des August 2015 extrem unter Druck und marschierte in Richtung unter die
Marke von 5.000 US-$/t. Dies war das Signal für die investiven Nachfrager: Die Zahl der Handelskontrakte verdoppelte sich im August nahezu. Auch hier wurde das
höchste Niveau der letzten 15 Jahre erreicht. Die physische Nachfrage ist weiter fest. Die Prämien für Kathodenlieferungen haben sich im August im Vergleich zur zweiten Julihälfte auf fast 130 US-$/t über der LME-SpotNotierung verdoppelt. Dies könnte ein Indiz für anziehende Preise darstellen. Mittelfristig dürfte sich die Nachfrage
aus der Bauindustrie verbessern, diejenige aus der ITKBranche ist stabil. Die Erweiterung der Kupferminenkapazitäten begrenzt den Preisanstieg. Bis Ende des Jahres
2015 sehen wir ein Preisniveau von 5.400 US-$/t mit einem Band von 500 US-$ je t um diese Marke.
7
Preistrends Edelmetalle: Gold, Silber, Platin/Palladium
Preisentwicklung Gold
US-$ / Unze
1.800
1.600
1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
31.08.15: 1.135
Quelle: Bloomberg
Preisentwicklung Silber
US-$ / Unze
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
31.08.15: 14,6
Die Goldnachfrage brach im zweiten Quartal 2015 im
Vergleich zu 2014 um 12 % ein. Im Jahresvergleich reduzierte sich die Schmucknachfrage (-14 %) besonders
stark, die industrielle Nachfrage (-1 %) litt unter dem
Dentalbereich. Trotz geopolitischer Krisenherde sowie
der Griechenlandturbulenzen wurden Nettopositionen
bei ETF-Produkten (Exchange Traded Funds) abgebaut.
Während in Europa die physischen Investmentkäufe anzogen, brachen diese im Nahen Osten und Russland
sowie Teilen Asiens (jedoch nicht in China!) ein. Angebotsseitig fiel sowohl die Minenproduktion (-4 %) wie
auch das Goldrecycling (-8 %) geringer aus. Der Goldpreis dürfte sich in den nächsten drei Monaten um
1.200 US-$/oz. mit einer Bandbreite von 200 US-$ bewegen.
Für das Jahr 2015 wird nach einem starken ersten Halbjahr nun mit einem Zuwachs von 2 % für die industrielle
Silbernachfrage gerechnet. Träger dürfte u. a. die Photovoltaik sein. Im Segment der Schmucknachfrage wird
nicht zuletzt aufgrund gesunkener Preise ein Anstieg um
5 % erwartet. Angebotsseitig wird allerdings mit einem
Rückgang von bis zu 5 % gerechnet, was sich durch
Produktionsmeldung für die ersten sechs Monate 2015
abzeichnet. Dies dürfte zu einem Angebotsdefizit führen.
Entscheidend ist daher die Entwicklung der Investmentnachfrage zu. Zuletzt wurden die Silber-ETF’s kräftig
aufgestockt. Wir sehen daher in den nächsten drei Monaten ein Aufwärtspotenzial und eine Preisbewegung
um rund 15 US-$/oz. mit einem Band von 2 US-$.
Quelle: Bloomberg
Preisentwicklung Platin/Palladium
US-$ / Unze
2.200
1.900
1.600
1.300
1.000
700
400
100
2009
2010
2011
Platin
Palladium
Quelle: Bloomberg
2012
2013
2014
2015
31.08.15: 1.010
31.08.15: 601
Im Gesamtjahr 2015 dürfte es infolge eines Anstiegs der
physischen Platinnachfrage wohl zu einem Angebotsdefizit kommen. Zudem hat es streikbedingte Produktionsausfälle (u.a. in Südafrika)gegeben. Stark reduzierte Investitionen in Südafrika dürften auch 2016 eine weiter
sinkende Minenproduktion bewirken. Wir erwarten jedoch in den nächsten Monaten einen Aufbau der Bestände an ETF‘s (Exchange Traded Funds). Bei Palladium erwarten wir eine weitere Zunahme der physischen
Nachfrage aus der Automobil- und Elektronikindustrie.
