Datum: 09.01.2016 Hauptausgabe Die Südostschweiz 7007 Chur 081/ 255 50 50 www.suedostschweiz.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 33'654 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Themen-Nr.: 999.208 Abo-Nr.: 1095889 Seite: 26 Fläche: 122'597 mm² Die Heiratsstrafe, ein ewiges Übel? Am 28.Februar stimmen wir Über die Volksinitiative der CVP «Für Ehe und Familie - gegen die Heiratsstrafe» ab. Einig sind sich alle Parteien, die steuerliche Benachteiligung von Ehepaaren abschaffen zu wollen - aber nicht mit den Rezepten der CVP von Sven Altermatt muss er sich dem Entscheid des Was fordert die Heiratsstrafe- Parlaments fügen. Dieses hat die zur Individualbesteuerung wohl vom Tisch. Diese Einschränkung ging vor allem bürgerlichen Parlamentariern zu weit. Mit der Individualbesteuerung würden Ehepaare ihr Einkommen nicht mehr zusammen, sondern jeweils einzeln versteuern. Initiative? Die Initiative der CVP Nein-Parole beschlossen. will die sogenannte Heiratsstrafe beseitigen: Ehepaare sollen im Was ist das Hauptargument Steuerrecht gleich behandelt werden der Gegner? Die Initiative wie Unverheiratete. Vor allem Doppeldefiniert die Ehe als «auf Dauer verdiener-Ehepaare sind heute noch angelegte und gesetzlich geregelte Warum stösst die Initiative immer schlechter gestellt - was Lebensgemeinschaft von Mann und trotz Nachbesserungen imdas Bundesgericht schon 1984 als Frau». Mit diesem Passus hat sich die mer noch auf Ablehnung? Den diskriminierend erklärte. Mit der CVP keinen Gefallen gemacht. Andere Ausschlag im Parlament gaben letztInitiative soll zudem verhindert Lebensformen würden per Verfaslich die hohen Kosten, die die Initiatiwerden, dass Ehepaare bei den Sozial- sung von der Ehe ausgeschlossen. ve verursachen würde. Diese verlangt versicherungen benachteiligt werden. «Man könnte darüber nicht einmal nämlich nicht nur eine Gleichbehandmehr auf Gesetzesstufe diskutieren», lung von Ehepaaren bei den Steuern, Wie präsentiert sich die sagt die abtretende Finanzministerin sondern auch bei den Sozialversicheheutige Situation? Die Heirats- Eveline Widmer-Schlumpf. rungen. Die bürgerlichen Gegner strafe betrifft hauptsächlich die warnen: Allein bei der AHV könnten Bundessteuer, denn die meisten KanWarum wurde die umMehrausgaben von zwei Milliarden tone haben ihre Gesetzgebung bereits stritten Ehedefinition nicht Franken drohen, wenn die Plafonieangepasst. Laut dem Bundesrat sind einfach gestrichen? Die CVP rung von Ehepaarrenten aufgehoben derzeit noch rund 8000o Ehepaare versuchte zu retten, was noch zu würde. Bei den Sozialversicherungen benachteiligt. Trotz allfälliger Abzüge retten war: Die Gegner betrachteten seien die Ehepaare heute alles andere und einem milderen Tarif zahlen sie ihre Initiative als Trick, um die Ehe als benachteiligt, auch dank Erleichteim progressiven Steuersystem unverfür Homosexuelle zu verunmöglichen rungen. So kommen sie etwa in den hältnismässig viel, weil ihre Einkomund die Individualbesteuerung lang- Genuss von Witwenrenten, die unmen zusammengerechnet werden. fristig zu verhindern. Deshalb zeigte verheirateten Paaren nicht zustehen. Wer unterstützt die Initiative? sich die CVP bereit, die Ehedefinition Die Linke fürchtet sich dagegen vor Steuerausfällen. Die Abschaffung der zu streichen. Auch die eingetragene Und wer bekämpft sie? Heiratsstrafe soll, je nach Umsetzung, Partnerschaft sollte berücksichtigt Neben der CVP stellten sich im zu Mindereinnahmen von bis zu werden. Ein entsprechender GegenParlament auch SVP, BDP und EVP 2,3 