12/2011 Firmenvorstellung in der Steir. Frächterzeitschrift

TRANSPORTRAIT
„Ein österreichischer Transporteur
versucht in einer Nische
zu überleben“
Die Pircher & Pircher GmbH setzt auf den Standort Österreich. Trotz
explodierender Kosten und der Tatsache, dass man als Frächter stets
der Letzte in der Kette ist und dementsprechend Nachteile hat.
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D
as Familienunternehmen Pircher
& Pircher GmbH, das 1992
von Gerhard Pircher gegründet wurde, ist in einem Nischengeschäft für
Spezialtransporte tätig. „Um überhaupt als Transporteur in Österreich
überleben zu können, muss man sich
einfach spezialisieren“, meint der
Gründer des Unternehmens, Gerhard
Pircher. Weiter sieht er die derzeitige
Marktsituation so: „Die Preise sind dermaßen im Keller und der Markt wird
vom Osten mit Billigst-Transporteuren
einfach überschwemmt, da muss man
als Kleiner schauen, wie man mithalten kann.“ „In der Frächterbranche
muss man halt flexibel sein“, sagt
Roswitha Möstl, Prokuristin bei
Pircher & Pircher GmbH.
Die Pircher & Pircher GmbH mit
Sitz am Grazer Hödlweg beschäftigt
16 Mitarbeiter. „Unsere zwölf SpezialFahrzeuge fahren in ganz Österreich
und in Süddeutschland“, weiß
Manuela Hiebaum, verantwortliche
Disponentin des Unternehmens. Mit
so einem Nischengeschäft werden an
die Lkw höhere Ansprüche gestellt. So
sind die Fahrzeuge mit Hebebühnen
(bis zu 9 t Hebekraft) ausgestattet und
können eine Bauhöhe von 3,75 Metern
transportieren. Es können Stapler
und andere Maschinen, Traktoren,
Baumaschinen,
Oldtimer
und
Fahrzeuge bis zu 12 t Eigengewicht
indoor transportiert und ohne Rampen
oder andere Hilfen beim Kunden mit
den eignen, speziellen Hebebühnen
und Auf-/Abfahrtsrampen angeliefert
werden. Die Spezialtransporter von
Pircher & Pircher GmbH können im
Bedarfsfall verbreitert, tiefergelegt –
mittels versenkbaren Tiefbetten – und
höher gestellt werden, alles vollautomatisch. Firmengründer Gerhard
Pircher plant und überlegt am liebsten die Ideen für die Umgestaltung
der Spezialtransporter selbst und sitzt
auch noch manchmal gerne hinter dem
Steuer.
Der Einsatz hat sich gelohnt: „Heute
sind wir in Österreich einer der größten Staplertransporteure“, sagt Gerhard
Pircher stolz. Das Unternehmen ist für
viele namhafte Staplerfirmen tätig und
konnte seinen Einsatz um ca. 60 %,
verglichen mit dem Vorjahr, steigern.
Die Ausstattung der Spezial-Lkw
des Unternehmens kostet viel Geld.
Rund 130.000 Euro beträgt der
Aufpreis für einen Auflieger, dazu
kommt noch die Wartezeit für eine
Ausführung
mit
Auffahrtsrampe
und Spezial-Hebebühnen von bis zu
einem Jahr. Nicht nur das, auch die
Wirtschaftsprognosen und die laufenden Kosten, die gerade exorbitant
steigen und die gesamte Branche hart
treffen, machen zu schaffen. Wie lange kann das ein kleines Unternehmen,
das auf Qualität setzt, noch aushalten? Was davon kann man vom
Kunden fordern? „Meist nur wenig“,
meint die Prokuristin. „Es ist oft sehr
schwierig die steigenden Kosten an
die Kunden weiter zu verrechnen.“ In
den letzten Jahren habe man nur geringe Preiserhöhungen herausschlagen können, meint Möstl, auf den
Treibstoffkostenerhöhungen
bleibe
man großteils sitzen – obwohl sich die
größten Kostenpunkte wie Treibstoff
oder Maut innerhalb eines Jahres um
bis zu 30 Prozent erhöht hätten. Da
muss ein echtes Umdenken in der
Branche und bei den Kunden her. „Als
Frächter muss man höchste Qualität
bieten, um den Kunden zu befriedigen,
da muss der Kunde auch bereit sein,
mehr zu bezahlen.“
Der Unternehmer, der stets darauf
achtet, dass die Pircher & PircherLkw auf der Straße ein eindrucksvolles Bild vermitteln, hat noch einen
anderen Grundsatz: Die Firma bleibt
in Österreich. Eine Auslagerung von
Firmenteilen in kostenmäßig günstigere Länder kommt nicht in Frage.
„Slowenien oder Ungarn waren für uns
nie ein Thema“, erklärt Pircher.
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