Wir sehen ebenfalls ein Angebotsdefizit. Wir erwarten für
den Platinpreis bis Ende des vierten Quartals 2015 eine
Bewegung um 1.100 US-$/oz. in einem Band von 200
US-$. Für Palladium ist bei einem erneuten Angebotsdefizit weiter von einer Bewegung um 600 US-$/oz. in einem Band von +100 US-$ auszugehen.
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Preistrends Öl/Gas
Brent - Ölpreisentwicklung
US-$ / Barrel
140
120
100
80
60
40
20
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
31.08.15: 54,2
31.08.15: 49,2
nachrichtlich: WTI
Quelle: Bloomberg
Lagerbestände Rohöl USA
Tsd. Barrel
500.000
450.000
400.000
350.000
300.000
250.000
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Aug.: 453.999
Quelle: E.I.A.
Grenzübergangspreis Gas
Preis in Euro/TJ (ohne Erdgassteuer)
9.000
8.000
7.000
6.000
5.000
4.000
3.000
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Jun.: 5.785
Quelle: Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
Der Rohölpreis sackte seit Beginn der Börsenturbulenzen in China in Richtung 40 US-$ je Barrel Brent ab, erholte sich zwischenzeitlich aber wieder leicht. Der Anstieg der Weltrohölnachfrage wird 2015 nun mit
1,38 mbd (Million Barrel per Day) erneut höher erwartet.
Gleichwohl bestehen Überkapazitäten. Insbesondere
Saudi-Arabien fördert auf hohem Niveau. Dagegen kann
der Iran frühestens gegen Ende 2016 seine Tagesproduktion um 1 mbd erhöhen. Das Schließen der Bohrlöcher in Nordamerika setzt sich derzeit nicht weiter fort;
jedoch sind seit einem Jahr fast 60 % der aktiven Bohrlöcher stillgelegt worden. Trotz erheblicher geopolitischer Turbulenzen ist die Versorgung sehr gut. Wir sehen den Rohölpreis bis Ende 2015 in einem Band um
55 US-$ je Barrel Brent mit einer Bandbreite von
+15 US-$ je Barrel.
Auch wenn die Rohölvorräte in den USA zuletzt kräftig
sanken, bewegen sie sich weiterhin auf hohem Niveau.
Sie übersteigen den Vorjahreswert um gut ein Drittel und
lagen am Monatsende bei über 455 Mio. Barrel. Die übrigen Destillate und Benzin weisen mit 150 Mio. Barrel
bzw. 214 Mio. Barrel ebenso einen sehr hohen Bestand
aus. Die Propanbestände liegen um ein Viertel über dem
Vorjahresstand. Obwohl sich die Anzahl an aktiven
Bohrlöchern seit Oktober 2014 halbiert hat, liegt die Inlandsförderung von Rohöl auf hohem Niveau. Die gute
Versorgungslage der USA stabilisiert das globale Preisniveau. Selbst wenn die Nettoexporte von Rohöl sinken
sollten, trägt die USA erheblich zur globalen Versorgungssicherheit bei.
Die Gasvorräte in den USA liegen nach kontinuierlichen
Aufstockungen vor Beginn der Heizperiode auf dem Niveau des langjährigen Vergleichswerts. Die Notierungen
im amerikanischen Spotmarkt bewegen sich nun bei
2,7 US-$ je mm btu. Das deutsche Preisniveau liegt erheblich darüber. In Deutschland setzte sich die rückläufige Inlandsgewinnung von Erdgas im ersten Halbjahr
2015 mit 2,6 % fort, die Importe stiegen dagegen um gut
19 %. Russlands Lieferanteil beträgt aktuell gut 34 %.
Obwohl kein Ende der Ukraine-Krise in Sicht ist, sollte
es zu keinen Lieferstörungen in die EU kommen. Der
Grenzübergangspreis zog im Juni zwar wieder an, lag
aber um über 7 % unter dem Vorjahr. Nach den Turbulenzen an den Börsen verbunden mit einem Rückgang
des Ölpreises erwarten wir in den nächsten Monaten ein
leichtes Absinken des Grenzübergangpreises.