Milliarden Franken führen. hinter die Initiative. Dagegen waren vorschlag zur eigenen Initiative FDP, SP, Grüne und GLP. Die Neinscheiterte jedoch im Parlament. AnWie geht es nach der AbstimParole haben zudem die grossen genommen wurde vorerst ein direkter mung am 28.Februar weiter? Wirtschaftsverbände und der Gegenvorschlag, der auf eine EheDie Heiratsstrafe soll abgeschafft Gewerkschaftsbund gefasst. definition verzichtete. Am Ende wurwerden - zumindest das wollen alle Der Bundesrat unterstützte de dieser in der Schlussabstimmung Parteien. Uneinig sind sie sich über die beste Form der Ehepaarbesteueerst die Initiative. Warum ist des Ständerats ebenfalls abgelehnt. rung. Wird die CVP-Initiative aner nun plötzlich dagegen? Die Ehe wird von der CVP genommen, könnte sie laut dem Weil er dazu verpflichtet ist. Der auch als WirtschaftsgemeinBundesrat etwa mit einem SplittingBundesrat erachtet die Initiative schaft definiert. Warum system umgesetzt werden. Das gegrundsätzlich als Möglichkeit, um meinsame Einkommen des Ehepaares die steuerliche Benachteiligung von kritisieren das die Gegner? Wird die Ehe als Wirtschaftsgemeinschaft wird demnach zu einem tieferen Satz Ehepaaren aufzuheben. Allerdings verstanden, ist ein späterer Wechsel 8 3 9 4 7 Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 60248192 Ausschnitt Seite: 1/4 Datum: 09.01.2016 Hauptausgabe Die Südostschweiz 7007 Chur 081/ 255 50 50 www.suedostschweiz.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 33'654 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich besteuert als das gleich hohe Einkommen einer unverheirateten Person. Die CVP wünscht sich ein solches System. Gemäss dem Wortlaut ihrer Initiative sind jedoch alle Modelle der gemeinsamen Besteuerung möglich. OUnd wasNepinarieirtrd bei 1 Initiative abgelehnt, stehen sämtliche Modelle zur Besteuerung offen. Auch die Individualbesteuerung. Der Bundesrat liebäugelt mit einem flexiblen Ansatz: Die Steuerbehörde soll bei Ehepaaren von Fall zu Fall prüfen, ob eine höhere Belastung vorliegt und die geschuldete Steuer gegebenenfalls reduzieren. Dieses Modell wurde in der Vernehmlassung aber stark kritisiert. Themen-Nr.: 999.208 Abo-Nr.: 1095889 Seite: 26 Fläche: 122'597 mm² CVP - ini..--av--,tiFamilienti e suedostschweiz.ch/dossier Problem Ehe: Verheiratete Paare müssen mehr Steuern bezahlen als Konkubinatspaare - das soll sich ändern. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Bild Andrew Harnik/Keystone Argus Ref.: 60248192 Ausschnitt Seite: 2/4 Datum: 09.01.2016 Hauptausgabe Die Südostschweiz 7007 Chur 081/ 255 50 50 www.suedostschweiz.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 33'654 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich Themen-Nr.: 999.208 Abo-Nr.: 1095889 Seite: 26 Fläche: 122'597 mm² Ist die Initiative der richtige Weg? PRO Martin malen Rente. Und immer noch sind 80000 verheiratete Paare von der Heiratsstrafe betroffen und bezahlen mehr Steuern als im Konkubinat lebende Paare. Dies hat auch das Bundesgericht erkannt und Bundesrat und Parlament mehrmals aufgefordert die Heiratsstrafe abzuschaffen. Leider ohne Erfolg. Die CVP hat deswegen zum Candinas Bündner CVP- Nationalrat «Verheiratete zahlen mehr Steuern als NichtVerheiratete» Seit Jahrzehnten wird in Bundesbern über die Abschaffung der Heiratsstrafe diskutiert und dies ohne nennenswerten Erfolg. Nach wie vor erhalten unverheiratete, zusammenlebende Rentnerpaare zwei volle AHVRenten, Ehepaare allerdings nur 150 Prozent der maxi- Mittel der Volksinitiative gegriffen. So möchten wir dafür sorgen, dass die Heiratsstrafe ein für alle Mal abgeschafft wird und der nun schon Jahrzehnte dauernde Eiertanz sein Ende findet. Wir möchten dabei auch einen Systementscheid für die gemeinsame Besteuerung von Ehepaaren und gegen die Individualbesteuerung herbeiführen. Warum? Die Einführung der Individualbesteuerung würde den administrativen Aufwand Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen der Steuerverwaltungen und damit die Kosten massiv steigern. Für die CVP ist zudem klar, dass die Institution der Ehe einen besonderen Schutz verdient. Die heute bestehende Diskriminierung der Ehe steht in einem groben Missverhältnis dazu. Die von den Gegnern der Initiative geltend gemachte Kritik an der Definition der Ehe als Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau, notabene jenes Eheverständnisses, das bei der Totalrevision der Bundesverfassung 1999 von Volk und Ständen explizit gutgeheissen wurde, ist fehl am Platz. Erstens, weil eingetragene Partnerschaften der Ehe in Steuersachen gleichgestellt sind und zweitens, weil die vorliegende Initiative eine Diskriminierung in unserem Steuerrecht beseitigen möchte. ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 60248192 Ausschnitt Seite: 3/4 Datum: 09.01.2016 Hauptausgabe Die Südostschweiz 7007 Chur 081/ 255 50 50 www.suedostschweiz.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 33'654 Erscheinungsweise: 6x wöchentlich CONTRA neue Familienformen Barbara Gysi St. Galler SP-Nationalrätin «Die Initiative entlastet primär wohlhabende Ehepaare» Die CVP will mit ihrer Initiative in die Ver- fassung schreiben, dass allein die Lebensgemeinschaft von Mann und Frau als Ehe zu gelten hat. Die CVP diskriminiert damit Hunderttausende gleichgeschlechtlicher Paare und blendet die gesellschaftlichen Veränderungen und völlig aus. Andere sexuelle Orientierungen, Konkubinat und Patchworkfamilien kommen in ihrem Weltbild anscheinend nicht vor. Die CVP torpediert damit auch die Bemühungen für eine «Ehe für alle» oder «Ehe light». Die steuerliche Besserstellung traditioneller Ehepaare, wie sie die CVP verlangt, kommt uns erst noch sehr teuer zu stehen. Bund, Kantone und Gemeinden verlieren zwei bis drei Milliarden Franken Steuereinnahmen pro Jahr, obwohl lediglich rund 80000 Ehepaare oder Familien davon profitieren werden. Die CVP-Initiative entlastet damit in erster Linie wohlhabende Ehepaare. Diese Steuer- erleichterungen sind überholt, denn in vielen Kantonen wurden in den letzten Jahren die Steuergesetzgebungen angepasst und Ehepaare gleich oder gar bessergestellt. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen Themen-Nr.: 999.208 Abo-Nr.: 1095889 Seite: 26 Fläche: 122'597 mm² Gleiches gilt für die Sozialversicherungen: Auch dort gibt es unter Berücksichtigung aller Komponenten keine Schlechterstellung der Ehepaare. Dies hielten der Bundesrat und die Finanzkommission in der Debatte fest. Wirklich gravierend ist hingegen, dass die neue Verfassungsbestimmung die Individualbesteuerung verunmöglicht. Die individuelle Besteuerung, unabhängig vom Zivilstand, ist die gerechteste Besteuerungsform. Leider verweigerte sich die CVP in der Debatte einem Gegenvorschlag und zieht es vor, mit dieser Initiative grosse Einnahmenausfälle zu riskieren und überholte Wertvorstellungen zu zementieren. Lehnen Sie darum wie der National- und Ständerat diese diskriminierende Initiative ab. ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 60248192 Ausschnitt Seite: 4/4
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