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Preistrends Polymer-Vorprodukte und Kunststoffe
Entwicklung von Naphtha, Ethylen und Propylen
(Europa bzw. Japan)
EUR / t
1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
0
-200
-400
200 9
201 0
201 1
201 2
201 3
Naphtha CIF Jap an Spot
201 4
201 5
Pro pyle n CIF NWE S pot
Ethylen CIF NWE Spot
Quelle: EIA, Bloomberg, IKB
Preise von Vorprodukten (Europa bzw. Japan)
Preis*
Rohöl
Naphta (Japan)
Propylen
Ethylen
Benzol
VCM
Mai 15
Jun 15
Jul 15
Aug 15
62,2
518
1053
1167
751
615
60,2
506
1046
1210
767
651
54,2
456
948
1066
788
609
45,4
393
838
983
626
573
* in EUR/t außer Rohöl (Brent) in USD/bbl
VCM: Vinylchlorid
Quelle: Bloomberg
Erwartete Preisentwicklung von Polymeren (Europa)
Preisentwicklung*
Horizont 1-2 Monate
PP Homo°
HDPE°
PS Normal
PVC
PET
* in EUR/t
Quelle: IKB
° Spritzguss-Qualitäten
Im Zuge des Einbrechens der Rohölpreise – auch auf
Euro-Basis – sackten ebenfalls die Preise für Naphtha
ab. Die europäischen Notierungen reduzierten sich im
Verlauf des August um rund 75 US-$ und scheinen jetzt
ihren Boden gefunden zu haben. Bei nicht weiter sinkenden Rohölpreisen sollte nun auch die Talfahrt bei
Naphta beendet sein. Die Preise für Polymere gaben
ebenfalls nach, wobei die Preisanpassungen sehr unterschiedlich ausfielen. Der Preis für das Folgeprodukt
Ethylen (C2) sank infolge von Force majeure (u. a. bei
Unipetrol in Tschechien) nur um knapp 8 %. Bei Propylen (C3) reduzierte sich zunächst der Kontraktpreis für
August um 80 US-$/t, danach wurden höhere Abschläge
verbucht. Bei Benzol dürften die Preise auch im September-Kontrakt nochmals kräftig nachgeben.
Nachdem zuletzt die Rohölnotierungen wieder deutlich
fester waren, sollte sich auch der Naphtapreise stabilisieren. Propylenpreise dürften seitwärts gehen. Der
Markt gilt in allen Regionen als momentan sehr gut versorgt. Benzolpreise könnten nochmals leicht nachgeben,
zumal die chinesischen Importe stark gesunken sind.
Die niedrigeren Benzolpreise drücken entsprechend die
Styrolpreise; der September-Kontrakt verbilligte sich um
rund 100 €/t. Vinylchlorid gab deutlich weniger nach, hier
ist noch Preissenkungspotenzial. Bei Ethylen sehen wir
eine Seitwärtsbewegung.
Die Versorgungslage bei HDPE hat sich im August 2015
infolge neuer Force majeure nicht verbessert. Verstärkt
wird ein Ausgleich durch Importe gesucht, insgesamt
sehen wir nur noch geringe Preisrückgänge. Der Markt
für PP gilt als gut versorgt, die meisten Anlagen produzieren normal. Die Preise könnten daher stärker nachgegen. Bei PS gibt es trotz Wartungsarbeiten bei einem
Produzenten keine Engpässe, die Preise sollten leicht
sinkend tendieren. Bei PVC sind ebenfalls keine Versorgungsengpässe vorhanden. Trotz Belebung der Bauwirtschaft dürfte es leichte Preisreduktionen geben. Für
die Notierung von PET sehen wir aufgrund der ordentlichen Marktversorgung weitere Preisanpassungen nach
unten.
Verantwortlich für den Inhalt (abgeschlossen am 4. September 2015):
IKB Deutsche Industriebank AG, Wilhelm-Bötzkes-Straße 1, 40474 Düsseldorf
Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Ralf Heidrich
Die in dieser Studie enthaltenen Informationen beruhen auf Quellen, die von der IKB Deutsche Industriebank AG („die IKB“) für zuverlässig erachtet werden. Für Richtigkeit, Vollständigkeit
und Aktualität der in der Studie enthaltenen Informationen übernimmt die IKB jedoch keine Gewähr. Die von den Autoren geäußerten Meinungen sind nicht notwendigerweise identisch mit
Meinungen der IKB. Die Studie ist weder als Angebot noch als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder eines sonstigen Anlagetitels zu verstehen.
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